Hospitation zur Grundbildung in Dublin und Limerick, Irland

Von dieser Mobilität profitierten vhs-Kolleginnen und Kollegen aus zwei Bundesländern: aus Mecklenburg-Vorpommern und aus Schleswig-Holstein, die sich alle für Grundbildung und Schulabschlusskurse engagieren. In erster Linie ermöglichte der Aufenthalt in Irland, die Arbeit dort kennenzulernen, in zweiter auch einen intensiven Austausch zwischen den beiden Bundesländern.

Montag, 31.03.2025: Dublin: CASPr und AONTAS

„It’s all about empowering adults through education to foster community participation and break cycles of disadvantage.“

Der Dachverband AONTAS hat sich dankenswerterweise bereit erklärt, uns als aufnehmende Organisation zur Verfügung zu stehen. AONTAS nennt sich selber die Stimme der Erwachsenenbildung in Irland. Die Kollegin Lorraine O‘Connor war der erste Kontakt nach Irland und sollte sich als Glücksgriff erweisen. Denn sie hat alle Kontakte in Irland für uns hergestellt – sei es in Dublin oder in Limerick.

Am Montag traf uns Lorraine in der Hotel-Lobby und brachte uns zunächst zu CASPr (Community After School Programme), einer Bildungseinrichtung, die in der Dubliner North East Inner City sozialräumliche Bildungs- und Mitmachangebote für Kinder und Erwachsene bereithält. Die Leiterin der Erwachsenenbildung (Training Manager), Lynn Simpson, nahm uns zusammen mit Aleena, der Verantwortlichen für die Nachmittagsbetreuung der 5- bis 12-jährigen Kinder, in Empfang.

Das Bildungszentrum feierte letztes Jahr sein 30-jähriges Bestehen und hat seine Ursprünge in der Kinder-Betreuung nach der Schule, um den Kindern aus bildungsbenachteiligten und z.T. von Sucht betroffenen Familien eine sinnvolle und lehrreiche Nachmittags-Gestaltung zu ermöglichen („the aim was to keep the children off the streets“). Über die Arbeit mit den Kindern entstand der Kontakt zu den Familien und bald lag der Fokus auf dem ganzen System Familie und darüber hinaus auf dem sozialen Lernen und dem Zusammenhalt im Quartier. Hier spielt die Erwachsenenbildung neben der Kinderbetreuung eine entscheidende Rolle, da es mitunter darum geht, die Familien mit formalen und informellen Bildungsangeboten zu stabilisieren, Menschen über das kostenfreie offene Kursangebot (und die dort gebotene emotionale Unterstützung) Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen zu vermitteln, sowie Möglichkeiten des ehrenamtlichen Engagements und der reellen Weiterbildung (hier: in der Kinderpflege) aufzuzeigen. Davon, so sind sich hier alle sicher, profitiert letzten Endes auch die Gemeinschaft im Quartier. Deshalb ist eine Ausrichtung des Angebots an den Bedarfen der Gemeinschaft so wichtig und die systematische Erfassung des Feedbacks der Lernenden für die qualitative Weiterentwicklung des Programms essentiell.

In Lynns Ausführungen begegnete uns zum ersten Mal ein Phänomen, das uns auch bei unseren nächsten Treffen in Bildungseinrichtungen immer wieder begegnen sollte: Dem Handeln aus einer ehemaligen eigenen Betroffenheit heraus. So erzählte uns Lynn, dass sie selber als junge Erwachsene mit LRS die Schule ohne Abschluss verließ und dann nach ein paar Jahren in prekären Arbeitsverhältnissen über informelle Bildungsangebote wieder zurückfand und ihren Abschluss nachholte. Nun wolle sie anderen Mut machen, diesen Weg ebenfalls zu gehen. 

Heute bietet CASPr:

  • Die Betreuung von Krippenkindern am Vormittag
  • Die Betreuung von ca. 30 Schulkindern am Nachmittag, wobei uns Aileen die vielen schönen Aktivitäten vorgestellt hat, die mit den Kindern unternommen werden – viele davon mit einer äußerst wertvollen pädagogischen und präventiven Zielsetzung
  • informelle, nicht-zertifizierte Kurse wie Yoga, Stricken, Meditation, Umgang mit mobilen Endgeräten, Lesen und Schreiben etc.
  • Krisenberatung für Familien, Schuldnerberatung etc.; wenn keine eigene Hilfe möglich ist, erfolgt eine Verweisberatung an Netzwerkpartner
  • Verschiedene themenbezogene Projekte (z.B. Teilnahme an der Pride Parade mit selbst gestalteten Plakaten, Pilotkurs Future Female Leaders)
  • Arbeit mit der sozialen Gemeinschaft direkt im Quartier (Garten- und Mitmachprojekte wie z.B. Neugestaltung des Außenbereichs und den I-love-myself-tree)
  • Akkreditierte Weiterbildung (1-jährig) in der Kinderpflege.

Hier erfuhren wir zum ersten Mal, dass das Mitdenken von Themen der Erwachsenenbildung in Irland auf nationaler Ebene (und damit einhergehend auch die staatliche finanzielle Förderung) ursprünglich einer Gruppe von Frauen zu verdanken ist, die immer wieder auf soziale Missstände und Schwierigkeiten in den Familien und Quartieren aufmerksam gemacht haben. Mehr Bildungsmöglichkeiten und Möglichkeiten der gesellschaftlichen Teilhabe zu schaffen, sei hier immer wieder die zentrale Forderung gewesen und diese wurde am Ende von der Regierung als nationale Strategie angenommen. Dieses „Grassroot Movement“ führte im Endeffekt dazu, dass das ETB (Educational Training Board) nun jedes Jahr Mittel für die Grundbildung von Familien und Communities bereitstellt. Da die Beträge allerdings von Jahr zu Jahr variieren, sind die Bildungszentren sehr auf Förderung angewiesen. So wird z.B. Lynns Stelle über drei verschiedene Projekte finanziert.

Zuletzt hat uns noch der Einrichtungsleiter, Tom O’Brian, kurz begrüßt und uns von der Wichtigkeit ihrer aller Arbeit im Sinne eines ganzheitlichen Bildungsansatzes berichtet.

Am Montag Nachmittag hat Lorraine uns in die AONTAS-Zentrale (Aos Oideachais Náisiúnta Trí Aontú Saorálach) eingeladen, um dort die Arbeit der Organisation zu präsentieren und uns ihr Kollegium vorzustellen. AONTAS ist eine Mitgliederorganisation, die sich für die Förderung und Entwicklung der Erwachsenenbildung in Irland einsetzt. Hauptziel ist, Erwachsenen Lernmöglichkeiten zu bieten, um ihre persönliche und berufliche Entwicklung zu unterstützen. Die Organisation arbeitet dafür nicht nur eng mit Bildungsanbietern und politischen Entscheidungsträgern zusammen. Sie legt auch einen hohen Stellenwert, die Stimme der Lernenden in ihre Arbeit einzubeziehen. Es lassen sich dabei fünf Kernbereiche der Arbeit von AONTAS nennen:

1. Interessenvertretung und Lobbyarbeit

2. Unterstützung von Lernenden: Im Learner Forum bietet AONTAS Lernenden die Möglichkeit, Erfahrungen zu teilen und Feedback zu geben. So stellen sie sicher, dass die Stimme der Lernenden in Entscheidungsprozessen berücksichtigt wird.

3. Community Education Network: AONTAS koordiniert ein Netzwerk von Bildungsanbietern zum Praxisaustausch und um Ressourcen zu teilen. So wird lebenslanges Lernen auf lokaler Ebene gefördert.

4. Forschung: AONTAS hat eine eigene Forschungsabteilung

5. Veranstaltungen und Kampagnen: AONTAS organisiert Veranstaltungen und Kampagnen – zum Beispiel das Adult Learners` Festival. So wird Sichtbarkeit hergestellt und die Erwachsenenbildung öffentlich in den Fokus gerückt. Dies gelingt unter anderem mit dem Star-Award, der besondere Projekte oder Leistungen von Lernenden würdigt.

Auffallend war, dass die soziale Situation der irischen Gesellschaft immer wieder erwähnt wurde: Armut, Arbeitslosigkeit, Gewalt und Suchterfahrungen in Familien, Suizidraten, soziale Ungleichheit und Migration werden immer wieder genannt – einerseits als Ursache für die Entwicklung des Erwachsenenbildungssystems in der Vergangenheit. Andererseits hat man diese Probleme weiterhin im Blick, wenn es darum geht, wie Lernende gefördert werden können. Deshalb bedeutet Erwachsenenbildung hier auch, dass die Familien – also auch die Kinder – mitgedacht werden, dass günstige Freizeitangebote ermöglicht werden und ganz selbstverständlich psychologische oder sozialpädagogische Maßnahmen in einzelne Projekte implementiert werden.

Dienstag, 01.04.2025, Dublin: Besuch des Dachverbandes für Grundbildung NALA (National Adult Literacy Agency)

Nachdem wir am Vortag die Organisationen CASPr und AONTAS aufgesucht und bereits erste theoretische und praktische Eindrücke gesammelt haben, sollte es am heutigen Tag zu NALA (National Adult Literacy Agency), einem Dachverband für Grundbildung, in den südlichen Teil der Stadt Dublin gehen. Nach einem kurzen Stück mit der Tram (Straßenbahn) und einem sonnigen Fußmarsch waren wir gegen 10:30 Uhr vor Ort. Die Institution selbst befindet sich mitten in einem Wohngebiet und einer unmittelbaren Schulumgebung. Empfangen wurden wir von Colleen Dube (CEO NALA) und Aoife Crawford (Research and Policy Officer). Unser Aufenthalt bei NALA diente in erster Linie dem Kennenlernen der Organisation und deren Arbeitsauftrag im irischen Bildungssystem sowie dem Austausch untereinander. Unterstützt wurde der Austausch durch Fergus Dolan (Literacies Development Worker), einem weiteren Teamkollegen, welcher uns im Fachbereich der Grundbildung einen Einblick in praktische Umsetzungsmöglichkeiten gab.

NALA ist eine mitgliedergestützte Organisation, welche (Lernenden-)Bedarfe im Grundbildungsbereich erforscht, direkte Bildungsangebote konzipiert und darüber hinaus über jahresübergreifende Strategiepläne das irische Bildungssystem auf politischer Ebene mitsteuert. Dabei wird Grundbildung immer als Bestandteil der Menschenrechte betrachtet, in welcher Lernprozesse zu einer nachhaltigen lebenslangen Veränderung von Denk- und Verhaltensweisen anregen sollen. Der Arbeitsauftrag von NALA basiert auf der Idee, dass Lernen mehr als bloßer Wissenserwerb ist, sondern ein lebenslanges Lernen (lifelong learning) ermöglicht und somit die Integration in die Gesellschaft fördern soll. In Dublin selbst, aber auch landesweit, gibt es verschiedene NALA-Angebote, darunter Zentren (Learn with NALA), welche die Lese-, Schreib-, Mathematik- oder digitalen Fähigkeiten verbessern sollen. Im ganzen Land gibt es über 100 lokale Alphabetisierungsdienste für Erwachsene, die von ETBs und kommunalen Bildungszentren betrieben werden. Jeder Dienst bietet kostenfreie Kurse (Level 1-3) für Erwachsene in den Bereichen Lesen, Schreiben, Rechtschreibung, Mathematik, Technik und Computer an. Man kann den örtlichen Dienst direkt aufsuchen und vor Ort mit geschulten Tutoren in Einzelunterricht oder in kleinen Gruppen arbeiten. Zusätzlich wird nach individuellem Lern(enden)bedarf auch ein online-Angebot (NALA Distance learning) bzw. 1:1 Lernen über das Telefon mit einem Tutor vorgehalten. Alle Angebote können von Personen nach dem 16. Lebensjahr genutzt werden. Interessant ist hier, dass die Zahl der Lernenden, die in die Klassen kommen, niedriger ist als die Zahl derer, die sich für das selbständige Lernen auf Distanz (online oder telefonisch begleitet) entscheiden. Die Lern(enden)bedarfe (learner‘s needs) stehen grundsätzlich an erster Stelle und werden separat unter anderem über „Learner´s voice“ dargestellt. Neben den Lernzentren gibt es auch Learner Days, an welchen sich Personen zu den Programmen und Angeboten informieren bzw. austauschen können. Um aktive Lernerfolge nach außen zu tragen, werden sogenannte Learner Stories genutzt.

Durchschnittlich haben derzeit laut PIAAC-Studie in Irland 21% der Bevölkerung „unmet literary needs“, brauchen also Unterstützung in grundlegenden alltäglichen Situationen (Lesen/Schreiben, Rechnen, Nutzung digitaler Geräte). Durch die verstärkte Migration in den vergangenen Jahren sind auch die Herausforderungen der Erwachsenenbildung mit den gegebenen Bedürfnissen gewachsen. Nichts desto trotz lässt sich ein weitestgehender Erfolg messen. Parallel erstreckt sich die Reichweite von Programmen bis hin zu Inhaftierten und Personen der irischen „Traveller-Community“.

Um eine bestmögliche telefonische Erreichbarkeit für Lernende zu garantieren, gibt es den Freephone service, den überraschend viele (1.325 in 2024) für einen Erstkontakt nutzen. Zur Unterstützung und Akquise von motivierten Kursleitungen im Bereich der Erwachsenengrundbildung wird im Besonderen der „NALA’s Tutoring Service“ eingesetzt. Um auch die ländlichsten Gebiete zu erreichen, wird trotz des digitalen Zeitalters gern der „Postal Service AnPost“ als Kooperationspartner bei öffentlichkeitswirksamen Aktionen genutzt, da dieser in der irischen Bevölkerung höchstes Vertrauen genießt. Unterstützt wird der Arbeitsauftrag von weiteren kooperierenden Partnern, wie z.B. Bibliotheken. Besonders beeindruckend war, dass NALA seine Weiterbildungslehrwerke teils selbst entwickelt und diese den Teilnehmenden kostenfrei zur Verfügung stellen kann. Die Finanzierung der Organisation und damit verbundenen Aufgaben ist überwiegend staatlich (die Regierung stellt jährlich 2,6 Mio. an Mitteln für die Grundbildung zur Verfügung), wird aber auch durch private und wirtschaftliche Zuwendungsgeber und Projektmittel ergänzt. Eine starke Vernetzung auf politischer Ebene ist dabei das A und O einer erfolgreichen, zukunftsweisenden Zusammenarbeit aller Akteure im Sinne des lebenslangen Lernens.

Mittwoch, 02.04.2025

Halbzeit – Zeit bereits Gehörtes, Gesehenes und Erlebtes zu reflektieren

Wir befinden uns bereits auf halber Strecke unserer Weiterbildungsreise. Bevor wir in Richtung Limerick, an der Westküste Irlands, aufbrechen, treffen wir uns in gemeinsamer Runde für einen größeren Austausch. Man bemerkt recht schnell, dass alle Teilnehmenden voller wertvoller Eindrücke sind. Die ersten beiden Tage waren von den Besuchen bei CASPr, AONTAS und NALA geprägt. Jede der besuchten Organisationen bildet eine wichtige Aufgabe im irischen Bildungssystem. Was allen gemein ist, ist, dass sie die Stimmen der Gesellschaft Irlands und somit der Lernenden repräsentieren und ihnen einen Raum zur Verwirklichung ihrer Bedürfnisse geben. Was bei allen bisherigen Treffen mit den Organisationen hervorsticht, ist der Fokus auf die starke Berücksichtigung der Lernendenbedarfe und dem damit verbundenen intensiven Dialog mit den Lernenden selbst. Learner’s voices und auch Lernbotschafter in Form von Learner stories sind die mit wichtigsten Marketingstrategien, um auf gesellschaftlicher und politischer Ebene neue Bildungsstrategiepläne und -tendenzen vorzustellen bzw. umzusetzen. Die Forschungsarbeit des Landes orientiert sich hierbei an den Stimmen der Lernenden und den evaluierenden Organisationen. Die dadurch erfassten individuellen Lernerfolge des einzelnen Lernenden können auch die geleistete Bildungsarbeit der jeweiligen Organisationen stärker sichtbar machen. Unweigerlich stellten wir einen Vergleich zum deutschen Bildungssystem her. Wir stellen schnell fest, dass sich unsere Teilnehmenden im Grundbildungsbereich eher im Alphalevel 2 befinden. Im Gegenzug wird in Irland bereits verstärkt im Level 3 unterrichtet. Für unseren eigenen Auftrag im Arbeitsalltag nehmen wir mit, den Fokus verstärkt auf die individuellen Bedürfnisse der Lernenden zu legen, verstärkt Gespräche und Interaktionen mit den Lernenden selbst zu suchen und eigene Ideen in der Umsetzung zu kreieren. Die konzeptionelle Vorarbeit darf dabei das Selbstvertrauen und die Authentizität der Teilnehmenden in den Learner stories (Lernbotschaften) nicht überschatten. Hier bedarf es einem feinen und sensibilisierten Fingerspitzengefühl, um die Kernbotschaft der Learner stories im Zwischenspiel von Teilnehmenden und Bildungsinstitutionen prägnant hervorzuheben.

„Für unsere Arbeit ist die Erfahrung der Lernenden WICHTIG!“

Des Weiteren haben wir erfahren, dass über öffentlichkeitswirksame Learner-Festivals die Gesellschaft Irlands in einem lockeren und erlebnisreichen Rahmen aufgefordert wird, ihre Bedürfnisse öffentlich kundzutun. Die Teilnehmenden erhalten hier eine weitere Möglichkeit, ihre Stimme für die Bildungszukunft Irlands einzusetzen. Wir tauschen uns bis zur Weiterfahrt nach Limerick weiter intensiv und kritisch miteinander aus und versetzen uns in die Lage des jeweils anderen, um für uns neue Erkenntnisse und Lernerfahrungen noch deutlicher zu machen. Unter anderem diskutieren wir nochmals die Umsetzungsmöglichkeiten von Grundbildungskursen bis hin zu Schulabschlusskursen in JVAs in Mecklenburg-Vorpommern bzw. Schleswig-Holstein. Auch der Family-Learning-Ansatz wird in Irland im Einklang mit einem gesamtheitlichen Bildungskonzept zwischen den Generationen (Eltern-Kind) gefördert. Auf der anschließenden Zugfahrt nach Limerick setzen wir unsere Gespräche fort und lassen uns vom umgebenden Grün der Landschaft inspirieren. Was nehmen wir bisher mit? Begeisterung, Neues auszuprobieren und den Gesamtkontext zwischen Lernenden, Lehrenden und zu vermittelten Inhalten voranzubringen.

