Innovatives Lernen mit Tablets, Graz (1)

von S. V.

Tag 1 – Sonntag, 05.Mai 2019

Gestern bin ich gemeinsam mit zwei weiteren Kolleginnen aus Dithmarschen angereist. Wir haben den Flug von Hamburg nach Wien genommen, um dann mit dem Zug nach Graz zu fahren. Die Fahrt aus der Österreichischen Hauptstadt war wunderschön und beeindruckend. Am späten Abend haben wir schließlich unsere Unterkunft erreicht und sind nach einem kurzen Essen direkt ins Bett gefallen.

Heute ist der erste Tag in Graz. Ich beschließe mit den zwei Kolleginnen die Stadt zu erkunden, was sich als sehr lohnenswert erweist (auch wenn der Fußweg ins Zentrum – und auch zu atempo – 40 Minuten beträgt): die Stadt ist schön und überraschend grün. Besonders gut gefallen hat mir die Altstadt, die schönen alten Häuser mit ihren Balkonen sind einfach traumhaft.

Außerdem schauen wir uns schon mal das Gebäude von atempo an, wo das Lernprogramm in den nächsten Tagen stattfinden wird, an. Anschließend organisiere ich mir ein Wochenticket für die Bahnen und Busse und mache mich dann bereit für das erste Treffen am Abend. Wir versammeln uns beim Wienerwirt auf ein Kennenlernen und Abendessen. Insgesamt sind zehn von insgesamt 14 Teilnehmern zum Essen erschienen: zwei Teilnehmer aus Bulgarien, der Rest ist aus Deutschland angereist. Die zwei Dozenten scheinen sehr nett zu sein. Bei einem leckeren Tafelspitz kommen wir ins Gespräch und ich freue mich schon jetzt auf den morgigen Tag mit allen und bin gespannt, was wir lernen werden.

Tag 2 – Montag, 06.Mai 2019

Morgens versammeln wir uns alle um 9 Uhr im Gebäude von Atempo. Zunächst wird uns das Programm für die anstehende Woche vorgestellt und erläutert. Nachdem wir von unseren Sitznachbarn und Bekanntschaften getrennt und in neuen Kleingruppen zusammengewürfelt werden, bekommen wir eine kleine Aufgabe, die sogenannte Marshmallow Challenge: Dabei bekommt jedes Team, bestehend aus fünf Teilnehmern, rohe Spaghetti-Nudeln, ein Klebeband, Faden und ein Marshmallow. Die Aufgabe besteht darin, einen möglichst hohen Turm aus den vorhandenen Materialien zu bauen – ohne dabei andere Hilfsmittel zu benutzen. Nicht zuletzt durch die clevere Denkweise der Männer in meinem Team, gewinnt unser Tisch diese Challenge. Rückblickend reflektiert war das eine tolle Aufgabe, um das Team zusammenzuführen, einander von einer anderen Seite kennenzulernen, miteinander Spaß zu haben und gemeinsam etwas zu erschaffen. Diese Challenge merke ich mir für meinen Unterricht.

Anschließend bekommen wir einen Rundgang durch das Haus „Atempo“. Uns wird erklärt, dass hier viel Wert daraufgelegt wird, auch behinderten Menschen die Möglichkeit der Arbeit zu bieten. Da es in Österreich keine Jobzentren gibt, wird versucht sie hier soweit es geht zu unterstützen – beispielsweise mit Jobs als Hilfskoch. Das gefällt mir wirklich gut, die Inklusion findet hier auf optimale Art und Weise statt. Hier essen wir später auch (fast) alle gemeinsam zu Mittag und tauschen uns dabei in netter Runde aus.

 

Nun kommen wir schon zum Projekt „Papierloses Klassenzimmer“: Zunächst soll jeder mithilfe des iPads eigenständig einen Steckbrief erstellen und sich danach vor dem gesamten Kurs vorstellen und seinen Steckbrief präsentieren und erläutern. Meiner sieht folgendermaßen aus:

Im Anschluss daran, werden wir aufgefordert, Lern-Apps vorzustellen, die wir bereits kennen und für gut befinden, idealerweise sogar schon im Unterricht anwenden. Eine Mathematik-App wird präsentiert: „AB Mathe“ heißt sie und ist ein Rechenspiel für Kinder im Alter von fünf bis elf Jahren. Hier werden grundlegende mathematische Fähigkeiten wie Kopfrechnen, Addieren und Multiplizieren geübt. Dabei stehen mehrere Niveaus und Schwierigkeitsstufen zur Verfügung. Ich finde die App super und habe sie direkt auf das iPad geladen.

Des Weiteren wird uns die App „Fingerzahlen“ gezeigt, bei der es darum geht, möglichst schnell Mengen zu erkennen und mit den Fingern zu legen.

Außerdem experimentieren wir mit der „Sprachausgabe“ (Textstellen oder Bildschirminhalt wird laut vorgelesen – perfekt für blinde Menschen, genau wie Sprachsteuerung über „Siri“) sowie „Spracheingabe“ (mit meiner Stimme ganz schnell und einfach über die Diktierfunktion und das Mikrofon schreiben) herum. Diese Bedienungshilfen finden sich in den Einstellungen des iPads und die vorgestellten Apps sind kostenlos.

Auch ich stelle Apps vor: „Monster ABC“ zum Erlernen des Alphabets und „Conni Rechnen“ zur Stärkung grundlegender mathematischer Kenntnisse. Ich arbeite sehr gern mit diesen Apps und die anderen Teilnehmer schienen die beiden auch sehr spannend zu finden und geben mir tolles Feedback dazu. Und so geht der Tag heute erfolgreich zu Ende.

 

Tag 3 – Dienstag, 07.Mai 2019

Heute treffen wir uns um 8 Uhr morgens, um in die erste iPad-Schule Österreichs zu fahren und sie zu besuchen. Nachdem wir vom Direktor der iPad-Schule Jennersdorf empfangen und begrüßt werden, wird uns das Konzept der Schule erläutert. Jede Klasse sei mit Beamern, Computern, AppleTV und iPads ausgestattet. Die Schule selbst habe 280 iPads, doch in der Regel bringt jeder Schüler sein eigenes iPad mit, das die Eltern bezahlen oder auf Raten finanzieren. Ob Pausenraum, Turnhalle oder Klassenzimmer – jede Ecke sei hier mit W-Lan ausgestattet.

Besonders spannend: Auch wenn iPads erlaubt sind – es herrscht ein striktes Handy- und Smartphone-Verbot. Wer eins mitbringt, muss es einschließen, anderenfalls wird es vom Direktor konfisziert. Jeder Lehrer der Schule (darunter befinden sich 12 geprüfte Informatiker) hat 15 Pflichtstunden zu absolvieren, in denen es darum geht, die Arbeit mit iPads zu erlernen, im Schnitt machen hier aber alle um die 60 Stunden. Des Weiteren gibt es regelmäßig interne Schulfortbildungen zum Thema iPad. Außerdem finden immer wieder internationale Projekte in der Schule statt, die immer reich an Teilnehmern sind.

Schließlich wird uns gezeigt, was so ein iPad überraschenderweise kann: Die Lehrer haben am Ende des Schuljahres ein iPad-Konzert aufgeführt, bei dem sie mithilfe der Tablets klassische sowie kubanische Musik gespielt haben. Davon wurde uns ein Videofilm gezeigt.

Obwohl die Schule vollständig digitalisiert ist, bedeutet das nicht, dass es keine Stifte und Bücher gibt: Auf jedem Tisch befinden sich neben den iPads immer Schreibwerkzeug und Hefte, denn es ist sehr wichtig, dass die Schüler nicht nur mit ihrem Finger auf dem iPad schreiben können, sondern auch mit Füllfederhaltern im Heft. Vor allem Schreibschrift werde hier stark gefördert.

Im Anschluss an die Vorstellung besuchen wir eine 7. iPad-Klasse, wo wir gemeinsam mit den Schülern Arbeitsblätter erarbeiten. Hier wird uns auch noch mal erklärt, dass es über zwei Jahre lang eine Testphase mit iPads in einer Klasse gab. Das Konzept war offensichtlich sehr erfolgreich, so bekam die iPad-Schule überhaupt ihre Daseinsberechtigung.

Zum Schluss bekommen wir von der stellvertretenden Schulleiterin eine Führung durch das Gebäude, samt Küche (Rezepte befinden sich hier – natürlich – auf den iPads), Turnhalle und Klassenzimmern.

Und zum Schluss teilen wir unseren Kurs in zwei Gruppen: Ich fahre mit meiner Gruppe zur Schokoladenfabrik Zotter, die anderen (die offenbar schon süß genug sind) gehen zur Besichtigung einer mittelalterlichen Riegersburg. Ein wahrlich krönender Abschluss eines spannenden Tages.

 

Tag 4 – Mittwoch, 08.Mai 2019

Wir starten den heutigen Tag mit einem digitalen Lerncafé: Die Lernenden von Atempo präsentieren uns all die Apps, mit denen sie spielend lernen. Eine schöne Arbeitsweise, denn durch ihre Behinderungen sind sie alle auf einem unterschiedlichen Stand und so kann eine Inklusion samt Binnendifferenzierung stattfinden, da jeder auf seinem Level arbeitet. Ich setze mich zu einem der Lernenden und begleite ihn einige Zeit durch seinen Unterricht.

Überraschend, wie eigenständig sie dabei teilweise sind. Das finde ich einfach klasse! Die Apps, die ich dabei kennengelernt habe:

  • Osmo Pizza Co. – Hilft dabei Mathematik, den Umgang mit Geld sowie soziale Fähigkeiten zu erlenen, indem sie mit Spielsteinen und der iPad App eine Pizzeria führen.
  • Osmo Monster – Wir sind kreativ! Mit Ismo Monster werden Zeichnungen der Lernenden Teil einer magischen, animierten Welt.
  • Tynker – Mit dieser App kann man auf spielerische Art und Weise das (einfache) Programmieren lernen.
  • Osmo Words – für Kinder und Jugendliche gemacht, um neue Wörter zu lernen und richtig schreiben zu üben.
  • Tangram – Hier kann man unterschiedliche Formen auf dem Bildschirm miteinander kombinieren.

Im Anschluss daran nähern wir uns dem Themenbereich „Mindmapping“ – sprich: Wissen entwickeln und organisieren. Thomas, einer der Kursleiter, erklärt uns, wie wir unsere Gedankenwelt zu verschiedenen Stichwörtern nicht mehr nur auf dem Papier, sondern mit der „Mindmap“-App digitalisieren können. So sieht meine Mindmap zum Thema VHSn beispielsweise aus – es war der erste Testversuch:

Außerdem lernen wir „Quizlet“ kennen, ein Karteikartensystem, das mal etwas anderes ist als die klassischen Karteikarten, die man aus der Schule kennt. Diese App laden wir uns eigenständig herunter, vgl. quizlet.com, und üben darin. Einige Lernspiele sind dabei sehr interessant und passend für Orientierungskurse (Themenvielfalt: Politik, Literatur, Geschichte usw.)!

Zum Schluss gibt es einen Spaziergang durch Graz, wonach wir gemeinsam bei einer wohlverdienten Pizza in der hiesigen L’Osteria den Tag ausklingen lassen.

 

Tag 5 – Donnerstag, 09.Mai 2019

Am heutigen Tag steht gleich morgens eine Entscheidung an, denn es gibt für den Vormittag zwei Angebote: Die Mehrstufenklasse und multikulturelle iPad-Klasse der VS Hirten zu besuchen oder – und dafür entscheide ich mich – Digitalisierung bei der Erwachsenenbildung.

Zu sechst fahren wir zu Atempo und lernen heute vor allem viel über Online Seminare, sogenannte Webinare und dazugehörige Programme samt all ihrer Vorteile kennen.

Zunächst erarbeiten wir folgende Frage: Was hat Digitalisierung überhaupt mit der Erwachsenenbildung zu tun? Unsere Antwort kommt in acht Thesen:

  1. digitale Inhalte sind DAS Feld für LLL schlechthin
  2. die EB hat DIE Zielgruppe für den digitalen Kompetenzerwerb
  3. die EB trifft auf eine große inhaltliche Nachfrage
  4. die EB hat einen inhaltlichen Auftrag dafür
  5. die EB IST auch selbst die Zielgruppe für den Kompetenzerwerb
  6. die (traditionelle) EB hat massive Konkurrenz dabei/dadurch
  7. die EB hat neue Verantwortung
  8. die EB hat neue Chancen durch digitale Formate

Wir wissen, dass etwa 42% der Erwerbsbevölkerung 45 oder älter ist und damit ohne Digitales aufgewachsen. Doch die Digitalisierung bedeutet aufgrund des schnellen technischen Fortschritts vor allem eins: Wir alle müssen laufend weiterlernen – und das in jedem Alter! Beim Management von Erwachsenenbildung sind einige Punkte besonders wichtig, vor allem aber muss in erster Linie Digitalisierung als Chance gesehen werden. Erst dann kann man damit erfolgreich weiterkommen. Wir können lernen, wann und wo wir wollen – und dies beliebig oft wiederholen. Und das ist doch einfach klasse, oder? Weitere Vorteile/Potenziale der Erwachsenenbildung durch Digitalisierung, die wir erarbeiten, lauten:

  • Live und zeitnah verbunden sein wie nie zuvor
  • Kooperieren über Distanzen – einfacher denn je
  • Andere mitnehmen, wohin wir wollen
  • Workshops: offen für Online-Teilnehmer
  • Seminare sind partizipativer und Dokumentationen einfacher
  • auch Manuelles kann man online lernen (klettern, stricken,…)
  • Flipped Classroom: mehr Zeit für das Wesentliche
  • flexibles und unabhängiges Lernen
  • Wahlmöglichkeiten bzgl. Ort, Zeit, Tempo, Wiederholungen, Medien,…
  • größere Reichweite von Bildungsangeboten
  • bessere Vernetzungen, leichtere Treffen und Kooperationen
  • potenziell mehr Zeit für Austausch (flipped courses)
  • potenziell bessere Binnendifferenzierung (OER, Apps,…)
  • mehr Wissen und Ressourcen durch OER
  • und noch mehr mit MOOCs (Ausrollungen, Begleitangebote, Skalierung etc….)

Später wird uns noch kurz die vhs Cloud erklärt. Jede vhs und jeder vhs-Landesverband kann in der vhs.cloud die Einrichtung eines eigenen Bereichs („Subhost“) beantragen. Dieser ist dann selbstständig zu administrieren.

 

Nach der Mittagspause beginnt der nächste Kurs: „Digi.DaZ“. Dabei geht es um Online-Unterricht. Die Kursleiterin erzählt uns, dass sie selbst Online Seminare leite, und zwar zweimal die Woche. Dabei schaltet sie sich in einer Klasse dazu. Die Schüler arbeiten auf ihren iPads, sie selbst wird durch eine Leinwand übertragen. WICHTIG: Es muss immer eine Aufsichtsperson vor Ort sein, damit die Schüler den Fokus nicht verlieren. Außerdem sollten es nicht mehr als drei Kinder pro Online Seminar sein.

Dann wird in der DaZ-Klasse mit verschiedenen Programmen gearbeitet. Eins dieser Programme, heißt Baiboard – hier kann man selbst Folien auf einem visuellen Whiteboard erstellen. Mit uns wird ein solches Online-Seminar durchgeführt – und durchgespielt, wie es wirklich ablaufen würde. Das finde ich wahnsinnig spannend, vor allem gefällt mir das erwähnte Programm, das wir ausprobieren dürfen.

 

Tag 6 – Freitag, 10.Mai 2019

Heute Morgen gab es einen Überraschungsgast: Eine blinde Dame wurde uns vorgestellt. Sie ist Juristin, arbeitet an der Uni Graz. Warum sie da war? Um uns zu erklären, weshalb sie ein riesiger Apps-Fan ist. Denn wie gehen Blinde eigentlich mit iPads um? Das meiste funktioniert über das Abhören. Man tut, was einem gesagt wird, führt verschiedene Befehle aus: Nach rechts streichen, mit zwei Fingern nach unten streichen – das nennt sich „Blindes Lesen“.

Um zu schreiben, drückt sie auf die Tastatur bis ihr angesagt wird, welcher Buchstabe gerade gedrückt wird. So ist es möglich, ganze Texte zu schreiben. Auch das Lesen am iPad ist umsetzbar: Möchte man beispielsweise eine Online-Zeitung lesen, bittet man den Hilfsassistenten die Texte vorzulesen. Eine spannende, motivierende und inspirierende Erfahrung!

Im Anschluss geht es um das Thema „Digitales Quiz und Testtools“. Dabei lernen wir, eigenständig ein Quiz zu erstellen. Ich entscheide mich für ein Quiz mit der Überschrift „Alles über Dithmarschen“ und erstelle es selbst.

 

Die letzte Aufgabe besteht aus einem Video-Crashkurs und mobiler Videoproduktion. Wir installieren eine entsprechende App und der Kursleiter übt in einem kurzen Einzelunterricht mit jedem von uns. Wir lernen Folgendes:

  • Wie nimmt man auf
  • Wie schneidet man Abschnitte heraus, die man nicht braucht
  • Wie verpasst man dem Video einen entsprechenden Ton oder Musik

Wir werden anschließend in zwei Gruppen geteilt und bekommen die Aufgabe, in Gruppenarbeit einen Film zu drehen und darin zu zeigen sowie zu erzählen, was uns an der Woche in Graz besonders gefallen hat, was wir nehmen mitnehmen und was setzen wir im eigenen Unterricht umsetzen werden.

Zu guter Letzt werden uns Zeugnisse ausgestellt und es gibt einen feierlichen Sektempfang. Im Großen und Ganzen kann ich über diese Weiterbildung Folgendes zusammenfassend sagen: Eine schöne Erfahrung, viele neue Kontakte, interessante Themen, inspirierende Persönlichkeiten und so vieles, das ich gelernt und für meinen Unterricht mitnehme. Lernapps, Lernen und Gestalten, Digitale Erwachsenenbildung, Tools… Klasse! Aber mein absolutes Highlight war definitv die iPad-Schule, über die ich vor ein paar Tagen berichtet habe. So einen technischen Fortschritt im Lernen und Unterrichten habe ich selten gesehen und finde es sehr vorbildlich.

Denn digitales Lernen ist nicht nur wichtig, es macht auch sehr viel Spaß und ist vor allem eins – die Zukunft!

Migrants‘ course: Let’s use ICT in teaching & learning of Newly-Arrived Migrants, Helsinki

von S. D. M.

Tag 0: Die lernen, die Finnen.

Es ist Sonntag, 15.30 Uhr in Helsinki. Die Sonne scheint und es ist warm. Doch in Helsinkis Zentralbibliothek Oodi lesen, lernen und basteln die unterschiedlichsten Menschen.

Ilpo Halonen sieht unsere Gruppe lächelnd an. „Was glaubt Ihr? Lohnt es sich, in Bildung zu investieren?“ Wir nicken.

Ilpo Halonen ist Organisator des Kurses „Migrants‘ course: Let’s use ICT in teaching & learning of Newly-Arrived Migrants“ und unsere Gruppe ist ein bunt zusammengewürfelter Haufen aus europäischen Dozent*innen aus Griechenland, Italien, Slowenien und Deutschland. Der Auftakt des Kurses ist ein Spaziergang durch die finnische Hauptstadt, der in Oodi endet. Warum die Zentralbibliothek das Ende dieser Tour ist, liegt auf der Hand. Wenn bei strahlendem Sonnenschein an einem Sonntag, Jugendliche, junge Erwachsene und Eltern mit ihren Kindern ihre Freizeit in der Bibliothek verbringen, sieht man, was die Finnen in Sachen Bildung richtig gemacht haben.

Für 98 Millionen Euro ist im Zentrum Helsinkis ein Ort entstanden, an dem Lernen Spaß macht. In kleinen gläsernen Räumen sieht man Menschen an ihren Laptops sitzen, lachen und diskutieren. Kleine Kinder toben sich auf den geschwungenen Holzböden im oberen Stockwerk aus und andere genießen die atemberaubende Aussicht aus dem dritten Stock.

Was das finnische Bildungssystem ausmacht, scheint sich hier in einem Gebäude zu konzentrieren. Lernen begleitet einen Menschen sein gesamtes Leben lang. Lernen heißt nicht nur, dass man seine Nase in Bücher stecken muss, sondern Lernen bezieht sich auf sämtliche Lebensbereiche. Und so gibt es nicht nur separate Ecken und Nischen für das konzentrierte Arbeiten, sondern auch Räume zum Musizieren, Basteln, Nähen und Experimentieren.

Es ist ein Lernen auf Augenhöhe. Neben einem großen Tisch mit Nähmaschinen befinden sich mehrere 3-D-Drucker. Es gibt Arbeitsplätze mit Computern oder auch Tabletts, die man ausleihen kann und Videokonsolen. Hier scheint es keine Wertungen zu geben. Videospiele sind so wichtig wie Bücher. Kreatives Arbeiten ist nicht weniger wert als technisches Experimentieren.

Durch diese Bibliothek bekommt man ein Gefühl, wie es den Finnen wohl gelingen könnte, ihre Migranten zu integrieren. „Fähigkeiten sind wichtig, neben der Ausbildung“, betont Ilpo Halonen. Wer weiß, was er kann, integriert sich in das Berufsleben, in das Land und bereichert es letztlich. Auch Finnland ist wegen geringer Geburtenraten auf qualifizierte Facharbeiter angewiesen.

Um diese Fähigkeiten, vor allem in Bezug auf den Spracherwerb, zu fördern, können digitale Lernmethoden eine wesentliche Bereicherung für den Unterricht sein. Wie und welche Methoden sich eignen, werden wir in der Fortbildung erfahren.

 

 

Eine Bibliothek mit atemberaubender Aussicht.

 

Lesen und Wohlfühlen.

 

 

Tag 1: Du kannst Deine Schüler nicht ändern, aber Deinen Unterricht.

„Ein Computer wiederholt alles immer wieder und wieder, ohne dabei ungeduldig oder frustriert zu sein. Das ist ein großer Vorteil.“ Anna Surakka, Lehrerin für „social and health care“ gibt am Nachmittag mit ihrer Kollegin Anna-Riikka Rasa, Lehrerin für Finnisch als Zweitsprache, einen ersten Einblick in die vielfältige Welt der Programme und Apps, die uns Lehrer*innen im Unterricht unterstützen können. Der Vorteil liegt auf der Hand. Ein Computer oder ein Tablet haben weder schlechte Laune, noch werden sie ungeduldig. Doch das ist natürlich nur ein Vorteil. Der digital unterstützte Unterricht ist nur eine Möglichkeit, die Talente und Fähigkeiten der Schüler zu fördern.

Wir sind im Vantaa Vocational College Varia, eine Berufsschule im Stadtteil Helsinkis Vantaa. 30 Prozent der 3500 Schüler*innen haben einen Migrationshintergrund. Wie unterschiedlich die Jugendlichen, aber auch Erwachsenen auf das Berufsleben vorbereitet werden, zeigt uns Anu Lähde, die Koordinatorin für internationale Angelegenheiten des Veranstalters Euneos. Wir dürfen sie bei einem großen Rundgang durch das große Schulgebäude begleiten. Die Schüler*innen erlernen hier die unterschiedlichsten Handwerksberufe. Das Besondere: Man sieht bzw. riecht das auch. Ab 10.00 Uhr duftet es nach Gebäck und Hackfleischbraten. Das bereiten die angehenden Köch*innen und Bäcker*innen zu, schließlich versorgen sie die Mensa. Die Wände werden von Maler*innen immer wieder neu gestaltet („Wir wissen nie genau, wie unsere Wände aussehen werden“, erzählt Annu Lähde und lacht fröhlich.) Und in den Werkstätten bauen die Schüler*innen Wasser- oder Elektroleitungen, Möbel usw.

„Kompetenzen sind wichtig“, betont Pia Hakkari, vom Bildungsministerium Vantaa. Das finnische Schulsystem unterstützt die Schüler*innen dabei, ihre Stärken zu entdecken und Kompetenzen zu entwickeln. Auch Migrant*innen oder Schüler*innen mit Migrationshintergrund finden in diesem System ihren Platz. So gibt es z. B. in Finnland nur kaum losgelösten Sprachkurse. Menschen, die neu in diesem Land sind, werden integriert, in dem sie anhand ihrer Fähigkeiten die Sprache gleich mit ihrem jeweiligem Berufswortschatz erlernen. Sicherlich funktioniert das nur für Menschen, die lesen und schreiben können. Für Menschen, die das nicht oder nur eingeschränkt können, gibt es auch in Finnland separate Programme. „Es gibt keine Sackgassen in unserem Schulsystem“, betont Pia Hakkari. Jeder soll in Finnland die Möglichkeit haben, eine praktische Ausbildung zu machen oder ein Studium zu absolvieren. Merkt man auf halbem Weg, dass man sich verändern will, kann man einen anderen Weg einschlagen.

Auch die Erwachsenenbildung ist bei den Finnen sehr beliebt. Knapp 30 Prozent gehen nach ihrem Arbeitstag in Kurse, um sich weiterzubilden. Das Angebot ist groß und die Kosten sind sehr gering. Das kann sich jeder leisten.

In Finnland steht also die Praxis im Vordergrund, Learning by Doing könnte man das auch nennen. Die Aufgabe der Lehrer*innen ist es, Hilfestellungen zu leisten und Angebote zu machen. Den Stoff erarbeiten sich die Schüler*innen selbst. So probieren wir also mit Hilfe der beiden Annas (Ann-Riika Rasa und Anna Surakka) Apps und Programme aus, die unseren Unterricht mit Sicherheit bereichern werden.

Der Nachmittag ist erst der Auftakt einer Reihe von Programmen, die uns die beiden Lehrerinnen vorstellen werden. PicCollage ist eine kleine nützliche App, mit der sich schnell und unkompliziert Bildcollagen erstellen lassen. Die Bilder können lizenzfrei bei pixabay erworben werden oder man macht sie einfach selbst. Auch mit WordOnline kann man die Schüler*innen unterstützen oder auch Inhalte gemeinsam erarbeiten lassen.

Richtig ausprobieren dürfen wir uns mit ThingLink einem browserbasierten Programm, bzw. einer App, mit deren Hilfe sich interaktive Bilder oder Videos erstellen lassen. So kann man einerseits komplexe Inhalte verknüpfen, andererseits lassen sich auch einfache Wimmelbilder für den Fremdsprachenkurs beschriften. Infos gibt es unter www.thinglink.com. Heute haben wir uns an Bildern ausprobiert. Am kommenden Mittwoch lernen wir, ein interaktives Video mit Quiz zu erstellen.

Eine interessante Möglichkeit, um sich in der Gruppe, sei es nun Fortbildung oder Klasse, auszutauschen ist Padlet, www.padlet.com, eine Plattform, auf der sich Inhalte und Aufgaben verknüpfen lassen und von einer bestimmten Gruppe eingesehen werden können. Die vorgestellten Apps und Programme sind übrigens in der Basisversion kostenfrei.

Trotz der modernen Ausstattung und der vielfältigen digitalen Möglichkeiten betonen unsere Dozenten durchgehend, dass ICT nur ein Teil des Unterrichts sei; es brauche Varianten. Doch ohne die digitale Variante ist ein moderner Unterricht 2019 nicht möglich.

 

Lernen im Kleinen: In der Schreinerwerkstatt waren aber auch große Möbel zu sehen.

 

Wie die Wände gestaltet werden bleibt eine Überraschung.

 

Modernes Wimmelbild mit Auflösung. Ideal für einen A1-Deutschkurs.

Tag 2:

Wie digitale Programme unseren Unterricht bereichern können, zeigt uns Karoliina Mutanen, Klassenlehrerin an der Berufsschule in Vantaa. Für das Unterrichtsmanagement benutzt die Lehrerin classdojo, ein browserbasiertes Tool (auch als App erhältlich), das einem im Unterricht bei der Klassenorganisation unterstützen kann. Anwesenheitslisten, Aufgabenstellungen, Gruppeneinteilungen, Feedback und vieles mehr ist mit nur wenigen Klicks erreichbar. Das Design ist zauberhaft. Jeder Schüler wird von einem kleinen süßen Monster dargestellt und so weiß jeder sofort, was er machen muss. Das Programm wurde für den Grundschulbereich entwickelt, lässt sich aber auch wunderbar für die Erwachsenbildung verwenden, ohne dabei zu kindisch zu wirken.

Wie in Finnland üblich, wenden wir das Gelernte natürlich sofort praktisch an. „Wenn ich Euch nur alles erkläre und Ihr nachhause geht, ohne etwas auszuprobieren, werdet Ihr zuhause alles vergessen haben“, sagt Karoliina Mutanen. Das Programm lässt sich intuitiv bedienen und es macht Spaß. Zufälligerweise hatte ich eine Klassenliste dabei, so dass ich den Kurs für die kommende Woche eintragen konnte. Die Volkshochschule Lübeck existiert nun bei classdojo und mein B2-Deutschkurs wird sich in meinem kommenden Unterricht auf seine kleinen Monster freuen können. Ein weiterer Vorteil dieses Programms ist, dass sich der Redeanteil des Lehrers reduziert und Aufgaben für die Schüler visualisiert werden können. Voraussetzungen hierfür sind eine Internetverbindung und ein Beamer. Auch die Schüler haben über eine App Zugriff auf ihre Portfolios und auch Nachrichten lassen sich unkompliziert versenden. Ähnliches bietet zwar auch die VHS-Cloud, allerdings punktet classdojo durch seine vielfältigen Unterrichtstools, wie die Gruppeneinteilung, Stoppuhr für Gruppenarbeit und vielem mehr.

