Von dieser Mobilität profitierten vhs-Kolleginnen und Kollegen aus zwei Bundesländern: aus Mecklenburg-Vorpommern und aus Schleswig-Holstein, die sich alle für Grundbildung und Schulabschlusskurse engagieren. In erster Linie ermöglichte der Aufenthalt in Irland, die Arbeit dort kennenzulernen, in zweiter auch einen intensiven Austausch zwischen den beiden Bundesländern.
Montag, 31.03.2025: Dublin: CASPr und AONTAS
„It’s all about empowering adults through education to foster community participation and break cycles of disadvantage.“
Der Dachverband AONTAS hat sich dankenswerterweise bereit erklärt, uns als aufnehmende Organisation zur Verfügung zu stehen. AONTAS nennt sich selber die Stimme der Erwachsenenbildung in Irland. Die Kollegin Lorraine O‘Connor war der erste Kontakt nach Irland und sollte sich als Glücksgriff erweisen. Denn sie hat alle Kontakte in Irland für uns hergestellt – sei es in Dublin oder in Limerick.
Am Montag traf uns Lorraine in der Hotel-Lobby und brachte uns zunächst zu CASPr (Community After School Programme), einer Bildungseinrichtung, die in der Dubliner North East Inner City sozialräumliche Bildungs- und Mitmachangebote für Kinder und Erwachsene bereithält. Die Leiterin der Erwachsenenbildung (Training Manager), Lynn Simpson, nahm uns zusammen mit Aleena, der Verantwortlichen für die Nachmittagsbetreuung der 5- bis 12-jährigen Kinder, in Empfang.

Das Bildungszentrum feierte letztes Jahr sein 30-jähriges Bestehen und hat seine Ursprünge in der Kinder-Betreuung nach der Schule, um den Kindern aus bildungsbenachteiligten und z.T. von Sucht betroffenen Familien eine sinnvolle und lehrreiche Nachmittags-Gestaltung zu ermöglichen („the aim was to keep the children off the streets“). Über die Arbeit mit den Kindern entstand der Kontakt zu den Familien und bald lag der Fokus auf dem ganzen System Familie und darüber hinaus auf dem sozialen Lernen und dem Zusammenhalt im Quartier. Hier spielt die Erwachsenenbildung neben der Kinderbetreuung eine entscheidende Rolle, da es mitunter darum geht, die Familien mit formalen und informellen Bildungsangeboten zu stabilisieren, Menschen über das kostenfreie offene Kursangebot (und die dort gebotene emotionale Unterstützung) Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen zu vermitteln, sowie Möglichkeiten des ehrenamtlichen Engagements und der reellen Weiterbildung (hier: in der Kinderpflege) aufzuzeigen. Davon, so sind sich hier alle sicher, profitiert letzten Endes auch die Gemeinschaft im Quartier. Deshalb ist eine Ausrichtung des Angebots an den Bedarfen der Gemeinschaft so wichtig und die systematische Erfassung des Feedbacks der Lernenden für die qualitative Weiterentwicklung des Programms essentiell.

In Lynns Ausführungen begegnete uns zum ersten Mal ein Phänomen, das uns auch bei unseren nächsten Treffen in Bildungseinrichtungen immer wieder begegnen sollte: Dem Handeln aus einer ehemaligen eigenen Betroffenheit heraus. So erzählte uns Lynn, dass sie selber als junge Erwachsene mit LRS die Schule ohne Abschluss verließ und dann nach ein paar Jahren in prekären Arbeitsverhältnissen über informelle Bildungsangebote wieder zurückfand und ihren Abschluss nachholte. Nun wolle sie anderen Mut machen, diesen Weg ebenfalls zu gehen.
Heute bietet CASPr:
- Die Betreuung von Krippenkindern am Vormittag
- Die Betreuung von ca. 30 Schulkindern am Nachmittag, wobei uns Aileen die vielen schönen Aktivitäten vorgestellt hat, die mit den Kindern unternommen werden – viele davon mit einer äußerst wertvollen pädagogischen und präventiven Zielsetzung
- informelle, nicht-zertifizierte Kurse wie Yoga, Stricken, Meditation, Umgang mit mobilen Endgeräten, Lesen und Schreiben etc.
- Krisenberatung für Familien, Schuldnerberatung etc.; wenn keine eigene Hilfe möglich ist, erfolgt eine Verweisberatung an Netzwerkpartner
- Verschiedene themenbezogene Projekte (z.B. Teilnahme an der Pride Parade mit selbst gestalteten Plakaten, Pilotkurs Future Female Leaders)
- Arbeit mit der sozialen Gemeinschaft direkt im Quartier (Garten- und Mitmachprojekte wie z.B. Neugestaltung des Außenbereichs und den I-love-myself-tree)
- Akkreditierte Weiterbildung (1-jährig) in der Kinderpflege.