„Everybody Else Is Doing It, So Why Can’t We?“ (Cranberries – Irish rockband, 1993)

Unser ZIEL sollte es daher sein – die Lernenden im BLICK zu behalten und der (Bildungs-) Zukunft der Lernenden eine Stimme zu geben!

Nach dem intensiven Austausch haben wir uns auf den Weg zum Bahnhof gemacht: Auf nach Limerick!

Donnerstag, 03.04.2024: Grundbildungsarbeit in Stadtteilzentren in Limerick bei LCEN (Limerick Community Education Network)

Am Donnerstag haben wir uns in einem Minibus auf den Weg zum Southill Family Resource Center gemacht. Dort erwarteten uns Jim Prior (Southill Manager/LCEN-Mitglied) und Ellen Walsh Kerley (LCEN Development Worker).

Das Limerick Community Education Network (LCEN) fungiert als Dachverband für verschiedene Stadtteilzentren, die eine breite Palette an Beratungs- und Unterstützungsangeboten bereitstellen. Laut Ellen sind diese Zentren „under our umbrella“ vereint. Das Southill Family Resource Center bietet beispielsweise:

• Beratungsdienste: Familienunterstützung, Erwachsenentherapie, Spieltherapie für Kinder, Beratung bei Spielsucht, Community-Gruppen, Bildungsangebote, Gesundheits- und Wohlfühlberatung, Peer-Support, Sozialrechtsberatung, psychische Gesundheits-Unterstützung, u. v. m.

• Zahlreiche kostenlose Kurse und Weiterbildungsmaßnahmen, darunter akkreditierte Kurse auf Niveau 5 (entspricht ungefähr dem mittleren Schulabschluss), die mit Unterstützung des Limerick and Clare Education and Training Board (LCETB) angeboten werden. Diese Qualifikationen erleichtern den Zugang zum Arbeitsmarkt und ermöglichen weiterführende Studien.

Die Auswahl der Kurse orientiert sich sowohl an den Bedürfnissen der potenziellen Teilnehmenden als auch an den Anforderungen des Arbeitsmarktes. Besonders gefragt sind derzeit Programme in den Bereichen Kinderbetreuung (Childcare) – aufgrund des Fachkräftemangels – sowie Gesundheitswesen (Healthcare), da eine abgeschlossene Qualifikation auf Niveau 5 bessere Jobchancen eröffnet oder den Zugang zu weiterführenden Ausbildungsmöglichkeiten, etwa für den Pflegeberuf, erleichtert.

Weiterhin haben wir die Our Lady of Lourdes Community Services Group, die St. Mary’s Adult Education Group und das Northside Family Resource Center besucht. Ihnen allen ist ein breit gefächertes Beratungs- und Bildungsangebot gemeinsam, das darauf abzielt:

• das Gemeinschaftsleben in sozial benachteiligten Stadtteilen zu stärken,

• einen geschützten Raum für Austausch und Unterstützung zu schaffen,

• Menschen zur Teilnahme an offenen, fast kostenfreien Kursen zu motivieren,

• individuelle Potenziale zu entdecken und zu fördern,

• langfristig das Selbstbewusstsein für weiterführende Bildungswege zu stärken.

Diese Zentren befinden sich in Stadtteilen mit hoher Arbeitslosigkeit, Kriminalität, Drogenabhängigkeit und sozialen Isolationstendenzen – häufig einhergehend mit einer alarmierenden Suizidrate unter Jugendlichen. Besonders beeindruckend ist die familiäre Atmosphäre, die in allen Einrichtungen spürbar ist. Die Mitarbeitenden setzen auf individuelle Beratung und unterstützen auch Menschen mit niedriger Bildungsqualifikation (Levels 1–4, entsprechen ungefähr Klasse 1-9), einschließlich Alphabetisierungsbedarf.

Ein weiteres wichtiges Instrument zur Bekämpfung von Isolation ist der „Essen auf Rädern“-Service, der Betroffene ermutigt, regelmäßig die Kantine eines Zentrums zum Mittagessen zu besuchen.

Neben spezifischen Bildungsangeboten für Erwachsene gibt es viele Programme, die auf die gesamte Familie ausgerichtet sind. Durch Eltern-Kind-Kurse wie Backworkshops, Kindergartengruppen oder Schülernachmittagsbetreuung wird der Kontakt zu den Eltern gestärkt. Dies ermöglicht es, familiäre Herausforderungen zu erkennen und gezielt Unterstützung anzubieten. Diese Kurse werden als „Türöffner“ für weiterführende Kurse verstanden.

Ein langfristiges Ziel der Zentren ist es, mehrere Generationen innerhalb einer Familie in die Programme zu integrieren. In einigen Fällen werden Absolventinnen von Weiterbildungsmaßnahmen direkt in den Zentren beruflich eingebunden – etwa im Bereich Kinderbetreuung oder durch die Bereitstellung von Räumlichkeiten für Selbstständige wie Friseurinnen. Die Community ist in diesem Verständnis mehr als nur ein Angebot an einzelnen Kursen.

Dieses eng verknüpfte Netzwerk aus Bildungs-, Beratungs- und Unterstützungsangeboten ist durch eine effektive Zusammenarbeit verschiedener Institutionen und die besonders engagierte Arbeit leidenschaftlicher Mitarbeiter*innen möglich. Den Teilnehmenden werden Hilfestellungen angeboten, die über den Lernkontext hinausgehen und ihnen eine umfangreiche Teilhabe am Bildungsprozess ermöglichen. Dadurch werden diese Zentren nicht nur Orte der Bildung, sondern vor allem Anlaufstellen für Hoffnung und Gemeinschaft. Auffällig ist die Mischung aus „accredited“ und „non-accredited“ Kursen, d.h. Kursen, bei denen ein Abschluss erworben werden kann, und solchen, bei denen das nicht der Fall ist. Die Institutionen nutzen non-accredited Kurse als niederschwelligen Zugang, um in erster Linie Eltern zu erreichen und sie schrittweise in akkreditierte Bildungsangebote zu überführen. Dadurch wird ermöglicht, dass auch ihre Kinder langfristig vom Bildungszugang und den damit einhergehenden Chancen profitieren.

Die hinter den Zentren stehende Idee ist die der Co-Produktion, d.h. dass Mitarbeiter*innen und Bürger*innen gleichermaßen ihre Skills und ihr Wissen der Gemeinschaft zur Verfügung stellen. Betont wurde immer wieder die Zusammenarbeit mit den Lernenden. Das Angebot wird als eine Art Kreislauf verstanden: Zuerst werden (in informeller Form, d.h. durch Gespräche, Austausch etc.) die Bedarfe erhoben, dann wird ein Kurs eingerichtet und durchgeführt und im Anschluss daran werden Rückmeldungen ausgewertet, ob die Kursform verändert bzw. verbessert werden kann.

Ein weiterer Begriff, der immer wieder fiel, ist der des „wrap around model“, d.h., dass alle Hauptakteure in den Lernprozess miteinbezogen werden sollen. Die Lernenden erhalten somit ein ganzes Paket an Maßnahmen, die aufeinander abgestimmt sind.

Ferner verstehen sich die Zentren als Anwälte der Lernenden. Sie sind NGOs, d.h. unabhängig vom Staat.

Es gibt viele Aspekte, die sich von unseren Ansätzen unterscheiden und die eine Überlegung wert wären, ob sie nicht auch bei uns umsetzbar wären: die Familie als Ursprung für Bildungsangebote zu sehen und nicht den einzelnen, und hier insbesondere die Frauen, die Beseitigung institutioneller Hindernisse und die Unterstützung der Lernenden über das einzelne Kursangebot hinaus.

Abgerundet wurde der Tag durch ein gemeinsames Abendessen mit den irischen Kolleginnen und Kollegen, bei dem wir uns in entspannter Atmosphäre über verschiedene Aspekte unserer Arbeit austauschen konnten. Dabei wurde deutlich, wie viele Parallelen unsere Tätigkeitsfelder trotz nationaler Unterschiede aufweisen. Gleichzeitig wurden auch Unterschiede thematisiert, die sich insbesondere durch abweichende politische Strukturen oder gesellschaftliche Gegebenheiten erklären lassen. Diese Unterschiede führten zu einem interessanten Austausch über Herausforderungen, Methoden und Chancen in dem jeweiligen nationalen Kontext.

Neben den fachlichen Konversationen standen auch das persönliche Kennenlernen und der Austausch über die kulturellen Eindrücke im Vordergrund, und es war schön zu sehen, wie aus der Begegnung erste Ideen für einen möglichen Gegenbesuch in Deutschland entstanden.

Der Tag hat nochmal gezeigt, wie wichtig Begegnungen im internationalen Kontext sind – sie fördern nicht nur den fachlichen Austausch, sondern helfen auch dabei, neue Ideen und Perspektiven zu entwickeln. Eine solche Begegnung schafft die Basis für eine langfristige Kooperation.

Freitag, 04.04.2024, Limerick

Am letzten Tag unserer Erasmus+ Fortbildung besuchten wir das College of Further Education & Training in Limerick. Dieses befindet sich in einem alten, herrschaftlichen Gebäude aus dem 19. Jahrhundert, das von Einheimischen auch „Red Tech“ genannt wird, weil in dem roten Backsteinbau früher das Limerick Institute of Technology untergebracht war.

Wir wurden von Síle O’Riordan, der Leiterin des Colleges, herzlich empfangen und in einen Konferenzraum mit moderner Einrichtung und Smartboard geführt. Bei einer kurzen Vorstellungsrunde wurden bereits einige Querschnittsstellen und Anknüpfungspunkte zwischen unseren Tätigkeiten sichtbar, die in der späteren Tee- bzw. Kaffeepause zu interessanten Fragen und einem regen Austausch führten. Jede/r war neugierig, etwas über die Arbeitsbereiche des/der Anderen zu hören, um im besten Fall Inspirationen für die eigene Arbeit zu bekommen.

Doch zunächst hatte Síle das Wort und stellte ihre Bildungseinrichtung als ein „Multi-Campus College“ vor, das in Zusammenarbeit mit den regionalen Gemeindezentren an 300 verschiedenen Lernorten Kurse, u.a. aus den Bereichen Grundbildung, Englisch als Fremdsprache, berufliche Weiterbildung oder Jugendbildung anbietet.

Dazu kommen noch beratende Tätigkeiten. Insgesamt werden 10.000 Lernende betreut. Die Mischung von urbaner und ländlicher Bildungsarbeit bringt jeweils ihre ganz speziellen Herausforderungen mit sich, die uns von der eigenen vhs-Arbeit durchaus auch bekannt sind. Dazu gehören u.a. Themen wie Isolation, Erreichbarkeit und (öffentliche) Transportmöglichkeiten im ländlichen Raum. In manchen irischen Städten sind Armut und Drogensucht die Faktoren, durch die der Zugang zur Bildung erschwert wird. 

Die Bildungsarbeit folgt einer ganzheitlichen Strategie, die Síle als „wrap around service“ bezeichnete und setzt nicht nur eine enge Zusammenarbeit mit den Community Centern vor Ort voraus, sondern auch, dass sich die Mitarbeitenden in den Centern direkt mit den Teilnehmenden über deren Bedarfe unterhalten, um möglichst passgenau deren Weiterbildungswünsche zu erfüllen. Hervorgehoben wurde von den Gastgebern in diesem Fall das St. Marys Community Centre, welches wir am vergangenen Tag besuchen durften und welches zwar klein, aber stark frequentiert ist. Als nächstes informierten uns Mitarbeitende von Síle über die verschiedenen Kurse, die in dem Campus des Red Tech angeboten werden.

So berichtete uns Sean O‘ Carroll über das „Youth Provision“ und das „Youth Reach“-Programm. Hierbei haben Schulabbrecher die Möglichkeit, ihren Abschluss nachzuholen. Im Unterschied zu Deutschland können die Schüler bereits mit 16 Jahren daran teilnehmen. Diese zweite Chance erhalten auch verurteilte junge Straftäter, die bereits im Gefängnis sitzen, oder Jugendliche, die zumindest mit dem Gesetz in Konflikt gekommen sind. Ähnlich wie in Deutschland haben auch unsere irischen Kolleg*innen festgestellt, dass die Teilnehmenden ihrer Kurse immer mehr psychische Probleme haben, mit Autismus oder mit Depressionen leben oder Suizidgedanken haben, worauf in den Kursen reagiert werden muss. Meist helfen – wie bei uns – Kooperationen mit externen Fachkräften. Teils ist es jedoch schwierig, stets den komplexen Bedürfnissen der Teilnehmenden gerecht zu werden. Die Kurse werden in der Stadt sowie in vielen kleineren Orten im Limerick County angeboten. Dabei ist eine weitere Herausforderung die Zahl der Kursinteressierten. Häufig können Sean und seine Kolleg*innen die hohe Nachfrage nicht bewältigen. Selbst in den kleinen Kursorten kommen oft bis zu 12 Teilnehmende zusammen.

Im Anschluss an Sean sprach Geraldine über ihre Grundbildungskurse, wobei 50 % der Teilnehmenden Zugewanderte sind. Die Teilnehmenden dieser Kurse bewegen sich dabei auf dem „Education Level“ 1-3. Neben den reinen Alphabetisierungskursen werden auch themen-basierte Grundbildungskurse wie Kochen, Gartenbau oder Kunst angeboten. Diese nicht abschlussbezogenen bzw. nicht akkreditierten Kurse sind gute Einsteigerkurse für Erstlernende, die sich (wieder) an ein formelles Lernen gewöhnen oder erst einmal Selbst-vertrauen aufbauen müssen – „learn to learn“ ist die Devise. Besonders für Zugewanderte sind diese Kurse ein guter Einstieg. Für alle Kursinteressierten haben Geraldine und ihre Kolleg:innen eine Art Einstufungstest entwickelt. „Very effective!“, hieß es von ihr, was natürlich unsere Neugier geweckt hat und wir hoffen sehr, den Test noch zugesandt zu bekommen. Grund für das Einsetzen des Tests ist, dass jeder Mensch nicht nur sehr unterschiedliche Vorkenntnisse in Wort und Schrift, sondern auch ganz verschiedene Lernerfahrungen gemacht hat. Dazu kommen dann noch mögliche (ggf. bisher nicht festgestellte) Lernbehinderungen oder durch Erkrankungen bzw. Drogenkonsum ausgelöste Lernbeeinträchtigungen. Für die Durchführung dieser Tests ist deshalb auch eine hohe Sensibilität und besondere Mitarbeiterschulung nötig.

Wenn Teilnehmende die Grundbildungskurse der Level 1-3 erfolgreich absolviert haben, wird ihnen die Möglichkeit geboten, Kurse auf dem Level 4 bis 6 am College zu besuchen. Darüber gab Adèle Auskunft. Es handelt sich dabei z.B. um berufliche Fortbildungskurse für Menschen aus dem Einzelhandel, die sich für Beförderungen spezialisieren möchten. Es werden ebenfalls Kurse im Bereich Gesundheitswesen oder Kinderbetreuung für Teilnehmende angeboten, die einen Berufswechsel anstreben. Diese Kurse sind sehr praxisnah orientiert. Ziel ist es, die Teilnehmenden mit Hilfe dieser Kurse direkt in Arbeit zu bringen. Für Zugewanderte ist eine Teilnahme an dieser Art Kurse erst möglich, wenn sie eine Aufenthaltserlaubnis haben.

Tom Kent, der Regionalkoordinator für Alphabetisierung, rundete Adèles Vortrag mit allgemeinen Informationen zum Stand der Grundbildung in Irland und den sich wandelnden Grundbildungsbedürfnissen ab. Wie auch in Deutschland sind es heute viel mehr Lebensbereiche, für die Lese- und Schreibfähigkeiten sowie Mathematikkenntnisse essenziell sind. Dazu kommen noch digitale oder Medien-Kompetenzen.

Während des Austausches in der Tee/Kaffeepause wurde sehr deutlich, dass unsere irischen Kolleg*innen mit ähnlichen Herausforderungen in der Bildungsarbeit zu kämpfen haben wie wir: Wie können wir Teilnehmende gewinnen, die aus den sogenannten bildungsfernen Schichten kommen oder Bildung bzw. Bildungseinrichtungen aufgrund negativer Schulerfahrungen sehr kritisch gegenüberstehen? Die „family learning courses“, die in Irland angeboten werden, sind dafür ein guter Ansatz.

Weitere gemeinsame Fragen waren: Sind Kurse/Kursleitende in der jeweiligen Region verfügbar? Gibt es genug Gelder für die Durchführung der Kurse?

Nach der Pause gab es noch ein gelungenes Praxisbeispiel für einen kreativen Grundbildungskurs von Paddy O’Connor. Er leitet bereits im dritten Jahr in Folge ein Creative Arts Studio, in dem Teilzeitkurse zum Thema Drehbuchschreiben, Kostümdesign, Videoschnitt, Songwriting o. Ä. angeboten werden. Mit Begeisterung hat er uns Filmplakate seiner Teilnehmenden und Fotos vom Kursgeschehen gezeigt.

Das Interessante an der Arbeit in Hinsicht auf unsere Tätigkeit ist, dass auch in einen Medienkurs Grundbildungsinhalte einfließen können, die Teilnehmenden Selbstvertrauen beim Lernen bekommen und gleichzeitig ihre Fähigkeiten im Lesen und Schreiben verbessern. Im zweiten Teil des Kurses können sie sogar ein Level 2 erreichen und dafür ein Zertifikat bekommen.

