Digital Tools for Managing Projects in Education, Budapest

von Bodil Busch

Budapest 8.-12. April 2024

Als Leitung einer kleinen Volkshochschule bin ich nicht nur mit dem Tagesgeschäft, sondern auch häufiger mit Projektmanagement beschäftigt, sei es für größere Veranstaltungen oder geförderte Projekte wie talentCampus. Der „europass Teacher Academy“ -Kurs Digital Tools for Managing Projects in Education klingt also richtig gut und passend für mich, denn ich bin immer für Arbeitserleichterung durch digitale Hilfsmittel und Unterstützung beim strukturierten Arbeiten dankbar. Sobald weitere Personen in die Planung involviert sind, die nicht zeit- oder ortsgleich arbeiten, sind kollaborative Werkzeuge außerdem eine großartige Hilfe. Ich entscheide mich für Budapest als Kursort, denn ich war noch nie in Osteuropa.

Montag, 08.04.2024

Der Tag startet mit Sonnenschein nach einer angenehm ruhigen Nacht in einem schönen Altbau in Budapest. Der Fahrstuhl sieht nicht vertrauenerweckend aus, funktioniert aber erstaunlich zuverlässig. Nach der nächtlichen Ankunft am Vortag war es zu spät, Geld abzuheben, also führt der erste Weg zum Bankautomaten und dann zum Fahrkartenautomaten. Der öffentliche Nahverkehr ist günstig und sehr gut – der 15-Tage-Pass für Bus, Straßenbahn und Metro ist erhältlich für ca. 15 €. In der Woche stellt sich heraus, dass Bargeld fast überflüssig ist, überall wird ganz unkompliziert mit Karte, Smartphone oder Smartwatch bezahlt.

Die Schule Converzum, eigentlich eine Sprachschule, befindet sich auf dem Westufer der Donau, also in Buda. Hier findet der der Erasmus+-Kurs Digital Tools for Managing Projects in Education statt. Von meiner Unterkunft in Pest auf dem Ostufer fahre ich mit Umsteigen etwa 20 Minuten mit der Tram dorthin – oder 10 Minuten mit dem Bus, der aber seltener und unzuverlässiger fährt.

Die Begrüßung durch den Kursleiter Andrea (Italiener, lebt schon lange in Budapest), ist herzlich und es gibt genügend Zeit, vor dem Unterrichtsbeginn einen Kaffee zu trinken. Der Unterricht beginnt mit ein paar kleinen Aufwärm- und Kennenlernspielen. Außer mir sind vier Lehrer*innen von einer weiterführenden Schule auf Kreta und ein Lehrerin aus Barcelona (Áurea) im Kurs, zwei Personen aus Griechenland fehlen, wir bleiben also zu sechst.

Die Lehrkräfte stellen ihre Schulen vor und auch ich habe (dank der Erfahrung aus einem Erasmus+-Kurs vor fünf Jahren) eine kleine Präsentation vorbereitet. Es ist nicht immer leicht zu erklären, was eine Volkshochschule ist – insbesondere, wenn es kein Gebäude gibt (und das Ganze auf Englisch!). Andrea gibt einige touristische Tipps, stellt die Schule Converzum  vor und sorgt für eine angenehme Atmosphäre mit seiner heiteren Ausstrahlung. Die Schule hat einen zentralen, offenen Aufenthaltsraum, mit dem einige Klassenräume und Büros durch Glastüren verbunden sind. In der Pause gibt es dort Snacks und Heißgetränke.

Nach der Pause geht es um das Projektmanagement. Der Projektmanager braucht vor allem folgende Fähigkeiten: leadership, communication und problem solving skills. Also Führungskompetenz, Kommunikationskompetenz und Problemlösungskompetenz. Als Beispiel für Kommunikationskompetenz spielen wir ein kleines Spiel: eine Person erhält eine einfache Grafik, die Partner* erstellt eine Zeichnung nach den Anweisungen der ersten Person, ohne Hinweise auf das Motiv zu erhalten. Die Ergebnisse sorgen für Heiterkeit und zeigen, wie wichtig sehr exakte Anweisungen sind, um das gewünschte Ergebnis zu erhalten.

Eine gute Führungsperson ist empathisch und verteilt Aufgaben abgestimmt auf die Kompetenzen der jeweils Beteiligten und kommuniziert angemessen, wiederholt Anweisungen mehrere Male, geht auf Anregungen ein und ist flexibel in der Ausführung. Problemlösungskompetenz heißt, vorausschauend zu planen und mögliche Schwierigkeiten bereits im Voraus mitzudenken.

Merkmale von Projekten (im Gegensatz zu Arbeitsabläufen – operations):

– zeitlich begrenzt (temporary)

– komplex

– abgeschlossen (definite)

– ergebnisorientiert (outcome)

Wir überlegen uns ein paar Beispiele für projects im Vergleich zu operations.

Projekte durchlaufen in der Regel verschiedene Phasen:

  1. Projektstart
  2. Projektplanung
  3. Projektausführung
  4. Projektkontrolle
  5. Projektende

Das Scheitern eines Projekts wird häufig verursacht durch:

  • falsches Zeitmanagement
  • schlechte Kommunikation
  • fehlende finanzielle Resourcen
  • scope creep“ (das Projektziel ändert sich schleichend im Prozess oder wird immer größer)

Die Organisation eines Schulausflugs soll unser Beispielprojekt für diese Woche sein – alle praktischen Wochenaufgaben beziehen sich auf dieses imaginäres Projekt. Wir überlegen uns in Zweiergruppen ein Setting. Áurea und ich werden einen Trip für zwanzig Schüler*innen nach Australien organisieren (denn Geld spielt keine Rolle, aber der Mond ist dann doch zu weit ;-).

Zuerst wenden wir uns dem Mind Mapping zu, es hilft, Information zu strukturieren, eine Übersicht über alle Aspekte des Projekts zu gewinnen und zusätzliche Ideen zu generieren. Als erstes digitales Tool lernen wir „coggle“ kennen. Die praktische Arbeit hiermit wird auf den nächsten Tag verschoben, da es bereits 13 Uhr ist und um 14 Uhr der gemeinsame Spaziergang auf den Burgberg stattfinden soll.

Dieser stellt sich als vierstündige Wanderung mit zahlreichen Treppen heraus. Eine Mitarbeiterin der Schule – ebenfalls Andrea (in Italien ein männlicher, in Ungarn wie bei uns ein weiblicher Name) hat viel zu Budapest zu erzählen. Es ist warm wie bei uns im Hochsommer, zum Glück weht ein angenehmer Wind. Abends schmerzen die Füße, ich fühle mich erschossen wie das Eichhörnchen in „meiner“ Straße, der Falk Miksa utca (Mini-Skulptur vom Künstler Mihály Kolodko, davon gibt es in der Stadt einige zu entdecken). Der Tag war voll und ich bin gespannt auf die restliche Woche.

Stadtführung
Blick vom Burghügel
Eichhörnchen von Mihály Kolodko

Dienstag 09.04.2024

Wieder ein warmer, sonniger Tag und ich bin eine halbe Stunde früher in der Schule, um das Lerntagebuch von gestern bei einem Cappuccino zu Ende zu schreiben. Den Kurstag starten wir mit „Kahoot“ und der weiblichen Andrea. Spielerisch fragt sie mit der App die Informationen über Budapest ab, mit welchen sie uns gestern reichlich gefüttert hat. Ein einfaches Quiz-Tool, das ich bereits bei dem vorherigen Erasmus+- Aufenthalt in Barcelona kennengelernt habe.

Dann probieren wir „coggle“ aus und erstellen eine Mind Map für unser Fantasieprojekt: ein Klassenausflug nach Australien. Die Vorteile des Tools: wir bekommen einen visuell ansprechenden Überblick über das gesamte Projekt, das besonders zur gemeinsamen Bearbeitung und Ideensammlung geeignet ist. Die Nachteile treten aber auch klar hervor: eine strukturierte Darstellung ist nicht möglich, eine Zeitplanung lässt sich nicht integrieren und die Gestaltung verschlingt mehr Zeit als nötig.

Wir greifen auf KI (künstliche Intelligenz) als Planungstool zurück und generieren mithilfe von „ChatGPT“ einen Vorschlag für Vorbereitungen sowie eine Tabelle mit Aktivitäten für jeden Tag unserer geplanten Klassenreise. Wir lernen dabei, wie wichtig genaue Prompts sind. Nebenbei nutzen wir „DeepL“, ein hochentwickeltes kostenloses Übersetzungs- und Textverbesserungsprogramm – wirklich hilfreich!

Wir machen eine 15-minütige Pause und beschäftigen uns dann mit den Vorteilen und Risiken von Cloud-Speichern. Als Beispiel nutzen wir „OneDrive“ von Microsoft. Dann probieren wir „To Do„, also eine Aufgabenliste, von Microsoft aus. Alle erstellten Dokumente können natürlich über „OneDrive“ geteilt werden. Die „Gamma.App„, ein weiteres AI-Werkzeug, kann z.B. mit dem Text, den „ChatGPT“ für uns erstellt hat, eine Präsentation erstellen und sogar passende Fotos dazu einbinden. Allerdings zeigt unsere Testaufgabe – „Erstelle eine Präsentation über Deine Heimatstadt“ – auch die möglichen Risiken: Mein Heimatdorf in Schleswig-Holstein hat auf einmal einen Botanischen Garten, Strände und sogar ein Schloss. Die Fotos zeigen Dorfgassen mit Fachwerkhäusern, vermutlich in Süddeutschland. Wer mit einem Thema nicht wirklich vertraut ist, wird also auch kaum mögliche Fehler in den von der KI zusammengesuchten Informationen aus dem Netz erkennen können.

Mit „Forms“ von Microsoft erstellen wir einen Fragebogen, gerichtet an die Teilnehmenden unseres Australien-Ausflugs zur Vorbereitung auf die Reise. Die Fragen haben vorher mit „ChatGPT“ erstellt. Es geht in rasendem Tempo durch die verschiedenen Werkzeuge. Um wirklich die für die eigenen Zwecke nützlichen Tools auszuwählen und zu bewerten, braucht es eine deutlich eingehendere Beschäftigung damit, wofür im normalen Arbeitsalltag meist keine Zeit bleibt. Für kleinere Aufgaben wie z.B. die Texterstellung für das VHS-Kursprogramm, sind KI-Tools aber auf jeden Fall eine nützliche Unterstützung und einfach anzuwenden durch learning by doing, d.h. an den Ergebnissen erkennen wir Fehler beim Prompten.

Um 13 Uhr ist wieder Ende. Ich nutze die Möglichkeit, meinen Laptop im Schließfach der Schule zu lassen und fahre direkt zur Schwimmhalle Czázsár Komjadi Uszoda, wo ich ganz entspannt meine 50m-Bahnen bei Sonne und 25 Grad Lufttemperatur im Freibecken ziehen kann, denn um die Mittagszeit ist es schön leer.

Nach einem kurzen Boxenstopp im Apartment treffe ich mich um 15 Uhr mit meiner „Klassenkameradin“ Áurea aus Spanien. Ihre Muttersprache ist Katalan, in der Schule hat sie Spanisch gelernt, im Studium Italienisch und sie spricht besser Englisch als ich. Mein Englisch hat die letzten Jahre ordentlich abgebaut, besonders das aktive Vokabular ist oft lückenhaft.. Für den Kurs ist vor allem ein gutes Hörverständnis erforderlich, und das ist kein Problem – unser Kursleiter Andrea spricht nahezu akzentfrei. Mit Áurea sehe ich mir die Margareteninsel – Margit-sziget – ein riesiger Landschaftspark und Erholungsgebiet mitten in der Stadt, an, das selbst an einem Dienstag ziemlich voll ist. Die Füße sind schon wieder heiß gelaufen (kein Wunder, bei 26 Grad).

Wir legen eine Pause ein und treffen uns um 19 Uhr wieder an der großen Synagoge. Alles in Budapest ist mit dem öffentlichen Nahverkehr schnell und einfach zu erreichen. So gern ich Fahrrad fahren würde – hier ist das extrem stressig und lebensgefährlich, Fahrradfahrer scheinen Freiwild zu sein, besonders für Bus- und Taxifahrer. Es gibt allerdings ein paar Radschnellwege, die nicht sehr gut gekennzeichnet sind, man muss also auch als Fußgänger höllisch aufpassen. Die Synagoge in der Dohány utca (Tabakgasse) ist die zweitgrößte der Welt und im maurischen Stil gebaut, was besonders bei der Abendbeleuchtung sehr gut zur Geltung kommt.

Große Synagoge

Dort ist auch Treffpunkt für Nachtschwärmer, denn das jüdische Viertel ist bekannt für sein Nachtleben, hier hat der erste und immer noch bestehende „Abrissclub“ Szimpla Kert seinen Sitz. Wir schauen kurz vorbei (um diese Zeit verirren sich nur Touristen hierher) und essen ganz in der Nähe bei einem Streetfood Market unser erstes Lángos, ein typisch ungarisches Fastfood – frittierter Brotfladen mit saurer Sahne und Käseraspeln – SEHR fettig, aber echt lecker. Danach gehen wir zusammen zum Donau-Ufer zu den bronzenen Schuhpaaren. Auf einer Länge von 40 Metern wurden sechzig Paar Schuhe aller Arten und Größen auf dem Boden angebracht. Sie wirken wie hastig abgestreift und sollen an die Massenerschießungen von ungarischen Juden am Donauufer 1944/45 erinnern. Ihre Verlassenheit macht beklommen, besonders, wenn man bedenkt, von wie vielen Personen in dieser Zeit nur ein paar Dinge übrig geblieben sind…

Lángos

Zurück Richtung Unterkunft nehme ich die Tramlinie 2, die am Donauufer entlang und um das Parlamentsgebäude herumführt und einen Panoramablick auf das Budaer Ufer bietet, wo alle historischen Sehenswürdigkeiten nachts angestrahlt werden.

Mittwoch 10.04.2024

Wir starten den Tag mit einem neuen Spiel: Google Arts & Culture: Say what you see! Are you ready to learn the art of prompting? Mit diesem Tool lernt man spielerisch, durch möglichst korrekte Prompts ähnliche Bilder von der KI erstellen zu lassen wie die vom Programm gezeigten. Dann geht es weiter zum CRM (Customer Relationship Management) -System „Bitrix24“ (Besonderheit: unbegrenzte Anzahl von Mitarbeitern) für kleine und mittelständische Unternehmen. Sehr komplex, viele interessante Funktionen, aber nicht wirklich passend für den Volkshochschulbetrieb. 2000 „Kunden“ jährlich über dieses Tool zu betreuen wäre doch etwas umständlich…

Das Projektmanagement-Tool „Trello“ ist etwas einfacher und übersichtlicher und lässt sich außerdem in den von mir genutzten Google-Kalender integrieren – das ist natürlich eine großartige Option. Die Zusammenarbeit mit anderen ist allerdings nicht ganz ohne Risiko, da man den Zugriff nicht begrenzen kann – d.h. alle Mitarbeitenden können alles bearbeiten und z.B. Aufgaben verändern und löschen. Um anstehende Aufgaben und Timelines möglichst übersichtlich zu ordnen und abzuarbeiten, scheint Trello aber ein gutes Werkzeug zu sein.

Clipchamp“ ist ein einfaches Programm, um Filme zu erstellen, sehr einfache Aufnahme von Bildschirm und/oder Kamera (hätte ich in Corona-Zeiten gut gebrauchen können) und in allen möglichen Sprachen mit Audio und Untertiteln versehbar. Es bietet unzählige Möglichkeiten und kann sehr gut Sprache zu Text transferieren und umgekehrt. In Zusammenarbeit mit DeepL zur Texterstellung wirklich gut. Wir beschäftigen uns eine Weile damit, machen Aufnahmen und lassen unsere Texte in Englisch und anderen Sprachen vortragen. Ungarisch wird von dem Programm leider nicht angeboten. Mein eigenes Ungarisch beschränkt sich auf Guten Morgen/Tag/Abend, Danke, Wiedersehen… Immerhin komme ich langsam mit der Aussprache klar, die eigentlich regelmäßig ist, aber verwirrend viele s, c, z, ß, sch, tsch, dsch, … Laute enthält. Mein Lieblingswort ist Gyógyfürdő, das bringt meine Zunge aber immernoch zum Straucheln.

Zur Auflockerung gibt es eine kleine Verkleidungseinlage und wir erstellen Fotos von uns selbst für unsere Reisbroschüre nach Zypern/Rom/Australien.

Nachmittags sehe ich mir die Andrássy út mit den hochherrschaftlichen Villen an, nutze die Metrolinie 1 mit den historischen Haltestationen und fahre zum Heldenplatz – muss von einem Megalomanen erdacht worden sein, nicht gerade mein Geschmack. Dann erkunden Áurea und ich den Stadtpark bzw. das Stadtwäldchen dahinter. Im großen Teich gibt es nur Beton zu sehen, kein Wasser, schade. Wir gehen zu einem interessant aussehenden Gebäude und finden uns im frei zugänglichen „Haus der Ungarischen Musik“, einem Museum und Konzertsaal wieder. Wirklich tolle moderne Architektur, mit einer Fotoausstellung im Foyer, einem Museumsshop und einem schicken Café im Obergeschoss, wo man quasi zwischen den Bäumen sitzt. Neben uns ein Klavier, auf dem ein unsichtbarer Spieler für echte Kaffeehausatmosphäre sorgt.

Wir probieren noch die interaktiven Instrumente draußen aus, die man hüpfend und mit viel Bewegung zum Klingen bringen kann und gehen dann weiter zu unserem eigentlichen Ziel, der Vajdahunyad vára (Burg Vajdahunyad), 1896 anlässlich der Millenium-Feiern des ungarischen Reichs aus Holz erbaut. Sie soll die für Ungarn typischen Baustile in seinem Werk vereinigen – also Bauteile aus der Gotik, der Renaissance, dem Barock und die Kopie einer echten mittelalterlichen Burg (Vajdahunyad im heutigen Siebenbürgen) in Einem. Das kam wohl so gut an, das der ganze Gebäudekomplex nach den Feiern massiv in Stein nachgebaut wurde und heute eine richtig schön „alte“ Patina hat.

Also alles Fake – trotzdem schön, finde ich. Dann sehen wir uns noch das Széchenyi-gyógyfürdő (Széchenyi-Heilbad) an, 1881 eröffnet. Schon das Foyer erinnert eher an ein prunkvolles Hotel als an ein Bad. Der Eintritt ist mit ca. 40 € echt happig und das Bad soll zu Stoßzeiten trotzdem total überfüllt sein. Wir nehmen die Metro 1 zurück Richtung Zentrum bis zum Opernhaus, wieder ein grandioses Gebäude, besonders bei Dunkelheit. Die Beleuchtung der historischen öffentlichen Bauten ist wirklich wunderschön, an Lichtverschmutzung und Insektenschutz denken wir jetzt einfach mal nicht.

Zum Abschluss finden wir noch ein winziges Thai-Restaurant, wo zwar alles besetzt ist, aber der Kellner will uns anrufen, sobald ein Tisch frei wird, was er dann auch tut – glücklicherweise erst in dem Moment, als wir gerade eine Kirche verlassen, die wir beim Herumschlendern offen vorfinden. Das Essen ist wirklich gut! Die Tram bringt uns schnell und unkompliziert wie immer nach Hause. Inzwischen kenne ich auch die wichtigsten Linien, mit denen ich die meisten Wege zurücklegen kann.

Donnerstag 11.04.2024

Wie immer starte ich den Schultag mit der Vervollständigung des gestrigen Lerntagebuchs und einem Cappuccino im Foyer der Schule. Wir starten pünktlich. Ungewohnt, mit dem Kursleiter Alessandro (auch er Italiener) in Barcelona waren wir jeden Tag später dran… Andrea meint, er habe sich den ungarischen Sitten angepasst, hier seien alle pünktlich. Im Klassenraum gibt es die tägliche Umfrage „Was habt Ihr gestern gemacht?“ und von allen Teilnehmer*innen kurze Berichte, die fließend zum nächsten Tool führen: „Padlet„, einer collaborativen Pinnwand, auf der Texte, Bilder, Videos, Links, Sprachaufnahmen, Bildschirmaufnahmen und Zeichnungen angepinnt werden können. Wir füllen gemeinsam ein Board mit einigen Fotos von unseren gestrigen Aktivitäten. Auch auf Padlet kann man nur die ersten drei Pinnwände kostenfrei erstellen, dann muss man zur kostenpflichtigen Version wechseln.

 

Dann geht es wieder zu unserem eigentlichen Thema: Klassenfahrt nach Australien! „Canva“ unterstützt uns dabei, eine schicke Infographik mit den wichtigsten Punkten für die Eltern der Mitreisenden zu erstellen. Canva nutze ich bereits bei der Arbeit für Social Media-Content, daher schaffe ich es tatsächlich, in der kurzen Zeit etwas fertigzustellen. Es geht wieder im Galopp durch die verschiedenen Anwendungen. Ein kurzer Einblick in „Piktochart“ zeigt, wie dieses Programm selbstständig eine Infographik aus einem frei eingegebenen Text mit Hilfe von KI anfertigt und sogar eigenständig passendes Bildmaterial dazu auswählt. In der Testversion kann man bis zu 10 Infographiken erstellen.