Hier erfuhren wir zum ersten Mal, dass das Mitdenken von Themen der Erwachsenenbildung in Irland auf nationaler Ebene (und damit einhergehend auch die staatliche finanzielle Förderung) ursprünglich einer Gruppe von Frauen zu verdanken ist, die immer wieder auf soziale Missstände und Schwierigkeiten in den Familien und Quartieren aufmerksam gemacht haben. Mehr Bildungsmöglichkeiten und Möglichkeiten der gesellschaftlichen Teilhabe zu schaffen, sei hier immer wieder die zentrale Forderung gewesen und diese wurde am Ende von der Regierung als nationale Strategie angenommen. Dieses „Grassroot Movement“ führte im Endeffekt dazu, dass das ETB (Educational Training Board) nun jedes Jahr Mittel für die Grundbildung von Familien und Communities bereitstellt. Da die Beträge allerdings von Jahr zu Jahr variieren, sind die Bildungszentren sehr auf Förderung angewiesen. So wird z.B. Lynns Stelle über drei verschiedene Projekte finanziert.
Zuletzt hat uns noch der Einrichtungsleiter, Tom O’Brian, kurz begrüßt und uns von der Wichtigkeit ihrer aller Arbeit im Sinne eines ganzheitlichen Bildungsansatzes berichtet.
Am Montag Nachmittag hat Lorraine uns in die AONTAS-Zentrale (Aos Oideachais Náisiúnta Trí Aontú Saorálach) eingeladen, um dort die Arbeit der Organisation zu präsentieren und uns ihr Kollegium vorzustellen. AONTAS ist eine Mitgliederorganisation, die sich für die Förderung und Entwicklung der Erwachsenenbildung in Irland einsetzt. Hauptziel ist, Erwachsenen Lernmöglichkeiten zu bieten, um ihre persönliche und berufliche Entwicklung zu unterstützen. Die Organisation arbeitet dafür nicht nur eng mit Bildungsanbietern und politischen Entscheidungsträgern zusammen. Sie legt auch einen hohen Stellenwert, die Stimme der Lernenden in ihre Arbeit einzubeziehen. Es lassen sich dabei fünf Kernbereiche der Arbeit von AONTAS nennen:
1. Interessenvertretung und Lobbyarbeit
2. Unterstützung von Lernenden: Im Learner Forum bietet AONTAS Lernenden die Möglichkeit, Erfahrungen zu teilen und Feedback zu geben. So stellen sie sicher, dass die Stimme der Lernenden in Entscheidungsprozessen berücksichtigt wird.
3. Community Education Network: AONTAS koordiniert ein Netzwerk von Bildungsanbietern zum Praxisaustausch und um Ressourcen zu teilen. So wird lebenslanges Lernen auf lokaler Ebene gefördert.
4. Forschung: AONTAS hat eine eigene Forschungsabteilung
5. Veranstaltungen und Kampagnen: AONTAS organisiert Veranstaltungen und Kampagnen – zum Beispiel das Adult Learners` Festival. So wird Sichtbarkeit hergestellt und die Erwachsenenbildung öffentlich in den Fokus gerückt. Dies gelingt unter anderem mit dem Star-Award, der besondere Projekte oder Leistungen von Lernenden würdigt.
Auffallend war, dass die soziale Situation der irischen Gesellschaft immer wieder erwähnt wurde: Armut, Arbeitslosigkeit, Gewalt und Suchterfahrungen in Familien, Suizidraten, soziale Ungleichheit und Migration werden immer wieder genannt – einerseits als Ursache für die Entwicklung des Erwachsenenbildungssystems in der Vergangenheit. Andererseits hat man diese Probleme weiterhin im Blick, wenn es darum geht, wie Lernende gefördert werden können. Deshalb bedeutet Erwachsenenbildung hier auch, dass die Familien – also auch die Kinder – mitgedacht werden, dass günstige Freizeitangebote ermöglicht werden und ganz selbstverständlich psychologische oder sozialpädagogische Maßnahmen in einzelne Projekte implementiert werden.

Dienstag, 01.04.2025, Dublin: Besuch des Dachverbandes für Grundbildung NALA (National Adult Literacy Agency)
Nachdem wir am Vortag die Organisationen CASPr und AONTAS aufgesucht und bereits erste theoretische und praktische Eindrücke gesammelt haben, sollte es am heutigen Tag zu NALA (National Adult Literacy Agency), einem Dachverband für Grundbildung, in den südlichen Teil der Stadt Dublin gehen. Nach einem kurzen Stück mit der Tram (Straßenbahn) und einem sonnigen Fußmarsch waren wir gegen 10:30 Uhr vor Ort. Die Institution selbst befindet sich mitten in einem Wohngebiet und einer unmittelbaren Schulumgebung. Empfangen wurden wir von Colleen Dube (CEO NALA) und Aoife Crawford (Research and Policy Officer). Unser Aufenthalt bei NALA diente in erster Linie dem Kennenlernen der Organisation und deren Arbeitsauftrag im irischen Bildungssystem sowie dem Austausch untereinander. Unterstützt wurde der Austausch durch Fergus Dolan (Literacies Development Worker), einem weiteren Teamkollegen, welcher uns im Fachbereich der Grundbildung einen Einblick in praktische Umsetzungsmöglichkeiten gab.