Nach der Einführung in das Klassenmanagement-Tool, geht es in die konkrete Unterrichtsplanung. Eine wichtige Rolle beim Fremd- bzw. Zweitsprachenerwerb spielt natürlich das Vokabellernen. Quizlet ist ein Programm, mit dem man den Klassenraum in eine Quizshow verwandeln kann. Die Vokabelkarten kann der Lehrer selbst in wenigen Sekunden erstellen, auch Bilder stellt das Programm zur Verfügung, so dass sich das Programm auch für den Unterricht Deutsch als Zweitsprache eignet. Die Schüler*innen lernen zunächst alleine ihre Vokabelsets. Zum Abschluss einer Einheit bietet sich ein großes Quiz an. Der gesamte Kurs kann parallel mit den eigenen Handys, Laptops oder Tablets am Abschlussquiz teilnehmen. Die Lehrerin oder der Lehrer koordinieren den Ablauf. Auch hier werden Gruppen zufällig zusammengesetzt. Das Quizspiel weckt den Ehrgeiz in der Gruppe und die individuelle Lernphase im Vorfeld, lässt allen ihren Raum.

Auch dieses Programm hat eine kostenfreie Version, die laut Karoliina Mutanen völlig ausreiche, am Bildrand wird Werbung eingeblendet. Auch für diese Art des Vokabellernens ist eine Internetverbindung notwendig. Die Teilnehmer können mit einer App auf ihrem Smartphone Vokabeln lernen und am Quiz teilnehmen.

Immer wieder betonen unsere Dozent*innen, dass ICT nur ein Teil des Unterrichts sein kann. Wie die gelernten Vokabeln im Unterricht weiter vertieft und angewendet werden können, dürfen wir anhand eines Beispiels, einer Stationenarbeit, erfahren. Karoliina Mutanen hat fünf Stationen mit unterschiedlichen Übungen, wie Würfel- oder Sortierspielen, vorbereitet, die wir in Gruppen austauschen können. Ein gelungenes Beispiel, wie mittlerweile klassische Unterrichtsmethoden, wie die Stationenarbeit, und moderne Medien miteinander kombiniert werden können.

 

 

Die Lübecker Volkshochschule ist jetzt bei classdojo.

 

 

 

Ein Quizlet-Vokabelkarten-Set.

 

 

Tag 3: Interaktive Videos und Quizspiele

Auch dieser Tag beginnt, wie wir es aus Finnland nun kennen, mit einer sehr praktischen Übung. Dabei gilt die Devise Learning by Doing, da sich das selbst Erlernte besser behalten und damit auch im eigenen Kurs anwenden lässt. Anna-Riikka Rasa gibt uns eine kurze Einleitung in das browserbasierte Programm H5P. Auch dieses Programm lässt sich kostenlos nutzen.

Was kann man mit diesem Programm machen? Mit H5P kann man Videos (eigene oder aus YouTube) didaktisch aufarbeiten. Man kann kleine Zusatzinformationen hinzufügen, Multipel-Choice-Fragen beantworten lassen, Links zu anderen Internetseiten einfügen und vieles mehr.

Einen Vormittag lang haben wir Zeit, um ein eigenes Video zu kreieren. Ich entscheide mich für ein kurzes Video von Eckhart von Hischhausen, Arzt, Komiker und Moderator. In seinem Video „das Pinguin-Prinzip“ erklärt der Komiker, wie er herausgefunden hat, seine Stärken zu finden und in dem Bereich zu arbeiten, in dem er seine Stärken optimal nutzen kann. Ich habe dieses Video schon oft in meinen Deutsch-B2-Kursen verwendet. Zum einen finde ich es inhaltlich für die Kursteilnehmer ermutigend, zum anderen nuschelt Eckhard von Hirschhausen ein wenig, sodass sich die Kursteilnehmer anstrengen müssen, ihn zu verstehen.

Mit H5P kann ich dieses Video mit relativ einfachen Mitteln didaktisieren. Ich habe mich für Multiple-Choice-Fragen zum Textverständnis entschieden und außerdem einige Zusatzinfos und auch Bilder zum Verständnis hinzugefügt. Für den Einsatz im Unterricht wäre mein Video sicherlich zu überfrachtet, aber als Testversion zeigt das Video was möglich ist (https://h5p.org/node/507945). Dabei ist meine Version nur die Spitze des Eisbergs. Es lassen sich hier komplexe Lernvideos erstellen. Die Beispiele auf der Seite sind beeindruckend. Darüber hinaus findet man auf www.h5p.com zahlreiche weitere Features, wie z. B. Ratespiele, Statistiken, Präsentationen und vieles mehr.

Das Programm Kahoot lernen wir am Nachmittag kennen. Ähnlich wie bei Quizlet Live lässt sich hier der Kursraum in eine Quizshow verwandeln. Die Dozentin oder der Dozent entwickelt die Aufgaben und die Teilnehmer*innen nehmen mit Hilfe ihres Smartphones am Quiz teil. Das Besondere an diesem Programm ist, dass zu sehen ist, wie viele Teilnehmer*innen die richtige Antwort gegeben haben. So kann der Lernstoff wiederholt werden und die Dozentin oder der Dozent kann sehen, welche Inhalte ggf. wiederholt werden müssen. Zur Aufgabenerstellung ist natürlich ein Account bei www.kahoot.com erforderlich, allerdings brauchen die Teilnehmer*innen keinen Account. Sie erhalten einen Code, den sie direkt auf www.kahoot.it eingeben und das Spiel kann beginnen.

Kahoot erinnert sehr an Quizlet, wobei sich auch einige Optionen bei H5P finden lassen. Den Dozentinnen unseres Kurses ist es wichtig, uns die vielen Optionen zu zeigen, so dass wir entscheiden können, welche Programme für unseren Unterricht geeignet sind.

Voraussetzung für alle Programme ist eine stabile Internetverbindung während des Unterrichts, sowohl für Dozent*innen als auch für Teilnehmer*innen.

 

Kahoot: Auf dem Bildschirm ist die Aufgabe zu sehen (das Bild wird mittels Beamer oder Smartboard für die Teilnehmer*innen sichtbar projiziert). Per Handy geben die Teilnehmer*innen die Antworten.

 

Tag 5: Wie man Bildern Teilnehmer*innen motivieren kann.

Heute wechseln wir den Standort und sehen uns einen anderen Teil des Varia Vocational Colleges an. Diese Schule hat etwa 500 Schüler*innen, die sich vor allem auf die Bereiche Logistik, KFZ-Mechanik und Flugzeugbau konzentrieren. Anssi Salmi, Logistiklehrer, führt uns durch die Räume und Werkstätten. Beeindruckend sind die Größe und die Ausstattung der Räume, vor allem die Halle, in der die Schüler Flugzeuge reparieren war besonders eindrucksvoll.

Anna Kepanen zeigt uns in der weiteren Schulung, wie wir Fotos im Unterricht einsetzen können. Einerseits lassen sich mit Hilfe von ausgewählten Bildern wie in einer vorgestellten Gruppenarbeit Redeanlässe schaffen, andererseits kann die Arbeit mit der Kamera, die Teilnehmer*innen in den Kursen motivieren. So gehen die Lehrerinnen z. B. mit ihren Teilnehmer*innen spazieren und lassen sie ein kleines Fotoprojekt erstellen, dass sie dann präsentieren. Dazu eignet sich z. B. eine eigene Homepage. Da wir uns an einer Berufsschule befinden, bietet es sich auch an, die Teilnehmer*innen ihre berufliche Identität über die Bilder präsentieren zu lassen. So können sie zeigen, wo ihre Stärken liegen. Eine andere Möglichkeit, wie die Teilnehmer sich mit dem Berufsleben auseinandersetzen können, ist ein Zelt bzw. Pavillon, auf dessen Wände ein bestimmtes Bild projiziert wird. Die Teilnehmer*innen können so an jeden Ort gebracht werden. So lässt sich auch eine Werkstatt oder ein Krankenhaus einreichten, um z. B. Wortschatz oder Redemittel zu üben.

Camera Pen Learning ist eine Methode, die ebenfalls den Unterricht unterstützen kann. Die Kamera (z. B. des eigenen Smartphones) ist ein Werkzeug, um es zum Lernen einzusetzen. Die Kamera ersetzt so den Bleistift. Bilder sind immer mit Emotionen verbunden und unterstützen deshalb den Lernprozess. Wie das funktioniert dürfen wir anhand einer Aufgabe ausprobieren. In einer Gruppe sollen wir uns auf eine Stärke einigen und diese ohne Worte, nur mithilfe eines sehr kurzen Videos darstellen. Danach präsentieren sich die Gruppen ihre Videos gegenseitig und müssen die Stärke der anderen Gruppe erraten. Während des Entstehungsprozesses sind die Teilnehmer*innen gezwungen miteinander zu sprechen, um ein gemeinsames Video zu drehen und es macht außerdem sehr viel Spaß.

Mit dieser Methode lässt sich der Wortschatz aber auch die Grammatik vertiefen. Als gemeinsame Plattform reicht eine WhatsApp-Gruppe, womit die meisten Teilnehmer*innen sehr gut vertraut sind.

Zum Schluss dürfen wir an einigen Stationen die Möglichkeiten des virtuellen Lernens ausprobieren. So kann man sich z. B. mithilfe einer virtuellen Brille ganz neue Räume erschließen und z. B. Vokabeln lernen oder durch platzierte Videos Informationen erhalten. In einem anderen Raum hatten wir die Möglichkeit virtuell LKW, Auto oder Bagger zu fahren. Mir gelang es zwar einen LKW ohne größeren Schaden auf die Autobahn zu bringen, ob das aber der Auftakt für eine neue berufliche Zukunft ist, bezweifle ich. 😉

 

In dieser Halle lernen die Schüler*innen, wie man Flugzeuge repariert und wartet.

 

Gruppenarbeit mit Bildern und Süßigkeiten.

 

Mit dem Fahrsimulator kann man auch gewagte Manöver riskieren.

 

Der innoffizielle letzte Tag: Heureka!

Zum Abschluss unseres Kurses treffen wir uns im Wissenschaftscenter Heureka. Und auch hier können wir wieder sehen, wie das finnische „Learning by Doing“ funktioniert. Durch Ausprobieren und Experimentieren kann man hier etwas über den Aufbau des Gehirns, Dinosaurier, den Weltraum und noch einiges mehr erfahren. Familien und Schulklassen können hier einen kompletten Tag verbringen, so viel gibt es zu entdecken.

Uns bleibt heute nur wenig Zeit zum Ausprobieren und Staunen. Wir treffen uns mit unserer Gruppe und dem Organisator Ilpo Halonen. Was wir gelernt hätten und mitnehmen würden, fragt er uns in die Runde und lächelt. Was nehme ich mit? Ein ganz Menge! Ich habe eine Vielzahl an Programmen und Apps kennengelernt, die ich zunächst noch einmal für mich selbst ausprobieren muss, um sie dann im Unterricht einzusetzen.

Doch der Umgang mit den Apps reicht am Ende nicht aus. Ich habe dank der wunderbaren Dozent*innen gelernt, wie man die Methoden sinnvoll im Unterricht einsetzen und wie man diese in sein Unterrichtskonzept einbetten kann. Denn die digitalen Unterrichtsmethoden sind nur eine weitere Variante von Unterrichtsmethoden, die wir verwenden können. Im finnischen Bildungssystem stehen die Schüler*innen als Individuen im Mittelpunkt. Jeder soll seine Stärke entdecken und diese wird mit Unterstützung der Lehrer*innen weiterentwickelt. Dabei spielt es auch eine Rolle, wie jede Schülerin oder jeder Schüler individuell am besten lernt. Der eine lernt am besten am PC, der andere benutzt sein eigenes Smartphone und andere möchten lieber mit Bildkarten arbeiten, die sie anfassen können.

Ob digital oder analog, unsere Aufgabe als Dozent*innen ist es, den besten Weg für unsere Teilnehmer*innen zu finden. Umso wichtiger ist es, den digitalen Ausbau an den Schulen und auch Volkshochschulen voranzubringen. Wir sollten unseren Teilnehmer*innen die komplette Bandbreite des modernen Lernens anbieten können. Ich freue mich darauf.

 

 

Making Use of Technology Tools, York

Making Use of Technology Tools – 2 Wochen in York

von S. W.

Vor Kursbeginn hatte ich eine Studienfreundin in Wales besucht, die seit einem Postgraduate-Jahr an der Universität Bangor in einem kleinen Dorf nahe der Kleinstadt Pwllheli lebt und ein gepflegtes dreisprachiges Familienleben führt: die Kinder sind mit Walisisch und Deutsch aufgewachsen und lernen Englisch als Zweitsprache (in diesem Fall Drittsprache) seit der ersten Klasse in der Schule. Es war beeindruckend. In North Wales ist Walisisch nach wie vor die Erstsprache von über 70% der Bevölkerung, und ich hatte in diesen paar Tagen die Gelegenheit, den Gebrauch dieser Sprache in den unterschiedlichsten sozialen Zusammenhängen zu erleben. Fazit: wer in dieser recht abgelegenen Gegend kein Walisisch spricht, wird einen großen Teil des öffentlichen Lebens nicht wahrnehmen können. Sehr spannend auch ein Besuch im Sprachzentrum, vom Konzept her vergleichbar mit einer Heimvolkshochschule. Hier hatte meine Freundin über Jahre immer wieder Kurse besucht, und offenbar ist das ein gutes Unterrichtsprogramm, sie spricht nämlich heute fließend Walisisch. Wer mehr dazu ansehen möchte: www.nantgwrtheyrn.org.

Am 14. April bin ich dann per Bahn von Bangor nach York gereist, und nach der dünnbesiedelten Landschaft in Nordwales kam mir die Stadt äußerst geschäftig vor. Es ist aber auch eine ausnehmend schöne Stadt, und ich freue mich sehr auf die beiden Kurswochen, die vor mir liegen.

 

Montag: 15.04.2019

Heute begann der Kurs „Making Use of Technology Tools“, der überraschenderweise nachmittags stattfindet, und zwar von 13.00-18.00 h. Die Schule York Associates bietet sehr unterschiedliche Kurse an, Schwerpunkte sind Business English und Intercultural Communication, aber es sind auch mehrere Erasmus-plus-Kurse im Angebot. Die Schule befindet sich in einem sehr schönen Gebäude aus dem 18. Jahrhundert in der Altstadt von York, das Ambiente könnte nicht passender sein. Im Kurs sind nur 4 Teilnehmerinnen: eine weitere Deutsche, die in der Erwachsenenbildung arbeitet, eine spanische und eine polnische Englischlehrerin. Die etwas ungewöhnliche Kurszeit ist offenbar der starken Auslastung des Hauses am Vormittag geschuldet, und da wir eine so kleine Gruppe sind, konnte man uns offenbar gut in diesem Zeitfenster unterbringen. Es ergibt sich damit allerdings ein Konflikt mit dem Abendprogramm, das um 17.45h beginnt, aber das lösen wir ganz schnell, indem wir beschließen, die Pausenzeiten sehr kurz zu halten.

Am ersten Abend gibt es eine kleine „reception“, ein Treffen zum Kennenlernen und für die Planung der weiteren Abendprogramme. Die Teilnahme daran ist natürlich freiwillig, aber es gibt ein paar sehr schöne Angebote in dieser Woche, für den nächsten Tag ist eine Führung durch die „Snickets“ geplant, die winzigen Sträßchen im mittelalterlichen Stadtkern (so eine Art „Gängeviertel“ – aber morgen werde ich dazu mehr sagen können) und für Gründonnerstag der Besuch einer musikalischen Andacht im York Minster.

Zum Unterricht heute: Da alle mit ihrem eigenen Laptop arbeiten, gab es von Anfang an viele Aufgaben, die sofort bearbeitet und dann für die anderen jeweils freigeschaltet wurden. Heute ging es zunächst um diverse Google-Anwendungen, wir organisierten uns in einer Google group und verglichen dann, welche Apps wir im Unterricht ständig/häufig/selten/nie verwenden. Sehr interessant fand ich dabei, dass die Richtlinien über Kommunikations- techniken und Datennutzung im Unterricht offenbar sehr unterschiedlich ausgelegt werden: in Deutschland ja sehr streng, während die Kolleginnen aus Polen und Spanien mit ihren Schulklassen über Messenger und ähnliche Dienste kommunizieren. Der Kursleiter, Rick, stellte einige Beispiele vor, um Übungen für den Unterricht zu konzipieren (menti, quests, educaplay) und ließ eine Aufgabe mit Hilfe von snipping tools bearbeiten (eine Zusammenstellung von Bildern, die als Sprechanlass dienen sollen und daher sinnvoll gegenübergestellt werden sollten). Der zweite Teil des Nachmittags war dann dem Erstellen eines Blogs gewidmet, über die gemeinsame Google group (Yorkieit). Das klappte in der Basisausstattung schon recht gut, in den nächsten Tagen werden wir je nach Fortschritt auch komplexere Bestandteile einarbeiten, heute hatten wir uns auf Textbeiträge beschränkt.

 

Dienstag: 16.04.2019

Die Unterrichtszeit am Nachmittag finde ich ein wenig gewöhnungsbedürftig – so richtig viel zu unternehmen ist am Vormittag zwischen 10.00 und 12.30h nicht – Museen machen frühestens um 10.00h auf, und dann ist es auch schon fast wieder Zeit, sich auf den Weg zur Schule zu machen. Dafür habe ich aber den großen Vorteil, dass die Gruppe mit 4 Personen wirklich gut arbeiten kann, wir kommen schnell vorwärts und haben trotzdem viel Zeit zum Ausprobieren. Wir haben heute den größeren Teil des Tages damit verbracht, diverse Apps kennenzulernen, auszuprobieren und zu überlegen, ob und in welcher Weise wir damit im Unterricht arbeiten werden/würden. Konkret ging es um folgende Apps und Aufgaben:

  • Google Maps und Google StreetView: Bearbeiten von Stadtplänen, so dass diese als Grundlage für Aufgaben dienen können: Wegbeschreibungen, Anweisungen, Beschreibung der eigenen Stadt…
  • „Close ups“: Mit dem Handy Fotos von alltäglichen Gegenständen in Nahaufnahme machen, die Fotos in die Gruppe schicken und ein Quiz daraus machen: 3 Fragen dürfen gestellt werden, dann sollte der Gegenstand erraten worden sein
  • Messenger-Dienste (am Beispiel von whatsapp, messenger): wie könnten sie im Unterricht eingesetzt werden (sofern erlaubt)?
  • Memrise, TED, youtube, Twitter, Kahoot… kurze Beschreibungen der jeweiligen Apps und Diskussion darüber, welche Aufgaben damit bearbeitet werden könnten
  • Edmodo als Plattform: von Rick verwaltete Gruppe, in der wir einige Funktionen ausprobieren konnten, wichtiger Aspekt hier die klare Rollentrennung Lehrer/Schüler/Eltern

Wie sich herausstellte, nutzt die polnische Kollegin mit Abstand die meisten Apps im Unterricht oder für die Organisation von Unterrichtsmaterial und den Kontakt mit den Schülern. Die anderen hatten von vielen Apps wohl schon einmal gehört, nutzten sie aber bisher nicht oder kaum. Und dieser Kurs bietet die Möglichkeit, ausgewählte Apps für den Sprachunterricht mit einer gewissen Systematik kennenzulernen: also genau das, was ich seit Jahren an einem arbeitsamen Wochenende einmal machen möchte und seit Jahren nicht schaffe J. Daher würde ich schon heute, am zweiten Tag, sagen, dass sich der Kursbesuch bisher schon gelohnt hat. Besonders gefallen hat mir dabei, dass auch bei dieser logischerweise subjektiven Auswahl immer diskutiert wurde, wofür, für welche Lernanlässe, Zielgruppen etc. einzelne Apps sinnvoll wären. Diese Herangehensweise finde ich sehr sinnvoll. Da wir in der VHS viele der sozialen Medien gar nicht nutzen dürfen, entfallen diese schon einmal, aber ich habe seit gestern schon eine ganze Reihe sinnvoll einzusetzender Apps oder Webseiten kennengelernt oder aktiv angewendet.

Der zweite Teil des Unterrichts war dann dem Thema „Podcasts“ gewidmet, gearbeitet wurde mit Acast und Spreaker, jeweils 2 Kursteilnehmerinnen haben einen kleinen Podcast auf Spreaker produziert, in die Gruppe gestellt und dazu Aufgaben formuliert. Wenn es mir irgendwann gelingt, den Audiofile aus der Google group herauszukopieren, werde ich ihn auch gern für die Dokumentation zur Verfügung stellen – heute abend habe ich das nicht mehr hinbekommen…

In der letzten halben Stunde haben alle individuell auf Blogger an ihrem aktuellen Blogpost gearbeitet, aber ha hatte ich leider ein Problem mit meinem Google Account und flog regelmäßig hinaus, es ist mir bis jetzt noch nicht klar, was das Problem war. Ich habe also vor dem nächsten Unterricht morgen Mittag noch eine Aufgabe nachzuarbeiten. Dieses Blog-Projekt werde ich dann hoffentlich nach Abschluss des Kurses und entsprechender Bearbeitung auch noch einreichen können.

 

Mittwoch: 17.04.2019

Gestern abend gab es eine „Walking tour“ durch die „Snickets, Ginnets, Alleyways and Yards“, das noch aus dem Mittelalter stammende Gewirr von kleinen Gassen und Sträßchen (in vielen dieser Straßennamen hat sich das dänische Wort gate erhalten, etwa in „Low Petergate“). Dazu gab es natürlich auch eine Menge gruseliger Geschichten. Heute vormittag war ich dann mit meinem fünfjährigen Sohn im „Jorvik Viking Centre“, einem Museum, in dem das Leben in der Wikingerstadt York im 9./10. Jahrhundert nachgestellt ist. Das Museum ist eher etwas für Kinder so zwischen 4 und 12 Jahren, aber es ist sehr beeindruckend gemacht. Da hier jetzt Osterferien sind, war die Nachfrage groß, und wir waren bereits morgens um halb zehn dort, um nach sehr kommunikativem Schlangestehen eingelassen zu werden. Man steigt dann in kleine Wägelchen – ein wenig so wie in einer Geisterbahn – und fährt dann durch die Ausstellung. Es gibt Straßenszenen, Handwerker bei der Arbeit, Familien beim Essen … alles durch fast erschreckend lebensechte Puppen dargestellt: sie blinzeln und scheinen einem mit den Augen zu folgen…ein wenig „spooky“ ist das schon…

Als Kontrastprogramm gab es nachmittags im Kurs viele „hands-on“-Aktivitäten, die ich nur kurz zusammenfassen möchte:

  • Tests mit socrative erstellen (am Laptop) und von der Gruppe bearbeiten lassen (alle mittels Handy)
  • Bilder als Sprechanlass: Quellen finden (diverse Möglichkeiten wie flickr, creativecommons,  aber auch Webseiten wie „photo of the day“/Guardian)
  • Lizenzen und Möglichkeiten der Verwertung überprüfen
  • Aufgaben dazu formulieren, z. B. mehrere Bilder, die die eigene Stadt darstellen plus ein Foto, das dort nicht hingehört, die Aufgabe ist dann, das „falsche“ Bild zu identifizieren
  • Ein langer Abschnitt, der sehr viel Spaß gemacht hat: Erstellung eines Comic Strips mittel Storyboardthat. Wenn es mir gelingt, den von mir fabrizierten Comic hier hineinzukopieren: ich bin sehr stolz darauf! Ich könnte nämlich keinen Comic einfach so zeichnen. Dieses Programm ist eine echte Entdeckung. Kann es kaum erwarten, demnächst alles in Comicform festzuhalten! J https://www.storyboardthat.com/de/storyboards/siwi77/lost-comic

Man kann das nicht so leicht erkennen, aber das waren fast 2 Stunden Arbeit…aber es hat allen so viel Spaß gemacht, dass wir alle einen Comic fertiggestellt haben.

  • Abschließend gab es noch etwas Theorie, aber in eigenständiger Recherche: jede recherchierte der folgenden Begriffe und stellte sie in der Gruppe vor:

E-Learning, Blended Learning, Flipped Classroom, Bite-size Learning, Webinar, MOOCS, Gamification sowie Synchronous/Asynchronous Learning.

In gleicher Weise sollte jede als Hausaufgabe einen der Begriffe/Anwendungen

FutureLearn, Adobe Connect, WizIQ und Sakai vorbereiten. Dann gab es noch ein aufregendes Quiz auf Kahoot, und dann war ein langer arbeitsreicher und sehr unterhaltsamer Nachmittag zu Ende. Da das heutige Abendprogramm erst um 19,00h startet, war Unterricht bis 18.00h, das war dann schon recht lang, weil wir eben fast immer am Computer sind.

 

Donnerstag: 18.04.2019

Am Vormittag haben wir eine „Walking Tour“ durch die Altstadt gemacht, ein großer Teil davon über die alte Stadtmauer, auf der man die gesamte Altstadt umrunden kann (ca. 2 Meilen), was sehr beeindruckend ist. Dank der von der Schule organisierten Führung durch die „Snickleways“ komme ich jetzt in der täglich voller werdenden Stadt viel schneller voran, weil ich jetzt eine pfiffige Abkürzung kenne. Übrigens bedauere ich es hier ein wenig, kein Harry-Potter-Fan zu sein (der Hype ist an mir vorbeigegangen), denn York ist DIE Stadt für Harry-Enthusiasten. Ich laufe vermutlich täglich an den tollsten Harry-Potter-Fotomotiven vorbei, ohne sie wahrzunehmen.

Im Kurs haben wir heute wieder verschiedene Anwendungen ausprobiert.

Zuerst coggle.it, eine App, um Mindmaps zu erstellen. Auch das „Snipping Tool“ kam dabei wieder zum Einsatz. Wir hatten die Aufgabe, mittels einer Mindmap die bisher bearbeiteten Anwendungen darzustellen. Ich finde es sehr interessant, wie unterschiedlich gut ich mit den unterschiedlichen Programmen arbeiten kann. Ich hatte z. B. heute mit coggle echte Schwierigkeiten dabei, mich hineinzudenken und war über das stümperhafte Endprodukt ein wenig enttäuscht. Hier ein kleiner Einblick dazu:

https://coggle.it/diagram/XLhpD9Uty0h4ZDVx/t/making-use-of-technology-tools/66afc675b8aa0470b68aeb14cbc7cefca0bc2442fd6b145e043dd6787cd4a328

Das Comic-Programm gestern, das nicht weniger komplex war, fand ich viel intuitiver und konnte es aus dem Stand mit viel Spaß anwenden.

Danach haben wir uns längere Zeit mit TED talks und ed.ted.com beschäftigt, ein Beispielvideo angesehen und Aufgaben dazu erstellt.

Hier ist ein Link dazu (Why do Airlines sell too many flights?): https://ed.ted.com/on/8ay9d7F3#review

Und das brachte uns thematisch zum umfassendsten Unterrichtsblock heute, nämlich dem Bearbeiten von Videos mittels ShortCut oder MovieMaker. In beide Programme muss man sich erst hineinarbeiten, MovieMaker ist weitaus einfacher anzuwenden, ist aber seit einiger Zeit nicht mehr umsonst. Die Aufgaben dazu waren: einen kurzen Clip auszuwählen, eine Sequenz herauszuschneiden und mit Text zu unterlegen. Das ging alles viel einfacher als gedacht, aber man braucht doch eine gewisse Übung dazu, die wir alle nicht hatten, daher dauerte die gesamte Aufgabe recht lange. Es ist auch etwas, das ich selbst für meinen Unterricht eher nicht brauche, aber es ist gut, doch jetzt einen gewissen Eindruck davon zu haben. Ich könnte mir eher vorstellen, mit „Fertigprodukten“ wie den TED talks zu arbeiten und dazu entsprechende Aufgaben zu formulieren. In der kommenden Woche wird „Video editing“ auch auf dem Programm stehen, dann werden wir wohl auch eigene kurze Filmaufnahmen machen und bearbeiten.

Für morgen gab es eine Hausaufgabe, nämlich für die kurze Präsentation eines Unterrichtsplans ein erstes Konzept zu überlegen. Die Präsentation selbst werden wir aber im Unterricht fertigstellen.

 

Freitag: 19.04.2019

Da ich mein privates Kulturprogramm nun immer vormittags vor Kursbeginn erledige, waren wir heute im uns sehr empfohlenen „Castle Museum“, in dem die Stadtgeschichte vor allem der Neuzeit dargestellt wird. Besonders das viktorianische Zeitalter war ein Schwerpunkt, es gibt die Nachbildung einer Straße komplett mit Kutschen, Läden und Wohnhäusern, durch die man spazieren kann, und in dem Museumsmitarbeiter in Kostüm ebenfalls herumspazieren und Fragen beantworten. Das kulturelle Leben der Stadt hat übrigens immer sehr viel mit Schokolade zu tun gehabt: die Firma Rowntree war in York ansässig und hat über viele Jahre nicht nur Schokolade für den britischen Massenmarkt erschwinglich gemacht, sondern auch viele kulturelle Einrichtungen, Parks etc. gefördert. Daran werde ich in Zukunft immer denken, wenn ich ein Kitkat sehe.