Wir probieren das Logo-Erstellprogramm „Design.com“ aus – super, aber das Herunterladen eines Logos ist leider ebenfalls kostenpflichtig, was es bis vor Kurzem wohl noch nicht war (man fragt sich auch, was mit all unseren Daten passiert, die wir freiwillig an Google liefern, indem wir uns überall mit unserem Google-Account anmelden…). Also erstellen wir ein Logo mit Canva und dazu eine Bildabfolge mit unseren Spaßfotos vom Vortag. Mit Clipchamp machen wir aus all dem Material einen Film, lassen uns ein Intro vorschlagen, fügen unser Logo ein, dazu unsere Präsentation aus Canva, zum Schluss einen vorgeschlagenen Abspann, fertig. Sieht schon ganz schick aus… wenn man es richtig machen möchte, muss man aber deutlich mehr Zeit investieren, und die Möglichkeiten sind unendlich, was sich erfahrungsgemäß nicht arbeitserleichternd auswirkt. Wir schaffen noch eine kurze Einführung in „WordPress„, ein freies Content-Management System (CMS). Endlich ein Open-Source-Programm, das nicht unsere Daten einsammelt und vermarktet!

Dann geht es direkt von der Schule zum nächsten Erasmus+-Ausflug mit der Bahn nach Szentrendre, einer Kleinstadt an der Donau mit sehr sehenswertem Stadtkern ca. 20 km nordwestlich von Budapest. Das Wetter ist traumhaft mit ca. 22 Grad und blauem Himmel. Etwas verwundert sind wir, als der barocke Marktplatz schneebedeckt ist… es finden gerade die Dreharbeiten zu einem Actionfilm („John Wick“) statt. Offensichtlich spielt die Szene in einem deutschsprachigen Ort – den Namen „Hofmanns-Platz“, der sehr auffällig an mehreren Häusern angebracht ist, sucht man auf dem Stadtplan vergeblich.

Nach einer Stadtführung mit der weiblichen Andrea haben wir noch Zeit, uns selbst ein bisschen in dem ansonsten sehr beschaulichen Ortskern umzuschauen. Wirklich eine angenehme Abwechslung zum Großstadtleben der letzten Tage. Wir sind aber auch froh, dass dieser ursprünglich für Samstag geplante Ausflug am Donnerstagnachmittag stattfindet, denn auch heute sind schon sehr viele Touristen hier. Gegen 18 Uhr sind wir zurück an der Schule.

Von dort aus geht es direkt ins nahegelegene türkische Bad Veli Bej, das älteste türkische Bad in Budapest, die Mauerreste sind teilweise hinter Glas zu sehen. Es wurde erst kürzlich nach Komplettsanierung neu eröffnet. Das schlicht gehaltene Bad besteht im Kern aus der historischen Anlage mit dem größten und heißestem Bad unter einer zentralen Kuppel und fünf kleineren Becken mit unterschiedlicher Wassertemperatur unter vier weiteren Kuppeln drumherum. Der historische Bauteil ist über moderne Glas-Anbauten mit Saunen, Duschen, Umkleiden etc. verbunden. Die Stunden vergehen dort wie im Flug und Áurea und ich verlassen erst gegen 21 Uhr kurz vor Schließung das Bad.

Freitag 12.04.2024

Im Foyer der Schule zu schreiben ist heute nicht möglich, da es dort voll ist mit jungen Erwachsenen, die im Converzum eine wichtige Englisch-Prüfung bestehen müssen. Die Atmosphäre ist angespannt und ich bin froh, dass wir keine Prüfung über die Digital Tools ablegen müssen – obwohl jeder Kurstag eine Prüfung unserer Fähigkeiten ist, uns in rasendem Tempo auf immer neue Apps einzustellen. Ich setze mich also in den Klassenraum.

Pünktlich um 9 Uhr erscheint unser Kursleiter Andrea, während die anderen im Foyer noch auf ihren Cappuccino warten. „Female Andrea“ kommt zum Unterrichtsstart und lädt uns zu einem Kahoot-Quiz über Szentendre ein. Das Tool ist wirklich gut geeignet, um eine Lerngruppe zu Beginn des Unterrichts aufzuwecken und auf ein Thema zu fokussieren, es entsteht automatisch eine spielerische Wettbewerbsatmosphäre (verstärkt durch eingebaute Scherzfragen) und es dauert nur wenige Minuten. Für Kursleitende optimal, um das am vorhergehenden Kurstag Gelernte kurz zu wiederholen. Wir erstellen als nächstes ein eigenes Quiz mit „Quizizz„, das hierfür KI nutzt – es reicht die Angabe eines Themas. Anzahl der Fragen, Schwierigkeitsgrad,… kann angepasst werden und natürlich kann man alles nachträglich bearbeiten. Aber auch hier gilt: man muss sich schon mit einem Thema auskennen, um vor der Freigabe Fehler zu erkennen.

Es geht weiter mit Webkonferenzen. Kursleiter Andrea führt uns „Calendly“ vor, ein Tool, das den eigenen Kalender (z.B. Google Kalender) mit einem Webkonferenz-Tool wie z.B. Zoom verbindet. Auf die Art kann man über den Kalender Webkonferenz-Termine anbieten und einen Konferenzpartner den Termin auswählen lassen. Eigentlich ist es ein Tool, um Termine zu buchen – egal, ob Webkonferenzen oder Telefontermine oder reale Treffen. Für meine Zwecke nicht wirklich nützlich, da ich mit einer einzelnen Person immer die persönliche Terminabsprache vorziehen würde. Für mehrere Konferenzteilnehmende funktioniert die gemeinsame Terminfindung nicht – hier nutze ich „Doodle“ oder ein ähnliches Tool.

Nach der Pause gibt es eine kurze Werbeeinlage für Europass-Kurse und für den neuen Converzum-Schulstandort in Ljubljana.

Wir gehen über zu „WordPress“ und sehen uns an, wie das Vorgehen bei der Erstellung einer Website ist und wie Backend (Administrationsoberfläche) und Frontend (Benutzeroberfläche), verknüpft sind. WordPress ist intuitiv bedienbar und kann auch von mehreren Personen mit unterschiedlichen Zugriffsrechten bearbeitet werden. Passendes Bildmaterial zum Füttern unserer imaginären Website können wir mit „Adobe Firefly“ erschaffen – das Programm kreiert Bilder mit Hilfe von KI und schlägt Stichworte für die Prompts vor, die helfen, die Vorgaben zu spezifizieren. Wir amüsieren uns über einige Ergebnisse (meine von der KI erstellte Yogakurs-Teilnehmerin z. B. hat an Stelle von Füßen ein zweites Paar Hände). Ansonsten ist es wirklich erstaunlich, wie „echt“ die Fotos wirken. „Tengr.ai“ ist ein ungarisches KI-Tool, das auch vorgegebene Fotos verwenden und weiter bearbeiten kann – z.B. um Bilder zu generieren, wenn ein bestimmter Kurs mit KI-erstellten Personen vor dem Hintergrund des eigenen Kursraums beworben werden soll. Diese weiter fortgeschrittenen Möglichkeiten sind in der Regel aber nicht mehr über die freie Testversion verfügbar.

Klar wird, dass KI quasi unendliche Möglichkeiten liefert, aber auch, dass man einem „perfekten“ Bild nicht trauen kann und die Glaubwürdigkeit von nicht perfektem, anscheinend unbearbeiteten Bildmaterial steigen wird. Außerdem kommt die Frage auf, wie man mit der unbekannten Herkunft der von der KI ausgewerteten Bilder umgeht – ist es uns egal, welche Quellen genutzt werden? Was ist mit Urheberrechten? Werden „Fakes“ immer weiter vervielfältigt, weil die KI quasi ein redundantes System ist? Für eine Diskussion ist keine Zeit, und die Fragen können wir natürlich nicht abschließend beantworten, aber da die Entwicklung der KI durch die sich schnell verbreitende Anwendung immer mehr beschleunigt wird, gibt es zukünftig sicher Anbieter, die dafür bezahlt werden, dass sie für die Authentizität der verwendeten KI-Quellen bürgen können.

Wir schließen unsere Wochenaufgabe ab, indem wir mit WordPress eine rudimentäre Website gestalten, in die alle unsere mit Hilfe der digitalen Tools erstellten Arbeitsergebnisse integriert werden: die Umfrage, die Fotos und das Video, und sehen uns gemeinsam die Ergebnisse an. Zum Abschluss gibt es nochmal ein kleines Quiz, bei dem einige Stichpunkte zum Thema Projektmanagement, was am ersten Tag kurz abgehandelt wurde, abgefragt werden.

Wir werden außerdem dazu angehalten, sofort vor Ort den Evaluations-Fragebogen  auszufüllen. Die mündliche Feedback-Runde fällt leider sehr knapp aus – es wird nur gefragt, ob wir noch Fragen haben. Auf unsere im Lauf der Kurswoche wiederholte Bitte, uns die Präsentation des Kursablaufs in irgendeiner Form zukommen zu lassen, werden wir immer wieder vertröstet und es gibt auch am Ende kein Handout oder Kursmanual, weder in digitaler noch in gedruckter Form. Die Zertifikate werden verteilt, Fotos gemacht und die Teilnehmenden versprechen, sich gegenseitig zu besuchen, wenn sie mal in der Gegend sind (was bei Kreta und Barcelona im Bereich des Wahrscheinlichen liegt, während ich wohl kaum mit Kiel-Urlaubern zu rechnen brauche ;-).

Fazit

Wir haben in dieser Woche einige Apps kennengelernt und kurz ausprobiert, es gab allerdings wenig Hintergrundinformationen, die sicher nützlich gewesen wären: Für wen und in welchem Zusammenhang ist ein bestimmtes Tool wirklich hilfreich? Was macht überhaupt Sinn, wenn man die Arbeitszeit bedenkt, der jeweils für die Einarbeitung aufgewendet werden muss? Wie weit bringt uns die Testversion, wenn klar ist, dass der regelmäßige Gebrauch des Tools kostenpflichtig ist? Wie gehen wir dabei mit unseren Daten und denen anderer Beteiligter (z.B. Schüler*innen bzw. Teilnehmenden) um? Usw. Der Austausch untereinander zu Themen bei der täglichen Arbeit war limitiert durch den Umstand, dass die anderen Teilnehmenden ausschließlich Lehrer an allgemeinbildenden Schulen waren.

Interessant fand ich die verschiedenen Möglichkeiten, KI im Arbeitsalltag einzusetzen. Das war bis vor kurzem noch kein Thema, aber der Bereich entwickelt sich rasant und es ist wichtig, hier am Ball zu bleiben. Der Umgang damit, z.B. bei Schülerarbeiten, ist vor allem für Lehrer schon sehr aktuell. Wir haben auch ein Tool kennengelernt, das KI-generierte Inhalte identifizieren kann – auch das nicht fehlerfrei, aber einigermaßen zuverlässig. Und es gibt Apps, die damit werben, KI-generierte Texte „menschlich“ umzuschreiben, z.B. „WriteHuman„, the built-in humanizer: Create truly undetectable AI today – dieses Tool funktioniert allerdings (noch) nicht wirklich auf deutsch. Fazit: es gibt KI-gestützte Apps/Tools/Programme für jeden Zweck, den man sich denken kann. Welche einem wirklich nützen, muss man selbst herausfinden.

Für meine tägliche Arbeit nehme ich ein paar Dinge mit: für das Zeitmanagement werde ich Trello ausprobieren, zumindest, wenn es sich tatsächlich gut in mein bereits genutztes Kalendertool integrieren lässt. Texte können von ChatGPT oder DeepL erstellt werden, ich muss zwar sorgfältig nacharbeiten, trotzdem sehe ich hier eine deutliche Zeitersparnis z.B. bei Kurstexten für das Programm, für Pressetexte oder für Social-Media-Inhalte. Beim Bildmaterial für Social Media, Aushänge oder Flyer hilft vor allem Canva, das ich bereits nutze, aber auch Adobe Firefly, um Bilder für Canva einfacher und umfangreicher zu bearbeiten oder sogar zu generieren. Für bestimmte Projekte könnte ich mir auch vorstellen, selbst eine einfache Website mit WordPress zu erstellen. Den Kursleitenden im Sprachenbereich und bei der digitalen Grundbildung würde ich empfehlen, Kahoot oder Quizziz als spielerisches Element zur Auflockerung und Wiederholung bei Beginn der Kursstunde zu nutzen.

Insgesamt war der Aufenthalt in jeder Hinsicht bereichernd und eine wunderbare Gelegenheit, das prunkvolle Budapest und die höflichen Ungarn ein bisschen kennenzulernen – obwohl man hier wie in jeder europäischen Großstadt mehr Touristen und Zugezogenen begegnet als Einheimischen.

Kaffeehaus Gerbeaud
Kaffeehaus Gerbeaud

Grundbildung in Malmö, Schweden

von A. Dieffenbach

 

 

 

 

 

 

 

Classroom Management Solutions for Teachers, Bacelona, #2

Lerntagebuch von Eman Rashidi

29. April bis 3. Mai 2024

Classroom Management Solution for Teachers: New Methodologies, Effective Motivations, Cooperation and Evaluation Strategies

1.  DAY IN BARCELONA

Montag, 29.04.2024

Anreise nach Barcelona:

Am 27.04.2024 sind wir vom Flughafen Hamburg nach Barcelona geflogen. Die Landung gestaltete sich aufgrund des schlechten Wetters etwas holprig, da der Pilot zunächst eine weitere Runde drehen musste, bevor wir sicher landen konnten. Und ja, es wackelte dabei auch wirklich ordentlich. Trotzdem hat uns dieser Umstand nicht daran gehindert, uns auf die Reise nach Barcelona und auf das neue Seminar richtig vom Herzen zu freuen – da nimmt man so einen wackeligen Flug dafür im Kauf.  Nach unserer Ankunft gegen 00:30 Uhr sind wir ins Hotel Best 4 Barcelona gefahren. Das Check-in verlief problemlos, und wir waren zufrieden mit unserem Zimmer. Der Flug war nun endgültig vergessen!

Erster Tag in Barcelona:

Am Sonntag, den 28.04.2024, haben wir uns zunächst einmal ausgeruht, später etwas durch die Stadt geschlendert und abends ein indisches Restaurant besucht und dort zu Abend gegessen. Das Wetter in Barcelona hat uns aber enttäuscht, da es ununterbrochen geregnet hat. Allerdings ist dieser Regen für Barcelona sehr wichtig, da die Stadt an Wassermangel leidet. Die Einheimischen waren darüber sehr glücklich.

Nach dem Abendessen habe ich beschlossen, mir einen Tee zu machen und das Buch „Der Fremde“ von Albert Camus zu lesen. Der Spaziergang im Regen war wohl dennoch anstrengend, denn ich bin beim Lesen einfach eingeschlafen.

Erster Tag des Seminars:

Am Montag, den 29.04.2024, wurde ich um 06:00 Uhr von meinem Wecker geweckt. Nachdem ich meine Sachen für das Seminar gepackt und mich fertig gemacht hatte, bin ich zum Frühstück gegangen. Das Frühstück war standardmäßig, aber ausreichend. Es gab Eier, Käse, Gemüse und Orangensaft.

Mit einem Kaffee konnte ich dann langsam wach werden. Anschließend bin ich mit meiner Kollegin, die ebenfalls an diesem Seminar teilnimmt, mit der Linie L4 zum Europass Teacher Academy in der Rambla de Catalunya 15 gefahren. Wir waren rechtzeitig da und wurden herzlich von der Dozentin, Frau Daniela Festtino, begrüßt.

Seminarbeginn:

Zu Beginn hat uns Frau Festtino gefragt, wer von uns bereits in Barcelona war. Vier Personen hatten bereits Erfahrungen mit der Stadt gemacht, zwei davon vor einigen Jahren und zwei in den letzten Jahren. Anschließend hat sie uns einige Informationen über Barcelona und das Kursprogramm gegeben. Dabei wurden auch praktische Details wie das WLAN-Passwort und der Ablaufplan besprochen.

Nach einer kurzen Vorstellungsrunde und einer Einführung in das Programm „Wakelet“ hatten wir eine kurze Pause.

Aktivitäten und Präsentationen:

Nach der Pause wurden verschiedene Orte in Barcelona vorgestellt, und wir erhielten Tipps zu Restaurants und öffentlichen Verkehrsmitteln. Außerdem wurde uns angeboten, an einer kostenfreien Besichtigung teilzunehmen.

Im Anschluss haben die Teilnehmer ihre Schulen und Aktivitäten präsentiert. Die erste Gruppe bestand aus Max und Erika aus Schweden, die Englische Geschichte bzw. Elektro-Basis an einer Schule unterrichten. Max erzählte nebenbei über eine ungewöhnliche Alternative zur Zigarette, was bei Erika auf weniger Begeisterung stieß. Die zweite Gruppe bestand aus Jveta aus Litauen, die uns über das Bildungssystem und den Kindergarten in ihrem Land informierte. Die Präsentation dauerte 35 Minuten und bot viele interessante Einblicke.

Die andere Gruppe bestand aus vier Personen aus Estland, die in einer Schule namens Moos Mois unterrichten. Sie erzählten über die Historie ihrer Schule und die verschiedenen Aktivitäten, die dort angeboten werden.

Freizeit in Barcelona:

Nach den Präsentationen habe ich mich dazu entschlossen, einen Spaziergang zur bekannten Straße La Rambla zu machen und den Markt Boqueria zu besichtigen. Dort habe ich mir Mangos und Erdbeeren gekauft, obwohl die Preise recht hoch waren. Leider hat es angefangen zu regnen, und ich bin komplett durchnässt zurück zum Hotel gefahren.

Zusätzliche Informationen:

Die Dozentin hat uns zudem über die Geschichte einiger Orte in Barcelona informiert, darunter die Barcel Ona Cathedral, den Tibidabo Park und die Sagrada Familia. Außerdem hat sie uns einige lokale Spezialitäten und Getränke vorgestellt sowie Empfehlungen für Restaurants und die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel gegeben.

Der erste Tag des Seminars war sehr lehrreich und informativ. Wir haben viele interessante Einblicke erhalten und freuen uns auf die kommenden Tage. Morgen werden wir eine kurze Präsentation über die VHS und unsere Aktivitäten halten und weitere Präsentationen der anderen Teilnehmer anhören.

2. DAY IN BARCELONA

Dienstag, 30.04.2024

Ich wache auf und muss direkt feststellen, dass meine Kleidung von gestern immer noch komplett nass vom Regen ist. Die Notwendigkeit eines zweiten Paars Schuhe im Gepäck habe ich als Mann vollkommen unterschätzt – und nun muss ich mir die Schuhe tatsächlich mit einem Föhn trocknen, damit ich sie wieder anziehen kann. Nachdem mir das einigermaßen gelungen war, begab ich mich zum Frühstück.

Das Frühstück war wie üblich – zwar vollkommen ausreichend, aber ich hätte mir mehr spanische Spezialitäten gewünscht.

Nachdem ich meinen Kaffee getrunken hatte, begab ich mich zur Metro-Station und fuhr mit der Linie L4 zur Teacher-Academy. Leider verpasste ich einen Zug und kam dadurch 5 Minuten zu spät an. Dafür aber mit fast trocknen Schuhen. Immerhin!

Die Dozentin begrüßte uns zu Beginn und fragte nach unserem Befinden. „How are you doing in dog-Scale?“

Zudem erkundigte sie sich danach, welche Aktivität wir durchführen würden, deren Organisation von der Teacher Academy übernommen werden. Wir entschieden uns für eine Schifffahrt, die am Donnerstag stattfinden wird. Ja, gewagt – denn es regnet immer noch, aber das Risiko gehen wir ein.

Anschließend fuhren wir mit den Präsentationen vom Vortag fort.

Zuerst hielt Anke aus Frankreich (die ursprünglich aus Deutschland stammt) ihre Präsentation. Sie unterrichtet Deutsch an einer Marketing-Schule. Sie erzählte uns über ihre Schule, die Anzahl der Schüler, ihre Schwierigkeiten und Stärken.

Die andere Dozentin, ebenfalls aus Frankreich, unterrichtet an einer Schule mit 630 Schülern im Alter von 15-18 Jahren. Nur Jugendliche zu unterrichten stelle ich mir anspruchsvoll vor. Es ist wahrscheinlich nicht sehr einfach, ihnen gleichzeitig zu gefallen aber auch von ihnen respektiert zu werden.

Als nächstes waren Frau Qaser und ich an der Reihe. Wir zeigten ein professionelles Image-Video über unsere VHS Tornesch-Uetersen und hielten eine kurze Präsentation über uns und unsere Tätigkeiten dort. Die anderen Teilnehmer waren von unserer vhs begeistert.

