Cultivating Diversity and Inclusion, Rom

von Hajar Qaser-Rashidi

5.-9. Mai 2025 in Rom, Italien

Ankunft und erste Entdeckungen in Rom

Unsere Reise begann mit einem angenehmen Flug von Hamburg in die Ewige Stadt – Rom.

Schon bei der Ankunft empfing uns die Stadt mit strahlendem Sonnenschein und wohltuender Wärme. Ich hatte mir ein nettes Hotel St. Moritz in der Via Nazionale bereits im Voraus gebucht und machte mich direkt auf den Weg dahin.

Die zentrale Lage erwies sich als wahrer Glücksgriff: Nur wenige Schritte trennten mich von der Europass Teacher Academy und von zahlreichen kulturellen Highlights.

Nach dem Einchecken ließ ich mich durch die Altstadt treiben – vorbei an prachtvollen Fassaden, lebendigen Plätzen und den ersten Eisdielen. Der Tag endete stimmungsvoll bei einem regionaltypischen Abendessen in einem kleinen Lokal.

Der Samstag begann ruhig, fast meditativ. Gegen Mittag machte ich mich zusammen mit meinem Kollegen auf den Weg in den Vatikan – einen Ort, der nicht nur religiös bedeutsam ist, sondern auch spirituell berührt. Für mich persönlich war es bereits der zweite Besuch, aber dieses Mal durften wir etwas Besonderes erleben: In dem Vatikan findet in der kommenden Woche das Konklave statt und ein neuer Papst soll gewählt werden. Das macht alles noch viel spannender!

Besonders eindrucksvoll war der Moment, in dem wir von der Existenz mumifizierter Päpste erfuhren – ein Detail, das mir bislang unbekannt war. Dieser Besuch erinnerte mich daran, wie vielschichtig Geschichte und Glaube miteinander verwoben sind.

Am Sonntag nutzten wir die Gelegenheit, am „freien Museumssonntag“ teilzunehmen.

Trotz teils langer Wartezeiten (über eine Stunde für das Pantheon, fast eineinhalb für die Engelsburg) bleiben wir standhaft, und das hat sich gelohnt. Die Engelsbrücke mit ihren detailreichen Engelsfiguren, jede ein Symbol des christlichen Glaubens, beeindruckte mich besonders. Die anschließende Besichtigung der Engelsburg vertiefte unser Verständnis für die Verbindung von Architektur, Geschichte und Macht in Rom.

Montag, 05. Mai 2025

Der erste Seminartag. Nach einem schlichten, aber leckeren Frühstück machten wir uns zu Fuß auf den Weg zur Europass Teacher Academy.

Unsere Dozentin, Frau Christina Waymark, empfing uns herzlich. Mit Teilnehmenden aus Deutschland, Spanien, Portugal und Rumänien war die Gruppe wunderbar international. Zwei von ihnen kamen mit leichter Verspätung – ein Anlass für Gelassenheit und ein Lächeln.

Der Tag begann interaktiv: Eine Vorstellungsrunde in der eigenen Muttersprache war der Auftakt. Ich sprach zunächst auf Deutsch und durfte erleben, wie viel auch ohne perfektes Verstehen möglich ist. Es folgten nonverbale Übungen und eine kreative Aktivität mit Notizzetteln. Mein eigener Beitrag: „Ich kann 24 Stunden ohne Schlaf auskommen.“ – Was für viel Heiterkeit sorgte.

Was wie ein Spiel begann, entfaltete sich als tiefgründige pädagogische Strategie: Wir diskutieren über Vorurteile, über den Wert der Diversität und darüber, wie schnell man Menschen in Schubladen steckt. Die Aussage „Nicht jede Person aus den Niederlanden konsumiert Haschisch“ stand sinnbildlich für diesen kritischen Blick auf kulturelle Stereotype.

Nach einer kurzen, stärkenden Pause wurden erste Präsentationen gehalten.

Und anschließend hielten Herr Rashidi und ich unsere Präsentation. Bereits vor der Reise hatten wir eine umfassende Vorstellung vorbereitet, in der wir unsere Einrichtung, ihre organisatorische Struktur sowie unsere pädagogische Arbeit präsentierten. Wir stellten die verschiedenen Bildungsangebote der VHS vor – von Sprachkursen über Integrationsmaßnahmen bis hin zu beruflicher Weiterbildung – und gaben Einblicke in unsere Leitungsstruktur sowie unsere Aufgabenbereiche als Kursleiterin bzw. Kursleiter. Auch unsere eigenen pädagogischen Schwerpunkte und methodischen Ansätze wurden thematisiert. Die Präsentation stieß auf großes Interesse und bot eine wertvolle Gelegenheit, den internationalen Kolleginnen und Kollegen unser Bildungsmodell näherzubringen.

Dienstag, 06. Mai 2025

Der Tag begann mit einem kräftigen doppelten Kaffee – Americano und Espresso. Das Aroma des italienischen Kaffees ist unvergleichlich und seine Wirkung ebenso. Voller Energie begannen wir pünktlich den Seminartag.

Eine Selbstreflexion bildete den thematischen Einstieg: Was können wir im Unterricht kontrollieren? Was liegt außerhalb unseres Einflusses? Die Diskussion war ehrlich und intensiv. Themen wie Integration, Motivation, Prüfungsdruck, aber auch gesetzliche Rahmenbedingungen oder familiäre Hintergründe der Lernenden kamen zur Sprache.

Ein besonders origineller Impuls war die „Tierlaut“-Übung – spielerisch und doch tiefgründig. Sie machte deutlich: Sprache ist nicht die einzige Form der Kommunikation. Gerade für Menschen mit wenig oder keinen Sprachkenntnissen kann Körpersprache Brücken bauen, wo Worte fehlen. In der Übung imitierten wir Tierlaute in verschiedenen Sprachen und stellten fest, wie unterschiedlich ein und derselbe Laut je nach Sprachraum klingt – etwa das Krähen eines Hahns oder das Bellen eines Hundes.

Aus pädagogischer Sicht war diese Aktivität äußerst wertvoll: Sie sensibilisierte uns für die Vielfalt kultureller Ausdrucksformen und betonte die Bedeutung nonverbaler Kommunikation. In einem inklusiven Klassenzimmer – insbesondere mit neu zugewanderten Lernenden oder in Alphabetisierungskursen – spielt diese Art der Verständigung eine zentrale Rolle.

Lernende erleben durch solche Übungen, dass Kommunikation auch ohne perfektes Sprachvermögen möglich ist. Das fördert Selbstvertrauen, Teilhabe und vor allem den Mut, sich auszuprobieren. Gleichzeitig regt es Lehrkräfte dazu an, eigene Kommunikationsmuster zu hinterfragen und bewusst auch körperliche Ausdrucksformen als didaktisches Mittel einzusetzen. Die Tierlaut-Übung wirkte damit wie ein kleiner Spiegel: humorvoll, interaktiv – und doch tief in der pädagogischen Praxis verwurzelt.

Es folgte eine Diskussion über die Sitzordnung in Klassen mit geflüchteten Schüler*innen. Zwei ukrainische Kinder nebeneinander oder gezielte Durchmischung? Unsere Antwort: Es kommt auf die individuelle Situation an. Sicherheit und emotionale Stabilität stehen an erster Stelle.

Das „Clown-Spiel“ war mein persönliches Highlight: Drei Gegenstände, drei Bewegungen – der Clown errät die Handlung ohne ein Wort. Es war nicht nur unterhaltsam, sondern ein Lehrstück in nonverbaler Pädagogik.

Den Abschluss bildeten zwei Präsentationen: eine Kollegin aus Berlin stellte ihre Arbeit zu Inklusion und Diversität vor, anschließend präsentierten zwei Lehrerinnen aus Rumänien mit der Unterstützung einer weiteren Kollegin ihre Praxis.

Am Nachmittag des dritten Seminartages nutzten wir die Gelegenheit, das Vatikanische Museum zu besichtigen – ein kultureller Höhepunkt unserer Reise.

Die Vatikanischen Museen zählen zu den bedeutendsten und meistbesuchten Kunstsammlungen der Welt. Sie wurden im 16. Jahrhundert unter Papst Julius II. gegründet und beherbergen heute über 70.000 Kunstwerke, von denen rund 20.000 ausgestellt sind. Die Sammlungen umfassen Werke der ägyptischen, etruskischen und römischen Antike, Meisterwerke der Renaissance sowie bedeutende Stücke der modernen Kunst.

Der Besuch war nicht nur ein ästhetisches Erlebnis, sondern auch eine eindrucksvolle Reise durch die Geschichte von Kunst, Macht und Glauben. Er hinterließ einen nachhaltigen Eindruck und bildete einen würdevollen Ausklang des dritten Seminartages.

Mittwoch, 07. Mai 2025

Der heutige Tag begann mit einer kleinen Geste: Wir schrieben je ein kulturelles Element auf einen Zettel. Ich wählte „Kleidung“. Daraus entwickelte sich eine tiefgreifende Auseinandersetzung mit dem Eisbergmodell der Kultur. Kultur ist nicht nur sichtbar – das meiste bleibt verborgen. Diese Erkenntnis hat sich mir tief eingeprägt.

Noch bildhafter wurde es mit dem Zwiebelmodell: Eine Kultur besteht aus sichtbaren Schichten, aus gesellschaftlichen Werten und aus tiefsten Überzeugungen. Ich stellte mir einen Baum vor – langsam wachsend, beständig, tief verwurzelt. Genau so sehe ich die Entwicklung eines Menschen.

Meine zentralen Werte: Integrität und Lernen. Mein Held: Mahatma Gandhi. Mein Ritual: das tägliche Gebet – als Moment der Einkehr. Das sind keine abstrakten Begriffe, sondern lebendige Elemente meines pädagogischen Selbstverständnisses.

Der Nachmittag war der Kommunikation gewidmet: Was ist explizit, was implizit?

Wir erkannten, wie viele Missverständnisse durch unausgesprochene Erwartungen entstehen – insbesondere dann, wenn Kommunikationsstile und kulturelle Prägungen aufeinandertreffen. Der Vergleich zwischen individualistischen und kollektivistischen Gesellschaften zeigte eindrucksvoll, wie unterschiedlich Normen und Werte gelebt und interpretiert werden. Während in individualistisch geprägten Kulturen das Selbst, die Eigenverantwortung und persönliche Freiheit stark betont werden, stehen in kollektivistischen Gesellschaften Gemeinschaft, Harmonie und gegenseitige Verpflichtung im Vordergrund.

Aus pädagogischer Sicht ist dieses Verständnis essenziell, um interkulturelle Lernumgebungen sensibel zu gestalten. Lehrkräfte müssen erkennen, dass Verhaltensweisen von Lernenden oft aus tief verankerten kulturellen Mustern resultieren – z. B. kann Zurückhaltung in der mündlichen Mitarbeit aus Respekt gegenüber der Gruppe entstehen und nicht aus mangelndem Interesse.

Wer diese Unterschiede versteht, kann Lernprozesse gezielter steuern, Konflikte vermeiden und eine Atmosphäre schaffen, in der sich alle Lernenden – unabhängig von Herkunft oder Kultur – gesehen, verstanden und wertgeschätzt fühlen. Diese Reflexion stärkt nicht nur die eigene interkulturelle Kompetenz, sondern ist auch ein Schlüssel für gelingende pädagogische Beziehungen.

Donnerstag, 08. Mai 2025

Der vorletzte Tag begann mit einer Reflexion über den Kulturschock.

Eine Kollegin schilderte ihre sprachlichen Hürden in Frankreich. Ich selbst entschied mich heute bewusst, zuzuhören. Stattdessen berichtete ich von meinen Schüler*innen – und den kleinen Stolpersteinen, die ihnen im Alltag begegnen: Wetter, Pünktlichkeit, gesellschaftliche Erwartungen.

Die Culture Shock Curve zeigte, wie tiefgreifend diese Prozesse sind: von der Euphorie über die Frustration bis hin zur Anpassung. Die anschließenden vier Akkulturationsstrategien – Integration, Assimilation, Separation, Marginalisierung – gaben uns ein analytisches Werkzeug an die Hand, um das Verhalten unserer Lernenden besser zu verstehen.

Später beschäftigten wir uns mit Unconscious Bias – den unbewussten Vorannahmen, die unser Denken und Handeln steuern. Die vier häufigsten Verzerrungen (Affinity Bias, Perception Bias, Halo Effect, Confirmation Bias) wurden anhand lebendiger Beispiele erklärt.

Ein Höhepunkt war die Vorstellung des Buches „Thinking, Fast and Slow“ von Daniel Kahneman – eine spannende Lektüre über schnelles Bauchgefühl und langsames, reflektiertes Denken. Passend dazu: die Serie „100 Humans“, die diese Fragen in Form kleiner sozialer Experimente aufgreift.