NALA ist eine mitgliedergestützte Organisation, welche (Lernenden-)Bedarfe im Grundbildungsbereich erforscht, direkte Bildungsangebote konzipiert und darüber hinaus über jahresübergreifende Strategiepläne das irische Bildungssystem auf politischer Ebene mitsteuert. Dabei wird Grundbildung immer als Bestandteil der Menschenrechte betrachtet, in welcher Lernprozesse zu einer nachhaltigen lebenslangen Veränderung von Denk- und Verhaltensweisen anregen sollen. Der Arbeitsauftrag von NALA basiert auf der Idee, dass Lernen mehr als bloßer Wissenserwerb ist, sondern ein lebenslanges Lernen (lifelong learning) ermöglicht und somit die Integration in die Gesellschaft fördern soll. In Dublin selbst, aber auch landesweit, gibt es verschiedene NALA-Angebote, darunter Zentren (Learn with NALA), welche die Lese-, Schreib-, Mathematik- oder digitalen Fähigkeiten verbessern sollen. Im ganzen Land gibt es über 100 lokale Alphabetisierungsdienste für Erwachsene, die von ETBs und kommunalen Bildungszentren betrieben werden. Jeder Dienst bietet kostenfreie Kurse (Level 1-3) für Erwachsene in den Bereichen Lesen, Schreiben, Rechtschreibung, Mathematik, Technik und Computer an. Man kann den örtlichen Dienst direkt aufsuchen und vor Ort mit geschulten Tutoren in Einzelunterricht oder in kleinen Gruppen arbeiten. Zusätzlich wird nach individuellem Lern(enden)bedarf auch ein online-Angebot (NALA Distance learning) bzw. 1:1 Lernen über das Telefon mit einem Tutor vorgehalten. Alle Angebote können von Personen nach dem 16. Lebensjahr genutzt werden. Interessant ist hier, dass die Zahl der Lernenden, die in die Klassen kommen, niedriger ist als die Zahl derer, die sich für das selbständige Lernen auf Distanz (online oder telefonisch begleitet) entscheiden. Die Lern(enden)bedarfe (learner‘s needs) stehen grundsätzlich an erster Stelle und werden separat unter anderem über „Learner´s voice“ dargestellt. Neben den Lernzentren gibt es auch Learner Days, an welchen sich Personen zu den Programmen und Angeboten informieren bzw. austauschen können. Um aktive Lernerfolge nach außen zu tragen, werden sogenannte Learner Stories genutzt.

Durchschnittlich haben derzeit laut PIAAC-Studie in Irland 21% der Bevölkerung „unmet literary needs“, brauchen also Unterstützung in grundlegenden alltäglichen Situationen (Lesen/Schreiben, Rechnen, Nutzung digitaler Geräte). Durch die verstärkte Migration in den vergangenen Jahren sind auch die Herausforderungen der Erwachsenenbildung mit den gegebenen Bedürfnissen gewachsen. Nichts desto trotz lässt sich ein weitestgehender Erfolg messen. Parallel erstreckt sich die Reichweite von Programmen bis hin zu Inhaftierten und Personen der irischen „Traveller-Community“.
Um eine bestmögliche telefonische Erreichbarkeit für Lernende zu garantieren, gibt es den Freephone service, den überraschend viele (1.325 in 2024) für einen Erstkontakt nutzen. Zur Unterstützung und Akquise von motivierten Kursleitungen im Bereich der Erwachsenengrundbildung wird im Besonderen der „NALA’s Tutoring Service“ eingesetzt. Um auch die ländlichsten Gebiete zu erreichen, wird trotz des digitalen Zeitalters gern der „Postal Service AnPost“ als Kooperationspartner bei öffentlichkeitswirksamen Aktionen genutzt, da dieser in der irischen Bevölkerung höchstes Vertrauen genießt. Unterstützt wird der Arbeitsauftrag von weiteren kooperierenden Partnern, wie z.B. Bibliotheken. Besonders beeindruckend war, dass NALA seine Weiterbildungslehrwerke teils selbst entwickelt und diese den Teilnehmenden kostenfrei zur Verfügung stellen kann. Die Finanzierung der Organisation und damit verbundenen Aufgaben ist überwiegend staatlich (die Regierung stellt jährlich 2,6 Mio. an Mitteln für die Grundbildung zur Verfügung), wird aber auch durch private und wirtschaftliche Zuwendungsgeber und Projektmittel ergänzt. Eine starke Vernetzung auf politischer Ebene ist dabei das A und O einer erfolgreichen, zukunftsweisenden Zusammenarbeit aller Akteure im Sinne des lebenslangen Lernens.