Zum Schluss berichtete Emma Maher, eine Bildungs- oder Berufsberaterin, von ihrer Arbeit im Projekt STEAM (Science, Technology, Engineering, Art, Maths) und stellte die Übung „What lights you up?“ vor. Sie geht damit in Schulen und hilft Schüler*innen oder auch deren Eltern, die eigene Persönlichkeit besser kennenzulernen, Interessen, Leidenschaften, Fähigkeiten und Begabungen herauszuarbeiten sowie evtl. verborgene Talente zu entdecken. Es geht darum, was den Einzelnen ausmacht, welche Talente und Fähigkeiten er/sie hat oder wo seine/ihre Leidenschaft liegt. Das Ziel ist, die Schüler*innen im Hinblick auf eine Ausbildung nach der Schule oder auf die Studien- oder Berufswahl zu sensibilisieren. Den einleitenden Teil der Übung haben wir gemeinsam mit Emma absolviert. Schon dieses kurze Praxisbeispiel war sehr mitreißend und motivierte uns, über uns selbst und unsere Fähigkeiten nachzudenken.

Insgesamt hat uns dieser Tag am College of Further Education & Training einen guten Einblick in die Arbeit der Mitarbeitenden und die Vielseitigkeit der Kursangebote gegeben. Die irischen Kolleg*innen waren uns gegenüber sehr aufgeschlossen und auch sehr interessiert an unserer Arbeit. Dies lässt hoffen, dass wir uns auch in Zukunft austauschen werden.

Egzona Alija, Cornelia Bade, Donatella Capriz, Ascan Dieffenbach, Antje Findeisen, Dana Kaminski, Sabine Karwath, Katrin Kellermann, Adrienne Rausch, Christine Voigt

Creative Strategies for Language Teachers, Trapani / Sizilien

von I. Möller

Kurs: Creative Strategies for Language Teachers: Make it Easy, Make it Real!

21.-26. Oktober 2024

Am 20. Oktober 2024, am Samstag, bin ich erst in Palermo gelandet um danach mit dem Bus (ca. 1Std.) nach Trapani zu fahren. Ich freute mich, als ich sah, dass mein Hotel Ai Lumi liegt direkt gegenüber dem Gebäude lag, wo am Montag der Kurs starten würde.

Am Montag schon beim Frühstück habe ich unsere Dozentin Cristina kennengelernt, da sie das gleiche Hotel gebucht hat. Um 9:00 Uhr waren wir alle im Unterrichtsraum, also die 12 Teilnehmerinnen. Der Raum war groß und da es ziemlich leer war am Anfang, hatte ich Schwierigkeiten akustisch zu verstehen, aber kurz danach ging es schon.

Als Icebreaker hatten wir ein Spiel mit visuellen Ball gehabt, wo man erst den eigenen Namen nennen soll, später den Namen vom rechten Partner und umgekehrt.

Topic des Tages war „Multiple Intelligence Theory“ und zwar Interpersonal Intelligence. Natürlich hat jeder schon Mal gehört, dass jeder Mensch lernt unterschiedlich, insbesonders was Fremdsprachen angeht. Aber bei jeden einzelnen Schüler herauszufinden, welcher Lerntyp ist er/sie, ist eine Herausforderung für Lehrer/Dozenten an der VHS. Hier haben wir diskutiert und uns ausgetauscht. Ich habe vieles mitgenommen, da unter uns waren wirklich erfahrene Lehrerinnen mit 15-20Jahren Berufserfahrung, zum Teil die, die Anglistik studiert haben und arbeiten in Gesamtschulen oder Gymnasien.

Wir kamen aus Ungarn, Slowakei, Frankreich, Litauen und Deutschland. An dieser Stelle möchte ich mich kurz vorstellen. Mein Name ist Irina und ich habe Deutsch als Fremdsprache 1989 gelernt, meine Muttersprache ist Russisch. Seit Sommer 2024 unterrichte ich Spanisch in der VHS Schleswig. Hauptberuflich bin ich Physiotherapeutin.

Die Teilnahme an diesem Kurs hat mich vor die Herausforderung gestellt, weil es wurde auf meine Zweitfremdsprache, Englisch, unterrichtet. Aber schon nach 1. Tag lief alles wie am Schnürchen. Deswegen mein nächsten Ziel ist Englischkurs, damit ich mich weiterbilden kann.

Die nächsten 3Tagen starteten mit einigen lernreichen Spielen, wo man Teamarbeit förderte (Escape room) oder Spontanität und Kreativität forderte („Smoke seller„). Für mich eine ganz neue Methode, die ich gerne in meinem Spanischkurs anwenden werde.

Am 3. Tag ging es um Chat GPT, es wurde fleißig an Laptops ausprobiert: Diffit-Erstellen der Lernpläne. Zum ersten Mal sah ich, wie einfach ist die Nutzung einiger Apps! SUNO: ein Lied kreieren kann man mit dieser App. Wir haben uns mit verschiedenen gamification Tools auseinander gesetzt und alle anfänglichen Ängste wurden in der Luft aufgelöst. So ging es auch die weiteren Tagen. Jeder von uns hat Aufgaben bekommen: Lernplan erstellen, einen Test kreieren für bestimmte Schüler mit bestimmten Fähigkeiten, Austausch von Apps, die man vor dem Kurs schon angewendet hat.

Auch die Worksheeps muss man nicht vergessen. Sehr beliebt war die App GOOSECHASE. Zwei Gruppen, die in der Stadt geschickt wurden, sollten bestimmten Aufgaben erledigen.
Was PADLET angeht, muss ich meine VHS fragen, ob es angeboten wird .

Zusammenfassung: Der Kurs hat mir gezeigt, was für eine Vielfalt gibt es an Apps, was uns digitale Medien anbieten und man kann es im Unterricht anwenden, um den Schüler das Erlernen der Fremdsprache zu erleichtern. Innovativen Methoden, die auch selber den Dozenten voranbringen, wie wichtig ist permanente Weiterbildung.

Ich habe wertvolle Erfahrungen gemacht in Theorie, Praxis, Kollegen kennen gelernt, viele interessante KI-Möglichkeiten getestet.

In 2025 würde ich gerne ein Vortrag halten vor meinen VHS-Kollegen aber auch mal hospitieren bei Erfahrenen.

Ich bin sehr dankbar, dass ich teilnehmen durfte am Erasmus+ Programm.
Irina

Hospitation zu BNE an der vhs Wien, Österreich

von B. Roggenbach

Erasmus Mobilität in der VHS Wien oder WIEN HAT MUT

23.-27. September 2024

Das Abenteuer für meine Hospitation in der VHS Wien begann schon einige Tage vorher. Sintflutartige Regenfälle am Wochenende davor hatten für starke Beeinträchtigungen in der Stadt als auch in der Umgebung geführt und eine neu gebaute Bahnstrecke kann seitdem nicht mehr genutzt werden.

Somit konnte auch mein gebuchter Nachtzug Wien nicht erreichen und ich nahm eine Tagesverbindung mit mehrmaligen Umstiegen in Kauf, um dann noch 2 Tage vor Beginn Wien zu erkunden.

Das Wochenende begann mit einem Gang auf den Flohmarkt, der sehr zentral direkt am Nachmarkt in Wien jeden Samstagvormittag stattfindet und einen großen Fundus an Antiquitäten, Geschirr, Schmuck, Kleinkram und Kleidung bietet. Private und kommerzielle Händler*innen verkaufen dort gleichermaßen. Eine schöne Atmosphäre bei schönstem Wetter waren ein guter Auftakt.

Mir fielen in der Stadt die vielen Plakate und Beschriftungen auf.

Bio über den Tellerrand hinaus, Wir fahren Rad, Wien steht für Diversity „We are many“.

Meine Gedanken dazu waren „Ah, so macht das Wien. Wien bezieht Position und schafft Identifikationsmöglichkeiten mit einem nachhaltigen Lebensstil.“ Die vielen kleinen Restaurants, Imbissstände und Cafés spiegelten diesen Eindruck mit vegetarischen und veganen Gerichten.

Ein kulinarisches Paradies, so dass auch ich beschloss gar nicht selber in meiner Ferienwohnung in Mariahilf zu kochen, sondern mich den unterschiedlichen Genüssen hinzugeben.

Sehr schnell wurde mir in Wien bewusst, dass es eine richtige Großstadt mit viel Tourismus ist und so waren in den Einkaufsstraßen und geschichtlichen Höhepunkten im Zentrum sehr viele Menschen unterwegs. Ich versuchte jedoch kleinere Besonderheiten zu entdecken, was mir gut gelungen ist.

An dem Wochenende schaute ich mir die Hundertwasserhäuser an, als ein Beispiel für städtischen Wohnraum, den es in Wien in jedem Stadtteil zu
finden gibt. Die blockartigen Gebäude mit Innenhöfen sind alle mit ihrem Entstehungszeitraum gekennzeichnet, manche schon etwas in die Jahre
gekommen, andere modernisiert. Hinsichtlich der Stadtplanung ist Wien eine Vorzeigestadt und auch der öffentliche Nahverkehr mit U-Bahn,
Straßenbahnen und Bussen beeindruckte mich.
Bis tief in die Nacht fahren die Verkehrsmittel in schneller Taktung und ein Jahresticket kostet 365€, Ermäßigungen für Menschen mit wenig Einkommen gibt es.

Die Tickets, die 2021 eingeführt wurden, heißen Klimatickets und auch dazu gibt es eindeutige Erklärungen auf der Homepage https://www.klimaticket.at/:

„Das KlimaTicket Ö ist dabei nicht nur Ihr Ticket für alle öffentlichen Verkehrsmittel, sondern auch das Ticket, mit dem wir gemeinsam die Pariser Klimaziele erreichen wollen. Denn öffentlicher Verkehr ist die klimaschonende Alternative zum motorisierten Individualverkehr.

Je mehr mitmachen, desto besser ist es fürs Klima. Deshalb ist das KlimaTicket Ö nicht nur unkompliziert, sondern auch leistbar.“

Ich stelle mir die Frage, was anders wäre, wenn das Deutschlandticket Klimaticket hieße.

Ein Besuch im Leopoldmuseum mit den großen Meistern wie Schiele, Klimt, Oppenheimer und Münter zeigte mir auch dort Möglichkeiten einen Transfer vom Aufbruch in die Moderne um 1900 zu heute zu schlagen.

Neben einigen Werken waren Tafeln mit Informationen zur aktuellen Situation von heute dargestellt. Das Spektrum umfasste die Bereiche wie Diversity, Inklusion, Armut, Klimagerechtigkeit, Menschenrechte, Feminismus, Geschlecht.

Hier ein Beispiel:

Montag, 23.09.2024

Seit 2008 ist die VHS Wien als gemeinnützige Organisation organisiert und blickt auf eine 135jährige Tradition der Volksbildung zurück.

Ehrenamtliche Fördervereine in den einzelnen Stadtteilen unterstützen die Arbeit der GmbH an der auch die Stadt Wien mit einem Anteil von 25,1% beteiligt ist.

33 Standorte in der gesamten Stadt und sieben spezialisierte Einrichtungen treten als Bildungsnahversorger für alle Wiener*innen auf. 1000 angestellte Mitarbeitende übernehmen die Verantwortung für eine gelingende Bildung für alle.

Gemeinsam mit der Stadt werden zahlreiche Projekte umgesetzt, die Menschen eine Perspektive geben, wie kostenlose Lernhilfeprojekte in Schulen oder Trainings- und Arbeitsqualifikationen, wie beim DRZ. Auch Schulabschlüsse können nachgeholt oder Weiterbildungsmaßnahmen besucht werden.

Bestimmte Aufgaben werden zentral in Arbeitsbereichen entwickelt, um z.B. einen Kursleitungspool zu nutzen, auf den alle Zugriff haben. Die organisatorische Abwicklung von Qualifikationsstandards und die Ausstattung mit Lehrverträgen wird zentral gesteuert.

 

Quelle: https://www.vhs.at/de/ueber-die-vhs/struktur#organigramm

 

Ab Mittag habe ich die Umweltberatung (https://www.umweltberatung.at/aktuell) als eigenständiger Arbeitsbereich in Wien-Favoriten kennen gelernt. Favoriten ist ein ärmerer Stadtteil mit einem hohen Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund und steht immer wieder in den Schlagzeilen. Vor kurzem erschien eine Dokumentation in den Kinos, die eine Klasse über 3 Jahre lang begleitete.

Daniela Einsiedler, meine Ansprechpartnerin ist in der Umweltberatung für den Bereich Abfallwirtschaft zuständig. Aktuell war sie damit beschäftigt an der Nachhaltigkeitsberichtserstattung der Umweltberatung mitzuwirken, die nach EU-Vorlage Pflicht für die Stadt Wien ist.

Seit 36 Jahren gibt es die Umweltberatung, die von der Stadt Wien gefördert wird. Zu den Kund*innen gehören Privathaushalte als auch Betriebe sowie der Bildungsbereich mit Kitas und Schulen. Neben der Beratung ist der Umweltbildungsauftrag ein wichtiger Arbeitsbereich in der gesamten Umweltberatung.

Sie stellte mich den Kleinteams, die jeweils für bestimmte Schwerpunkte zuständig sind, vor. Dazu gehören die Bereiche Chemie, Ernährung und Textil, Energie, Bauen & Wohnen, Grünraum & Gärten, sowie der Geschäftsführung und der Mitarbeiterin für Marketing vor. Diese spezialisierten Teams recherchieren und stellen fachkundig Materialien zusammen.

Ziel ist es bestmöglich über „ökologisches Leben“ zu informieren, Handreichungen weiterzugeben und praktische und anwendungsbezogene Empfehlungen anzusprechen. Eine Infohotline für die direkte Kontaktaufnahme ist oftmals der Erstkontakt und wird von dort zu den  Fachberater*innen weiter geleitet.

Mein Eindruck der vergangenen 2 Tage, dass die Stadt auf Nachhaltigkeit und einen umweltverträglichen Lebensstil setzt, bestätigten die Teams. Sie fühlen sich in ihrer Arbeit unterstützt und geschätzt, da die Einrichtung als erfahrener und kompetenter Ansprechpartner wahrgenommen wird.

Daniela stellte mir auch den Reparaturbonus vor. Die Stadt unterstützt
mit einem Budget Reparaturen aller Art. Privathaushalte können für die Reparatur eines Gegenstandes einen Bon anfordern und bezahlen gegen Vorlage des Bons nur 50% der Kosten. Alle Betriebe, die dabei mitmachen, sind im Reparaturnetzwerk gelistet. Ich bin bei diesem Laden vorbeigekommen, der eine große Aufschrift in seinem Schaufenster hatte.
Daniela ergänzte, dass es immer wieder Kieztouren zu solchen Reparaturbetrieben gibt, während meines Aufenthaltes hat leider keiner stattgefunden.

Mit einer Fülle voller Infomaterialien ging mein erster Tag zu Ende.

 

Dienstag, 24.09.2024

Der Dienstag begann im DRZ in Wien, dem Demontage- und Recyclingzentrum Wien im Stadtteil Penzing. Dort erwartete mich die Leiterin Katharina Lenz.
Wie ich im Verlauf des Tages erfuhr war sie selber einmal Teilnehmerin einer Arbeitsmaßnahme nachdem sie aus der Museumsarbeit ausgestiegen, sie sich als Künstlerin selbständig machte und dort aber nicht wirklich Fuß fassen konnte.
An diesem Vormittag begannen vier neue Teilnehmende an einem der 40 Trainingsplätze des sozio-ökonomischen Betriebes. Sie ließ mich und eine weitere Mitarbeiterin aus der VHS-Abteilung Personal an der Einführung teilnehmen, die sie mit PPP und Anschauungsstücken gestaltete.

Die Trainingsarbeitsplätze verfolgen das Ziel die Menschen mit Unterstützung durch sozialpädagogische Beratung in den 1. Arbeitsmarkt zu integrieren. Auf die Vorbehalte von den neuen Teilnehmenden, ob dies gelingen könnte, ging sie mutmachend ein und unterstrich die gute Zusammenarbeit mit der freien Wirtschaft.

Sie stellte die Aufgaben und Ziele des DRZ anschaulich dar und die verschiedenen Arbeitsbereiche wie Abholung des Schrotts, Sortierung, Demontage, Reparatur und Verkauf. Für maximal 6 Monate erhalten die Teilnehmenden eine Bewilligung und arbeiten zu Beginn 15 Std. in der Woche.
Teilnehmende, die arbeitsfähiger werden, können einen der 10 Transitarbeitsplätze erhalten, bei denen sie 35 Std. die Woche arbeiten, um dann von den Betrieben übernommen zu werden. 15 Schlüsselkräfte in der Leitung und Administration kümmern sich um die Aufträge, Kontakte mit dem zuweisenden Amt und Integration.

Inhaltlich ist der Betrieb in ein Kreislaufsystem der Abfallwirtschaft angesiedelt und auch dem entsprechenden Amt der Stadt Wien unterstellt:
Dieser Kreislauf umfasst die Abholung von Elektroschrott von 13 Wiener Mistplätzen (=Schrottplatz), die Zerlegung, Reparatur und Verkauf an Verbraucher oder an einen Trödelmarkt der Stadt sowie die Zuführung sortierter Bestandteile wie z.B. Kupfer an weitere Betriebe.

Besonders interessant war auch die Produktpalette der hauseigenen Designmarke trash_design.

Dort werden z.B. Buchstaben einer PC-Tastatur zu Ringen verarbeitet oder aus Halbleitern entstehen tolle Uhren. Leider ist die Fortsetzung dieses Arbeitsbereiches aktuell gefährdet, da sich keine Anleitung mit einer Doppelqualifikation (Industriedesign und pädagogischer Ausbildung) finden lässt. Bisherige Einstellungen wurden nach wenigen Monaten wieder aufgelöst.

Die Einführung umfasste auch eine Sicherheitseinführung und Erklärungen zum Arbeitsschutz für die neuen Teilnehmenden.

Nach einer kurzen Pause wurden wir durch den gesamten Betrieb geführt und erhielten Einblick in die unterschiedlichen Arbeitsbereiche, die Arbeitsplatzausstattung und einzelne Tätigkeiten. Die Anlieferung und Ausladung eines Lastwagens bekamen wir genauso mit, wie Verkaufsgespräche mit Endverbraucher*innen. Katharina Lenz empfahl mit auch einen Besuch bei einem weiter sozio-ökonomischen Betrieb, in dem Jugendliche aus Bannern von Museen Taschen in jeglicher Ausführung und Accessoires nähen.

Interessant finde ich, wie das DRZ seinen Beitrag zur Nachhaltigkeit auf seiner Website präsentiert:

„Als EMAS und EfB zertifizierter Sammler- und Behandler-Betrieb verwerten wir über 1.500 Tonnen Elektroschrott im Jahr.