Heute war nun schon der letzte Kurstag der ersten Woche, und in unserer Gruppe gab es ab mittags dann schon einen deutlichen Teilnehmerschwund: die Kolleginnen aus Deutschland und Spanien verabschiedeten sich, um zurückzureisen. Ich bin mir immer noch nicht ganz sicher, wie die Unterrichtszeiten hier eigentlich bemessen werden, denn bisher hatten wir jeden Tag leicht variierende Zeiten. Wir beginnen immer um 13.00 Uhr, und dann hatten wir am Montag bis 16.45, am Dienstag bis 17.15h (weil die Abendprogramme gleich anschließend begannen), am Mittwoch und Donnerstag jeweils bis 18.00h und heute bis 16.30h Unterricht. Das Zertifikat weist 21 Unterrichtsstunden pro Woche aus. Da wir in diesem Kurs nur zu viert waren, kamen wir sehr schnell voran. Bei den gemeinsamen Abendveranstaltungen verging dagegen immer ziemlich viel Zeit damit, auf alle zu warten – der Troß setzte sich immer erheblich später in Bewegung als ursprünglich verabredet, und gewartet wurde immer auf das Organisationsteam J.

Die polnische Kollegin und ich setzen den Kurs in der nächsten Woche fort, und da wir heute am Nachmittag nur noch zu zweit waren, haben wir noch sehr intensiv gearbeitet. Folgendes stand zum Abschluß der Woche auf dem Programm:

  • Erstellen einer Website
  • Erstellen und Präsentation eines Unterrichtsplans

Für das Erstellen der Website haben wir WordPress und Wix angesehen und dann jeweils eine eigene Seite mit Wix erstellt. Das hat den größeren Teil des Nachmittags in Anspruch genommen und war vor allem deshalb so zeitintensiv, weil das Übertragen von Fotos auf meinem Rechner nicht richtig klappte, warum, konnte ich noch nicht klären. Jedenfalls handelt es sich noch um ein „Work in Progress“. In der nächsten Woche werde ich vielleicht mit einem anderen Laptop arbeiten, auf dem ich Zugriff auf mehr Fotos habe und sie nicht vom Handy importieren muß. Hier ist der Link dazu: https://silkewienecke77.wixsite.com/my-trip-to-the-uk. Geeignete Fotos werden noch hineingearbeitet. To be continued…

Hier ist der Basisplan für eine Unterrichtseinheit („Lesson Plan“), in dem möglichst viele der Anwendungen vorkommen sollten:

Topic: „The workplace“

Activity What to do? What for?
Warm-up Film „Helpdesk in the middle ages“ Setting the tone
Speaking Use pictures (e.g. Guardian, other sources) to start discussion Logos, companies, landmarks, tools, close-ups…
Speaking Task: find pictures that contrast workplaces: 1950, 1980, 201… Asking questions, describing, clarifying, reporting…
Search online/webquest Facts and figures: employment Describe service-oriented jobs as opposed to industrial, agricultural…
Listening TED talk/podcast

“Changes in the workplace”

Discussion

Prepare questions and have students answer them

Quiz/kahoot Questions drawn from TED lecture Have students answer questions in teams
Wrap-up Back to the “Helpdesk”: service industry as biggest field in modern worklife

Es ist aber, wie es bei einem Unterrichtsplan nun einmal ist, eine Idealvorstellung, die den Praxistest noch nicht bestanden hat. Dennoch war es eine interessante Übung, um den Stoff der ganzen Woche noch einmal zu rekapitulieren.

Kleine Zusammenfassung der ersten Woche: Der Kurs entsprach meinen Erwartungen sehr gut und hat viel Spaß gemacht. Die Arbeit in der kleinen Gruppe war sehr effektiv, dadurch hatte ich das Gefühl, schnell vorwärts zu kommen. Der erste Tag war noch recht anstrengend, aber nachdem ich alle Installationen auf dem Rechner hatte, ging alles viel schneller. Wir haben in dieser Woche sehr viele Themen angesprochen und eine ganze Reihe von Anwendungen auch selbst ausprobieren können. Das ist genau das, was ich gehofft hatte, denn so habe ich endlich die Zeit, systematisch auszuprobieren, was ich selbst im Unterricht nutzen kann und was ich unseren Kursleiter/innen empfehlen könnte.

 

Montag: 22.04.2019

Zu Beginn der zweiten Woche noch ein paar Nachträge über die Ostertage in England:

Von einem Besuch über Ostern noch als Schülerin hatte ich in Erinnerung, daß die Osterfeiertage in England sehr anders verliefen. Karfreitag z. B. ist „Bank Holiday“, aber die meisten Geschäfte haben geöffnet, die Stadt füllte sich in der Karwoche täglich mehr mit Touristen, das Wetter war frühsommerlich warm und die Stimmung ferienhaft. Wir waren am Karfreitag abends zum „Evensong“ im Münster, und der Kontrast zu der Ferienstimmung draußen war sehr groß.

Am Wochenende haben wir zwei Ausflüge gemacht: am Samstag nach Castle Howard (wunderbares Stately House ca. 40 km von York, beide Verfilmungen von Brideshead Revisited wurden dort gedreht), und am Ostersonntag nach Durham. Beides ganz wunderbare Ausflüge, wir haben übrigens einen BritRail-Pass für vier Fahrten innerhalb eines Monats und können damit sehr gut mittlere Distanzen einplanen. Sollte jemand vor der Abreise so wie wir das Problem haben, dass der durch die Deutsche Bahn gebuchte BritRail-Pass bei der DB nicht rechtzeitig bearbeitet geschweige denn in die Post gegeben wurde und daher nicht vor Reisebeginn ankommt: ich kenne jetzt ein sehr gutes, auf Englandreisen spezialisiertes Reisebüro in Hamburg, das die Pässe vorrätig hat und uns ganz schnell helfen konnte. Die Adresse gebe ich gerne weiter!

Nun aber zum Kurs: „Making Use of Technology Tools, Part II“ wird wieder von Rick unterrichtet und hat in dieser Woche 8 Teilnehmer/innen: neben meiner polnischen Kollegin und mir ein weiterer Pole, zwei weitere Deutsche, eine Französin, ein Kroate und eine Irin. Der Unterrichtsraum ist damit bis auf den letzten Platz gefüllte, und es ist schon gleich zu merken, dass wir logischerweise nicht ganz so schnell vorwärtskommen werden wie in der letzten Woche. Das ist ja auch wieder einmal eine sinnvolle Erfahrung aus der Schülerperspektive, dass die Gruppengröße doch unmittelbare Auswirkungen auf den Unterricht hat.

Zuerst gab es eine kurze Vorstellungs- und Kennenlernrunde, bei der wir uns gegenseitig anhand von uns ausgesuchten Fotos interviewten. Dann trafen wir uns virtuell in unserer Google-Group YORKIESIT wieder und widmeten uns zunächst der Anwendung von google forms. Rick hatte einen kurzen Fragebogen vorbereitet, und nachdem den alle beantwortet hatten, konnten wir die Antworten in der Edit-Version einsehen und verschieden Formen der Darstellung vergleichen und auswählen (Tortendiagramm, Säulen etc.). Dann – man ahnte es schon – kam die Aufgabe, auf der Grundlage von google forms ein Quiz zu erstellen, gern auch mit netten Features wie Fotos. Hier mein Beitrag:

https://docs.google.com/forms/d/e/1FAIpQLSdvB5RRVJ8LJwV_QjYMSF9G4z6DyYYhdKdNSudMtR4EyO8VxQ/viewform

Im zweiten Unterrichtsblock ging es um QR-Codes und was man damit im Unterricht so anstellen kann. Erst gab es im Klassenraum verteilt verschiedene Codes, die in einer Art Schnitzeljagd gefunden werden mußten, dann mußten Überschriften und die Beiträge miteinander in Beziehung gesetzt werden. Das Thema war „Festivals“, und je nach Fundstelle und Art der Darstellung gerieten die Beiträge länger oder auch kürzer.

Die nächste Aufgabe hatte als Grundlage einen Stadtplan von York und einige Ergänzungen über Historische Ereignisse dazu, die über den QR-Code abgerufen werden mußten.  Dann haben wir gelernt, selbst einen QR-Code zu generieren und daraus sollte dann von allen eine Aufgabe oder ein Quiz erarbeitet werden. Das wurde dann zeitlich schon recht knapp, aber hier ist mal ein Zwischenergebnis (ich bleibe beim Thema Scarborough und Alan Ayckbourn):

Here you can find out more about my favourite dramatist. Have you seen any of his plays? His humour really is universal, he gets performed round the world.

Have a look at what a famous British actress says about him:

Bei der Formatierung und Verschönerung läßt sich noch etwas machen…Das Thema QR-Codes hat mich aber auf eine Reihe von Ideen gebracht, die wir in der VHS im Unterricht umsetzen könnten, vorausgesetzt, alle Teilnehmer eines Kurses sind bereit dazu, mit ihrem Telefon ins Unterrichtsgeschehen einzugreifen. Das müßte jeweils geklärt werden, aber es wäre wahrscheinlich möglich und dann sehr einfach umsetzbar. Ich freue mich schon darauf, diese Ideen mit einigen Kursleiterinnen durchzusprechen.

 

Dienstag: 23.04.2019

Heute ist ja sowohl Shakespeares als auch Cervantes’ vermuteter Geburtstag, internationaler Tag des Buches und der spanischen Sprache…davon unbenommen haben wir im Kurs weiter an unseren Blogs gearbeitet, und ich freue mich mitteilen zu können, daß das Übertragen der Fotos jetzt prima klappt. Das Blog-Projekt als „work in progress“ kann also weitergehen, hier ist der Link dazu: https://silkewi77.blogspot.com/2019/04/easter-monday-22-april.html

Der Unterricht fand heute von 13.00-17.00 h statt, und es ist doch deutlich zu merken, daß die doppelte Gruppengröße einfach mehr Zeit braucht. Der Unterrichtsraum selbst ist ziemlich klein und mit 9 Personen auch ziemlich voll, und egal, was die jeweilige Aufgabe ist, bei irgendjemandem klappt irgendetwas nicht, und das ist manchmal lustig, manchmal aber auch ärgerlich. In vielen Fällen liegt es daran, daß die Laptops der Teilnehmer auf die jeweiligen Länder eingestellt sind, und die Zugangbedingungen erfordern gelegentlich Umwege, die auch für den Kursleiter nicht immer sofort einsichtig sind. Der Kollege aus Kroatien spricht zwar nur mäßiges Englisch, ist aber von Haus aus Mathematiklehrer und durchschaut die verschiedenen kleinen Hindernisse immer ziemlich schnell, so daß in allen Fällen alle irgendwann auch wieder Anschluß gefunden haben.

Die nächsten 60 Minuten haben wir damit verbracht, verschiedene Lernprogramme mit „Flashcards“ anzuwenden und in unterhaltsame Spielchen umzuwandeln, bzw. das Umwandeln machten die Programme selbsttätig. Vor allem www.cram.com hat gut funktioniert und viel Spaß gemacht, ich habe mit der Kollegin aus Irland zusammengearbeitet und folgende interessanten Wendungen und Bedeutungen aus ihrem Material gelernt:

https://www.cram.com/flashcards/games/jewel/ireland-10654742

Andere Themen, die sich gut mit den „Flashcards“, also Karteikarten, abbilden ließen: Hauptstädte, Redewendungen, ein- oder zweisprachige Vokabelübungen. Sehr unterhaltsam auch die Zuordnung von Tiernamen auf Englisch und Polnisch – man lernt ja immer etwas dazu.

Im nächsten Abschnitt beschäftigten wir uns mit www.lino.it, ein Programm, dem die Idee des „notice boards“/Schwarzen Bretts zugrundliegt, und das sich z. B. auch für Unterrichtspläne nutzen läßt. Wieder konnten die Themen frei gewählt werden, und das Programm fand ich auf Anhieb gut anzuwenden. Aber das wird interessanterweise unterschiedlich empfunden. Folgende Aufgaben waren zu lösen: einen Hintergrund gestalten, eine Begrüßung durch eine „Sticky Note“, einen virtuellen Notizzettel, Verknüpfungen mit jeweils einer Webseite, einem Video sowie Fotos. Während ich das hier schreibe, liest sich das sehr einfach, aber es dauert doch seine Zeit, obwohl die Handhabung sehr intuitiv ist. Ich habe mich heute thematisch auf Shakespeare verlegt, hier ist mein herausragend originelles „notice board“:

http://linoit.com/users/silkewienecke77/canvases/Shakespeare_tryout

Die nächste Übung ließ sich ebenfalls sofort umsetzen und ist schöne Methode für den Sprachunterricht: das Erstellen von „word clouds“ mittels www.wordart.com. Erst haben wir verschiedene Anlässe zusammengetragen, um mit „word clouds“ zu arbeiten, nämlich z. B.

  • Um Vokabeln zu visualisieren und assoziativ zu lernen
  • Um Wortfelder zu entwickeln und zu kategorisieren
  • Um Wortfelder zusammenzutragen
  • Um das Leseverständnis eines gegebenen Textes zu überprüfen
  • „to create a piece of art“

Mögliche Webseiten sind z. B. www.wordcloud.com, www.worditout.com oder www.wordart.com. Wir haben alle mit wordart.com gearbeitet, und hier war vor allem die Funktion, Wörter aus einen vorgegebenen Text zu entnehmen, sehr sinnvoll. Nebenbei hat es auch einen echten kreativen Aspekt, so daß die Ergebnisse auch vorzeigbar waren. Hier der Link zu meinem Beispiel:

https://wordart.com/flguepb7vlwd/hamlet_summary

In der letzten Stunde wurde mit www.prezi.com gearbeitet, das war allerdings aus den oben beschriebenen Gründen der Zugangsvoraussetzungen und aufgrund der Komplexität eine etwas frustrierende Erfahrung. Die Idee, auf diese Weise eine Vorlage für einen Unterrichtsplan zu erstellen (im Hinblick auf die Präsentation eines Unterrichtsplans zum Abschluß des Kurses), war gut, aber die Umsetzung scheiterte an der Schwierigkeit, aus dem Stand ein Thema („Animals“) einerseits „hinunterzubrechen“ und kleinschrittig vorzugehen, während das Programm die Darstellung für bereits vorstrukturierter komplexer Sachverhalte konzipiert ist.  Die Aussage des Kursleiters: „Most of you will hate that programme…“ traf dann irgendwie auch zu. Da heute ab 17.15 h wieder eine Stadtführung stattfinden sollte, vertagten wir uns gegen 17.00 h morgen steht die Aufnahme und Bearbeitung von Videos an sowie „augmented reality“.

 

Mittwoch: 24.04.2019

Die Anwendungen, die wir im Unterricht präsentiert bekommen und dann ausprobieren, werden komplizierter. Heute haben wir daher nur 4 Themen bearbeitet, von denen 3 aber recht zeitaufwendig waren:

Begonnen wurde mit www.answergarden.ch, eine Webseite, mit deren Hilfe ohne größere Vorbereitung „word clouds“ generiert werden können, und zwar dadurch, daß sich mehrere Personen an der Wörtersuche beteiligen. Da das auch über das Smartphone geht, wäre das eine der Übungen, die auch gut in einem VHS-Kurs funktionieren könnte.

Hier ist der Link zu meinem Beitrag: https://answergarden.ch/923317. Ich bin nicht ganz sicher, wie lange dieser Link existieren wird, da wir alle die Seite nur als Gäste ohne Registrierung besucht haben. Die spannende Aufgabenstellung: „Which musical instruments can be found in an orchestra?“, und dann wäre theoretisch Platz für die Nennung sämtlicher Instrumente. Da wir alle unsere Aufgaben dann in die Google group „Yorkiesit“ einstellen, begutachten wir ja auch immer mehrere Lösungen der anderen Kurskolleg/innen, und das finde ich immer ausgesprochen interessant, wie sehr diese thematisch und in den Fällen, in denen es viele Möglichkeiten der Gestaltung gibt, auch in Aufbau und Ausführung variieren.

Der nächste Unterrichtsblock war sehr spannend, es ging um „augmented reality“ im Unterricht. Die Anwendung HP Reveal macht es möglich, „trigger images“ mit zusätzlichen Informationen in Form von weiteren Fotos oder Filmen anzureichern. Dazu mußten erst alle die App installieren – sollte vorher gemacht werden, das hatten aber nicht alle, daher dauerte es etwas, bis alle auf dem gleichen Stand waren. Dann hatte Kursleiter Rick für jede/n zwei Bilder als „trigger images“, vorbereitet, denn, und das finde ich sehr interessant, die „hard copy“ muß analog sein, eine physikalische Einheit, also ein Stück Papier, oder auch etwas anderes, eine kleine Figur etc. Die Aufgabe war nun, sich zu den beiden „trigger images“ jeweils einen Satz auszudenken und diese beiden Sätze dann als Selfie-Video aufzuzeichnen, so daß eine kurze, mehr oder weniger sinnreiche oder lustige Anekdote entsteht. Mein Beispiel (ich schreibe das jetzt gleich auf, denn ich habe den Verdacht, daß das über den Link nicht einsehbar sein wird, dazu später mehr):

Bild Freiheitsstatue: Satz 1 „Everyone knows that the Statue of Liberty has been greeting millions of travellers arriving in the US for many years”.

Bild Zombie: Satz 2 “Only few people know that at night it regularly walks around the neighbourhood as a zombie”.

Beide Kurzvideos dann auf dem Smartphone mit HP Reveal bearbeiten, so daß die “trigger images” mit den Videos verknüpft wurden. Soweit funktionierte alles. Dann mußten alle Teilnehmer sich auf der Plattform gegenseitig als „Follower“ bestätigen, damit alle gegenseitig die „trigger images“ einlesen konnten. Und an diesem Punkt zeigte sich, daß das Programm recht störungsanfällig sein kann – bei einigen funktionierte es trotz wiederholter Versuche einfach nicht, und es war nicht erkennbar, warum. Wie Rick weise kommentierte: „It takes practice and patience“ – da kann ich nur zustimmen. Wenn es funktioniert, macht es richtig Spaß, und wenn man geübt in der Anwendung geübt ist, ist auch die Vorbereitung sicher machbar. Für die Anwendung in der VHS oder der Schule ist aber die gegenseitige Bestätigung als „Follower“ problematisch, weil alle sich über eine eigene Adresse registrieren und dann miteinander die Adressen verknüpfen müssen. Ich fand die Übung sehr beeindruckend, auch wenn es sich eher um eine kurze Demonstration dessen handelte, was alles möglich wäre – auch diese geriet ja schon recht kompliziert.

Der nächste Programmpunkt waren „Infographics“, also die Aufbereitung von Fakten/Aussagen/Präsentationen etc. am Beispiel des Programms www.canva.com. Hier geht es vor allem um die graphische Aufbereitung bestehender Inhalte, z. B. auch für einen Unterrichtsplan und –aktivitäten, und in der Übung haben wir überwiegend auf Beispielmaterial zurückgegriffen, das dann nach Belieben abgewandelt wurde. Das nahm ebenfalls einige Zeit in Anspruch. Was ich persönlich bei der Fülle an Anwendungen schwierig finde, ist die Notwendigkeit, sich in kurzer Zeit immer wieder einigermaßen sinnvolle Inhalte auszudenken, damit man die Übungen zumindest ansatzweise durchexerzieren kann. Manchmal klappt es gut, speziell, wenn man bei einfachen Themen bleibt, manchmal fällt mir aber nichts richtig Passendes ein, es wird zu komplex und daher unbefriedigend, oder ein Thema trägt einfach nicht, das ist dann auch nicht schön. Gelegentlich kommt auch mal eine gute Idee vorbei, das ist wahrscheinlich auch tagesformabhängig, und dann stelle ich immer wieder fest, daß manche Anwendungen intuitiver sind als andere, und nicht alle für alle gleich ansprechend. Canva.com fand ich nicht sehr ansprechend, aber zum Glück hatten wir ja schon zwei Beispiele für die Gestaltung von Unterrichtsplänen.

„Having said that…“: der letzte Unterrichtsblock mit dem Programm Audacity, einem Aufnahm- und Bearbeitungsprogramm für MP3-Files, war für mich ebenfalls nur mäßig erfolgreich. Obwohl die vorherige Installation des Programms problemlos geklappt hatte, funktionierten die Aufnahmen auf meinem Laptop nicht, auch nicht, nachdem wir noch ein externes Mikrofon angeschlossen hatten. Rätselhaft. So habe ich mit einer Kollegin zusammen ein Interview auf ihrem Laptop aufgenommen, mal sehen, was wir morgen damit anfangen und ob ich noch eine eigene Aufnahme auf einem anderen Gerät machen kann. Sinnvoll wäre es sicher, denn morgen wollen wir mit den Aufnahmen noch weiterarbeiten.

Da heute Mittwoch und damit die Hälfte der Kurszeit erreicht ist, kam eine Verwaltungsmitarbeiterin der Schule für eine kurze Feedback-Runde vorbei, was dort im Hause routinemäßig gemacht wird, solange man noch Kurszeit übrighat, um etwas ändern zu können. Es zeigten sich alle recht zufrieden, und das möchte ich an dieser Stelle gern noch einmal bestätigen. Der Kurs bietet die Möglichkeit, aus einer Vielzahl von Möglichkeiten ein paar für die eigenen Zwecke herauszufinden, und das ist genau das, was ich mir erhofft hatte.

 

Donnerstag: 25.04.2019

Mein privates Kulturprogramm am Vormittag war heute eine Führung im York Minster, in dem ich zwar schon zweimal während der Zeit hier zum „Evensong“ war, das ich mir aber heute noch einmal genauer anschauen wollte. Es ist eine wirklich beeindruckende Kirche, die größte Kathedrale in Nordeuropa, die Einschränkung deswegen, weil die Kathedrale von Sevilla angeblich noch ein wenig größer sein soll. Es gab in der Krypta auch eine Ausstellung über die Ausmaße der Vorgänger-Bauwerke an dieser Stelle, und das römische Kastell und die Siedlung Eboracum waren demnach noch viel ausgedehnter, auch einige Reste der normannischen Kathedrale sind dort noch zu sehen. Ich bin froh, daß ich das heute endlich geschafft habe!

Im Kurs haben wir mit einer kleinen Wiederholung der Aufgaben mit HP Reveal begonnen, Rick hatte einige „trigger images“ vorbereitet, die wir individuell einlesen konnten. Dann gab es Zeit, die Beiträge der anderen Kursteilnehmer in der Google group noch einmal anzusehen und anzuhören, speziell die „Audacity“- Produktionen. Das dauerte eine Weile, schwierig war es deswegen, weil das gleichzeitige Abspielen auf mehreren Laptops dem Verständnis nicht nützt. Rick konnte zwar noch zwei Paar Kopfhörer organisieren, dennoch war es ein wenig anstrengend, bis alle wenigstens zwei andere Beiträge angehört hatten.

Das Hauptthema heute war die Arbeit mit Programmen, die Cartoons und Animationen generieren, nämlich www.dvolver.com und www.animaker.com. Dvolver war vergleichsweise einfach, Aufgabe war es, einen kurzen Film in drei Szenen zu entwerfen. „Entwerfen“ ist aber nicht das passende Wort, die Struktur ist nämlich vorgegeben, und es müssen nur die – sehr kurzen – Dialogtexte eingegeben werden. Es gibt eine vorgegebene Auswahl an Szenerie, Figuren, Effekten und Musik, und wenn man für jede Szene die entsprechenden Parameter ausgewählt hat, kann man sich für jede Szene mehr oder weniger sinnvolle oder sinnfreie Texte ausdenken und seinen Figuren in den Mund legen. Bzw. ins Maul, sollte man Braunbären als Protagonisten ausgewählt haben. Die Handhabung ist erfreulich unkompliziert und der Unterhaltungswert extrem hoch. Wenn man also für den Unterricht z. B. Redewendungen üben möchte, hätte man hiermit die Möglichkeit, den Lerneffekt durch alberne Animationsfilmchen zu verstärken, indem man sie den Lernern einfach präsentiert. Man braucht sich auch nicht zu registrieren, das hat aber den Nachteil, daß das Machwerk eventuell einige Stunden später nicht mehr zu finden ist, ich fürchte, ich hätte es noch einmal extra speichern müssen. Der Link führt jedenfalls gerade ins Leere, ich hoffe, ich finde ihn noch wieder.

Ungleich komplexer und damit schwieriger in der Handhabung ist das Programm Animaker, das wir anschließend ausprobiert haben. Es gibt sehr viele Parameter zur Auswahl, und obwohl wir ziemlich genau Ricks Anleitung gefolgt sind und die ersten Schritte parallel gemacht haben, gab es bald an allen Ecken Verzögerungen. Ich hatte als Template eine einfache Liste gewählt, und bis zur zweiten Seite ging alles glatt, aber dann wollte ich Fotos aus meinem Fundus einarbeiten, und das Hochladen dauerte ewig. Bei den anderen war es ähnlich, es verging sehr viel Zeit mit Warten auf das Übertragen von Daten, und letztlich habe ich dann die Animation zwar so halbwegs fertiggestellt, aber nicht mit passenden Fotos von mir, sondern mit Parametern aus dem Programm, die zwar inhaltlich nicht paßten, aber sich immerhin einfügen ließen. Das Ergebnis ist schräg bis sinnbefreit, hat aber dadurch einen gewissen Witz, finde ich. Hier ist der Link dazu:

https://www.youtube.com/watch?v=yGVVg4U75DY

(Ich stelle noch mal ausdrücklich fest: quasi sinnfrei J. Aber Guy Fawkes ist lustig.)

Der letzte Unterrichtsblock waren dann Übungen zum Bearbeiten von Videos mittels ShortCut oder Moviemaker. Das stand in der letzten Woche auch schon auf dem Programm und ich merkte, daß es auch schon deutlich schneller ging als in der letzten Woche.

Morgen sollen alle wieder eine Präsentation vorstellen, und ich habe vor, diesmal keinen Unterrichtsplan anzufertigen, sondern eine Übersicht der in den beiden Unterrichtswochen verwendeten Methoden/Apps/Webseiten. Ziel soll die Beurteilung und Gewichtung sein, ob/wie ich sie selbst anwenden oder Kursleitern als Empfehlung weitergeben kann. Derzeit favorisiertes Medium ist ein „noticeboard“ wie www.canvas.de. Da morgen der letzte Kurstag ist, kündige ich das Endprodukt, wenn vorzeigbar, hiermit schon einmal als morgigen Blog-Beitrag an!

 

Freitag: 26.04.2019

Oh dear, heute ist schon der letzte Kurstag. Time seems to fly, doesn’t it.

Zwei Kursteilnehmer haben sich heute schon verabschiedet, zum Glück fliege ich erst morgen früh nach Hamburg zurück und konnte nach dem Kurs noch einen Abschluß-Stadtbummel machen. Hier möchte ich noch ein interessantes kulturelles Phänomen erwähnen, das ich aufgrund der täglich leicht variierenden Unterrichtszeiten ausgiebig studieren konnte: die Öffnungszeiten der Geschäfte in der Innenstadt, für die ich das Wort „random“ wählen würde.  In der Altstadt gibt viele schöne kleine, unabhängige Läden, es macht wirklich Spaß, dort herumzustöbern. Aber viele Geschäfte schließen bereits um 17.00h, viele um 17.30h, die letzten dann um 18.00h (außer den kleinen Supermärkten, die dann wieder bis Mitternacht geöffnet sind, was natürlich sehr praktisch ist). Nun kann man sich ja darauf einstellen, und z. B. gleich nach 17.00h zu einem besonders netten Fudge-Laden sausen, um dort noch ein par Mitbringsel zu erstehen, denn dieser Laden hatte in den letzten Tagen immer bis 17.30h geöffnet, was sich mit den Unterrichtszeiten überschnitt. Man saust also, ist um 17.15h da, aber: der Laden ist bereits geschlossen, seit 17.00h, wie immer am Freitag, wie sich den Informationen am Eingang entnehmen läßt. Die hatte man bei früherer Betrachtung nicht auf diese geringen, aber folgenreichen Abweichungen hin überprüft, warum auch.  Die Verkäuferin hat gerade abgeschlossen und entschwindet gutgelaunt in den Feierabend, was am Freitag ab 17.00h einen fröhlichen Umtrunk im Kollegen- und Freundeskreis in einem der vielen Pubs bedeutet, die in dieser Zeit allesamt voll besetzt sind. Beim nächsten Mal weiß ich das dann auch!

Zu unserem letzten Unterrichtstag:

Leider habe ich den Link zu meinem äußerst lustigen Filmchen mit den beiden Bären tatsächlich nicht mehr gefunden. Daraus könnte man jetzt lernen, sich für das www.dvolver.com Programm doch richtig einzuloggen. Weil diese Anwendung aber so idiotensicher war, gibt es gute Chancen, das noch einmal zu rekonstruieren.

Dann haben wir uns heute noch länger mit der Verwendung von TED-Talks beschäftigt. Diesmal haben wir – gut vorbereitet durch die gestrigen Übungen mit MovieMaker – einzelne Beiträge bearbeitet, indem wir Fragen unterlegt und Multiple-Choice-Tests dazu entworfen haben. Diese wurden dann wieder in die Gruppe gestellt und konnten von allen eingesehen werden. Auch die Übertragung per QR-Code haben wir dabei noch einmal wiederholt.