Mittwoch, 02.04.2025
Halbzeit – Zeit bereits Gehörtes, Gesehenes und Erlebtes zu reflektieren
Wir befinden uns bereits auf halber Strecke unserer Weiterbildungsreise. Bevor wir in Richtung Limerick, an der Westküste Irlands, aufbrechen, treffen wir uns in gemeinsamer Runde für einen größeren Austausch. Man bemerkt recht schnell, dass alle Teilnehmenden voller wertvoller Eindrücke sind. Die ersten beiden Tage waren von den Besuchen bei CASPr, AONTAS und NALA geprägt. Jede der besuchten Organisationen bildet eine wichtige Aufgabe im irischen Bildungssystem. Was allen gemein ist, ist, dass sie die Stimmen der Gesellschaft Irlands und somit der Lernenden repräsentieren und ihnen einen Raum zur Verwirklichung ihrer Bedürfnisse geben. Was bei allen bisherigen Treffen mit den Organisationen hervorsticht, ist der Fokus auf die starke Berücksichtigung der Lernendenbedarfe und dem damit verbundenen intensiven Dialog mit den Lernenden selbst. Learner’s voices und auch Lernbotschafter in Form von Learner stories sind die mit wichtigsten Marketingstrategien, um auf gesellschaftlicher und politischer Ebene neue Bildungsstrategiepläne und -tendenzen vorzustellen bzw. umzusetzen. Die Forschungsarbeit des Landes orientiert sich hierbei an den Stimmen der Lernenden und den evaluierenden Organisationen. Die dadurch erfassten individuellen Lernerfolge des einzelnen Lernenden können auch die geleistete Bildungsarbeit der jeweiligen Organisationen stärker sichtbar machen. Unweigerlich stellten wir einen Vergleich zum deutschen Bildungssystem her. Wir stellen schnell fest, dass sich unsere Teilnehmenden im Grundbildungsbereich eher im Alphalevel 2 befinden. Im Gegenzug wird in Irland bereits verstärkt im Level 3 unterrichtet. Für unseren eigenen Auftrag im Arbeitsalltag nehmen wir mit, den Fokus verstärkt auf die individuellen Bedürfnisse der Lernenden zu legen, verstärkt Gespräche und Interaktionen mit den Lernenden selbst zu suchen und eigene Ideen in der Umsetzung zu kreieren. Die konzeptionelle Vorarbeit darf dabei das Selbstvertrauen und die Authentizität der Teilnehmenden in den Learner stories (Lernbotschaften) nicht überschatten. Hier bedarf es einem feinen und sensibilisierten Fingerspitzengefühl, um die Kernbotschaft der Learner stories im Zwischenspiel von Teilnehmenden und Bildungsinstitutionen prägnant hervorzuheben.
„Für unsere Arbeit ist die Erfahrung der Lernenden WICHTIG!“
Des Weiteren haben wir erfahren, dass über öffentlichkeitswirksame Learner-Festivals die Gesellschaft Irlands in einem lockeren und erlebnisreichen Rahmen aufgefordert wird, ihre Bedürfnisse öffentlich kundzutun. Die Teilnehmenden erhalten hier eine weitere Möglichkeit, ihre Stimme für die Bildungszukunft Irlands einzusetzen. Wir tauschen uns bis zur Weiterfahrt nach Limerick weiter intensiv und kritisch miteinander aus und versetzen uns in die Lage des jeweils anderen, um für uns neue Erkenntnisse und Lernerfahrungen noch deutlicher zu machen. Unter anderem diskutieren wir nochmals die Umsetzungsmöglichkeiten von Grundbildungskursen bis hin zu Schulabschlusskursen in JVAs in Mecklenburg-Vorpommern bzw. Schleswig-Holstein. Auch der Family-Learning-Ansatz wird in Irland im Einklang mit einem gesamtheitlichen Bildungskonzept zwischen den Generationen (Eltern-Kind) gefördert. Auf der anschließenden Zugfahrt nach Limerick setzen wir unsere Gespräche fort und lassen uns vom umgebenden Grün der Landschaft inspirieren. Was nehmen wir bisher mit? Begeisterung, Neues auszuprobieren und den Gesamtkontext zwischen Lernenden, Lehrenden und zu vermittelten Inhalten voranzubringen.

„Everybody Else Is Doing It, So Why Can’t We?“ (Cranberries – Irish rockband, 1993)
Unser ZIEL sollte es daher sein – die Lernenden im BLICK zu behalten und der (Bildungs-) Zukunft der Lernenden eine Stimme zu geben!