Damit tragen wir unseren Teil bei zur Umsetzung der UN Nachhaltigkeits-Ziele (SDGs). Um nur die Wichtigsten zu nennen:

    • Bei uns erhalten Menschen die Chance, ihre Lebenssituation insgesamt zu stabilisieren, mit dem Fokus auf zukunftsfähige menschenwürdige Arbeit (SDG 8).
    • Die Stadt Wien unterstützen wir dabei, besonders problematischen Abfall (Elektroaltgeräte) sozial und ökologisch nachhaltig zu behandeln (SDG 11).
    • Nicht zuletzt ermutigen wir zu bewusstem Konsum und nachhaltiger Nutzung hochwertiger Elektro- und Elektronik-Geräte (SDG 12).“

Den Nachmittag verbrachte ich in der Fotoausstellung World Press Foto und lernte wiederum einen anderen Bezirk in der Stadt kennen.

Mittwoch, 25.09.2024

Am Mittwoch führte mich der Weg zur VHS Favoriten in das Team Lernraum mit Angelika Hrubesch und Dilek Tasdemir.

Innerhalb des Lernraum.wien wurden schon viele Erasmus-Projekte z.T. mit internationalen Partner*innen durchgeführt. Die Projekte entwickeln sich weiter, so dass aus einem abgeschlossenen Projekt eine neue Idee entsteht. Der Lernraum versteht seine Arbeit wie folgt: angewandte Forschung und Lehre greifen ineinander.

„Wir führen qualitative und quantitative Erhebungen innerhalb der Volkshochschulen sowie mit Partner*innen in Österreich durch und beteiligen uns an internationalen Projekten. Zugleich bewegen wir uns in den Forschungsfeldern Migration und Migrationspädagogik, Demokratisierung von Bildung, Bildungsungleichheit und -ungerechtigkeit, Nachhaltigkeit von Bildung sowie Mehrsprachigkeit auf individueller und struktureller Ebene. Unsere Ergebnisse bilden sich in Publikationen und Berichten ab und finden Eingang in Lehre und Praxis unserer Aus- und Weiterbildungen.“
https://www.vhs.at/de/e/lernraum-wien

Über das Projekt TALE, an dem auch der DVV beteiligt ist, konnte ich Kontakt zu Frau Hrubesch knüpfen, die mich an die Ansprechpartnerin für die persönliche Hospitation vermittelte und darüber die persönliche Hospitation entstand.

Aktuell arbeitet das Team daran, die Öffentlichkeitsarbeit für Menschen mit geringen Lese- und Schreibkenntnissen zu intensivieren, um diese in bestehende Angebote zu vermitteln.
Hier ein paar weitere Beispiele für die Themenbereiche:

    • Erstellung von Materialien und Konzeptionierung von Partizipationsmöglichkeiten für Menschen in Grundbildungskursen
    • Schaffung von sicheren Lernorten für marginalisierte Gruppen durch offene Räume am VHS- Standort wie PC´s zur freien Verfügung, offener Eingangsbereich mit Spielmöglichkeit für Kinder: die VHS hat offene Türen und kann für Menschen des Viertels als Aufenthaltsraum genutzt werden incl. PCs, Teeküche
    • Evaluation von kostenfreien Basisbildungskursen auf das Leben der Lernenden

Schwerpunkt unseres Gespräches waren die Erfahrungen und Ergebnisse im Projekt TALE, wo neben Deutschland, Finnland, Ungarn, Griechenland, Irland und die Schweiz Projektpartner sind.
10 Erwachsenenbildungsinstitutionen arbeiten daran, transformative, kollaborative und partnerschaftliche Lernansätze für den ökologischen Wandel zu finden und Lernsettings zu schaffen, die diesen Prozess fördern.

Wichtigstes Ergebnis von TALE ist, dass es um den Prozess des Lernens anstelle von konkret erreichten Zielen geht. Gelingend ist die Kooperation mit Partner*innen in den Stadtteilen, die unmittelbaren Zugang zu den Nutzer*innen haben, wie am Beispiel in Wien der MILA Mitmachsupermarkt, mit dem ein Termin am Donnerstag vereinbart war.
Die Ergebnisse von TALE werden auch in die Struktur der klassischen VHS-Arbeit in Form von Kursen und Angeboten einfließen.
Die beiden Ansprechpartnerinnen verwiesen auch auf die Ergebnisse, die auf der Website zur Verfügung gestellt werden und an deren Ergebnissicherung aktuell gearbeitet wird.

Am Nachmittag habe ich ergänzend zur Hospitation Frau Drosg-Plockinger vom Beratungsunternehmen MehrWerte getroffen, die mir Florin Feldmann vom Landesverband der Volkshochschulen SH empfohlen hat. Frau Drosg-Plockinger berät Unternehmen bei der Umsetzung von Nachhaltigkeitszielen. Die SDG-Onlineakademie, die sie entwickelt hat, verknüpft sie mit Ansätzen aus der Gemeinwohlökonomie.
Wir tauschten uns über ihre Coachings und Trainings und meine geplanten Gesundheitswochen aus und mögliche Kooperationen für eine Lernreise BNE in Wien.

 

Donnerstag, 26.09.2024

Nachdem ich gestern in der VHS Favoriten von der Kooperation im MILA Mitmachsupermarkt gehört hatte, konnte ich mir den genossenschaftlich organisierten Betrieb anschauen. Seit ein paar Wochen hat er in Meidling einen neuen Standort bezogen, damit er zum Frühjahr 2025 mit einem Supermarkt-Vollsortiment auf 2 Etagen, einer Lern-Küche und einem Seminarraum sein Angebot deutliche vergrößern kann.

Die aktuellen Öffnungszeiten sind an 2 Tagen in der Woche.
Während meiner Anwesenheit wurden von 3 Genossenschaftsmitgliedern die Waren in die Regale sortiert und das inzwischen hauptamtliche Personal war emsig beschäftigt.

Fokus hat aktuell die Organisation des Aus- und Umbaus der Ladenräume sowie die Mitgliederneugewinnung. Dies wird durch regelmäßige Infoveranstaltungen vorangetrieben, damit aus den aktuellen 700 Mitgliedern zur Erweiterung 1000 Mitglieder im Supermarkt einkaufen werden. Inzwischen – Ende Oktober 2024 – liegt die Zahl schon bei 842 Genoss*innen.

Schwerpunkt sind hauptsächlich regionale Bioprodukte ergänzt durch wenige konventionelle Lebensmittel zu einem günstigen Preis.
Brigitte Reisenberger, Ehrenamtliche für die Öffentlichkeitsarbeit, war meine Ansprechpartnerin und ist seit Beginn der Gründung der Genossenschaft und Eröffnung des Minimarktes in Ottakring dabei.

Sie beschrieb die Motivation für Menschen mitzumachen sehr unterschiedlich:

    • Hochwertiges Sortiment
    • Community: es ist mein Supermarkt
    • Stressfreies Einkaufen
    • Das Miteinander
    • Leidenschaft für gutes Essen
    • Faire Bezahlung der Produzent*innen

Die Genossenschaft organisiert sich nach dem Konsentprinzip (keiner sagt NEIN), um Entscheidungen schnell treffen zu können. Gearbeitet wird in Arbeitsgruppen wie z.B. Sortiment, Finanzen, Öffentlichkeitsarbeit, die Verantwortung für ihren Bereich übernehmen und die Ergebnisse in die Gesamtorganisation einfließen
Die Organisation des Ladens mit Einräumen, Kasse, Säuberung erfolgt über die 3 Std. monatlich, die sich alle Genossenschaftsmitglieder einbringen müssen.

Auch der Umzug und die neue Lage wurde auf einer Vollversammlung der Genossenschaft entschieden. Alle Mitglieder sind stimmberechtigt und zahlen als Einlage 180€, ein möglicher Sozialrabatt für 20€ ist der Genossenschaft wichtig, um sich breit aufstellen zu können.
Da der Supermarkt für alle Menschen in Wien zur Verfügung stehen soll, waren eine gute Anbindung an die Ü-Bahn und Nähe zur Haltestelle, Barrierefreiheit und sowie eine Verortung in einem traditionellen Stadtteil wichtige Kriterien.

Die Genossenschaft wird mit geförderten Arbeitsplätzen durch die Wirtschaftsagentur Wien unterstützt. Brigitte beschrieb, dass der Zugriff auf Fördermöglichkeiten sehr schwierig ist, da diese in der Regel nicht auf Genossenschaften ausgelegt sind.

Die Beteiligung am Projekt TALE war für MILA eine gute Möglichkeit für die Vernetzung und Bekanntmachung bei den umgesetzten Aktivitäten wie bei einem Kochevent im Park.

Wichtige Erkenntnis war für mich, dass großer Wert auf die Identifizierung mit dem eigenen Supermarkt gelegt wird, indem Produktwünsche in ein Wünschebuch geschrieben werden können, Ideen für gemeinsame Aktivitäten durch die räumliche Erweiterung möglich sind und Kooperationen im Stadtteil aufgebaut werden.
Das Einkaufsverhalten zielt darauf ab die Mitglieder an den Einkauf im MILA zu binden, um die Kosten zu tragen.

Ein Rundgang und kleiner Einkauf im Markt beendeten unser Gespräch. Mich überzeugte die Präsentation – schade nur, dass ich nicht in Wien lebe, ich würde sofort Mitglied werden.

Nach einer Mittagspause mit syrischem Essen auf dem Brunnenmarkt, hatte ich am Nachmittag ein Gespräch mit Beatrix Binder aus dem Programmmanagement der VHS Meidling für Gesundheit, Wirtschaft/ Management, Persönlichkeitsbildung, Politik/ Gesellschaft, Science/ Naturwissenschaften und Diplomlehrgänge. Die Mitarbeiterin mit einer Reihe von Verantwortlichkeiten zeigte mir Räume und stellte mich einigen Kolleg*innen vor.

Überrascht war ich, dass auch sie in einem Büro mit weiteren 3 Kolleg*innen sitzt, unser Gespräch fand beim abwesenden Leiter der VHS Meidling statt.

Die Belastung durch Telefonate der anderen stelle ich mir groß vor und erinnerte mich an eine eigene berufliche Tätigkeit mit nur einer anderen Kollegin im Büro und an einen Arbeitsplatz in einem Durchgangsraum.
Wie froh bin ich, dass ich mein eigenes kleines Büro in Ahrensburg habe.

Beatrix Binder ist seit 30 Jahren in der VHS Meidling tätig und ist Ausbilderin für Sozial- und Gesundheitsberufe. Aus diesem Grund gibt es an diesem Standort auch einen Schwerpunkt für Qualifizierungen im Bereich Kita- und Hortpädagogik. Auch für den Bereich Wrtschaft und Management gibt es internationale Zertifikate.

Wir sprachen über die Bedeutung, dass sich die VHS in Regionen zusammengetan haben und gemeinsam ihr Programm abstimmen. Das bedeutet, dass darauf geschaut wird, dass Kurse an unterschiedlichen Tagen in den VHS Häusern laufen und nicht alle am Dienstag den Gitarrenkurs im Programm haben. Die Regionen wurden so zusammengefasst, dass man die einzelnen Standorte mit Öffis gut erreichen kann.
Neben der kundenorientierten Angebotsplanung bedeutet es auch, dass die Kursleitungen an unterschiedlichen Standorten tätig sein können ohne sich gegenseitig Konkurrenz zu machen.

Im Kreis Stormarn, zu dem die VHS Ahrensburg gehört, gibt es diese Kooperation bisher nur im Bereich EDV.

Die Kooperation im Stadtteil funktioniere sehr gut und zeigt sich in gemeinsamen Veranstaltungen wie dem „Sozialen Wohnzimmer“ – ein Stadtteilfest, an dem sich alle Einrichtungen beteiligen. Für neue Ideen findet sie auf Grund der langjährigen Zusammenarbeit immer geeignete Partner*innen. Das Regionalforum, welches 4x jährlich tagt, unterstützt die Vernetzung.

Im Bereich BNE plant die VHS ein monatliches Umweltcafé. Dort soll „Wissen in einfachen Häppchen“ vermittelt werden und wird von der Umweltberatung begleitet. Anreiz dafür ist auch, dass die Stadt Wien mit dem Ökobonuns Betriebe und Organisationen auszeichnet, die Nachhaltigkeit umsetzen.

https://www.wien.gv.at/umweltschutz/oekobusiness/modul-oekobonus.html

Durch die Umweltberatung unter dem Dach der VHS Wien ist damit die gegenseitige Unterstützung gesichert.

Als Marketingstrategie beteiligt sich die VHS auch an der Jö-Karte, eine Bonuskarte über die die Gebühr mit 10% Ermäßigung vergünstigt wird.

Auch diese VHS, direkt neben einer Gewerbeschule, ist ein großes Haus mit Sitzgelegenheiten auf den Gängen und öffentlichen PCs. Sie wird auch von jüngeren Menschen, die ausbildungsbegleitend unterstützt werden oder Menschen, die ihr Abitur nachholen wollen, besucht.
Viele Zielgruppen, viele Anlässe schaffen aus meiner Sicht gute Möglichkeiten auch neue Themen zu platzieren und die Zielgruppen direkt anzusprechen.

Bekanntheit, gute räumliche Ausstattung und örtliche Lage ermöglichen auch, dass ergänzend Kulturangebote in der VHS stattfinden. Somit schöpft die VHS aus meiner Sicht eine große Palette von Bildung und Teilhabe aus, die sich in den klassischen Kursangeboten, Lehrgängen mit Zertifikaten, Lernförderung aber auch Veranstaltungen zeigt.

Beatrix Binder hat selber auch schon andere VHSen in Deutschland wie bspw. Berlin besucht und so vereinbarten wir, miteinander in Kontakt zu bleiben.

Den Spätnachmittag verbrachte ich dann mit einer Stadtführerin für Frauenspaziergänge, die die Frauen mit ihren Geschichten und Texten zum Leben erweckte, die meist nicht Bestandteil einer Stadtführung sind. Auch diese kann ich nur empfehlen: https://frauenspaziergaenge.at/

 

Freitag, 27.09.2024

Der letzte Tag meiner Mobilität führte mich in den Bezirk 1, die Innenstadt mit den vielen Hot-spots der Stadt.

Die Stadt hat sieben Lastenräder mit unterschiedlichen Klimathemen zu einer Klimatour entwickelt. Vier von diesen zu den Themen Abfall, Energie + Wasser, Mobilität und Ernährung wurden auf einem Platz neben eine Schule gestellt.

Meine Ansprechpartnerin Nadine von der Umweltbildung war für das Lastenrad Ernährung zuständig, die anderen Räder wurden von Mitarbeitenden aus den Ämtern der Stadt betreut. Klassenweise wanderten die Jugendlichen des 9. Jahrgangs zu den einzelnen Stationen, bekamen Impulsfragen an die Hand und recherchierten dazu die Infos auf dem Lastenrad. Ein Abschlussgespräch nach jeder Runde vervollständigte die Information.

Als Einstieg wählte Nadine den persönlichen Bezug und stellte fest, was die Jugendlichen zum Thema bereits wussten. Ich beobachtete, dass die Jugendlichen nach den ersten Momenten der Zurückhaltung neugierig waren, was sich in den Schubladen zum Thema verbarg und sie schnell die geschriebenen Infos aufnahmen. Obwohl es an mehreren Stellen QR-Codes gab, sah ich niemanden, der diese scannte.

Mir haben diese Lastenräder sehr gut gefallen. Viele Infos, gut präsentiert und gut nutzbar für viele Aktivitäten. Ich hatte im Vorfeld gesehen, dass die Klimatour auch auf Straßenfesten zum Einsatz kommt und es auch eine Reihe von Anschauungsmaterialien gibt, z.B. Lebensmittel mit einem hohen Eiweißanteil.

Nach der ersten Klasse wurde der Regen schlimmer und so wurden die Gespräche über die 4 Themen in einen Klassenraum verlagert. Zwei Mitarbeiterinnen der Stadt hatten eine PPP dabei, so dass anhand derer das Thema erläutert wurde. Die anderen beiden suchten mit Fragen und Informationen das Gespräch mit den Schüler*innen zu beleben.

Für die Zukunft wäre es gut, wenn ein Plan B entwickelt wird, damit klarer kommuniziert werden kann, was in einem solchen Fall von schlechtem Wetter passiert. Leider hatte die Schule keine überdachte Fläche.

Das Abschlussgespräch mit Nadine ergab, dass in der Vergangenheit die Touren ausgefallen sind und sie an dem Tag das erste Mal dabei war. Mit diesem praktischen Teil ging der letzte Tag zu Ende.

Den letzten Tag meines Aufenthaltes in Wien am Samstag verbrachte ich mit einem erneuten Flohmarktbesuch, einer Fahrt zur ältesten VHS Urania und ausgiebigen Spaziergängen im Park Belvedere bis ich dann am Abend mit dem Nachtzug pünktlich Hamburg und später dann meinen Wohnort Lübeck erreichte.

 

Und nun?

Ich habe in Wien erlebt, wie die Nachhaltigkeitsziele der UN umgesetzt werden. Der Transformationsprozess für nachhaltige Entwicklung zeigt sich im öffentlichen Stadtbild durch Plakate, Fahrradstraßen und Veranstaltungen wie z.B. eine Repair-Messe.

Durch die öffentliche Präsenz kann ein Identifikationsprozess mit den Zielen entstehen und es wird immer selbstverständlicher einen ressourcenschonenden und umweltverträglichen Lebensstil zu führen. Der öffentliche Nahverkehr spielt eine wesentliche Rolle bei der persönlichen Mobilität, ist kostengünstig und unterliegt einer schnellen Taktung und hat eine KlimaTicket.

Die Rolle der Stadt und die Beteiligung der VHSen an den unterschiedlichen Standorten wird sichtbar und zeigt sich in der räumlichen Ausstattung, der Öffnung für die Menschen in den Stadtteilen und über Statements auf den Websites.

Durch diesen Geist bin ich ermutigt im Rahmen meiner Arbeit in der VHS Ahrensburg ebenfalls konkreter Position zu beziehen und Möglichkeiten zu finden, das Thema sichtbarer zu machen und als solches zu benennen.