Dann gab es Zeit, eine kleine Präsentation vorzustellen, vorzugsweise einen Unterrichtsplan wie letzte Woche. Ich habe aber, entgegen meiner gestrigen Ankündigung, mittels coggle.it eine Synopsis der vorgestellten Programme/Apps/Anwendungen vorgestellt. Der untere Abschnitt der Mindmap umfasst Programme, die ich vermutlich nicht selbst verwenden werde, vieles andere kann ich mir gut vorstellen. Hier ist der Link dazu:
https://coggle.it/diagram/XMImiMeK2U4shN4Z/t/ict-york/25479a1f71d899c533014df1435d93b2945c86cf77ca8e11db976ab3be10e9c5

Die Präsentationen von 6 Personen nahmen den Rest der heutigen Unterrichtszeit in Anspruch, und dann war es auch schon Zeit, die Evaluationsbögen auszufüllen und sich voneinander zu verabschieden. Ich habe von dem Kurs sehr profitiert, weil ich vieles im Bereich Digitales Arbeiten/Digitale Medien im Sprachunterricht ausprobieren konnte, wozu im Alltag schlicht die Zeit fehlt. Das Unterrichtsprogramm war sehr gut, und ich habe den Eindruck, einen wirklich guten Überblick bekommen zu haben, mit vielen Gelegenheiten, den Stoff individuell zu vertiefen. Der äußere Rahmen hätte nicht besser sein können, über die Schule kann ich nur Positives berichten, und die Möglichkeit, sich in dieser Form über Erasmus plus weiterzubilden, ist einfach großartig. Vielen Dank dafür!

 

 

Finnland: Migrants‘ course: Let’s use ICT teaching and learning of newly-arrived migrants

von F. S.

Samstag: 11.05.2019

Meine Reise beginnt am 11. Mai 2019, einen Tag bevor mein Kurs in Helsinki losgeht. Ich erhoffe mir von dem Lernangebot, Inspirationen aus einem der führenden Länder für die Einbindung von Digitalisierung in den (Lern-) Alltag und Eindrücke, sowie Erfahrungen von den anderen Kursteilnehmenden.

Mein eigener Aufgabenbereich beim Landesverband der Volkshochschulen ist die Umsetzung vom Projekt „Starterpaket für Flüchtlinge in Schleswig-Holstein“, was sich wie viele Aspekte der Weiterbildung nun den Herausforderungen der Digitalisierung stellen muss.

Helsinki fasziniert mich vom ersten Moment an, da die Stadt unglaublich grün ist. Moderne Architektur ist quasi direkt in den Wald gebaut worden. Meine Unterkunft liegt etwa 20 Minuten nordöstlich vom Stadtzentrum in Vantaa. Hier findet ab Montag auch mein Kurs statt und den Weg zum Vocational College kann ich problemlos zu Fuß gehen. Ich erkunde erst einmal Vantaa und die Gegend um meine kleine Wohnung, bevor ich mich ins Stadtzentrum aufmache und die finnische Hauptstadt aus der Nähe betrachte.

Da am morgigen Tag eine Stadtführung mit den anderen Kursteilnehmenden geplant ist, spaziere ich einfach etwas umher, ohne das Gefühl zu haben, die Sehenswürdigkeiten suchen zu müssen.

In der Feinkostabteilung des Kaufhauses Stockmann finde ich ein wunderbares Abendessen und fahre dann zufrieden zurück nach Vantaa.

 

Sonntag: 12.05.2019

Mein erster Kurstag findet glücklicherweise nicht in den Unterrichtsräumen statt. Auch ausschlafen darf ich am Sonntag noch, da wir uns erst um 14 Uhr am Hauptbahnhof in Helsinki treffen wollen. Zwei Betreuer, Jenny und Ilpo von Euneos warten dort auf die große Gruppe aus ganz Europa. Viele Nationalitäten sind bei den überwiegend weiblichen Kursteilnehmenden vertreten, vor allem Griechenland und Italien.

Jenny führt uns durch das kleine Stadtzentrum von Helsinki und zeigt uns die wichtigsten und schönsten Ecken bei strahlendem Sonnenschein. Ilpo streut hier und dort ein paar historische und kulturelle Fakten ein und erklärt uns, wie die Geschichte das heutige Finnland beeinflusst hat.

Ein besonderer Ort ist die Oodi Bibliothek ganz in der Nähe des Bahnhofs. Es ist die im Dezember 2018 eröffnete Nationalbibliothek Finnlands und sowohl architektonisch als auch kulturell wirklich beeindruckend.

Das Gebäude ist aus Holz und Glas gebaut und hat kaum grade Linien, was es so spannend macht.

Drinnen gibt es drei Ebenen, jede mit einem Café oder Restaurant ausgestattet und man hat das Gefühl, die gesamte Kreativität Helsinkis trifft sich dort.

In der unteren Ebene befindet sich die Leihstelle, einige Regale mit den aktuellen Bestsellern, ein großer Eingangsbereich mit vielen Sitzmöglichkeiten und ein Restaurant.

Auf der zweiten Ebene ist ein Co-Working Space mit einzelnen Gruppenarbeitsräumen, Virtual Reality Räumen und einem großen Arbeitstisch mit Nähmaschinen, Textildruck und diversen Rechnern und Tablets. Jenny berichtet uns, dass man hier lernen, arbeiten, oder sich kreativ ausleben kann. Viele kleine Unternehmen in Helsinki nutzen die Räumlichkeiten, da sie selbst keine haben oder die Atmosphäre schätzen.

Selbstverständlich ist der Zugang kostenfrei und diverse Ansprechpartner stehen zur Verfügung um zu helfen.

Die dritte Ebene scheint komplett aus Glas zu bestehen, hier sind die Bücher und weitere Arbeitsplätze untergebracht. Viele Menschen lesen in den zahlreichen gemütlichen Sesseln oder kommen in die Bibliothek um Zeit zu verbringen. Eine Dame strickt, jemand liegt mit geschlossenen Augen auf einem Sofa und hört ein Hörbuch und Familien sitzen an den Tischen im Café und genießen die Sonne. Trotz des belebten großen Raumes ist es angenehm ruhig, was besonders bemerkenswert ist, da es auch große Teppiche mit Spielsachen und Büchern für Kinder gibt. Mit dieser Bibliothek wurde in Helsinki ein ganz und gar wunderbarer Ort geschaffen, an dem man gern Zeit verbringt.

Der Abend steht uns dann zur freien Verfügung und ab morgen treffen wir uns in den Räumen des Varia College Vantaa.

 

Montag: 13.05.2019

Mein erster Tag am Varia Vocational College in Vantaa beginnt um 9 Uhr in der ehemaligen Bibliothek. Diese wird nicht länger genutzt, da alle Lehrbücher inzwischen digitalisiert sind.

Die Schule hat uns zwei Schüler aus dem ersten Jahr der ICT Ausbildung für die ganze Woche zur Verfügung gestellt, die mit jeglichen technischen Problemen helfen können. Für sie wird es als praktische Erfahrung gewertet und für uns ist es sehr angenehm, immer einen Ansprechpartner zu haben.

Der Kurs erhält eine kurze Einführung zur Geschichte und Entstehung dieser weiterführenden Schule. Sie wurde 1963 gegründet und hat derzeit 3500 Lernende aller Altersklassen. Etwa 30 % davon haben eine andere Muttersprache als Finnisch. Die Aus- und Schulbildung basiert hier nicht auf Zeit, sondern auf Kompetenzen. Das bedeutet, dass die notwendigen Fähigkeiten möglichst ohne Druck erlernt werden und dass die Lernenden nicht nach einer bestimmten Zeit fertig sein müssen, sondern dann, wenn sie sich das gesamte Wissen angeeignet haben. Im Durchschnitt dauert ein Abschluss drei Jahre und die Schüler*Innen kommen mit 16, nach den verpflichtenden Schuljahren in Finnland.

Es gibt 17 Felder, in denen unterrichtet wird und Abschlüsse erreicht werden können. Der praktische Bezug zur späteren Arbeit ist hier besonders wichtig und in die Ausbildung integriert. Bei einem Rundgang durch die Schule lernen wir einige der Felder kennen. Die meisten Räume, die wir besichtigen sind für Handwerksberufe ausgelegt: zum Beispiel Tischler, Heizungsinstallateure und Maurer können hier alle wichtigen Grundlagen der Arbeit erlernen. Ebenso gibt es Räume für angehende Friseur*Innen und Fotograf*Innen.

Besonders schön ist die Wertschätzung der einzelnen Felder innerhalb er Schule zu beobachten. Die Schüler*Innen des Bereichs Malerei gestalten die Wände, diejenigen des Bereichs Küche und Service betreiben die Kantine und das hauseigene Restaurant.

Anschließend hören wir einen Vortrag von Pia Hakkari, einer Mitarbeiterin der Abteilung für Bildung in der Stadt Vantaa. Sie erklärt uns das finnische Bildungssystem und erläutert, dass es hauptsächlich auf Zusammenarbeit und Vertrauen basiert. Auf Staatsebene werden zwar Vorgaben gemacht, die jedoch von den einzelnen Städten und sogar Schulen individuell umgesetzt werden können.

Das Mittagessen dürfen wir in der Kantine für Lehrende der Schule genießen und werden dabei auf die Schüler*Innen aufmerksam, die sich um die Zubereitung und die Organisation in der Küche kümmern. So wird den Kursinhalten von einzelnen Gruppen ein besonderer Wert beigemessen und aktiv Nachhaltigkeit betrieben.

Der Nachmittag besteht aus einem Vortrag von zwei Lehrerinnen am Varia Vocational College, die von ihren Erfahrungen im Unterricht berichten. Beide unterrichten gemeinsam eine Gruppe von Migrantinnen, die sowohl Finnisch lernen als auch Kinderkrankenschwestern werden wollen. So ist eine der beiden für den Sprachunterricht und eine für den praktischen Unterricht zuständig. Sie stellen uns im Rahmen des Vortrags verschiedene Digi-tools vor, die wir heute und am Mittwoch gemeinsam ausprobieren werden. Wir lernen heute ThingLink und Padlet kennen und probieren sie auch direkt aus. Gemeinsam erarbeiten wir Möglichkeiten, diese Lerntools in unserem Arbeitsalltag zuhause zu nutzen.

 

Dienstag: 14.05.2019

Der dritte Tag meines Aufenthaltes beginnt mit einer kleinen Finnisch Lektion: Hyvää huomenta bedeutet „Guten Morgen“ und ist gar nicht so einfach auszusprechen. Unsere heutige Referentin Karoliina ist Lehrerin für Finnisch als Zweitsprache an einer Schule hier in Vantaa. Sie begrüßt uns auf allen Sprachen, die im Kurs vertreten sind (das sind immerhin 5) und berichtet von ihren Erfahrungen im Sprachunterricht. Der Schwerpunkt liegt heute auf Spracherwerb und Vokabeln lernen.

Finnisch ist eine sehr praktische Sprache, um aufzuzeigen, dass Spracherwerb in jeder Altersklasse schwer ist, da bis auf eine Teilnehmerin im Kurs niemand die Sprache versteht. Wir werden daran erinnert, welche Techniken besonders wichtig sind, wenn das Sprachniveau im Kurs noch niedrig ist.

Die erste App, die in diesem Zusammenhang vorgestellt wird, ist classdojo.com. Hier wurde von Karoliina bereits ein Kurs mit unseren Namen erstellt. Jeder Teilnehmer erhält ein kleines Monster Icon und das Programm kann Gruppen zusammenstellen, Arbeitsaufträge visualisieren und die Lautstärke im Klassenraum anzeigen.

Dann dürfen wir selbst aktiv werden und unseren eigenen Kurs erstellen, um die Funktionen besser kennenzulernen.

Die Mittagspause wird heute draußen im strahlenden Sonnenschein verbracht, nachdem wir uns mit leckerem Essen aus der Schulkantine gestärkt haben. Da das College in Vantaa, außerhalb von Helsinki liegt, muss man nur einen kurzen Weg zurücklegen, bevor man zwischen Feldern und Bäumen mitten in der Natur steht.

Am Nachmittag zeigt Karoliina uns die App Quizlet.com und auch hier dürfen wir selbst erst als Lernende und dann als Lehrende die Möglichkeiten selbst ausprobieren. In dieser App können Lernkarten oder Schaubilder mit verschiedenen Vokabeln ausgestattet werden, besonders hilfreich ist hier auch die visuelle Stütze der Wörter.

Ich nutze das gute Wetter und die lange Helligkeit in Finnland, um nach dem Kurs noch einmal in die Innenstadt zu fahren und da kulturelle Weiterbildung auch Teil meiner Reise sein soll, genieße ich eine typische kanelipulla (Zimtschnecke).

Mittwoch: 15.05.2019

Am Mittwoch wird unser Kurs erneut von den beiden Dozentinnen betreut, die bereits am Montag bei uns waren. Montag haben sie uns die Hausaufgabe gegeben, entweder selbst ein Video zu filmen, oder uns eines auszusuchen, das wir bearbeiten möchten. Sie heißen beide Anna und erklären uns heute die Möglichkeiten, die Lernvideos im Sprachunterricht darstellen und wie wir diese erstellen können. Da die beiden angehenden Krankenschwestern unterrichten, nutzen sie Videos von Kindern, die dabei helfen können, motorische Entwicklungen oder Verhaltensweisen zu visualisieren und analysieren.

Wir lernen die App H5P.org kennen und dürfen eigene Videos für unseren Bedarf oder nur zum Spaß erstellen. Mein Beispiel ist ein kurzer Clip aus der „Sendung mit der Maus“, mit Hilfe dessen interaktiv Vokabeln gelernt werden können. Wörter wie „Maus“, „Elefant“ oder „Ente“ können sowohl mit dem Bild als auch mit der Bewegung dargestellt werden. Ich kann das Video an der passenden Stelle pausieren und durch das Anklicken eines Icons wird dann die Vokabel angezeigt.

Am Ende des kurzen Clips werden die neu erlernten Wörter mit einem integrierten Lückentext abgefragt.

Für Interessierte hier der link: https://h5p.org/node/507991

Die Beispiele, die von den anderen Kursteilnehmenden erstellt werden zeigen, wie unterschiedlich die Lerngruppen und Unterrichtsformen sein müssen, da alle sehr individuell gestaltet sind.

Die Mittagspause ist heute etwas ganz Besonderes. Bereits um halb 12 (für  Finnland eine ganz normale Zeit zum Mittagessen) begeben wir uns in das Training-Restaurant, das von den Schülern des Varia Vocational College betrieben wird. Die Schüler*Innen erlernen hier die Bereiche Küche und Service und bereiten ein köstliches Drei-Gänge-Menü zu. Die Qualität des Essens ist herausragend und alle geben sich große Mühe mit der Präsentation.

Der Nachmittags-Block dreht sich dann weiter um die Erstellung der Lernvideos, sowie die anderen Funktionen, die H5P zu bieten hat. Es gibt Quiz-Optionen, eine Diktier-Funktion und zahlreiche andere Möglichkeiten, interaktive Einheiten zu erstellen. Wir haben genug Zeit, die einzelnen Felder mit Hilfe unserer Dozentinnen und der ICT Schüler kennenzulernen und auszuprobieren.

Ein besonders positiver Aspekt dieses Kurses ist für mich die Vielfalt an digitalen Lerntools, die vorgestellt wird. Man hat die Möglichkeit, viele verschiedene Dinge auszuprobieren und dann zu entscheiden, welche Apps man im Alltag nutzen möchte und dort die Kenntnisse dann gegebenenfalls vertiefen.

Schließlich benutzen wir das erste mir bereits bekannte Lerntool: Kahoot.com. Mit dessen Hilfe erstellt jeder ein farbenfrohes Quiz, das für den individuellen Unterricht genutzt werden kann. Auch hier werden wieder sehr unterschiedliche Ergebnisse produziert, sehr passend zu den jeweiligen Fächern und Lerngruppen der Teilnehmenden. Einige Kahoots spielen wir selbst durch und alle sind begeistert, von der Nutzung des eigenen Smartphones und des kleinen Wettbewerbs, der entsteht.

Das hervorragende Wetter motiviert mich, nach dem Kurs noch etwas die Gegend zu erkunden und ich fahre nach Sipoo, etwa 20 Minuten entfernt von Vantaa.

 

Donnerstag: 16.05.2019

Auch am Donnerstag beginnt der Morgen am Varia College mit strahlendem Sonnenschein.

Man kann an den blühenden Birken förmlich sehen, wie der finnische Sommer Einzug hält. Unsere Dozentin ist heute erneut Karoliina und sie erklärt uns zu Beginn des Tages, dass wir heute viel vorhaben. Es werden Apps für Bild- und Videobearbeitung vorgestellt und ausprobiert.

Die erste App ist Flipgrid.com, hier können Lernende kurze Videos als Antwort auf eine Aufgabe oder Frage erstellen. Karoliina erzählt, dass ihre Schüler*Innen diese App besonders gern nutzen und kaum Scheu vor der Kamera oder einem Video von sich selbst haben. (Das sieht bei uns im Kurs ganz anders aus!)

Grade für schüchterne Teilnehmende scheint dies eine besonders gute Option zu sein um Fähigkeiten abzufragen.

Es ist hier übrigens ganz selbstverständlich, dass alle Lernenden ein Chromebook oder ein iPad besitzen und im Unterricht nutzen können. In Vantaa werden die Schulen mit genug Geräten für jeden Schüler ausgestattet. Auch Smartphones können zum Beispiel bei Kahoots genutzt werden.

Die Anzahl an Benutzerkonten, die ich im Kurs bereits erstellen musste, steigt stetig weiter und ich bemühe mich, den Überblick zu behalten. Mein Eindruck von unseren verschiedenen Dozentinnen ist, dass diesen Daten geringerer Wert beigemessen wird.  Die Verwendung von hilfreichen Plattformen oder Apps passiert ganz selbstverständlich und ohne Hemmungen. ES fällt mir schwer, mir einen ähnlich entspannten Umgang mit diesen Geräten oder Plattformen in Deutschland vorzustellen.

Dann geht es direkt mit neuen Benutzerkonten bei spark.adobe.com und bookcreator.com weiter. Hier erstellen wir ein Video über das finnische Schulsystem und verfassen unser erstes ebook. Anschließend befassen wir uns mit dem Thema Animation.

Mit Hilfe eines iPads und kleinen Duplo Figuren filmen wir einen Stop-Motion-Animationsfilm und versehen ihn mit finnischen Vokabeln. Die Einleitung dauert nur wenige Minuten, da die App Stop Motion Studio sehr intuitiv und einfach funktioniert. Von den verschiedenen Ergebnissen im Kurs sind wir alle begeistert und die Gruppenarbeit kann einfach in den Unterricht übertragen werden.

Scratch.mit.edu ist eine Webseite, bei der wir erneut eine kleine Animation erstellen sollen. Diesmal müssen wir allerdings selbst den Code schreiben, um die gezeichneten Charaktere in Bewegung zu setzen. Schließlich probieren wir noch die App Toontastic aus, bei der wir nur die Stimme und Bewegungen der Figuren kontrollieren müssen.

Alle drei Formen der Animation bereiten dem Kurs großen Spaß und es werden bereits erste Ideen formuliert, wie man sie im Unterricht einsetzen könnte. Nach so vielen neuen Eindrücken sind wir froh, als Karoliina den heutigen Tag mit einer kleinen Feedbackrunde beendet, die selbstverständlich interaktiv bei Flipgrid stattfindet!

 

Freitag: 17.05.2019

Den Freitag verbringen wir in einem anderen Gebäude des Varia Vocational College, wo weitere Fachbereiche der Schule untergebracht sind. Es befindet sich in der Nähe des Flughafens von Helsinki, der ebenfalls in Vantaa liegt.

Anssi ist hier Lehrer für Logistik und führt uns durch die Räumlichkeiten. Was die Gruppe hier besonders beeindruckt, sind die großen Lagerhallen und Klassenräume für den Bereich Flugzeugtechnik.

Die Schule hat verschiedene eigene Flugzeuge, an denen die Schüler*Innen lernen können. Sie bauen sie auseinander und fügen sie wieder zusammen, während ein Lehrer sie beaufsichtigt. Die Ausbildung in den mechanischen Berufen dauert drei Jahre und die Schüler*Innen lernen zunächst die theoretischen Grundlagen, bevor es an die praktischen Erfahrungen und Praktika in den jeweiligen Bereichen geht.

Die technische Ausstattung ist auch hier hervorragend und die digitalen Lerntools unterstützen die handwerkliche Arbeit auf eine sehr natürliche Art und Weise.

Danach lernen wir Tea kennen, die ein Projekt mit Migrant*Innen an der Schule ins Leben gerufen hat. Es geht hierbei um das Erlernen von Finnisch als Zweitsprache und den Einsatz von Fotografie im Spracherwerb. Sie berichtet mit ihrer Kollegin Sanna davon, wie eine kleine Gruppe erwachsener Lernender mit Hilfe von Kameras kreativ werden konnte. So wurde beispielsweise die Stadt erkundet, oder es wurden Detailaufnahmen von Gegenständen gemacht, die als Vokabelkarten fungieren konnten. Unter dem Titel „Grammar in the camera“ wurden verschiedene Bilder aufgenommen, die das schier unmögliche Thema von finnischen Präpositionen versuchen zu visualisieren. Da es nicht wie im Deutschen tatsächliche Präpositionen gibt, sondern die Substantivendungen angepasst werden, kann es schwierig sein, dieses Thema zu verstehen.

Die Bilder des Projektes können unter anderem bei variaphotos.wordpress.com eingesehen werden.

Dann dürfen wir noch einmal selbst kreativ werden und sollen mit der Methode Camera-pen-learning eine Stärke unserer Lerngruppe (3-5 Personen) ohne Worte visualisieren. Wir einigen uns schnell aus das Thema Neugier und filmen ein kurzes Video in der Schule. Dabei soll in 15 Sekunden das Konzept vermittelt werden und auch hier sind die Ergebnisse der einzelnen Gruppen sehr individuell. Man merkt, wie die Scheu vor Videos und Smartphones, die zu Beginn der Woche noch herrschte, nahezu komplett abgebaut ist.

Nach der Mittagspause haben Piia und Anna, die ebenfalls an der Schule unterrichten und Expertinnen für e-learning sind, ein Lernspiel für uns vorbereitet. Wir sollen die digitalen Lerntools, wie zum Beispiel Virtual Reality Brillen oder Simulatoren in der Schule erkunden und ausprobieren. Das Lernspiel ist wie eine Schnitzeljagd aufgebaut und führt und quer durch das ganze Gebäude. Unter anderem können wir dabei einen Simulator für LKW´s und Bagger ausprobieren, den die Schüler*Innen hier im ersten Jahr nutzen können, wenn sie noch zu jung sind, um einen Führerschein zu machen. Gleichzeitig werden sie so auf die Praxis im Straßenverkehr vorbereitet.

Ich bin erneut beeindruckt, wie selbstverständlich hier der Umgang mit der herausragenden Ausstattung gepflegt wird. Den Lernenden und Lehrenden stehen unzählige Möglichkeiten zur Verfügung, um das Lernen aufregend und kooperativ zu gestalten und individuell auf jeden Einzelnen einzugehen.

 

Samstag: 18.05.2019

Nach 7 Kurstagen ist meine Zeit in Helsinki fast zu ende. Zum Abschluss besuchen wir einen weiteren Lernort, das Heureka Science Center. Es liegt ebenfalls in Vantaa, nur 2 km vom Varia College entfernt. Es handelt sich dabei um ein Museum für alle Altersklassen, wo spannende Experimente ausprobiert werden können. Die Technologien, die dabei genutzt werden, sind alle auf dem neuesten Stand und das interaktive natürliche Lernen mit Medien wird hier aktiv umgesetzt.

Die Schule in Vantaa hat mich sehr beeindruckt. Zu sehen, wie sehr eine Ausbildung wertgeschätzt wird, die mit der Berufsschule in Deutschland zu vergleichen ist, wirkt sehr inspirierend. Die Motivation, die ich aus meiner Zeit am Varia Vocational College wird sicher eine positive Wirkung auf meine Arbeit haben. Die Begleitung des Kurses durch Euneos war toll und unsere Betreuerin Jenni war jeden Tag vor Ort und stand uns mit Rat und Tat zur Seite.

Die anderen Kursteilnehmer kamen alle aus Lehrberufen und haben sehr interessante und individuelle Eindrücke mitgebracht. So haben zum Beispiel die Lehrer*Innen aus Griechenland und Italien häufig das Problem, dass Teilnehmende, die als Flüchtlinge in ihr Land kommen nicht lange bleiben. So werden nur erste, basale Sprachkenntnisse vermittelt. Die deutschen oder Finnischen Lehrer*Innen konnten hier von langfristigerem Spracherwerb berichten.

Die ICT tools, die im Kurs vorgestellt und erprobt wurden, haben in dem Fall das Potential, den Unterricht für viele zu erleichtern. Ich hoffe, dass ich sie zuhause ebenso gut bewerben und vermitteln kann, wie die Referenten hier.

Es war sehr spannend, noch einmal in die Rolle der Lernenden zu schlüpfen und die Erfahrungen werden mir sicher dabei helfen, die verschiedenen Aspekte und Auswirkungen meiner alltäglichen Arbeit zu berücksichtigen. Hier hat mich besonders überrascht, dass nicht alle guten Lehrer*Innen auch gute Schüler*Innen abgeben und Aspekte wie Ruhe während die Referenten sprechen oder das leise stellen des Handys nicht für alle selbstverständlich sind.

Die Reise nach Finnland war eine wunderbare Erfahrung und hat mir vermittelt, wie wichtig die Auseinandersetzung mit der sich ständig entwickelnden Digitalisierung ist. Wenn die Gesellschaft sich auf den Wandel einstellt und ausreichend Unterstützung von der Regierung erhält, kann diese neue Zeit gut navigiert werden. Der Umgang mit digitalen Lerntools und dem Internet im Allgemeinen ist selbstverständlich. Die Lehrenden suchen dort sowohl nach Möglichkeiten, die eigene Arbeit zu erleichtern und den Schülern die bestmögliche Ausbildung zu bieten. Eine Aussage eines Lehrers hat mich durch die ganze Woche begleitet: Wir haben verstanden, dass ICT nicht wieder verschwinden wird. Es wird sich immer weiterentwickeln und es ist unsere Aufgabe unsere Schülerinnen und Schüler darauf vorzubereiten.

Die Einstellung der Finnen zu Bildung im Allgemeinen ist sehr positiv und inspirierend. Der Wertschätzung der Schule und das Bestreben, allen dieselben Chancen zu ermöglichen schaffen eine tolle Lernatmosphäre. Ich bin fast versucht, selbst im Varia Vocational College zu bleiben und einfach weiter zu lernen…

Irland: There is an App for that!

von S. H.

Montag: 29.04.2019

Ich bin froh, dass ich schon ein paar Tage in Dublin hatte um die Stadt schon ein bisschen kennenzulernen bevor heute der Kurs begann.

There’s an app for that! Exploring the best apps for teaching and student learning – so heißt der einwöchige Kurs, den ich hier in Dublin besuche. Schon im Vorfeld war alles sehr gut organisiert. Wir bekamen eine klare Email, wo wir uns wann einzufinden hatten und dazu den genauen Stundenplan für die Woche. Woher diese klare Strukturierung vielleicht kam, ist mir heute im Kurs klar geworden – der Kursleiter ist Deutscher. Der Kurs findet aber natürlich auf Englisch statt.

Unsere Gruppe mit 11 Teilnehmenden ist recht international – 2 Spanierinnen, 1 Türkin und 2 Türken, 2 Österreicherinnen und 4 Deutsche. Dabei sind alle Schularten von der Grundschule bis zum Gymnasium und der vhs vertreten.

Am ersten Tag tauchten natürlich noch einige technische Probleme auf, denn alle waren aufgefordert worden, Laptop und Smartphone mitzubringen für den Unterricht. Der Kursleiter war sehr kompetent und hilfreich bei all den Problemen, hat aber nie seinen Unterricht und seine Ziele für den ersten Tag aus den Augen verloren.

Zunächst haben wir uns einige Tools angesehen und ausprobiert, um Informationen mit anderen zu teilen, als Beispiele OneNote (fürs Sharing braucht man die Online Version https://onedrive.live.com/, Screencast-O-Matic https://screencast-o-matic.com/ und Nearpod  www.nearpod.com.

Auf Nearpod haben wir dann jede/r unsere zu Hause vorbereitete Powerpointpräsentation hochgeladen (das dauerte allerdings insgesamt recht lange) und so der Gruppe uns, unsere Schule und unsere Stadt vorgestellt. Dabei konnte jeder auf dem eigenen Laptop alle Präsentationen sehen und zusätzlich auf dem Smartboard vorn. Abgerundet wurden die Präsentationen durch kleine Aufgaben für die Zuschauer – Quizze, Open-Ended Questions und Lückentexte, die wir selbst im Kurs zu unserer Präsentation hinzugefügt haben.

Mit Wheeldecide https://wheeldecide.com wurde ein Rad gedreht und der/die jeweils nächste Referent/in ermittelt.

Der Kurstag endete mit einem kurzen Überblick über einige Sprachlernapps, z.B. Lyricstraining (Songs und dazu Lückentexte in verschiedenen Schwierigkeitsgraden) https://lyricstraining.com/, Duolingo (gibt’s nur als App) und funeasylearn http://funeasylearn.com.

Der Kursleiter hat die Gruppe sehr kompetent geleitet, konnte auf alle Fragen eingehen und hat uns eine Fülle von Apps vorgestellt, so dass ich mich auf die weiteren Kurstage freue.

 

Dienstag: 30.04.2019

Heute fällt es mir richtig schwer, die einzelnen Programme, die wir ausprobieren, auseinanderzuhalten, da so viel Neues dabei ist.

Begonnen haben wir mit Classroom Management Programmen. Hierbei wies der Kursleiter darauf hin, dass es Sache der Schule bzw. des Bundeslandes sein muss, hier ein einheitliches Programm einzuführen, da sonst besonders Schüler und Eltern überfordert sind, wenn sie jeweils unterschiedliche Programme für jede Lehrkraft benutzen müssen.