Nach dem intensiven Austausch haben wir uns auf den Weg zum Bahnhof gemacht: Auf nach Limerick!
Donnerstag, 03.04.2024: Grundbildungsarbeit in Stadtteilzentren in Limerick bei LCEN (Limerick Community Education Network)
Am Donnerstag haben wir uns in einem Minibus auf den Weg zum Southill Family Resource Center gemacht. Dort erwarteten uns Jim Prior (Southill Manager/LCEN-Mitglied) und Ellen Walsh Kerley (LCEN Development Worker).
Das Limerick Community Education Network (LCEN) fungiert als Dachverband für verschiedene Stadtteilzentren, die eine breite Palette an Beratungs- und Unterstützungsangeboten bereitstellen. Laut Ellen sind diese Zentren „under our umbrella“ vereint. Das Southill Family Resource Center bietet beispielsweise:
• Beratungsdienste: Familienunterstützung, Erwachsenentherapie, Spieltherapie für Kinder, Beratung bei Spielsucht, Community-Gruppen, Bildungsangebote, Gesundheits- und Wohlfühlberatung, Peer-Support, Sozialrechtsberatung, psychische Gesundheits-Unterstützung, u. v. m.
• Zahlreiche kostenlose Kurse und Weiterbildungsmaßnahmen, darunter akkreditierte Kurse auf Niveau 5 (entspricht ungefähr dem mittleren Schulabschluss), die mit Unterstützung des Limerick and Clare Education and Training Board (LCETB) angeboten werden. Diese Qualifikationen erleichtern den Zugang zum Arbeitsmarkt und ermöglichen weiterführende Studien.
Die Auswahl der Kurse orientiert sich sowohl an den Bedürfnissen der potenziellen Teilnehmenden als auch an den Anforderungen des Arbeitsmarktes. Besonders gefragt sind derzeit Programme in den Bereichen Kinderbetreuung (Childcare) – aufgrund des Fachkräftemangels – sowie Gesundheitswesen (Healthcare), da eine abgeschlossene Qualifikation auf Niveau 5 bessere Jobchancen eröffnet oder den Zugang zu weiterführenden Ausbildungsmöglichkeiten, etwa für den Pflegeberuf, erleichtert.
Weiterhin haben wir die Our Lady of Lourdes Community Services Group, die St. Mary’s Adult Education Group und das Northside Family Resource Center besucht. Ihnen allen ist ein breit gefächertes Beratungs- und Bildungsangebot gemeinsam, das darauf abzielt:
• das Gemeinschaftsleben in sozial benachteiligten Stadtteilen zu stärken,
• einen geschützten Raum für Austausch und Unterstützung zu schaffen,
• Menschen zur Teilnahme an offenen, fast kostenfreien Kursen zu motivieren,
• individuelle Potenziale zu entdecken und zu fördern,
• langfristig das Selbstbewusstsein für weiterführende Bildungswege zu stärken.
Diese Zentren befinden sich in Stadtteilen mit hoher Arbeitslosigkeit, Kriminalität, Drogenabhängigkeit und sozialen Isolationstendenzen – häufig einhergehend mit einer alarmierenden Suizidrate unter Jugendlichen. Besonders beeindruckend ist die familiäre Atmosphäre, die in allen Einrichtungen spürbar ist. Die Mitarbeitenden setzen auf individuelle Beratung und unterstützen auch Menschen mit niedriger Bildungsqualifikation (Levels 1–4, entsprechen ungefähr Klasse 1-9), einschließlich Alphabetisierungsbedarf.
Ein weiteres wichtiges Instrument zur Bekämpfung von Isolation ist der „Essen auf Rädern“-Service, der Betroffene ermutigt, regelmäßig die Kantine eines Zentrums zum Mittagessen zu besuchen.
Neben spezifischen Bildungsangeboten für Erwachsene gibt es viele Programme, die auf die gesamte Familie ausgerichtet sind. Durch Eltern-Kind-Kurse wie Backworkshops, Kindergartengruppen oder Schülernachmittagsbetreuung wird der Kontakt zu den Eltern gestärkt. Dies ermöglicht es, familiäre Herausforderungen zu erkennen und gezielt Unterstützung anzubieten. Diese Kurse werden als „Türöffner“ für weiterführende Kurse verstanden.
Ein langfristiges Ziel der Zentren ist es, mehrere Generationen innerhalb einer Familie in die Programme zu integrieren. In einigen Fällen werden Absolventinnen von Weiterbildungsmaßnahmen direkt in den Zentren beruflich eingebunden – etwa im Bereich Kinderbetreuung oder durch die Bereitstellung von Räumlichkeiten für Selbstständige wie Friseurinnen. Die Community ist in diesem Verständnis mehr als nur ein Angebot an einzelnen Kursen.