Die Mitarbeitenden der unterschiedlichen Bereiche sind interessiert daran in Kontakt zu bleiben, so dass wir auch zukünftig über Formate, die ausprobiert werden voneinander lernen können und eine Vernetzung über Schleswig-Holstein hinaus möglich ist.

Für die Erweiterung unserer Zielgruppen habe ich Anregungen mitgenommen bestehende Angebote in Ahrensburg mit einem Bildungsangebot zu ergänzen. Dazu neue Durchführungsorte zu finden und jüngere Zielgruppen und Familien zu finden, möchte ich in meinem Team diskutieren.

Über den Zugang zu Arbeitsmaterialien und den Austausch darüber haben sich meine methodischen Kompetenzen erweitert.

Toll, dass es diese Möglichkeit über Erasmus+ gibt, vielen Dank!

Beatrice Roggenbach, VHS Ahrensburg

 

Artificial Intelligence Tools for Language Teachers, Valencia

von I. Faroldi und D. Berry

vom 28. Oktober – 2. November 2024

Anreise

Ready to go ?
Die Reise nach Valencia ist gestartet und wir freuen uns sehr.
Wir verlassen das sonnige Hamburg und landeten in Valencia, wo der Regen auf uns wartete.
Wir erkunden die Stadt um ein Gefühl zu bekommen.
Valencia ist eine wunderschöne Stadt aber sehr rutschig, wenn es regnet.


Montag, 28.10.2024
Die Europass-Schule liegt sehr zentral, in der Nähe von der Mercat central, der Markthalle.
14 Lehrkräfte aus unterschiedlichen EU-Ländern (Ungarn, Deutschland, Niederlande, Belgien) und sogar zwei Lehrerinnen aus Costa Rica haben sich und deren Schulen kurz vorgestellt.
Wir hatten auch eine kurze Präsentation über die VHS Elmshorn vorbereitet
(siehe hier: https://prezi.com/p/edit/4snodp83etlk).


Geschenke am ersten Tag ?


Unser Klassenzimmer für die Woche

Wir hatten kurze „icebreaker“ Spiele in Form von Aktivitäten um eine entspannte Atmosphäre zu kreieren. Solche Aktivitäten bringen die Lernenden dazu, miteinander zu interagieren und sich besser kennenzulernen. Das stärkt das Gemeinschaftsgefühl und erleichtert die Zusammenarbeit.
Wir werden einige definitiv in der Zukunft gut im Unterricht einsetzten können. Ein Beispiel hier:

 

Wir hatten die ersten Schritte in der Welt der KI geschafft und etwas über die Geschichte der künstlichen Intelligenz erfahren.
Wir sind voller Erwartung auf den morgigen Tag, wo wir die Welt der KI eintreten werden.

Dienstag, 29.10.2024

Heute war ein sehr erfolgreicher, aber intensiver Tag. Wir sind in der Welt der KI eingetaucht.
Wir haben mehrere Aufgaben in unserer google classroom Klasse bekommen:

    • wir haben gelernt, wie man perfekte „prompts“ schreiben kann
    • wie man mit KI-Unterrichtspläne, Tests und kreative Aufgaben vorbereiten kann
    • wie man aus Texten mit SUNO ein Lied in wenige Minuten kreieren kann
    • wir haben uns mit „question well“ in Zusammenhang mit Kahoot und andere gamification tools auseinandergesetzt

Das Beste war aber unsere „marshmallow challenge“: in Gruppen mussten wir eine bestimmte Aufgabe mit der Hilfe von KI lösen. Sehr witzig und perfekt als „teambuilding-activity“ (siehe Foto):

Nachmittags sollten wir Fotomaterial in der Stadt sammeln, aber es war zuerst extrem windig und dann fing es an stark zu regnen.

Mittwoch 30.10.2024

Der Tag ist leider mit traurigen Nachrichten über Überflutungen gestartet.

Viele Kolleg*innen hatte Schwierigkeiten die Schule zu erreichen, weil Verkehrsmittel sehr beschränkt fuhren.
Die Atmosphäre in der Stadt war sehr bedrückend und es war eine Stille, die unrealistisch klang.

Aber wir konnten trotzdem unseren Kurs fortfahren.
Wir haben sehr viele interessante KI-Möglichkeiten entdeckt und getestet.
Anbei nur einige Programme als Beispiel:

https://garticphone.com
https://youglish.com/
https://gliglish.com/intl/de
https://lyricstraining.com
https://speechgen.io/
https://ttsmaker.com/
https://play.ht/
https://www.naturalreaders.com/online/

Die meisten Apps waren sehr inspirierend und kreativ, so dass wir mehrere Ideen entwickeln konnten, wie wir zukünftig unsere Lerneinheiten noch sinnvoller und Teilnehmer-näher vorbereiten können.
Wir mussten sogar zeichnen ?

Das Wetter war, komischerweise, wunderschön: sonnig und warm. Daher war es möglich im Zentrum zu Fuß unterwegs zu sein um einige KI-Tools zu testen.

Highlight des Tages:
wWr haben die App goosechase (https://goosechase.com) im Stadtcentrum von Valencia in Gruppe getestet: es ist eine Art von KI-Schatzsuche, die man sehr schnell und in einfacher Weise vorbereiten kann. Es hat sehr viel Spaß gemacht und meine Gruppe, „die Pisa-Gruppe“ hat gewonnen.

Donnerstag 31.10.2024

Heute, trotz schrecklicher Nachrichten aus der Umgebung (Notfallalarm in der Nacht, dann früh am Vormittag und auch tagsüber), konnten wir sehr gut vorankommen und sehr hilfreiche KI-Anwendungen testen.
Wir haben mit Nearpod angefangen und interaktive Lerninhalte erstellt.

Danach haben wir interaktive Übungen mit einem Besuch des Museums Centre del Carme Cultura Contemporànea verbunden: wir sollten einen Stuck Kunst aussuchen und mit der Nutzung von chat GPT/Copilot, Google Lens und Canva eine KI-Präsentation erstellen.

Wir mussten sogar Bilder und Videomaterial mit der Nutzung der KI vorbereiten. Ein Beispiel hier:

Highlight des Tages für mich und meinen Kollegen: Erstellung von Lernmaterial und Lehrplänen mit der App Diffit. Diffit ist eine wunderschöne Lösung um differenziertes Lernmaterial zu kreieren. Wir konnten nicht aufhören, Lerninhalte zu erstellen ?
Halloween wird in Valencia groß „gefeiert“ und, trotz allem, konnte man viele verkleidete Personen unterwegs sehen.

Das Rathaus ist wunderschön.

 

Freitag 01.11.2024 (+ Samstag 02.11.2024)

Da die öffentliche Verkehrsmittelsituation sehr schwierig ist, haben wir entschieden heute den ganzen Tag zu arbeiten, damit einige Kolleg*innen schon morgen die Möglichkeit haben , abzureisen.
Wir haben einige Aufgaben für den morgigen Tag als Hausaufgaben bekommen, die wir digital zuschicken müssen.
Die Sonne scheint und es sind mehr als 20 Grad draußen aber man spürt die Katastrophe rum herum:

Kein Wasser mehr im Supermarkt.

Also langer Tag heute und komische Stimmung unterwegs, aber trotzdem sehr erfolgreich.
Wir haben den Tag mit dem Programm Twee angefangen: wir haben geübt, wie man Lehrpläne erstellt und Aufgaben, die zu dem Lehrplan passen.
Twee ist sehr umfangreich und wir konnten Texte, Videos, Lieder und Sprechaufgaben erstellen und testen, wunderbar!
Danach haben wir uns mit einer Vielfalt von Apps beschäftigt: Hemingway, Reflect, Quillbot, Magic school, Gamma, Eduaide, Fliki, fobizz u.s.w.

Wir waren sehr glücklich unsere Zertifikate zu bekommen!

Fazit der Fortbildung in Valencia

Unsere Fortbildung in Valencia war eine äußerst bereichernde und lehrreiche Erfahrung, die nicht nur neue Technologien und Arbeitsweisen nähergebracht hat, sondern uns auch konkrete Werkzeuge und Ideen für die zukünftige Gestaltung unseres Unterrichts vermittelt hat. Rückblickend können wir sagen, dass wir nicht nur unser Wissen über künstliche Intelligenz (KI) erweitert haben, sondern auch viele praktische Anwendungen und innovative Methoden entdeckt haben, die wir sowohl in der VHS Elmshorn als auch in unserem eigenen Unterrichtsalltag direkt umsetzen können.

Besonders gut:
Ein großes Highlight war sicherlich die Einführung in die verschiedenen KI-Tools und deren praktische Nutzung: das ist, insbesondere für heterogene Lerngruppen, sehr wertvoll. Die Teamarbeit und das spielerische Lernen mit KI waren nicht nur eine willkommene Abwechslung, sondern haben uns auch gezeigt, wie wir Spiele oder Teamaktivitäten in unserem eigenen Unterricht einbauen können, um das Gemeinschaftsgefühl und die Zusammenarbeit der Lernenden zu stärken. Solche Methoden können nicht nur den Unterricht auflockern, sondern auch die Kreativität der Teilnehmenden fördern.

Was war weniger gelungen?
Trotz der überwältigenden Zahl an positiven Aspekten gab es auch einige Herausforderungen. Besonders der schwierige Zugang zu einigen Programmen aufgrund von Rechten und technischen Hürden (notwendige Anmeldungen) war ein kleines Manko. Auch die unvorhergesehenen Wetterbedingungen und die dadurch bedingte Einschränkung der Stadterkundung waren bedauerlich. Doch insgesamt überwiegen die positiven Erlebnisse.

Perspektiven und zukünftige Anwendungsmöglichkeiten
Die Fortbildung hat uns nicht nur ein tieferes Verständnis für die Einsatzmöglichkeiten von KI im Unterricht vermittelt, sondern auch konkrete Ideen geliefert, wie wir diese in der Praxis umsetzen können. Besonders wertvoll ist der Umgang mit KI-Tools zur Erstellung von Unterrichtsmaterialien. In der VHS Elmshorn werden wir in Zukunft verstärkt auf Programme wie Diffit setzen, um differenzierte Lerninhalte für unsere Teilnehmenden zu erstellen. Dies ist besonders wichtig, da unsere Lerngruppen oft sehr heterogen sind, was den Bedarf an individuell zugeschnittenen Materialien noch verstärkt.

Zukünftig möchten wir auch verstärkt auf Tools zurückgreifen, um kreative Lernaktivitäten zu entwickeln, die den Unterricht auflockern und den Teilnehmenden eine spielerische Herangehensweise an neue Themen ermöglichen. Besonders in der Erwachsenenbildung, wo es oft schwieriger ist, die Lernenden zu motivieren, bieten sich solche gamifizierten Ansätze an, um den Lernprozess unterhaltsamer und einprägsamer zu gestalten.

Fortbildungsbedarf? JA!
Obwohl wir in dieser Fortbildung bereits viele neue Technologien kennengelernt haben, gibt es noch zahlreiche Aspekte der KI, die wir weiter vertiefen können. Ein weiterer Fortbildungsbedarf besteht sicherlich in der vertieften Anwendung von KI in der individuellen Lernbegleitung, um personalisierte Lernpfade zu erstellen. Eine Hospitation wäre vielleicht eine Möglichkeit.

Insgesamt war die Fortbildung in Valencia eine einmalige Gelegenheit, uns nicht nur mit aktuellen Trends und Technologien im Bildungsbereich auseinanderzusetzen, sondern auch praktische und kreative Ideen zu entwickeln, wie wir diese in unserem Unterricht einsetzen können. Wir sind motiviert, das Gelernte in unserer eigenen Praxis umzusetzen, und freuen uns darauf, in den kommenden Monaten die vielfältigen Anwendungen in unseren Unterricht zu integrieren. Wir planen einen Austausch mit den Kolleg*innen einzubringen, voraussichtlich in Januar 2025.

Gleichzeitig bleibt es wichtig, uns kontinuierlich fortzubilden und offen für neue Entwicklungen zu bleiben, um auch in Zukunft den technologischen Wandel im Bildungsbereich mitzugehen.
Adiós Valencia – und auf bald im Unterricht!

ChatGPT and Basic AI Tools, Florenz

von Heidi Krautwald

Florenz, 12.-17. August 2024

Sonntag, 11. August 2024, Anreisetag

Als ich mich für das Erasmus+-Programm bewarb, stand für mich fest, dass ich die Reise zum Ort der Fortbildung mit der Bahn bewerkstelligen wollte. Meine Wahl fiel auf Florenz und meine Idee war, mit dem Nachtzug aus Kiel anzureisen. Die DB App gab eine Verbindung an, die sich allerdings, wie ich dachte, -noch- nicht buchen ließ.
Erstaunt und erfreut las ich bei Bewilligung des Antrags, dass aufgrund der Entscheidung für „green travelling“ für Hin- und Rückfahrt jeweils zwei weitere Reisetage finanziert wurden.
Es stellte sich heraus, dass sich meine Vorstellung, mit dem Nightjet zu reisen nicht zu realisieren war, da die Verbindungen aufgrund von Bauarbeiten in den Sommermonaten nicht zur Verfügung standen. Also musste ich mir eine andere Variante überlegen, und so plante ich auf der Hinreise einen Zwischenstopp in Frankfurt und auf der Rückreise einen in Stuttgart ein.

Frankfurt Hbf

Obwohl sich die Abfahrt am frühen Sonntag Morgen um 15 Minuten verzögert und sich die Umsteigezeit von 28 Minuten am Münchener Hauptbahnhof bedenklich zu verringern scheint, verbreitet der in breitem Hessisch babbelnde Zugbegleiter mit Witz und guter Laune soviel Optimismus, dass die Fahrt trotzdem ein Genuss ist, zumal ein Teil der Verspätung aufgeholt werden kann und ich den Anschlusszug ohne Stress erreiche.

Blick aus dem Zugfenster

Der Zug von München nach Bologna ist sehr voll und als Exemplar älteren Datums weniger bequem als ein ICE, aber er kommt pünktlich am nächsten Umsteigebahnhof an. In Bologna bekomme ich einen ersten Eindruck von der Hitzewelle, die Italien erfasst hat. Der Frecciarossa-Zug von Trenitalia bringt mich schnell und komfortabel an meinen Zielort.

Frecciarossa in Florenz

Nach insgesamt 12 Stunden Fahrzeit komme ich also in Florenz an. Meine Unterkunft ist fußläufig vom Bahnhof aus zu erreichen und der check-in klappt prima. Da die Organisation best rent, die als Partner für die Europass Teacher Academy arbeitet, keine weitere Buchung für den Zeitraum hat, kann ich das angebotene Appartment für mich alleine nutzen.

Piazza del Duomo

Bei Sonnenuntergang unternehme ich einen Willkommens-Spaziergang zum fünf Minuten entfernten Dom, danach stelle ich bis in den späten Abend die geforderte Präsentation für die Vorstellungsrunde zusammen.

Montag, 12. August 2024, Erster Kurstag

Heute klettert das Thermometer in Florenz auf 39 Grad!
Am Morgen mache ich mich auf den Weg zum Unterrichtsort und komme an einigen der wichtigsten Sehenswürdigkeiten von Florenz vorbei.
Pünktlich um 9 Uhr erscheine ich in der Europass Teacher Academy in der Via Rustici.


Der Unterrichtsraum ist mit 14 Teilnehmenden gut gefüllt – 4 kommen aus Island, 2 aus Irland, 2 aus Österreich, 2 aus Ungarn, 1 aus Polen, 1 aus Tschechien, 1 aus Belgien und ich aus Deutschland.
Die Kursleiterin Raquel López Hernández ist jung und dynamisch, spricht viel und schnell. Wie gut, dass ich im Frühjahr an der vhs einen Englisch-C1 Konversationskurs belegt hatte.
Nachdem sie einiges über sich erzählt hat gibt es eine erste Kennenlernrunde, in der wir jeweils unsere Sitznachbarn vorstellen.
Raquel empfiehlt uns verschiedene Möglichkeiten, unsere Freizeit zu gestalten, welche Museen und Sehenswürdigkeiten zu besuchen, gibt Tipps, wo man gut essen kann etc.
Nach einer Kaffeepause zeigen wir unsere vorbereiteten Präsentationen und erzählen von uns, wo wir herkommen und von den Schulen, an denen wir arbeiten).

Erasmus presentation

Ich fühle mich ein wenig als Außenseiterin. Als einzige bin ich keine Lehrerein einer allgemeinbildenden Schule, sondern arbeite als freie Dozentin unter sehr anderen Bedingungen an der Volkshochschule. Und mit 64 Jahren bin ich um einiges älter als die meisten anderen Teilnehmenden.
Auch das Interesse an Kunstprojekten, kreativen Kooperationen, künstlerischen Ansätzen und Kunstgeschichte im allgemeinen (außer den must-see-Museen) stößt bei den anderen nicht auf Resonanz.

Raquels Unterricht ist eher auf den Gebrauch im Lehrer- und Kollegiumsalltag ausgerichtet. Trotzdem bin ich neugierig und davon überzeugt, dass ich in den nächsten Tagen genügend Input bekommen werde.
Gegen 13.30 Uhr endet der erste Kurstag.

Draußen ist es so heiß, dass keine großen Aktivitäten möglich sind. Ich mache noch einen Abstecher zur Touristinformation, wo ich die Gelegenheit habe, mit einem netten jungen Mitarbeiter italienisch zu sprechen.
Nach einer Pause in meiner Unterkunft breche ich gegen 16 Uhr auf zu einem ausgiebigen Spaziergang durch die Altstadt und dem Stadtteil Oltrarno am Südufer des Arno. Besonders im Quartier San Niccoló werde ich fündig, als ich eine Fotoserie über Streetart (vielfach Zitate aus der Kunstgeschichte) aufnehme, hier der Videoclip Streetart in Florenz:

Das erste italienische Eis, das ich esse, schmilzt aufgrund der Hitze so schnell, dass ich beschließe, keinen weiteren Versuch der Gelato-Verkostung zu wagen.
Auf dem Rückweg genieße ich den Sonnenuntergang mit Blick auf die Ponte Vecchio.

Dienstag, 13. August 2024, Zweiter Kurstag

Wir sind mit unserem Kurs umgezogen, da uns am anderen Standort der Europass Teacher Academy in der Via San Egidio ein klimatisierter Raum zur Verfügung steht.

