Migrants‘ course: Let’s use ICT in teaching & learning of Newly-Arrived Migrants, Helsinki

von S. D. M.

Tag 0: Die lernen, die Finnen.

Es ist Sonntag, 15.30 Uhr in Helsinki. Die Sonne scheint und es ist warm. Doch in Helsinkis Zentralbibliothek Oodi lesen, lernen und basteln die unterschiedlichsten Menschen.

Ilpo Halonen sieht unsere Gruppe lächelnd an. „Was glaubt Ihr? Lohnt es sich, in Bildung zu investieren?“ Wir nicken.

Ilpo Halonen ist Organisator des Kurses „Migrants‘ course: Let’s use ICT in teaching & learning of Newly-Arrived Migrants“ und unsere Gruppe ist ein bunt zusammengewürfelter Haufen aus europäischen Dozent*innen aus Griechenland, Italien, Slowenien und Deutschland. Der Auftakt des Kurses ist ein Spaziergang durch die finnische Hauptstadt, der in Oodi endet. Warum die Zentralbibliothek das Ende dieser Tour ist, liegt auf der Hand. Wenn bei strahlendem Sonnenschein an einem Sonntag, Jugendliche, junge Erwachsene und Eltern mit ihren Kindern ihre Freizeit in der Bibliothek verbringen, sieht man, was die Finnen in Sachen Bildung richtig gemacht haben.

Für 98 Millionen Euro ist im Zentrum Helsinkis ein Ort entstanden, an dem Lernen Spaß macht. In kleinen gläsernen Räumen sieht man Menschen an ihren Laptops sitzen, lachen und diskutieren. Kleine Kinder toben sich auf den geschwungenen Holzböden im oberen Stockwerk aus und andere genießen die atemberaubende Aussicht aus dem dritten Stock.

Was das finnische Bildungssystem ausmacht, scheint sich hier in einem Gebäude zu konzentrieren. Lernen begleitet einen Menschen sein gesamtes Leben lang. Lernen heißt nicht nur, dass man seine Nase in Bücher stecken muss, sondern Lernen bezieht sich auf sämtliche Lebensbereiche. Und so gibt es nicht nur separate Ecken und Nischen für das konzentrierte Arbeiten, sondern auch Räume zum Musizieren, Basteln, Nähen und Experimentieren.

Es ist ein Lernen auf Augenhöhe. Neben einem großen Tisch mit Nähmaschinen befinden sich mehrere 3-D-Drucker. Es gibt Arbeitsplätze mit Computern oder auch Tabletts, die man ausleihen kann und Videokonsolen. Hier scheint es keine Wertungen zu geben. Videospiele sind so wichtig wie Bücher. Kreatives Arbeiten ist nicht weniger wert als technisches Experimentieren.

Durch diese Bibliothek bekommt man ein Gefühl, wie es den Finnen wohl gelingen könnte, ihre Migranten zu integrieren. „Fähigkeiten sind wichtig, neben der Ausbildung“, betont Ilpo Halonen. Wer weiß, was er kann, integriert sich in das Berufsleben, in das Land und bereichert es letztlich. Auch Finnland ist wegen geringer Geburtenraten auf qualifizierte Facharbeiter angewiesen.

Um diese Fähigkeiten, vor allem in Bezug auf den Spracherwerb, zu fördern, können digitale Lernmethoden eine wesentliche Bereicherung für den Unterricht sein. Wie und welche Methoden sich eignen, werden wir in der Fortbildung erfahren.

 

 

Eine Bibliothek mit atemberaubender Aussicht.

 

Lesen und Wohlfühlen.

 

 

Tag 1: Du kannst Deine Schüler nicht ändern, aber Deinen Unterricht.