Dieses eng verknüpfte Netzwerk aus Bildungs-, Beratungs- und Unterstützungsangeboten ist durch eine effektive Zusammenarbeit verschiedener Institutionen und die besonders engagierte Arbeit leidenschaftlicher Mitarbeiter*innen möglich. Den Teilnehmenden werden Hilfestellungen angeboten, die über den Lernkontext hinausgehen und ihnen eine umfangreiche Teilhabe am Bildungsprozess ermöglichen. Dadurch werden diese Zentren nicht nur Orte der Bildung, sondern vor allem Anlaufstellen für Hoffnung und Gemeinschaft. Auffällig ist die Mischung aus „accredited“ und „non-accredited“ Kursen, d.h. Kursen, bei denen ein Abschluss erworben werden kann, und solchen, bei denen das nicht der Fall ist. Die Institutionen nutzen non-accredited Kurse als niederschwelligen Zugang, um in erster Linie Eltern zu erreichen und sie schrittweise in akkreditierte Bildungsangebote zu überführen. Dadurch wird ermöglicht, dass auch ihre Kinder langfristig vom Bildungszugang und den damit einhergehenden Chancen profitieren.
Die hinter den Zentren stehende Idee ist die der Co-Produktion, d.h. dass Mitarbeiter*innen und Bürger*innen gleichermaßen ihre Skills und ihr Wissen der Gemeinschaft zur Verfügung stellen. Betont wurde immer wieder die Zusammenarbeit mit den Lernenden. Das Angebot wird als eine Art Kreislauf verstanden: Zuerst werden (in informeller Form, d.h. durch Gespräche, Austausch etc.) die Bedarfe erhoben, dann wird ein Kurs eingerichtet und durchgeführt und im Anschluss daran werden Rückmeldungen ausgewertet, ob die Kursform verändert bzw. verbessert werden kann.
Ein weiterer Begriff, der immer wieder fiel, ist der des „wrap around model“, d.h., dass alle Hauptakteure in den Lernprozess miteinbezogen werden sollen. Die Lernenden erhalten somit ein ganzes Paket an Maßnahmen, die aufeinander abgestimmt sind.
Ferner verstehen sich die Zentren als Anwälte der Lernenden. Sie sind NGOs, d.h. unabhängig vom Staat.
Es gibt viele Aspekte, die sich von unseren Ansätzen unterscheiden und die eine Überlegung wert wären, ob sie nicht auch bei uns umsetzbar wären: die Familie als Ursprung für Bildungsangebote zu sehen und nicht den einzelnen, und hier insbesondere die Frauen, die Beseitigung institutioneller Hindernisse und die Unterstützung der Lernenden über das einzelne Kursangebot hinaus.
Abgerundet wurde der Tag durch ein gemeinsames Abendessen mit den irischen Kolleginnen und Kollegen, bei dem wir uns in entspannter Atmosphäre über verschiedene Aspekte unserer Arbeit austauschen konnten. Dabei wurde deutlich, wie viele Parallelen unsere Tätigkeitsfelder trotz nationaler Unterschiede aufweisen. Gleichzeitig wurden auch Unterschiede thematisiert, die sich insbesondere durch abweichende politische Strukturen oder gesellschaftliche Gegebenheiten erklären lassen. Diese Unterschiede führten zu einem interessanten Austausch über Herausforderungen, Methoden und Chancen in dem jeweiligen nationalen Kontext.
Neben den fachlichen Konversationen standen auch das persönliche Kennenlernen und der Austausch über die kulturellen Eindrücke im Vordergrund, und es war schön zu sehen, wie aus der Begegnung erste Ideen für einen möglichen Gegenbesuch in Deutschland entstanden.
Der Tag hat nochmal gezeigt, wie wichtig Begegnungen im internationalen Kontext sind – sie fördern nicht nur den fachlichen Austausch, sondern helfen auch dabei, neue Ideen und Perspektiven zu entwickeln. Eine solche Begegnung schafft die Basis für eine langfristige Kooperation.

Freitag, 04.04.2024, Limerick
Am letzten Tag unserer Erasmus+ Fortbildung besuchten wir das College of Further Education & Training in Limerick. Dieses befindet sich in einem alten, herrschaftlichen Gebäude aus dem 19. Jahrhundert, das von Einheimischen auch „Red Tech“ genannt wird, weil in dem roten Backsteinbau früher das Limerick Institute of Technology untergebracht war.
Wir wurden von Síle O’Riordan, der Leiterin des Colleges, herzlich empfangen und in einen Konferenzraum mit moderner Einrichtung und Smartboard geführt. Bei einer kurzen Vorstellungsrunde wurden bereits einige Querschnittsstellen und Anknüpfungspunkte zwischen unseren Tätigkeiten sichtbar, die in der späteren Tee- bzw. Kaffeepause zu interessanten Fragen und einem regen Austausch führten. Jede/r war neugierig, etwas über die Arbeitsbereiche des/der Anderen zu hören, um im besten Fall Inspirationen für die eigene Arbeit zu bekommen.