Den Abschluss bildete eine intensive Reflexion über die 4 Cs: Kreativität, kritisches Denken, Kommunikation und Zusammenarbeit – und deren tiefgreifende Verbindung zur Empathie.

Ich nahm mit: Diese Kompetenzen sind nicht nur didaktische Methoden, sondern grundlegende pädagogische Haltungen, die unser Lehrverhalten prägen und die Lernkultur im Klassenzimmer mitgestalten. Besonders im Kontext der Alphabetisierung von erwachsenen Lernenden spielen die 4 Cs eine zentrale Rolle.

Kreativität hilft uns, neue Zugänge zu schaffen – sei es durch bildgestützte Methoden, Rollenspiele oder handlungsorientierte Aufgaben. Kritisches Denken unterstützt Lernende darin, ihre Umwelt bewusst zu hinterfragen, selbstständige Entscheidungen zu treffen und sich als handlungsfähige Subjekte zu erleben – ein wichtiger Schritt in der Selbstermächtigung.

Kommunikation, auch in einfachster Form, ermöglicht Teilhabe. Gerade bei Menschen, die in ihrer Schulbiografie oft brüchige oder traumatische Erfahrungen gemacht haben, muss Kommunikation ermutigen und nicht überfordern.

Zusammenarbeit schließlich fördert das Gemeinschaftsgefühl und schafft ein soziales Lernfeld, in dem jede*r vom Wissen und den Stärken der anderen profitieren kann.

In der Alphabetisierungsarbeit bedeutet das: Lernprozesse sind nicht rein kognitiv, sondern zutiefst emotional und sozial. Die 4 Cs liefern nicht nur Werkzeuge, sondern auch eine Haltung der Offenheit, Geduld und Wertschätzung – Eigenschaften, ohne die erfolgreiche Alphabetisierung kaum denkbar ist.

Freitag, 09. Mai 2025

Der letzte Tag war ein Tag des Rückblicks – und des Loslassens. Gemeinsam sahen wir unsere Fotos an, teilten Eindrücke und nahmen Abschied von einer intensiven, bereichernden Woche.

Die App GooseChase, die uns vorgestellt wurde, zeigte mir neue Wege für projektbasiertes, mobiles Lernen. Besonders eindrucksvoll war die Diskussion über den Film „Joker“ und die anschließende Gruppenarbeit.

Unsere Gruppe wählte Gaston aus. Die Schöne und das Biest – eine Figur, die im klassischen Narrativ klar als Bösewicht dargestellt wird. Doch anstatt ihn in dieser eindimensionalen Rolle zu belassen, versuchten wir, seine Geschichte aus einem neuen, empathischen Blickwinkel zu betrachten. Was auf den ersten Blick wie Arroganz, Egozentrik und Machthunger erscheint, lässt sich bei näherem Hinsehen auch als Ausdruck tieferer Unsicherheiten und gesellschaftlicher Prägungen deuten.

Wir stellten uns die Frage: Was treibt einen Menschen zu einem Verhalten, das als „böse“ wahrgenommen wird? Welche Rolle spielen dabei die Erwartungen der Gesellschaft, soziale Zuschreibungen oder der Wunsch nach Anerkennung? Gaston ist nicht einfach nur ein Antagonist – er ist zugleich ein Produkt seiner Umgebung: ein Mann, der für seine Stärke, sein Aussehen und seine Dominanz gefeiert wird. In einer Welt, in der diese Eigenschaften mit Wert und Männlichkeit gleichgesetzt werden, erscheint sein Verhalten fast logisch – wenn auch moralisch verwerflich.

Aus pädagogischer Perspektive war diese Übung besonders wertvoll: Sie machte deutlich, wie wichtig es ist, auch bei scheinbar „problematischen“ Persönlichkeiten hinter die Fassade zu blicken. Gerade in Bildungsprozessen – etwa im Umgang mit herausfordernden Lernenden – ist diese Haltung entscheidend. Der „laute“ Schüler, die „verweigernde“ Teilnehmerin – oft steckt ein anderes Narrativ dahinter: von Frustration, Mangel an Selbstwert, schwierigen biografischen Erfahrungen oder gesellschaftlicher Ausgrenzung.

Die Auseinandersetzung mit Gaston zeigte uns, wie man mit Empathie, Reflexion und Perspektivwechsel einen neuen Zugang schaffen kann – nicht nur zu fiktiven Figuren, sondern auch zu realen Menschen in unserem Unterricht. Der vermeintlich Böse könnte eben auch ein Opfer sein – von Rollenbildern, gesellschaftlichem Druck oder fehlender Anerkennung. Und genau darin liegt ein wichtiger Bildungsauftrag: Nicht vorschnell zu bewerten, sondern Raum für differenzierte Sichtweisen zu schaffen.

Ein kleines Experiment verdeutlichte die Grenzen von Sprache: Eine Person sah ein Video, die andere versuchte es nur durch Worte zu beschreiben. Ich dachte sofort an den Unterricht – wie oft sprechen wir „aneinander vorbei“?

Am Ende des Seminars widmeten wir uns dem sensiblen und hochaktuellen Thema Diskriminierung, basierend auf der offiziellen Definition der Europäischen Union. Laut EU-Richtlinie liegt Diskriminierung vor, wenn:

„Eine Person eine weniger günstige Behandlung erfährt, erfahren hat oder erfahren würde als eine andere Person in einer vergleichbaren Situation – aufgrund eines geschützten Merkmals wie ethnische Herkunft, Religion oder Weltanschauung, Behinderung, Alter, sexuelle Orientierung oder Geschlecht.“

Diese Definition umfasst sowohl direkte Diskriminierung (eine offene Benachteiligung aufgrund eines Merkmals) als auch indirekte Diskriminierung, die durch scheinbar neutrale Regelungen entsteht, aber faktisch bestimmte Gruppen benachteiligt.

Die anschließende Diskussion sensibilisierte uns für die vielfältigen, oft subtilen Erscheinungsformen von Diskriminierung in Gesellschaft und Bildung.

Aus pädagogischer Sicht wurde deutlich, wie wichtig es ist, eine offene, respektvolle Lernumgebung zu schaffen, in der Vielfalt nicht nur toleriert, sondern aktiv anerkannt und wertgeschätzt wird. Gerade in der Alphabetisierungsarbeit, in der Menschen mit sehr unterschiedlichen Biografien und kulturellen Hintergründen zusammenkommen, ist es unsere Aufgabe als Lehrkräfte, ein diskriminierungsfreies Lernklima zu ermöglichen, in dem sich alle sicher und zugehörig fühlen.

Diese Reflexion war ein wesentlicher Impuls, unsere eigene Haltung zu überprüfen, Verantwortung zu übernehmen und Bildungsräume bewusst als Orte der Gerechtigkeit und Teilhabe zu gestalten.

Zum Schluss: Zertifikate, Feedback, Applaus – und stille Dankbarkeit. Ich verlasse dieses Seminar mit einem Rucksack voller Methoden, Begegnungen und Gedanken, die bleiben.

ICT Tools for School Administration and Non-Teaching Staff, Florenz

von Natalie Wedemeyer

Wo:                Florenz, Italien – europass Teacher Academy
Wann:           07.04. – 13.04.2025
Thema:         ICT Tools for School Administration and Non-Teaching Staff

Einleitung:

Vom 07.04.- 13.04.2025 hatte ich die Gelegenheit, an der Erasmus-Reise zur Teacher Academy in Florenz teilzunehmen. Das Thema der Fortbildung war “Informations- und Kommunikationstechnologien für Schulverwaltungen sowie Verwaltungsangestellte”.

Motivation:

Vor der Reise habe ich kaum Informations- oder Kommunikationstechnologien oder digitale Medien für meine tägliche Arbeit in der Verwaltung gekannt und somit auch noch nicht eingesetzt. Meine Motivation für diese Reise war somit sehr hoch, dass ich erste Erfahrungen mit neuen Technologien machen werde.

Kulturelle Exkursionen:

Neben der täglichen Fortbildung in der Teacher Academy hatten wir auch die Gelegenheit, die italienische Kultur von Florenz und der Umgebung in der Toskana kennenzulernen. Des Weiteren konnten wir natürlich auch die kulinarischen Besonderheiten von Florenz genießen.

Anreise:

Am Sonntag, 06. April 2025 bin ich mit dem Flugzeug in Florenz angekommen. Dann hieß es Einchecken im Hotel und anschließend habe ich meine Umgebung erkundet und den Weg zur Teacher Academy bereits einmal „abgelaufen“, ca. 15 Minuten Fußmarsch. Schon der Blick in die Straße, in der sich die Schule befand, war jeden Tag aufs Neue atemberaubend, da man von dort aus direkt den großen Florenzer Dom erblicken konnte.

Blick auf den Dom von Florenz

1. Tag: Montag, 07. April 2025

Am 07.04.2025 startete der Kurs an der Teacher Academy in Florenz. Das Gebäude, welches im 16. Jahrhundert erbaut wurde (eine großartige Renaissance-Architektur), befand sich mitten in der Altstadt.

Am ersten Tag begrüßte uns unsere Lehrerin Cristina Salvatori ganz herzlich und wir stellten uns alle einmal vor. Dann haben wir gemeinsam eine Begehung der Schule und der Räumlichkeiten gemacht.

Anschließend ging es mit ein paar „Ice-Breaking-Activities“ los, um uns besser kennenzulernen. Unsere Gruppe bestand aus insgesamt 7 Frauen: aus Kroatien, Irland, Ungarn, Schweden (2 Teilnehmerinnen), Tschechien und ich als Einzige aus Deutschland. Dann haben die ersten Teilnehmer unserer Gruppe die vorbereiteten Präsentationen vorgestellt.

Kennenlernen des Programmes Padlet: Es ist ein Programm mit der eine digitale Pinnwand entsteht, auf der Texte, Bilder, Videos, Links, Sprachaufnahmen, Bildschirmaufnahmen und Zeichnungen abgelegt werden können. Padlet haben wir für den Rest der Woche als „Memo-Board“ für unsere Gruppe benutzt.

Zum Schluss des ersten Tages haben wir gemeinsam durch „Brainstorming“ eine Zusammenfassung der Themen, der Bedürfnisse und der Ziele für diese Woche zusammengetragen.

Den ersten Tag haben wir dann zu viert mit Wein, leckerer Pizza und gutem „Gelato“ abgeschlossen.

Leckeres italienisches „Gelato“ (Eis)
Gemeinsamer Abend mit Pizza und Wein

2. Tag: Dienstag, 08. April 2025

Am zweiten Tag haben dann die restlichen Teilnehmer unserer Gruppe die Präsentationen vorgestellt, so dass wir nun einen Überblick unserer Schulen/Einrichtungen erhalten hatten. Der heutige Schwerpunkt war: Wo verwenden wir Informations- und Kommunikationstechnologien auf der Arbeit? Welche kennen wir bereits? Was sind die Herausforderungen der täglichen Arbeit in der Verwaltung?

Kennenlernen des Programmes Canva: Plattform für Online-Design und visuelle Kommunikation z.B. auch für Präsentationen zu verwenden und auch für viele Vorlagen. Wir hatten im Kurs auch immer Zeit, um die neuen Programme auszuprobieren, Fragen zu stellen, etc.

Nach Unterrichtsschluss am Nachmittag haben vier von unserer Gruppe beschlossen, den Expresszug vom Bahnhof Florenz nach Pisa zu nehmen. Es war ungefähr 1 Std. Fahrt. Bei strahlendem Sonnenschein kamen wir in Pisa an. Wir liefen ca. 25 Minuten zu Fuß durch das nette Städtchen bis hin zum berühmten „schiefen Turm von Pisa“ – auf Italienisch: „Torre pendente di Pisa“.

Dann ging es für uns hoch auf den 56 m hohen schiefen Glockenturm aus weißem Marmor. Der Turm neigte sich bereits bei seiner Fertigstellung im Jahr 1372 zur Seite. Er steht neben der romanischen Kathedrale aus gestreiftem Marmor auf der Piazza dei Miracoli. Es war ein toller Ausblick von ganz oben! Ein „zauberhafter“ Tag!

Blumiger Empfang am Bahnhof von Pisa
Kulinarisch gut, auch in Pisa: Bruschetta

3. Tag: Mittwoch, 09. April 2025

Am dritten Tag haben wir dann nochmals mit Canva Präsentationen und Flyer erstellt. Alle erstellten Präsentationen, Ideen, Entwürfe etc. haben wir immer unter unser Memo-Board mit Padlet gespeichert. Somit hatten wir alle immer die Infos der Tage in einem Link und mussten uns nicht die Dateien zusenden.

Als nächstes Thema hatten wir dann „Suchen, auswählen und verwenden der besten Vorlagen“ für unsere tägliche Arbeit.