Heute geht es als erstes darum, wie künstliche Intelligenz entwickelt wurde, welche Voraussetzungen dafür nötig waren und wie rasant sich die KI weiterentwickelt.

Wir sammeln in Kleingruppen Pro und Contra zur Nutzung von KI. Es kommen interessante Aspekte zur Sprache – wenn es nach mir ginge, könnten wir das Thema noch ausführlicher besprechen.
Als nächstes werden wir mit drei verschiedenen Varianten von OpenAI bekannt gemacht, die entsprechenden Apps werden heruntergeladen (jetzt ist mein Computer noch mehr vernetzt – ob ich das überhaupt möchte…?)

Wir arbeiten mit ChatGPT, Copilot und Gemini.

Raquel zeigt uns, wie wir möglichst präzise Prompts formulieren, damit die KI brauchbares Material liefert. Erste eigene Versuche liefern überraschende Ergebnisse. Gleichzeitig beeindruckend und erschreckend. Man bekommt eine Ahnung, dass der Mensch in vielen Bereichen durch KI ersetzbar sein wird.

Aber natürlich hat der Einsatz von KI auch positive Seiten. Wir sollen alle einen Unterrichtsplan mit ChatGPT erstellen. Das geht erstaunlich gut, die inhaltlichen Vorschläge und Formulierungen sind gut verständlich. Eine gute Grundlage, vieles davon lässt sich ohne weiteres übernehmen. Der „persönliche touch“ fehlt, aber als Basis mit Möglichkeit zur Modifizierung eignet sich das Ergebnis allemal.

Unterrichtsplan für einen online-Kurs in Fotografie

Die Aussicht, die Unterrichtsplanung durch den Einsatz von KI zu erleichtern, kommt mir sehr entgegen, so kann ich meine kreative Energie auf den inhaltlichen und zwischenmenschlichen Bereich des Unterrichts (und auf meine eigenen Kunstprojekte) konzentrieren.

Es ist weiterhin sehr heiß in Florenz. Am Nachmittag besuche ich den botanischen Garten, einer der ältesten in Italien (gegründet 1545). Ich vermisse das Meer – aber ich genieße sehr, hier zu sein! Ich laufe in einem großen Bogen zurück zu meinem Quartier. Die Hitze ist sehr anstrengend und ich bin froh, dass ich in meinem Apartment die Klimaanlage anstellen kann.

Mittwoch, der 13. August 2024, Dritter Kurstag

Heute lernen wir weitere OpenAIs kennen.
Als erstes kreieren alle mit Suno einen „morning song“. Wie einfach das geht! Ich denke sofort an einen ganzen Berufszweig von Musikern/Komponisten (für Auftragsarbeiten), der damit überflüssig wird…

KI Suno Morning Song

Als nächstes arbeiten wir mit Gamma. Man kann damit in Windeseile Präsentationen erstellen. Raquel ist sehr überzeugt von dieser AI, auch die anderen sind sehr angetan von ihren Ergebnissen. Ich selbst finde meine KI-generierte Präsentation schrecklich, absolut nicht mein Stil, regelrecht kontraproduktiv. Was ich meinen Kursteilnehmenden nahe- und beibringen möchte, ist das genaue Gegenteil. Hier ist für mich also weiterhin „Handarbeit“ in Indesign oder Powerpoint gefragt.

Produkt von KI Gamma: Fotoreise nach Venetien

Als letztes für diesen Tag experimentieren wir mit „I can’t draw„, das in Padlet integriert ist. Die Aufgabe ist, ein eigenes Foto möglichst genau zu beschreiben und sich daraufhin von der KI ein Bild kreieren zu lassen. Bei „normalen“ Motiven klappt das ganz gut.
Mit meinem Bügeleisenbild (siehe Präsentation vom ersten Tag) kann die KI nichts anfangen und ignoriert wichtige Angaben, um mir ein beliebiges Portrait einer langhaarigen Frau zu liefern.
Eine Bestätigung für mich, dass das Bild ein künstlerisches Unikat ist 😉

Am -weiterhin sehr heißen- Nachmittag besuche ich das Museo Novecento. Sehr angenehm kühl und leer – eine Wohltat zwischen den Eindrücken der überfüllten Stadt. Ich besuche eine beeindruckende Ausstellung der Künstlerin Louise Bourgeois (1911-2010) von ihrem Spätwerk, das hauptsächlich zwischen 2007 und 2009 entstanden ist.

Ausstellungsansicht im Museo Novecento

Donnerstag, der 15. August 2024, Vierter Kurstag

Heute beschäftigen wir uns mit weiteren Möglichkeiten, OpenAI zu benutzen.
Mit Microsoft Designer haben wir die Aufgabe, ein Logo zu entwerfen. Der Erfolg ist eher mittelmäßig, weil das Programm seltsame Phantasiewörter in den Entwurf einbaut. Wahrscheinlich wird in ein paar Monaten die Entwicklung weiter vorangeschritten sein, sodass man ganz andere Ergebnisse erzielen kann. Ich probiere außerdem, mit dem Programm einen Avatar zu erstellen.

Misslungene Logos mit Microsoft Designer

Avatar von Microsoft Designer

Als nächstes beschäftige ich mich mit Adobe Firefly. Die Möglichkeiten, fotorealistische Darstellungen zu kreieren, sind hier wesentlich ausgereifter. Schon fast erschreckend, wie naturalistisch die Ergebnisse wirken. In Zukunft muss man noch viel genauer hinschauen, welche Bilder echte Fotos und welche gänzlich computergeneriert sind.

Porträts mit Adobe Firefly

Raquel stellt uns die GenAI Chatbot Prompt Library for Educators vor. Dort bekommt man Hilfe, wie man mit guten Prompts in ChatGPT, Copilot, Gemini etc. gute Ergebnisse erzielt. Unsere Aufgabe ist, ein Quiz zu erstellen. Auch hier interessant, wie unterschiedlich der Output der verschiedenen AIs ausfällt.

Zum Schluss beschäftigen sich die anderen Teilnehmer mit Eduaide und Magic School. Da diese Programme speziell für (allgemeinbildende) Schulen konzipiert sind und mich als Dozentin an der vhs weniger betreffen, lote ich stattdessen die Möglichkeiten der bildgenerativen Programme aus.
Ich möchte gerne wissen, wie die künstliche Intelligenz meine Altersgruppe bildlich darstellt und versuche, mit den entsprechenden Prompts verschiedene Bildergebnisse zu generieren. Interessant, dass die KI den Teil der Vorgaben ignoriert, der nicht in ihr „Weltbild“ zu passen scheint.

Adobe Firefly, Porträt Arme Frau

Am Nachmittag nehme ich an einer „Free Tour“ (pay what you wish) mit dem Thema „Renaissance and Medici Tales“ teil. Unser Guide Giacomo (Typ Hugh Grant) bringt auf eine charmante, humorvolle und unterhaltsame Weise in bestem Englisch sein fundiertes Wissen unter die Leute.
Um das Touristenprogramm zu vervollständigen, verweile ich zum Sonnenuntergang erst an der Kirche di San Miniato al Monte – mit relativ wenigen Besuchern eher ein Geheimtipp – und laufe dann hinunter zur völlig überlaufenen Piazzale Michelangelo. Auf dem Rückweg nutze ich die blaue Stunde, um die obligatorischen Touristenfotos von der beleuchteten Ponte Vecchio aufzunehmen.

 

Freitag, der 16. August 2024, Fünfter Kurstag

Heute rufen wir als warm-up folgende website auf: https://www.whichfaceisreal.com/index.php und überlegen gemeinsam, welches Foto echt und welches computergeneriert ist. Man muss sehr genau hinschauen, um die Unterschiede zu erkennen. Diese Übung werde ich sicherlich auch in meinen Kursen durchführen, um die Wahrnehmung zu schärfen und die inhärente Problematik zu diskutieren.

Danach stellt uns Raquel die europäische Gesetzgebung und die rechtlichen Grundlagen zur Nutzung von KI im Bildungsbereich vor:

European Law AI EU

Da die anderen Teilnehmer alle von allgemeinbildenden Schulen kommen, beziehen sich die Informationen hauptsächlich auf den Unterricht mit minderjährigen Schülern. Die anschließende Diskussion in Kleingruppen dreht sich dann auch mehr um die Rahmenbedingungen an den jeweiligen Schulen als um die eigene Haltung und den Umgang mit KI. Meine Fragen bezüglich der Möglichkeit, Schülern ein Vorbild zu sein bzw. sie mit der eigenen Meinung zu einem verantwortungsbewussten Handeln zu bewegen, erfahren in der Gruppe leider wenig Resonanz.

Nach der Diskussion gibt uns Raquel noch eine kurze Einführung, wie man ein Padlet zusammenstellen kann. Sie zeigt uns, wie wir das für den Workshop erstellte Padlet sichern und mit allen Informationen bzw. Links auf dem eigenen Computer speichern können.

Zum Schluss werden die Zertifikate übergeben und ein Gruppenbild aufgenommen. Wir bedanken uns alle sehr bei Raquel für einen gelungenen Kurs, ihre nette und kompetente Art und für die vielen Informationen, die wir erhalten haben. Jetzt liegt es an jedem Einzelnen, wie wir das Wissen einsetzen und weitertragen.

Am Nachmittag nimmt ein Großteil der Erasmus+Absolventen an dem angebotenen Kulturprogramm teil. Wir haben uns alle für eine Bustour ins Chiantigebiet mit Weinverkostung angemeldet. Leider ist die Tourbegleiterin ein Reinfall, zu erwartende Informationen zur Gegend und zu Land und Leuten bleiben aus. Die angebotenen lokalen Spezialitäten und Weine schmecken sehr gut. Aber das Ganze hat eher den Charakter einer Werbeveranstaltung als eines kulturellen Beitrags.

Chianti-Gebiet

Weinverkostung

Nach der Rückkehr gehe ich am Abend ins Open Air-Kino, nur ein paar Schritte von meiner Unterkunft entfernt. Im Innenhof des Klosters di Sant’Orsola, das heutzutage ein Ausstellungsort für zeitgenössische Kunst ist, wird der Film „Il Segreto di Liberato“, ein Dokumentarfilm mit Animationsanteilen gezeigt.

Sonnabend, der 17. August 2024, Sechster Tag in Florenz

Ursprünglich war dieser Tag für den kulturellen Beitrag vorgesehen. Da für die Bustour ins Chianti-Gebiet auch die Option am Freitag Nachmittag bestand, habe ich unverhofft den Sonnabend zur freien Verfügung. Ich entscheide mich trotz der Sehnsucht nach dem Meer gegen eine Fahrt nach Viareggio (zumal ich schon mehrfach dort gewesen bin), auch eine andere Stadt zu besuchen scheint mir nicht zwingend notwendig zu sein. Also nutze ich die Gelegenheit, Florenz weiter zu Fuß zu erkunden. Ich breche morgens um sieben mit meiner Kamera auf, freue mich an dem besonderen Morgenlicht und an der Möglichkeit, das Alltagsleben ohne die später einsetzenden Touristenströme beobachten zu können.

Ich unternehme einen langen Spaziergang auf einem Trampelpfad auf der Nordseite entlang des Arno, begegne Pleinair-Malerinnen und Hundebesitzern und komme an einem Ruderclub vorbei. Auf dem Rückweg besuche ich den Markt von Sant’Amborgio, der hauptsächlich von Einheimischen frequentiert wird.

Ruderclub am Arno

Am Nachmittag drehe ich eine Runde über den Mercato Centrale. Mehr als die Waren interessieren mich die Marktbeschicker und ich imaginiere deren Arbeitsalltag. Leider sind meine Italienischkenntnisse noch nicht wieder soweit aufgefrischt, dass ich ein tiefergreifendes Gespräch über die jeweiligen Lebensbedingungen führen könnte, abgesehen von der Frage, ob die Standbesitzer sich während der Öffnungszeiten des Marktes darauf einließen.

Später laufe ich bis zum westlichen Südufer des Arnos und durchquere einen Park, in dem in der Mehrheit afrikanische Obdachlose auf den Bänken schlafen. Ein krasser Gegensatz dazu die hochpreisigen Boutiquen, an denen ich auf dem Rückweg vorbeikomme und an deren Türen fast ausnahmslos schwarze Männer in feinen Anzügen den Einlass bewachen.
Neben dem Verhalten der Touristenmassen konnte ich heute ein wenig das Leben der Einheimischen beobachten. Die Zeit reicht allerdings nicht aus, um den Fragen nachzugehen, die sich daraus ergeben.

 

Sonntag, 18. August 2024, Abreisetag

Früh morgens stehe ich auf und packe meine Sachen.
Gegen 7.15 Uhr gehe ich aus dem Haus, entsorge den Müll und freue mich über einen letzten kleinen Rundgang mit der Kamera durch die noch angenehm leere Altstadt. Ich schaue beim Aufbau der Stände auf dem Mercato Centrale zu und versuche, dabei die Uhr im Blick zu behalten.
Um acht laufe ich mit meinem Gepäck zum Bahnhof, es sind nur zehn Minuten Fußweg. Der italienische Frecciarossa-Schnellzug fährt pünktlich um 8.36 Uhr ab. Ab Verona sind die Züge sehr voll, aber bis auf eine Verspätung zwischen München und Stuttgart klappt alles bestens. Ich lege einen kleinen Zwischenstopp bei meinen Schwestern ein, bevor ich am Dienstag zurück nach Kiel fahre.

Mein Fazit

Die Reise mit der Bahn ist zwar zeitaufwändig, für mich trotzdem zweifellos die beste Wahl der Verkehrsmittel.
Das Erasmus+Programm ist eine tolle Möglichkeit, sich für den Nutzen der entsendenden Institution fortzubilden und gleichzeitig der eigenen Reiselust nachzugehen.
Ich bin dankbar für das Privileg des lebenslangen Lernens und werde jede Gelegenheit nutzen, das neu erlangte Wissen mit der Fähigkeit des kritischen Hinterfragens zu kombinieren und es an meine Kursteilnehmenden und Mitmenschen weiterzutragen.

 

Artificial Intelligence for Education, Rom

Artificial Intelligence for Education: Exploring the Frontiers of ICT
von Z. Gruetzmacher – vhs Itzehoe

Bericht über meine Erasmus-Reise
Rom, Italien
12-17 August 2024

Ich habe mich für diesen Kurs entschieden, da ich ein großes Interesse an KI und ihren Anwendungsmöglichkeiten im Bildungsbereich habe. Meine Wahl für Rom fiel auf die Möglichkeit, mich mit Kolleginnen und Kollegen aus verschiedenen europäischen Ländern auszutauschen und mein Englisch zu verbessern, da der Kurs komplett in englischer Sprache abgehalten wurde.
Nach Abstimmungen mit dem Landesverband der Volkshochschule Schleswig-Holsteins und der Europass Teacher Academy konnte ich meine Teilnahme am Kurs bestätigen und erhielt von Dr. Christine Contrada, der Kursleiterin, ausführliche Informationen zum Programm und den Inhalten.
Bereits zu Beginn konnten wir alle Inhalte digital über ein Kollaborationstool abrufen und uns auch vor Kursbeginn vorstellen sowie unsere Schulen.
Am 11. August begann meine Reise. Ich flog von Hamburg nach Rom und wurde von 38 Grad und Sonnenschein empfangen. Nach einem ersten Eindruck von dieser wundervollen Stadt und einem köstlichen Abendessen in einem traditionellen römischen Restaurant, konnte ich am Abend noch einmal das Wochenprogramm durchgehen und meinen ersten Tag in der Akademie planen.

Screenshot Website Teacher Academy

TAG 1: Montag, 12.8.2024

Die Akademie war 1,5 km von meinem Hotel entfernt, deshalb entschied ich mich, zu Fuß zu gehen und die Stadt zu erkunden. Unterwegs kam ich am Trevi-Brunnen vorbei, der morgens nicht so überfüllt ist wie tagsüber. So konnte ich ihn während der Woche mehrmals bewundern.

Um 9:30 Uhr begann der Kurs mit der Vorstellung der Kursleiterin und der Teilnehmer. Alle persönlichen Informationen hatten wir bereits vorher auf Padlet hochgeladen, so dass wir sie auf der Leinwand im Klassenzimmer teilen und etwas mehr über uns erzählen konnten.
Anschließend erklärte uns die Kursleiterin das Programm und die Arbeitsweise für die Woche. Sie gab uns auch Informationen und Empfehlungen zu Rom und seinen Sehenswürdigkeiten.
Um dann ins Thema KI einzusteigen, machten wir ein Brainstorming zu diesem Thema.

 

 

TAG 2: Dienstag, 13.8.2024

Am zweiten Tag beschäftigten wir uns mit der Definition, der Geschichte, der Entwicklung und der Funktionsweise der KI. Außerdem zogen wir einen Vergleich zwischen der menschlichen Denkweise und KI.
Ein weiteres Thema des Tages war der ethische Aspekt, die Vor- und Nachteile, die Risiken des Einsatzes von KI und die Regeln, die bei ihrer Nutzung beachtet werden sollten. Dieses Thema wurde in Gruppen bearbeitet und anschließend der gesamten Gruppe zur Diskussion und zum Austausch vorgestellt.

Im zweiten Teil des Tages probierten wir verschiedene Werkzeuge der KI aus und präsentierten die Ergebnisse der gesamten Gruppe, um uns über die geleistete Arbeit auszutauschen.
Ich habe ein Video über Schleswig-Holstein mit dem Tool Invideo generiert.

 

TAG 3: Mittwoch, 14.8.2024

Am dritten Tag unseres Kurses beschäftigten wir uns damit, wie man KI im Unterricht einsetzen kann. Um dies anhand praktischer Beispiele zu vertiefen, konnten wir verschiedene Werkzeuge ausprobieren. Jeder Teilnehmer wählte ein Werkzeug aus und präsentierte seine Ergebnisse der gesamten Gruppe.

Zu den von uns getesteten Werkzeugen gehörten beispielsweise: Quizzizz, Quillionz, Yippity, ChatGPT, Google Bard, Edulastic, Taskade, Art Remix (Google Arts & Culture), Poem Postcards (Google Arts & Culture), Hello History (Chat with AI Generated Historical Figures), Suno, invideo AI und magic.remix.ai., etc.