Bei meiner Tätigkeitsbeschreibung waren unsere Mitstreiter ziemlich überrascht. Zugegeben, mit meinen 30 Jahren, dunklen Haaren und dunklen Augen sehe ich nicht gerade wie jemand aus, der seit 9 Jahren Deutsch unterrichtet. Unter meiner Person könnte man sich eher einen Künstler vorstellen, meinte jemand und wir mussten lachen.

Für einige Teilnehmer war es auch überraschend, wie Frau Qaser älteren Menschen das deutsche Alphabet beibringen kann. Natürlich sind wir stolz, dass wir bereits so viele unterschiedliche Erfahrungen sammeln konnten und unsere VHS die Arbeit junger Dozenten unterstützt.

Als nächstes präsentierte ihre Institution eine andere Teilnehmerin, die aus den Niederlanden stammt, aber in England als Englischlehrerin arbeitet.

Aliz aus Ungarn hielt daraufhin ihre Präsentation. Sie stellte zunächst ihr Land vor und sprach über ihre Traditionen und Festivals. Danach erzählte sie über ihre Tätigkeit als Englischlehrerin für die Klassen 4 bis 8.

Osuala Donatus („Don“) aus den Niederlanden unterrichtet in einer Schule mit 1300-1500 Schülern. In seiner Schule werden MAVO, HAVO, VWO und TTO unterrichtet. Er erzählte über die Aktivitäten an seiner Schule und spielte am Ende seiner Präsentation ein Stück Musik von Leeland-Way Maker. Eine wunderbare Präsentation.

Wir hatten eine kurze Pause. Danach wurde uns mitgeteilt, dass die geplante Stadtführung heute aufgrund des regnerischen Wetters nicht stattfinden wird. War ja klar! Aber vielleicht ist es ganz gut so, denn meine Kleidung ist endlich einigermaßen trocken und eine weitere Runde Schuhe trocknen mit dem Fön wollte ich mir gern ersparen.

Nach der Pause wurden wir in zwei Gruppen eingeteilt, um ein Spiel zu spielen. Jede Gruppe sollte einen Turm bauen. Der höchste Turm sollte gewinnen. Wir sollten außerdem einige Wörter an den Wänden dieses Turms schreiben, die den Charakter eines Lehrers beschreiben, wie z.B. kreativ, diszipliniert, planvoll, leitend usw.

Dann stellte die Dozentin uns die Frage: „Was ist die Definition von Classroom Management für euch?“ Darüber sollten wir nachdenken. Dazu nutzten wir die App Mentimeter. Jeder schrieb seine Definition und sandte sie anonym ein. Am Ende verglichen wir alle Definitionen miteinander.

Meine Definition lautete: „Classroom Management bezieht sich auf die Strategien und Techniken, die von Pädagogen angewendet werden, um eine positive Lernumgebung zu schaffen und aufrechtzuerhalten, in der Schüler effektiv an Lernaktivitäten teilnehmen können. Dies umfasst die Festlegung klarer Erwartungen, die Umsetzung konsistenter Routinen, die prompte und effektive Behandlung von Verhaltensproblemen und die Förderung einer unterstützenden und respektvollen Atmosphäre, die förderlich für das Lernen ist. Effektives Classroom Management ermöglicht es Lehrern, die Unterrichtszeit und den Teilnehmer-Erfolg zu maximieren und Störungen zu minimieren.“

Danach teilte die Dozentin eine Definition des Classroom Managements aus dem Oxford Dictionary mit.

Anschließend stellte die Dozentin die Frage: „Was sollten die Haupttätigkeiten eines Lehrers sein?“ Jeder Teilnehmer konnte über die App Curi.live der Dozentin 10 Wörter mitteilen. Viele Teilnehmer waren der Meinung, dass die Hauptaufgabe eines Lehrers darin besteht, Motivation zu geben. Die Dozentin fragte nach unserer Meinung über den Chat GPT, und jeder äußerte seine Meinung dazu.

Nach der zweiten Pause gingen wir zur Universität Barcelona. Es war nur ein kurzer, 10-minütiger Spaziergang. Ohne Regen. Dort machten wir Fotos. Die Dozentin wollte uns damit zeigen, dass man als Dozent manchmal die Atmosphäre wechseln sollte und verschiedene Methoden nutzen kann, um effektiv zu unterrichten.

Nach Unterrichtsende um 14:30 Uhr hatten wir Hunger. Zum späten Mittagessen entschieden wir uns, ins Vapiano zu gehen und uns eine Pasta Alfredo zu gönnen.

Nach dem Essen wollten wir die Sagrada Familia besichtigen. Die Tickets für diese Woche waren jedoch bereits vor unserer Ankunft in Barcelona ausverkauft. Von außen ist dieses Kunstwerk jedoch ebenfalls beeindruckend.

Danach gönnten wir uns noch einen Kaffee mit Churros und heißer Schokolade. Das Café wurde im Jahr 1954 gegründet, dem Jahr, in dem die Stahlkrise in Deutschland begann.

Es war interessant, etwas über diese Geschichte zu erfahren. Einen kurzen Spaziergang und dann Entspannung im Hotel. Es war ein wirklich sehr schöner Unterrichtstag, und aus unserer freien Zeit haben wir natürlich das Beste gemacht.

3. DAY IN BARCELONA

Mittwoch, 01.05.2024

Tag der Arbeit und der dritte Tag meines Seminares in Barcelona:

Mit einem inspirierenden Zitat von Karl Marx möchte ich meinen Bericht über den heutigen Tag beginnen:

„Das Reich der Freiheit beginnt in der Tat erst da, wo das Arbeiten, das durch Not und äußere Zweckmäßigkeit bestimmt ist, aufhört“ (Das Kapital, Band III, Siebter Abschnitt, 48. Kapitel)

Heute entschied ich mich, auf das Frühstück zu verzichten, um rechtzeitig meinen Zug zu erreichen. Wir waren überpünktlich vor Ort, jedoch war die Tür der Academy aufgrund des Tags der Arbeit geschlossen.

Daher nutzte ich die Gelegenheit und die Zeit, um mir einen Kaffee von Starbucks zu kaufen. Ein kräftiger Flat White sollte genau das Richtige sein.

Die Tür wurde geöffnet, und ich begab mich in den alten Fahrstuhl. Dieser erforderte, dass ich die Tür manuell öffnete, sowie auch die anderen beiden Türen des Fahrstuhls, bevor ich sie wieder schloss. Erst dann konnte ich nach oben fahren.

Das Ganze musste wiederholt werden, diesmal jedoch umgekehrt, indem ich die Türen erneut öffnete. Das fanden wir total witzig.

Der Unterricht begann mit der Frage: „Was haben Sie gestern gemacht?“ Jeder Teilnehmer teilte etwas mit. Auch ich habe erwähnt, dass ich gestern die Sagrada Familia besichtigt habe.

Dann erhielten wir ein Projekt. Jeder von uns sollte mithilfe von Legosteinen und buntem Teig seine eigenen Herausforderungen und Schwierigkeiten darstellen, um seine Herausforderungen in seinem Unterricht zu veranschaulichen.

Jeder von uns hat etwas gebaut.

Ich habe meinen Klassenunterricht anhand eines Stücks Teig mit verschiedenen Farben dargestellt. Dabei habe ich die Herausforderungen von Menschen oder Teilnehmern aus verschiedenen Kulturen mit unterschiedlichen Migrationshintergründen verdeutlicht, die sich möglicherweise nicht aus ihrer Komfortzone herausbewegen und sich nicht so leicht in die Gesellschaft integrieren.

Aufgrund des Zeitmangels sollte jeder sein kleines Projekt und seine Herausforderung nur kurz erklären.

Die Dozentin hat jedem von uns eine Lösung angeboten. Mir wurde zum Beispiel vorgeschlagen, dass die Schüler etwas aus ihrem Heimatland kochen und zur Schule mitbringen könnten. Dadurch könnte möglicherweise mehr Kontakt aufgebaut werden.

Anschließend präsentierte uns die Dozentin eine Methode:

Das Student-Centered Learning, begleitet von einem Video. Dabei wurden vier Schlüsselprinzipien hervorgehoben:

1. Lernen ist personalisiert.

2. Lernen ist kompetenzorientiert.

3. Lernen kann jederzeit und überall stattfinden.

4. Die Verantwortung für das Lernen liegt beim Lernenden selbst.

Am besten sollte ein Dozent seine Schüler dazu motivieren, kreativ zu denken und zu lernen.

Nach der Pause beschäftigten wir uns mit der Frage: Was ist ein Flipped Classroom?

Ein Flipped Classroom ist ein Unterrichtsansatz, bei dem traditionelle Lehrmethoden umgekehrt werden. Anstatt dass der Lehrer den Schülern neue Konzepte im Klassenzimmer vorstellt und Hausaufgaben gibt, erhalten die Schüler die Lerninhalte zu Hause durch Videos oder andere Materialien und vertiefen ihr Verständnis dann im Unterricht durch Diskussionen und praktische Anwendungen.

Wir diskutierten, wer diesen Ansatz verwendet und warum er genutzt werden könnte. Flipped Learning wurde im Jahr 2011 von Jonathan Bergmann entwickelt.

Nach dem Unterricht beschlossen wir, etwas zu essen, nämlich Chicken Wings von KFC. Danach verbrachte ich eine Stunde damit, zum Tibidabo zu fahren. Die Fahrt mit verschiedenen Verkehrsmitteln war anstrengend, aber es hat sich gelohnt, die Kirche auf dem Berg zu besichtigen.

Für mich ist es immer interessant, die Religionen anderer Menschen zu verstehen und zu respektieren. Ich habe mich einige Minuten in der Kirche still und die Atmosphäre lauschend aufgehalten und eine Kerze vor Jesus Christus angezündet.

Dabei habe ich mich an einem alt persischen Text von Rumi erinnert, und zwar:

„In diesem Boden, in diesem reinen Feld,

sollen wir keine Samen außer Samen der Liebe pflanzen.“

Es drückt die Bedeutung von Liebe und Zuneigung im Leben aus und betont, dass wir in all unseren Handlungen und Beziehungen Liebe und Zuneigung einsetzen sollten und uns darauf konzentrieren sollten, die Samen der Güte und Freundlichkeit zu säen.

Rumi, auch bekannt als Mevlana Jalaluddin Rumi, war ein bedeutender persischer Dichter, Mystiker und Gelehrter des 13. Jahrhunderts. Er wurde 1207 in Balkh (heute Afghanistan) geboren und verbrachte einen Großteil seines Lebens in Anatolien, in der heutigen Türkei.

Seine Poesie, insbesondere seine Sammlung von Gedichten „Mathnawi“ und  „Divan-e Shams-e Tabrizi“, ist weltweit bekannt für ihre spirituelle Tiefe, ihre metaphorische Sprache und ihre universelle Botschaft der Liebe, Toleranz und Spiritualität. Rumi’s Werke haben eine breite internationale Anhängerschaft gewonnen und seine Lehren haben bis heute eine bedeutende kulturelle und spirituelle Wirkung auf Menschen auf der ganzen Welt.

Und hier, in Barcelona musste ich bei der Besichtigung und bei dem Eintauchen in die Kultur an seine Werke denken und dass wir zum Lernen und Lehren da sind und alles, was wir tun, mit Besonnenheit und Freundlichkeit tun müssen.

Dies war meine persönliche Erkenntnis des Tages.


LAST FEW DAYS IN BARCELONA

Donnerstag und Freitag, 02-03. Mai 2024

Am Donnerstag sind wir alle pünktlich zum Seminar erschienen. Die erste Frage der Dozentin lautete, was wir am Vortag getan hatten und wie wir uns fühlten.  Ich hatte bereits erklärt, was wir am Vortag gemacht hatten. Alle haben über ihre eigenen Erfahrungen erzählt und über ihre Erlebnisse berichtet. Der Plan für den Donnerstag sah vor, dass der Unterricht im Nationalmuseum von Barcelona stattfinden sollte.

Zuvor hatte uns Daniella eine App namens Flip vorgestellt.

Mit Hilfe dieser App können kurze Videos im Stil von TikTok erstellt werden. Der Grund für die Nutzung dieser App besteht darin, dass sich die Schüler besser fühlen und die Aufgaben motivierter lösen können.

Ein Vorteil dieser App ist ihre Sicherheit. Die Daten einer Person sind in dieser App sicher. Es kann eine Gruppe vom Dozenten/der Dozentin erstellt werden, zu der alle Schüler und Teilnehmer eine Freundschaftsanfrage senden können. Dadurch werden sie Mitglieder der Gruppe. Jeder kann seine Videos selbst schneiden, anpassen oder mit Musik, Text, Emojis und ähnlichem ergänzen.

Im Unterricht wurden wir in vier Gruppen aufgeteilt. Gemeinsam mit der Dozentin sind wir ins Nationalmuseum Barcelona gefahren. Die Atmosphäre vom U-Bahnhof bis zum Museum war wunderbar.

Im Museum wählte die Dozentin ein Gemälde (von Joan Brull, Barcelona, 1863-1912, Öl auf Leinwand) aus.

Dazu erhielt jede Gruppe zwei Blätter, und zwar:

1. Chat Sheet

2. Answer Sheet

Die Dozentin erklärte zu Beginn der Sitzung, dass es sich um eine Silent-Exercise handelt. Das bedeutete, dass alle Gruppen die Fragen, die auf dem Blatt von der Dozentin gezeigt wurden, im Chat Sheet besprechen sollten und die endgültigen Antworten dann auf dem Answer Sheet schreiben sollten.

In unserer Gruppe waren Frau Qaser, Don und ich. Die Fragen bezogen sich auf das genannte Bild.

Nachdem wir für jede Frage im Chat Sheet etwas geschrieben hatten, haben wir unsere Antwort auf dem Answer Sheet festgehalten. Hierbei muss ich erwähnen, dass wir für jede Frage eine Minute Zeit hatten. Jede Gruppe sollte die Antwort einer anderen Gruppe auf der letzten Frage ergänzen.

Am Ende durften wir wieder miteinander sprechen. Anschließend hörte die Dozentin sich unsere Antworten an und wir diskutierten darüber in einer netten Atmosphäre.

Als nächstes sollten die Gruppen eine weitere Aufgabe lösen. Jede Gruppe sollte im Museum Bilder finden, die Angst, Freude oder Erwartung darstellen. Anschließend sollte jede Gruppe für jedes Thema ein Video produzieren und in der App hochladen.

Wir haben in unserer Gruppe entschieden, dass ich die Videos aufnehme, Frau Qaser sie schneidet, ergänzt und in die App hochlädt, und Don lediglich unsere Zusammenfassung neben dem Bild beschreibt. Dieses Projekt haben wir erfolgreich abgeschlossen, wir waren richtig zufrieden mit unserer Arbeit.

Danach hatten wir die Möglichkeit, in Begleitung unserer Dozentin auf die Terrasse des Museums zu gehen, eine Runde zu drehen, ein Gruppenfoto vor der Kulisse von Barcelona zu machen und uns zu verabschieden.

Nach dem Unterricht sind wir gemeinsam zu einem Restaurant gegangen, um unseren Hunger zu stillen. Frau Qaser hat eine Margarita bestellt und ich einen Hamburger mit Pommes.

Danach beschlossen wir, eine Schiffstour im Mittelmeer zu machen. Die Fahrt war angenehm, aber gleichzeitig auch sehr langweilig. Ich würde sie daher niemandem weiterempfehlen.

Am Freitag begannen wir den Unterricht wieder mit der Frage, wie es uns geht und welche Gefühle wir haben.

Ich fand es tatsächlich sehr gut, dass Daniella das jedes Mal gemacht hat, es aber dennoch schaffte, diese Erzählungen kurz zu halten und keine unnötige Zeit vom Unterricht verstreichen zu lassen. Danach wollte Daniella unsere Meinungen über die Aktivität vom Vortag hören. Sie teilte mit, dass sie das Unterrichtstempo für den heutigen Tag etwas erhöhen würde.

Wir besprachen „Artful Thinking“ und was wir gestern im Museum gemacht haben.

Die Fähigkeiten im 21. Jahrhundert umfassen:

1. Lernfähigkeiten:

– Kritisches Denken

– Zusammenarbeit

– Kreativität

– Kommunikation

 

2. Literalitätsfähigkeiten (IMT):

– Informationskompetenz

– Medienkompetenz

– Technologische Kompetenz

 

3. Lebenskompetenzen (FLIPS):

– Flexibilität

– Führung

– Initiative

– Produktivität

– Soziale Fähigkeiten

Die Bedeutung der Zusammenarbeit besteht darin, die Teile zusammenzufügen.

 

Es wird empfohlen, die folgenden Methoden im Unterricht anzuwenden:

 

– Thinking-based Learning

– Kooperatives Lernen

– Problemorientiertes Lernen

– Projektbasiertes Lernen

 

Die Präsentation des Tages war über mögliche Projekte. Anschließend haben wir uns die Videos angesehen, die wir gestern gemacht haben. Daniella versuchte uns Kommentare dazu zu geben.

Das Ziel dieses Projekts war es, zu verstehen, dass wir als Dozenten stets verschiedene Unterrichtsmethoden haben sollten, um die Motivation unserer Teilnehmer zu fördern. Besonders in der heutigen Zeit der Technologie, in der viele Teilnehmer möglicherweise nicht ausreichend motiviert sind für den Unterricht und die dazugehörigen Aufgaben.

Frau Qaser und ich haben beschlossen, diese Methode in unseren Klassen anzuwenden.

Natürlich sollten wir darüber nachdenken, wie wir sie für unsere Gruppe anpassen können. Zum Beispiel könnte man ein informatives Bild (wie in Teil 2 der DTZ-Prüfung) auswählen, Fragen dazu stellen, die Schüler in verschiedene Gruppen aufteilen und ihnen die Aufgabe geben, kurze Videos über Details des Bildes zu produzieren und in die App hochzuladen.

Somit haben die Teilnehmer die Möglichkeit, miteinander zu sprechen und sich mit der Sprache vertraut zu machen. Am nächsten Tag können die Gruppen ihre Videos allen zeigen, und die anderen Teilnehmer können ihre Meinungen dazu äußern.

Wir würden diese Methode auf jeden Fall in unseren Unterricht integrieren und verwenden. Danach stellte Daniella uns verschiedene Apps und Websites vor, die es uns als Dozenten ermöglichen, digitaler zu unterrichten, unseren Unterricht zu dokumentieren und unsere Klassen zu managen. Sie bat uns erneut, anhand der vorgestellten Apps und Websites einen zehnminütigen Unterricht vorzubereiten.

Frau Qaser und ich beschlossen, eine Übung über die deutschen Artikel zu machen. Wir bereiteten auch ein Kahoot als Übung für unseren Unterricht vor, damit die Schüler uns Feedback geben können. Daniella teilte mit, dass sie zuerst Deutsch gelernt habe, aber aufgrund der Artikel beschlossen habe, Englisch zu lernen.

Die anderen Teilnehmer hatten ebenfalls Präsentationen über Physik, Geschichte, Literatur, ihre Schule usw. vorbereitet. Danach war es Zeit für die Übergabe der Zertifikate.

Wir verabschiedeten uns und beschlossen, an diesem Tag in Barceloneta am Strand Shrimps mit Pommes zu essen.

Die Teilnahme an diesem Seminar hat uns viel Spaß gemacht. Gleichzeitig haben wir neue Methoden und Möglichkeiten für das Classroom Management gelernt, die wir auf jeden Fall in unseren Unterricht einbringen werden. Wir werden auch unseren Kollegen darüber berichten, denn diese Erfahrungen sind auf jeden Fall sehr wertvoll- die neuen Kulturen und die unterschiedlichen Menschen kennenzulernen und über ihre Arbeit zu erfahren- dabei das Beste mitzunehmen, um sich selbst weiter zu entwickeln.

Classroom Management Solution for Teachers, Barcelona

Lerntagebuch von Hajar Qaser-Rashidi

29. April bis 3. Mai 2024

Classroom Management Solution for Teachers: New Methodologies, Effective Motivations, Cooperation and Evaluation Strategies

Am Samstag vor Kursbeginn habe ich mich in Begleitung eines Kollegen auf dem Weg nach Barcelona gemacht. Wir haben uns schon sehr auf unser Seminar gefreut.  Um 20.40 Uhr startete unser Flieger in Hamburg und um 23:30 Uhr landeten wir in Barcelona. Der Flug war wegen des Wetters sehr turbulent, was mir etwas Angst gemacht hat. Als wir schließlich im Hotel ankamen, war ich erleichtert. Am Sonntag haben wir ausgiebig gefrühstückt, der Tag danach war zum Ausruhen gedacht. Das Wetter war ganz passend dafür, denn es hat den ganzen Tag stark geregnet. Irgendwann traute ich mich doch einen Spaziergang im Regen zu unternehmen, denn eigentlich wollte ich trotz des Regens gern ein wenig die Stadt genießen. Auf dem Rückweg zum Hotel regnete es so stark dass mein Schirm sogar kaputt gegangen ist!