Kennenlernen von Google forms / Outlook forms. Mit Google Formulare kann man Onlineumfragen, Quizze und Formulare erstellen, an andere Personen senden und die Antworten in Echtzeit analysieren. Wenn man Formulare bearbeitet und Antworten gemeinsam mit anderen analysieren möchte, kann man das Formular z.B. für Kollegen/ Mitbearbeiter freigeben.

Konzentriertes Arbeiten…

4. Tag: Donnerstag, 10. April 2025

Am vierten Tag haben wir mit Chat GPT gestartet. Chat GPT, auch bekannt als Generative Pretrained Transformer (GPT), ist ein hochmoderner KI-Chatbot. Er nutzt fortschrittliche Algorithmen für maschinelles Lernen, um menschenähnliche Antworten auf ein scheinbar grenzenloses Spektrum von Anfragen zu generieren.

Wofür kann man Chat GPT in der Verwaltung anwenden? Welche Vor- und Nachteile gibt es durch das Benutzen von Chat GPT?

  • Fragen stellen zu verschieden Alltagsthemen in der Verwaltung.
  • Projektbeschreibungen erstellen
  • Texte zusammenfassen
  • Konzepte oder Inhaltsangaben komplexer Texte gut und bündig zusammenfassen

Anschließend lernten wir auch Copilot kennen. Copilot ist ein KI-gestütztes Tool, dass bei Arbeitsaufgaben hilft. Es hilft beim Erstellen, Erfassen, Organisieren und Abrufen von Informationen. Man kann damit z.B. Pläne entwerfen, Listen erstellen, Informationen zu organisieren und vieles mehr.

Dann lernten wir im Zusammenhang mit den KI-Tools auch noch das Programm QuillBot kennen. Quillbot nutzt fortschrittliche Algorithmen des maschinellen Lernens und der natürlichen Sprachverarbeitung (Natural Language Processing, NLP). Diese Algorithmen analysieren den eingegebenen Text und erzeugen eine neue Version, die inhaltlich gleich, aber sprachlich unterschiedlich ist. Mit dem Programm kann man u.a. auch einen Text einfügen und es wird geprüft, ob der Text mit AI generiert ist oder nicht. Mit Prozentangabe.

Gute Laune im Kursraum

5. Tag: Freitag, 11. April 2025

Am fünften und somit unserem letzten Kurs-Tag haben wir das Programm Trello kennengelernt. Trello ist ein Programm, mit dem man Arbeitsabläufe, Aufgaben, Projekte vereinfachen und standardisieren kann. Alle Aufgaben können gut organisiert werden und auch mit Kolleginnen/Kollegen geteilt werden. Es ist somit ein gutes visuelles Arbeitsverwaltungstool.

Des Weiteren haben wir auch noch Tipps und Tricks in Outlook gelernt. Wie kann ich meine Einstellungen persönlich einrichten? Wie können in Outlook Regeln erstellt werden? Es gab erneut Zeit zum Ausprobieren, Fragen stellen etc. Unsere Lehrerin konnte stets alles gut erklären und die Fragen beantworten. Darüber hinaus hatte sie immer gute Tipps und Tricks parat.

Kurz vor dem Kursende haben wir dann nochmals alles von der Woche zusammengefasst und auch eine Auswertung des Kurses („Course evaluation“) gemacht. Dann bekamen wir alle das Abschlusszertifikat, was mit einem gut gelaunten Abschlussfoto „gekrönt“ wurde.

Gruppenfoto mit dem Abschlusszertifikat

Direkt im Anschluss an den Kurs mussten wir uns dann alle beeilen, dass wir pünktlich zum Treffpunkt am Busbahnhof in Florenz ankamen. Wir „schnappten“ uns also unsere Laptoptaschen und Rucksäcke und verstauten diese unterwegs zum Bahnhof bei einer Kursteilnehmerin im Hotel, da ihr Hotel sehr nah am Bahnhof war.

Dann ging es für uns alle mit dem Busunternehmen „Ciao Florence“ und einem Reisebus in die Chianti Region, um an einer Tour zu einer Weinverkostung teilzunehmen. Dieser Tagesausflug wurde über unsere Schule Teacher Academy im Rahmen des Erasmus Kurses für uns angeboten. Nach einer guten Stunde Busfahrt kamen wir dann an der ersten Station unserer Verkostung an. Ein kleines Weingut in Greve in der Chianti Region. Dort wurden wir von der Besitzerin begrüßt und sie erzählte uns viele interessante Dinge über die Region, über die Weinreben und natürlich über das Herstellen von Wein und vieles mehr. Es war sehr angenehm kühl im Weinkeller, denn draußen hatten wir bereits sommerliche Temperaturen von ca. 27 Grad.

Kleine Olivenbäume in der Chianti Region
Der Tisch zur Weinverkostung

Nach der ersten Weinverkostung stiegen wir alle wieder in den Bus ein und fuhren weiter zu einem anderen Weingut in der Nähe. Auch dort wurden wir alle wieder herzlich empfangen und erhielten weitere interessante Informationen rund um das Weingut, den Wein usw. Der Weinkeller sah etwas moderner und viel größer aus.

Der Weinkeller des Weingutes Tenuta di Nozzole

Dieser Ausflug war für uns alle sehr eindrucksvoll und wir haben viel über die Region und über Wein erfahren. Wir waren uns einig, dass es mal schön war, aus dem „Stadt-Alltag“ aus Florenz zu entkommen. Unsere Augen freuten sich über die vielen verschiedenen Grüntöne aus der Natur und auch die frische Luft tat gut.

Ein Glas Chianti Wein

Und der Wein war natürlich sehr lecker! Dieser Ausflug war somit das letzten Team-Event, an dem fast alle aus unserer Gruppe teilgenommen haben.

Gruppenfoto inmitten der Weinreben

Samstag, 12. April 2025

Der Samstag war für mich/für uns zur freien Verfügung, denn unseren Ausflug hatten wir bereits gestern gemacht. Meine Kurskolleginnen aus Schweden und aus Tschechien reisten auch erst am Sonntag zurück, so dass wir noch einen ganzen Tag gemeinsam verbringen konnten. Da wir uns wirklich super verstanden haben und zu einem tollen „Quartett“ (2 Teilnehmerinnen aus Schweden, 1 Teilnehmerin aus Tschechien und ich aus Deutschland) zusammengewachsen sind, haben wir viel Zeit gemeinsam in Florenz verbracht.

Den Samstag haben wir einfach ganz locker in der Florenzer Innenstadt verbracht, inmitten der vielen Touristengruppen, die in die Stadt strömten. Wir genossen den Tag in unseren Lieblingscafés und kauften ein paar letzte Souvenirs für Zuhause ein.

Abends gab es dann das letzte gemeinsame Abendessen in einem tollen Restaurant. Rundum ein gelungener Abschlusstag in Florenz!

Dom von Florenz

Kulinarische Highlights:

Sonntag, 13. April 2025

Am Sonntag reiste ich dann mit viel neuem Wissen und tollen Eindrücken und Erlebnissen zurück nach Deutschland. Es war eine wundervolle Zeit in Florenz!

Fazit:

Die Erasmus-Reise nach Florenz war für mich eine wertvolle Erfahrung und hat mir gezeigt, wie wichtig es ist, seinen persönlichen Horizont zu erweitern und sich mit Menschen aus anderen Ländern auszutauschen. Ich konnte meine digitalen Kompetenzen für meine Arbeit erweitern und auch meine sprachlichen Kompetenzen (in Englisch und Italienisch) verbessern.

Die Reise hat mir neue Impulse für den Einsatz digitaler Technologien in meiner täglichen Arbeit in der Verwaltung gegeben. Ich würde die Erasmus + Reise auf jeden Fall weiterempfehlen und kann mir gut vorstellen, eine erneute Reise mit dem Erasmus + Programm zu machen.

Purpose-Driven Leadership: Connecting Inner Development with Global Sustainable Actions, Brüssel

von B. Busch

Im Rahmen meines Aufenthalts in Brüssel (März 2025) habe ich am dreitägigen Kurs Purpose-Driven Leadership: Connecting Inner Development with Global Sustainable Actions teilgenommen, der sich an Führungskräfte im Bildungsbereich richtet und die nachhaltige Schulentwicklung in den Mittelpunkt stellt.

Nachdem ich bereits am Vorabend nach einer langen, aber entspannten Zugreise in Brüssel angekommen bin, habe ich mich abends bei geradezu sommerlichen Temperaturen noch ein wenig in der Altstadt umgesehen und das belgische Nationalessen getestet: Frites. Lecker!

Die Grande Place mit den wunderschönen Fassaden rundherum wird nach Sonnenuntergang sehr eindrucksvoll beleuchtet und die Straßen rundherum sind frei von Verkehr und voller Menschen. Man hört nicht nur Französisch und Niederländisch, sondern auch Spanisch, Englisch, Deutsch und viele andere Sprachen.

  • Tag 1 – Donnerstag

Am Donnerstagmorgen begann der Kurs bereits um 9 Uhr. Der Kursraum befand sich in einem Altbau direkt gegenüber vom Berlaymont-Gebäude, dem Hauptsitz der Europäischen Kommission. An unseren Kursraum schloss sich ein Wintergarten und ein kleiner, grüner Hinterhof an, großartig für bewegte Pausen und entspanntes Luftschnappen.

Unsere flämische Kursleitung Virginie Parent begrüßte uns herzlich und wir fingen mit einem Kennenlernspiel an. Ein bisschen kannten wir uns schon von Padlet, wo wir in den Wochen vor dem Kurs schon persönliche Steckbriefe auf die von Virginie vorbereitete Pinnwand hochgeladen hatten. Wir waren insgesamt 15 Personen, wobei vier Teilnehmende von Madeira erst am Nachmittag dazustießen, da ihr Flugzeug wegen schlechten Wetters erst später starten konnte. Dabei waren außerdem eine Französin, vier Lettinnen aus verschiedenen Einrichtungen einer lettischen Stadt, sowie außer mir fünf Deutsche – ein Kursleiter und vier vhs-Leitungen bzw. Mitarbeitende von verschiedenen Volkshochschulen in Süddeutschland. Die Mischung war sehr gut, es waren verschiedenste Bildungseinrichtungen vertreten von Kindergarten, Grundschule, weiterführender Schule und Berufsbildung bis Erwachsenenbildung. Zwischen den Kursinhalts-Modulen stellten die Teilnehmenden Ihre Einrichtungen mit vorher erstellten Präsentationen vor. Das Kennenlernen unterschiedlicher europäischer Bildungsmodelle ist immer ein besonders interessanter Teil des Erasmus+- Programms.

Im ersten Modul ging es um die zielorientierte Führung. Zunächst wurden wir von Virginie in das Konzept der Inner Development Goals (IDGs) eingeführt. Inspiriert von den Sustainable Development Goals (SDGs) der Vereinten Nationen legen die IDGs den Fokus auf die Entwicklung innerer Fähigkeiten und Qualitäten, um persönliche Kompetenzen zu fördern, die nötig sind, um gesellschaftliche Transformation und die globalen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts zu meistern. Ziel der Arbeit mit den IDGs ist es, inneres Wachstum und Wohlbefinden zu fördern und gleichzeitig die äußeren Umstände zu verbessern.

Dann haben wir in einem gemeinsamen Brainstorming gesammelt, welche Eigenschaften für eine zielorientierte Führung notwendig sind:

  • Selbst-Bewusstsein
  • Empathie
  • Resilienz
  • Authentizität
  • Vorstellungskraft
  • Kooperation
  • Mut
  • Zuverlässigkeit

Purpose-Driven Leadership (zielorientierte Führung) im Einklang mit den IDGs und den SDGs bedeutet, die persönliche Werte und das innere Wachstum mit globaler Verantwortung in Einklang zu bringen. Ziel ist es in unserem Tätigkeitsbereich, sinnvolle Veränderungen in Schulen anzustoßen, zur Auseinandersetzung mit globalen Herausforderungen anzuregen und eine Schulkultur der Inklusion, Nachhaltigkeit und globalen Verantwortung zu kreieren.

Unsere erste Aufgabe war es dann, in Gruppen jeweils ein konkretes Ziel in unserer Führungstätigkeit zu definieren. Eine Übung dazu war, zu überlegen, welche Werte uns in unserer Arbeit motivieren, um so herauszufinden, was uns wirklich wichtig ist. Diese Denkaufgabe ist sehr sinnvoll, um sich der eigenen intrinsischen Motivation besser bewusst zu werden und das Handeln danach auszurichten, statt sich nur im Alltags-Klein-Klein aufzureiben.