Die gängigsten Programme sind wohl: edmodo.com, classroom.google.com und Microsoft Teams aus dem Office 365 Programm https://products.office.com/en-us/microsoft-teams/free.

Dies Thema war mehr für die Teilnehmenden interessant, die an regulären Schulen arbeiten, da die Arbeit mit Klassenarbeiten, Noten und Eltern für mich nicht von Bedeutung ist.

Interessant war für mich die App Office Lens, die es u.a. erlaubt, das Handy als Scanner zu benutzen (erhältlich im Microsoft Store).

Dann haben wir uns intensiv mit den verschiedenen Suchoptionen bei Google beschäftigt und Google Translate ausprobiert, wobei ich sagen muss, dass die Funktion sich in der letzten Zeit stark verbessert hat und gar nicht schlecht abschnitt.

Anschließend haben wir in Sway sway.office.com einen gemeinsamen Blog zum Thema ‚Europäische Essensspezialitäten‘ erstellt. Die Phasen, des Unterrichts, in denen wir selbst aktiv sein konnten und uns austauschen konnten, haben natürlich am meisten Spaß gemacht. Hier der Blog: https://sway.office.com/lSIGNxJREGFrD6gH.

Als Abschluss des Unterrichts haben wir interaktive Bilder mit Genial.ly https://www.genial.ly erstellt und ausgetauscht bzw. gemeinsam betrachtet.

Insgesamt sage ich – ein anstrengender Tag, der sich jedoch für mich auf jeden Fall gelohnt hat. Die Gruppe findet sich zusammen, jeder hilft jedem und es werden gemeinsame Aktivitäten geplant. Es macht Spaß, auch wenn einem am Ende der Kopf brummt vor viel Neuem.

 

Mittwoch: 01.05.2019

Heute habe ich am Ende des Unterrichts gedacht (und gesagt): „Das war ein toller Tag!“

Es ging los mit Augmented Reality; das Programm, das wir verwendet haben, hieß hp reveal https://studio.hpreveal.com/. Uns wurde zunächst am Stadtplan von Dublin das Prinzip vorgeführt, dass nämlich, wenn man das Handy mit der entsprechenden App über den Stadtplan bewegt, an vorgegebenen Stellen Texte, Bilder, Animationen oder Videoclips zu sehen sind. Anschließend haben wir selbst mit dem Programm gearbeitet und einen Gegenstand aus der Realität mit Animationselementen belegt, die zu sehen waren, wenn man mit dem Handy darüberfuhr.

Hieran schloss sich eine rege Diskussion an, erst paarweise, dann im Kurs, wozu man dies im Unterricht verwenden könnte. Die Vorschläge reichten von technischen Anweisungen, physikalischen Abläufen, chemischen Elementen, Geschichtsdaten, Landkarten mit Sehenswürdigkeiten bis zu Texten, denen man Leben einhauchen oder auch einfach Vokabeln hinzufügen kann. Man kann sozusagen aus einem normalen Lehrbuch ein e-book herstellen.

Weiter ging’s mit interaktiven Videos. Wir haben uns mit dem Programm Playposit https://www.playposit.com zunächst ein Video im Student Modus angesehen. Das Video wurde gekürzt und an bestimmten Stellen mit Fragen versehen (wenn eine Frage erschien, stoppte das Video und es ging erst weiter, wenn die Frage beantwortet war). Dann begann wieder der ‚Hands-on‘ Teil für uns. Wir haben uns auf Youtube ein Video ausgewählt, es gekürzt und mit passenden Fragen versehen. Dann haben wir alle Beiträge angeschaut und die Fragen beantwortet. Die Lehrkraft kann dabei sehen, wie lange die Schüler an dem Film gearbeitet haben, ihre Antworten (als richtig oder falsch) und ebenso Statistiken zur Beantwortung der Fragen.

Doch das Beste kam zum Schluss: im Programm Plickers www.plickers.com (auf Safari läuft’s leider nicht, da muss man einen anderen Browser nehmen) antworten die Schüler indem sie Karten mit Codes hochhalten , die die Lehrkraft dann mit dem Handy scannt und auf dem Smartboard erscheint dann die Auswertung, auch wieder mit grafischer Statistik. Wieder haben wir selbst auch damit Aufgaben erstellt und sie durchgespielt.

Dies Programm gefiel vielen von uns am besten, da die Schüler sich hierbei nirgends einloggen müssen. Dies haben wir als störend empfunden bei den Programmen, wo es nötig war. Umgehen kann man es, wenn die Schule entsprechende Logins bereitstellt.

Wir waren selbst einen großen Teil des Unterrichts aktiv und haben gemerkt, wie wichtig das ist, auch wenn es Zeit kostet.

Es war ein herrlich sonniger Tag heute (eine Ausnahme für Dublin), so dass wir die anschließende Stadtführung zu Fuß genossen haben. Ein Lehrer der Schule hat uns durch die Umgebung der Schule geführt und wir haben an vielen Stationen eine Menge über Irland gelernt.

 

Donnerstag: 02.05.2019

Heute haben wir uns noch mit drei weiteren Programmen beschäftigt, Demoübungen angesehen und dann selbst Übungen erstellt.

  1. Learning Apps https://learningapps.org/display?v=pgwfi0us519

In dem Programm gibt es zahlreiche Musterformen, nach denen man interaktive Übungen erstellen kann. Am interessantesten für die meisten von uns war die Vorlage Pferderennen: https://learningapps.org/display?v=pgwfi0us519. Hierbei ist anzumerken, dass nicht bei allen alles funktionierte und es teilweise Serverprobleme gab, wahrscheinlich weil alle in der Gruppe gleichzeitig an dem Programm gearbeitet haben. Woraus wir gelernt haben, dass man bei Online Übungen immer einen Plan B haben sollte. Der Kursleiter wies uns auch darauf hin, dass wir immer die Programme auf genau dem Computer ausprobieren sollten, auf dem sie dann gezeigt werden sollen, um vor Überraschungen geschützt zu sein.

  1. Quizizz https://quizizz.com

Hier kann man sich einzelne Fragen aus vorgefertigten Quizarten zusammenstellen. Es wird hierbei immer angezeigt, welcher Spieler wie viele Punkte hat (die Punkte werden nach Richtigkeit der Antwort und nach Zeit vergeben, und es gab großes Gejohle bei uns, wenn ein Spieler andere überholt hat.

  1.      Kahoot Wenn man hier den Spielcode eingeben möchte (z.B. als Kursteilnehmer) benutzt man die App bzw. verwendet den Link kahoot.it. Wenn man ein Spiel erstellen möchte, geht man zu https://kahoot.com/. Man kann Multiple Choice Fragen mit jeweils vier Antworten erstellen. Jede Antwort wird einem Symbol und einer Farbe zugeordnet. Die Kursteilnehmer sehen die Fragen und möglichen Antworten am Smartboard bzw. auf der Leinwand und haben selbst nur jeweils die vier Symbole/Farben auf ihrem Gerät und wählen das richtige aus.

Im Weiteren haben wir das Prinzip des ‚flipped classroom‘ kennengelernt. Gemeint ist, dass der Schüler den Stoff zu Hause als Video ansieht und im Unterricht dadurch Zeit für Projekte etc. ist. Wir haben ein Video gesehen, in dem das Prinzip in den höchsten Tönen gelobt wurde und dann ein zweites, das Hinweise gab, wie man den auftauchenden Problemen begegnen kann. Denn natürlich tauchen Probleme auf, z. B. dass Schüler aus diversen Gründen das Video nicht angeschaut haben. In der Gruppe gab es einige Vorbehalte, diese Unterrichtsform als alleinseligmachende anzusehen.

Im anschließenden Teil des Tages haben alle im Kurs einen Entwurf für eine Unterrichtsstunde erstellt, die mindestens zwei der in dieser Woche vorgestellten Programme enthalten soll und die wir morgen den anderen vorstellen werden.

Es ist schön, im Anschluss an den doch recht anstrengenden Unterricht ein bisschen durch den nahegelegenen Park oder die Innenstadt zu bummeln, bei Regen oder Sonnenschein im Wechsel und alles zu verarbeiten, was am Tag neu war.

 

Freitag: 03.05.2019

Heute fand ein toller Kurs seinen Abschluss.

Die Präsentation der Unterrichtsstunden aller Teilnehmender füllte den Vormittag aus.

Es war interessant, die anderen in ihrem beruflichen Bereich zu erleben, denn etliche unterrichten andere Fächer als Englisch. Wir bekamen außer Englisch Unterrichtsstunden zu Physik, Sachkunde Eletrizität, Französisch, Geschichte Österreichs und der Türkei vorgestellt. Es war gefordert, dass in allen Unterrichtsentwürfen mindestens zwei der in dieser Woche vorgestellten Programme vorkamen und dass wir erläutern sollten, wie diese Übungen in der Unterricht eingebunden sind. Insgesamt waren dabei Plickers https://www.playposit.com, Kahoot https://kahoot.com/ bzw. kahoot.it und Playposit https://www.playposit.com die beliebtesten  Programme.

Für Wheeldecide https://wheeldecide.com stellte eine Lehrkraft aus Spanien neue interessante Anwendungsmöglichkeiten vor. Sie schrieb verschiedene adverbiale Bestimmungen auf das Rad, zu denen die Schüler korrekte Sätze bilden sollten. Das Rad trifft dann die Auswahl. Dies kann man ebenso mit Vokabeln etc. machen.

Abschließend hat uns der Kursleiter ein Programm vorgestellt, mit dem es möglich ist, alle Programme, die man im Unterricht verwenden will, in eine Tabelle zu stellen, so dass man nur ein Programm zu öffnen braucht, um alle anderen parat zu haben:

Symbaloo https://www.symbaloo.com/

Dann wurden wir mir unseren Zertifikaten verabschiedet.

Morgen gehen wir noch auf eine zum Kurs gehörende Tagestour zu keltischen Orten an der Ostküste Irlands. Darüber werde ich morgen berichten.

 

Samstag: 04.05.2019

Heute waren wir auf einer mit zum Kurs gehörigen Tagestour mit dem Bus. Es gab zwei Touren zur Auswahl und ich habe mich mit 4 anderen für die „Keltische Tour“ entschieden.

Es ging recht früh los bei strahlend blauem Himmel und frostigen Temperaturen in das Herz Irlands zum ersten Stopp „Hill of Uisneach“, einem Ort mit Grashügeln, auf denen früher die irischen Provinzkönige und der Hauptkönig von Irland jedes Jahr im Mai das Fest des Feuers zelebriert haben um den Sommer zu  begrüßen. Genau dieses Fest wird in der modernen Zeit morgen zelebriert und diese Grashügel wurden für ein großes Volksfest morgen vorbereitet. Unser Führer hat uns mit sehr dramatischer Darstellung von den Riten der damaligen Zeit erzählt.

Weiter ging’s zu einer kurzen Wanderung zu den Loughcrew Grabhügeln aus der megalithischen Zeit, die leider wegen Einsturzgefahr des Eingangs nur von außen zu besichtigen waren. Doch die Aussicht von den Hügeln – man konnte nach allen Seiten weit ins Land sehen – war bei klarer Sicht und blauem Himmel ganz toll.

Das Mittagessen haben wir in einem herrlich sonnigen Innenhof genossen und dann ging‘s weiter zum berühmten „Hill of Tara“, dem Ort, an dem die keltischen Könige gekrönt wurden, wieder Grashügel, diesmal als konzentrische Ringe angelegt. Da für die Iren ein langes Wochenende bevorsteht (Montag ist Feiertag) waren am „Hill of Tara“ sher viele Ausflügler, alles war mit Autos vollgeparkt und unser Bus konnte erst nach langer Wartezeit und großer Mühe die Weiterfahrt antreten, was uns für den nächsten Programmpunkt zu spät kommen ließ. Es wäre „Trim Castle“ gewesen, die älteste erhaltene normannische Burg. Stattdessen sind wir durch die Ruinen eines zisterziensischen Klosters spaziert, was ich ebenso genossen habe.

Insgesamt hat mir der Kurs ausnehmend gut gefallen. Der Unterricht war hervorragend und die geführte Tour zu Fuß durch die Umgebung der Schule am Mittwoch nach dem Unterricht und die Tagestour heute (Samstag) haben den Kurs sehr gut abgerundet, so dass wir nicht nur viel Neues gelernt haben, sondern auch mit der irischen Kultur und Geschichte vertraut gemacht wurden. Ich kann nur sagen: „Es war toll!“

 

 

 

 

Malta: Boost your ICT Skills Technology in the Classroom – 1 Woche auf Malta(5)

von R. B.

SONNTAG: 31.03.2019

Verdammte Axt. Die, offensichtlich Humor verabscheuende, Sicherheitsbeamtin auf dem Hamburger Flugplatz entdeckt ein Taschenmesser in meinem Rucksack. Als ob ich das absichtlich darin vergessen hätte. Sie knurrt ein bisschen und schickt mich zur Gepäckaufbewahrung. Es ist sechs Uhr morgens, die Uhren wurden letzte Nacht auf Sommerzeit umgestellt und sie ist vermutlich genauso müde wie ich – also sei’s drum. Der Mensch bei der Gepäckaufbewahrung ist auch nicht besser drauf. Aber als ich ihn frage, woher er kommt, taut er auf und erzählt, er sei ein Ukrainer jüdischen Ursprungs und benutzt das schöne alte Wort „Schabracke“. Woher er das kenne, will ich wissen. Von seiner Großmutter – sagt er. Hätte ich mir auch denken können, dass man so was nicht im C1-Kurs lernt.

Auf Malta gelandet, werde ich von meinem Beherberger wie ein heimkehrender Sohn empfangen. Wir fahren nach St. Julian’s, essen, nachdem ich mir endlich kurze Hosen anziehen konnte, ein bisschen Fingerfood unter strahlend blauem Himmel und füttern Lizard-Babys mit Weißbrot. Bis heute war mir völlig unklar, dass Eidechsen Baguette fressen.

Nachmittags gehe ich an die Küste, halte die Füße ins gar nicht mal so kalte Meerwasser und beobachte eine kleine Optimistengruppe, die an riesige Blattschneiderameisen erinnert. Malta ist herrlich.

Morgen geht mein Kurs los und ich bin gespannt, ob sich die Malteser auch in den 1. April schicken.

 

MONTAG: 01.04.2019

Als ich aufwache, nachdem ich mich in der Nacht in ebenso ambosstiefem wie traumlosem Schlaf regeneriert habe, ist alles schon ganz zauberhaft verzwitschert. Und dafür scheinen nicht nur die unendlich vielen Spatzen verantwortlich, sondern auch die gar nicht mal so kleine Voliere der benachbarten Gemüsegärtnerei, in der sich neben Wellensittichen auch Kaninchen, Hühner und kleine Papageien einträchtig den Alltag teilen. Einige Vögel davon bereits brütend. Wie die Kaninchen das Getöse aushalten, ist mir schleierhaft.

Bei ETI an der Küste St. Julian’s geht das Anmelden ganz unaufgeregt vonstatten. Unser Kursleiter heißt Mario, ist ein Energiebündel, eloquenter Presenter und würde gerne mehr sagen, als die Zeit es zulässt. Wenn ich das richtig verstanden habe, ist er in einige europäische Online- Großprojekte involviert, hat 25 Jahre in Deutschland und Polen verbracht (spricht auch fließend polnisch) und ist davon überzeugt, dass das europäische Rumgeeiere beim Thema Urheberupload- rechte auf Dauer Europas Abschied von der digitalen Zukunft und damit von viel wirtschaftlicher Macht bedeutet. Nachvollziehbar auf der einen Seite. Aber es bringt mir die Krake Google weder emotional noch rational einen Millimeter näher.

Unsere Aufgabe heute ist es, ein Webquestprojekt (worunter ich mir erst mal nichts vorstellen kann) zu beginnen, in dem wir Schülern eine Aufgabe stellen, das Gerüst für die Hilfestellung bauen und mit dem Ziel arbeiten, entgegengesetzt zum gewöhnlichen Vermitteln und Abfragen Skills zu wecken, von denen weder wir noch die Schüler etwas ahnen. Das Ganze wirkt gelegentlich etwas unstrukturiert, weil wir uns herrlich in Details verquatschen.

Das beeindruckendste Tool, das ich heute kennenlerne ist visuwords (https://visuwords.com/). Bisher leider nur auf Englisch zu haben, aber auch so sehr faszinierend. Spielerischer kann man Sprache nicht kennenlernen. Die Software dahinter macht mir Angst.

Ungeachtet dessen scheint der Malteser übrigens nichts mit Aprilscherzen zu tun zu haben. Ich empfinde das als angenehm.

 

DIENSTAG: 02.04.2019

Das ist schon witzig, es tröpfelt bzw. nieselt ganz schüchtern, dass es sich noch nicht mal lohnt, einen Regenschirm auszupacken und die Malteser – vor allem die -innen – führen sich auf, als ob es sich um nordfriesischen Landregen ergiebigster Ausgabe handelt. Für jemanden, der seit nunmehr mehr als 25 Jahren in diesem verregneten Norddeutschland wohnt (OK, 2018 war eine Jahrhundertausnahme), ist das nur heiter zu ertragen.

Der Tag verläuft ein bisschen angetrübt. Das hat nicht nur mit dem Wetter zu tun, was die ganze Gegend traurig kontrastarm erscheinen lässt. Es ist auch der Kurs, der heute ein bisschen aus dem Ruder läuft. Die Stimmung ist gut, Mario ist fröhlich, wir auch, aber er absolviert mehr als für die Sache zu brennen. Kann ich verstehen. Routine ist oft der natürliche Feind von Qualität. Mit „tes blendspace“, und „pbworks“ lernen wir zwei schöne Tools kennen, mit denen sich interaktiver Unterricht interessant und kurzweilig gestalten lässt. Zudem erfahren wir, wie man (ohne Urheberrechte zu verletzten) Videos und Bilder in Wikis einbaut und dabei auch noch die Breite von Bildern im selbstgelayouteten Erscheinungsbild maßschneidern kann. Dennoch gehe ich orientierungslos nach Hause. Ich habe nicht mal eine Idee davon, wie wir das Erlernte für unser Projekt nutzen können und sollen. Und schon mal gar nicht: WANN. Wir werden am Ende der Woche sehen, an wem es lag. Meine drei Mitstreiterinnen und ich arbeiten an einem Konzept für unsere Webquest-Aufgabe und kommen langsam aus den Startblöcken.

Am Nachmittag bringt uns ein weiterer Mario als Guide nach Valetta (wahlweise auch Valletta), in die Hauptstadt Maltas. Sie ist und bleibt in ihrer wuchtigen Schönheit beeindruckend. Nur die wuselige Touristenmeute stört. Als Teil von ihr – der Meute – würde ich das natürlich niemals erwähnen. Die Exkursion ist übrigens kursinklusiv.

 

MITTWOCH: 03.04.2019

Es ist 6:00 Uhr. Die Sonne scheint. Alles wird gut, denke ich. Beim Marsch zur Schule sehe ich beim Überqueren der Straße nach links, statt nach rechts – beinahe wär’s das gewesen. Aber die maltesischen Autofahrer sind es gewohnt, dass linkslenkende Touristen hier völlig verplant über die Straßen stolpern und halten geduldig, ohne zu hupen. Unser 3. Kurstag ist ein kurzer. Normalerweise wird der Freitag verkürzt, heute ist es der Mittwoch. Um 12:20 Uhr ist Schluss, deswegen sputet sich Mario. Wir uns auch. Er erklärt sehr anschaulich und begeistert die Vorteile und den Funktionsreichtum interaktiver Whiteboards. Mit ihnen zu arbeiten ermöglicht einen kurzweiligen (aber nicht weniger lehrreichen) und gleichzeitig papierlosen Unterricht. Wer will kann natürlich alles Onlinebasierte dennoch ausgedruckt erhalten. Die Geräte werden zwar kontinuierlich günstiger, in der Königsklasse bleiben sie jedoch teuer, was ein Anschaffungsproblem für viele Schulen darstellen wird. Zumindest wenn es um hohe Stückzahlen geht. Nach der Pause probieren wir uns darin, mit „Kahoot!“ Online-Rätsel zu basteln. Natürlich müssen wir vorher erst selbst welche lösen. Eine Challenge für alle Beteiligten. Ich gewinne eine und merke, wie einfach sich mit diesem Tool Wissen und Begreifen testen lässt. Soweit alles klar. Was das mit unserem Projekt für den letzten Tag zu tun hat, wird uns Mario hoffentlich morgen erklären.

Für den langen Nachmittag plane ich mit zwei Mitschülerinnen einen Ausflug in die „Three Cities“ neben Valletta. Für zügiges Vorankommen mieten wir uns ein Taxi nach Sliema, um von dort die Fähre nach Valletta zu nehmen. Überraschend und tief beeindruckend: Der Fahrer entpuppt sich auf Nachfrage als Jahrgang 1930. Er hat die Bombardierung Maltas als jugendlicher live miterlebt und sehr gehungert. Er trägt keine Brille und hört ausgezeichnet. Wir fühlen uns gut aufgehoben bei ihm.

 

DONNERSTAG: 04.04.2019

Was ich gestern völlig vergaß: Wer von St. Julian’s nach Valetta fahren will, sollte den Bus (Linie 14 oder 16, vermutlich gibt es noch andere Linien) nehmen und in Sliema am Fähranleger aussteigen. Dort besteigt man die halbstündlich (Fahrplan) abfahrende Fähre und genießt während der Fahrt die Aussicht auf Maltas Hauptstadt. Von Valetta aus geht es ebenfalls mit der Fähre weiter auf die benachbarten „Three Cities“. Hier empfiehlt sich der Kauf eines Return-Tickets.

Nun aber zum heutigen Tag. Ich habe mich mit meinen Teamkolleginnen verschworen und Mario todesmutig auf die freitägliche Präsentation und was uns denn da wohl erwartet angesprochen. Und siehe da – reden hilft. Wie meistens im Leben. Wir sollen keine perfekte Webquestseite bauen (dazu wäre es jetzt auch zeitlich ein bisschen knapp geworden), sondernlediglich bisher Hergestelltes sinnvoll in ein Wiki stellen. Ich fühle mich wieder eingenordet und tiefenentspannt. Meine Mitstreiterinnen und ich nehmen darauf hin erst mal einen eklig guten Espresso zu uns, der im „Dolce Sicilia“ – etwa 300 m vom ETI entfernt – ebenso zügig wie reizend serviert wird.

Der Kurstag vergeht wie im Flug. Wir probieren zunächst canva.com aus. Damit lassen sich kreative Factsheets bis hin zu Visitenkarten und farbenprächtigen Kuchendiagrammen erstellen. Es wirkt auf mich wie eine Lightversion von Photoshop – eben nur for free. Als nächstes stürzen wir uns auf wordart.com, ein Tool (damit müsste man sich eigentlich mal 2, 3 Tage ungestört zurückziehen) mit dem sich WordClouds ziemlich lässig generieren lassen. Die lassen sich dann, wie jedes png- oder jpg-Format sehr, sehr einfach bei imgur.com hinterlegen.

Dabei handelt es sich um einen Online-Bildspeicher, der die genannten Formate mit einer URL-Adresse versieht. Die wiederum lässt sich dann nahezu völlig datenspeicherentfettet in alle möglichen Wikis, Blogs, Websites usw. einbetten. Klingt kompliziert, ist aber kinderleicht, wenn man sich vom Menü leiten lässt.

Schließlich kommen wir mit pinterest.com, pearltrees.com, wordmint.com, http://puzzlemaker.discoveryeducation.com/ zu Seiten auf denen sich Lernspiele spielend leicht generieren lassen.

Ich verlasse ETI heute sehr im Reinen mit mir und mit Mario, es handelte sich schlicht um ein Missverständnis, das mich der Orientierung in diesem Kurs verlustig gingen ließ.

Die darauffolgende Exkursion mit dem aus Mdina stammenden anderen Mario nach Mdina war zwar ein bisschen verregnet, nahm der Stadt aber nichts von ihrem Reiz. Morgen ist der letzte Kurstag. Die Zeit rennt hier – glaube ich – noch schneller als in Hamburg.

 

FREITAG: 05.04.2019

Der letzte Tag ist angebrochen. Kaum zu glauben. Die Woche ist so gut wie rum. In der Schule herrscht so was wie fröhliche Wehmut. Es scheint solchen Lernerlebnissen eigen zu sein, dass man in einer unüberschaubaren Heerschar von Menschen und Menschinnen sehr schnell und zielsicher diejenigen kennenlernt, mit denen man dann eine sehr angenehme Zeit verbringt. So ging es mir zumindest.

Mario bringt uns den unschätzbaren Wert digitalen Geschichtenerzählens nah. Storytelling meint er, sei ein vieldimensionales Einwirken auf Lernrezeptoren. Stimmt ja auch. Wird mir eine

Geschichte erzählt, gehe ich eine Beziehung mit dem Erzählenden ein. Und er mit mir. Und mit allen anderen, die zuhören. Wahlweise über storybird.com, storyjumper.com oder plotgenerator.org basteln wir ein digitales Bilder-/Lesebuch. Es funktioniert so ein bisschen wie die Fotoalben, die man sich online zusammenstellt und dann ausdrucken lässt. Es kommen sehr lustige Ergebnisse dabei heraus.

Weiter geht es mit twinery.org , einem Programm, mit dem sich eine digitale wenn-dann-Mechanik erstellen lässt. Leidlich lustig, aber nicht ganz unaufwendig. Es geht dabei darum, von einem gewählten Szenario ausgehend Alternativantworten geben zu können. Beispiel: „Du liest ein Buch und merkst, dass Dein Haus brennt. Du sitzt im 2. Stock. Fliehst Du oder liest Du weiter?“ Wer flieht wird gefragt, ob nach links oder nach rechts usw. Man muss also von Beginn an Entscheidungen treffen. Manchmal rational, manchmal emotional. Wie auch immer, man ist in einer Geschichte drin und redet drüber oder denkt zumindest drüber nach. In der Sprache, die man lernen möchte.

Nach der Mittagspause präsentieren wir unsere Webquests, also die Wikis, die wir über die Woche zusammengestellt haben. Alles läuft sehr entspannt. Und als überzeugter Technikhistoriker kann ich am Beispiel des Stabhochsprungs als olympische Disziplin wunderbar einfach in Wort, Bild und Film darstellen, warum die technische Weiterentwicklung der Stäbe (von Holz zum Fieberglas) gleichzeitig die rasante Entwicklung sportlicher Weltrekorde nach sich zog und zieht. Und Schülern die Aufgabe stellen, diese Behauptung mit selbst recherchierten Dokumenten zu stützen oder zu widerlegen. Alles natürlich online. Mit einem Anflug von Stolz nehmen wir unsere Zertifikate entgegen. Und obgleich es gleich anfangen wird zu schütten, fahre ich nach Valetta und nehme Abschied von diesem großartigen Felsen.

Kleiner Tipp noch zum Thema Mobilität auf Malta: Mit der tallinja app – angeboten vom Betreiber des öffentlichen Nahverkehrs – findet man sich auf der Insel ganz gut zu Recht. Wobei die Abfahrtszeiten Verhandlungssache zu sein scheinen. Ist ein Bus an der Startstation z.B. voll, fährt er ohne Rücksicht auf den Fahrplan los – was ja vernünftig ist, voll ist voll und ist dadurch auch an allen folgenden Haltestellen zu früh oder im Umkehrfall zu spät, auf jeden Fall unpünktlich.

Noch ein Tipp: Beim Überqueren der Straße immer erst nach rechts gucken. Und es gilt: Wer als Fußgänger eine Woche St. Julian’s überlebt, überlebt als Fußgänger überall auf der Welt.

 

SAMSTAG: 06.04.2019

Meine beiden polnischen Mitbewohnerinnen sind bereits seit 6:40 Uhr auf dem Weg Richtung Heimat. Die Lufthansa meint es nett mit mir und hat den Abflug auf 17:05 Uhr terminiert. Ich habe also noch einen halben Tag auf diesem wunderbaren Felsen zur Verfügung.

Meiner deutschen „Mitschülerin“ fiel auf, dass unsere Zertifikate auf 2018 datiert sind. Was für ein Kinderstreich. Mal sehen, ob samstags noch jemand aus der Administration im ETI ist, der aktualisierte Dokumente anfertigen kann.

ETI ist am Wochenende out of order. Vernünftig. Schauen wir mal, wie es weitergeht. Einerseits ist es ja nett, ein Lebensjahr – zumindest schriftlich – rückerstattet zu bekommen, andrerseits ist Bürokratie Bürokratie, Punkt.

Zurück zum Kurs: Es war schön, es war lehrreich, letztlich auch entspannt. Aber ich frage mich ein bisschen, wohin wir eigentlich wollen? Es gibt derzeit, 2019, zwei Worte, die man als Nebelbomben zünden kann. Das eine lautet „Bauhaus“ – alle brennen dafür, ohne wirklich Ahnung zu haben. Das zweite ist „Digitalisierung“, auch hier fangen alle an zu brennen – mit noch weniger Ahnung. Wir haben coole Tools, ohne Frage. Gute Köpfe machen sich seit Jahren Gedanken darüber, wie wir es schaffen, den Anschluss an die bereits erfolgte industrielle Digitalisierung (beispielsweise in China, Rumänien, Russland, USA) nicht zu verpassen. Was ist mit 5G? Aber letztlich scheitert es an der Infrastruktur. Zu langsame WLANs in den Schulen. Die Abwesenheit von IWBs. Zielgruppen, die gar nicht bereit sind, ihre (herrlich) analoge Welt zu verlassen oder aber deutlich IT-fitter sind als ich als Lehrer. Aber ich glaube, es handelt sich lediglich um ein sich selbst bewältigendes Generationenproblem.