Aber diese Strapazen haben meine Vorfreude auf unser Seminar nicht trüben können. Ich war schon sehr gespannt, was mich dort erwartet und packte freudig meine Tasche für den nächsten Morgen. Der Sonntag endete somit entspannt und voller Erwartung.

First Day in Barcelona

Montag, 29.4.2024

Heute war unser erster Tag im Seminar in Europass Teacher Academy hier in Barcelona, und es war wirklich aufregend, neue Erfahrungen zu sammeln und interessante Menschen kennenzulernen.

Der Tag begann mit einer herzlichen Begrüßung und einer Einführung in das Kursprogramm. Es waren insgesamt 14 Teilnehmer anwesend, darunter mein Kollege Eman Rashidi und ich. Nachdem wir uns vorgestellt hatten, erhielten wir einen detaillierten Zeitplan für die kommenden Tage und lernten, wie wir die Plattform Wakelet nutzen können, um Unterrichtsmaterialien und Fotos zu teilen. Ich habe inzwischen in meinem Unterricht mehrere Erfahrungen sammeln können und auch verschiedene Lernplattformen ausprobiert, diese kannte ich jedoch nicht. Die Schwierigkeit in Unterricht ist, auch meine Schüler dafür zu begeistern, sich die Nutzung einer Lernplattform zuzutrauen, denn viele sind mit Technik nicht vertraut und verstehen die Steuerung nicht. Darum ist es wirklich toll, mehrere Plattformen zu kennen. Ich denke mir immer, wer mit einer Plattform zum Lernen nicht zurecht kommt, kommt vielleicht zurecht mit einer Anderen.

Unsere Dozentin, Frau Daniela Festtino, eine freundliche Frau aus Argentinien, sie hat mir gleich bei der Vorstellungsrunde sehr gefallen.

Nach dem kurzen Eintauchen in die Lernplattform gab sie uns einen weiteren Überblick über den Kursinhalt. Sie erklärte, dass wir in den nächsten Tagen verschiedene Themen rund um die Architektur Barcelonas und die katalanische Kultur behandeln würden. Außerdem wurden uns einige Methoden von anderen Teilnehmern vorgestellt, die wir später in unserem eigenen Unterricht anwenden könnten.

Nach einer kurzen Pause präsentierten einige Teilnehmer ihre Schulen und Tätigkeiten in ihrer Heimat.

Es waren die Kollegen aus Schweden, Litauen und Estland, die uns interessante Einblicke in ihre Unterrichtspraxis gaben.  Besonders spannend war es zu erfahren, wie unterschiedlich der Unterricht in verschiedenen Ländern gestaltet wird. Viele Unterschiede ergeben sich aus den Gegebenheiten des Landes, aber selbstverständlich hat auch jeder Dozent seine eigenen Methoden, die sich für ihn als erfolgreich erwiesen haben. Die Erzählungen meiner Kurskollegen waren für mich wie Reisen in ein weiteres fernes Land – dieses Mal ganz ohne einen turbulenten Flug.

Darum schätze ich auch diese Seminare so sehr. Es sind nicht nur die Erlebnisse und die spannenden neuen Menschen, die man kennenlernen kann, nicht nur das neue Wissen und den netten Austausch unter Kollegen. Es ist auch die Möglichkeit, seine Fremdsprachenkenntnisse selbst weiter zu schulen und anzuwenden, aber auch die Berührung neuer Kulturen und Lebensarten.

Der erste Kurstag war somit sehr spannend und auch lehrreich für mich. Die Kursteilnehmer sind alle nett und wissbegierig, fragen viel und erzählen auch begeistert von ihren Ländern. Fast wie aufgeregte frisch eingeschulten Kinder plauderte wir in den Pausen, der Austausch und die Erzählungen dennoch haben mir gleich am ersten Tag viele Einblicke in die Dozentenarbeit in diesen neuen spannenden Ländern geboten, über welche ich bisher verhältnismäßig wenig wusste.

Insgesamt war der erste Tag sehr informativ und inspirierend. Leider haben wir zeitlich nicht geschafft, dass wir alle heute unsere Arbeit und unsere Institutionen präsentieren konnten. Daher haben wir beschlossen, dies morgen nachzuholen.

Der Tag haben wir natürlich mit gutem Essen ausklingen lassen. Das Wetter ist zwar immer noch unfreundlich zu uns, aber halb so schlimm – wir hatten genug Eindrücke gesammelt und konnten uns nett und entspannt über alles unterhalten. Ich freue mich auf den neuen Kurstag!

Second Day in Barcelona

Dienstag, 30.04.2024

Ich wache auf und noch im Halbschlaf hoffe ich, dass heute die Sonne über Barcelona scheint. Leider muss ich enttäuscht feststellen, dass es nach wie vor regnet. Und es ist kalt. Wir sind doch gestern schon klatschnass gewesen, ärgere ich mich tatsächlich ein bisschen. Dennoch hoffe ich, dass sich die Wolken im Laufe des Tages verziehen würden. Ich ziehe mich warm an und begebe mich zum Frühstück.

Nachdem ich meinen Kaffee genossen hatte, machte ich mich auf den Weg zur Metro-Station und fuhr mit der Linie L4 zur Teacher-Academy. Mein Kollege Herr Rashidi ist auch dabei, und wir beide mussten feststellen, dass wir einen Zug schon verpasst haben und auf den nächsten warten müssen. Irgendwie schaffen wir es dennoch, fast rechtzeitig da zu sein- und haben uns nur mit 5 Minuten verspätet.

Die Dozentin begrüßte uns zu Beginn und stellte die Frage „How are you doing in dog-scale?“.. Wir mussten lachen. Die Atmosphäre im Kurs ist locker und freundlich. Obwohl wir uns seit gestern kennen, wirken wir schon wie eine Klassengemeinschaft. Ganz so schnell geht es nicht immer, bis sich alle in einer Klasse wohl fühlen, deshalb bin ich sehr froh darüber und weiß es zu schätzen.

Unsere Dozentin erklärt uns außerdem, dass die Teacher Academy für uns ein kostenloses Event organisieren möchte und wir uns zwischen einige Varianten der spannenden Freizeitgestaltung entscheiden müssen. Wir entschieden uns tatsächlich für eine Schifffahrt, die am Donnerstag stattfinden wird. Ich wage nicht auf meiner Wetter-App nach der Prognose zu schauen, aber stattdessen denke ich mir – was soll’s! Wenn man schon eh nass werden sollte, dann ist man auf einem Schiff sicher richtig!

Anschließend setzten wir die Präsentationen vom Vortag fort.

Anke aus Frankreich (ursprünglich aus Deutschland) startet mit ihrer Präsentation. Sie unterrichtet Deutsch an einer Marketing-Schule und erzählt uns über ihre Schule. Sie berichtet darüber, wieviele Schüler sie hat, was sie bereits mit ihnen unternommen hat, welche Arten von Problemen und positiven Erinnerungen sie mit ihnen hat. Für mich ist jeder Blickwinkel des Dozentenberufs sehr interessant. Ich konnte inzwischen einige Erfahrungen als Dozentin sammeln, obwohl ich noch relativ „frisch“ mit meiner Tätigkeit an der VHS bin. Unsere Arbeit ist allerdings sehr intensiv, und selbst in einer kurzen Zeit erlebt man viel. Gedanklich vergleiche ich die Erzählungen von Anke mit meinen eigenen Eindrücken aus den Alphabetisierungs-Klassen.

Die andere Dozentin aus Frankreich unterrichtet in einer Schule mit 630 Schülern im Alter von 15-18 Jahren. Mir fällt auf, dass sie ziemlich schnell spricht und so denke ich, dass wenn man mit Jugendlichen arbeitet sehr wahrscheinlich immer äußerst flexibel und „auf Zack“ sein muss, um mit den jungen Menschen Schritt zu halten. Diese Arbeitsweise hat sich in der Art dieser Dozentin eingeprägt, sie wirkt auf mich Energie geladen und vital.

Ich habe meistens mit älteren Menschen zu tun. Auch da ist Flexibilität gefragt, aber auf einer ganz anderen Art und Weise. Ich muss schnell umdenken, denn ab einem gewissen Alter ist es für Menschen, die nie in ihrem Leben Bildung genossen haben, sehr schwer Lernen zu lernen. Geduld, Kreativität und vieles Ausprobieren – das ist, was mein Unterricht mir abverlangt. Dennoch stelle ich es mir nicht einfacher vor, junge Menschen zu unterrichten. Die können einen Dozenten sicher ganz anders fordern.

Dann sind Herr Rashidi und ich dran, unsere VHS vorzustellen. Wir haben den Vorteil, dass wir als Grundlage der Präsentation unseren Image-Film über die VHS Tornesch-Uetersen zeigen können, denn er wurde professionell zum Jubiläum der VHS von Journalisten gedreht und ist richtig hochwertig aufgenommen und verarbeitet worden. Unsere Kursteilnehmer sind begeistert! Sie stellten viele Fragen darüber, was wir genau machen. Sie sind sehr überrascht, dass mein Kollege bereits seit 9 Jahren Deutsch unterrichtet und viele Zuwanderer aus mehreren Klassen erfolgreich zum B1-Zertifikat geführt hat. Sie hätten ihn eher dem Kunstbereich zugeordnet. Auch über meine Tätigkeit als Dozentin für Alphabetisierung sind sie sehr erstaunt. Ich muss nun ganz wie in meiner Klasse plötzlich viele Fragen beantworten. Aber es hat Spaß gemacht, über unsere Arbeit zu berichten. Mit dem Abstand zum eigenen Klassenraum wird uns bewusst, dass unsere Arbeit geschätzt wird und wir damit wirklich etwas Gutes tun. Das fühlt sich für mich auch wirklich gut an!

Daraufhin folgen Präsentationen der Kollegen aus dem Niederlande und Ungarn. Die Präsentation des einen Kollegen aus unserem Nachbarland endet mit einem schönen Musikstück. Ich muss zugeben, dass ich nicht so ganz verstanden habe, was genau er unterrichtet, und mache mir einen Gedankennotiz, genauer nachzufragen. Aber er hat eine sehr nette Art und eine positive Ausstrahlung.

Aliz aus Ungarn erzählt uns bei ihrer Präsentation viel über die ungarischen Traditionen und Kultur. Sie unterrichtet Englisch in den Klassen 4-8.

In der kurzen Pause teilt man uns mit, dass der Stadtrundgang aufgrund des Wetters ausfallen wird. Schade, aber es ist richtig so – denn es ist draußen immer noch kalt und ungemütlich.

Nach der Pause spielen wir ein Spiel, bei dem wir uns in zwei Gruppen aufteilen müssen und Türme bauen müssen. Wir sollen den Turm so hoch machen wie wir nur können – der höhere gewinnt! Wir sollten außerdem an den Wänden des Turms schreiben, welche Eigenschaften und Fähigkeiten ein Lehrer besitzen soll. Wir haben richtig viele Ideen – man merkt, dass wir schon Erfahrung haben und uns viele Gedanken über unsere Arbeit machen.

Dann gibt die Dozentin uns die Aufgabe, über die Definition von Classroom Management nachzudenken. Was bedeutet sie für uns?

Ich denke, das ist nicht so pauschal zu definieren. Denn für jede Art einer Klasse gelten verschiedene Schwerpunkte. Also sieht Classroom Management jedesmal etwas anders aus. Oder vielleicht genau das – die Gestaltung des Unterrichts nach den Bedürfnissen der Kursteilnehmer, damit alle als Klassengemeinschaft erfolgreich sein können.

Natürlich gibt’s darüber auch eine fachliche Definition. Aber ich fand unsere Definitionen in der Klasse, und ihre Interpretationen viel passender und treffender.

Nach dieser spannenden Diskussion machen wir eine Pause und gehen im Anschluss zu der in der Nähe liegenden Universität. Ein schönes Gebäude. Wir machen Fotos und unsere Dozentin erklärt uns, dass ein Ausflug immer eine gute und kreative Lösung zum Unterrichten ist und alle enger zusammen wachsen lässt. Das stimmt – ein Ausflug macht immer Spaß.

Der Kurstag ist um 14.30 Uhr zu Ende, und wir sind hungrig. Einen Teller Pasta später sieht die Welt schon viel besser aus. Trotz des andauernden Regens fühle ich mich wohl. Mein Kollege und ich unterhalten uns während des Essens über den Kurs und unsere Eindrücke. Wir entscheiden außerdem, uns etwas Süßes zu gönnen, und holen uns noch eine Portion Churros.

Da der Regen allmählich nachlässt, spazieren wir noch durch die Stadt und begeben uns müde und satt letztendlich zum Hotel.

Third Day in Barcelona

Mittwoch, 2024

Heute will ich unbedingt rechtzeitig da sein, da mich die Verspätung von gestern richtig geärgert hat. Als Dozentin mag ich es überhaupt nicht, wenn sich meine Schüler verspäten und ich die ersten Sätze für die verspäteten Schüler nochmal erklären muss. Meine Solidarität mit Daniella hat mich dazu gebracht, auf das Frühstück zu verzichten und früher als gestern zum Seminar zu fahren.

Ohne Kaffee ist der Beginn eines Tages unmöglich. Daher kaufe ich mir einen Espresso und genieße ihn draußen bei dem immer noch sehr frischen Wetter.

Ich war heute überpünktlich und konnte in aller Ruhe in dem Unterrichtsraum ankommen.

Der Unterricht begann mit der Frage: „Was haben Sie gestern gemacht?“ Jeder Teilnehmer teilte etwas mit. Ich habe über meinen Besuch der Sagrada Familia berichtet und auch erwähnt, dass ich einige die bekannten Süßigkeiten von Spanien probiert habe.

Dann erhielten wir ein Projekt. Jeder von uns sollte mithilfe von Legosteinen und buntem Teig seine Herausforderungen und Schwierigkeiten im Unterricht darstellen, um diese für die anderen Kursteilnehmer zu veranschaulichen.

Ich habe mich entschieden darzustellen, dass die Kontakte zwischen Männern und Frauen aufgrund der kulturellen Bestimmungen und Schwierigkeiten nicht immer einfach geknüpft werden. Dies macht es oft schwer für mich, die Zusammenarbeit mit allen Teilnehmern zu gestalten und ganz besonders die Gruppenarbeit in der Klasse. Ich hatte nicht einmal Diskussionen darüber führen müssen.

Wir hatten nicht so viel Zeit um gegenseitig erraten zu können, was jeder von uns versucht hat darzustellen, deshalb haben wir einfach unser Werk und unsere Schwierigkeiten im Unterricht kurz erläutert.

Die Dozentin hat zu jedem der dargestellten Probleme eine Bespiellösung angeboten. Mir wurde vorgeschlagen, dass ich die Schüler und Schülerinnen Plätze miteinander oder nebeneinander einteile, damit sie sich daran gewöhnen gemeinsam zu sitzen und Gruppenarbeit zu machen. Eventuell werden die Männer und Frauen trotz ihren schwierigen kulturellen und religiösen Problemen miteinander Kontakt aufbauen und sich dadurch daran gewöhnen, gemeinsam weiter lernen: Weiterhin hat uns Daniela eine neue Methode zum Lehren vorgestellt:

Das Student-Centered Learning, begleitet von einem Video,damit wir das Prinzip besser verstehen. Dabei wurden vier Schlüsselprinzipien hervorgehoben:

1. Lernen ist personalisiert.

2. Lernen ist kompetenzorientiert.

3. Lernen kann jederzeit und überall stattfinden.

4. Die Verantwortung für das Lernen liegt beim Lernenden selbst.

Am besten sollte ein Dozent seine Schüler dazu motivieren, kreativ zu denken und zu lernen.

Dies habe ich anhand eines Beispiels erklärt. Ich habe zuletzt meinen Schülern gefragt, wie sie einkaufen. Ich habe ihnen erklärt, dass sie die Möglichkeit hätten, beim Einkaufen in Ruhe die Infos über die Produkte in dem Bereich „Obst und Gemüse“ zu lesen. Somit wäre das wie eine Übung für sie. Das heißt, Lernen kann sogar im Supermarkt individuell, personalisiert und im eigenen Tempo staatfinden.

Nach der Pause beschäftigten wir uns mit der Frage: Was ist ein Flipped Classroom?

Ein Flipped Classroom wird damit erklärt, dass das die Rolle von Lehrer und Schüler umgekehrt werden. Anstatt dass der Lehrer den Schülern neue Konzepte im Klassenzimmer vorstellt und Hausaufgaben gibt, erhalten die Schüler die Lerninhalte zu Hause durch Videos oder andere Materialien und vertiefen ihr Verständnis dann im Unterricht durch Diskussionen und praktische Anwendungen. Das beinhaltet auch, dass die Schüler dem Lehrer die Themen präsentieren, um ihre Kenntnisse zu zeigen und zur Kontrolle des Lernerfolgs.

Wir diskutierten, wer diesen Ansatz verwendet und warum er genutzt werden könnte. Flipped Learning wurde im Jahr 2011 von Jonathan Bergmann entwickelt. Ich persönlich weiß noch nicht recht, was ich davon halten soll. Ich denke dabei – klar ist das eine gute Möglichkeit, dem Schüler auch mal eine andere Perspektive zu zeigen. Wenn der Schüler allerdings etwas falsch verstanden und so gelernt haben sollte, in dem er keine direkten Hinweise vom Lehrer erhalten konnte, so ist es im Nachhinein schwieriger für ihn, es sich neu einzuprägen. Andererseits würde diese Methode den Teilnehmern eine neue Form von Selbstständigkeit im Lernen beibringen. Ich muss darüber nachdenken, aber eins steht fest – für meine Alphabetisierungsteilnehmer ist diese Art zu lernen nicht möglich. Für später vielleicht, wenn sie sicher mit der Sprache umgehen können.

Nach dem Unterricht beschlossen wir, etwas zu essen, nämlich Chicken Wings von KFC.

Danach verbrachte ich eine Stunde damit, zum Tibidabo zu fahren. Mit verschiedenen Verkehrsmitteln, denn es ist nicht sehr einfach, dorthin zu gelangen. Es war anstrengend, aber es hat sich gelohnt, die Kirche auf dem Berg zu besichtigen.

Die Kirche auf dem Tibidabo, offiziell als Templo Expiatorio del Sagrado Corazón de Jesús bekannt, ist eine beeindruckende katholische Kirche, die hoch über der Stadt Barcelona thront. Sie liegt auf dem Gipfel des Tibidabo-Berges und ist ein Wahrzeichen der Stadt, das Besucher aus aller Welt anzieht.

Die Konstruktion der Kirche begann im Jahr 1902 und dauerte mehr als 60 Jahre, bis sie vollendet war. Ihr architektonischer Stil vereint verschiedene Elemente, darunter Neo-Gotik, Moderne und Jugendstil. Das markanteste Merkmal der Kirche ist die große Christusstatue, die majestätisch über Barcelona wacht und von weither sichtbar ist.

Der Besuch der Kirche auf dem Tibidabo bietet nicht nur eine spirituelle Erfahrung, sondern auch eine atemberaubende Aussicht auf Barcelona und das Mittelmeer. Die Umgebung um die Kirche herum ist ein beliebtes Ausflugsziel für Einheimische und Touristen, mit Freizeitangeboten wie einem Vergnügungspark, Restaurants und Wanderwegen.

Die Kirche auf dem Tibidabo ist nicht nur ein Ort der Anbetung, sondern auch ein Symbol für den Glauben, die Kultur und die Geschichte Barcelonas. Sie verkörpert die Verbindung zwischen dem Göttlichen und der menschlichen Schöpfung und bleibt ein eindrucksvolles Denkmal, das die Besucher mit seiner Schönheit und seiner spirituellen Bedeutung beeindruckt.

Last Days in Barcelona

Donnerstag und Freitag, 2.-3. Mai 2024

Am Donnerstag  lag unsere Priorität wieder einmal bei der Pünktlichkeit. Dafür ist Deutschland doch berühmt, wir wollen es den anderen Kollegen sicher nicht anders vorleben!

Tatsächlich haben wir es geschafft, vor Daniella da zu sein. Die erste Frage unserer Dozentin richtete sich wieder an unserem Wohlbefinden und unsere Freizeit am Tag davor. Wir haben festgestellt, dass trotz des nicht ganz so guten Wetters, sich in Barcelona bisher niemand gelangweilt hat. Prima!

Nachdem alle etwas erzählt hatten, ging es los zu dem Unterricht im Nationalmuseum von Barcelona.

Wir sind mit der U-Bahn gefahren und die Fahrt war sehr lustig, da wir uns schon an diesem vierten Tag gut kannten und viele Späße miteinander machen konnten.

Ziel dieses Ausflugs war die Tatsache, dass unser Unterricht dort interaktiv stattfinden sollte. Es ging dabei um die Nutzung der App Flip, mit welcher man Videos erstellen kann. Damit soll erreicht werden, den Schülern eine kreative Art des Lernens nahe zu bringen und sie dadurch mehr zu motivieren, auch eigenständig zu lernen.