Das Ziel einer Schulleitung kann beispielsweise lauten: „Eine Kultur der Resilienz und Empathie in meiner Schule entwickeln“. Hier werden die inneren Entwicklungsziele „Beziehungen“ und „Handeln“ gefordert. Das nachhaltige Entwicklungsziel „qualitativ hochwertige Bildung“ steht eigentlich bei all unseren Bestrebungen im Vordergrund.

Hier endete das erste Modul nach reichlich Input um 13.30 Uhr. Um 15 Uhr sollten wir uns im Zentrum zu einem geführten Stadtrundgang wiedertreffen.

Das Brüsseler Nahverkehrssystem funktioniert hervorragend – schnell, zuverlässig und bequem. Habe ich am ersten Tag noch die Metro als schnellste Verbindung vom sehr zentral gelegenen Hotel zum Kursort genommen, zog ich an den folgenden Tagen die Busse vor, da ich so mehr von der Stadt sehen konnte. In einigen Bezirken fahren zudem auch Straßenbahnen. Vieles kann man aber auch einfach erlaufen. Toll ist außerdem, dass große Bereiche der Innenstadt für den Verkehr völlig gesperrt sind und viel Freiraum für Menschen bleibt.

Der Stadtrundgang durch das historische Zentrum wurde von der jungen flämischen Belgierin Annelies geleitet. Sie hatte ein Tablet dabei, auf dem sie uns zwischendurch historische Aufnahmen, Gemälde und Karten zeigen konnte. Zugegebenermaßen hatte ich mich auf die Stadt nicht besonders vorbereitet, wenn man von dem Durchlesen eines Reiseführers auf der Zugfahrt einmal absieht – und so präsentierte sich Brüssel für mich interessanter und auch schöner, als ich es mir vorgestellt hatte. Bei blauem Himmel und sommerlichen Temperaturen war der Spaziergang ein wahres Vergnügen und für uns alle auch eine gute Gelegenheit, sich beim Gehen zu unterhalten und besser kennenzulernen. Mit den Lettinnen und dem Deutsch-Kursleiter aus Nürnberg verabredete ich mich abends zum Essen in einem indischen Restaurant.

  • Tag 2 – Freitag

Freitag starteten wir den Tag mit einer erneuten spielerischen Kennenlernrunde für die neu dazugekommenen Madeirenser.

Das zweite Kursmodul hatte die Purpose-Driven Vision – also die zielgerichtete, sinnstiftende Vision für die eigene Bildungseinrichtung, zum Inhalt, die ein konkretes organisatorisches Ziel anvisiert, sich dabei eng an den eigenen Werten orientiert und außerdem die IDGs sowie die SDGs berücksichtigt. Gemeinsam haben wir zusammengetragen, was uns persönlich antreibt und wie sich daraus eine authentische, motivierende Vision für unsere Einrichtung ableiten lässt. Das Ziel: eine Lernkultur, in der sowohl Lehrende als auch Lernende positive Veränderungen anstreben und sie mitgestalten. Die Vision muss eindeutig formuliert und umsetzbar sein. Wie kann diese Vision konkret im Alltag einer Bildungseinrichtung umgesetzt werden? Eine wirksame und umsetzbare Zielsetzung sollte folgenden Kriterien genügen:

  • Klarheit
  • wertebasiert und sinnorientiert
  • Fokus auf ganzheitliches Wachstum
  • Förderung der Gemeinschaft und Zusammenarbeit
  • Nachhaltigkeit als zentrales Prinzip
  • Formulierung konkreter Umsetzungsschritte

Mit Hilfe einer Motivation Map analysierten wir in Gruppenarbeit, welche Faktoren die extrinsische und intrinsische Motivation in verschiedenen Gruppen (Lehrkräfte, Teilnehmende, Stakeholder…) beeinflussen. Wir fanden gemeinsam heraus, dass die extrinsische Motivation jeder Gruppe von ganz unterschiedlichen Faktoren bestimmt wird, die intrinsische Motivation dagegen bei allen Gruppen aus einer Quelle gespeist werden kann: das Gefühl, Teil einer Gemeinschaft mit den gleichen Werten und Zielen zu sein und die Sichtbarmachung von Erfolgen, d.h. Erreichen der eigenen und gemeinsamen Ziele. Es wurde deutlich, wie stark eine nachhaltig orientierte, gemeinsam entwickelte, klar formulierte und transparent kommunizierte Vision zur Motivation beiträgt – sowohl auf der Ebene der Führung als auch bei Lehrenden, Lernenden und dem Umfeld. Die Vision wird dabei nicht als statisches Ziel begriffen, sondern als permanent gemeinsam weiterentwickelter Orientierungsrahmen.

Den Freitagnachmittag habe ich genutzt, um das zentrale Schwimmbad zu besuchen – mein persönliches Must-See in jeder größeren Stadt. Das Piscine du Centre aus den 1950ern befindet sich versteckt im Stadtteil Marolles hinter einer gewöhnlichen Hausfassade im dritten Stock.

(links der Eingang zum Zentralbad)

Das Becken hat immerhin fünf 25-Meter-Bahnen, ist also ein richtiges Schwimmerbecken. Hut ab vor den Statikern! Das Interieur ist originalgetreu und ein Wärter schließt jedem Gast die Umkleide auf, die auch als Verwahrung für die Kleidung dient. Duschräume gibt es nicht, stattdessen sind die Duschen entlang des Beckens aufgereiht und entweder eiskalt oder kochend heiß, dafür mit tollem Blick über das Schwimmbecken auf die Stadt… das Schwimmen war sehr gut bei wenig Betrieb und angenehmer Wassertemperatur.

Danach habe ich mich in dem wunderschönen Jugendstil-Café Le Perroquet gestärkt und mich noch ein bisschen in dem Stadtteil umgesehen. Der öffentliche Aufzug zum Justizpalast erspart einen anstrengenden Aufstieg und der Blick von dem Platz über die Stadt ist großartig.

Von dort bin ich an dem historischen Stadttor Porte de Hal vorbei in den Stadtteil Saint-Gilles gegangen und habe mir in der Rue Vanderschrick die vielen schönen Jugendstilfassaden angesehen.

Mit dem Bus ging es zurück zum Hotel und um 19 Uhr war ich an der Kirche St Catharine mit einigen anderen Kursteilnehmenden zum Essengehen verabredet. Da wir acht Personen waren – die Lettinnen und vier Deutsche –, war es gar nicht so einfach, an einem Freitagabend draußen bei sommerlichem Wetter einen Tisch zu bekommen. Mit Gunta aus Lettland habe ich mich beim Essen ausführlich über lettische und deutsche Bräuche unterhalten.

  • Tag 3 – Samstag

Am dritten und letzten Tag des Kurses war die Atmosphäre auf dem Weg zum Kursort irgendwie anders… die Metro-Station Schuman unter dem Berlaymont-Gebäude war wie ausgestorben und auf der Straße fehlten die Absperrungen, Kamerateams, Anzugträger… Was war los?! – Ach ja, Samstag!

Die Lettinnen mussten leider schon an diesem Morgen abreisen, daher waren wir vier Teilnehmende weniger. Nach einigen kleinen Lockerungsübungen mit Virginie starteten wir wacher in den letzten Kurstag.

Der praxisorientierte Abschluss des Kurses bot uns die Möglichkeit, konkrete Schritte zur Umsetzung einer Vision in unserer jeweiligen Bildungseinrichtung zu entwickeln. Das Hauptziel dieses dritten Moduls war die Erstellung eines Aktionsplans, der die strategische Umsetzung der im Kurs entwickelten Vision mit den konkreten Zielen beschreibt. Ein effektiver Aktionsplan sollte folgende Schlüsselelemente enthalten:

  1. Leitbild – eine klare, inspirierende Aussage zur langfristigen Ausrichtung der Schule.
  2. Ziele – konkrete, messbare Ziele, die mit dem Leitbild in Einklang stehen.
  3. Aktionen – die spezifischen Maßnahmen, die unternommen werden müssen, um die Ziele zu erreichen.
  4. Zeitplan – eine realistische Zeitrahmenplanung für jede Maßnahme.
  5. Ressourcen – die benötigten Mittel und Unterstützung, um die Maßnahmen durchzuführen.
  6. Herausforderungen – mögliche Hindernisse, die im Verlauf des Prozesses auftreten könnten, sowie Strategien zu deren Überwindung.

Die Planungssitzung begann mit einer Reflexion über die eigene Vision. Dabei sollten wir eine Aussage formulieren, welche eine langfristige, wertorientierte Vision unserer Bildungseinrichtung widerspiegelt. Als Nächstes gingen wir über zu den Schlüsselzielen, die im Einklang mit dieser Vision stehen. Hierbei war es besonders wichtig, realistische, aber auch herausfordernde Ziele zu identifizieren – die sowohl die nachhaltige Entwicklung der Schule als auch die individuelle und kollektive Verantwortung von Lehrkräften und Lernenden fördern.

Im Anschluss an die Zieldefinition listeten wir die Maßnahmen auf, die notwendig sind, um diese Ziele zu erreichen. Jeder Schritt wurde mit einem Zeitplan versehen, der uns dabei half, realistische Fristen zu setzen und den Fortschritt zu messen. In der Gruppe tauschten wird uns über die erforderlichen Ressourcen aus – von finanziellen Mitteln über Weiterbildungsmöglichkeiten bis hin zu externen Partnern, die den Prozess unterstützen können. Uns allen fielen naturgemäß auch viele Herausforderungen und Barrieren ein, die während der Umsetzung auftreten können, wie z.B. Widerstände im Team, zeitliche Engpässe oder mangelnde Ressourcen. Für jedes potenzielle Hindernis entwickelten wir gemeinsam Strategien zur Überwindung, zum Beispiel, wie durch gezielte Kommunikation und Transparenz eine stärkere Einbindung des gesamten Teams erreicht werden kann.

Zum Abschluss des Kurses haben wir den Kursinhalt rekapituliert und in einer kurzen Feedback-Runde unsere persönlichen Highlights ausgetauscht.

Wir haben gelernt, wie wir als Führungskräfte die Rolle des Change Agents übernehmen können, um nachhaltige Veränderungen zu bewirken. Dies erfordert nicht nur Zielstrebigkeit, sondern auch Empathie und Flexibilität, um im Verlauf des Prozesses auf Herausforderungen und neue Gegebenheiten reagieren zu können.

Die Teilnahmezertifikate wurden verteilt und wir haben die übriggebliebenen landestypischen Süßigkeiten unter uns verteilt – es wurde so viel mitgebracht, dass wir alle jeden Vormittag überzuckert waren, weil in jeder Pause das Süßigkeiten-Buffet wie auf einem Kindergeburtstag lockte. Nach der herzlichen Verabschiedung machten sich einige direkt auf den Heimweg – ich hatte zum Glück noch bis Sonntagmorgen Zeit.

Mit kurzem Boxenstopp im Hotel, um meinen Laptop zu deponieren (den ich während der drei Kurstage nicht wirklich gebraucht habe), bin ich schnell mit dem Bus zum Place du Jeu de Balle gefahren, wo Samstag vormittags immer ein großer Trödelmarkt stattfindet. Ich kam leider erst, als die Händler anfingen einzupacken, aber auch so war das Angebot beeindruckend.

Beim anschließenden Schlendern durch die Straßen des alternativen Marolles-Viertels sind mir viele Personen in Phantasiekostümen aufgefallen, dabei sogar ein ganzer Chor, der sich auf einer kleinen Verbindungstreppe zurechtmachte und probte.

Das war so faszinierend, dass ich zum Zuhören geblieben bin und dann wieder zurück zum Place du Jeu de Balle gegangen bin, der inzwischen komplett voll war mit Kostümierten, Musikgruppen, Figuren und Zuschauern. Wie ich erst später herausgefunden habe, war das der Carnaval Sauvage, ein jährlich stattfindender alternativer Karnevalsumzug, der am Place du Jeu de Balle beginnt. Die Umzugsteilnehmer tragen selbstgemachte Kostüme, oft aus Verpackungsmüll oder Gebrauchsgegenständen, und ziehen dann durch die Stadt. Der Karneval feiert die Ankunft des Frühlings und kritisiert gleichzeitig den politischen und den finanziellen Druck in der Stadt z. B. durch Immobilienspekulation.

Ich konnte mich erst nach einer ganzen Weile davon trennen und bin dann Richtung Ixelles gegangen, um mich zum Schluss dort noch ein bisschen umzusehen. Im Matonge-Viertel gibt es entlang der Chaussee d’Ixelles fast ausschließlich afrikanischen Läden, Cafés und Friseure, man fühlt sich plötzlich auf einen anderen Kontinent versetzt.