„Ein Computer wiederholt alles immer wieder und wieder, ohne dabei ungeduldig oder frustriert zu sein. Das ist ein großer Vorteil.“ Anna Surakka, Lehrerin für „social and health care“ gibt am Nachmittag mit ihrer Kollegin Anna-Riikka Rasa, Lehrerin für Finnisch als Zweitsprache, einen ersten Einblick in die vielfältige Welt der Programme und Apps, die uns Lehrer*innen im Unterricht unterstützen können. Der Vorteil liegt auf der Hand. Ein Computer oder ein Tablet haben weder schlechte Laune, noch werden sie ungeduldig. Doch das ist natürlich nur ein Vorteil. Der digital unterstützte Unterricht ist nur eine Möglichkeit, die Talente und Fähigkeiten der Schüler zu fördern.

Wir sind im Vantaa Vocational College Varia, eine Berufsschule im Stadtteil Helsinkis Vantaa. 30 Prozent der 3500 Schüler*innen haben einen Migrationshintergrund. Wie unterschiedlich die Jugendlichen, aber auch Erwachsenen auf das Berufsleben vorbereitet werden, zeigt uns Anu Lähde, die Koordinatorin für internationale Angelegenheiten des Veranstalters Euneos. Wir dürfen sie bei einem großen Rundgang durch das große Schulgebäude begleiten. Die Schüler*innen erlernen hier die unterschiedlichsten Handwerksberufe. Das Besondere: Man sieht bzw. riecht das auch. Ab 10.00 Uhr duftet es nach Gebäck und Hackfleischbraten. Das bereiten die angehenden Köch*innen und Bäcker*innen zu, schließlich versorgen sie die Mensa. Die Wände werden von Maler*innen immer wieder neu gestaltet („Wir wissen nie genau, wie unsere Wände aussehen werden“, erzählt Annu Lähde und lacht fröhlich.) Und in den Werkstätten bauen die Schüler*innen Wasser- oder Elektroleitungen, Möbel usw.

„Kompetenzen sind wichtig“, betont Pia Hakkari, vom Bildungsministerium Vantaa. Das finnische Schulsystem unterstützt die Schüler*innen dabei, ihre Stärken zu entdecken und Kompetenzen zu entwickeln. Auch Migrant*innen oder Schüler*innen mit Migrationshintergrund finden in diesem System ihren Platz. So gibt es z. B. in Finnland nur kaum losgelösten Sprachkurse. Menschen, die neu in diesem Land sind, werden integriert, in dem sie anhand ihrer Fähigkeiten die Sprache gleich mit ihrem jeweiligem Berufswortschatz erlernen. Sicherlich funktioniert das nur für Menschen, die lesen und schreiben können. Für Menschen, die das nicht oder nur eingeschränkt können, gibt es auch in Finnland separate Programme. „Es gibt keine Sackgassen in unserem Schulsystem“, betont Pia Hakkari. Jeder soll in Finnland die Möglichkeit haben, eine praktische Ausbildung zu machen oder ein Studium zu absolvieren. Merkt man auf halbem Weg, dass man sich verändern will, kann man einen anderen Weg einschlagen.

Auch die Erwachsenenbildung ist bei den Finnen sehr beliebt. Knapp 30 Prozent gehen nach ihrem Arbeitstag in Kurse, um sich weiterzubilden. Das Angebot ist groß und die Kosten sind sehr gering. Das kann sich jeder leisten.

In Finnland steht also die Praxis im Vordergrund, Learning by Doing könnte man das auch nennen. Die Aufgabe der Lehrer*innen ist es, Hilfestellungen zu leisten und Angebote zu machen. Den Stoff erarbeiten sich die Schüler*innen selbst. So probieren wir also mit Hilfe der beiden Annas (Ann-Riika Rasa und Anna Surakka) Apps und Programme aus, die unseren Unterricht mit Sicherheit bereichern werden.

Der Nachmittag ist erst der Auftakt einer Reihe von Programmen, die uns die beiden Lehrerinnen vorstellen werden. PicCollage ist eine kleine nützliche App, mit der sich schnell und unkompliziert Bildcollagen erstellen lassen. Die Bilder können lizenzfrei bei pixabay erworben werden oder man macht sie einfach selbst. Auch mit WordOnline kann man die Schüler*innen unterstützen oder auch Inhalte gemeinsam erarbeiten lassen.