Die App soll mehrfach abgesichert sein, versichert uns Daniella. Die Daten der Personen sind sicher und die Dozenten können damit verschiedene Dinge machen. Die Schüler werden als Freunde hinzugefügt und man kann sie dann in Gruppen zusammenfassen und gemeinsame Übungen, Videos oder Emojies erstellen. Jeder kann seine Videos selbst schneiden, anpassen oder ergänzen.

Damit unser Unterricht besser funktioniert, hat Daniella uns in vier Gruppen aufgeteilt.

Im Museum angekommen zeigte Daniella und das Gemälde von Joan Brull, Barcelona, 1863-1912, Öl auf Leinwand aus.

Dazu erhielt jede Gruppe zwei Blätter-mit zwei Schwerpunkten.

1. Chat Sheet

2. Answer Sheet

Die Dozentin hat uns mitgeteilt, dass es sich hier um eine Silent-Exercise handelt. Wie gut – das muss ich auch mal mit meinen Teilnehmern machen, denn oft merke ich im Unterricht, nach vielem Erklären und Diskutieren, dass die Leute etwas überdreht werden und alles auch durchaus anstrengend werden kann.

So eine Übung zwischendurch könnte dafür sorgen, dass alle etwas wieder „runter kommen“. Eine Silent-Übung bedeutete in unserem Fall, dass man eine Aufgabe zeigt, und diese dann im Chat Sheet besprochen wird, und die endgültigen Antworten dann auf dem Answer Sheet schreiben sollten.

In unserer Gruppe waren mein Kollege Herr Rashidi, Don und ich. Die gestellten Fragen bezogen sich auf das Gemälde.

Wir haben dann im Chat Sheet immer zu den Fragen etwas aufgeschrieben und dann auf dem Answer Sheet unsere Antworten vermerkt. Die Zeit war auf eine Minute begrenzt, und jede Gruppe sollte die Antwort einer anderen Gruppe auf der letzten Frage ergänzen.

Als unsere Silent-Exercise vorbei war, haben wir endlich „das Schweigen gebrochen“ und über unsere Fragen und Antworten diskutiert.

Dann kam auch schon die nächste Aufgabe für die Gruppen: wir bekamen verschiedene Wörter, die Gefühle ausdrücken, und mussten im Museum nach Bildern suchen, auf welchen man diese Gefühle wieder finden kann.

Es handelte sich dabei um Angst, Freude oder Erwartung. Jede Gruppe sollte sich für die passenden Gemälden entscheiden, ein kurzes Video drehen und es in die App hochladen.

Wir haben uns, so richtig als Team-Work, aufgeteilt: Herr Rashidi war für die Aufnahmen zuständig, ich habe mich um den Schnitt gekümmert und Don um die Beschreibung. Wir waren schnell fertig! Ich muss auch sagen, dass wir mit Don sehr gut zusammengearbeitet haben. Das hat auch viel Spaß gemacht!

Natürlich haben wir auch das Museum weiter besichtig, begleitet von unserer Dozentin, und ein Gruppenfoto mit Barcelona als Hintergrund musste auch mal sein! Mit diesem netten gemeinsamen Ausflug beenden wir den Unterricht für heute, und starten direkt in eine weitere Erkundungstour. Aber nicht, ohne zuerst etwas gegen unseren Hunger zu unternehmen, denn so viel Aktivitäten machen auch ordentlich hungrig.

Wir haben uns ein kleines Restaurant ausgesucht, das laut Google-Bewertungen die beste Margarita in Barcelona anbot. Ob es die Beste war, kann ich nicht beurteilen, aber sie hat wirklich gut geschmeckt- ich hatte sie nämlich direkt ausprobiert. Der Kollege Rashidi hat sich für einen Burger mit Pommes entschieden.

Um den Tag zu beenden, wählten wir eine Schiffstour im Mittelmeer.

Wir hatten eine schöne Schifffahrt. Mein Kollege fand sie nicht so spannend aber für mich war das wirklich schön und entspannend.

Dann kam auch schon der Freitag und wir saßen wieder im Unterricht.

Wieder einmal erzählte jeder über seine Erfahrungen und sein Befinden. Dieses Mal jedoch in einer verkürzten Version, denn Daniella wollte unseren letzten Tag so lehrreich wie möglich gestalten und hat somit das Unterrichtstempo etwas angezogen.

Es ging dieses Mal um „Artful Thinking“, bezogen auf dem gestrigen Museumsbesuch. Wir haben uns dazu folgende wichtige Aspekte angeschaut:

Fähigkeiten im 21. Jahrhundert:

1. Lernfähigkeiten:

– Kritisches Denken

– Zusammenarbeit

– Kreativität

– Kommunikation

2. Literalitätsfähigkeiten (IMT):

– Informationskompetenz

– Medienkompetenz

– Technologische Kompetenz

3. Lebenskompetenzen (FLIPS):

– Flexibilität

– Führung

– Initiative

– Produktivität

– Soziale Fähigkeiten

Und damit die Zusammenarbeit gut funktioniert, sollte man diese Komponente miteinander verbinden können.

Auch folgende Methoden für unseren Unterricht haben wir behandelt:

– Thinking-based Learning

– Kooperatives Lernen

– Problemorientiertes Lernen

– Projektbasiertes Lernen

Wir haben eine Zeit über die Möglichkeit von verschiedenen Projekten diskutiert, und uns dann im Anschluss unsere Videos von dem gestrigen Tag angesehen. Auch dieses Mal ging es um die Motivation der Teilnehmer und wie wir sie steigern können. Die Entwicklung der Technologie sollte man eher dafür nutzen, obwohl eigentlich die Teilnehmer aus meiner Sicht oft diese Technologien nicht sinnvoll nutzen. Vielleicht wissen sie es nicht besser, oder sie können sich einfach nicht vorstellen, dass man die zum Lernen nutzen kann und sehen solche Aufgaben auch als unnötige Spielereien.

Manchmal ist es schwierig, den Menschen zu erklären, dass auch dies zum Lernen gehört.

Herr Rashidi und ich haben uns viel darüber unterhalten, wie wir das bisher Gelernte im Unterricht anwenden können.

Mit Apps zu lernen kann einfach sein, wird aber von den Teilnehmern nicht als vollwertiges Lernen akzeptiert. Das ist tatsächlich ein großes Problem. Aber wenn man den Unterricht immer mehr mit Apps ausrichtet und den Menschen immer wieder erklärt, warum das vorteilhaft sein kann, kommt es vielleicht bei Ihnen auch irgendwann an.

Die Apps, die wir von Daniella kennen gelernt haben und auch die Websites, die sie uns noch gezeigt hat, ermöglichen aber wirklich viele Arten des Unterrichts. Noch schöner sind die Möglichkeiten, die man dadurch hat, um die Fortschritte des Unterrichts zu dokumentieren.

Als Abschluss unseres Unterrichts sollten wir alle mit den neuen Apps und Websites einen zehnminütigen Unterricht vorbereiten und vortragen.

Herr Rashidi und ich machten Unterricht mit Schwerpunkt auf deutsche Wortartikel. Wir bereiteten auch ein Kahoot als Übung vor, und es machte unseren Teilnehmern spaß.

Hier erfuhren wird, dass vor langer Zeit Daniella tatsächlich Deutsch lernen wollte, sich aber genau wegen der Artikel anders entschieden hat- es machte ihr total Stress, zu jedem Wort über einen Artikel nachdenken zu müssen.

Mit den Unterrichtsvorstellungen endete auch der fünfte Tag, und so ging unser Seminar zu Ende.

Wir haben unsere Zertifikate erhalten und dann ging es Richtung Strand, um Shrimps mit Pommes zu essen.

Wieder einmal war ich sehr zufrieden, an einem Seminar vom Erasmus Plus Projekt teilnehmen zu können.

Es war eine schöne Zeit mit vielen Unterschiedlichen Erfahrungen und neue Eindrücken. Ich habe tatsächlich auch viel Neues gelernt und bin für jeden Gedankenanstoß sehr dankbar.

Unser Kurs bleibt in meinen Erinnerungen als eine sehr lehrreiche Veranstaltung mit einer großartigen Atmosphäre, nette und aufgeschlossene Menschen und interessante und nützliche neue Lerninhalte.

Wir werden sicherlich die eine und die andere neue Methode ausprobieren und hoffen sehr, damit auch den unmotiviertesten Teilnehmern unserer Deutschkursen zu erreichen. Denn eigentlich macht Sprachen lernen auch Spaß- es ist nur die Überwindung zu sprechen und die Angst, neue Technologien zu nutzen.

Hoffentlich können wir den Teilnehmern diese Angst nehmen – ausprobieren werden wir das auf jeden Fall!

Grundbildung in Malmö, Schweden

von Adrienne Rausch

23. April 2024

Auf dieser Reise bin ich im doppelten Sinne zu Gast: bei der Kvarnby Folkhögskola, die unsere Gruppe empfängt, und bei der Reisegruppe selbst: Die Reise hat die Volkshochschule Husum organisiert und mich (vom Landesverband der Volkshochschulen in Schleswig-Holstein) aufgenommen. Die eine Hälfte der Reisegruppe ist an integrativen Angeboten, die andere Hälfte an Grundbildungsangeboten interessiert. Ich gehöre zur zweiten Hälfte.

Bei Sonne und sehr niedrigen Temperaturen geht die Reise los. Der kleine Bus der vhs Husum ist bequem und wir sind gespannt auf den Besuch bei der Kvarnby Folkhögskola in Malmö. Aber zuerst geht es nach Lund.

Uhr im Lunder Dom

Die Landschaft in Dänemark bietet keinen großen Kontrast zu Schleswig-Holstein, aber der erste Input bereits im Bus lenkt unsere Aufmerksamkeit ohnehin auf etwas ganz Anderes: aufs Thema Aufenthaltstitel und Reisefreiheit in Deutschland. Imke Steffen führt uns in dieses „Rechtslabyrinth“ ein. Das abschließende Quiz bestehen wir gemeinsam und mit viel Wohlwollen der Spielleitung.

In Schweden erwarten uns ebenfalls Sonne und sehr niedrige Temperaturen UND Helena Berglund, stellvertretende Leiterin am Institut für Lehrerbildung an der Universität in Lund. Sie gibt uns eine Übersicht über das Schulsystem und die Lehrerausbildung in Schweden. Ihr Vortrag verwandelt sich schnell in einen offenen Austausch. Es ist für uns sehr spannend zu sehen, wie gut die Erwachsenenbildung im Bildungssystem verankert ist, womit die Voraussetzungen für Lebenslanges Lernen etabliert sind.

Im Anschluss führt sie uns übers historische Gelände, umgeben von und verwoben mit moderner Architektur (eine harmonische Mischung, die wir in Malmö auch sehen werden). In sehr entspannter Atmosphäre wird hier gelernt, wir schlendern durch gemütliche Räume, Ecken, Nischen, wo in kleinen Gruppen gearbeitet wird. Abschlussarbeiten werden hier wortwörtlich an die Wand genagelt.

Nach den theoretischen Ausführungen sind wir alle sehr gespannt, wie die Praxis aussieht. Auf nach Malmö!

24.04.2024

Henning Süßner-Rubin, der Leiter der Kvarnby Folkhögskola, holt uns direkt am Hotel ab und zeigt uns die Außenstelle der Volkshochschule, wo er stundenlang geduldig und ausführlich Auskunft über die Zusammensetzung der Teilnehmenden, über die Teilnahmevoraussetzungen, über Curricula, über Finanzierung und über die Lehrkräfte gibt. Diese kommen in den Pausen dazu und ein lebhaftes Gespräch entfaltet sich auf Englisch, Deutsch und Schwedisch. Sehr interessant ist, dass man in Schweden ohne Abitur kaum noch Chancen auf einen Job oder eine Ausbildung hat. Die Hürde ist an dieser Stelle also hochgelegt, die Zugänge zur Bildung wiederum sehr niedrig.

Der schwedische Staat ist großzügig bei der Finanzierung von nachholender oder Weiterbildung. Kostenfreie Kurse und eine Art Bafög ermöglichen allen einen Zugang – und eine gelebte Weiterbildungskultur. Alle Einrichtungen, die wir kennenlernen, sind so eingerichtet, dass man dort gut verweilen sowie Lernen unter guten und gleichzeitig angenehmen Bedingungen stattfinden kann.

Nach einem leckeren Kantinenessen brechen wir in die Innenstadt auf, wo wir eine junge, dynamische Stadt kennenlernen, die stark von der Öresundbrücke profitiert und wächst. Wieder treffen wir auf die harmonische Verschmelzung von Alt und Neu in der Architektur und auf Vorbereitungen auf den Eurovision Song Contest, der groß gefeiert werden soll. Eine Reihe von Sicherheitsvorkehrungen und noch mehr Wimpelreihen gehören zur Vorbereitung.

Alte Badeanstalt, neuer Turm

 

Alte und neue Fenster

25.04.2024

Diesmal besuchen wir einen weiteren Standort der Volkshochschule im Außenbezirk Malmös. Zum Auftakt gibt es eine Wiederholung zum Thema Förderung der Erwachsenenbildung in Schweden. Abschlussbezogene Kurse werden an den kommunalen Einrichtungen für Erwachsene (Komvux) durchgeführt. Ein breites Kursprogramm, stark an unterschiedlichsten Bedarfen und Interessen orientiert, gibt es bei den neun Studienverbänden, die von freien Trägern gefördert werden – wie z. B. ABF (Arbeternas Bildningsförening). Diese sind für den kommenden Tag vorgesehen, heute steht aber noch mal der dritte große Pfeiler im Mittelpunkt: die folkhögskola – mit intensiven Vollzeitangeboten. Die folkhögskola ist also nur dem Namen nach mit unseren Volkshochschulen eng verwandt. Die Kvarnby folkhögskola hat zwei wichtige Schwerpunkte: Die Comiczeichnerschule und SFI (svenska för invandrare).

In der Außenstelle für SFI-Kurse haben wir erneut die Möglichkeit, mit Lehrkräften zu reden. Im Unterricht erleben wir eine lebendige Diskussion zum Thema Kommunalwesen und können uns im Anschluss mit der Kursleitung über Methodik und Didaktik unterhalten. Interessant ist, wie hier durch die Anwendung von einfacher Sprache der Austausch über ein kompliziertes Thema ermöglicht wird.

Digitale Mittel werden kaum eingesetzt, diese dienen eher der Kommunikation. Im Unterrichtsraum und –geschehen fehlt nicht einmal der Hinweis, dass jede digitale Quelle zu überprüfen ist.

Fragen zur Quellenüberprüfung

Die Pausenräume sind auch hier mit gemütlichen Sitzecken und reichlich Lektüre ausgestattet. An diesem Lernort fühlt man sich wohl. Die gemeinsame Mittagszeit, möglichst warm, gibt Energie auch für längere Lerntage und stärkt das Miteinander. Da die Außenstellen wirklich AUßENstellen sind, ermöglicht eine gut ausgestattete Küche, genügend Kaffee für alle und eine Reihe von Mikrowellen eine schnelle Vorbereitung.

26.04.2024

Am letzten Tag lernen wir die anderen Bereiche der Erwachsenenbildung kennen und besuchen zuerst ein kommunales Erwachsenenbildungszentrum in Malmö. Ab 20 Jahren kann man hier (nochmal) loslegen. Nicht nur Schulabbrecher bekommen hier eine zweite Chance, sondern auch diejenigen, die ihren Abschluss verbessern wollen. Auch auf das Abitur kann man sich hier vorbereiten oder einen Beruf erlernen. Angebote für Menschen mit Behinderung gibt es auch sowie Berufsberatung und eine Schulbibliothek. Solche Schulen sind fester Bestandteil des Schulsystems und ermöglichen jedem und jederzeit, Verpasstes nachzuholen und damit die Grundvoraussetzungen für Bildung und Beruf zu schaffen, sich neu zu orientieren. Schulbesuch ist kein Privileg der Jugend!

Danach besuchen wir noch ABF, Arbeternas Bildningsförening, eins der sog. Studienwerkstätten. Diese haben unterschiedliche (politische oder religiöse) Träger. Die Trägerschaft ist natürlich bekannt und bietet keinen Anlass zur Diskussion, eher eine Orientierung. Bei ABF zieren große Wandgemälde aus der Zeit der Arbeiterbewegung die Räume. Die Bewegungs-, Vortrags- und Seminarräume sowie das Programmheft mit fünf Programmbereichen kommen uns sehr bekannt vor, hier finden wir tatsächlich eine Einrichtung, die den Volkshochschulen in Deutschland sehr ähnelt.

Erschlagen von den Eindrücken und Informationen sind wir auf dem Heimweg erst einmal still. Wir sind uns aber sicher, dass wir viel im Gepäck haben, worauf wir noch zurückkommen wollen. Vor allem die Selbstverständlichkeit des Lernens in jedem Lebensalter. Lernen gehört zum Alltag, zum Leben. Das sind die besten Voraussetzungen, um Grundbildung nachzuholen, denn Lernbedarfe können immer neu entstehen und jeden betreffen, damit entfallen Stigmatisierung und Erklärungsnöte.

Hospitation vhs Husum, Team Integration, in Malmö

von Susanne Schönharting, Eszter Lovas, Imke Steffen
Malmö/Schweden, 23.-26.4.2024

Dienstag, 23.4.2024
8:45 Uhr: Unsere Reisetruppe trifft sich, aus unterschiedlichen Himmelsrichtungen kommend, morgens in Flensburg und hier steigen wir bei schönem Sonnenschein und kalter, klarer Luft in den vhs-Bus.
Zehn Minuten später fahren wir schon über die erste Grenze der Reise nach Dänemark. Während der Fahrt Richtung Öresundbrücke, wo wir Dänemark wieder verlassen und am Ende Schweden betreten werden, gibt es einen von Imke Steffen vorbereiteten Einblick zum Thema „Aufenthaltstitel in Deutschland und wozu sie berechtigen“, um uns vor Augen zu führen, welche Möglichkeiten und Schwierigkeiten unsere DaF-Kurs-Teilnehmenden hätten, wenn wir sie mit auf die Reise nach Malmö hätten mitnehmen wollen.

In Schweden angekommen, lassen wir Malmö zunächst links liegen und besuchen Lund, wo wir uns die Stadt, den ältesten Dom Skandinaviens und die Universität angucken möchten. In der Uni haben wir auch einen Termin mit Helena Berglund (Assistent Head of Teacher Education), die uns schon an der Straße abfängt, damit wir uns nicht verlaufen und uns dann bei der ersten „fika“ (schwed. Kaffeeimbiss) eine Präsentation zum Thema Bildungssystem in Schweden hält mit dem Schwerpunkt auf der Lehrerausbildung an der Universität in Lund.

Hier bekommen wir das erste Mal einen Eindruck davon, welchen Stellenwert die Erwachsenenbildung innerhalb des schwedischen Schulsystems und in der Gesellschaft zu spielen scheint.
Spontan erzählt uns ihre Kollegin Sinikka Neuhaus, die gerade vorbeikommt, von dem besonderen Projekt „The Art of Belonging“, in dem Migrant*innen sich durch Malerei ausdrücken konnten und das am Ende mit einer Ausstellung in der Stadthalle abgeschlossen wurde. Frau Berglund führt uns anschließend über den beeindruckenden und weitläufigen Universitäts-Campus.

Dann geht es aber nach Malmö. Wir checken im Hotel ein, das sehr zentral liegt und in dem sich früher die berühmte Schokoladenfabrik Mazetti befand, bekommen jede ein komfortables Zimmer und treffen uns noch einmal zu einem gemeinsamen Abendessen in einem schwedischen Pub um die Ecke, dem Taproom Malmö, wo es 40 verschiedene Biersorten, davon die meisten selbstgebraut, gibt.

Limerick des Tages
In Lund
Es war eine Gruppe in Lund
Die machte im Dom einen Fund
Die Krypta war ziemlich warm
Im Aufzug der Uni: Alarm!
Die Kehlen vom Kaffee ganz wund

Mittwoch, 24.4.2024
Nach unserer ersten Nacht in den wunderbar bequemen Betten des The More Hotels im Zentrum Malmös, nicht weit vom Bahnhof Triangeln, genießen wir das reichhaltige und schwedisch inspirierte Frühstück im architektonisch interessanten runden Restaurant des Hotels. Es gibt, neben reichlich Müsli, Obst und Rohkost, diverse Brotsorten, Käse, Färskost, Wurst, Eier, diverse Fischsalate und natürlich Knäckebrot und kleine süße Hörnchen…und Kaffee ohne Ende…

Um 8:45 Uhr holt Henning Süssner Rubin, der Schulleiter der Kvarnby Folkhögskola, uns im Hotel ab und wir fahren gemeinsam mit unserem vhs-Bus ca. 20 Minuten durch die Stadt zur Schule. Die Schule im Kvarnbyvågen 68 liegt eher ländlich und ist umgeben von Weiden und Pferdekoppeln. Das gesamte Gebäude macht einen sehr gemütlichen und freundlichen Eindruck, ebenso die Lehrkräfte, die wir später kennenlernen dürfen.
Selbstverständlich beginnt unser Tag mit einer schönen Tasse Kaffee oder Tee, in Schweden ein Muss, auch Kekse aller Art stehen jederzeit zur Verfügung.