Doch zunächst hatte Síle das Wort und stellte ihre Bildungseinrichtung als ein „Multi-Campus College“ vor, das in Zusammenarbeit mit den regionalen Gemeindezentren an 300 verschiedenen Lernorten Kurse, u.a. aus den Bereichen Grundbildung, Englisch als Fremdsprache, berufliche Weiterbildung oder Jugendbildung anbietet.
Dazu kommen noch beratende Tätigkeiten. Insgesamt werden 10.000 Lernende betreut. Die Mischung von urbaner und ländlicher Bildungsarbeit bringt jeweils ihre ganz speziellen Herausforderungen mit sich, die uns von der eigenen vhs-Arbeit durchaus auch bekannt sind. Dazu gehören u.a. Themen wie Isolation, Erreichbarkeit und (öffentliche) Transportmöglichkeiten im ländlichen Raum. In manchen irischen Städten sind Armut und Drogensucht die Faktoren, durch die der Zugang zur Bildung erschwert wird.
Die Bildungsarbeit folgt einer ganzheitlichen Strategie, die Síle als „wrap around service“ bezeichnete und setzt nicht nur eine enge Zusammenarbeit mit den Community Centern vor Ort voraus, sondern auch, dass sich die Mitarbeitenden in den Centern direkt mit den Teilnehmenden über deren Bedarfe unterhalten, um möglichst passgenau deren Weiterbildungswünsche zu erfüllen. Hervorgehoben wurde von den Gastgebern in diesem Fall das St. Marys Community Centre, welches wir am vergangenen Tag besuchen durften und welches zwar klein, aber stark frequentiert ist. Als nächstes informierten uns Mitarbeitende von Síle über die verschiedenen Kurse, die in dem Campus des Red Tech angeboten werden.
So berichtete uns Sean O‘ Carroll über das „Youth Provision“ und das „Youth Reach“-Programm. Hierbei haben Schulabbrecher die Möglichkeit, ihren Abschluss nachzuholen. Im Unterschied zu Deutschland können die Schüler bereits mit 16 Jahren daran teilnehmen. Diese zweite Chance erhalten auch verurteilte junge Straftäter, die bereits im Gefängnis sitzen, oder Jugendliche, die zumindest mit dem Gesetz in Konflikt gekommen sind. Ähnlich wie in Deutschland haben auch unsere irischen Kolleg*innen festgestellt, dass die Teilnehmenden ihrer Kurse immer mehr psychische Probleme haben, mit Autismus oder mit Depressionen leben oder Suizidgedanken haben, worauf in den Kursen reagiert werden muss. Meist helfen – wie bei uns – Kooperationen mit externen Fachkräften. Teils ist es jedoch schwierig, stets den komplexen Bedürfnissen der Teilnehmenden gerecht zu werden. Die Kurse werden in der Stadt sowie in vielen kleineren Orten im Limerick County angeboten. Dabei ist eine weitere Herausforderung die Zahl der Kursinteressierten. Häufig können Sean und seine Kolleg*innen die hohe Nachfrage nicht bewältigen. Selbst in den kleinen Kursorten kommen oft bis zu 12 Teilnehmende zusammen.

Im Anschluss an Sean sprach Geraldine über ihre Grundbildungskurse, wobei 50 % der Teilnehmenden Zugewanderte sind. Die Teilnehmenden dieser Kurse bewegen sich dabei auf dem „Education Level“ 1-3. Neben den reinen Alphabetisierungskursen werden auch themen-basierte Grundbildungskurse wie Kochen, Gartenbau oder Kunst angeboten. Diese nicht abschlussbezogenen bzw. nicht akkreditierten Kurse sind gute Einsteigerkurse für Erstlernende, die sich (wieder) an ein formelles Lernen gewöhnen oder erst einmal Selbst-vertrauen aufbauen müssen – „learn to learn“ ist die Devise. Besonders für Zugewanderte sind diese Kurse ein guter Einstieg. Für alle Kursinteressierten haben Geraldine und ihre Kolleg:innen eine Art Einstufungstest entwickelt. „Very effective!“, hieß es von ihr, was natürlich unsere Neugier geweckt hat und wir hoffen sehr, den Test noch zugesandt zu bekommen. Grund für das Einsetzen des Tests ist, dass jeder Mensch nicht nur sehr unterschiedliche Vorkenntnisse in Wort und Schrift, sondern auch ganz verschiedene Lernerfahrungen gemacht hat. Dazu kommen dann noch mögliche (ggf. bisher nicht festgestellte) Lernbehinderungen oder durch Erkrankungen bzw. Drogenkonsum ausgelöste Lernbeeinträchtigungen. Für die Durchführung dieser Tests ist deshalb auch eine hohe Sensibilität und besondere Mitarbeiterschulung nötig.