Richtig ausprobieren dürfen wir uns mit ThingLink einem browserbasierten Programm, bzw. einer App, mit deren Hilfe sich interaktive Bilder oder Videos erstellen lassen. So kann man einerseits komplexe Inhalte verknüpfen, andererseits lassen sich auch einfache Wimmelbilder für den Fremdsprachenkurs beschriften. Infos gibt es unter www.thinglink.com. Heute haben wir uns an Bildern ausprobiert. Am kommenden Mittwoch lernen wir, ein interaktives Video mit Quiz zu erstellen.

Eine interessante Möglichkeit, um sich in der Gruppe, sei es nun Fortbildung oder Klasse, auszutauschen ist Padlet, www.padlet.com, eine Plattform, auf der sich Inhalte und Aufgaben verknüpfen lassen und von einer bestimmten Gruppe eingesehen werden können. Die vorgestellten Apps und Programme sind übrigens in der Basisversion kostenfrei.

Trotz der modernen Ausstattung und der vielfältigen digitalen Möglichkeiten betonen unsere Dozenten durchgehend, dass ICT nur ein Teil des Unterrichts sei; es brauche Varianten. Doch ohne die digitale Variante ist ein moderner Unterricht 2019 nicht möglich.

 

Lernen im Kleinen: In der Schreinerwerkstatt waren aber auch große Möbel zu sehen.

 

Wie die Wände gestaltet werden bleibt eine Überraschung.

 

Modernes Wimmelbild mit Auflösung. Ideal für einen A1-Deutschkurs.

Tag 2:

Wie digitale Programme unseren Unterricht bereichern können, zeigt uns Karoliina Mutanen, Klassenlehrerin an der Berufsschule in Vantaa. Für das Unterrichtsmanagement benutzt die Lehrerin classdojo, ein browserbasiertes Tool (auch als App erhältlich), das einem im Unterricht bei der Klassenorganisation unterstützen kann. Anwesenheitslisten, Aufgabenstellungen, Gruppeneinteilungen, Feedback und vieles mehr ist mit nur wenigen Klicks erreichbar. Das Design ist zauberhaft. Jeder Schüler wird von einem kleinen süßen Monster dargestellt und so weiß jeder sofort, was er machen muss. Das Programm wurde für den Grundschulbereich entwickelt, lässt sich aber auch wunderbar für die Erwachsenbildung verwenden, ohne dabei zu kindisch zu wirken.

Wie in Finnland üblich, wenden wir das Gelernte natürlich sofort praktisch an. „Wenn ich Euch nur alles erkläre und Ihr nachhause geht, ohne etwas auszuprobieren, werdet Ihr zuhause alles vergessen haben“, sagt Karoliina Mutanen. Das Programm lässt sich intuitiv bedienen und es macht Spaß. Zufälligerweise hatte ich eine Klassenliste dabei, so dass ich den Kurs für die kommende Woche eintragen konnte. Die Volkshochschule Lübeck existiert nun bei classdojo und mein B2-Deutschkurs wird sich in meinem kommenden Unterricht auf seine kleinen Monster freuen können. Ein weiterer Vorteil dieses Programms ist, dass sich der Redeanteil des Lehrers reduziert und Aufgaben für die Schüler visualisiert werden können. Voraussetzungen hierfür sind eine Internetverbindung und ein Beamer. Auch die Schüler haben über eine App Zugriff auf ihre Portfolios und auch Nachrichten lassen sich unkompliziert versenden. Ähnliches bietet zwar auch die VHS-Cloud, allerdings punktet classdojo durch seine vielfältigen Unterrichtstools, wie die Gruppeneinteilung, Stoppuhr für Gruppenarbeit und vielem mehr.