Ein Stück weiter, um die neugotische Kirche Saint Boniface, reihen sich Cafés, Bars und Restaurant im gleichnamigen Ausgehviertel aneinander. Weil in eine Stadt eigentlich Wasser gehört und ich bisher keines gesehen hatte, bin ich noch an den wenig spektakulären Ententeichen Etangs d’Ixelles vorbei bis zur ehemaligen Zisterzienserinnenabtei La Cambre gelaufen und habe dort ziemlich erschöpft den Bus zurück zum Zentrum genommen

Fazit

Brüssel bietet nicht nur einen passenden Rahmen für ein europäisches Bildungsprojekt, sondern auch ein vielseitiges kulturelles Angebot. In den freien Stunden konnte ich die Stadt zumindest in kleinen Teilen mit ihrer überwältigenden Vielfalt an Sprachen und Kulturen entdecken.

Der Kurs hat mir persönlich gezeigt, wie wichtig es ist, sich als Volkshochschulleitung regelmäßig aus dem Alltagsgeschäft herauszunehmen, um den eigenen Blick zu weiten und dann auf das Wesentliche zu fokussieren. Der Austausch mit den anderen Teilnehmenden war dabei besonders wertvoll. Ich nehme für meine tägliche Arbeit nicht nur die Bedeutung einer nachhaltigen Vision für die Formulierung konkreter Ziele mit, sondern auch praktische Methoden, mit deren Hilfe ich einen klar strukturierten Aktionsplan entwickeln und zielgerichtet umsetzen kann. Das hilft mir auch bei der Weiterentwicklung unseres Leitbildes und der Organisationsentwicklung allgemein. Der Kurs hat mir außerdem gezeigt, dass die Nachhaltigkeitsziele nicht nur ein theoretisches Konstrukt darstellen, sondern als persönliche und institutionelle Handlungsorientierung dienen können.

Ich bin sehr dankbar für diese Woche der Konzentration, des Perspektivwechsels und der Weiterentwicklung. Der Kurs hat meine Motivation gestärkt, Bildung für nachhaltige Entwicklung als Leitlinie meiner Arbeit noch konsequenter umzusetzen.

Hospitation zur Grundbildung in Dublin und Limerick, Irland

Von dieser Mobilität profitierten vhs-Kolleginnen und Kollegen aus zwei Bundesländern: aus Mecklenburg-Vorpommern und aus Schleswig-Holstein, die sich alle für Grundbildung und Schulabschlusskurse engagieren. In erster Linie ermöglichte der Aufenthalt in Irland, die Arbeit dort kennenzulernen, in zweiter auch einen intensiven Austausch zwischen den beiden Bundesländern.

Montag, 31.03.2025: Dublin: CASPr und AONTAS

„It’s all about empowering adults through education to foster community participation and break cycles of disadvantage.“

Der Dachverband AONTAS hat sich dankenswerterweise bereit erklärt, uns als aufnehmende Organisation zur Verfügung zu stehen. AONTAS nennt sich selber die Stimme der Erwachsenenbildung in Irland. Die Kollegin Lorraine O‘Connor war der erste Kontakt nach Irland und sollte sich als Glücksgriff erweisen. Denn sie hat alle Kontakte in Irland für uns hergestellt – sei es in Dublin oder in Limerick.

Am Montag traf uns Lorraine in der Hotel-Lobby und brachte uns zunächst zu CASPr (Community After School Programme), einer Bildungseinrichtung, die in der Dubliner North East Inner City sozialräumliche Bildungs- und Mitmachangebote für Kinder und Erwachsene bereithält. Die Leiterin der Erwachsenenbildung (Training Manager), Lynn Simpson, nahm uns zusammen mit Aleena, der Verantwortlichen für die Nachmittagsbetreuung der 5- bis 12-jährigen Kinder, in Empfang.

Das Bildungszentrum feierte letztes Jahr sein 30-jähriges Bestehen und hat seine Ursprünge in der Kinder-Betreuung nach der Schule, um den Kindern aus bildungsbenachteiligten und z.T. von Sucht betroffenen Familien eine sinnvolle und lehrreiche Nachmittags-Gestaltung zu ermöglichen („the aim was to keep the children off the streets“). Über die Arbeit mit den Kindern entstand der Kontakt zu den Familien und bald lag der Fokus auf dem ganzen System Familie und darüber hinaus auf dem sozialen Lernen und dem Zusammenhalt im Quartier. Hier spielt die Erwachsenenbildung neben der Kinderbetreuung eine entscheidende Rolle, da es mitunter darum geht, die Familien mit formalen und informellen Bildungsangeboten zu stabilisieren, Menschen über das kostenfreie offene Kursangebot (und die dort gebotene emotionale Unterstützung) Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen zu vermitteln, sowie Möglichkeiten des ehrenamtlichen Engagements und der reellen Weiterbildung (hier: in der Kinderpflege) aufzuzeigen. Davon, so sind sich hier alle sicher, profitiert letzten Endes auch die Gemeinschaft im Quartier. Deshalb ist eine Ausrichtung des Angebots an den Bedarfen der Gemeinschaft so wichtig und die systematische Erfassung des Feedbacks der Lernenden für die qualitative Weiterentwicklung des Programms essentiell.

In Lynns Ausführungen begegnete uns zum ersten Mal ein Phänomen, das uns auch bei unseren nächsten Treffen in Bildungseinrichtungen immer wieder begegnen sollte: Dem Handeln aus einer ehemaligen eigenen Betroffenheit heraus. So erzählte uns Lynn, dass sie selber als junge Erwachsene mit LRS die Schule ohne Abschluss verließ und dann nach ein paar Jahren in prekären Arbeitsverhältnissen über informelle Bildungsangebote wieder zurückfand und ihren Abschluss nachholte. Nun wolle sie anderen Mut machen, diesen Weg ebenfalls zu gehen. 

Heute bietet CASPr:

  • Die Betreuung von Krippenkindern am Vormittag
  • Die Betreuung von ca. 30 Schulkindern am Nachmittag, wobei uns Aileen die vielen schönen Aktivitäten vorgestellt hat, die mit den Kindern unternommen werden – viele davon mit einer äußerst wertvollen pädagogischen und präventiven Zielsetzung
  • informelle, nicht-zertifizierte Kurse wie Yoga, Stricken, Meditation, Umgang mit mobilen Endgeräten, Lesen und Schreiben etc.
  • Krisenberatung für Familien, Schuldnerberatung etc.; wenn keine eigene Hilfe möglich ist, erfolgt eine Verweisberatung an Netzwerkpartner
  • Verschiedene themenbezogene Projekte (z.B. Teilnahme an der Pride Parade mit selbst gestalteten Plakaten, Pilotkurs Future Female Leaders)
  • Arbeit mit der sozialen Gemeinschaft direkt im Quartier (Garten- und Mitmachprojekte wie z.B. Neugestaltung des Außenbereichs und den I-love-myself-tree)
  • Akkreditierte Weiterbildung (1-jährig) in der Kinderpflege.

Hier erfuhren wir zum ersten Mal, dass das Mitdenken von Themen der Erwachsenenbildung in Irland auf nationaler Ebene (und damit einhergehend auch die staatliche finanzielle Förderung) ursprünglich einer Gruppe von Frauen zu verdanken ist, die immer wieder auf soziale Missstände und Schwierigkeiten in den Familien und Quartieren aufmerksam gemacht haben. Mehr Bildungsmöglichkeiten und Möglichkeiten der gesellschaftlichen Teilhabe zu schaffen, sei hier immer wieder die zentrale Forderung gewesen und diese wurde am Ende von der Regierung als nationale Strategie angenommen. Dieses „Grassroot Movement“ führte im Endeffekt dazu, dass das ETB (Educational Training Board) nun jedes Jahr Mittel für die Grundbildung von Familien und Communities bereitstellt. Da die Beträge allerdings von Jahr zu Jahr variieren, sind die Bildungszentren sehr auf Förderung angewiesen. So wird z.B. Lynns Stelle über drei verschiedene Projekte finanziert.

Zuletzt hat uns noch der Einrichtungsleiter, Tom O’Brian, kurz begrüßt und uns von der Wichtigkeit ihrer aller Arbeit im Sinne eines ganzheitlichen Bildungsansatzes berichtet.

Am Montag Nachmittag hat Lorraine uns in die AONTAS-Zentrale (Aos Oideachais Náisiúnta Trí Aontú Saorálach) eingeladen, um dort die Arbeit der Organisation zu präsentieren und uns ihr Kollegium vorzustellen. AONTAS ist eine Mitgliederorganisation, die sich für die Förderung und Entwicklung der Erwachsenenbildung in Irland einsetzt. Hauptziel ist, Erwachsenen Lernmöglichkeiten zu bieten, um ihre persönliche und berufliche Entwicklung zu unterstützen. Die Organisation arbeitet dafür nicht nur eng mit Bildungsanbietern und politischen Entscheidungsträgern zusammen. Sie legt auch einen hohen Stellenwert, die Stimme der Lernenden in ihre Arbeit einzubeziehen. Es lassen sich dabei fünf Kernbereiche der Arbeit von AONTAS nennen:

1. Interessenvertretung und Lobbyarbeit

2. Unterstützung von Lernenden: Im Learner Forum bietet AONTAS Lernenden die Möglichkeit, Erfahrungen zu teilen und Feedback zu geben. So stellen sie sicher, dass die Stimme der Lernenden in Entscheidungsprozessen berücksichtigt wird.

3. Community Education Network: AONTAS koordiniert ein Netzwerk von Bildungsanbietern zum Praxisaustausch und um Ressourcen zu teilen. So wird lebenslanges Lernen auf lokaler Ebene gefördert.

4. Forschung: AONTAS hat eine eigene Forschungsabteilung

5. Veranstaltungen und Kampagnen: AONTAS organisiert Veranstaltungen und Kampagnen – zum Beispiel das Adult Learners` Festival. So wird Sichtbarkeit hergestellt und die Erwachsenenbildung öffentlich in den Fokus gerückt. Dies gelingt unter anderem mit dem Star-Award, der besondere Projekte oder Leistungen von Lernenden würdigt.

Auffallend war, dass die soziale Situation der irischen Gesellschaft immer wieder erwähnt wurde: Armut, Arbeitslosigkeit, Gewalt und Suchterfahrungen in Familien, Suizidraten, soziale Ungleichheit und Migration werden immer wieder genannt – einerseits als Ursache für die Entwicklung des Erwachsenenbildungssystems in der Vergangenheit. Andererseits hat man diese Probleme weiterhin im Blick, wenn es darum geht, wie Lernende gefördert werden können. Deshalb bedeutet Erwachsenenbildung hier auch, dass die Familien – also auch die Kinder – mitgedacht werden, dass günstige Freizeitangebote ermöglicht werden und ganz selbstverständlich psychologische oder sozialpädagogische Maßnahmen in einzelne Projekte implementiert werden.

Dienstag, 01.04.2025, Dublin: Besuch des Dachverbandes für Grundbildung NALA (National Adult Literacy Agency)

Nachdem wir am Vortag die Organisationen CASPr und AONTAS aufgesucht und bereits erste theoretische und praktische Eindrücke gesammelt haben, sollte es am heutigen Tag zu NALA (National Adult Literacy Agency), einem Dachverband für Grundbildung, in den südlichen Teil der Stadt Dublin gehen. Nach einem kurzen Stück mit der Tram (Straßenbahn) und einem sonnigen Fußmarsch waren wir gegen 10:30 Uhr vor Ort. Die Institution selbst befindet sich mitten in einem Wohngebiet und einer unmittelbaren Schulumgebung. Empfangen wurden wir von Colleen Dube (CEO NALA) und Aoife Crawford (Research and Policy Officer). Unser Aufenthalt bei NALA diente in erster Linie dem Kennenlernen der Organisation und deren Arbeitsauftrag im irischen Bildungssystem sowie dem Austausch untereinander. Unterstützt wurde der Austausch durch Fergus Dolan (Literacies Development Worker), einem weiteren Teamkollegen, welcher uns im Fachbereich der Grundbildung einen Einblick in praktische Umsetzungsmöglichkeiten gab.