Im zweiten Teil der Stunde stellten die Hälfte der Teilnehmenden ihre Institutionen vor.

TAG 4: Donnerstag, 15.8.2024

Am vierten Tag begannen wir mit einer Partnerarbeit. Jedes Paar testete drei verschiedene KI-Tools und präsentierte anschließend die Ergebnisse der gesamten Gruppe.
Wir konzentrierten uns auf die Fächer Mathematik, Geschichte und Sprache. Dabei arbeiteten wir mit folgenden Tools:

  • Photomath (eine App, mit der man mathematische Aufgaben scannen und schrittweise Lösungen in Echtzeit erhalten kann)
  • Image Creator in Bing (zum Erstellen historischer Bilder)
  • ChatGPT (um die Stimme berühmter Persönlichkeiten zu imitieren)

Nach dieser Aufgabe tauschten sich alle Teilnehmenden darüber aus, ob sie bereits Erfahrungen mit anderen KI-Tools gemacht hatten, die nicht auf unserer Liste standen. Dieser Austausch war sehr interessant, da alle bereits mit verschiedenen Tools gearbeitet hatten.

Im letzten Teil der Stunde stellten weitere Teilnehmer ihre Institutionen vor. An diesem Tag war ich an der Reihe. Ich habe Schleswig-Holstein mit Hilfe eines Werkzeugs der KI präsentiert (Aufgabe von Tag 2) und anschließend den Landesverband Schleswig-Holstein sowie die vhs Itzehoe und die Angebote, die sie bereitstellt.

Aus meiner Präsentation

 

TAG 5: Freitag, 16.8.2024

Der letzte Tag war der Vorbereitung von Projekten und deren Präsentation im Unterricht gewidmet.

 

Ich habe drei Projekte vorbereitet, die ich in meinen Sprachkursen anwenden könnte.

Projekt 1: In einem Spanischkurs für Erwachsene arbeiten. Die Teilnehmer bitten ein Tool der KI, eine Reise für eine bestimmte Gruppe vorzubereiten. (Ich habe KI-Gemini für mein Beispiel verwendet).

Mit dem Ergebnis kann der/die Kursleiter/in Leseverständnisaufgaben bearbeiten oder Begründungen geben.

Alternative Aufgabe: Die Teilnehmer stellen drei verschiedene KI-Tools zum Thema: Vorbereitung einer Reise. Die Teilnehmer vergleichen die Ergebnisse und wählen das am besten geeignete aus und erklären ihre Wahl.

Projekt 2: (KI-Tool verwendet: Gemini) Um an einem DAZ-Deutschkurs mitzuarbeiten. Ziel ist es, mit Material zu arbeiten, das dem Kontext der Studierenden angepasst ist.

  • Die Lehrkraft bittet ein Tool der künstlichen Intelligenz, einen Text/Biographie in der ersten Person vorzubereiten.
  • Das Ergebnis kann verwendet werden, um an Leseverständnis, Wortschatz, Grammatik usw. zu arbeiten.
  • Die Kursteilnehmer können die Geschichte lesen und mit Bildern illustrieren.Projekt 3: Eine KI-Tool (KI-Tool verwendet: SUNO) bitten, einen spanischen Song zu generieren, um die Aussprache des Buchstabens R im Spanischunterricht zu üben. Ziel ist es, die Aussprache auf spielerische Weise zu trainieren. Die KI erstellt ein Lied, das zum Lernstand/Kontext der Teilnehmenden passt.

Der letzte Teil unseres Kurses war Reflexionen und Schlussfolgerungen zum Kurs gewidmet, sowie der Übergabe der Zertifikate.

TAG 6: Samstag, 17.8.2024

Dieser Tag war der selbstgeführten kulturellen Erkundung Roms gewidmet.
An dem Tag habe ich die Vatikanische Museen und die Sixtinische Kapelle besucht. Das war eine fantastische Tour um meinen Besuch im Rom zu beenden.

 

 

Mein Fazit:
In dieser Woche habe ich sehr viel gelernt, viele Informationen über verschiedene KI-Tools erhalten. Die intensive Arbeitswoche war äußerst bereichernd, nicht nur aufgrund des neu erworbenen Wissens, sondern auch durch den Austausch mit Kollegen aus verschiedenen Ländern und Bildungseinrichtungen. Auch das ständige Üben der englischen Sprache während der gesamten Woche war sehr positiv für die Verbesserung meiner Sprachkenntnisse.

Es könnte keine bessere Möglichkeit geben, neues Wissen und Erfahrungen an einem so wunderbaren Ort wie Rom zu sammeln. Meine Erfahrung war fantastisch.

The Best Digital Tools for Language Teachers, Dublin

von D. Lausen

Bericht über meine Erasmus-Reise
Wo: Dublin, Ireland, Teacher Academy
Wann: 07.07.-14.07.2024
Thema: The best digital tools for language teachers

Einleitung: Vom 07.07.2024 bis 14.07.2024 hatte ich die Gelegenheit, an einer einwöchigen Erasmus-Reise zur Teacher Academy in Irland teilzunehmen. Das Thema der Reise war “Digitalisierung für Fremdsprachenunterricht”. Diese Erfahrung war nicht nur lehrreich, sondern auch inspirierend und hat mir viele neue Perspektiven eröffnet.

Hintergrund/Motivation: Vor der Reise habe ich keine digitalen Instrumente in meinem Unterricht eingesetzt. Ich unterrichte Englisch und Deutsch in BAMF-Kursen seit 15 Jahren. Meine Motivation für die Reise war die Vielfalt der Instrumente kennenzulernen und ein paar für meinen Unterricht und meine Zielgruppen auszusuchen, und die ersten Erfahrungen in einem geschützten Raum damit zu machen. Kurz vor meiner Reise haben wir beschlossen, einen Azubi-DeuFöV-Kurs ab September im hybriden Format durchführen zu wollen. Aus der Sicht war die Fortbildung zeitlich und inhaltlich genau richtig.

Reiseverlauf: Während der Woche diskutierten wir den Einsatz verschiedener Apps und Tools im Unterricht und probierten diese aus. Die Themen reichten von der Nutzung interaktiver Whiteboards bis hin zum Einsatz der KI-Instrumente im Fremdsprachenunterricht.

Meine Highlights der Woche:

  • Padlet: sehr gut geeignet für die Erstellung eines digitalen Portfolios für einen Kurs.
  • Edpuzzle: mit Edpuzzle habe ich ein Video über Dublin für meinen Englischkurs erstellt, mit Aufgaben wie Multiple Choice und offene Fragen. Mit meinem Kurs fahre ich Ende November noch mal nach Dublin. Mit dem Video können meine Teilnehmenden bereits vor der Reise die ersten Eindrücke über Dublin sammeln und planen, was sie dort sehen wollen.
  • Let’s go noodles: gut für Warm-Ups, viele lustige interaktive Übungen.
  • Symbaloo: sehr gut für die Erstellung und die Verfolgung von Lernwegen und Entwicklungen, gut geeignet für Ferienaufgaben.
  • Geoguesser: man kann einen Standort in der Welt aussuchen und dahin zoomen, um einen virtuellen Spaziergang dort zu unternehmen. Im Integrationskurs könnte man seine Heimat den anderen zeigen oder raten und argumentieren, wo man gerade ist.
  • Perplexity und Chat GPT: fürs Entwickeln von Diskussionsfragen in Fortgeschrittenenkursen.
  • Mentimeter: für Meinungsumfragen im Unterricht und Diskussionen
  • Twee: sehr gut für Tedtalk Videos geeignet, damit können Aufgaben zum Video und Diskussionsfragen erstellt werden.

Kulturelle Exkursionen: Neben den akademischen Aktivitäten hatten wir auch die Gelegenheit, die irische Kultur und Geschichte zu erkunden, was die Reise noch bereichernder machte.

Erfahrungen und Erkenntnisse: Die Reise hat mir gezeigt, wie wichtig die Digitalisierung in der modernen Bildung ist. Ich habe viele praktische Tipps und Strategien gelernt, die ich in meinem eigenen Unterricht anwenden kann. Besonders beeindruckt hat mich die Vielfalt der digitalen Werkzeuge und deren Potenzial, den Unterricht interaktiver und ansprechender zu gestalten. Ein großer Vorteil vom Nutzen der digitalen Tools ist die Zeitersparnis in der Vor- und Nachbereitung.
Außerdem hatte ich die Möglichkeit, mein Englisch aufzufrischen. Was ich besonders bei solchen Fortbildungen mag, ist der Einsatz der für mich unbekannten Unterrichtsmethoden (Diskussionsmethoden, Gruppenmethoden), die ich auch gern mitnehme und in meinem Unterricht einsetzte. Besonders gut daran ist es, dass ich diese Methoden aus der Sicht einer Teilnehmerin erfahre und deren Wirkung auf Teilnehmenden als Kursleiterin besser verstehen kann.

Fazit: Die Erasmus-Reise zur Teacher Academy in Irland war eine wertvolle Erfahrung, die meinen Horizont erweitert und mir neue Ideen für die Integration digitaler Technologien in den Unterricht gegeben hat. Ich freue mich darauf, das Gelernte in meiner VHS umzusetzen und meinen Teilnehmer*innen eine moderne und innovative Lernumgebung zu bieten.

Tagebuch meiner Reise:

Am 07.07.2024 bin ich mit dem Flugzeug in Dublin angekommen.
1. Tag: Am 08.07.2024 startete der Kurs an der Teacher Academy. Das Thema des Seminars lautet Digital tools for language teachers. Heute ging es vorerst um folgende Themen:
-> einander kennenlernen (Methoden: Fragekarten und Partnerinterview)
-> individuelle Ziele fürs Seminar festlegen (Methode: a poll with padlet)
-> die App Padlet kennenlernen und selbst ausprobieren

Außerdem hat unsere Seminarleitung Sarajane Doogan uns viele Tipps gegeben, was man in Dublin gesehen haben muss.
Am Ende des Tages fand eine internationale Food Messe statt. Man konnte verschiedene Spezialitäten aus den Ländern der Teilnehmenden probieren.

2. Tag: Den zweiten Tag hat der Trainer Robert Schwamborn übernommen und wir haben uns mit verschiedenen Apps und Tools beschäftigt:
-> Warm-Ups and funny activities: noodles.com
-> Dokumentation von Unterrichtsplänen, Hospitationen etc.: Onenote.com, evernote, screencast-o-matic.com
-> Verfolgen von Lernfortschritten und Erstellen von Hausaufgaben: symboloo
-> Integration von Videos und Erstellung von Aufgaben für Videos: edpuzzle
-> Erstellen von eigenen Zeitschriften: fodey.com

In der 2. Tageshälfte haben wir uns mit der Kreativität beschäftigt. Es ging um verschiedene Phasen des Prozesses und darum, welche mit speziellen digitalen Tools unterstützt werden können. Der kreative Prozess erfordert viel Sammeln von Informationen und deren Sortierung und Aufbewahrung. In dem Zusammenhang haben wir folgende Apps angeschaut: Onenote, mind maps.
Am Nachmittag hatten wir Zeit, die Stadt zu erkunden. Mit ein paar Teilnehmenden aus meiner Gruppe habe ich Trinity College und das Haus von Oskar Wild besucht.
Das war ein ereignisvoller und schöner Tag, der leider, typisch für Ireland, sehr regnerisch war.

 

3. Tag: Am 10.07.2024 ging es dann weiter mit Trainer Mark McGuigan.
Folgende Apps haben wir ausprobiert:
-> App für Warm-Up: Random Name Selector
-> App für die Kontrolle und Bewertung der Aufgaben im Unterrichtsraum: plickers

Wir haben über den Einsatz der KI im Unterricht gesprochen. Viele Kolleginnen haben die Sorge, dass wir Lehrer*innen bald durch die KI ersetzt werden. Mark hat uns zu Perspektivenwechsel angeregt. Es wird uns nicht ersetzen, wir benutzen es. Es kann unseren Job erleichtern, insbesondere bei der Unterrichtsvorbereitung und in den Situationen, wo wir als Lehrer nicht physisch da sein können. An diesem Vormittag haben wir ChatGPT und Perplexity ausprobiert. Das sind zwei gute Instrumente zum Erstellen von Fragen und Diskussionsinhalten.
Eine andere ganz sinnvolle und in der Handhabung einfache App ist Mentimeter. Damit können Präsentationen erstellt werden und Meinungsumfragen durchgeführt und visuell für alle dargestellt werden.
Am Nachmittag haben wir uns Tools für die Wortschatzarbeit und das Sprechen angeschaut: worldwall.net, wordle.de/ mywordle (hier kann man eigenen Wordle erstellen), contexto, baamboozle, jeopardylabs, Heylama.

Am Nachmittag sind wir mit dem Zug zu den Kliffen nach Howth gefahren. Die Fahrt dauerte 30 Minuten. Das war eine wunderschöne Wanderung.

 

4. Tag: Am 11.07. haben wir weitere digitale Instrumente besprochen:
-> Erstellen von Aufgaben zu Videos auf TedTalk und youtube: twee
-> Sprachtraining mit einem digitalen Sprechpartner: piai
-> Apps zum Erstellen von Bildern: Dala 3 und Copilot und
-> Tools zum Lernen mit Musik: lyricstraining, suno, PSSI.
Außerdem haben wir uns mit der Ethik vom KI-Einsatz auseinandergesetzt.

Am Nachmittag haben wir den Auftrag bekommen, in kleinen Gruppen eine Unterrichtseinheit für unsere Zielgruppe mit Einsatz von den digitalen Instrumenten zu planen. Die Präsentation war für den Freitag geplant.

Nach dem Kurs ging es zum Tanzen: Wir haben einen Einführungsworkshop in Irish Dance bekommen. Das war sehr unterhaltsam.
Anschließend waren wir bei der National Gallery und haben in dem ältesten Bookshop von Dublin Hodges Figgis geshoppt. Den Abend haben wir gemütlich in einem Pub ausklingen lassen.

5. Tag: Am letzten Kurstag haben wir unsere Unterrichtsentwürfe vorgestellt.
Anschließend haben die Zertifikate bekommen. Am Nachmittag haben wir einen Ausflug nach Powerscourt Garden unternommen.

6. Tag: An diesem Tag hatten wir Zeit zu unserer Verfügung für kulturelle Aktivitäten. Wir sind durch die Stadt gelaufen und haben ein Bier in dem Temple Bar getrunken. Am Abend haben wir uns alle getroffen, um den letzten Abend gemeinsam zu verbringen.

Integrating AI in the Classroom With Critical Thinking, Wien

von Ramona Bücker, vhs Henstedt-Ulzburg

Vienna / Deutsche Akademie
24.-29. Juni .2024

Eine intensive Woche voller Lernen und Austausch über künstliche Intelligenz im Bildungsbereich. 15 TeilnehmerInnen aus sechs europäischen Ländern erkunden gemeinsam die Möglichkeiten und Herausforderungen von KI für den Unterricht.


Nach einem abenteuerlichen Start am Samstag mit der Deutschen Bahn, einer langen Reise von Hamburg nach Wien inklusive Umleitungen und Notstopps, sowie einem Zwischenstopp beim Donauinselfest, dem Prater und des AC/DC-Konzertes, begann am Montag, dem 24. Juni 2024 unser Seminar „Integrating AI in the Classroom With Critical Thinking“ der Europass Teacher Academy in Wien.

 

 

 

 

Tag 1: Montag, 24.06.2024

Der erste Tag stand ganz im Zeichen des Kennenlernens. Trainerin Maryam aus Amsterdam führte uns durch verschiedene Kennlernspiele, von denen ich zugegebenermaßen nicht der größte Fan bin. Wir waren 16 Teilnehmer/innen aus Polen, Portugal, Rumänien, Zypern, Spanien und Deutschland. Nach den Vorstellungs-runden und Präsentationen ging es gleich in die Praxis: Wir probierten verschiede-ne AI-Tools aus, darunter Runway AI, ChatGPT und Hume.ai.

Besonders spannend war der Einsatz von Perchance.org, einem Character-Generator, der aus einer harmlosen Katze eine unheimliche Kreatur machte. Abends genossen wir ein gemeinsames Essen im „Bettelstudent“ und ich ließ den Tag mit einem Klassik-Konzert im Palais Eschenbach ausklingen.

Tag 2: Dienstag, 25. Juni 2024

Der zweite Tag begann mit einer HopOnHopOff-Tour und einem Besuch des Schönberger Schlosses.

Zurück im Seminarraum beschäftigten wir uns mit der Erstellung von Präsentationen mithilfe von GAMMA. Es folgte eine lebhafte Diskussion darüber, wie Schüler mit AI arbeiten können. Wir probierten verschiedene Präsentations-Apps aus und bewerteten die Erfahrung mit AI.

Abends traf ich mich mit Barbara im „Sacher“ zu einem Stück Kuchen und Kaffee, bevor wir den Tag in der Bar „Falco“ und auf dem Vorplatz der Karlskirche ausklingen ließen.

Tag 3: Mittwoch, 26. Juni 2024

Der dritte Tag stand im Zeichen der Unterrichtsorganisation mit AI-Tools. Wir testeten sehr viele verschiedene AI-Tools, darunter MagicSchool.ai und EduGPT.com. Nach der Pause diskutierten wir über die Mediennutzung und ihre Auswirkungen auf die Aufmerksamkeitsspanne. Praktische Übungen zur Erkennung von Falschinformationen rundeten den Tag ab.

Abends unternahmen wir eine Sightseeing-Tour durch Wien und probierten typische Wiener Spezialitäten.

 

Tag 4: Donnerstag, 27. Juni 2024

Am vierten Tag besuchten wir vormittags das Sisi-Museum und genossen Kaffee und Torte im „Café Central“.

Im Seminar setzten wir uns intensiv mit der Anwendung von AI im Unterricht auseinander, erstellten Aufsätze und interaktive Spiele mit verschiedenen AI-Tools.
Abends trafen wir uns im „Bier und Bierli“ zum Essen und Austausch.

Tag 5: Freitag, 28. Juni 2024

Der fünfte Tag brachte eine Vorstellung weiterer nützlicher AI-Apps wie claude.ai und eduaide.ai. Eine absolute Informationsflut, die ich erst einmal sortieren musste. Zum Ausklang des Tages unternahm ich mit Katrin eine geführte Tour durch Wiens Kanalisation, bekannt aus dem Film „Der dritte Mann“.