Wenn Teilnehmende die Grundbildungskurse der Level 1-3 erfolgreich absolviert haben, wird ihnen die Möglichkeit geboten, Kurse auf dem Level 4 bis 6 am College zu besuchen. Darüber gab Adèle Auskunft. Es handelt sich dabei z.B. um berufliche Fortbildungskurse für Menschen aus dem Einzelhandel, die sich für Beförderungen spezialisieren möchten. Es werden ebenfalls Kurse im Bereich Gesundheitswesen oder Kinderbetreuung für Teilnehmende angeboten, die einen Berufswechsel anstreben. Diese Kurse sind sehr praxisnah orientiert. Ziel ist es, die Teilnehmenden mit Hilfe dieser Kurse direkt in Arbeit zu bringen. Für Zugewanderte ist eine Teilnahme an dieser Art Kurse erst möglich, wenn sie eine Aufenthaltserlaubnis haben.
Tom Kent, der Regionalkoordinator für Alphabetisierung, rundete Adèles Vortrag mit allgemeinen Informationen zum Stand der Grundbildung in Irland und den sich wandelnden Grundbildungsbedürfnissen ab. Wie auch in Deutschland sind es heute viel mehr Lebensbereiche, für die Lese- und Schreibfähigkeiten sowie Mathematikkenntnisse essenziell sind. Dazu kommen noch digitale oder Medien-Kompetenzen.
Während des Austausches in der Tee/Kaffeepause wurde sehr deutlich, dass unsere irischen Kolleg*innen mit ähnlichen Herausforderungen in der Bildungsarbeit zu kämpfen haben wie wir: Wie können wir Teilnehmende gewinnen, die aus den sogenannten bildungsfernen Schichten kommen oder Bildung bzw. Bildungseinrichtungen aufgrund negativer Schulerfahrungen sehr kritisch gegenüberstehen? Die „family learning courses“, die in Irland angeboten werden, sind dafür ein guter Ansatz.
Weitere gemeinsame Fragen waren: Sind Kurse/Kursleitende in der jeweiligen Region verfügbar? Gibt es genug Gelder für die Durchführung der Kurse?
Nach der Pause gab es noch ein gelungenes Praxisbeispiel für einen kreativen Grundbildungskurs von Paddy O’Connor. Er leitet bereits im dritten Jahr in Folge ein Creative Arts Studio, in dem Teilzeitkurse zum Thema Drehbuchschreiben, Kostümdesign, Videoschnitt, Songwriting o. Ä. angeboten werden. Mit Begeisterung hat er uns Filmplakate seiner Teilnehmenden und Fotos vom Kursgeschehen gezeigt.
Das Interessante an der Arbeit in Hinsicht auf unsere Tätigkeit ist, dass auch in einen Medienkurs Grundbildungsinhalte einfließen können, die Teilnehmenden Selbstvertrauen beim Lernen bekommen und gleichzeitig ihre Fähigkeiten im Lesen und Schreiben verbessern. Im zweiten Teil des Kurses können sie sogar ein Level 2 erreichen und dafür ein Zertifikat bekommen.

Zum Schluss berichtete Emma Maher, eine Bildungs- oder Berufsberaterin, von ihrer Arbeit im Projekt STEAM (Science, Technology, Engineering, Art, Maths) und stellte die Übung „What lights you up?“ vor. Sie geht damit in Schulen und hilft Schüler*innen oder auch deren Eltern, die eigene Persönlichkeit besser kennenzulernen, Interessen, Leidenschaften, Fähigkeiten und Begabungen herauszuarbeiten sowie evtl. verborgene Talente zu entdecken. Es geht darum, was den Einzelnen ausmacht, welche Talente und Fähigkeiten er/sie hat oder wo seine/ihre Leidenschaft liegt. Das Ziel ist, die Schüler*innen im Hinblick auf eine Ausbildung nach der Schule oder auf die Studien- oder Berufswahl zu sensibilisieren. Den einleitenden Teil der Übung haben wir gemeinsam mit Emma absolviert. Schon dieses kurze Praxisbeispiel war sehr mitreißend und motivierte uns, über uns selbst und unsere Fähigkeiten nachzudenken.
Insgesamt hat uns dieser Tag am College of Further Education & Training einen guten Einblick in die Arbeit der Mitarbeitenden und die Vielseitigkeit der Kursangebote gegeben. Die irischen Kolleg*innen waren uns gegenüber sehr aufgeschlossen und auch sehr interessiert an unserer Arbeit. Dies lässt hoffen, dass wir uns auch in Zukunft austauschen werden.

Egzona Alija, Cornelia Bade, Donatella Capriz, Ascan Dieffenbach, Antje Findeisen, Dana Kaminski, Sabine Karwath, Katrin Kellermann, Adrienne Rausch, Christine Voigt