Malta macht einem heute die Abreise schwer. 24°C, keine Wolke am Himmel, kein Wind – gleichzeitig aber hoher Wellengang.

Selbst auf dem Flughafen wuseln Tonnen kleiner Blizzards durch den Untergrund. Und die Leute haben Humor – das alles werde ich vermissen.

So jetzt ist aber wirklich Abschluss: Vielen Dank nach Kiel und Wedel (und natürlich nach Brüssel) für das Ermöglichen. „Erasmus+“ war und ist ein Erlebnis und eine Bereicherung. Also nochmals: Habt Dank!

The Best Social Media and Web Solutions for Your Classroom – Europass Teacher Academy Dublin

von A. G.

Sonntag, 5. Mai

11:15 – Heute ist Anreise nach Dublin zum Kurs „The Best Social Media and Web Solutions for Your Classroom“ bei der Europass Teacher Academy. Spannung und Vorfreude steigen. Die ersten Hausaufgaben – eine kurze Powerpointpräsentation mit Vorstellung der Person, des Wohnorts und der Lehrtätigkeit – wurde bereits vom Kursleiter Bülent (typisch irischer Name!) angefordert und gestern noch neben Kofferpacken und letzten Vorbereitungen zusammengeschustert, per google slides übermittelt und bereits vom Kursleiter als gut und struktiert bewertet. Erstes *

Glücklicherweise beginnt der Kurs erst morgen Mittag, so dass ich noch genug Zeit habe, mein neues Umfeld zu erkunden und mich über den ÖPNV zu informieren. Dublin Bus – Aircoach – Airlink – Bus Éireann – DART – LUAS – Suburban Lines: Der Nahverkehr in der Dubliner Innenstadt sieht auf den ersten Blick ziemlich unübersichtlich aus. Aber offenbar gibt es von meiner Unterkunft einen direkten Bus in die ULearn School. Ich lass mich überraschen. Genauso wie vom Stundenplan.

Nun erstmal Flug, Einreise und Transfer überstehen.

12:55 (Ortszeit) – Pünktliche Landung in Dublin. Passkontrolle, Shuttlebus in die City, einchecken bei einem netten schwäbisch-philippinischen Pärchen in der nördlichen Innenstadt nahe dem Croke Park Stadium. Kurzer Plausch, frisch machen und los in die City. Glücklicherweise ist Dublin sehr überschaubar, viele Sehenswürdigkeiten liegen fußläufig beieinander. Die Hauptverkehrsstraße der irischen Hauptstadt ist die O’Connell Street, eine der breitesten Straßen ganz Europas. Sie wurde nach dem Politiker Daniel O’Connell benannt, der sich im 19. Jahrhundert für die Gleichberechtigung der Katholiken und die Aufhebung des Bündnisses zwischen Großbritannien und Irland einsetzte. Über die Einkaufsstraße und Fußgängerzone St. Henry Street geht es auf einen Kaffee ins Bar/Restaurant Church Café,

einer ehemaligen Kirche, in der das Interieur erhalten geblieben ist – von der Orgel bis zum Kirchenfenster ist alles noch da. Weiter zum Dublin Castle.

Das imposante Stadtschloss nimmt einen wichtigen Part in der Geschichte Dublins ein. Über 700 Jahre lang war das Schloss Symbol anglonormannischer, englischer und dann britischer Herrschaft über Irland und die offizielle Residenz des Vizekönigs.

Den Tag ausklingen lasse ich im Temple Bar Viertel, Vergnügungs- und Kulturviertel der Stadt. Das war nicht immer der Fall. In den 80er Jahren war das Viertel durch den Zerfall abrissbereit und an der Stelle sollte ein Busbahnhof errichtete werden. Dank zahlreicher Proteste blieb es erhalten und wurde in den 90er Jahren restauriert und zu dem gemacht, was es heute ist. Hier findet man viele Kultureinrichtungen wie das Irish Film Centre, Irish Photography Centre, Temple Bar Music Centre und viele andere Einrichtungen. Aber vor allem zahlreiche Restaurants und Bars mit irischer Live-Musik.

Auf Empfehlung meines Gastgebers bestelle ich in einem traditionellen irischen Restaurant Irish Stew, das irische Nationalgericht, ein Eintopf aus Lamm oder Rind, Kartoffeln und Gemüse eingekocht in Rotwein oder Guiness.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Als Absacker darf natürlich ein Pint Guiness in einer der zahlreichen Bars nicht fehlen. Erschöpft falle ich ins Bett.

  1. Tag – Montag, 6. Mai

Nachdem der freie Vormittag noch mit einem Besuch im Trinity College, der Tourist Info und dem St. Stephen’s Green genutzt wurde, sollte es nun losgehen.

 

Nach einem etwas chaotischen Start, da der Klassenraum kurzfristig in ein Gebäude auf der anderen Straßenseite, anders als in der Einladung angegeben, verlegt wurde und der wegen eines lokalen Feiertages nicht geheizt war, stellte sich zunächst der Kursleiter vor: Bülent aus dem Herzen der Türkei.

Ein studierter Englischlehrer, der sich in den letzten Jahren durch verschiedene ERASMUS Programme fit für Informations- und Kommunikationstechnologie in der Lehrerausbildung gemacht hat. Er ist vor kurzem nach Dublin gezogen und arbeitet jetzt hauptberuflich für die Europass Teacher Academy. An seine Lautstärke muss man sich erstmal gewöhnen. Vermutlich hat er in der Türkei eine Klasse mit 30 Teenagern unterrichtet und musste sich da stimmlich durchsetzen. Dieser Kurs hat elf Lehrkräfte aus ganz Europa: 3xTürkei, 2xKroation, 1xUngarn, 1xPolen, 1xGriechenland, 1xSpanien, 2xDeutschland. Ich bin der einzige Vertreter einer Volkshochschule, alle anderen sind Lehrkörper in staatlichen oder privaten Schulen. Einige Englischlehrer, einige IT-Lehrer, eine Musik- und Geschichtslehrerin aus Rostock. Es folgen Kurzvorstellungen über Person, Herkunftsland/ -stadt und Schule. Schon hier wird schnell deutlich, wie unterschiedlich a) das Bildungssystem, b) die IT-Ausstattung der Schulen und c) die Vorkenntnisse im Umgang mit Social Media und Web-ANwendungen ist. Auch die Kurserwartungen weichen etwas vom geplanten Kursinhalt ab. Es wird spannend wie flexibel der viel zu laute Bülent damit umgeht. Abschließend gibt es noch ein paar organisatorische Hinweise zur geplanten Sightseeing Tour durch Dublin sowie dem Ganztagesausflug am Samstag und schon ist der erste Kurstag wie im Fluge vergangen.

 

  1. Tag – Dienstag, 7. Mai

Der freie Vormittag wird zunächst genutzt für eine zweistündige Walking Tour von DoDublin, einem der vielen Anbieter von HopOn-HopOff-Touren, zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten von Dublin.

Dabei muss ich mal wieder feststellen wie schmutzig die Straßen sind. Überall Müll, aufgeplatze Müllsäcke, Zigarettenkippen. Außerdem fällt mir auf, dass es kaum Bänke oder andere Sitzmöglichkeiten gibt. Das läge an der Homelesspeople-Policy der Stadtverwaltung, so der Tour Guide. Diese befürchtet, dass sich dann zuviele Obdachlose dort dauerhaft niederlassen. Das scheint ein echtes Problem zu sein. Wie in anderen Großstädten liegen viele Obdachlose nun in den Geschäftseingängen in Schlafsäcken oder Zelten.

Im Kurs geht es heute zunächst um ethische Fragen und Bedenken hinsichtlich der Nutzung von Social Media in der Schule. Die Ansichten der Lehrkräfte sind sehr unterschiedlich; die Regelungen in den Schulen reichen vom Einsammeln von Smartphones, über nicht vorhandenes WLAN, bis zu gut ausgestatteten Schulen mit Whiteboard und Tablets.

Außerdem wird das Thema Cyber Bulling diskutiert und der Umgang mit dem Problem.

Dann geht es in medias res: Sicherheitseinstellungen und Privacy Policy bei Facebook. Copyright und Lizenzen, Zitieren und Quellenangaben.

Dann wird eine Facebookgruppe angelegt und verschiedene Möglichkeiten ausprobiert, die Facebook dazu bietet: Dokumente anlegen, Bilder hochladen, Events anlegen und dazu einladen, Live-Video, Umfrage und Watch Party.

Teilweise bekannte, teilweise unbekannte Feature für mich, die sicherlich in der VHS eingesetzt werden können, wenn alle TN einen Facebook-Account nutzen. Die Kolleg*innen der verschiedenen Schulen bezweifeln dagegen eher, dass sie es für den Unterricht benutzen können wegen Bedenken gegenüber Facebook.

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Wegen der teilweise langsamen Internet-Verbindung und sehr lauten Nebengeräusche aus der Nachbarklasse erfordert der Unterricht hohe Konzentration und Geduld, so dass mir am Ende des Tages der Kopf doch mehr schwirrte als gedacht.

 

 

 

 

 

  1. Tag – Mittwoch, 8. Mai

Der heutige Tag schaut wettermässig nicht so vielversprechend aus. Es regnet. Also eigentlich typisches Irland-Wetter. Ausgerechnet heute soll die Walking Tour am Nachmittag stattfinden. Vorher mache ich noch eine HopOn-HopOff-Tour mit einem der grünen DoDublin Busse, um wenigstens auch die entlegeneren Sehenswürdigkeiten mal gesehen zu haben: Guiness Storehouse, Phoenix Park, Jameson Destillery.

Von hier nehme ich den Bus zur Ulearn School, um ein für mich völlig neues Unterrichtswerkzeug kennenzulernen: Edmodo. Edmodo ist ein globales Bildungsnetzwerk, das Lehrende und Lernende verbindet, um Unterrichtsmaterialien, Übungstests, Hausaufgaben und andere Schulaufgaben auszutauschen. Es können unterschiedliche Klassen, Kleingruppen und Kurse angelegt werden, die in einer geschützten Privatsphäre stattfinden und daher auch im Unterricht eingesetzt werden können. Über die gelernten Inhalte können sich die Gruppenmitglieder austauschen, fertige Unterrichtskonzepte können anderen Lehrenden weltweit zur Verfügung gestellt werden. Die Grundfeature gibt es auch auf deutsch. Speziellere Anwendungen bisher nur auf englisch.

An einigen Schulen der Kursteilnehmenden wird das Tool bereits mit gutem Erfolg eingesetzt. Die meisten kannten es noch nicht. Auch für den VHS Unterricht scheint Edmodo eine interessante Anwendung zu sein. Durch Quizze und Umfragen kann der Unterricht interaktiv und interessant gestaltet werden.

Bevor wir in die Details einsteigen können, wartet der Stadtführer, um uns bei einem Spaziergang durch Dublin in die Geschichte der irischen Hauptstadt einzuführen.

Schon jetzt zeichnet sich ab, dass bis Freitag wohl nicht alle Kursinhalte behandelt werden können. Wir verlängern zwar ab morgen den Unterricht um jeweils 30 Minuten, was aber die eigentlich fehlenden drei Unterrichtsstunden nicht wettmacht; zumal wir bisher nie pünktlich angefangen haben. We will see.

 

 

 

 

 

 

 

 

4. Tag – Donnerstag, 9. Mai

Heute wird weiter mit Edmodo gearbeitet. Wir entwerfen Aufgaben, die Kolleg*innen lösen diese und wir bewerten die Antworten. Die Aufgaben können in der Bücherei als Unterrichtskonzept gespeichert sowie mit anderen Teilnehmenden geteilt werden.

Nach der Pause geht es weiter mit den Möglichkeiten von google drive. Dass das Programm Online-Dokumentenvorlagen bietet, die Windows Office (google docs), Excel (google slides) und Powerpoint (google sheets) ähneln, war mir bekannt. Die Anwendung Google Forms ist mir neu. Ein nützliches Tool, um über Umfragen Daten und Meinungen zu sammeln, indem man Multiple Choice Fragen stellt oder Unterrichtsthemen linear bewerten lässt.

Auch Google Sites ist mir bisher nicht bekannt. Innerhalb von wenigen Minuten kann man hiermit eine respektable Website erstellen.

Wie bei allen Google-Anwendungen praktisch: alle Ergebnisse werden automatisch in Google Drive gespeichert.

Mittlerweile merkt der Dozent aber auch, dass ihm die Zeit davon läuft, wenn er alle Themen bis Freitagabend abhandeln will. In der letzten Arbeitseinheit zu WordPress hetzt er durch die Agenda. Ich bin froh, dass ich schon mit WordPress gearbeitet habe. Das ist normalerweise ein ganzes Tagesseminar. Wir „schaffen das“ in 90 Minuten. Dann raucht mir aber auch der Kopf und ich bin froh, mit einigen Kursteilnehmerinnen noch ein Guinness trinken zu gehen zum Abschluss des Tages.

 

  1. Tag – Freitag, 10. Mai

Heute ist bereits der letzte Unterrichtstag. Durch die Walking Tour am Mittwochnachmittag hängen wir um einen ganzen Tag inhaltlich hinterher. Ich bin gespannt, wie der Dozent das auffangen will.

Heute steht zunächst Pinterest auf dem Programm. Eine gute Möglichkeit, um Material zu bestimmten Themen wie auf einer Pinnwand zu sammeln und anderen zur Verfügung zu stellen. So lässt sich bspw. Unterrichtsmaterial vorbereiten, mit dem Lernende arbeiten können. Sie können aber auch eigene „Pins“ sammeln und speichern. Soll die Motivation fördern.

Als nächstes steht Youtube auf dem Plan. Wir suchen zunächst unterrichtsrelevante Videos, speichern sie in einer Playlist und erstellen einen eigenen Kanal. Kanäle können dann über Links geteilt werden; es besteht sogar die Möglichkeit, kooperative Playlisten zu kreieren, die durch andere TN ergänzt werden können. Leider hat sich wohl die dem Dozenten bekannte Nutzeroberfläche verändert, so dass er bei der Demonstration der Tools ins Schleudern kommt. Glückerweise ist eh Zeit für eine Kaffeepause, so dass er in der Pause weitersuchen kann.

In der Pause hat Bülent einen Weg gefunden; der kommt mir zwar etwas kompliziert vor, aber immerhin funktioniert es so.

Und weiter geht’s im Sauseschritt zum nächsten Thema: TED Ed. Eine offenbar relativ junge Anwendung, deren Mission es ist, Unterrichtsvideos zu sammeln, zu teilen und den persönlichen Bedürfnissen anzupassen. Anschließend besteht die Möglichkeit, den Lernerfolg durch Quizze überprüfen zu lassen. Sicherlich ein gutes Tool für den Fremdsprachenunterricht, denn es gibt kaum Material auf deutsch.

Ganz ähnlich, aber erweiterbar durch eigene Audiokommentare ist EDpuzzle. Mit EDpuzzle lassen sich Videos von YouTube und anderen Plattformen oder selbst hochgeladene Videos für den Unterricht einsatzbereit machen. Man kann die Videos kürzen, mit Audio-Kommentaren und Fragen versehen und leicht mit der ganzen Klasse teilen. Die Schüler schauen sich das Video direkt auf EDpuzzle an und beantworten die Fragen an den markierten Stellen. EDpuzzle bietet eine vollständige Schnittstelle zu Google Classroom.

Last but not least, schaffen wir es tatsächlich noch, kurz in Screencast-O-Matic reinzuschnuppern. Screencast-O-Matic ist ein kostenloses browserbasiertes Bildschirm-Rekorder-Tool, mit dem man sowohl Bildschirminhalte als auch Videos über die Webcam aufnehmen kann. Diese speichert man auf dem Rechner und teilt den Link oder die Datei über Social Media Anwendungen. Wir probieren das Tool aus, um noch ein kurzes Feedback um Kurs zu geben.

Bevor der Kurs mit der Übergabe der Zertifikate endet, zeigt Bülent noch kurz HP Reveal, mit der man einfache Augmented Reality Anwendungen erstellen kann. Mehr eine nette Spielerei, für einige Kurse aber sicherlich interessant. Ich denke gerade an meinen DGS Kurs. Auch für Fremdsprachenunterricht eine Anwendung zum Vokabeln lernen. Das ganze ist aber wohl eher als Teaser für weitere Kurse des Dozenten auf dem Gebiet AR und Digital Game Based Learning gedacht. Ein Angebot, das mich auch interessieren würde.

cof

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

  1. Tag Samstag, 11. Mai

Zum Abschluss des Kurses (und man könnte fast sagen: als Highlight) fand am Samstag eine Ganztages-Exkursion nach Belfast und zum Giants‘s Causeway statt, der mit seinen hexagonalen Basaltsäulen zur meistbesuchten Sehenswürdigkeit Nordirlands avanciert ist.

Das nordirische Naturdenkmal entstand vor rund 60 Millionen Jahren durch eine vulkanische Eruption der Erdkruste, deren Spuren sich von der Küste Antrims bis zu den vor Schottland gelegenen Inneren Hebriden nachweisen lassen. Dabei wurde entlang einer Bruchstelle westlich von Schottland und nordöstlich von Irland eine große Menge flüssiger Lava an die Oberfläche geschleudert. Die auskühlende Lava erstarrte zu den bemerkenswerten und bizarren Gesteinsformationen. Die Iren selbst bezeichnen das ständig von Wellen umspülte Relikt aus prähistorischer Zeit als das achte Weltwunder. Überall zwischen den sich zum Teil meterhoch auftürmenden Steinsäulen scheint hier im Nordosten der Grünen Insel die Urgewalt der Erde spürbar. Um den Giant’s Causeway, der von der UNESCO zum Weltkulturerbe erhoben wurde, ranken sich zahlreiche Legenden. Die populärste Überlieferung ist die Geschichte des Riesen Finn McCool, der auch unter dem Namen Fionn MacCumhaill bekannt ist. Die mythische Figur aus der irischen Sage, seines Zeichens Kommandant in der Armee des Königs von Tara, soll demnach den Damm eigenhändig errichtet haben, um zu seiner Geliebten zu gelangen, die auf der etwa 20 Kilometer entfernten schottischen Insel Staffa lebte.

Leider hatten wir – wie zuvor in Belfast – nur 90 Minuten Aufenthaltszeit, um das Naturspektakel zu erkunden und Fotos zu machen. Glücklicherweise war uns nach den zurückliegenden Regentagen in Dublin das Wetter hold und trotz steifer Brise schien die Sonne für die perfekten Erinnerungsfotos.

 

 

Hier ist mein persönliches Fazit:

Weniger ist manchmal mehr. Der Dozent hat versucht innerhalb einer Woche viele Themen anzusprechen, was grds. gut ist. Leider hat sein Zeitmanagement nicht funktioniert, so dass am Ende alles sehr hektisch wurde. Es gab viele interessante Einblicke in Tools, die mir bereits bekannt schienen, aber darüber hinaus noch weitere Feature boten zum Beispiel bei Facebook und Google. Darüber hinaus gab es einiges Neue zu entdecken wie Edmodo, TEDed, EdPuzzle und vor allem Screencast-O-Matic. Letztendlich blieb am Ende tatsächlich noch Zeit, um einen kurzen Einblick in die AR App HP Reveal zu bekommen. Nun erstmal alles sacken lassen und dann zuhause nochmal intensiver in die verschiedenen Anwendungen einsteigen. Sicherlich wird das ein oder andere Tool in den nächsten Semestern im VHS Kursprogramm für Multiplikatoren wiederzufinden sein.

Die Unterrichtssituation an der Dubliner Schule, in der die Europass Teacher Academy zu Gast ist, war grenzwertig. Ein kaltes Klassenzimmer am Montag, da wegen eines Feiertages niemand die Heizung angemacht hatte; eine sehr laute Lehrerin in der Nachbarklasse, die trotz mehrfacher Hinweise nicht reagierte; und grenzwertige Toiletten.

Davon abgesehen scheint die Vermittlungskompetenz der Dozenten sehr unterschiedlich zu sein. Eine Teilnehmerin hatte bereits in der Vorwoche einen Kurs belegt und war davon begeistert. Das Themenspektrum von Europass ist auf jeden Fall spannend und ich kann mir gut vorstellen, an einer weiteren Fortbildung teilzunehmen.

 

Hospitation an der „Hojskole på Kalø“ Dänemark

von K. H.

Montag, 25. März 2019

Nach nur 3 Stunden Fahrt von Dithmarschen zur Hojskole in das dänische Örtchen Kalø, das bei Århus liegt, wurde ich an der Hojskole sehr nett von dem Dänischlehrer Torkild empfangen. Mit ihm hatte ich schon vor der Anreise öfter telefoniert und meinen Aufenthalt geplant. Da die Schule ihren Schülerinnen und Schülern Unterkünfte für die Dauer ihres Kurses anbietet, kann auch ich hier für meine kommenden 5 Tage wohnen. Torkild nahm mich gleich zum gemeinsamen Abendessen mit, bei dem ich einige der Schülerinnen und Schüler kennenlernen konnte. Die meisten sind zwischen 18 und 30 Jahren alt, und sind aus Japan, Australien, England, Iran oder Grönland zum Dänischlernen nach Kalø gekommen. Viele von ihnen besuchen hier Kurse, die bis zu 6 Monate dauern. Zu den längeren Kursen gehört auch das „Outdoor Ranger“-Programm, in dem die Teilnehmenden (vorwiegend Dänen) lernen, mit einfachen Mitteln in der freien Natur zu (über)leben, wie Feuermachen ohne gängige Hilfsmittel, sowie Jagen und Fischen funktionieren, um einige Zeit draußen leben zu können. David, einer der Outdoor-Lehrer, erklärt mir, dass es immer beliebter werde, in seiner Freizeit ein ganz einfaches Leben in der freien Natur zu leben. Freie Unterkünfte mitten in der Natur wären mittlerweile Gang und Gäbe in Dänemark, entsprechende Fernsehformate würden ihr Übriges tun, dass das „Outdoor-Life“ frei von irgendwelchen innovativen Hilfsmitteln draußen so gefragt ist, besonders bei denen, „die viel am Computer arbeiten“, wie er sagt. Interessanter Aspekt, denke ich mir, da ich mich ja in dieser Woche besonders mit Technik und Digitalisierung in der Erwachsenenbildung beschäftigen will.

Am Montagmorgen lerne ich gleich nach dem Frühstück das morgendliche Ritual kennen, das mir richtig gut gefällt: Alle Schülerinnen und Schüler versammeln sich in einer großen Aula. Zuerst singen alle ein gemeinsames dänisches Lied mit Gitarrenbegleitung, dann hat Simon, einer der Lehrer, einen kurzen Vortrag über „magt“ (Macht) vorbereitet und erzählt von der bevorstehenden Parlamentswahl im Juni. Ich verstehe natürlich nicht so viel, sehe aber, wie aufmerksam ihm alle zuhören. Nach einer Viertelstunde verabschiedet Simon alle in den Tag und ich treffe einige Schülerinnen und Schüler in einer der Dänischklassen wieder. Torkild setzt mich zwischen die Schüler, und es wird anhand eines Fragenkatalogs ein Dialog geübt. Ganz analog, und mit dem Hintergrund, dass sich immer mehr das freie Sprechen zutrauen sollen, ohne dabei direkt vor allen in der Klasse sprechen zu müssen.

Nach dem Mittagessen nimmt sich Schulleiter Søren viel Zeit für mich. Wir tauschen uns über die Unterschiede und Gemeinsamkeiten dänischer und deutscher Erwachsenenbildungseinrichtungen aus. Seit die Dänen in der letzten Parlamentswahl den Rechtspopulisten zu einem solchen Stimmenzuwachs verholfen haben, dass sie seither zum Rückgrat des Ministerpräsidenten Rasmussen geworden sind, haben zahlreiche Asyl- und aufenthaltsrechtliche Verschärfungen auch die Situation von Sprachschulen wie der Hojskole in Kalø verschlechtert. Geflüchtete dürfen nun nicht mehr hier lernen, sondern sind auf das Lernsystem der FVU (Forberedende voksenundervisning; Vorbereitende Erwachsenenbildung) angewiesen, das nicht an allen Schulen angeboten wird. Kalø Hojskole unterrichtet nach dem System des DU, der Danskuddannelse, zu Deutsch „Dänischausbildung“. Die Schule versteht sich aber als Bildungseinrichtung für alle und weiß, dass viele Zugewanderte aus der Region gern in Kalø lernen würden. Trotz dieser Verschärfungen sei das Bildungssystem Dänemarks sehr frei: Niemand würde ihm Vorschriften machen, was seine Schule zu unterrichten hätte, wie seine Klassen ausgestaltet sein müssten, womit unterrichtet werde. Das würde ihm sehr gefallen.

Nach unserem Gespräch kann ich eine weitere Dänischklasse besuchen und stelle in der Pause fest, dass die in einem hinteren Teil des gemütlichen Dachgeschossraumes verstauten E-Gitarren tatsächlich genutzt werden: Nämlich von einigen australischen Schülern, die einfach darauf ihr Können zum Besten geben!

Bevor es zum Abendessen geht, schaffe ich es noch zu einem kleinen Spaziergang zu einer Schlossruine mitten auf einer nur zu Fuß zugänglichen Halbinsel, die wirklich recht abgeschieden liegt. Das Hinweisschild auf dem Parkplatz in der Nähe zur Ruine ist leider nur auf Dänisch, doch nicht schlimm: Denn das Free Wifi-Zeichen am Fußweg lässt mich mal eben schnell eine Internetsuche starten!

Fazit: Ich möchte definitiv mehr erfahren über die Diskussionen, die Dänemark in Bezug auf Digitalisierung, Bildung und entsprechende Kursangebote zu führen scheint.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Dienstag, 26. März 2019

Mein „zweiter Schultag“ beginnt wieder mit gemeinsamem Singen und einem Kurzvortrag zur Morgenversammlung. Dieses Mal berichtet Torkild von dem Künstler Christian Lemmerz, und bringt mit seiner anschaulichen Erzählung des provokanten Künstlers alle zum Lachen. Auch ich verstehe manches, lasse mir aber das eine oder andere Detail trotzdem lieber mal übersetzen, schließlich rate ich mehr, als dass ich verstehe…!

Heute begleite ich Michael in seinen Dänisch Unterricht, wo es u.a. um die Verwendung der Konjunktionen „at“ und „om“ geht. Auch in seiner Klasse steht die Kommunikation untereinander im Mittelpunkt, Michael ist steht die ganze Zeit mitten in der Klasse, scheint jeden einzelnen komplett mit einzubeziehen und hält die Klasse wirklich zwei Mal ganze 90 Minuten „bei Laune“ und konzentriert, dass ich schon beeindruckt bin. Es wird viel gelacht, die Stimmung ist richtig gut.

Nach dem Mittagessen habe ich die Möglichkeit, einige Schülerinnen aus Japan „zu interviewen“, was ihnen an der Kalø Hojskole gefällt, wieso sie sich Dänemark als Gastland ausgesucht haben und worin sich das Lernen in Kalø von japanischen Bildungseinrichtungen unterscheidet. Schnell erzählen sie, dass sie sehr viel gearbeitet haben in Japan. Direkt nach der Uni sind sie in Unternehmen eingestiegen, wo sie nicht selten 60 Stunden in der Woche gearbeitet haben, meistens am Computer. Sie sind erst 26 Jahre alt, wussten aber, dass sie dieses Pensum einfach nicht lange aushalten werden. Sie alle kannten sich nicht, als sie nach Dänemark kamen, haben aber witziger Weise alle über den Reiseblog eines Japaners von der Kalø Hojskole erfahren. Hier schätzen sie das angenehme Lernklima, die Lehrer, die nicht einfach nur nach Schema-F unterrichten, sondern sich intensiv um ihre Schülerinnen und Schüler kümmern. Jemand erscheint nicht wie gewohnt zum Unterricht? Die Lehrer haken nach und gehen der Ursache auf den Grund.

Eine Japanerin hat als Erzieherin in Dänemark gearbeitet und möchte ihren Job unbedingt in Dänemark wiederaufnehmen. Der Lehrer Simon hat ihr einen Praktikumsplatz in der Nähe vermittelt, und sie hofft, dass sie hier Fuß fassen kann.

Mit Simon kann ich nachmittags ein längeres Gespräch führen, dass mir noch einmal viele wichtige Informationen gibt. Die Kalø Hojskole unterscheidet sich wirklich sehr von anderen Bildungseinrichtungen für Erwachsene. Wie auch Schulleiter Søren erklärt mir Simon, dass die Freiheit, was wann unterrichtet wird, einen großen Vorteil darstellt. Sie würden ihr Curriculum jährlich ändern; von Monat zu Monat werden die Themen des Dänisch Unterrichts außerdem neu festgelegt, und zwar unter Einbeziehung der Interessen und Wünschen der Schülerinnen und Schüler. Diejenigen, die vorher eine anderen Hojskole besucht haben, hätten zuerst mit der Freiheit beim Lernen größere Schwierigkeiten, würden fragen, welche Übungen genau sie bearbeiten müssten, um im Test gut abzuschneiden. Doch Prüfungen gibt es in Kalø nicht. Die Schule arbeitet nach dem Grundsatz: „Wir helfen dir, dass du lernen kannst. Aber wir lernen nicht für dich. Du sollst selbstständig sein und werden, und für dich selbst lernen.“ Wer ein Dänisch Zertifikat erwerben wolle, müsse den Test an einer anderen Schule absolvieren. Viele Schülerinnen und Schüler stellten nach einer Weile fest, dass das freiere Lernen ihnen viel mehr Spaß bringe, sie schneller Fortschritte machten und sinnvolles für den Alltag lernten. Simon ist stolz darauf, dass nicht ein bestimmtes Rahmencurriculum den Takt vorgibt, sondern der Mensch im Mittelpunkt steht. Die Lehrer, die hier unterrichten, müssten keine studierten Lehrkräfte sein; es zähle ihre Persönlichkeit und ihr Enthusiasmus fürs Lehren und Lernen. Er selbst habe als Entwicklungshelfer in Sierra Leone gearbeitet, und habe sich durch das Stellenangebot in Kalø gleich angesprochen gefühlt. Ich merke, hier brennt jemand für die Sache! Ich bin froh und dankbar, dass ich mich so intensiv mit den Lehrern hier austauschen und wirklich pädagogische Ansätze diskutieren und reflektieren kann.