Henning erläutert uns ausführlich das schwedische Schulsystem: Es gibt eine Schulpflicht bis zur 9. Klasse, generell ist es aber üblich Abitur zu machen, da auch in Ausbildungsberufen der Abschluss erforderlich ist und man ohne Abitur keine Chance hat.
Volkshochschulen werden vom Staat finanziert. Wir sind sehr positiv überrascht von der vom Staat geförderten Möglichkeit des „Lebenslangen Lernens“. Sowohl berufliche Fortbildung als auch persönliche Weiterbildung, z. B. zur Persönlichkeitsentwicklung, Sprachen lernen, Malen, Töpfern PC Kurse, werden staatlich gefördert und sind in Schweden sehr akzeptiert. Jeder Einwohner hat bestimmte „Credit Points“ zur Verfügung, die er im Laufe seines Lebens verbrauchen kann, dabei handelt es sich zu 90% um einen Kredit, den aber jeder Schwede, genau wie die Steuerzahlung selbstverständlich leistet. Es erhebt sich die Frage, ob die Schweden dadurch generell besser ausgebildet sind als andere. Auch ein Zugewanderter hat nach 2 Jahren Aufenthalt Anrecht auf die Credit Points, was die Einwanderung natürlich attraktiv macht.

Inspirierender Besuch eines Akademikerkurses (Svenska für Akademiker)
Henning erwähnt insbesondere die Intensiv-Schwedischkurse für Akademiker*innen (die für uns als Dozentinnen vornehmlich in Berufssprachkursen B1/B2 besonders interessant sind). Bei solch einem Unterricht dürfen wir drei vom Team Integration später hospitieren; ein beeindruckendes Erlebnis.
Oscar, der Schwedisch-Dozent, ist unglaublich freundlich und zugewandt und begrüßt uns drei gerne in seinem Unterricht, ebenso freuen sich die Teilnehmer*innen über den Besuch aus Deutschland. Wir sind mit Dänisch, Norwegisch und Schwedisch ganz gut  gewappnet und verstehen fast alles. Nach einer kurzen Vorstellungsrunde wird schnell klar, dass sich hier, genau wie in unseren Kursen an der vhs Husum, verschiedenste Nationen zusammenfinden. Die Teilnehmer*innen haben bereits alle akademische Abschlüsse, zum Teil anerkannt, und sind sehr motiviert und zuversichtlich, in Schweden entsprechende Beschäftigungen zu finden. Die Unterrichtsatmosphäre ist sehr locker, heiter und entspannt, ohne Stress oder Druck.
Heute sind transitive und intransitive Verben Unterrichtsthema, genau wie im Deutschen gibt es im Schwedischen die Verben liegen, stellen, sitzen (stâ, ligga, sitta) intransitiv und transitiv (ställa, lägga, sätta), z. B. „Jag ställer bilen i garaget – bilen står i garaget.“ (Ich stelle das Auto in die Garage – Das Auto steht in der Garage)

Die TN füllen vorbereitete Arbeitsblätter aus, arbeiten selbstständig und diskutieren ihre Ergebnisse zu zweit oder in kleinen Gruppen. Oscar steht für Fragen zur Verfügung und geht auf jeden einzelnen ein. Offenbar sind die TN höchstmotiviert, die Grammatik richtig anzuwenden, ein gutes Beispiel für selbstverantwortliches Lernen, das uns auch in anderen Kursen noch begegnen wird. In der Pause bietet einer der Teilnehmer, Mustafa aus Syrien, eine Art Puddingkuchen mit Rosenwasser für alle an, da er heute exakt zwei Jahre in Schweden ist, sein zweiter Geburtstag, wie er betont. Wir verspeisen ihn ganz unkompliziert mit Löffeln direkt aus der Form…

Danach leitet Oscar zur aktuellen Kurslektüre von Selma Lagerlöff über, Kejsarn av Portugallien, indem er Idiome der bearbeiteten Verben erklärt und in Bezug zur Lektüre setzt, von der die TN sehr angetan sind. Leider ist der Unterricht hier beendet und das Thema wird nur angerissen. Erstaunlicherweise gibt es außer der Lektüre kein Lehrwerk. Oscar hat offenbar viel improvisiert und war sehr offen für die Anliegen der TN, hat seinen roten Faden dennoch nicht verloren.

Nach einem köstlichen vegetarischen Mittagessen in der Kantine der Schule, die als inklusives Projekt betrieben wird, haben wir nochmal kurz die Gelegenheit zum Austausch mit den schwedischen Kolleg*innen, natürlich dürfen Kaffee und Kekse nicht fehlen…
Wir erfahren, dass es in der Schule einen Kurs für Akademiker und drei für Nichtakademiker gibt. Die SFI (Svenska för Invandrare) A2 – B1 Kurse bewegen sich ungefähr auf dem Niveau der 6. Klasse im Gymnasium; der Akademikerkurs, den wir gerade besucht haben, ähnelt den Berufssprachkursen mit dem Zielniveau B2 bei uns.
Neuankömmlinge werden von der Kommune eingestuft und unterschreiben eine Eingliederungsvereinbarung. Auf die Frage nach dem Einsatz digitaler Medien im Unterricht wird uns mitgeteilt, dass die Digitalisierung eher rückläufig sei.
Prüfungen nehmen die Dozenten selbst ab, da sie den Wissensstand der TN kennen und die Leistung so besser einschätzen können.
Eine Besonderheit der Kvarnby Folkhögskola ist, dass auf dem Gelände Bienenzucht betrieben wird, ein Glas Honig dürfen wir mitnehmen.

Am Nachmittag gibt uns Henning, der selbst Historiker ist, eine 1a-Stadtführung durch Malmö. Die Stadt zeigt sich bei strahlendblauem Himmel und Sonne von ihrer besten Seite. Wir erfahren, dass es in Malmö eine Neustadt und eine Altstadt gibt, die durch Brücken miteinander verbunden sind. Auf der Davidshallbrücke sind Schuhe berühmter schwedischer Künstler aus Bronze nachgebildet, sie führt uns in den alten Teil der Stadt. Wir besuchen den Stortorget, den größten Platz in Malmö, mit dem beeindruckenden historischen Rathaus im Renaissancestil, dem Reiterstandbild des Königs Karl X. Gustavs und der ältesten Apotheke Malmös, die immer noch betrieben wird.

Ganz in der Nähe befindet sich Lilla Torg, ein romantischer kleiner Marktplatz, mit vielen kleinen Cafés und Geschäften drumherum, wo historische Umgebung und moderner Lebensstil aufeinandertreffen. Auf dem König Gustav IV. Adolfs Torg, dem zweitgrößten Platz in Malmö, bewundern wir den Springbrunnen Öresund mit zwei lebensgroßen Bronzefiguren des Künstlers Gerhard Henning von 1934. Danach schlendern wir zum Schlosspark, das aus roten Backsteinen erbaute Malmöhus Slott erinnert eher an eine Festung, denn an ein Schloss… In der Nähe der Schlossmühle, einer bis 1945 betriebenen Windmühle, treffen wir zufällig die Tochter einer Kollegin, die in Malmö lebt und begeben uns zur gemeinsamen „Fika“ (Kaffeezeit) ins Schlosscafé, das inmitten herrlich angelegter und blühender Blumenbeete liegt.

Am Abend steht der Besuch des Folkets Park an, der diverse Spielmöglichkeiten für Kinder, aber auch Unterhaltung für Erwachsene bietet (Theater, Konzerte, Kunstaustellungen, Restaurants). Wir möchten in einem dieser originellen Biergärten „Far i Hatten“ Pizza essen, leider ist es einigen von uns abends doch ein bisschen frisch…

Limericks des Tages
Oscar
Es war ein Mann aus Schweden
Der konnt‘ gut Schwedisch reden
Englisch, Dänisch, Deutsch konnt‘ er auch
Da war er sicher im Gebrauch
Mit dem Talent begeistert‘ er jeden.

Henning
In Schweden gibt es einen Mann,
der ist beinah zwei Meter lang
man kann ihn alles fragen
er hat so viel zu sagen
er zog uns sehr in seinen Bann.

Donnerstag, 25.4.2024
8:30 Uhr: Wir treffen Henning im Foyer des Hotels und fahren zusammen zum ABA-Haus der Kvarnby Folkhögskola (Schelegatan 7, 212 28 Malmö), in dem die SFI stattfinden. Bis zur ersten Pause erläutert Henning die für uns besonders interessanten Bestandteile der Erwachsenenbildung und ihre politische sowie finanzielle Einbettung in das schwedische Bildungssystem. Wir erfahren, was ,Komvux‘, ,ABF‘ und ,FHS‘ verbindet und unterscheidet. (Am Freitag steht ein Besuch bei Komvux in Malmö an.) In Schweden gibt es eine kreditbasierte Studienförderung, die für alle möglich ist, um eine weiterführende berufliche Bildung zu erhalten – unabhängig vom Einkommen (auch vom Einkommen der Eltern).

Um 10:00 Uhr beginnt die erste Pause in den Schwedischkursen, wir lernen drei Lehrer*innen kennen und teilen uns in drei Zweiergruppen ein, um drei Kurse (circa Niveau A1.1, A2 und B1) zu besuchen. Im Unterricht kommen wir mit unseren Deutsch-, Schwedisch,- Dänisch- und Norwegischkenntnissen erstaunlich gut klar. Wir werden herzlich empfangen und tlw. ins Unterrichtsgeschehen eingebunden. Anschließend setzen wir uns wieder im Aufenthaltsraum zusammen und besprechen kurz unsere Beobachtungen. Wir stellen Henning  Fragen insbesondere zu Lehrerfortbildung und kollegialen Unterrichtsbesuchen.

Nach der Mittagspause (die Lehrer haben eine interne Besprechung mit einem gründlich vorbereiteten Impulsvortrag mit anschließender Diskussion, welche Relevanz das vorgetragene Thema für ihren eigenen Unterricht hat) beantworten uns Henning und zwei Lehrer unsere Fragen gerne und ausführlich. Hauptsächlich kreisen die Fragen um Konfliktmanagement im Unterricht, Prüfungsorganisation, Voraussetzungen einer Beschäftigung als Lehrer in Schwedischkursen, Vertragskonditionen (Zahl der Wochenunterrichtsstunden, Gehalt im Vergleich zu dem von Lehrern an staatlichen Schulen, Urlaubsregelung). Danach freies Programm (Stadtbummel, Kaltbadehaus, Hafen).

Limerick des Tages
Kneippen im Kaltbadehaus
In Schweden gab es mal einen Klaus,
der ging so gerne ins Kaltbadehaus.
Die Sauna dort gefiel ihm sehr,
danach sprang er mit Schwung ins Meer,
Kam neugebor´n heraus

Freitag, 26.4.2024
An unserem letzten Tag haben wir die Möglichkeit, eine KomVux Schule zu besuchen und dort einen Rundgang zu machen. Schon an unserem Anreisetag war der Begriff KomVux gefallen, weil die Bildung in solch einer Schule in jeder Kommune existieren muss und fest zum Schulsystem in Schweden dazugehört. Jetzt haben wir die Möglichkeit, eine KomVux Schule von innen zu besichtigen und Werkstätten, Lernwerkstätten und die Bibliothek anzusehen.

Mittags haben wir einen Termin in der ABF und hier finden wir eine
Bildungseinrichtung, die wahrscheinlich am ehesten mit unserer deutschen vhs zu vergleichen ist. Es gibt Sprachkurse für Migrant*innen genauso wie freie Kurse mit kultureller, politischer oder sportlicher Thematik, Angebote für Senior*innen aber auch für Kinder. Demokratieförderung und das Angebot, ein Treffpunkt für Menschen aller Art zu sein, steht hier im Vordergrund. Anders als in der Folkhögskola und im KomVux geht es bei ABF nicht um schulische Abschlüsse.
Die ABF hat einen klaren politischen Hintergrund und kommt aus der Arbeiterbewegung. Eindrucksvoll ist das zu erkennen an den riesigen Wandgemälden, die im Flur und im großen Versammlungsraum noch im Original aus den 1920er Jahren zu sehen sind.

Limerick des Tages
Ausklang
Es war eine Gruppe in Schweden,
die hatte genug vom Reden
Nach Hause ging es recht leise,
denn eindrucksvoll war die Reise
an Tagen mochten wir jeden


Fazit
Der Unterricht für Migranten in Schweden unterscheidet sich nicht sehr von dem an unserer Schule. Das von uns erwartete digitale Feuerwerk blieb aus, im Gegenteil, in der Kvarnby Folkhögskola war nicht einmal die Tafel digital oder das Lehrwerk. Bei der ABF gab es offene Ablagefächer für allerlei Unterlagen. Beneidenswert war die Möglichkeit, die Progression im Unterricht den anwesenden TN anzupassen, es wurde nicht durch den Stoff gehetzt und es war Zeit, eine Lektüre in den Unterricht einfließen zu lassen.

Auch die Tatsache, dass Prüfungen die Dozenten selbst abnehmen, da sie den Wissensstand der TN kennen und die Leistung so besser einschätzen können, hat uns erstaunt. Folgerichtig taucht die Frage auf, ob das Lernen für Schwedischlerner*innen messbar erfolgreicher und nachhaltiger ist und wenn das so ist, ob die „Erlernbarkeit“ von Schwedisch und Deutsch im Erwachsenenalter überhaupt vergleichbar ist. Die Dozenten gehören im Bereich SFI fest zum
Personal, sind keine freiberuflichen Dozenten wie bei uns hauptsächlich, sondern haben einen festen Arbeitsplatz an der Schule und haben regelmäßigen und organisierten Austausch untereinander. Sie wirken entspannt und motiviert (was sich auch auf die Teilnehmenden und das soziale Miteinander im Kollegium überträgt), engagieren sich bei der monatlichen hausinternen Fortbildungsreihe, bei der ein*e Pädagog*in ein Thema (z.B. zur Didaktik, Methodik, Geschichte der Pädagogik, Konfliktmanagement) präsentiert. Im Anschluss diskutieren alle über eine mögliche Adaptation/Implementierung des Präsentierten für den eigenen Unterricht. Gegenseitige Hospitationen werden vom Schulleiter zwar angeboten und nahegelegt, in der Praxis finden sie aber so gut wie nicht statt. Wir führten es auf den freien unterrichtsgestalterischen Raum zurück. Ein Curriculum wie für die IK / BSK in Deutschland gibt es in der Form  nicht, Grobziele werden natürlich definiert, aber ohne eine bei uns übliche starke Anlehnung an den GER. Die Haltung der Einrichtungen den TN und Dozenten gegenüber ist sehr fürsorglich, dazu gehört vor allem die Versorgung mit Kaffee, Keksen und Essen, sowie die Frage nach dem persönlichen Wohlbefinden. (Faszinierend: die Anzahl an Mikrowellengeräten zum Aufwärmen von mitgebrachten Speisen für die Kursleiter*innen.)

Die offene und freundliche Gestaltung der Räume ist lernfördernd. Ebenso stehen gemütliche Aufenthaltsräume, teilweise ausgestattet mit Kopierern, Druckern etc. allen zur Verfügung. Bei KomVux haben uns die Lern- und Gesprächsinseln mit Schallschutzmöbeln sehr beeindruckt: Das Team Grundbildung möchte das Lernsetting für das Projekt LernTreff ähnlich gestalten.
In Schweden gibt es eine andere Akzeptanz und Sensibilisierung für das Thema Lebenslanges Lernen, persönliche Fortbildung, Weiterbildung. Dafür Kredite aufzunehmen ist allgemein akzeptiert und wird wie eine zusätzliche Steuerzahlung angesehen.
Institute der schwedischen Erwachsenenbildung und Politik sind im Gegensatz zu den deutschen Volkshochschulen, die sich als politisch neutral verstehen, vielfach verzahnt.

Zum Hintergrund unserer Wahl auf die Folkhögskola in Malmö sei hier noch ein interessanter Zeitungsartikel erwähnt, in dem die engere Verbindung unserer Schulen deutlich wird.
https://www.nd-aktuell.de/artikel/1158801.bildungspolitik-in-schweden-politisch-umkaempftesfeld.html

Farberklärung an Malmö
Malmö,
Du Schöne!
Von Meer umgeben,
Dein Licht so klar,
Himmelblau!

Vielen Dank für die Ermöglichung dieser interessanten Erasmus+ Mobilität und die freundliche Aufnahme in Schweden!
Tack så mycket!

 

Hospitation in Malmö, Schweden

von A. W.

Lerntagebuch Malmö 2024

23. April, Tag 1

Dieses Mal ist der vhs-Kugelschreiber auf Erasmus-Rudelreise unterwegs. Mit dem vhs-Bus geht es nach Malmö. Da wir u.a. in Sachen Integration unterwegs sind, beschäftigen wir uns auf der Fahrt mit der Frage, ob wir mit unseren Teilnehmenden aus Integrations- und EOK-/ STAFF-Kursen diese Reise machen könnten. Die Antwort ist eindeutig: Es kommt darauf an. Wir erfahren, dass es insgesamt sieben Aufenthaltstitel gibt, einen „grauen“ und einen „blauen Pass“ und das Aufenthaltsrecht nicht leicht zu durchdringen ist.

Das reisende Kugelschreiber-Rudel
Auf der großen Beltbrücke

Der erste Stopp führt jedoch an Malmö vorbei in die Dom- und Universitätsstadt Lund, wo wir uns zunächst den Dom anschauen. Insbesondere die Krypta ist groß, warm und beeindruckend. Sie wird als Ausstellungsfläche genutzt.

Dom zu Lund

Weiter geht es zur Universität Lund, wo uns Helena Berglund vom Institut für Lehrerbildung erwartet. Sie erklärt uns das schwedische Bildungssystem, was mit seinen vielen Optionen wie in den meisten Ländern nicht leicht zu verstehen ist, wenn man es nicht selbst durchlaufen hat. Das Thema soll uns noch die nächsten Tage begleiten. Interessant ist die kommunale Einrichtung für nachholende Bildung „komvux“ (kommunal vuxenutbildning) als Teil des Bildungssystems. Erwachsene können hier auf unterschiedlichen Niveaustufen des Schulsystems Fächer nachholen und sich damit Zugänge zu weiterführender Bildung verschaffen.

Ein Gang über den Campus rundet unseren Besuch ab.

Witziges Detail: Die Wand, an der Doktoranden ihre fertige, als Buch veröffentlichte Doktorarbeit annageln, bevor sie sie verteidigen

 

24. April, Tag 2

Wir besuchen die Kvarnby Folkhögskolan, das eigentliche Ziel unserer Reise. Unsere Einrichtungen sind seit mittlerweile 6 Jahren miteinander bekannt, was sich durch unregelmäßige Besuche auszeichnet, und der Empfang durch Rektor Henning Süssner Rubin und seine Kolleg*innen ist herzlich.

Hier finden vor den Toren der Stadt Kurse statt, in denen Erwachsene den schwedischen Schulabschluss erlangen können (wie es auch bei „komvux“ möglich ist) aber auch Schwedischkurse für Migrant*innen, so z. B. ein Kurs für Akademiker*innen mit entsprechender Progression.

Die Folkhögskolan ist nur bedingt mit einer deutschen Volkshochschule vergleichbar. Es fehlt z. B. das offene Kursangebot. Auch scheint die Finanzierung der Einrichtung durch öffentliche Gelder auskömmlich zu sein. Die Erwachsenenbildung wird in Schweden offenbar als gleichberechtigte 4. Säule des Bildungssystems anerkannt. Hinzu kommt, dass von der Finanzierung auch die Teilnehmenden profitieren. Nicht nur sind die Kurse kostenfrei, es gibt auch einen Anspruch auf eine Art BAföG über die Lebenszeit von insgesamt 6 Jahren, sodass man sich tatsächlich in Vollzeit weiterbilden kann. Alternativ gibt es Teilzeit-Bildungsangebote.

Die Kvarnby Folkhögskolan ist als Kooperative/Genossenschaft organisiert. Es gibt ca. 150 Anteilseigner, neben Privatpersonen vorrangig Gruppierungen aus dem politisch linken Spektrum. Noch ein Unterschied zu Deutschland und seinen Volkshochschulen, die sich die politische Neutralität auf die Fahnen schreiben: Erwachsenenbildungseinrichtungen haben (abgesehen vom kommunalen „komvux“) eine politische oder religiöse Zugehörigkeit.

Den Anteilseignern steht die Schule als Veranstaltungsstätte zur Verfügung, ein Vorstand bestimmt über die Gesamtausrichtung.

Am Nachmittag bekommen wir von Henning eine Führung durch das ehemals dänische Malmö, das 1658 schwedisch wurde. Spätestens seit der Landverbindung mit Dänemark durch die Öresundbrücke wächst die Stadt. Sie hat mittlerweile knapp 350.000 Einwohner*innen.

Viele alte Gebäude wurden im Laufe der Jahre abgerissen, dennoch ist ein charmantes Stadtbild erhalten geblieben:

Die Liebesstraße –Kärleksgatan
Das Rathaus
Altes Fachwerkhaus am Marktplatz

Mülltrennung wird auch im öffentlichen Raum praktiziert – am Park gibt es einen eigenen Container für Einweggrills.