NALA ist eine mitgliedergestützte Organisation, welche (Lernenden-)Bedarfe im Grundbildungsbereich erforscht, direkte Bildungsangebote konzipiert und darüber hinaus über jahresübergreifende Strategiepläne das irische Bildungssystem auf politischer Ebene mitsteuert. Dabei wird Grundbildung immer als Bestandteil der Menschenrechte betrachtet, in welcher Lernprozesse zu einer nachhaltigen lebenslangen Veränderung von Denk- und Verhaltensweisen anregen sollen. Der Arbeitsauftrag von NALA basiert auf der Idee, dass Lernen mehr als bloßer Wissenserwerb ist, sondern ein lebenslanges Lernen (lifelong learning) ermöglicht und somit die Integration in die Gesellschaft fördern soll. In Dublin selbst, aber auch landesweit, gibt es verschiedene NALA-Angebote, darunter Zentren (Learn with NALA), welche die Lese-, Schreib-, Mathematik- oder digitalen Fähigkeiten verbessern sollen. Im ganzen Land gibt es über 100 lokale Alphabetisierungsdienste für Erwachsene, die von ETBs und kommunalen Bildungszentren betrieben werden. Jeder Dienst bietet kostenfreie Kurse (Level 1-3) für Erwachsene in den Bereichen Lesen, Schreiben, Rechtschreibung, Mathematik, Technik und Computer an. Man kann den örtlichen Dienst direkt aufsuchen und vor Ort mit geschulten Tutoren in Einzelunterricht oder in kleinen Gruppen arbeiten. Zusätzlich wird nach individuellem Lern(enden)bedarf auch ein online-Angebot (NALA Distance learning) bzw. 1:1 Lernen über das Telefon mit einem Tutor vorgehalten. Alle Angebote können von Personen nach dem 16. Lebensjahr genutzt werden. Interessant ist hier, dass die Zahl der Lernenden, die in die Klassen kommen, niedriger ist als die Zahl derer, die sich für das selbständige Lernen auf Distanz (online oder telefonisch begleitet) entscheiden. Die Lern(enden)bedarfe (learner‘s needs) stehen grundsätzlich an erster Stelle und werden separat unter anderem über „Learner´s voice“ dargestellt. Neben den Lernzentren gibt es auch Learner Days, an welchen sich Personen zu den Programmen und Angeboten informieren bzw. austauschen können. Um aktive Lernerfolge nach außen zu tragen, werden sogenannte Learner Stories genutzt.

Durchschnittlich haben derzeit laut PIAAC-Studie in Irland 21% der Bevölkerung „unmet literary needs“, brauchen also Unterstützung in grundlegenden alltäglichen Situationen (Lesen/Schreiben, Rechnen, Nutzung digitaler Geräte). Durch die verstärkte Migration in den vergangenen Jahren sind auch die Herausforderungen der Erwachsenenbildung mit den gegebenen Bedürfnissen gewachsen. Nichts desto trotz lässt sich ein weitestgehender Erfolg messen. Parallel erstreckt sich die Reichweite von Programmen bis hin zu Inhaftierten und Personen der irischen „Traveller-Community“.

Um eine bestmögliche telefonische Erreichbarkeit für Lernende zu garantieren, gibt es den Freephone service, den überraschend viele (1.325 in 2024) für einen Erstkontakt nutzen. Zur Unterstützung und Akquise von motivierten Kursleitungen im Bereich der Erwachsenengrundbildung wird im Besonderen der „NALA’s Tutoring Service“ eingesetzt. Um auch die ländlichsten Gebiete zu erreichen, wird trotz des digitalen Zeitalters gern der „Postal Service AnPost“ als Kooperationspartner bei öffentlichkeitswirksamen Aktionen genutzt, da dieser in der irischen Bevölkerung höchstes Vertrauen genießt. Unterstützt wird der Arbeitsauftrag von weiteren kooperierenden Partnern, wie z.B. Bibliotheken. Besonders beeindruckend war, dass NALA seine Weiterbildungslehrwerke teils selbst entwickelt und diese den Teilnehmenden kostenfrei zur Verfügung stellen kann. Die Finanzierung der Organisation und damit verbundenen Aufgaben ist überwiegend staatlich (die Regierung stellt jährlich 2,6 Mio. an Mitteln für die Grundbildung zur Verfügung), wird aber auch durch private und wirtschaftliche Zuwendungsgeber und Projektmittel ergänzt. Eine starke Vernetzung auf politischer Ebene ist dabei das A und O einer erfolgreichen, zukunftsweisenden Zusammenarbeit aller Akteure im Sinne des lebenslangen Lernens.

Mittwoch, 02.04.2025

Halbzeit – Zeit bereits Gehörtes, Gesehenes und Erlebtes zu reflektieren

Wir befinden uns bereits auf halber Strecke unserer Weiterbildungsreise. Bevor wir in Richtung Limerick, an der Westküste Irlands, aufbrechen, treffen wir uns in gemeinsamer Runde für einen größeren Austausch. Man bemerkt recht schnell, dass alle Teilnehmenden voller wertvoller Eindrücke sind. Die ersten beiden Tage waren von den Besuchen bei CASPr, AONTAS und NALA geprägt. Jede der besuchten Organisationen bildet eine wichtige Aufgabe im irischen Bildungssystem. Was allen gemein ist, ist, dass sie die Stimmen der Gesellschaft Irlands und somit der Lernenden repräsentieren und ihnen einen Raum zur Verwirklichung ihrer Bedürfnisse geben. Was bei allen bisherigen Treffen mit den Organisationen hervorsticht, ist der Fokus auf die starke Berücksichtigung der Lernendenbedarfe und dem damit verbundenen intensiven Dialog mit den Lernenden selbst. Learner’s voices und auch Lernbotschafter in Form von Learner stories sind die mit wichtigsten Marketingstrategien, um auf gesellschaftlicher und politischer Ebene neue Bildungsstrategiepläne und -tendenzen vorzustellen bzw. umzusetzen. Die Forschungsarbeit des Landes orientiert sich hierbei an den Stimmen der Lernenden und den evaluierenden Organisationen. Die dadurch erfassten individuellen Lernerfolge des einzelnen Lernenden können auch die geleistete Bildungsarbeit der jeweiligen Organisationen stärker sichtbar machen. Unweigerlich stellten wir einen Vergleich zum deutschen Bildungssystem her. Wir stellen schnell fest, dass sich unsere Teilnehmenden im Grundbildungsbereich eher im Alphalevel 2 befinden. Im Gegenzug wird in Irland bereits verstärkt im Level 3 unterrichtet. Für unseren eigenen Auftrag im Arbeitsalltag nehmen wir mit, den Fokus verstärkt auf die individuellen Bedürfnisse der Lernenden zu legen, verstärkt Gespräche und Interaktionen mit den Lernenden selbst zu suchen und eigene Ideen in der Umsetzung zu kreieren. Die konzeptionelle Vorarbeit darf dabei das Selbstvertrauen und die Authentizität der Teilnehmenden in den Learner stories (Lernbotschaften) nicht überschatten. Hier bedarf es einem feinen und sensibilisierten Fingerspitzengefühl, um die Kernbotschaft der Learner stories im Zwischenspiel von Teilnehmenden und Bildungsinstitutionen prägnant hervorzuheben.

„Für unsere Arbeit ist die Erfahrung der Lernenden WICHTIG!“

Des Weiteren haben wir erfahren, dass über öffentlichkeitswirksame Learner-Festivals die Gesellschaft Irlands in einem lockeren und erlebnisreichen Rahmen aufgefordert wird, ihre Bedürfnisse öffentlich kundzutun. Die Teilnehmenden erhalten hier eine weitere Möglichkeit, ihre Stimme für die Bildungszukunft Irlands einzusetzen. Wir tauschen uns bis zur Weiterfahrt nach Limerick weiter intensiv und kritisch miteinander aus und versetzen uns in die Lage des jeweils anderen, um für uns neue Erkenntnisse und Lernerfahrungen noch deutlicher zu machen. Unter anderem diskutieren wir nochmals die Umsetzungsmöglichkeiten von Grundbildungskursen bis hin zu Schulabschlusskursen in JVAs in Mecklenburg-Vorpommern bzw. Schleswig-Holstein. Auch der Family-Learning-Ansatz wird in Irland im Einklang mit einem gesamtheitlichen Bildungskonzept zwischen den Generationen (Eltern-Kind) gefördert. Auf der anschließenden Zugfahrt nach Limerick setzen wir unsere Gespräche fort und lassen uns vom umgebenden Grün der Landschaft inspirieren. Was nehmen wir bisher mit? Begeisterung, Neues auszuprobieren und den Gesamtkontext zwischen Lernenden, Lehrenden und zu vermittelten Inhalten voranzubringen.

„Everybody Else Is Doing It, So Why Can’t We?“ (Cranberries – Irish rockband, 1993)

Unser ZIEL sollte es daher sein – die Lernenden im BLICK zu behalten und der (Bildungs-) Zukunft der Lernenden eine Stimme zu geben!

Nach dem intensiven Austausch haben wir uns auf den Weg zum Bahnhof gemacht: Auf nach Limerick!

Donnerstag, 03.04.2024: Grundbildungsarbeit in Stadtteilzentren in Limerick bei LCEN (Limerick Community Education Network)

Am Donnerstag haben wir uns in einem Minibus auf den Weg zum Southill Family Resource Center gemacht. Dort erwarteten uns Jim Prior (Southill Manager/LCEN-Mitglied) und Ellen Walsh Kerley (LCEN Development Worker).

Das Limerick Community Education Network (LCEN) fungiert als Dachverband für verschiedene Stadtteilzentren, die eine breite Palette an Beratungs- und Unterstützungsangeboten bereitstellen. Laut Ellen sind diese Zentren „under our umbrella“ vereint. Das Southill Family Resource Center bietet beispielsweise:

• Beratungsdienste: Familienunterstützung, Erwachsenentherapie, Spieltherapie für Kinder, Beratung bei Spielsucht, Community-Gruppen, Bildungsangebote, Gesundheits- und Wohlfühlberatung, Peer-Support, Sozialrechtsberatung, psychische Gesundheits-Unterstützung, u. v. m.

• Zahlreiche kostenlose Kurse und Weiterbildungsmaßnahmen, darunter akkreditierte Kurse auf Niveau 5 (entspricht ungefähr dem mittleren Schulabschluss), die mit Unterstützung des Limerick and Clare Education and Training Board (LCETB) angeboten werden. Diese Qualifikationen erleichtern den Zugang zum Arbeitsmarkt und ermöglichen weiterführende Studien.

Die Auswahl der Kurse orientiert sich sowohl an den Bedürfnissen der potenziellen Teilnehmenden als auch an den Anforderungen des Arbeitsmarktes. Besonders gefragt sind derzeit Programme in den Bereichen Kinderbetreuung (Childcare) – aufgrund des Fachkräftemangels – sowie Gesundheitswesen (Healthcare), da eine abgeschlossene Qualifikation auf Niveau 5 bessere Jobchancen eröffnet oder den Zugang zu weiterführenden Ausbildungsmöglichkeiten, etwa für den Pflegeberuf, erleichtert.

Weiterhin haben wir die Our Lady of Lourdes Community Services Group, die St. Mary’s Adult Education Group und das Northside Family Resource Center besucht. Ihnen allen ist ein breit gefächertes Beratungs- und Bildungsangebot gemeinsam, das darauf abzielt:

• das Gemeinschaftsleben in sozial benachteiligten Stadtteilen zu stärken,

• einen geschützten Raum für Austausch und Unterstützung zu schaffen,

• Menschen zur Teilnahme an offenen, fast kostenfreien Kursen zu motivieren,

• individuelle Potenziale zu entdecken und zu fördern,

• langfristig das Selbstbewusstsein für weiterführende Bildungswege zu stärken.

Diese Zentren befinden sich in Stadtteilen mit hoher Arbeitslosigkeit, Kriminalität, Drogenabhängigkeit und sozialen Isolationstendenzen – häufig einhergehend mit einer alarmierenden Suizidrate unter Jugendlichen. Besonders beeindruckend ist die familiäre Atmosphäre, die in allen Einrichtungen spürbar ist. Die Mitarbeitenden setzen auf individuelle Beratung und unterstützen auch Menschen mit niedriger Bildungsqualifikation (Levels 1–4, entsprechen ungefähr Klasse 1-9), einschließlich Alphabetisierungsbedarf.

Ein weiteres wichtiges Instrument zur Bekämpfung von Isolation ist der „Essen auf Rädern“-Service, der Betroffene ermutigt, regelmäßig die Kantine eines Zentrums zum Mittagessen zu besuchen.

Neben spezifischen Bildungsangeboten für Erwachsene gibt es viele Programme, die auf die gesamte Familie ausgerichtet sind. Durch Eltern-Kind-Kurse wie Backworkshops, Kindergartengruppen oder Schülernachmittagsbetreuung wird der Kontakt zu den Eltern gestärkt. Dies ermöglicht es, familiäre Herausforderungen zu erkennen und gezielt Unterstützung anzubieten. Diese Kurse werden als „Türöffner“ für weiterführende Kurse verstanden.

Ein langfristiges Ziel der Zentren ist es, mehrere Generationen innerhalb einer Familie in die Programme zu integrieren. In einigen Fällen werden Absolventinnen von Weiterbildungsmaßnahmen direkt in den Zentren beruflich eingebunden – etwa im Bereich Kinderbetreuung oder durch die Bereitstellung von Räumlichkeiten für Selbstständige wie Friseurinnen. Die Community ist in diesem Verständnis mehr als nur ein Angebot an einzelnen Kursen.