 

Am heutigen Abend gibt es noch einen Kurzvortrag von Kristian Krog, Direktor der umgebauten „Maltfabrikken“ (Malzfabrik) in Ebeltoft, einem Städtchen in der Nähe von Kalø. Die ehemalige Malzfabrik dominiert seit 1861 das Stadtbild, und drohte vor ein paar Jahren abgerissen und durch ein modernes Shoppingcenter ersetzt zu werden. Kristian Krog generierte mit einer Reihe von Helfern so viele Gelder, dass sie binnen eines Jahres als Genossenschaft das riesige Fabrikgebäude gekauft und für etliche Millionen in den Jahren danach renoviert haben. Das spannende daran: Er hat dafür keine staatlichen Hilfen oder EU-Fördergelder erhalten, sondern schlichtweg Fundraising betrieben, und ein Konzept entwickelt, mit dem sich das Gebäude nun selbst tragen soll: Die Maltfabrikken beinhaltet eine u.a. eine Konzerthalle, Cafés und Restaurants, Büroräume und Kreativarbeitsplätze, Jugendtreffs, Wohnungen für Künstlerinnen und Künstler. Die Büroräume sind als „coworking spaces“ ausgerichtet, natürlich mit grenzenlosem WLAN…  Hunderte Freiwillige bringen sich nach wie vor mit Zeit und Ideen ein. Ziel der Renovierung ist es auch, junge Leute nach Ebeltoft zu ziehen, denn die Bevölkerungsstruktur zeigt einen hohen Anteil an Menschen über 65 Jahren.

Übermorgen werde ich mir die Fabrik – zumindest von außen, Eröffnung ist erst Ende Juli – und Ebeltoft selbst auf jeden Fall mal ansehen. http://www.dennymaltfabrik.dk

Nach dem Vortrag treffen sich alle wieder im Speisesaal, es gibt Kammerjunkere mit Koldskål, buttrige Kekse mit einem flüssigen, gesüßten Jogurt! Lecker, so zum Tagesabschluss

 

 

 

 

 

 

Mittwoch, 27. März 2019

„Es ist einfach da!“

Wie arbeiten andere Højskolen in Dänemark? Welche digitalen Techniken setzen sie im Unterricht ein? Eine Einrichtung, die ich heute den Tag über besuchen kann, ist die Lærdansk. Eine Lærdansk gibt es in Rønde, ca. 10 Minuten entfernt. Dort treffe ich morgens Anne, die mich gleich sehr freundlich begrüßt und wir uns im gemütlichen, großzügigen Lehrerzimmer über „unsere Schulen“ austauschen. Ich erzähle von der vhs.cloud – nichts Neues für sie, seit Jahren arbeiten sie selbst nicht nur mit Smartboards, sondern natürlich auch mit einer cloud, und zwar GoogleDrive.

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Vor einigen Jahren hat der Dachverband der Lærdansk beschlossen, die erforderlichen technischen Geräte anzuschaffen, seither sind alle Schulen bestens ausgestattet. Und somit bin ich sehr gespannt, als wir gemeinsam in einen der Unterrichtsräume gehen, wo schon die Schülerinnen und Schüler auf ihren Dänischunterricht warten.

An der Wand prangt ein großes Smartboard (wie auch in den anderen Räumen), das Anne gleich einschaltet. Aus einem Schrank mit 20 Schließfächern holen sich die Schülerinnen und Schüler je einen Laptop und Kopfhörer. In der Mitte des Raumes ist ein Steckdosenturm mit Rollen für die Laptopkabel. Während alle ihre PC’s an den Strom anschließen, öffnet Anne die erforderlichen Plattformen: Lærdansk arbeitet mit „EduLife“, ein Programm, auf das sie über GoogleDrive zugreifen. Die Schülerinnen und Schüler loggen sich ebenfalls ein, und Anne startet auch schon die erste Aufgabe über eine weitere Seite, mit der sie häufig arbeitet: https://padlet.com. Es sollen in einfachen Sätzen „Fremtidsplaner“, Zukunftspläne, beschrieben werden.

Nun bin ich gespannt, denn alle schreiben an ihren Laptops eifrig drauf los. Ich gehe herum und schaue mir an, woran alle arbeiten, und kann gleichzeitig direkt vorn am Smartboard die Arbeitsergebnisse über padlet.com sehen. Die einzelnen Texte erscheinen auf der Bildoberfläche, mit Namen des Schülers/ der Schülerin und sind so für alle sicht- und vergleichbar. Änderungen werden ebenfalls zeitglich angezeigt. Aenne erklärt mir, dass alles gespeichert ist und sie jederzeit die alten „Folien“ wieder aufrufen kann. Obwohl die Laptoparbeit natürlich den meisten Raum einnimmt, findet über das Smartboard sehr viel Kommunikation statt. Es wird immer mal wieder was vorgelesen, korrigiert, diskutiert, gelacht, als ein Bild von Christiano Ronaldo unter dem Text eines Schülers erscheint. Als Anne und ich in die Mittagspause gehen, lässt sie den Raum offen, und die Schüler bleiben an ihren Laptops sitzen. Nichts wird ein- oder weggeschlossen.

Ich lerne nun zwei weitere Lehrerinnen kennen und es entwickelt sich ein richtig interessanter Austausch über Lernformen, Methoden und Veränderungsprozesse. Am Anfang, erzählen alle, hätten sie auch Berührungsängste mit den Smartboards gehabt. Und ja, es hätten auch einige mit Boardmarkern auf das Smartboard geschrieben… Als so viele Geflüchtete nach Dänemark und damit auch in die Lærdansk kamen, ist doch auch manchmal das WLAN bei so vielen Nutzer zusammengebrochen. Doch das habe sich mittlerweile geändert, die Technik funktioniert, und wenn doch mal was nicht nach Plan läuft, können sie einen Techniker anrufen. Als Lehrkräfte empfänden sie die Technik mittlerweile normal, sie könnten sich gar nicht mehr vorstellen, ohne zu unterrichten. „Es ist einfach da!“, sagt Anne, und unterstreicht damit die Selbstverständlichkeit des Technikeinsatzes.

Für die Schülerinnen und Schüler sei es wichtig, mit Laptops und Smartboard zu arbeiten, denn schließlich würden sie außerhalb der Schule in der Arbeitswelt auch nicht mehr ohne Technik klarkommen können. Warum nicht also gleich nebenbei üben, damit umzugehen? Es habe sich im Übrigen gar nicht die Frage gestellt, ob jemand von ihnen komplett analog arbeiten wolle, denn ihr Verband hat vor einigen Jahren mehr oder weniger „diktiert“, dass von nun an „digital“ gearbeitet werden müsse.

Wir kommen nach der Pause in den Raum zurück und es geht auf die Prüfungsvorbereitung zu. Anne sammelt in einem neuen Dokument am Smartboard (mit dem richtigen Stift ;-)) die Vermutungen der Schülerinnen und Schüler, welche Themen wohl in der kommenden Modulprüfung abgefragt werden. Sie zeigt mir, dass sie in dem Textdokument unendlich viel schreiben, aber auch einfach neue Seiten aufrufen kann. Zur Navigation nutzt sie entweder die Tastatur mit Touchpad oder klickt mit dem Finger auf Felder, um die Schrift z.B. zu vergrößern oder zu verkleinern.

Dann ruft sie erneut EduLife auf, wo sie die Schülerinnen und Schüler auf einer Art Pinnwand noch einmal längere Texte schreiben lässt. Ich bin fasziniert: Sie ruft sich den Text eines Schülers ans Smartboard auf, markiert falsche Textstellen, unterlegt sie mit einem Kommentar („Achtung: Rechtschreibung!“, „hier Infinitiv“ oder „bitte Satzbau beachten“) und der Schüler korrigiert es sofort und sichtbar für alle über seinen account. Dann wird reihum vorgelesen, und die anderen können über das Smartboard mitlesen und eigene Kommentare dazu abgeben.

Bringt die teure Technik nun den gewünschten Erfolg, will ich von Anne wissen. Sie ist überzeugt, dass sich die Anschaffungen gelohnt haben. Die Schüler seien souverän im Umgang mit Laptops und cloud-Plattformen. Der Unterricht könne „demokratisiert“ werden, denn alle hätten an allem Teil, jeder kann sich einbringen, Fehlerkorrektur kann sofort und für alle sichtbar passieren, und wenn sie will, kann sie auch nach dem Unterricht mit den Schülerinnen und Schülern über EduLife in Kontakt treten. Im Prinzip könnten sie komplett papierlos unterrichten, haben jedoch nicht alle Lehrbuchlizenzen, um die Online-Versionen ihrer Bücher aufrufen zu können.

Sicher, sie könnte auch mit Laptop und Beamer arbeiten, sagt sie, aber gerade die Vernetzung über die Plattformen und das Speichern und Aufrufen direkt an der Wand seien einfach großartige Möglichkeiten. Der Umgang mit einem Google-Dienst steht überhaupt nicht zur Debatte, Anne und ihre Kolleginnen sehen in den Funktionen einfach nur Vorteile.

Ich fahre am späten Nachmittag nach Hause und überlege mir schon, wie sich meine Erkenntnisse bei uns umsetzen lassen.

 

Donnerstag, 28. März 2019

Den heutigen Tag verbringe ich wieder an einer Schule der Einrichtung „Lærdansk“, allerdings in Århus. Dort erwartet mich morgens Marianne, die Leiterin der Schule. Schon beim Betreten des großen Gebäudes bin ich beeindruckt: Denn ich trete in ein großes, rundes, helles Foyer mit einem großen Empfangstresen, Büros an den Seiten mit großen Glasscheiben, sodass alles offen wirkt, und kann schon erahnen, dass es nicht nur 12 Unterrichtsräume gibt!

Marianne fragt mich, ob ich mit ihr im Besprechungsraum einen Kaffee trinke und ob ich noch frühstücken möchte (ich habe natürlich schon gefrühstückt, aber wie toll ist denn diese Frage bitte?! Bei uns käme nie jemand auf die Idee, DAS zu fragen!). Im Besprechungsraum prangt ein Smartboard, das sie einschaltet und eine extra für mich angefertigte Powerpoint-Präsentation über ihre Schule und die Lærdansk öffnet. Ganz schön toll, diese Vorbereitung! Und da erfahre ich zum ersten Mal, dass die Lærdansk nicht einfach irgendeine Sprachschule ist. Nein, Lærdansk ist eine NGO, die Sprachschulen in ganz Dänemark unterhält und Entwicklungshilfe in Krisenregionen leistet, in Dänemark Unterkünfte für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge hat und daher ein ganzheitliches Konzept verfolgt: Hilfe vor Ort im Ausland, Hilfe in Dänemark.

Lærdansk hat sich vor einigen Jahren dann auf den Weg gemacht, eigene Unterrichtsmaterialien für den eigenen Dänisch Unterricht zu entwickeln, die unter den Lehrkräften ausgetauscht werden sollen. Für jedes Sprachmodul hat die Einrichtung also passende Materialien. Es stellte sich die Frage, wie diese Materialien untereinander geteilt werden könnten, also war der Bedarf einer cloud gekommen und GoogleDrive war im Boot. Und dann kamen die Smartboards, iPads, iPhones, Laptops und PC’s. Offen gestanden, musste ich mich etwas bemühen, dass mir nicht die Kinnlade herunterfiel: Jede Lehrkraft durfte sich zwei tragbare Geräte zum Ausprobieren mit nach Hause nehmen. Die meisten nahmen einen Laptop und ein iPad. Lehrer, die 3 Monate später kündigten, mussten die Geräte zwar wieder abgeben; alle anderen durften sie aber bis heute behalten! Wahnsinn.

Zum IT-Konzept zählte von Anfang an die Schulung der Lehrkräfte. Es gab sog. „Web2“-Seminare, um den Umgang mit GoogleDrive und EduLife zu erlernen, es gab ein Schulungskonzept der Lehrerinnen und Lehrer untereinander, es gab Lehrproben, es gab Präsentationen, es gab Feedbackgespräche. „It was a long way and cost a lot of ressources“, gibt Marianne zu, doch es habe sich gelohnt. Bei einer kurzen Unterrichtsstippvisite sehe ich, dass sie recht hat: In Windeseile hantiert eine Lehrerin mit dem Smartboard, öffnet hier eine Datei, da ein beschriftbares Dokument, da ein Online-Spiel.

Marianne erzählt mir, dass der Mehrwert für die Schülerinnen und Schüler immer im Vordergrund gestanden hätte. Sie sollten nicht nur Dänisch lernen, sondern auch mit Technik umgehen können. Und die Lehrkräfte sollten es vormachen. Und am Ende spare es allen Zeit. Sie gibt mir viele wertvolle Tipps zum Vorgehen, und reicht mir schon mal ihre Karte, damit ich ihr auch von Heide aus noch Fragen mailen kann!

 

Dass die Lærdansk in Århus nicht nur technologisch beneidenswert gut ausgestattet ist, wird mir beim Rundgang noch einmal deutlich. Im 1. Stock ist eine geräumige Kantine. Im Erdgeschoss sind bis zu 25 Unterrichtsräume (wohlgemerkt: In ALLEN hängt ein Smartboard!), im Keller ist ein riesiges und sehr gemütliches Lehrerzimmer mit einem Ruheraum für zwischendurch (!), daneben befindet sich eine Bibliothek mit mobilen Ausleihstationen, PC-Arbeitsplätzen sowie einem Versammlungsraum und eine Art LernCafé,

 

in dem sich Ehrenamtliche und Dänisch Schüler zum Üben treffen.

Beim Mittagessen kann ich mich mit anderen Lehrkräften austauschen, wie sie den Einzug der Digitalisierung empfunden haben. Am Anfang haben sie sich auch überwinden müssen, sagen sie, doch sie seien ja nicht drum herumgekommen, und hätten sich einfach eingearbeitet. Auch wenn die Smartboards so viele Funktionen bieten würden, dass sie gar nicht alle kennen, könnten sie sich gar nicht mehr vorstellen, ohne zu unterrichten. Ich habe kurz ein Déjà-vu…

Ich mache kurz ’mal wieder die Spielverderberin und frage vorsichtig nach Datenschutz im Umgang mit Google. Sie verstehen mich erst nicht, antworten, dass alle Schülerinnen und Schüler zu Beginn unterschreiben müssen, dass ihr Name auf den Online-Plattformen erscheinen darf. Gut, aber was ist mit Google an sich, möchte ich wissen, schließlich gehört Datensammeln zum Geschäftsmodell? Wieder ungläubige Blicke, dann antwortet eine Lehrerin, dass natürlich irgendwo immer etwas an Daten gesammelt werde, „but, you’ve just got to use google and its apps as a tool!!“

 

Louise, eine der Lehrerinnen, schwärmt mir im weiteren Gespräch von „Kahoot!“ vor, einem Online-Spiel zum Üben von Sprachen. Ich kenne es nicht, und sie lädt mich ein, nachmittags ihre Klasse zu besuchen. So kann ich den ganzen Nachmittag über live miterleben, wie nicht nur ein kleines unterhaltsames Spiel den Unterricht auflockert, sondern wie sie auch hier die share-Funktionen von GoogleApps nutzt, um geschriebene Texte unmittelbar zu korrigieren. Natürlich sitzt in ihrer Klasse jeder an einem Laptop, dennoch lässt sie hin und wieder auch Übungen auf Papier machen. Ich kann auch miterleben, wie die Schülerinnen und Schüler das Smartboard nutzen, als einer ein Referat über „Bier und das deutsche Reinheitsgebot“ hält (warum gucken mich alle so an 😉 ?), und wie selbstverständlich auf dem Smartboard seine Dateien anklickt und auswählt.

Mit Louise spreche ich am späten Nachmittag noch eine Weile, und sie gibt mir wieder einen Satz in puncto Techniknutzung mit, den ich jetzt wirklich schon öfter gehört habe: „In the end, it just saves me a lot of time!“

Völlig angetan von so einer großartigen Ausstattung und einer so selbstverständlichen Technikanwendung verlasse ich die Lærdansk und bin einfach nur dankbar für diesen Ausflug in die Zukunft.

 

Freitag, 29. März 2019

Am heutigen Tag endet mein Aufenthalt in Dänemark und ich bin schon ein bisschen wehmütig, denn ich habe hier wirklich tolle Menschen kennengelernt – und bei allem Schwerpunkt auf Digitalisierung, digitaler Kommunikation und den besten technischen Geräten: Es sind doch immer die Menschen und die persönlichen Gespräche, die man in Erinnerung behält.

Der Tag beginnt wie immer mit einer Versammlung am Morgen, und die Lehrerinnen und Lehrer präsentieren über die große Leinwand das Wochen- und Monatsprogramm für den April. Es soll thematische Schwerpunkte in ökologischer Bildung geben ebenso wie Gesundheitskurse und Seminare zu dänischer Kultur.

Heute Morgen spielen wir außerdem ein Online-Spiel, was ich die vergangenen Tage auch schön in Rønde und Århus kennengelernt habe: Kahoot!

Über www.kahoot.it ruft Lehrerin Jessica das von ihr vorbereitete Spiel auf. Sie muss die Regeln nicht erklären, alle kennen das Spiel und loggen sich mit dem vorgegebenen Code in das Spiel ein. Ich mache auch mit und muss nun Fragen zu dänischen National- und Lieblingsgerichten, internationalen Essgewohnheiten und allgemeiner Geografie in Sekundenschnelle beantworten. Leider schneide ich nicht so gut ab, aber bei diesem Spiel geht es um den gemeinsamen Spaß an der Sache, und so kann sich dann auch ein Schüler über einen neuen Becher freuen!

Im Unterricht geht es heute Vormittag um die Vertiefung von Grammatikregeln und dem freien Sprechen. Gegen Mittag habe ich ausgiebig Gelegenheit, mich mit Torkild über verschiedene Unterrichtsmethoden, analog wie digital, auszutauschen. Er sieht den Einsatz von zu viel Technik kritisch, denn ihm fehle der direkte Draht zu seinen Schülerinnen und Schülern, wenn sie die ganze Zeit vor ihren Laptops sitzen würden. Ihm sei es wichtig, dass sie so viel Zeit wie möglich damit verbringen, das freie Sprechen zu üben. Dabei bevorzuge er auch, sie wirklich „in Ruhe“ zu lassen und ihnen nicht das Gefühl zu geben, er beobachte sie. So sollen sie mehr Selbstsicherheit bekommen. Je länger wir sprechen, Pro und Contra abwägen, Methoden reflektieren und verschiedene Lernsettings diskutieren, desto mehr fällt auch ihm auf, dass er seine eigene Art zu unterrichten öfter hinterfragen möchte. Wir beschließen, den Kontakt von Heide und Kalø aufrecht zu erhalten und uns regelmäßig über Neuerungen in der Erwachsenenbildung auszutauschen.

Gegen Nachmittag breche ich dann nach Århus auf, wo ich mir noch unbedingt die Bibliothek Dokk1 anschauen will. Vorher verabschiede ich mich aber von Schüler*innen und Lehrer*innen und überreiche noch ein paar Mitbringsel aus Deutschland.

Recht kurzfristig hatte ich in der Bibliothek von Århus angefragt, ob ein kurzes persönliches Gespräch mit Bibliotheksmitarbeitenden zur Umsetzung von Digitalisierung führen könnte. Denn wenn die nächste Bibliotheksführung am 1. April stattfindet, werde ich ja nicht mehr in Dänemark sein. Ich bekomme tatsächlich eine sehr nette, persönliche Email zurück, in der mir eine Louise Lærke mitteilt, dass sie die ganze Woche über in meetings festhängt und sich daher nicht mit mir treffen kann. Ich fahre daher auf eigene Faust nach Århus und parke zunächst im Unterschoss vom Dokk 1. Hier hat die Technik wirklich Einzug erhalten: Ich fahre in eine der vielen Garagen, die mit transparenten Toren versehen sind; auf einem Bildschirm werden mir genaue Anweisungen gegeben, wie weit ich vorfahren soll, dass ich die Handbremse bitte nicht vergesse anzuziehen und mich jetzt bitte aus dem Auto begebe. Aber Vorsicht: Bitte nichts im Auto vergessen! Okay, denke ich, nehme meine Tasche mit, überprüfe noch einmal alles, verlasse die „Garage“ und stelle mich an die Schranke an den Kassenautomaten. Dort muss ich mich mit meiner Kreditkarte registrieren, und plötzlich verschwindet mein Auto ins Nirgendwo des Parkhauses, wird also nach unten transportiert und dort wahrscheinlich gestapelt. Ich schwanke zwischen „Hoffentlich kriege ich mein Auto wieder!“ und absoluter Faszination.

Die hält auch an, als ich dann die Bibliothek darüber betrete. Auf 18.000 Quadratmetern soll sie sich befinden, und was ich erst einmal zu sehen bekomme, ist wirklich wahnsinnig viel Platz: Neben einem Bürgerbüro für Passangelegenheiten (!) stehe ich in einer riesigen Eingangshalle, dann komme ich an einer sog. gaming street, vorbei, wo Leute sitzen und Computerspiele spielen; an PC-Arbeitsplätzen, natürlich auch Bücherregalen (aber nicht so vielen) und ganz hinten sehe ich eine richtig gemütliche Sitzecke mit IKEA-Sesseln und mit dem besten Blick auf Hafen und Wasser von Århus.

Außerdem gibt es ein Café, wo wirklich viele Leute sitzen und sich einen Kaffee gönnen. Es gibt eine Litfaßsäule, an der man auf einer Zeitleiste anpinnen kann, wann man meint, dass bestimmte Gerichte entstanden sind, daneben kann man an einer großen Pinnwand seine Lieblingsgerichte auf Post-its anpinnen – es sind diese netten Kleinigkeiten, die diesem Ort wieder etwas ganz „normales“ gibt.

Auf dem Weg durch die Bibliothek fällt mir auch diese „Maschine“ in einem Glaskasten auf. Ich versuche herauszufinden, was die Fließbänder und Monitore sei sollen, bis jemand kommt und in eine Luke seine Bücher auf ein Fließband legt, die dann durch die Maschine hindurch transportiert werden. Eine elektronische Rückgabemaschine also, mein Gott, ich komme mir wirklich wie vom anderen Planeten vor!

Irgendwie ist es aber ein Spannungsfeld, was ich hier zum Abschluss meiner Woche zu sehen bekomme: Die durchgestylte Bibliothek, in der technisch alles möglich scheint, hat trotzdem viel Raum vorgesehen, an dem sich Menschen TREFFEN können. Die Brettspielsammlung ist enorm und wird vor meinen Augen genutzt, Menschen sitzen zusammen und sind in angeregte Gespräche vertieft. Wie auch in den Schulen in Rønde, Århus und Kalø: Ohne persönliche Kommunikation und persönliche Kontakte auf ganz analoge Weise geht nichts, Digitalisierung bringt zwar enorme Vorteile, aber sie wird in meinen Augen nie einen Ersatz für persönlichen Austausch bieten.

Mit vielen unvergesslichen und neuen Erlebnissen fahre ich also wieder nach Deutschland (mein Auto wurde im Parkhaus wie von Geisterhand in „meine“ Garage zurückgefahren 😉 ). Ich werde einige digitale, aber auch analoge Ideen mit in meine Volkshochschule nehmen und die voranschreitende Digitalisierung in der Erwachsenenbildung immer unter der Prämisse betrachten, wann es Sinn macht, Technik einzusetzen. Denn, wie sagte selbst Marianne von der Lærdansk: „Nutze niemals Technik nur um der Technik willen.“

 

 

Web Solutions for the Classroom, Barcelona

von B. B.

Montag, 18.03.2019, Tag 1

Da ich schon am Samstag angereist bin, habe ich den Sonntag genutzt, um in Barcelona anzukommen. Eine tolle Stadt! Der Kurs startet am Montag nach mediterraner Zeit pünktlich ca. 20 Minuten später. Zuerst gibt es eine Kurzvorstellung des Lehrers und der elf Teilnehmenden – soweit es die englischen Sprachfähigkeiten zulassen. Der Kursleiter, Alessandro Pumpo, versteht Erasmus plus als Vermittlung von Fachwissen einerseits und kulturellen Austausch andererseits.

Alle Teilnehmenden wurden bereits im Vorfeld des Kurses aufgefordert, eine kleine Präsentation von etwa fünf Minuten vorzubereiten, um sich und den eigenen Arbeitsplatz näher vorzustellen. Neben mir, der einzigen Kursteilnehmenden aus Deutschland, sind drei PortugiesInnen, zwei ItalienerInnen, zwei GriechInnen, zwei Polen und eine Kroatin dabei. Außer mir (Volkshochschulleitung) sind es ausschließlich LehrerInnen unterschiedlicher Fächer an Grundschulen und weiterführenden Schulen. Einige haben beeindruckende Präsentationsfilme von ihren Arbeitsplätzen mitgebracht. So zeigt sich in dieser kleinen Vorstellungsrunde bereits eine enorme Vielfalt an Schulen, Fachbereichen, Kompetenzen sowie kulturellen und materiellen Voraussetzungen der Teilnehmenden.

Das Gebäude, in dem sich der Kursraum befindet, liegt in einer Straße mit vielen kleinen Cafés, Bars und Läden im Stadtteil Sants nordwestlich vom Zentrum. Die Pause verbringen wir in einem Café ein paar Häuser weiter.

Alle Teilnehmenden sind zum ersten Mal in Barcelona. Nach der Pause stellt unser Kursleiter Barcelona mit seinen Stadtteilen und Sehenswürdigkeiten vor und geht insbesondere auf die katalanische Geschichte und Kultur ein. Alex arbeitet für die Marketingagentur immaginae , die ihren Kunden europaweit den kreativen Einsatz digitaler Instrumente nahebringt. Digitale Werkzeuge sind für ihn Hilfsmittel, um kreative Inhalte und Human Experience zu vermitteln und umzusetzen.

Guter Unterricht sollte Alex’ Meinung nach

  • zielgerichtet
  • projektbezogen
  • sinnvoll/nützlich
  • experimentell/kreativ
  • grenzenlos (frei von Denk-Beschränkungen)

sein sowie

  • life skills fördern.

Nach der zweiten Pause wird das Für und Wider bezüglich des Einsatzes sozialer Medien und anderer Internetplattformen im Unterricht gesammelt und diskutiert, wie sich vermeintliche Nachteile in Vorteile umwandeln lassen.

Der erste Kurstag hat eindrucksvoll die Vielfalt Europas auch in der Bildung vermittelt und Lust auf die kommenden Kursinhalte gemacht.

Dienstag, 19.03.2019, Tag 2

Am zweiten Tag komme ich ein paar Minuten zu spät, weil ich versucht habe, eine Abkürzung zum Kursort zu nehmen. Kein Problem, ich treffe gleichzeitig mit dem Kursleiter ein und noch vor den meisten Teilnehmenden.

Zuerst wird die Bustour am Samstag besprochen, welche im Kurs enthalten ist. Es gibt eine Fahrkarte für den Hop on – Hop off – Bus, der die Touristischen Attraktionen Barcelonas abfährt. Eine gute Gelegenheit, kurz vor der Abreise noch einmal alles zu sehen, was man an den freien Abenden nicht geschafft hat zu besuchen. Die Füße schmerzen noch vom vorigen Abend…

Dann wird auf die erste im Unterricht gut nutzbare Internetplattform eingegangen: Youtube. An diesem Beispiel sehen wir, wie man diese Werkzeuge passiv einsetzt (z.B. mit Dokumentationen als Anschauungsmaterial oder Tutorials, z.B. YoutubeEdu), aber noch besser, diese aktiviert, indem man die Lernenden auffordert, Youtube zur Recherche zu nutzen, mit der Lerngruppe einen eigenen Kanal und eigene Playlists einrichtet, selbst Videos und 360-Grad-Panoramen oder Live-Übertragungen erstellt. So kann man die Plattform projektbezogen nutzen und sich auch mit anderen Lerngruppen über das Erarbeitete austauschen. Alex hat eine 3D-Brille mitgebracht, mit der wir selbst erstellte Panoramen ansehen können. Die Personalisierung der Internetinstrumente führt außerdem zu mehr Identifikation der Gruppe, stärkerem Engagement, gesteigerter Motivation und mehr Freude beim Lernen.

Nach der Pause testen wir “Coggle”. Coggle ist ein kostenloses Werkzeug, um Mindmaps und Infografiken zu erstellen, mit deren Hilfe man Erlerntes oder den Prozess eines Projekts anschaulich darstellen kann. Es ist außerdem interaktiv und ermöglicht die Zusammenarbeit mit anderen Nutzern. Wir erstellen Coggle Mindmaps und probieren aus, wie man Bilder, Videos, Links etc. integrieren und übersichtlich präsentieren kann.