Nach der Einführung in das Klassenmanagement-Tool, geht es in die konkrete Unterrichtsplanung. Eine wichtige Rolle beim Fremd- bzw. Zweitsprachenerwerb spielt natürlich das Vokabellernen. Quizlet ist ein Programm, mit dem man den Klassenraum in eine Quizshow verwandeln kann. Die Vokabelkarten kann der Lehrer selbst in wenigen Sekunden erstellen, auch Bilder stellt das Programm zur Verfügung, so dass sich das Programm auch für den Unterricht Deutsch als Zweitsprache eignet. Die Schüler*innen lernen zunächst alleine ihre Vokabelsets. Zum Abschluss einer Einheit bietet sich ein großes Quiz an. Der gesamte Kurs kann parallel mit den eigenen Handys, Laptops oder Tablets am Abschlussquiz teilnehmen. Die Lehrerin oder der Lehrer koordinieren den Ablauf. Auch hier werden Gruppen zufällig zusammengesetzt. Das Quizspiel weckt den Ehrgeiz in der Gruppe und die individuelle Lernphase im Vorfeld, lässt allen ihren Raum.

Auch dieses Programm hat eine kostenfreie Version, die laut Karoliina Mutanen völlig ausreiche, am Bildrand wird Werbung eingeblendet. Auch für diese Art des Vokabellernens ist eine Internetverbindung notwendig. Die Teilnehmer können mit einer App auf ihrem Smartphone Vokabeln lernen und am Quiz teilnehmen.

Immer wieder betonen unsere Dozent*innen, dass ICT nur ein Teil des Unterrichts sein kann. Wie die gelernten Vokabeln im Unterricht weiter vertieft und angewendet werden können, dürfen wir anhand eines Beispiels, einer Stationenarbeit, erfahren. Karoliina Mutanen hat fünf Stationen mit unterschiedlichen Übungen, wie Würfel- oder Sortierspielen, vorbereitet, die wir in Gruppen austauschen können. Ein gelungenes Beispiel, wie mittlerweile klassische Unterrichtsmethoden, wie die Stationenarbeit, und moderne Medien miteinander kombiniert werden können.

 

 

Die Lübecker Volkshochschule ist jetzt bei classdojo.

 

 

 

Ein Quizlet-Vokabelkarten-Set.

 

 

Tag 3: Interaktive Videos und Quizspiele

Auch dieser Tag beginnt, wie wir es aus Finnland nun kennen, mit einer sehr praktischen Übung. Dabei gilt die Devise Learning by Doing, da sich das selbst Erlernte besser behalten und damit auch im eigenen Kurs anwenden lässt. Anna-Riikka Rasa gibt uns eine kurze Einleitung in das browserbasierte Programm H5P. Auch dieses Programm lässt sich kostenlos nutzen.

Was kann man mit diesem Programm machen? Mit H5P kann man Videos (eigene oder aus YouTube) didaktisch aufarbeiten. Man kann kleine Zusatzinformationen hinzufügen, Multipel-Choice-Fragen beantworten lassen, Links zu anderen Internetseiten einfügen und vieles mehr.

Einen Vormittag lang haben wir Zeit, um ein eigenes Video zu kreieren. Ich entscheide mich für ein kurzes Video von Eckhart von Hischhausen, Arzt, Komiker und Moderator. In seinem Video „das Pinguin-Prinzip“ erklärt der Komiker, wie er herausgefunden hat, seine Stärken zu finden und in dem Bereich zu arbeiten, in dem er seine Stärken optimal nutzen kann. Ich habe dieses Video schon oft in meinen Deutsch-B2-Kursen verwendet. Zum einen finde ich es inhaltlich für die Kursteilnehmer ermutigend, zum anderen nuschelt Eckhard von Hirschhausen ein wenig, sodass sich die Kursteilnehmer anstrengen müssen, ihn zu verstehen.

Mit H5P kann ich dieses Video mit relativ einfachen Mitteln didaktisieren. Ich habe mich für Multiple-Choice-Fragen zum Textverständnis entschieden und außerdem einige Zusatzinfos und auch Bilder zum Verständnis hinzugefügt. Für den Einsatz im Unterricht wäre mein Video sicherlich zu überfrachtet, aber als Testversion zeigt das Video was möglich ist (https://h5p.org/node/507945). Dabei ist meine Version nur die Spitze des Eisbergs. Es lassen sich hier komplexe Lernvideos erstellen. Die Beispiele auf der Seite sind beeindruckend. Darüber hinaus findet man auf www.h5p.com zahlreiche weitere Features, wie z. B. Ratespiele, Statistiken, Präsentationen und vieles mehr.