Dieses eng verknüpfte Netzwerk aus Bildungs-, Beratungs- und Unterstützungsangeboten ist durch eine effektive Zusammenarbeit verschiedener Institutionen und die besonders engagierte Arbeit leidenschaftlicher Mitarbeiter*innen möglich. Den Teilnehmenden werden Hilfestellungen angeboten, die über den Lernkontext hinausgehen und ihnen eine umfangreiche Teilhabe am Bildungsprozess ermöglichen. Dadurch werden diese Zentren nicht nur Orte der Bildung, sondern vor allem Anlaufstellen für Hoffnung und Gemeinschaft. Auffällig ist die Mischung aus „accredited“ und „non-accredited“ Kursen, d.h. Kursen, bei denen ein Abschluss erworben werden kann, und solchen, bei denen das nicht der Fall ist. Die Institutionen nutzen non-accredited Kurse als niederschwelligen Zugang, um in erster Linie Eltern zu erreichen und sie schrittweise in akkreditierte Bildungsangebote zu überführen. Dadurch wird ermöglicht, dass auch ihre Kinder langfristig vom Bildungszugang und den damit einhergehenden Chancen profitieren.

Die hinter den Zentren stehende Idee ist die der Co-Produktion, d.h. dass Mitarbeiter*innen und Bürger*innen gleichermaßen ihre Skills und ihr Wissen der Gemeinschaft zur Verfügung stellen. Betont wurde immer wieder die Zusammenarbeit mit den Lernenden. Das Angebot wird als eine Art Kreislauf verstanden: Zuerst werden (in informeller Form, d.h. durch Gespräche, Austausch etc.) die Bedarfe erhoben, dann wird ein Kurs eingerichtet und durchgeführt und im Anschluss daran werden Rückmeldungen ausgewertet, ob die Kursform verändert bzw. verbessert werden kann.

Ein weiterer Begriff, der immer wieder fiel, ist der des „wrap around model“, d.h., dass alle Hauptakteure in den Lernprozess miteinbezogen werden sollen. Die Lernenden erhalten somit ein ganzes Paket an Maßnahmen, die aufeinander abgestimmt sind.

Ferner verstehen sich die Zentren als Anwälte der Lernenden. Sie sind NGOs, d.h. unabhängig vom Staat.

Es gibt viele Aspekte, die sich von unseren Ansätzen unterscheiden und die eine Überlegung wert wären, ob sie nicht auch bei uns umsetzbar wären: die Familie als Ursprung für Bildungsangebote zu sehen und nicht den einzelnen, und hier insbesondere die Frauen, die Beseitigung institutioneller Hindernisse und die Unterstützung der Lernenden über das einzelne Kursangebot hinaus.

Abgerundet wurde der Tag durch ein gemeinsames Abendessen mit den irischen Kolleginnen und Kollegen, bei dem wir uns in entspannter Atmosphäre über verschiedene Aspekte unserer Arbeit austauschen konnten. Dabei wurde deutlich, wie viele Parallelen unsere Tätigkeitsfelder trotz nationaler Unterschiede aufweisen. Gleichzeitig wurden auch Unterschiede thematisiert, die sich insbesondere durch abweichende politische Strukturen oder gesellschaftliche Gegebenheiten erklären lassen. Diese Unterschiede führten zu einem interessanten Austausch über Herausforderungen, Methoden und Chancen in dem jeweiligen nationalen Kontext.

Neben den fachlichen Konversationen standen auch das persönliche Kennenlernen und der Austausch über die kulturellen Eindrücke im Vordergrund, und es war schön zu sehen, wie aus der Begegnung erste Ideen für einen möglichen Gegenbesuch in Deutschland entstanden.

Der Tag hat nochmal gezeigt, wie wichtig Begegnungen im internationalen Kontext sind – sie fördern nicht nur den fachlichen Austausch, sondern helfen auch dabei, neue Ideen und Perspektiven zu entwickeln. Eine solche Begegnung schafft die Basis für eine langfristige Kooperation.

Freitag, 04.04.2024, Limerick

Am letzten Tag unserer Erasmus+ Fortbildung besuchten wir das College of Further Education & Training in Limerick. Dieses befindet sich in einem alten, herrschaftlichen Gebäude aus dem 19. Jahrhundert, das von Einheimischen auch „Red Tech“ genannt wird, weil in dem roten Backsteinbau früher das Limerick Institute of Technology untergebracht war.

Wir wurden von Síle O’Riordan, der Leiterin des Colleges, herzlich empfangen und in einen Konferenzraum mit moderner Einrichtung und Smartboard geführt. Bei einer kurzen Vorstellungsrunde wurden bereits einige Querschnittsstellen und Anknüpfungspunkte zwischen unseren Tätigkeiten sichtbar, die in der späteren Tee- bzw. Kaffeepause zu interessanten Fragen und einem regen Austausch führten. Jede/r war neugierig, etwas über die Arbeitsbereiche des/der Anderen zu hören, um im besten Fall Inspirationen für die eigene Arbeit zu bekommen.

Doch zunächst hatte Síle das Wort und stellte ihre Bildungseinrichtung als ein „Multi-Campus College“ vor, das in Zusammenarbeit mit den regionalen Gemeindezentren an 300 verschiedenen Lernorten Kurse, u.a. aus den Bereichen Grundbildung, Englisch als Fremdsprache, berufliche Weiterbildung oder Jugendbildung anbietet.

Dazu kommen noch beratende Tätigkeiten. Insgesamt werden 10.000 Lernende betreut. Die Mischung von urbaner und ländlicher Bildungsarbeit bringt jeweils ihre ganz speziellen Herausforderungen mit sich, die uns von der eigenen vhs-Arbeit durchaus auch bekannt sind. Dazu gehören u.a. Themen wie Isolation, Erreichbarkeit und (öffentliche) Transportmöglichkeiten im ländlichen Raum. In manchen irischen Städten sind Armut und Drogensucht die Faktoren, durch die der Zugang zur Bildung erschwert wird. 

Die Bildungsarbeit folgt einer ganzheitlichen Strategie, die Síle als „wrap around service“ bezeichnete und setzt nicht nur eine enge Zusammenarbeit mit den Community Centern vor Ort voraus, sondern auch, dass sich die Mitarbeitenden in den Centern direkt mit den Teilnehmenden über deren Bedarfe unterhalten, um möglichst passgenau deren Weiterbildungswünsche zu erfüllen. Hervorgehoben wurde von den Gastgebern in diesem Fall das St. Marys Community Centre, welches wir am vergangenen Tag besuchen durften und welches zwar klein, aber stark frequentiert ist. Als nächstes informierten uns Mitarbeitende von Síle über die verschiedenen Kurse, die in dem Campus des Red Tech angeboten werden.

So berichtete uns Sean O‘ Carroll über das „Youth Provision“ und das „Youth Reach“-Programm. Hierbei haben Schulabbrecher die Möglichkeit, ihren Abschluss nachzuholen. Im Unterschied zu Deutschland können die Schüler bereits mit 16 Jahren daran teilnehmen. Diese zweite Chance erhalten auch verurteilte junge Straftäter, die bereits im Gefängnis sitzen, oder Jugendliche, die zumindest mit dem Gesetz in Konflikt gekommen sind. Ähnlich wie in Deutschland haben auch unsere irischen Kolleg*innen festgestellt, dass die Teilnehmenden ihrer Kurse immer mehr psychische Probleme haben, mit Autismus oder mit Depressionen leben oder Suizidgedanken haben, worauf in den Kursen reagiert werden muss. Meist helfen – wie bei uns – Kooperationen mit externen Fachkräften. Teils ist es jedoch schwierig, stets den komplexen Bedürfnissen der Teilnehmenden gerecht zu werden. Die Kurse werden in der Stadt sowie in vielen kleineren Orten im Limerick County angeboten. Dabei ist eine weitere Herausforderung die Zahl der Kursinteressierten. Häufig können Sean und seine Kolleg*innen die hohe Nachfrage nicht bewältigen. Selbst in den kleinen Kursorten kommen oft bis zu 12 Teilnehmende zusammen.

Im Anschluss an Sean sprach Geraldine über ihre Grundbildungskurse, wobei 50 % der Teilnehmenden Zugewanderte sind. Die Teilnehmenden dieser Kurse bewegen sich dabei auf dem „Education Level“ 1-3. Neben den reinen Alphabetisierungskursen werden auch themen-basierte Grundbildungskurse wie Kochen, Gartenbau oder Kunst angeboten. Diese nicht abschlussbezogenen bzw. nicht akkreditierten Kurse sind gute Einsteigerkurse für Erstlernende, die sich (wieder) an ein formelles Lernen gewöhnen oder erst einmal Selbst-vertrauen aufbauen müssen – „learn to learn“ ist die Devise. Besonders für Zugewanderte sind diese Kurse ein guter Einstieg. Für alle Kursinteressierten haben Geraldine und ihre Kolleg:innen eine Art Einstufungstest entwickelt. „Very effective!“, hieß es von ihr, was natürlich unsere Neugier geweckt hat und wir hoffen sehr, den Test noch zugesandt zu bekommen. Grund für das Einsetzen des Tests ist, dass jeder Mensch nicht nur sehr unterschiedliche Vorkenntnisse in Wort und Schrift, sondern auch ganz verschiedene Lernerfahrungen gemacht hat. Dazu kommen dann noch mögliche (ggf. bisher nicht festgestellte) Lernbehinderungen oder durch Erkrankungen bzw. Drogenkonsum ausgelöste Lernbeeinträchtigungen. Für die Durchführung dieser Tests ist deshalb auch eine hohe Sensibilität und besondere Mitarbeiterschulung nötig.

Wenn Teilnehmende die Grundbildungskurse der Level 1-3 erfolgreich absolviert haben, wird ihnen die Möglichkeit geboten, Kurse auf dem Level 4 bis 6 am College zu besuchen. Darüber gab Adèle Auskunft. Es handelt sich dabei z.B. um berufliche Fortbildungskurse für Menschen aus dem Einzelhandel, die sich für Beförderungen spezialisieren möchten. Es werden ebenfalls Kurse im Bereich Gesundheitswesen oder Kinderbetreuung für Teilnehmende angeboten, die einen Berufswechsel anstreben. Diese Kurse sind sehr praxisnah orientiert. Ziel ist es, die Teilnehmenden mit Hilfe dieser Kurse direkt in Arbeit zu bringen. Für Zugewanderte ist eine Teilnahme an dieser Art Kurse erst möglich, wenn sie eine Aufenthaltserlaubnis haben.

Tom Kent, der Regionalkoordinator für Alphabetisierung, rundete Adèles Vortrag mit allgemeinen Informationen zum Stand der Grundbildung in Irland und den sich wandelnden Grundbildungsbedürfnissen ab. Wie auch in Deutschland sind es heute viel mehr Lebensbereiche, für die Lese- und Schreibfähigkeiten sowie Mathematikkenntnisse essenziell sind. Dazu kommen noch digitale oder Medien-Kompetenzen.

Während des Austausches in der Tee/Kaffeepause wurde sehr deutlich, dass unsere irischen Kolleg*innen mit ähnlichen Herausforderungen in der Bildungsarbeit zu kämpfen haben wie wir: Wie können wir Teilnehmende gewinnen, die aus den sogenannten bildungsfernen Schichten kommen oder Bildung bzw. Bildungseinrichtungen aufgrund negativer Schulerfahrungen sehr kritisch gegenüberstehen? Die „family learning courses“, die in Irland angeboten werden, sind dafür ein guter Ansatz.

Weitere gemeinsame Fragen waren: Sind Kurse/Kursleitende in der jeweiligen Region verfügbar? Gibt es genug Gelder für die Durchführung der Kurse?

Nach der Pause gab es noch ein gelungenes Praxisbeispiel für einen kreativen Grundbildungskurs von Paddy O’Connor. Er leitet bereits im dritten Jahr in Folge ein Creative Arts Studio, in dem Teilzeitkurse zum Thema Drehbuchschreiben, Kostümdesign, Videoschnitt, Songwriting o. Ä. angeboten werden. Mit Begeisterung hat er uns Filmplakate seiner Teilnehmenden und Fotos vom Kursgeschehen gezeigt.

Das Interessante an der Arbeit in Hinsicht auf unsere Tätigkeit ist, dass auch in einen Medienkurs Grundbildungsinhalte einfließen können, die Teilnehmenden Selbstvertrauen beim Lernen bekommen und gleichzeitig ihre Fähigkeiten im Lesen und Schreiben verbessern. Im zweiten Teil des Kurses können sie sogar ein Level 2 erreichen und dafür ein Zertifikat bekommen.