“Edmodo” ist ein soziales Lernnetzwerk für Lehrer, Schüler und Eltern. Da die Volkshochschulen dafür eine eigene Plattform haben – die vhs cloud – ist dieses Instrument für mich nicht so relevant.

 

 

 

 

 

Die Darstellung der Möglichkeiten eines derartigen

Netzwerks erinnert mich aber daran, die vhs cloud in Zukunft mehr und besser zu nutzen!

Der Kurstag war lang in dem kleinen Kursraum ohne Fenster oder Belüftung – Räume sind eben rar in einer so gefragten Stadt wie Barcelona.

Abends treffen wir uns mit Alex zu einem Erkundungsrundgang durch den angesagten und weniger touristischen Stadtteil Grācia mit gemeinsamem Ausklang in einer gut besuchten Tapasbar, in der wir einige Pintxos probieren und lernen, uns auf allen vertretenenSprachen zuzuprosten.

 

Mittwoch, 20.03.2019, tag 3

Der Kurstag startet mit der Vorstellung typischer Lebensmittel und Gerichte aller durch die Kursteilnehmenden vertretenen Länder. Bei fast allen von mir vorgestellten typisch deutschen Gerichten musste ich leider zugeben, dass ich diese nicht mag und man in Deutschland allgemein mehr und mehr die internationale Küche der traditionellen deutschen vorzieht.

Wir probieren weitere Funktionen von dem am gestrigen Kurstag vorgestellten Programm “Edmodo” aus, richten Klassen ein, erstellen Umfragen, senden Nachrichten etc. Nach der Pause geht Alessandro noch einmal auf die Wichtigkeit von Soft Skills ein.

Ohne diese bleiben auch die innovativsten Instrumente leere Hüllen.

Life Skills: Fähigkeiten

self awareness > Selbsterkenntnis

empathy > Empathie

critical thinking > kritisches Denken

creative thinking > kreatives Denken

decision making > Entscheidungsfreude

problem solving > Problemlösungsorientierung

effective communication > zielgerichtete Kommunikation

interpersonal relationship > zwischenmenschliche Beziehungen

coping with stress > Stressbewältigung

dealing with emotions > Umgang mit Emotionen

In der nächsten Pause erproben wir nicht nur unsere Soft Skills sondern auch unsere interkulturelle Kompetenz 😉.

Projektarbeit im Unterricht sollte sowohl bei der Materialsammlung als auch bei der Präsentation der Ergebnisse alle Medien (Text, Audio, Bilder, Video) nutzen. Alex empfiehlt diverse Homepages, die lizenzfrei nutzbare Medien anbieten und zeigt, wie man Youtube-Videos als MP4 herunterlädt, um sie im Unterricht verwenden zu können. Um die verschiedenen Medien übersichtlich zu organisieren kann man Werkzeuge wie “Animoto” verwenden. Hiermit kann man Text, Fotos, Videos und Audioaufnahmen erstellen oder herunterladen und sinnvoll kombinieren. Alle Teilnehmenden erstellen zusammenhängende Sequenzen von Medieninhalten zu einem selbstgewählten Thema, an denen am folgenden Kurstag weitergearbeitet werden soll.

 

Donnerstag, 21.03.2019, Tag 4

Heute wurde der Kurs zeitlich auf den Nachmittag verschoben, da der Kursraum am Vormittag besetzt war. Gegen 12.00 Uhr trafen alle Teilnehmenden ein und wir stellten unsere “Animoto”-Präsentationen fertig. Es ist tatsächlich einfach und wirkt dabei ziemlich  professionell! Zuhause werde ich mich noch einmal in Ruhe mit einem etwas komplexeren Programm beschäftigen und ein selbst generiertes Video auf dem Facebook-Account meiner VHS einstellen. Dann probieren wir weitere Werkzeuge aus:

“Symbaloo” ist eine Anwendung, um Weblinks zu sammeln, zu organisieren und zu kategorisieren – hilfreich, um z.B. bei der Recherche zu einem Projekt den Überblick zu behalten oder sich die Quellen für die spätere Nutzung zu bewahren. Mit Symbaloo kann man seinen persönlichen Desktop organisieren, damit man alle Links, die man wieder nutzen möchte, schnell findet und darauf zugreifen kann. Dieser Desktop ist nicht gerätgebunden, sondern kann an jedem Gerät mit Internetzugang aufgerufen werden.

“WordArt” ist ein Werkzeug, um Text (z.B. Schlagwörter) visuell zu veranschaulichen. Wörter und Texte können so in verschiedene Formen “gegossen” werden, neue Texturen erhalten oder animiert werden. Ein weiteres kleines nützliches Werkzeug ist “smallpdf.com”, mit dem man PDFs komprimieren oder konvertieren kann.

“Studystack” generiert zu eingegebenen Fragen und Antworten 14 verschiedene Spiele, mit Hilfe derer gelernter Stoff spielerisch abgefragt und wiederholt werden kann, oder noch besser: die Lernenden erhalten die Aufgabe, selbst Fragen und Antworten zu erstellen, Mitschüler beantworten die Fragen dann spielend.

Freitag, 22.03.2019, Tag 5

Zur Begrüßung am letzten Tag verteilt Alex Polvorones de Almendra – ein typisch katalanisches Gebäck mit Mandeln und viel Butter. Während wir die Tastaturen vollkrümeln, geht Alex eine lange Liste von Tipps durch, wie man der Kreativität im Alltag und im Unterricht auf die Sprünge helfen kann.

“Canva” ist eine Website, mit deren Hilfe man Inhalte in ein quasi professionelles Graphikdesign bringen kann. Sie ermöglicht den Zugriff auf eine sehr große Auswahl an Vorlagen, Photographien, Graphiken und Schriftarten, nutzbar sowohl für das Internet als auch für den Druck. Eigene Inhalte können auch hochgeladen werden. Alle Teilnehmenden erstellen Werke wie z.B. Grußkarten, Aushänge, die ersten Seiten eines Magazins usw.

Eine ähnlich nutzbare Website ist “Publisher”. “Issuu” ist eine Plattform, auf der digitale Magazine veröffentlicht werden können.

Nach der Pause lernen wir weitere nützliche Werkzeuge kennen: “pdfcrowd” kann z.B. eine Website zu einem PDF-Dokument konvertieren.

“Kahoot!” ist eine Spiele-basierte Lernplattform, die von Lerngruppen genutzt werden kann. Man kann selbst Multiple-Choice-Tests mit Text, Bildern und Videos erstellen (create.kahoot) und auch internetweit teilen. Die Eingabe eines generierten Codes istnötig, damit eine Gruppe am gleichen Test teilnehmen kann (play.kahoot). Aus den Antworten kann die Lerngruppenleitung Statistiken erstellen und ersehen, wie der Wissensstand der Teilnehmenden ist. Wir erstellen eigene kleine Lernspiele und die Teilnehmenden versuchen, die richtigen Antworten zu finden – was sich für die meisten besonders schwierig gestaltet, wenn die Fragen auf Griechisch gestellt wurden…

Nach der nächsten Pause geht Alex auf Audio-Werkzeuge ein. Audio-Medien werden laut Alex zukünftig eine immer wichtigere Rolle einnehmen. “Speechnotes” kann aufgenommene Sprachnotizen in Text umwandeln, “Fromtexttospeech” konvertiert Text in Audio.

Mit “Studytracks” werden Unterrichtsinhalte mit Musik kombiniert. “Podbean“ und ähnliche Werkzeuge helfen, eigene Podcasts zu erstellen und zu veröffentlichen. Das Startbild kann z.B. mit Canvas, Wordart etc. gestaltet werden. Podcasts sind eine gute Möglichkeit, Projektergebnisse auditiv zu präsentieren.

“Trello” ist eine webbasierte Projektmanagementsoftware. Auf sogenannten Boards werden gemeinsam mit anderen Mitgliedern ToDo-Listen angelegt, die beliebig bearbeitet und mit Checklisten, Anhängen und einem festgelegten Termin versehen werden können. Text-, Audio-, Bild- und Videodateien werden integriert. Das Werkzeug kann zur Zusammenarbeit von Schülern ebenso wie von Lehrern genutzt werden.

“Basecamp” ist ebenfalls ein Projektmanagementwerkzeug, das etwas stärker vorformatiert ist und weniger Flexibilität bietet, zum Einstieg aber gut geeignet.

Schon ist der Kurs zu Ende, nachdem das Tempo am Ende ordentlich angezogen hat. Wir erhalten unsere Teilnehmerzertifikate und gehen etwas wehmütig auseinander. Wir habenzwar unsere Mailadressen ausgetauscht, aber virtuelle Kontakte sind doch immer noch etwas Anderes als reale…

 

 

Einsatz digitaler Medien Paris

von H. G.

24.03.2019
Ankunft

Wir landen bei leicht bewölktem Himmel und 8 Grad Celsius einige Minuten früher als geplant. Unser Guide empfängt einen anderen Schüler und mich sehr freundlich und los geht´s nach Pantin ins 19. Arrondissement. Dies ist das nordöstlichste der Arrondissements von Paris und somit an der Grenze zu den Banlieu gelegen, die wir daher auch passieren. In diesem Moment bin ich froh, im Auto zu sitzen. Es sieht sehr verarmt und schmutzig aus. Danach gelangen wir ins 19. Arrondissement. Der Guide erklärt, dass Pantin, einer der vier Bezirke des Arrondissements, im Wandel begriffen ist, da immer mehr Städter in die Randbezirke von Paris ziehen, um sich eine Wohnung leisten zu können. Vorwiegend sich es die „BoBo“, die es dort hinzieht, erklärt er. „BoBo“ steht für Bohème und Bourgeoisie; gemeint sind laut seiner Aussage Künstler und Bürgerliche sowie Intellektuelle.

Ich werde freundlich von meiner Gastgeberin empfangen und gleich mit einer Mahlzeit versorgt; besonders gut schmecken mir ihr „Brique“; sie haben tatsächlich die Form kleiner Ziegelsteine, sind mit Thunfisch, Ei und Gewürzen zubereitet. Da meine Gastgeberin ursprünglich aus Marokko stammt, werde ich sicherlich weitere nordafrikanische Spezialitäten zu essen bekommen; für den letzten Tag hat sie bereits Couscous angekündigt – darauf freue ich mich.

Frisch gestärkt, starte ich meine erste Sightseeing-Tour. Da ich ab Montag im Institut eingespannt sein werde und auch meinen Stundenplan noch nicht genau kenne, versuche ich schon heute einige Sehenswürdigkeiten anzuschauen, die ich unbedingt sehen möchte. Mit der Metro geht es von der Station Hoche Richtung Zentrum. An der Station La Bastille steige ich aus. Die große „Julisäule“ ist weithin sichtbar, die Bastille-Oper genau gegenüber. Leider sind auf dem Platz gerade Bauarbeiten. Dann fahre ich zum Hôtel de Ville, dem Rathaus – ein imposantes Gebäude (auch hier wird gebaut). Ich frage mich durch zum Quai, an dem der Batobus anlegt, da ich mich entschlossen habe, die Tour mit dem Seine-Bus, an dessen Haltestelle man nach Belieben ein- und aussteigen kann, fortzusetzen. Vorbei an den Bouquinisten finde ich die Abfahrtstelle endlich, löse ein Ticket und los geht´s. Es ist angenehm die Ile de Cité und die angrenzenden Ufer von der Seine aus zu sehen. An welchem Stopp ich aussteige und wann ich wieder einsteige, kann ich spontan entscheiden. Den Louvre hatte ich früher bereits besucht, aber die gläserne Pyramide kenne ich noch nicht. Also ausgestiegen und anschauen – herrlich! Gegenüber beginnt der Jardin des Tuileries und man kann tatsächlich den Obelisken auf dem Place de la Concorde sehen. Ich genieße trotz der vielen Menschen die Weite der Anlagen.

Meine nächste Station ist der Eiffelturm, aber bevor ich mich ihm nähere, muss ich mich erst einmal stärken: Ein Crepe und ein Espresso tun gut. Die Spatzen kommen gleich auf meinen Tisch und picken Krumen.
Hier fallen die Souvenir-Händler besonders auf; ein Mädchen hat sich Eiffelturm-Ohrringe ausgesucht und angesteckt.
Ich gehe nicht auf den Turm, die Warteschlange ist zu lang. Erstaunt bin ich, welch schöne Häuserzeilen sich gegenüber auftuen – prachtvolle Fassaden ohne überladen zu sein. Seit zwölf Stunden bin ich nun unterwegs und beschließe, weil ich müde werde, die übrigen Stopps morgen zu machen (ich habe ein Ticket für zwei Tage gekauft).

Ich mache es mir also wieder im Batobus gemütlich und fahre einfach mit, ohne auszusteigen. Beim Halt Notre Dame überlege ich es mir anders und steige doch aus. Diese besondere Kathedrale kann ich mir auch ruhig zweimal in dieser Woche anschauen, beschließe ich – heute nur von außen. Auf dem Weg zur Kathedrale treffe ich eine Dame wieder, die ebenfalls an der Haltstelle Hôtel de Ville eingestiegen war. Wir kommen kurz ins Gespräch und ich erfahre, dass sie aus Lyon angereist ist. Sie besichtigt die Kirche heute, ich suche die Metro und komme nach einer weiteren dreiviertel Stunde in meiner Unterkunft an. Fatima, meine Gastgeberin, macht das Abendessen – oh, bin ich hungrig!

 

25.03.2019

Heute beginnt der Unterricht; um 8.30 Uhr sollen wir anwesend sein. Nach dem freundlichen Empfang und der netten Begrüßung wird zuerst die Hausordnung zur Kenntnis und Unterschrift verteilt. Danach erfolgt die Registrierung in der Schule, wobei zu diesem Zweck ein Tablett zur Verfügung steht, welches herumgereicht wird.
Der Tisch, an dem wir zusammen Platz genommen haben, hat sich gefüllt – Zeit für ein Foto, finde ich, und wir fotografieren uns gegenseitig mit unseren Smartphones.

 

Der Internetzugang ist selbstverständlich kostenlos.

Zusätzlich zu dem bereits vor Antritt des Aufenthaltes erfolgten Online-Placementtest müssen wir auch einen mündlichen Einstufungstest absolvieren. Die Lehrerin fragt mich nach dem Interview, ob ich an der Führung durch das Gebäude teilnehmen möchte oder lieber gleich am Unterricht in einem der laufenden Kurse – ich entscheide mich spontan für Letzteres. Sowohl die Kursteilnehmer*innen als auch die Lehrerin treten offen auf mich zu und heißen mich willkommen.
Ich erfahre, dass montags immer der Tag ist, an dem das Erlernte der vorangegangenen Woche durch einen Test überprüft wird. Also mache ich gleich weiter mit den Tests.
Die vorbereiteten Übungen, die per Beamer an die Wand geworfen werden, können wir nicht mehr bearbeiten, da die erste Unterrichtsstunde nun beendet ist.
Nach der Pause setzen wir unsere Arbeit mit Hörverständnisübungen fort; der an den Laptop angeschlossene Lautsprecher verzerrt die Sprache auf unangenehme Weise und erschwert das Hören offensichtlich auch für die muttersprachliche Lehrerin. Sie holt darauf hin einen CD-Player. Das Gerät funktioniert ohne Probleme und wir beginnen mit den Hörverständnisübungen.

Die Gruppe findet sich in neuer, anderer Zusammensetzung zum nächsten Unterrichtsblock zusammen. In diesem Teil geht es darum, den aktiven Wortschatz zu nutzen.
Nachdem der Laptop hochgefahren ist, blendet die Lehrerin für die Initiierung von Sprechanlässen die erste Frage am interaktiven Whiteboard ein. Anschließend wird im Plenum über die Fragen diskutiert und in Kleingruppen dazu gearbeitet. Die Ergänzungen tragen wir zusammen und sie werden am Whiteboard vermerkt. Per E-Mail sendet uns die Lehrerin im Laufe des Tages die Zusammenfassung unserer gemeinsamen Arbeit im Unterricht zu. Das ist hilfreich für uns Lerner*innen, denn so können wir ggf. eigene, fehlerhafte Notizen überarbeiten und korrigieren. Die Lehrkraft hat bei ihrer Nachbearbeitung den Vorteil, dass bereits alle Aufgaben sowie die Ergebnisse aus dem Unterricht digital vorliegen; das reduziert ihren Zeitaufwand erheblich.

Ich bin froh, meinen Laptop mitgenommen zu haben, so kann ich stets mit der Lehrkraft auf kurzem Weg die Hausaufgaben austauschen – und es spart Papier (das passt zum Unterrichtsthema Umweltschutz).

Der erste Unterrichtstag ist beendet und ich nutze die Zeit, die Stadt weiter zu besichtigen. Aber zuerst muss ich mir ein Foto für meine Metro-Wochenkarte erstellen; glücklicherweise gibt es wie bei uns Fotoboxen in der Metro. Anschließend setze ich meine gestrige Sightseeingtour fort und erkunde heute St. Germain des Près. Der Stadtteil besticht durch seine Galerien und ästhetischen Offerten. Ich drehe eine kleine Runde und lass mich treiben. Schließlich gehe ich in eines der einladenden Cafés und trinke einen Kaffee. Es ist bereits relativ spät und ich rechne nach, wie lange ich von hier aus für den Rückweg brauche. Nun wechsle ich das Verkehrsmittel und steige vom Batobus wieder auf die Metro um. „Zu Hause“ angekommen, mache ich mich nach dem Abendessen an die Arbeit, schreibe ins Lerntagebuch und mache die Hausaufgaben.

 

 

26.03.2019

Der Unterrichtstag beginnt mit einer Einzelstunde. Hier werden die Fehler direkt korrigiert und ich schreibe fleißig mit, was die Lehrerin am interaktiven Whiteboard notiert. Sie unterbricht mich nicht, weist mich aber darauf hin, dass sie mir die gesamten Korrekturen an meine E-Mail-Adresse schicken wird. Das ist ein guter Service und sehr Lerner freundlich.

Ich stelle mir die Frage, wie ich das an unserer vhs verwirklichen könnte. Da wir keine interaktiven Whiteboards haben, liegen die Notizen oder auch Korrekturen lediglich in Papierform bzw. als Niederschrift an der Tafel vor. Darüber werde ich mir bei der Planung des neuen BU-Formates detaillierte Gedanken machen.

In der folgenden Unterrichtsstunde haben wir eine andere Lehrkraft. Thema der Stunde ist „Geschäftsfranzösisch“. Mit Hilfe eines Films auf Youtube wird das Thema anhand eines Dialogs unter Geschäftspartnern eingeführt.  Die Lehrerin versucht sich einzuloggen, leider vergeblich, so dass der Unterricht ohne weitere digitale Hilfsmittel von Statten geht.

Später stellt uns eine weitere Lehrerin im Rahmen des Grammatikunterrichts einige nützliche Sites vor, die wir gleich im Unterricht auf unseren Smartphones anwählen.
Wir dürfen die digitalen Helfer – Wörterbuch und Verbenkonjugationsverzeichnisse – im Unterricht benutzen. Das ist eine gute Unterstützung, denn trotz der Einstufungstests greift jede/r Teilnehmer*in auf unterschiedliches Vorwissen zurück. Mit der Nutzung dieser digitalen Hilfsmittel blockieren wir nicht ständig den Fortgang des Unterrichts in der Gruppe durch Einzelfragen bezüglich Worterklärungen; auch individuelle Unsicherheiten oder Lücken bezüglich der korrekten Verbkonjugation können kurz überprüft und gelöst werden.

 

 

 

 

 

In der großen Pause nutze ich die Gelegenheit und schaue mir die Galerie La Fayette, das berühmte Pariser Kaufhaus im Jugendstil, an. Mit der Rolltreppe steuere ich direkt die Dachterrasse an, von der aus man einen wunderbaren Blick über die Dächer von Paris hat.
Anschließend wage ich mich auf den „Glasswalk“ im Inneren des noblen Gebäudes und mache einige Fotos. Die Stadt ist eine schier unerschöpfliche Quelle von Überraschungen und ich bin weiterhin gespannt, was mich im nächsten Quartier erwartet.

 

 

 

 

27.03.2019

Die Gruppe hatte bereits vor meiner Ankunft mit dem Thema „Justiz“ begonnen. Dieses Fachvokabular interessiert unsere Mitschüler*innen, die Jura studieren (wollen) am meisten. Da wir alle wenig Fachwissen zu dieser Thematik besitzen, jedoch einen Vergleich zwischen dem Justiz-System in Frankreich und in unserem Heimatland anstellen sollen, recherchiert zuerst einmal jede/r im Internet die wichtigsten Inhalte. Wir nutzen dafür unsere Tabletts oder Smartphones. Anschließend tragen wir die Ergebnisse in Gruppen (nach Ländern sortiert) zusammen und vergleichen die Systeme miteinander. Danach sehen wir gemeinsam via interaktivem Whiteboard eine Dokumentation zum Thema an; sie handelt von der Bestellung der Schöffen in Frankreich. Im Rahmen der nachfolgenden Diskussion im Plenum folgen Tipps zu Filmen, die zum Thema passen. Die Lehrerin recherchiert gleich im Internet; wir verfolgen ihre Recherche an der Tafel. Den Trailer eines Films schauen wir uns an. Es folgen weitere Tipps der Lehrerin zu Filmen und Links zum Thema und wir schauen es uns gemeinsam an. Ich empfinde es als eine gute Unterstützung, denn auf diese Weise werden die Unterrichtsinhalte (gerade beim vorliegenden Thema sind diese eher „trocken“) lebendiger und es wird eine Verknüpfung zum Alltag hergestellt – einen Film schaut man sich doch gerne zum Thema an. So entsteht die Möglichkeit, die Unterrichtsinhalte und das neue Vokabular besser zu üben und zu verinnerlichen.
Darüber hinaus hat die Lehrkraft durch den permanenten Internetzugang und die gleichzeitige Präsentation der Inhalte vor der Gruppe auch die Möglichkeit, spontan auf Lerner*innen-Fragen einzugehen und für Binnendifferenzierung auch Tipps zu Medien auf unterschiedlichen Niveaus zu geben.

Im nächsten Kurs des Tages treffen wir uns wieder in einem anderen Raum mit einer neuen Lehrerin. Sie kontrolliert, wie ihre Kolleg*innen auch, die Anwesenheit der Teilnehmer*innen über ihre Liste im Smartphone, die Unterschrift auf einer Liste aus Papier entfällt somit.
In dieser Lerneinheit geht es um den mündlichen Ausdruck. In Partnerarbeit werden Cartoons zu bestimmten Fragen bearbeitet, der Gruppe vorgestellt und anschließende diskutiert. Die Lehrerin präsentiert jeweils das Bild, über welches gesprochen wird, auf dem Whiteboard. So können es alle Teilnehmer*innen deutlich sehen und besser zu den unterschiedlichen Themen mitdiskutieren. Die Resultate zum Wortschatz und den Phrasen werden am Whiteboard gesammelt.

28.03.2019
Die Hausaufgaben habe ich per E-Mail erhalten: Die Schwerpunkte liegen auf der Wortschatzarbeit zum gestrigen Thema „Justiz“. Die Vokabeln sind diffizil, auch in der Muttersprache kann ich wenig Genaues über die Akteure und deren Arbeit in der Justiz sagen; auf Französisch fällt es der gesamten Gruppe schwer.
Was ist hilfreich bei der Übermittlung der Aufgaben per E-Mail? Die Lehrerin hat zusätzliche Links eingefügt, die entweder zu Definitionen führen oder mit Hilfe von Videos erklären. So kann ich mir aussuchen, was ich benötige. Ein individuelles Lernen wird damit unterstützt. Das können wir unabhängig von den Bildungsurlauben stärker in die Kurse an unserer vhs einfließen lassen, finde ich.
Als im Unterricht bestimmte Vokabeln zu einem Text, in dem es um einen Zivilprozess geht, in der gesamten Gruppe unklar sind, zeigt die Lehrerin kurzerhand einige erläuternde Fotos am interaktiven Whiteboard. Die Fragen sind dadurch schnell ausgeräumt und wir können uns wieder auf die Fragen zum Text konzentrieren.

Im nächsten Kurs arbeiten wir im iLAB. In diesem Raum wird ausschließlich am Computer gearbeitet. Zuerst ruft jeder seine E-Mail, die man von der Lehrerin erhalten hat, ab und wählt aus ihren Vorschlägen die Übungen aus, die einem am wichtigsten erscheinen. Eine gute Möglichkeit der Binnendifferenzierung, denn jeder lernt in seinem Tempo zu „seinen“ Themen.
Ich beginne mit einigen Grammatikübungen. Das ist dann aber doch ein wenig „trocken“, zumal vorwiegend Metasprachliches abgefragt wird. Mit erscheint das interaktive Quiz spannender. In der Tat macht es Spaß und man lernt etwas.
Anschließend suche ich mir eine Aufgabe aus, die mit einem Filmbericht beginnt und zu der im Anschluss Fragen per Drop-Down, Lückentext oder Multiple-Choice zu beantworten sind. Das macht Spaß, denn ich kann den Hörtext beliebig oft anhören und schwierige Passagen auf diese Weise besser nachvollziehen. Zu den Antworten auf die dazugehörigen Fragen bekomme ich umgehend eine Rückmeldung und weiß, was ich richtig bzw. falsch gemacht habe.
Auch diese Form des Unterrichts erscheint mir, insbesondere für die geplanten Bildungsurlaube, als Ergänzung zum Lernen im Plenum eine gute Möglichkeit zu sein. Wenn die Teilnehmer*innen den gesamten Tag hindurch in der Gruppe lernen und arbeiten, ist die Variante, im eigenen Tempo zu arbeiten, sehr angenehm und initiiert einen neuen Motivationsschub.

Morgen werde ich mich nochmals genau bezüglich der Lernmaterialien fürs iPad informieren. Das könnte ich auch nach meinem Aufenthalt nutzen. Sicherlich würden auch vhs-Teilnehmer*innen an derartigem Zusatzmaterial interessiert sein.
In die von der Schule angebotene interaktive Powerpoint-Präsentation sind wir in dieser Woche nicht eingeführt worden, auch das werde ich versuchen, morgen zu klären.

29.03.2019

Heute ist der letzte Unterrichtstag. Im ersten und zweiten Unterrichtsblock arbeiten wir in derselben Gruppe. Nachdem die Lehrerin die Unterrichtsinhalte für den heute vorgestellt hat, bearbeiten wir Übungen zum Testformat Delf, da einige Teilnehmer*innen den Test für ihre weitere Ausbildung benötigen.
Im Anschluss widmen wir uns dem neuen Thema (Reiseanfragen, Reklamationen…), in dem insbesondere die Fertigkeit Schreiben geübt werden soll. Den notwendigen Wortschatz erarbeiten wir mit den vorbereiteten Vorlagen, die unserer Lehrerin mit dem Beamer für alle gut sichtbar an die Tafel projiziert. Wir dürfen unsere Smartphones ausnahmsweise nicht zu Hilfe nehmen und diskutieren in Kleingruppen die möglichen Lösungen. Einige Begriffe sind unklar und die Lehrerin veranschaulicht die Bedeutung flink mit einem passenden Foto aus dem Internet oder mit einem Video auf Youtube. Die großformatige Projektionsfläche des interaktiven Whiteboards macht es für alle Teilnehmer*innen gut sichtbar.

Im letzten Unterrichtsblock habe ich Einzelunterricht. Neben einigen Fragen zur Grammatik widmen wir uns den einzelnen Sprachregistern der französischen Sprache. Die Lehrerin hält gleich gute Beispiele aus dem Internet zum „Verlan“ vor; daraus wird die dem „Verlan“ zu Grunde liegende Systematik gut nachvollziehbar und ich fühle mich für diesen Teil des mündlichen Ausdrucks besser präpariert.

Da wir uns darauf verständigt hatten, diesen Unterrichtsblock für aktuelle Themen zu nutzen, ruft die Lehrerin ein Video zum Thema „Facebook und die Kontrollmechanismen zur Veröffentlichung von Beiträgen“ im Internet auf. Ich verfolge es aufmerksam und einige Passagen wiederholt die Lehrerin, damit weitere Details für mich deutlich werden. Anschließend diskutieren wir darüber.

Nach dem Unterricht erhalte ich im Büro, nachdem ich den zweiten Feedback-Bogen ausgefüllt habe, meine Teilnahmebescheinigung. Ich frage außerdem nach, wie ich nun nach der Präsensphase die E-Learning-Plattform nutzen und in welcher Weise das Lehrbuch mit eingebunden werden kann. Diese Fragen werden offensichtlich nicht so häufig gestellt und ich muss mich mit der Beantwortung ein wenig gedulden, erfahre dann jedoch, dass die Lehrwerke lediglich für Englisch angepasst sind und ich mich bezüglich der Nutzung der Lernplattform an die Dependance in Deutschland wenden möge, da man mir hier vor Ort dazu nichts mitteilen könne.
Das werde ich auf jeden Fall tun, denn mein Plan ist ja, das Konzept der einwöchigen Präsenzphase in der vhs im Rahmen eines Bildungsurlaubs mit einer anschließenden E-Learning-Phase zu verknüpfen.

Nun ist mein Aufenthalt in der Schule beendet und mir verbleiben heute noch drei Stunden, um in die Stadt Paris einzutauchen und mich zu verabschieden. Das mache ich im Quartier Montmartre und besuche die Kathedrale Sacre Coeur.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Auf meinem Rückweg zu meiner Gastfamilie kaufe ich noch einen Blumenstrauß als kleines Dankeschön für die freundliche Aufnahme.

A bientôt!