2 Wochen nach unserer Reise findet in Malmö der diesjährige ESC statt. Wegen der Teilnahme Israels wird mit größeren Protesten und Ausschreitungen gerechnet. Während wir vor Ort sind, wird die Terrorwarnstufe auf 4 von 5 hochgesetzt – auf uns macht die Stadt jedoch einen friedlichen Eindruck.

 25. April, Tag 3

Wir besuchen eine Außenstelle der Kvarnby Folkhögskolan in Malmö, wo Schwedischkurse (das schwedische Integrationskurs-Pendant sfi – svenska för indvandrare) stattfinden. Dort dürfen wir im Unterricht hospitieren. In einem A1/A2-Kurs (wobei Schweden sich nicht für den Europäischen Referenzrahmen interessiert) ist heute die Kommune und ihre Aufgaben das Thema.

Drei Dinge fallen besonders auf:

  • Die Teilnehmenden sind sich einig, dass Steuern zahlen eine gute Sache ist – schon auf diesem Niveau wird deutlich gemacht, was der Staat/die Kommune damit alles ermöglicht und bereitstellt.
  • Ein melodisches Klingeln am Ende der Stunde – so leise, dass man es fast schon überhört – sorgt für einen ruhigen Übergang in die Pause. Warum braucht es so ein schrilles Klingeln, das alle aufschreckt und für Unruhe sorgt?
  • Neben der fika spielt auch ein gemeinsames warmes Mittagessen eine große Rolle. Überall, wo wir hinkommen, finden wir in allen Teeküchen immer mindestens 3 Mikrowellen vor.

26. April, Tag 4

„Komvux“ ist uns in den vergangenen Tagen immer wieder im Zusammenhang mit Erwachsenenbildung begegnet und wir bekommen die Gelegenheit, Komvux Malmö einen Besuch abzustatten und uns dort mit der stellvertretenden Schulleiterin und einige Lehrkräften und Sozialpädagogen auszutauschen.

Komvux Malmö ist in kommunaler Trägerschaft. Als Pflichtaufgabe der Kommunen wird es zum Teil auf an private Träger vergeben – im sozialdemokratisch geprägten Malmö ist Komvux in der Hand der Kommune.

Hier finden Kurse zum Nachholen oder Verbessern des Schulabschlusses statt. Außerdem gibt es die schulische Ausbildung in den Bereichen Gastronomie und Bäckerei (die duale Ausbildung gibt es in Schweden nicht) und natürlich auch sfi – Schwedisch für Einwanderer. Inklusion spielt eine große Rolle in Schweden. Lernschwächeren und Lernbehinderten wird man mit der „anpassat utbildning“ gerecht und bringt sie über diese „angepasste Ausbildung“ zum Abschluss. Die Kommune investiert in Stellen für Pädagogen, die Lehrkräften zur Seite stehen. Eine Herausforderung bleibt es trotzdem. Beeindruckend sind auch die offenen Lernwerkstätten, wo es „drop-in Zeiten“ gibt, an denen Lehrkräfte den Lernenden zur Beratung zur Verfügung stehen.

Letzter Programmpunkt unserer Reise ist ABF, der Arbetarnas Bildningsförbund. Er ist einer von insgesamt neun nationalen Studienverbünden.

Das Haus wurde 1938 eröffnet. Überall finden sich große Wandbilder, die verschiedene Arbeiterszenen darstellen.

Die Studienverbünde kommen von ihrer Organisation und ihrem Angebot den deutschen Volkshochschulen am nächsten, haben jedoch alle eine bestimmte politische oder religiöse Herkunft. Wie der Name schon sagt, ist der ABF der Bildungsverein der Arbeiterbewegung. Auch hier sind wieder Vereine und Verbünde Mitglieder, können das Haus nutzen und Angebote durchführen. Gleichzeitig gibt es auch ein offenes Kursprogramm sowie die schwedischen „studiecirklar“ – Studienzirkel, ein partizipatives Bildungsformat, was oftmals von Einzelpersonen initiiert wird und hier stattfindet.

Mit diesem letzten Programmpunkt endet unsere Reise und wir machen uns über die Brücken wieder auf den Weg nach Hause. Ein inspirierender Blick über den eigenen Tellerrand!

Managing a Diverse Classroom: Facing Upcoming Challenges

Athen, 18.-23. März 2024

von S.M. und K.K.

Sonntag, 17.03.2024 (Ankunftstag)

Nach einem ruhigen Flug landeten wir am Nachmittag sicher in Athen.
Wir erkundeten die Umgebung und waren erfreut über die ersten Sonnenstrahlen bei einem angenehmen Klima und 15 Grad.
Zuerst waren wir gespannt auf die Akropolis und konnten sie nach wenigen Metern oben auf dem Hügel entdecken.

Zur Orientierung für den nächsten Morgen suchten wir unsere Schule auf, die einen Fußmarsch von ca. 10 Minuten von unserem Hotel entfernt war.

Montag, 18.03.2024

An unserem ersten Unterrichtstag begannen wir mit einer Vorstellungsrunde und Planung für den Tag. Die 10 Teilnehmer kamen aus Rumänien, Spanien, Zypern, Italien und Deutschland.
Nachdem wir das Organisatorische besprochen hatten, begannen wir als Einstieg mit dem sogenannten „Eisbergprojekt“.

Diese Abbildung bedeutet die Versinnbildlichung von kulturellen Eigenheiten:
Die neuen Teilnehmer in unseren Sprachkursen werden zunächst nach äußerem Erscheinen, Sprache und Traditionen in den oberen Bereich des Eisbergs eingeordnet: SICHTBAR.
Der untere Teil unseres Eisbergs, der NICHT SICHTBARE Teil (der Hintergrund), wird untergliedert in Religion, familiäre Situation, Gefühle, Vorurteile und Stereotypen. Zur familiären Situation haben wir nachstehende Punkte aufgeschrieben:
– Bildungsstand
– Wirtschaftliche Verhältnisse
– Werden die Kinder streng oder nachsichtig erzogen?
Nach einem mündlichen Austausch darüber, hatten wir auf Grund eines griechischen Feiertages nur bis mittags Unterricht.

Nachmittags liefen wir durch den Hadrian`s Bogen und besuchten den Tempel von Olympian Zeus.

Des Weiteren suchten wir folgende historische Stätten auf:
Zappeion von 1888 ein Kongress- und Messegebäude, Olympiastadion und danach verzehrten wir
griechische Spezialitäten.
Zum Schluss gingen wir noch zum Philopapposhügel, um den Ausblick und Sonnenuntergang über
Athen zu genießen.

Dienstag, 19. März 2024

Heute war das Thema: Feinplanung einer Unterrichtsstunde.
Wir haben in Partnerarbeit ein typisches Projekt ausgearbeitet, welches wir im Unterricht anwendeten. Unser PBL-Projekt (project-based learning) behandelte eine Exkursion nach Lübeck:
– Planung und Vorbereitung
– Teilnehmer haben vorab eine Recherche-Aufgabe mit Hilfe des Internets bekommen (Holstentor, Fluss Trave, Niederegger-Marzipan)
– Ausführung und Ziel dieser Exkursion: z.B.: was ist eine Hansestadt?

Nachbearbeitung: Teilnehmer haben die Hausaufgabe bekommen „Was fanden Sie am schönsten?“
Was ist besonders oder typisch für Lübeck? (Backsteinhäuser)
Kursleiter haben Hausaufgaben kontrolliert und mit den TN besprochen.
Zum Schluss fertigten die TN zu dieser Exkursion in Gruppenarbeit mit Begeisterung ein Plakat an und präsentierten diesen vor der gesamten Gruppe.

Da es heute am Nachmittag regnete, nahmen wir die Metro zum Einkaufszentrum „Athens Metro Mall“ und waren erstaunt, dass auch hier überwiegend die allseits bekannten Warenketten ansässig sind. Dieses Einkaufszentrum hatte auf allen Etagen ein Motto: PLAYMOBIL

Nach dem Einkaufsbummel gönnten wir uns ein (großes) griechisches Eis.
Am Abend hatten wir ein sehr nettes Informationsgespräch mit der Dame an der Rezeption und erfuhren, wo wir einheimische Märkte und Produkte finden können.

Mittwoch, 20.03.2024

Heutiges Thema:
Was ist der Unterschied zwischen „Equality“, „Equity“ und „Justice“?
Diese Frage wurde ausführlich erörtert, analysiert und diskutiert. Daraufhin besprachen wir die Methodik und Didaktik für unseren Sprachenunterricht.
Die Dozentin hat uns für die weitere Partnerarbeit Tipps und Hilfestellung gegeben. Nach der Bearbeitung mussten wir gegenseitig die Ergebnisse präsentieren.
Als nächstes besprachen wir ausgiebig „die Inklusion“ anhand von Video-Beispielen, die wir auch analysierten und besprachen.
Eine sehr interessante Methodik, das sogenannte „Boarding-Ticket“, wurde uns für unseren Unterricht vorgestellt:

Diese Idee gefiel uns so gut, dass wir sie in unseren Unterricht mit aufnehmen werden.
Wir glauben, dass es eine gute Möglichkeit ist, die Teilnehmer damit noch mehr zu motivieren, die Sprachkenntnisse zu erweitern.
Des Weiteren besprachen wir jegliche Arten von Inklusionen:
Menschen mit körperlichen oder geistigen Behinderungen und welche Herausforderungen auf uns und die Teilnehmer zukommen könnten.
Außerdem wurden uns Beispiele gezeigt, wie wir Kursleiter, TN mit unterschiedlichen Kompetenzen und Bildungsniveaus unterrichten können, von schwachen bis starken Schülern.
Schwächere TN bekommen dieselben Aufgaben, nur in leicht verständlicher Sprache, hingegen die Lernstärkeren zum selben Thema an zusätzlichen Materialien arbeiten müssen oder können.

Nachmittags waren wir mit einem „Hop- on /Hop- off“ Bus unterwegs und fuhren an folgende Sehenswürdigkeiten vorbei:
– Parlament, Wachablösung (siehe Foto)
– Botschaftsviertel
– Stadion
– Zeus-Tempel
– Hadrian`s Arch
– Landesgarten
– Universität mit Bibliothek

Nach einem traditionellen Abendessen (Gyros, gefüllte Tomaten) machten wir erneut einen Spaziergang zu unserem Hügel „Filopappou“ und genossen den Blick auf die Akropolis sowie den Sonnenuntergang.

Donnerstag, 21.03.2024

Da heute der Unterricht erst am Nachmittag begann, nutzten wir den sonnigen Vormittag und besichtigten die Akropolis.
Mit dem Europass bekamen wir einen Rabatt und brauchten nur 10,- statt 20,-€ zu bezahlen.
Damit wir den Touristenandrang umgehen konnten, wanderten wir früh morgens gleich nach dem Frühstück zur Akropolis hinauf. Beim Aufstieg bestaunten wir den Unterschied zu unserer Vegetation und Vogelwelt: die Bäume, die Blütenpracht, freilebende Papageien.
Da seit sehr vielen Jahren an den Ruinen restauriert wird, konnten wir die Arbeiter aus nächster Nähe beobachten.
Die Akropolis wurde um 1687 bombardiert und seitdem wird an den Ruinen ständig restauriert,
was auch schon sichtbar wurde.

Um 14.30 Uhr trafen wir uns alle wieder im Klassenraum.
Das heutige Thema war „Multiculture, Crossculture, Interculture“. Diese drei Kulturarten wurden analysiert, mit uns besprochen und Projekte in Partnerarbeit ausgearbeitet.
Es wurden Methodik und Didaktik vorgestellt und unser Unterricht anhand von Fragen reflektiert:
z.B. Respekt, Toleranz, Offenheit, Empathie.
Des Weiteren beschäftigten wir uns mit verschiedenen Kompetenzen: Werte, Haltung, Fähigkeiten und Wissen.
Wir diskutierten in der Gruppe die unterschiedlichen Herangehensweisen der Unterrichtsgestaltung.
Abends nach dem Unterricht schlenderten wir in das Stadtviertel „Plaka“ mit den vielen Souvenirgeschäften und Restaurants sowie kleine gemütliche Gassen.

Freitag, 22. März 2024

Auch heute begann der Unterricht erst am Nachmittag und wir besichtigten morgens das Panatinaiko-Stadion.
Auf diesem Bild sieht man das Panathinaiko-Stadion, welches ca. 2500 Jahre alt ist. Man wird mit einem Audio-Tourguide durch die Arena und alten Zeiten geführt. Wir hörten das Publikum jubeln und befanden uns mitten unter ihnen. Schritt für Schritt kommt man sich vor, wie ein Teilnehmer
der Olympischen Spiele zu sein.

Von der Tribüne aus konnte man einige Sportler bei ihren Aktivitäten in der Arena beobachten.
Es waren Familien mit Kindern und einzelne Sportler vor Ort.

Das Stadion kann man im oberen und unteren Bereich umrunden, dazu benötigt man ca. 3000 Schritte.

Seit 1896 wird hier alle vier Jahre das Olympische Feuer entfacht und in die Welt hinausgetragen.

Um 14.30 Uhr begann der Nachmittagsunterricht.
Wir beschäftigten uns heute mit verschiedenen Kennlern- und Auflockerungsspielen, die wir zusammen in neuen Gruppen vorbereiteten und präsentierten. Die neu vorgestellten Spiele sorgten für allgemeine Heiterkeit, sodass wir überlegen, diese in unserem Unterricht mit aufzunehmen.

Ferner haben wir uns mit der „Basis des cooperativen Lernens“ sowie „Interkulturelles Lernen“ auseinandergesetzt.

Nach einer Dankesrede unserer Dozentin erhielten wir unsere Teilnahmebescheinigung und verabschiedeten uns alle voneinander.
Heute nutzten wir die Möglichkeit, das Akropolis-Museum auch abends bei Dunkelheit zu besuchen.
Uns wurde die Gelegenheit gegeben, über gläserne Fußböden die Ausgrabungen zu besichtigen.
Es wurden Funde, wie z.B. Mamor-Statuen, Werkzeuge, Geschirr und Waffen sowie Nachbildungen der Akropolis in einzelnen Stationen zur Schau gestellt.

Hier sieht man das moderne Museum bei Nacht.

Samstag, 23. März 2024

Am letzten Tag nutzten wir das zur Verfügung gestellte „Hop on Hop off“ – Ticket, besichtigten weitere Sehenswürdigkeiten in und um Athen und fuhren zur Küste.

Wir sahen die Fischer, die in den Hafen einliefen und beobachten sie beim Verkauf der frischen Fische.
Der Kontrast dazu war eindeutig einen Steg weiter zu erkennen, denn dort lagen die Luxusyachten.

Am Abend spazierten wir noch einmal zur Akropolis, genossen den Sonnenuntergang und verabschiedeten uns im Mondlicht von Athen.

Nach dem Kofferpacken gingen wir früh schlafen, da wir am nächsten Morgen um 5.00 Uhr abgeholt werden und leider wieder nach Hause fliegen müssen.

Fazit

von S.M.:

In diesem Kurs habe ich neues Wissen über interkulturelle Bildungspraktiken erworben, welches ich sehr interessant und aufschlussreich fand.
Durch das Eisberg-Projekt habe ich Kenntnisse und Anregungen zur Förderung einer gelungenen Kommunikation erhalten und die auch praktisch sehr gut anwenden kann.
Die Ausarbeitung einer Exkursion war sehr spannend und hilfreich, ich habe neue Ideen erhalten, wie ich die Vor-und Nachbearbeitung der nächsten Exkursion noch besser intensivieren kann.
Des Weiteren fand ich den Austausch mit den anderen Teilnehmern des Kurses sehr informativ. Wir diskutierten über die unterschiedlichen Unterrichtssysteme und Herangehensweisen.

von K.K.:

Ich habe durch dieses Erasmus-Programm über die Feinplanung des Sprachunterrichts viel mitnehmen können und werde das Erlernte umgehend in meinen Unterricht integrieren.
Der Austausch auch mit Kollegen aus anderen Ländern hilft mir, Ideen anzunehmen und umzusetzen.

 

 

 

How Digital Tools can help running your School, Madrid

Lerntagebuch Madrid, 04.– 10. Februar 2024

Die vhs Husum schickt zwei Kugelschreiber auf Erasmus-Reise. Mit ihnen unterwegs zwei Kolleginnen, die sich eine Woche lang mit dem Thema Digitalisierung auseinandersetzen. Durch Input im Kurs „How digital tools can help running your school“ wollen wir uns die Zeit nehmen, uns mit anderen zu dem Thema auszutauschen und gemeinsam überlegen, wie wir die Digitalisierung weiter voranbringen können.

Reisetag 0

Die Anreise mit Bahn und Flugzeug klappt ohne Hindernisse.

Wir landen um 18.50 Uhr in Madrid und fliegen Anfang Februar tatsächlich in die Abenddämmerung hinein. Nach den dunklen norddeutschen Wintertagen eine echte Wohltat. Für den Transfer zum Hotel nutzen wir die Metro. Schnell zeigt sich, wie riesig diese Stadt ist: Gelandet in Terminal 4 sind wir nach 2 Metro-Stationen erst bei Terminal 1-3 angelangt… Madrid hat ungefähr so viele Einwohner wie ganz Litauen, lernen wir am nächsten Tag von zwei litauischen Kursteilnehmerinnen.

Tag 1

Der „Arbeitsweg“ in dieser Woche ist kurz: Der Kursort ist nur 3 Minuten vom Hotel entfernt.

Im Raum treffen wir auf vier weitere Teilnehmende: Lehrer*innen aus Litauen, Zypern und den Niederlanden. Die 7. im Bunde ist noch mit verloren gegangenem Gepäck beschäftigt.

Die Zeit im Kurs vergeht schnell mit Vorstellungs- und Kennenlernrunden, einem Blick auf das Programm, einer Vorstellung von Sehenswürdigkeiten der Stadt und Präsentationen der Teilnehmenden und ihrer Schulen. Den Rest des Tages lassen wir uns bei Sonnenschein und angenehmen 14 Grad durch die Stadt treiben – auch das wieder ein willkommener Kontrast zum nassgrauen Wetter daheim. Der Weg führt unsere Kugelschreiber unter anderem am königlichen Palast vorbei.

Tag 2

Der Kurs ist nun vollzählig und um den kroatischen Erfahrungsschatz ergänzt. Wir bekommen einen Eindruck von der School Management Software Additio, Open EduCat und Google Workspace for Education. An keiner der hier vertretenen Schulen wäre aus Datenschutzgründen die Nutzung von Google erlaubt. Auf die Bedürfnisse einer Volkshochschule sind die Programme alle nicht ausgelegt – da sind wir mit Kufer SQL und der vhs.cloud aber auch gut aufgestellt. Wir müssen die vielen Möglichkeiten, die sowohl Kufer, wie auch die cloud bieten, nur (noch) besser nutzen. Durch eine SWOT (Stärken-Schwächen)-Analyse unserer Einrichtungen mit dem Fokus auf Digitalisierung kommen wir in den Austausch und es wird deutlich: Alle stehen an unterschiedlichen Ausgangspunkten, aber die digitale Transformation ist überall eine große Herausforderung!

Auf dem Weg zum Museo del Prado stoppen wir in einer Kirche – und siehe da: Auch hier wurde schon digitalisiert 🙂

Bei Tapas lassen wir den Tag ausklingen.

 

Tag 3

An diesem Kurstag diskutieren wir nach einem kurzen Input, wie man die in der SWOT-Analyse identifizierten Schwächen der Organisation in Stärken umwandeln kann. Die Idee dahinter: Was in einem Kontext Schwächen sind, können in einem anderen Stärken sein! Wir befassen uns auch mit unterschiedlichen Führungsstilen nach D. Goleman, die beim Change Management wichtig sind.

Schließlich lernen wir noch die digitalen Projektmanagement Tools Trello und TeamGantt kennen. In Gruppen wählen wir eins aus und beginnen, damit zu arbeiten. Dabei geraten wir so sehr in den Flow, dass wir unsere Gedanken im Anschluss in einem Café weiterspinnen 🙂

Am späten Nachmittag treffen wir uns wieder an der Schule und machen uns auf zu unserer Cultural Activity: eine geführte Tour durch Malasana, einer zentralen urigen Gegend mit vielen Geschäften im Retro-Stil, jungem Publikum, Cafés und Bars. Im Laden Popland werden wir in die 80er zurückgeworfen und im Keller einer Kneipe entdecken wir eine Beach Bar.

Tag 4

Zuerst sprachen wir über die Vor- und Nachteile von Teamwork und wie man herausfinden kann, wer für welche Rolle am besten geeignet ist. Danach haben wir SoftSkills behandelt, im Allgemeinen und welche SoftSkills für das Projekt Management essenziell sind.

Wir lernten noch weitere Präsentations- und Kommunikations-Apps kennen, hier zum Beispiel Canva und Notion, die beide sehr vielseitig sind und von uns ausprobiert werden konnten.