Das Programm Kahoot lernen wir am Nachmittag kennen. Ähnlich wie bei Quizlet Live lässt sich hier der Kursraum in eine Quizshow verwandeln. Die Dozentin oder der Dozent entwickelt die Aufgaben und die Teilnehmer*innen nehmen mit Hilfe ihres Smartphones am Quiz teil. Das Besondere an diesem Programm ist, dass zu sehen ist, wie viele Teilnehmer*innen die richtige Antwort gegeben haben. So kann der Lernstoff wiederholt werden und die Dozentin oder der Dozent kann sehen, welche Inhalte ggf. wiederholt werden müssen. Zur Aufgabenerstellung ist natürlich ein Account bei www.kahoot.com erforderlich, allerdings brauchen die Teilnehmer*innen keinen Account. Sie erhalten einen Code, den sie direkt auf www.kahoot.it eingeben und das Spiel kann beginnen.

Kahoot erinnert sehr an Quizlet, wobei sich auch einige Optionen bei H5P finden lassen. Den Dozentinnen unseres Kurses ist es wichtig, uns die vielen Optionen zu zeigen, so dass wir entscheiden können, welche Programme für unseren Unterricht geeignet sind.

Voraussetzung für alle Programme ist eine stabile Internetverbindung während des Unterrichts, sowohl für Dozent*innen als auch für Teilnehmer*innen.

 

Kahoot: Auf dem Bildschirm ist die Aufgabe zu sehen (das Bild wird mittels Beamer oder Smartboard für die Teilnehmer*innen sichtbar projiziert). Per Handy geben die Teilnehmer*innen die Antworten.

 

Tag 5: Wie man Bildern Teilnehmer*innen motivieren kann.

Heute wechseln wir den Standort und sehen uns einen anderen Teil des Varia Vocational Colleges an. Diese Schule hat etwa 500 Schüler*innen, die sich vor allem auf die Bereiche Logistik, KFZ-Mechanik und Flugzeugbau konzentrieren. Anssi Salmi, Logistiklehrer, führt uns durch die Räume und Werkstätten. Beeindruckend sind die Größe und die Ausstattung der Räume, vor allem die Halle, in der die Schüler Flugzeuge reparieren war besonders eindrucksvoll.

Anna Kepanen zeigt uns in der weiteren Schulung, wie wir Fotos im Unterricht einsetzen können. Einerseits lassen sich mit Hilfe von ausgewählten Bildern wie in einer vorgestellten Gruppenarbeit Redeanlässe schaffen, andererseits kann die Arbeit mit der Kamera, die Teilnehmer*innen in den Kursen motivieren. So gehen die Lehrerinnen z. B. mit ihren Teilnehmer*innen spazieren und lassen sie ein kleines Fotoprojekt erstellen, dass sie dann präsentieren. Dazu eignet sich z. B. eine eigene Homepage. Da wir uns an einer Berufsschule befinden, bietet es sich auch an, die Teilnehmer*innen ihre berufliche Identität über die Bilder präsentieren zu lassen. So können sie zeigen, wo ihre Stärken liegen. Eine andere Möglichkeit, wie die Teilnehmer sich mit dem Berufsleben auseinandersetzen können, ist ein Zelt bzw. Pavillon, auf dessen Wände ein bestimmtes Bild projiziert wird. Die Teilnehmer*innen können so an jeden Ort gebracht werden. So lässt sich auch eine Werkstatt oder ein Krankenhaus einreichten, um z. B. Wortschatz oder Redemittel zu üben.