Tag 6: Samstag, 29. Juni 2024

Am letzten Tag reflektierten wir über unsere neu gewonnenen Erkenntnisse und Fähigkeiten und erhielten unsere Abschlusszertifikate.

Zum Abschluss gab es eine geführte Stadttour durch Wien, die uns bei strahlendem Sonnenschein an viele wichtige Sehenswürdigkeiten führte: Stephansdom, Kapuzinergruft – u.a. Franzl & Sisi liegen hier, Volksgarten, Votivkirche, Uni-Quartier, Museumsquartier, Abschluss auf dem Naschmarkt. Und das alles bei 34 Grad! Trotz der heißen Temperaturen genossen wir die kulturellen Eindrücke und verab-schiedeten uns schließlich voneinander mit dem Versprechen, uns irgendwann wiederzusehen.

Mein Fazit:

Die Woche in Wien war nicht nur lehrreich und inspirierend, sondern bot auch viele Gelegenheiten, neue Freundschaften zu schließen und die Stadt zu erkunden. Ein rundum gelungenes Seminar, das sicherlich noch lange in Erinnerung bleiben wird.

Das Thema KI interessiert mich seit langem sehr, darum habe ich mich für diese Schulung auch angemeldet. Es wurde viel praktisch gearbeitet und wir hatten viel Zeit, einzelne AI-Apps auszuprobieren. Viele dieser Anwendungen sind vorwiegend für den Schulunterricht bzw. das Unterrichten geeignet. Für meine Arbeitsbereiche in der Programmplanung/Verwaltung konnte ich aber dennoch tolle Tools kennenlernen. Auf jeden Fall muss ich mir eine Übersicht erstellen über die für mich geeignetsten Apps und ihre Verwendung (z. B. Erstellen von Präsentationen, Statistiken, Audi/Video). Ich sehe mich aber auch als Multiplikator für Kursleiterinnen an meiner VHS, damit sie zukünftig vielleicht ihren Unterricht mit AI planen oder abwechslungsreicher gestalten können.

Etwas zu kurz kam meiner Meinung nach das eigentliche Kernthema – kritisches Denken. Ich denke aber, dass das in Ordnung ist, zumal nach meinem Eindruck alle Teilnehmer/innen bereits sensibilisiert sind. Für mich waren die praktischen Übungen mit KI viel nützlicher.

Großen Respekt hatte ich im Vorfeld davor, dass diese Woche ausschließlich auf Englisch kommuniziert wurde. Im flüssigen Gespräch und beim Verfolgen von Vorträgen sind meine Fähigkeiten durchaus eingeschränkt.

Die Teilnehmer/innen hatten aber alle unterschiedliche Sprachlevels, die Trainerin bemühte sich hervorragend, langsam und klar zu sprechen. Außerdem erhielt ich Translating-Unterstützung meiner drei deutschen Mitstreiterinnen, die allesamt Englischlehrerinnen sind. Und natürlich half auch AI! Mit dem DeepL-Tool ließ sich gut arbeiten. Also alles zusammen – Es war mega anstrengend, aber zu bewältigen.

Der Kontakt unter uns Kursteilnehmer/innen war sehr positiv und interessant. Fünf Länder in einer Gruppe – Viva Europe! Außer mir waren alle anderen Lehrer/innen. Deren Austausch über die unterschiedlichen Schulformen und Praktiken des Unterrichtens war auch für mich sehr interessant.

Und Wien ….. IST IMMER EINE REISE WERT!

 

 

Project-Based Learning (PBL) in Museums and Culutral Heritage Sites, Rom

von Inga Feldmann

Als Leiterin der vhs-Kunstschule der Förde-vhs in Kiel arbeiten wir vernetzt auch mit den Museen der Stadt. Da viele Menschen jedoch keinen Zugang zu Museen haben, finde ich es interessant zu erfahren, ob es andere Zugangswege geben könnte und habe mich daher für diesen Kurs entschieden.

Sonntag, der 07.07.24

Ankunft in Rom am Abend. Die Anreise verläuft sehr gut, das erste, was mich auf dem Flughafen in Rom beeindruckt, sind die Toiletten: es gibt eine digitale Anzeige, wie viele Kabinen frei sind! Mit dem Bus fahre ich in das Stadtzentrum und entscheide mich dann zu Fuß mein Hotel zu suchen – habe jedoch nicht bedacht, wie heiß es auch um 17:00 noch sein kann. Wärmeschock! Es muss sofort ein Eis gegessen werden – glücklicherweise gibt es hier überall ganz wunderbare Eisdielen, die kleine Kugeln für „nur“ 3 € verkaufen. Nach einer kleinen Verschnaufpause im Hotel wage ich mich wieder hinaus in die Wärme und laufe zum Trevi Brunnen, an dem unglaublich viele Menschen Selfiebedürfnisse haben und zur spanischen Treppe – auf der trotz Sitzverbot erschöpfte Touristen sitzen, die regelmäßig von einer Polizistin aufgescheucht werden.

In einer Seitenstraße esse ich meine erste Pizza mit Büffelmozzarella – lecker!

Montag, der 08.07.2024

Gegenüber von meinem Hotel trinke ich einen Cappuccino und pünktlich um 9:00 Uhr startet der Kurs mit 14 Teilnehmerinnen aus Slowenien, Irland, Österreich, Bulgarien, Spanien und der Slowakei.

Unsere Trainerin, Marianna Panagiotoudi, studiert Kunst in Rom und kommt ursprünglich aus Griechenland. Nach einigen Kennenlernspielen präsentieren wir unsere Schulen/ Bildungseinrichtungen.

Interessant ist eine Gemeinsamkeit: die Kinder können immer weniger lesen, daher gibt es an vielen Schulen extra Zeiten, in denen unter Aufsicht gelesen wird – jedes Kind bringt ein Buch mit oder kann es in der Klasse ausleihen.

Marianna gibt uns eine Einführung in das Thema kulturelles Erbe, indem wir gemeinsam überlegen, wie Kultur und kulturelles Erbe definiert werden können. Wir werden aufgefordert darüber nachzudenken, welche immateriellen Aspekte von Kultur es in unseren jeweiligen Ländern gibt – bestimmte Rituale, Feste etc. Mir fällt leider das Oktoberfest ein, mit dem man als Deutsche immer wieder identifiziert wird, Bier und Fußball.

Anhand der Online Liste der Weltkulturerbestätten suchen wir für unser Land die Orte, die wir kennen. Wir sprechen über die Bedeutung von kulturellem Erbe, was dieses für unsere Identität bedeutet. Im Unterricht kann es, wenn es viele Personen mit unterschiedlicher Herkunft gibt, eine interessante Frage sein und dazu führen, dass man sich besser versteht. Es ermöglicht der einzelnen Person, sich mit seinen Wurzeln zu verbinden und fördert das Zugehörigkeitsgefühl und den Stolz auf sein kulturelles Erbe.

Wir betrachten die Geschichte der Museen: diese sollen heutzutage eher „Spaceships“ sein – die Zukunft mitdenken und insgesamt ein Ort für materielles und immaterielles Kulturerbe, der alle anspricht, zugänglich und inklusiv, diversitätsfördernd und nachhaltig. Die Erfahrung der meisten Lehrkräfte ist jedoch, dass insbesondere Schüler*innen Museen als langweilige Orte empfinden.

An diesem Punkt werden wir mit dem projektbasierten Lernen ansetzen – um den Ort „Museum“ interessanter zu gestalten. Zum Ende des Kurstages werden wir aufgefordert, für die gesamte Woche ein Padlet zu erstellen; dies soll Rom mit allen Sinnen beinhalten.

Nach einer kurzen Pause im Hotel fahre ich in das beliebte Künstlerviertel Trastevere und finde kleine schattige Gassen und Streetart an einigen Häusern. 

Dienstag, der 9. Juli 2024

Ich wollte nicht mehr frieren, also darf ich nicht jammern… die Hitze ist jedoch so groß, dass es ein wenig das Gehirn lähmt. Selbst im Schatten im Park ist es zu heiß – tagsüber hält man es nur in klimatisierten Räumen ( Museen 🙂 ) oder im Schulungsraum aus.

Wir starten mit einem Input zum Thema Project based learning (PBL), lernen den Unterschied zwischen einem Projekt und projektbasiertem Lernen kennen. Es ist eine Methode, bei der Personen in Kleingruppen arbeiten, um Wissens- und Problemlösungsfähigkeiten zu erwerben. Sie sollen weitgehend selbständig Antworten finden und diese öffentlich präsentieren. Erfunden hat die Methode John Dewey, ein amerikanischer Philosoph und Pädagoge, der sich für die Demokratisierung sämtlicher Lebensbereich einsetzte.

Die herausfordernde Frage bzw. das Thema wird durch die Lehrkraft gestellt. Die Rahmenbedingungen werden definiert, Kleingruppen werden gebildet. Die Projektphasen werden durch die Lehrkraft begleitet, es soll jedoch möglichst viel Freiraum für Ideen gelassen werden, um auch den inneren Anschluss an das Thema zu ermöglichen. Die Lehrkraft gibt Feedback und Hilfestellungen. Nach der Präsentation gibt es noch ein Kritikgespräch.

Als praktische Übung bekommen wir die Aufgabe, zu dem Oberthema „Rome now and then“ herausfordernde Fragen zu formulieren. Es kommen beispielsweise Themen wie „das Nachtleben in Rom früher und heute“. Mit welchem Thema wir uns beschäftigen wird vertagt, da wir in das Museum Barberini gehen und dort die Aufgabe haben, uns kritisch mit einem selbstgewählten Bild auseinanderzusetzen anhand eines Fragebogens. Ich wähle das Bild von Raffaello Sanzio, Porträt einer jungen Dame mit einem Einhorn.

Im Barberini Museum hält sich jedoch noch ein anderes Porträt auf:

Erasmus, gemalt von Quentin Metsys!

 

Am frühen Abend besuche ich die Ausstellung von Carla Accardi im Palazzo Esposizioni Roma. Sie war eine feministische Künstlerin, eine herausragende Protagonistin der italienischen und internationalen visuellen Kultur.

Negativo-Positivo, 1957-1958 Carla Accardi

 

Mittwoch, der 10. Juli 2024

Heute startet das Programm erst um 14:00 Uhr, da wir 38 Grad erwarten… Ich habe vormittags um 9:00 Uhr eine Tour im Kolosseum gebucht. Es wurde uns die grausame Situation der Sklaven, Gladiatoren und wilden Tiere erläutert – ganz gut, dass durch die Christianisierung diese Grausamkeiten ein Ende fanden. Gegen 11:00 Uhr ist es bereits so warm, dass es nur noch durch viel Eis und ganz langsames Schlendern zu ertragen ist.

Das Kolosseum

Im Kurs geht es um Definitionen von Kunst. Kimon Nikolaides: „Die Kunst bildet nicht das Sichtbare ab, sondern macht sichtbar, was nicht so leicht zu sehen ist.“ Es macht einen Unterschied, ob man ein Bild eines Kunstwerks in einem Lehrbuch sieht oder ob man direkt davor steht – die emotionale Verbindung ist dann wesentlich stärker.

Die Schlüssel-Elemente von projektbasiertem Lernen sind folgende:

Real World Context: Das Museum bietet authentische, reale Kontexte für das Lernen. Forschendes Lernen: PBL ermutigt die Schüler/ Teilnehmenden, Fragen zu stellen, zu recherchieren und Themen zu vertiefen. Das Museum kann dies erleichtern, indem es geführte Fragestunden, interaktive Ausstellungen und Zugang zu Experten anbietet. Kolloborative Projekte, Interdiziplinäres Lernen, Kritisches Denken und Problemlösungskompetenz sind weitere Elemente.

Verschiedene Themengebiete könnten für PBL geeignet sein:

Museen und Umwelt, Museen und Geschichte, Museen und Stereotype, Museen und Technologie, Kuratierung von Ausstellungen, Museen und Wissensvermittlung

Wir diskutieren mögliche Fragestellungen für PBL, prüfen die Umsetzbarkeit. Die Frage der Zugänglichkeit und Verständlichkeit von Museen wird thematisiert – gibt es beispielsweise Erklärungen in einfacher Sprache?

Mit der App Goosechase entdecken wir in Kleingruppen kulturelle Orte. Am Ende landen wir alle in einer kleinen Seitenstraße und essen Suppli und Pizza und unterhalten uns angeregt über die Bildungsmiseren in den verschiedenen Ländern. Ein Problem in Irland ist beispielsweise, dass sich Lehrer*innen keine Wohnung mehr in den Städten leisten können, da die Preise explodiert sind. Dies ist in Spanien ebenfalls problematisch, daher gibt es beispielsweise auf Mallorca nicht genügend Lehrkräfte.

 

Donnerstag, der 11. Juli 2024

Heute geht es um digitale Tools- wir üben die Erstellung eines Goosechase Events. Nachdem wir gestern erfolgreich in Teams die App ausprobiert haben, ist es relativ einfach, selbst so eine Art digitale Schnitzeljagd zu erstellen. Dies könnte man beispielsweise in Kiel für Touristen, vhs Kurse  oder Schulklassen anbieten mit verschiedenen Aufgaben.

Die nächste Seite, die wir entdecken, ist Google Arts and Culture – ein großer Schatz an Museen, Kunstwerken, Themen mit Spielen wie „Was kam zuerst?“ bei dem 2 Bilder gezeigt werden und man raten muss – oder Geo Artwork, bei dem man auf einer Weltkarte angeben soll, wo ein Bild erstellt wurde – sehr spannend!

Auch die App Artsteps ist für mich sehr spannend – es geht darum, eine eigene virtuelle Ausstellung zu erstellen. Dies wäre auch für ein Ergebnis einer PBL eine schöne Möglichkeit.

Wir gehen nochmal die Schritte einer PBL durch und haben dann die Aufgabe, eine PBL zu erstellen.

Mithilfe der App Padlet erstelle ich eine PBL zu dem Thema Streetart in Kiel.

https://padlet.com/feldmanninga00/pbl-street-art-in-kiel-y2dkh98ms1rlq10d

Freitag, der 12. Juli

Wir starten heute mit dem Thema, wie PBL Projekte ausgewertet werden können. Unter anderem geht es darum, die Art der Zusammenarbeit auszuwerten, es gibt dafür eine Vorlage über stem.org.uk. Dies ist glücklicherweise in Volkshochschulen nicht relevant.

Anschließend wird jedes einzelne PBL Vorhaben vorgestellt und überprüft, ob dies so möglich wäre. Wichtig ist immer wieder die Ergebnisoffenheit – es soll öffentlich präsentiert werden – aber was und wie ist Sache der Teilnehmenden. Auch die Bewertung mit Noten in Schulklassen ist gerade bei einer Teamarbeit schwierig.

Wir stellen alle unsere Padlets vor, die wir während der Woche erstellt haben:

https://padlet.com/feldmanninga00/rom-in-july-o649dwqtq22uv108

Die Übung „Art detectives“, die wir im Palazzo Barberini durchgeführt haben, wird analysiert. Es hat Spaß gemacht, sich ein Kunstwerk auszusuchen und viele Fragen dazu zu beantworten.

Wir überreichen uns gegenseitig unsere Teilnahmebescheinigungen und verabschieden uns herzlich.

Samstag, der 13. Juli

Die Aufgabe ist heute, alleine mit dem uns zur Verfügung gestellten Roma Pass viele kulturelle Stätten zu besuchen. Ich habe mich für die Sixtinische Kapelle, die vatikanischen Museen und die Kunst in der Galerie Borghese entschieden. Der Zugang zum Vatikan ist nicht einfach – durch mehrere Sicherheitsschleusen gesichert gelangen wir nach 30 Minuten in den Innenhof. Die Galerien sind sehr beeindruckend, in einer Galerie sind die einzelnen Teile Italiens aufgemalt – mit dem Wissen von damals. Überall sind Marmorbüsten – ein unglaublicher Reichtum in den Museen, welcher lange Zeit nicht öffentlich zugänglich war. Die Sixtinische Kapelle ist sehr beeindruckend, die Gemälde sind in nur 4 Jahren entstanden.

In der Galerie Borghese sind u.a. Bilder von Caravaggio, diese interessieren mich besonders.  Insgesamt ist das Museum wohl eines der schönsten der Welt, unglaublich prunkvoll ausgestattet.

Abends habe ich mir vorgenommen, das Konzert von Ludovico Einaudi zu besuchen im Auditorium – der Freilichtbühne im Norden Roms. Auf dem Weg dahin in der Metro kommt es leider zu einer Massenpanik, da zwei Gruppen von jugendlichen Taschendieben sich bekriegen und Touristen angreifen. Ich schaffe es aus der Metro zu flüchten… ein ziemlicher Schock. Ich schaffe es zu Fuß und mit dem Bus noch rechtzeitig zum Konzert – der Schreck sitzt mir jedoch in den Knochen….

Sonntag, der 14. Juli

Abreisetag…

Was nehme ich mit aus diesen 7 Tagen in Rom? Die Stadt ist zurecht ein Weltkulturerbe, man kommt aus dem Staunen nicht heraus. Mitte Juli bei 38 Grad ist es allerdings eine Herausforderung, den Kurs zu besuchen und möglichst viel von der Kultur der Stadt erleben zu wollen.

Ich kann mir gut vorstellen, eine digitale Schatzsuche zum Thema Kunst im öffentlichen Raum in Kiel zu organisieren. Ein PBL Projekt könnte in Kooperation mit einer Schulklasse oder einem vhs Kunstkurs das Thema Street Art in Kiel sein. Mithilfe der Spiele bei Google Arts and Culture können beispielsweise Bilder auf interessante Weise vermittelt werden. Mit Artsteps könnten wir virtuelle Ausstellungen erstellen.

Ein interessanter Aspekt von Erasmus+ ist der emanzipatorische – es nehmen häufig Frauen teil, die zum ersten Mal ohne Familie oder Partner*in unterwegs sind, etwas lernen und die Stadt erkunden. Ich finde dies erwähnenswert, da wir von der Gleichberechtigung in Europa immer noch weit entfernt sind.