Kritisches Denken und Problemlösung war weitere Themen, außerdem haben wir gelernt, was Kreativitätskiller sind und unsere eigene Kreativität getestet. „Out of the Box“-Denken ist dafür unerlässlich.

Am Abend ging es für die meisten von uns noch zu einem kulturellen Moment. Eine angesagte Flamenco-Show, welche die Wurzeln dieses ausdrucksstarken Tanzes beleuchtet, stand auf dem Programm. Es war eine absolut kurzweilige, mitreißende kleine Show (es waren nur ca. 50 -60 Leute in der fast ausverkauften Show in einem kleinen Kellergewölbe). Die Emotionen der Tänzer*innen und des Sängers konnte man nicht nur sehen, sondern spüren.

 

Tag 5

Am Anfang des letzten Tages standen für uns noch Umfragen und Evaluationen auf dem Programm. Wir sprachen darüber, wie die Arbeit der Lehrer *innen in den verschiedenen Ländern evaluiert wird und welche digitalen Möglichkeiten dafür zur Verfügung stehen. Auch hier haben wir neue Sachen lernen und ausprobieren können. Es gibt in fast allen der vorgestellten Apps, unter andern Surveymonkey und Surveyplanet, vorgefertigte Fragen, die man auf die eigenen Bedürfnisse anpassen kann. Das erscheint für vielerlei Prozesse interessant sein zu können.

Um die eigene Institution generell zu überprüfen und herauszufinden, inwieweit Digitalisierung in der Schule schon umgesetzt wurde und / oder woran es denn krankt, bietet die EU mit ihrem Tool „SELFIE EU“ eine durchaus fein definierte Möglichkeit, eine IST-Analyse anzufertigen, bei der sowohl Management, Lehrende und auch TN (hier vor allem Schüler*innen) gefragt werden. Dies ist auch für Erwachsenenbildung anwendbar. Zur Verfügung gestellt wird das Ganze von der European Education Area: https://education.ec.europa.eu/de/selfie bzw. https://selfieptk.eu

Am Ende stellten alle Teilnehmer*innen noch die jeweiligen Ergebnisse vor, an denen sie während der Woche gearbeitet haben, und wir bekamen unsere Zertifikate ausgehändigt.

Fazit zum Kurs

Insgesamt hatten wir uns inhaltlich mehr von dem Kurs versprochen. Die Ausrichtung war eher auf Unterrichtsgestaltung als – wie der Titel erwarten ließ – auf die Digitalisierung einer Bildungseinrichtung. Nichtsdestotrotz haben wir Ideen entwickelt und mitgenommen und natürlich durch den fachlichen wie auch privaten Austausch viel von Europa gelernt und unseren Horizont erweitert. Und zu einem nicht unerheblichen Teil geht es ja bei Erasmus genau darum.

Ein abschließendes Highlight war am Samstag noch der Besuch des Museums Reina Sofia, in dem u.a. Picassos Guernica zu sehen ist. Hier steht dann auch mal das Bild und nicht der Kugelschreiber im Fokus 🙂

Vielen Dank für dieses bereichernde Erasmus+ Woche!

„Wie alle anderen!“ – Lernende aus Grundbildungskursen fahren nach Florenz

Sonntag, 24.09.23

Endlich der Tag, auf den alle hingefiebert haben: Abflug nach Italien (Mailand) und der Beginn einer außergewöhnlichen Zeit in Florenz!

Zunächst hieß es jedoch, mitten in der Nacht aufzustehen und rechtzeitig den Flughafen in Hamburg zu erreichen. Die Anfahrtswege waren zum Teil recht weit (Rendsburg, Oldenburg in Holstein…) und nicht alle Teilnehmenden konnten von uns Begleiterinnen im Auto mitgenommen werden. Letztendlich haben es aber alle geschafft, auch wenn es kurze Zeit so aussah, als hätten wir schon im Vorwege die ersten verloren…

Für manche war es der erste Flug, dementsprechend groß war die Aufregung. Aber es war ein ruhiger Flug mit toller Aussicht auf die vorüberziehende Landschaft unter uns und wir sind pünktlich in Mailand / Bergamo gelandet. Weiter ging es mit einem Shuttle nach Mailand hinein, wo wir uns vor der Weiterfahrt mit dem Zug nach Florenz in einer echt italienischen Eisdiele ausgiebig gestärkt haben.

Assistenz am Mailänder Flughafen

Die Zugfahrt verlief wie im Fluge und die Teilnehmenden der drei Regionalstellen begannen langsam, sich untereinander kennenzulernen.

Schließlich war es so weit: Ankunft in Florenz! Nachdem wir uns aus dem Gewusel im Bahnhof herausgekämpft hatten, warteten einige auf ein Taxi, während sich andere bei herrlichstem Sommerwetter zu Fuß auf den Weg ins Hotel machten.

Nach einer Ruhepause im Hotel war es dringend an der Zeit, etwas zu essen, denn alle hatten nach der langen Reise großen Hunger. Donatella hatte in einem kleinen Restaurant einen großen Tisch für uns alle reserviert und nachdem wir uns gemeinsam mit der italienischen Speisekarte auseinandergesetzt hatten, haben wir himmlisch gespeist!

Vieles auf der Speisekarte war unbekannt, was uns aber nicht davon abgehalten hat, das ein oder andere auszuprobieren – alle waren von diesen neuen kulinarischen Erfahrungen begeistert!

So rollten wir also mehr, als dass wir gingen, zum Hotel zurück und schliefen alle satt und zufrieden nach einem langen Tag voller neuer Eindrücke ein.

Montag, 25.09.23

Heute ging es richtig los – der erste Tag an der Universität!

Nach einem typisch italienischen Frühstück (Weißbrot, Butter, Marmelade und Kaffee) ging es zu Fuß bei schönstem Sonnenschein zur Universität zum ersten Unterricht.

Dort trafen wir zum ersten Mal auf die Teilnehmenden aus Vorpommern.

Nach der herzlichen Begrüßung durch die Leiterin der Universität ‚Centro Linguistico di Ateno‘ Professorin Annick Farina lernten wir unsere Italienischdozentin Elisabetta kennen – und schon ging es los mit der ersten Italienischstunde! Wie sagt man ‚Ich heiße…‘ auf Italienisch? Was bedeutet ‚Sono tedesco‘? Alles sehr verwirrend, aber nach zwei Stunden konnten schon die ersten Sätze auf Italienisch gesprochen werden!

Nach einer kleinen Verschnaufpause ging es weiter mit der Deutschdozentin Valerie. Sie gab uns einen kleinen Überblick über die Sehenswürdigkeiten der Stadt Florenz und bereitete somit die Rallye am Nachmittag vor.

Die Rallye, die Donatella und Cornelia akribisch vorbereitet hatten, führte die Teilnehmenden in kleinen Gruppen zu den wichtigsten und schönsten Sehenswürdigkeiten Florenz‘. An jeder Station hatten sie Aufgaben zu beantworten. Dies war eine große Herausforderung, denn die Aufgaben mussten gelesen und schriftlich beantwortet werden. Die Teilnehmenden halfen sich gegenseitig und so wurden alle Aufgaben von allen Gruppen bestens gelöst!

Die Rallye endete in der alten Apotheke ‚Antica Farmacia di Santo Maria Novella‘, die neben z.B. dem Dom und der Ponte Vecchio, ein echtes Highlight war. Nicht nur ‚alte‘ Düfte gab es dort zu erschnuppern, sondern auch z.B. eine besondere Videoinstallation zu bestaunen.

Stadtrallye Ponte Vecchio
Stadtrallye Apotheke – Videoinstallation

Nach so viel Lernen, Erkunden, Laufen und Eindrücke sammeln haben wir den Abend mit einem feinen Essen ausklingen lassen.

Dienstag, 26.09.23

Nach dem Frühstück ging es wie jeden Morgen zum Centro linguistico.

In der ersten Unterrichtseinheit gab es Raum für Reflexion, Austausch und Fotos des vorherigen Tages. Die Teilnehmer schrieben ihre Gedanken zum Montag auf, was ihnen besonders gefallen hatte oder aufgefallen war. In der zweiten Stunde folgte der Italienischunterricht mit Elisabetta. Es wurden verschiedene Arten der Begrüßung vom Vortag wiederholt und gelernt zu sagen, woher man kommt.

Im Unterricht

Bei Valerie wurde das Bestellen geübt, die verschiedenen Bezeichnungen der Getränke gelernt und direkt im Anschluss in die Praxis umgesetzt, und zwar auf der Dachterrasse des Archäologischen Museums, wo es ein Café gibt, von dem aus man einen wunderbaren Blick über einen Teil der Stadt hat. (Bild Café) Alle Teilnehmer bestellten sich selbst auf Italienisch ein Getränk und genossen diesen schönen Ort. Für viele Teilnehmer war es eine neue Erfahrung, das Gelernte sofort umsetzen zu können und ein Resultat zu erzielen. Italien rückte dadurch ein ganzes Stück näher.

Am Nachmittag sollte eigentlich das Archäologische Museum besucht werden, aber leider hatte es geschlossen. So wurde dieser Besuch verschoben und stattdessen ging es auf die andere Seite des Flusses hinauf zur Piazzale di Michelangelo, von aus man einen wunderschönen Blick über die ganze Stadt hat, die vom Dom und dem mittelalterlichen Rathaus beherrscht wird.

Piazzale Michelangelo

Der Aufstieg war etwas beschwerlich, sodass sich eine Teilnehmerin entschied, zusammen mit Cornelia unten zu bleiben. Treffpunkt danach war die Piazza di Santa Croce, einer der schönsten Plätze von Florenz, mit der gleichnamigen Kirche, deren Atmosphäre wir eine ganze Weile genossen und wo die ersten Souvenirs erstanden wurden. Zum Ausklang des Tages ging es ins Kellergewölbe einer Pizzeria, wo alle eine besonders leckere Pizza aßen.

Mittwoch, 27.09.23

Wie schon am Dienstag galt die erste Stunde der Reflexion, dem Austausch und der Fotoaufbereitung. Danach lernten die Teilnehmer die Namen von Lebensmitteln auf Italienisch. Im dritten Teil des Unterrichts führte die Dozentin Valerie uns auf einen Markt, wo sie uns verschiedene italienische Spezialitäten erklärte und es die Möglichkeit gab, mit einem Obst- und Gemüsehändler zu sprechen.

Am Ende gab es ganz spontan an einem der Stände für alle ein Menü aus drei Gängen, das der Chef für uns zusammenstellte. Jeder bekam so viel Nachschlag, wie er wollte. Das war beeindruckend.

Danach ging es zu Fuß zur Bushaltestelle, von wo aus wir mit dem Bus nach Settignano fahren wollten, einem kleinen Dorf an den Toren von Florenz. Im dortigen Gemeindezentrum, der casa del popolo („Volkshaus“) hatten wir bei Rosalba einen Kochkurs gebucht. Wir wurden sehr herzlich empfangen. Die Teilnehmer wurden in drei Gruppen eingeteilt, von denen jede für ein bis zwei Gänge zuständig war. Alle Teilnehmer bekamen eine Küchenschürze und ein Kopftuch, das sie behalten durften. Danach ging es an die Arbeit. Es wurde Gemüse geschnitten und gedünstet, Bruschetta (Brote mit verschiedenem Belag) vorbereitet, Fleischbällchen geformt und ein Nachtisch aus Obst zubereitet. Während die eine Gruppe schuftete, konnten die anderen die Gärten der Villa Gamberaia besichtigen, der am anderen Ende des Dorfes lag.

Als alles fertig war, wurde ein großer Tisch im Hinterhof des Gemeindezentrums gedeckt, und zusammen mit Rosalba, unserer Chefköchin, wurde das sehr leckere, selbst zubereitete Abendessen verzehrt. Alle waren satt und zufrieden. Rosalba war überrascht, wie gut alle kochen konnten. Spät am Abend nahmen wir den Bus, der uns in unglaublicher Geschwindigkeit zurück nach Florenz brachte.

In der Küche beim Kochen

Donnerstag, 28.09.23

Der Unterricht am Morgen war an diesem Tag etwas kürzer, weil ein längerer Ausflug anstand. Bei Elisabetta lernten die Teilnehmer auf Italienisch zu zählen, und Valerie erzählte uns viele interessante Aspekte über die Toskana, zum Beispiel, dass die meisten italienischen Städte im Mittelalter Stadtmauern hatten, von denen aber die wenigsten erhalten sind. Lucca ist eine der ganz wenigen Städte, die noch eine komplette Stadtmauer haben. Wir sollten die Möglichkeit haben, sie uns anzuschauen.

Für den Ausflug gab es zwei Optionen: Lucca mit seiner Altstadt und Stadtmauer oder Livorno am Meer. Die meisten Teilnehmer entschieden sich für Lucca, zwei fuhren mit Sabine nach Livorno. Während die drei vor allem das schöne Wetter am Meer ausnutzten, haben die anderen Lucca unsicher gemacht, die Stadt besichtigt, geshoppt, Eis gegessen, Kaffee getrunken u.v.m. Zunächst gab es noch eine kleine Aufregung im Zug. Wenn man die Fahrkarten am Automaten kauft, muss man sie am Bahnhof abstempeln. Ohne den Stempel mit Datum und Uhrzeit ist die Fahrkarte ungültig. Da wir noch auf die Gruppe aus Vorpommern warten mussten, wurde die Zeit immer knapper und es reichte nicht mehr, alle Fahrkarten abzustempeln. Donatella ist mutig am nächsten Halt ausgestiegen, um den Rest noch zu stempeln.

Ein Teilnehmer ist alleine auf den Torre Guinigi gestiegen. Als es oben sehr eng und voll wurde, sagte er ‚Scusi‘ (Entschuldigen Sie!) und die Leute machten ihm Platz. Das war für ihn eine wichtige Erfahrung. Er konnte etwas auf Italienisch sagen und bekam daraufhin die erwünschte Reaktion.

Eine weitere Attraktion war die Fahrt mit einem Tandem auf der Stadtmauer einmal um die ganze Stadt herum. Treffpunkt zum Abendessen war das ehemalige Amphitheater der Stadt, das heute ein wunderschöner ovaler Platz mit mittelalterlichen Häusern ist. Nach einem weiteren guten Abendessen ging es zu Fuß zurück durch das nächtliche Lucca zum Bahnhof und dann mit dem Zug zurück nach Florenz.

Im Unterricht
Auf der Stadtmauer von Lucca

Freitag, 29.09.23

Der letzte Tag in Florenz. Wie an jedem Morgen war die erste Stunde der Reflexion über den Vortag gewidmet. Bei Elisabetta hörten wir ein italienisches Lied. Valerie erzählte uns viel über wichtige Sehenswürdigkeiten in Florenz wie z.B. den Dom. Eine Schülerin hatte eine Dankesrede vorbereitet, woraufhin Tränen flossen. Alle waren sichtlich ergriffen. Im Anschluss sollte es im Hof des Sprachenzentrums eine kleine Abschiedsfeier geben. In Wirklichkeit war ein riesiges Buffet mit vielen leckeren Speisen aufgebaut. Aber vorher bedankten wir uns bei den italienischen Dozentinnen, der Leiterin Professorin Annick Farina und den Universitätsmitarbeiterinnen für ihr großartiges Engagement, ihre Offenheit, solch ein Projekt zu wagen, und ihre unglaublich freundliche Aufnahme. Es wurden Geschenke ausgetauscht. Wir hatten Lübecker Marzipan und VHS-Anhänger mitgebracht und bekamen alle eine Flasche mit der Aufschrift des Sprachenzentrums.

Abschied

Für den Nachmittag hatten wir Eintrittskarten für den Dom, um nicht in einer langen Schlange anstehen zu müssen und, wer wollte, konnte den Turm des Doms besteigen, was mit 414 Stufen eine recht beschwerliche Angelegenheit war.

Danach gab es eine Kutschfahrt bzw. die Fahrt mit einem elektrischen Golf-Cart durch die Stadt. Der Rest der Zeit bis zum Abendessen stand zur freien Verfügung. Alle waren sich einig, dass allen das Restaurant am ersten Abend am besten gefallen hatte, sodass wir dort die Reise ausklingen lassen wollten. Noch einmal konnten wir die leckeren toskanischen Spezialitäten genießen, wie z.B. das Bistecca fiorentina, ein sehr großes und dickes Stück Rindfleisch, das fast roh gegessen wird und das vor allem beim männlichen Teil der Teilnehmer großen Anklang fand.

Kutschfahrt
Golf-Cart

Samstag, 30.09.23

Tag der Rückreise. Bevor es zum Bahnhof ging, musste noch der Besuch im Archäologischen Museum nachgeholt werden. Die Teilnehmer hatten die Aufgabe, bestimmte Ausstellungsstücke zu suchen und Fragen dazu zu beantworten. Dazu hatten wir eine Museumsrallye erstellt. Alle waren mit Begeisterung dabei und schauten sich auch andere Exponate an. Ein Highlight war die „Tavoletta marsiliana“, eine Steintafel mit einem der ersten lateinischen Alphabete, noch von rechts nach links geschrieben, leider nur sehr klein. Hier schloss sich der Bogen unserer Reise.

Danach ging es kurz zurück zum b&b, um die Koffer abzuholen. Die Nonnen vom b&b hatten für uns vier Taxis bestellt, von denen nach einigem Warten nur zwei kamen. Der zweite Taxisfahrer war sehr freundlich und lud alle Koffer in sein Taxi, sodass wir unbeschwert zu Fuß zum Bahnhof gehen konnten. Diese Flexibilität zu sehen, aus der Not eine Tugend zu machen, war eine gute Erfahrung.

Innenhof b&b

Von Florenz ging es dann mit dem Zug nach Mailand, wo wir einen längeren Aufenthalt hatten, den wir für ein letztes gemeinsames Mittagessen in einem sizilianischen Restaurant nutzten. Die Teller gefielen einem Teilnehmer so sehr, dass er die Besitzerin überredete, ihm einen zu schenken. Auch das eine spontane gelungene Situation. Danach wieder mit dem Shuttle-Bus zum Flughafen Bergamo und von dort mit einem Direktflug nach Hamburg. Da eine Teilnehmerin starke Schmerzen hatte, wurde für sie die Assistenz beim Einsteigen organisiert. Am Hamburger Flughafen trennten sich dann unsere Wege. Alle waren spät in der Nacht zu Hause.

Fazit

Es war eine sehr gelungene Reise, die bei allen Teilnehmern einen starken Eindruck hinterlassen hat.

Für die meisten von ihnen waren viele Erfahrungen vollkommen neu.

Wirklich beachtlich war, wie gut sie mit all diesen neuen Eindrücken zurechtgekommen sind. Sie waren allem gegenüber aufgeschlossen und interessiert. Sie haben mit den italienischen Dozentinnen und den Nonnen vom b&b ohne Probleme kommuniziert und haben sich in der Stadt ohne Schwierigkeiten bewegt. Sie haben beim Essen viele Gerichte probiert, die sie nicht kannten.

Sie haben, z.B. auf der Stadt- und der Museumsrallye und beim Kochkurs, in Gruppenarbeit Aufgaben gemeinsam gemeistert. In kurzer Zeit ist eine Gruppe entstanden, die gegenseitig auf sich achtete.

Es ist uns offenbar gelungen, eine Atmosphäre zu schaffen, in der sie sich sicher fühlen und so offen gegenüber Neuem sein konnten. Sie haben erlebt, dass sie mehr können, als sie sich selbst vorgestellt hatten. Sie haben an der Reise sehr aktiv teilgenommen, und das ist vielleicht eine der besten Formen von Teilhabe. Das Gelernte konnte oft direkt in die Praxis umgesetzt werden, wodurch es als positiv empfunden wird.

Ein Teilnehmer sagte, dass es die beste Zeit seines Lebens gewesen sei.

Ausblick

Die Reise hat sehr deutlich gezeigt, dass es wichtig ist, über die reine Alphabetisierungsarbeit hinaus Anlässe für lebensweltliche Erfahrung zu schaffen. Dass sich hier Menschen begegnet sind, die sich normalerweise wahrscheinlich nicht begegnet wären, war eine der wichtigen Erfahrungen, und zwar für beide Seiten, sowohl für die Teilnehmer als auch für die italienischen Dozentinnen und für uns als Organisatorinnen. Noch mehr Möglichkeiten, über den geschützten Rahmen der Alphabetisierung hinaus schauen zu können, müssten in Zukunft geschaffen werden.

Ein weiterer Aspekt, den die Teilnehmer hier ganz direkt erfahren haben und der oft negativ besetzt ist, ist die Selbstwirksamkeit. Sie waren dem fremden Land nicht hilflos ausgeliefert, eine Situation, die sie allzu oft schon erlebt haben. Das ist eine wesentliche Erfahrung im Leben.

All diesen Aspekten sollte in Zukunft in der Alphabetisierungsarbeit mehr Aufmerksamkeit gewidmet werden. Deshalb hoffen wir, diese oder eine ähnliche Reise in Zukunft wiederholen bzw. fortsetzen zu können.