Camera Pen Learning ist eine Methode, die ebenfalls den Unterricht unterstützen kann. Die Kamera (z. B. des eigenen Smartphones) ist ein Werkzeug, um es zum Lernen einzusetzen. Die Kamera ersetzt so den Bleistift. Bilder sind immer mit Emotionen verbunden und unterstützen deshalb den Lernprozess. Wie das funktioniert dürfen wir anhand einer Aufgabe ausprobieren. In einer Gruppe sollen wir uns auf eine Stärke einigen und diese ohne Worte, nur mithilfe eines sehr kurzen Videos darstellen. Danach präsentieren sich die Gruppen ihre Videos gegenseitig und müssen die Stärke der anderen Gruppe erraten. Während des Entstehungsprozesses sind die Teilnehmer*innen gezwungen miteinander zu sprechen, um ein gemeinsames Video zu drehen und es macht außerdem sehr viel Spaß.

Mit dieser Methode lässt sich der Wortschatz aber auch die Grammatik vertiefen. Als gemeinsame Plattform reicht eine WhatsApp-Gruppe, womit die meisten Teilnehmer*innen sehr gut vertraut sind.

Zum Schluss dürfen wir an einigen Stationen die Möglichkeiten des virtuellen Lernens ausprobieren. So kann man sich z. B. mithilfe einer virtuellen Brille ganz neue Räume erschließen und z. B. Vokabeln lernen oder durch platzierte Videos Informationen erhalten. In einem anderen Raum hatten wir die Möglichkeit virtuell LKW, Auto oder Bagger zu fahren. Mir gelang es zwar einen LKW ohne größeren Schaden auf die Autobahn zu bringen, ob das aber der Auftakt für eine neue berufliche Zukunft ist, bezweifle ich. 😉

 

In dieser Halle lernen die Schüler*innen, wie man Flugzeuge repariert und wartet.

 

Gruppenarbeit mit Bildern und Süßigkeiten.

 

Mit dem Fahrsimulator kann man auch gewagte Manöver riskieren.

 

Der innoffizielle letzte Tag: Heureka!

Zum Abschluss unseres Kurses treffen wir uns im Wissenschaftscenter Heureka. Und auch hier können wir wieder sehen, wie das finnische „Learning by Doing“ funktioniert. Durch Ausprobieren und Experimentieren kann man hier etwas über den Aufbau des Gehirns, Dinosaurier, den Weltraum und noch einiges mehr erfahren. Familien und Schulklassen können hier einen kompletten Tag verbringen, so viel gibt es zu entdecken.

Uns bleibt heute nur wenig Zeit zum Ausprobieren und Staunen. Wir treffen uns mit unserer Gruppe und dem Organisator Ilpo Halonen. Was wir gelernt hätten und mitnehmen würden, fragt er uns in die Runde und lächelt. Was nehme ich mit? Ein ganz Menge! Ich habe eine Vielzahl an Programmen und Apps kennengelernt, die ich zunächst noch einmal für mich selbst ausprobieren muss, um sie dann im Unterricht einzusetzen.

Doch der Umgang mit den Apps reicht am Ende nicht aus. Ich habe dank der wunderbaren Dozent*innen gelernt, wie man die Methoden sinnvoll im Unterricht einsetzen und wie man diese in sein Unterrichtskonzept einbetten kann. Denn die digitalen Unterrichtsmethoden sind nur eine weitere Variante von Unterrichtsmethoden, die wir verwenden können. Im finnischen Bildungssystem stehen die Schüler*innen als Individuen im Mittelpunkt. Jeder soll seine Stärke entdecken und diese wird mit Unterstützung der Lehrer*innen weiterentwickelt. Dabei spielt es auch eine Rolle, wie jede Schülerin oder jeder Schüler individuell am besten lernt. Der eine lernt am besten am PC, der andere benutzt sein eigenes Smartphone und andere möchten lieber mit Bildkarten arbeiten, die sie anfassen können.

Ob digital oder analog, unsere Aufgabe als Dozent*innen ist es, den besten Weg für unsere Teilnehmer*innen zu finden. Umso wichtiger ist es, den digitalen Ausbau an den Schulen und auch Volkshochschulen voranzubringen. Wir sollten unseren Teilnehmer*innen die komplette Bandbreite des modernen Lernens anbieten können. Ich freue mich darauf.