Zum Schluss berichtete Emma Maher, eine Bildungs- oder Berufsberaterin, von ihrer Arbeit im Projekt STEAM (Science, Technology, Engineering, Art, Maths) und stellte die Übung „What lights you up?“ vor. Sie geht damit in Schulen und hilft Schüler*innen oder auch deren Eltern, die eigene Persönlichkeit besser kennenzulernen, Interessen, Leidenschaften, Fähigkeiten und Begabungen herauszuarbeiten sowie evtl. verborgene Talente zu entdecken. Es geht darum, was den Einzelnen ausmacht, welche Talente und Fähigkeiten er/sie hat oder wo seine/ihre Leidenschaft liegt. Das Ziel ist, die Schüler*innen im Hinblick auf eine Ausbildung nach der Schule oder auf die Studien- oder Berufswahl zu sensibilisieren. Den einleitenden Teil der Übung haben wir gemeinsam mit Emma absolviert. Schon dieses kurze Praxisbeispiel war sehr mitreißend und motivierte uns, über uns selbst und unsere Fähigkeiten nachzudenken.

Insgesamt hat uns dieser Tag am College of Further Education & Training einen guten Einblick in die Arbeit der Mitarbeitenden und die Vielseitigkeit der Kursangebote gegeben. Die irischen Kolleg*innen waren uns gegenüber sehr aufgeschlossen und auch sehr interessiert an unserer Arbeit. Dies lässt hoffen, dass wir uns auch in Zukunft austauschen werden.

Egzona Alija, Cornelia Bade, Donatella Capriz, Ascan Dieffenbach, Antje Findeisen, Dana Kaminski, Sabine Karwath, Katrin Gellermann, Adrienne Rausch, Christine Voigt

Creative Strategies for Language Teachers, Trapani / Sizilien

von I. Möller

Kurs: Creative Strategies for Language Teachers: Make it Easy, Make it Real!

21.-26. Oktober 2024

Am 20. Oktober 2024, am Samstag, bin ich erst in Palermo gelandet um danach mit dem Bus (ca. 1Std.) nach Trapani zu fahren. Ich freute mich, als ich sah, dass mein Hotel Ai Lumi liegt direkt gegenüber dem Gebäude lag, wo am Montag der Kurs starten würde.

Am Montag schon beim Frühstück habe ich unsere Dozentin Cristina kennengelernt, da sie das gleiche Hotel gebucht hat. Um 9:00 Uhr waren wir alle im Unterrichtsraum, also die 12 Teilnehmerinnen. Der Raum war groß und da es ziemlich leer war am Anfang, hatte ich Schwierigkeiten akustisch zu verstehen, aber kurz danach ging es schon.

Als Icebreaker hatten wir ein Spiel mit visuellen Ball gehabt, wo man erst den eigenen Namen nennen soll, später den Namen vom rechten Partner und umgekehrt.

Topic des Tages war „Multiple Intelligence Theory“ und zwar Interpersonal Intelligence. Natürlich hat jeder schon Mal gehört, dass jeder Mensch lernt unterschiedlich, insbesonders was Fremdsprachen angeht. Aber bei jeden einzelnen Schüler herauszufinden, welcher Lerntyp ist er/sie, ist eine Herausforderung für Lehrer/Dozenten an der VHS. Hier haben wir diskutiert und uns ausgetauscht. Ich habe vieles mitgenommen, da unter uns waren wirklich erfahrene Lehrerinnen mit 15-20Jahren Berufserfahrung, zum Teil die, die Anglistik studiert haben und arbeiten in Gesamtschulen oder Gymnasien.

Wir kamen aus Ungarn, Slowakei, Frankreich, Litauen und Deutschland. An dieser Stelle möchte ich mich kurz vorstellen. Mein Name ist Irina und ich habe Deutsch als Fremdsprache 1989 gelernt, meine Muttersprache ist Russisch. Seit Sommer 2024 unterrichte ich Spanisch in der VHS Schleswig. Hauptberuflich bin ich Physiotherapeutin.

Die Teilnahme an diesem Kurs hat mich vor die Herausforderung gestellt, weil es wurde auf meine Zweitfremdsprache, Englisch, unterrichtet. Aber schon nach 1. Tag lief alles wie am Schnürchen. Deswegen mein nächsten Ziel ist Englischkurs, damit ich mich weiterbilden kann.

Die nächsten 3Tagen starteten mit einigen lernreichen Spielen, wo man Teamarbeit förderte (Escape room) oder Spontanität und Kreativität forderte („Smoke seller„). Für mich eine ganz neue Methode, die ich gerne in meinem Spanischkurs anwenden werde.

Am 3. Tag ging es um Chat GPT, es wurde fleißig an Laptops ausprobiert: Diffit-Erstellen der Lernpläne. Zum ersten Mal sah ich, wie einfach ist die Nutzung einiger Apps! SUNO: ein Lied kreieren kann man mit dieser App. Wir haben uns mit verschiedenen gamification Tools auseinander gesetzt und alle anfänglichen Ängste wurden in der Luft aufgelöst. So ging es auch die weiteren Tagen. Jeder von uns hat Aufgaben bekommen: Lernplan erstellen, einen Test kreieren für bestimmte Schüler mit bestimmten Fähigkeiten, Austausch von Apps, die man vor dem Kurs schon angewendet hat.

Auch die Worksheeps muss man nicht vergessen. Sehr beliebt war die App GOOSECHASE. Zwei Gruppen, die in der Stadt geschickt wurden, sollten bestimmten Aufgaben erledigen.
Was PADLET angeht, muss ich meine VHS fragen, ob es angeboten wird .

Zusammenfassung: Der Kurs hat mir gezeigt, was für eine Vielfalt gibt es an Apps, was uns digitale Medien anbieten und man kann es im Unterricht anwenden, um den Schüler das Erlernen der Fremdsprache zu erleichtern. Innovativen Methoden, die auch selber den Dozenten voranbringen, wie wichtig ist permanente Weiterbildung.

Ich habe wertvolle Erfahrungen gemacht in Theorie, Praxis, Kollegen kennen gelernt, viele interessante KI-Möglichkeiten getestet.

In 2025 würde ich gerne ein Vortrag halten vor meinen VHS-Kollegen aber auch mal hospitieren bei Erfahrenen.

Ich bin sehr dankbar, dass ich teilnehmen durfte am Erasmus+ Programm.
Irina

Hospitation zu BNE an der vhs Wien, Österreich

von B. Roggenbach

Erasmus Mobilität in der VHS Wien oder WIEN HAT MUT

23.-27. September 2024

Das Abenteuer für meine Hospitation in der VHS Wien begann schon einige Tage vorher. Sintflutartige Regenfälle am Wochenende davor hatten für starke Beeinträchtigungen in der Stadt als auch in der Umgebung geführt und eine neu gebaute Bahnstrecke kann seitdem nicht mehr genutzt werden.

Somit konnte auch mein gebuchter Nachtzug Wien nicht erreichen und ich nahm eine Tagesverbindung mit mehrmaligen Umstiegen in Kauf, um dann noch 2 Tage vor Beginn Wien zu erkunden.

Das Wochenende begann mit einem Gang auf den Flohmarkt, der sehr zentral direkt am Nachmarkt in Wien jeden Samstagvormittag stattfindet und einen großen Fundus an Antiquitäten, Geschirr, Schmuck, Kleinkram und Kleidung bietet. Private und kommerzielle Händler*innen verkaufen dort gleichermaßen. Eine schöne Atmosphäre bei schönstem Wetter waren ein guter Auftakt.

Mir fielen in der Stadt die vielen Plakate und Beschriftungen auf.

Bio über den Tellerrand hinaus, Wir fahren Rad, Wien steht für Diversity „We are many“.

Meine Gedanken dazu waren „Ah, so macht das Wien. Wien bezieht Position und schafft Identifikationsmöglichkeiten mit einem nachhaltigen Lebensstil.“ Die vielen kleinen Restaurants, Imbissstände und Cafés spiegelten diesen Eindruck mit vegetarischen und veganen Gerichten.

Ein kulinarisches Paradies, so dass auch ich beschloss gar nicht selber in meiner Ferienwohnung in Mariahilf zu kochen, sondern mich den unterschiedlichen Genüssen hinzugeben.

Sehr schnell wurde mir in Wien bewusst, dass es eine richtige Großstadt mit viel Tourismus ist und so waren in den Einkaufsstraßen und geschichtlichen Höhepunkten im Zentrum sehr viele Menschen unterwegs. Ich versuchte jedoch kleinere Besonderheiten zu entdecken, was mir gut gelungen ist.

An dem Wochenende schaute ich mir die Hundertwasserhäuser an, als ein Beispiel für städtischen Wohnraum, den es in Wien in jedem Stadtteil zu
finden gibt. Die blockartigen Gebäude mit Innenhöfen sind alle mit ihrem Entstehungszeitraum gekennzeichnet, manche schon etwas in die Jahre
gekommen, andere modernisiert. Hinsichtlich der Stadtplanung ist Wien eine Vorzeigestadt und auch der öffentliche Nahverkehr mit U-Bahn,
Straßenbahnen und Bussen beeindruckte mich.
Bis tief in die Nacht fahren die Verkehrsmittel in schneller Taktung und ein Jahresticket kostet 365€, Ermäßigungen für Menschen mit wenig Einkommen gibt es.

Die Tickets, die 2021 eingeführt wurden, heißen Klimatickets und auch dazu gibt es eindeutige Erklärungen auf der Homepage https://www.klimaticket.at/:

„Das KlimaTicket Ö ist dabei nicht nur Ihr Ticket für alle öffentlichen Verkehrsmittel, sondern auch das Ticket, mit dem wir gemeinsam die Pariser Klimaziele erreichen wollen. Denn öffentlicher Verkehr ist die klimaschonende Alternative zum motorisierten Individualverkehr.

Je mehr mitmachen, desto besser ist es fürs Klima. Deshalb ist das KlimaTicket Ö nicht nur unkompliziert, sondern auch leistbar.“

Ich stelle mir die Frage, was anders wäre, wenn das Deutschlandticket Klimaticket hieße.

Ein Besuch im Leopoldmuseum mit den großen Meistern wie Schiele, Klimt, Oppenheimer und Münter zeigte mir auch dort Möglichkeiten einen Transfer vom Aufbruch in die Moderne um 1900 zu heute zu schlagen.

Neben einigen Werken waren Tafeln mit Informationen zur aktuellen Situation von heute dargestellt. Das Spektrum umfasste die Bereiche wie Diversity, Inklusion, Armut, Klimagerechtigkeit, Menschenrechte, Feminismus, Geschlecht.

Hier ein Beispiel:

Montag, 23.09.2024

Seit 2008 ist die VHS Wien als gemeinnützige Organisation organisiert und blickt auf eine 135jährige Tradition der Volksbildung zurück.

Ehrenamtliche Fördervereine in den einzelnen Stadtteilen unterstützen die Arbeit der GmbH an der auch die Stadt Wien mit einem Anteil von 25,1% beteiligt ist.

33 Standorte in der gesamten Stadt und sieben spezialisierte Einrichtungen treten als Bildungsnahversorger für alle Wiener*innen auf. 1000 angestellte Mitarbeitende übernehmen die Verantwortung für eine gelingende Bildung für alle.

Gemeinsam mit der Stadt werden zahlreiche Projekte umgesetzt, die Menschen eine Perspektive geben, wie kostenlose Lernhilfeprojekte in Schulen oder Trainings- und Arbeitsqualifikationen, wie beim DRZ. Auch Schulabschlüsse können nachgeholt oder Weiterbildungsmaßnahmen besucht werden.

Bestimmte Aufgaben werden zentral in Arbeitsbereichen entwickelt, um z.B. einen Kursleitungspool zu nutzen, auf den alle Zugriff haben. Die organisatorische Abwicklung von Qualifikationsstandards und die Ausstattung mit Lehrverträgen wird zentral gesteuert.

 

Quelle: https://www.vhs.at/de/ueber-die-vhs/struktur#organigramm

 

Ab Mittag habe ich die Umweltberatung (https://www.umweltberatung.at/aktuell) als eigenständiger Arbeitsbereich in Wien-Favoriten kennen gelernt. Favoriten ist ein ärmerer Stadtteil mit einem hohen Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund und steht immer wieder in den Schlagzeilen. Vor kurzem erschien eine Dokumentation in den Kinos, die eine Klasse über 3 Jahre lang begleitete.

Daniela Einsiedler, meine Ansprechpartnerin ist in der Umweltberatung für den Bereich Abfallwirtschaft zuständig. Aktuell war sie damit beschäftigt an der Nachhaltigkeitsberichtserstattung der Umweltberatung mitzuwirken, die nach EU-Vorlage Pflicht für die Stadt Wien ist.

Seit 36 Jahren gibt es die Umweltberatung, die von der Stadt Wien gefördert wird. Zu den Kund*innen gehören Privathaushalte als auch Betriebe sowie der Bildungsbereich mit Kitas und Schulen. Neben der Beratung ist der Umweltbildungsauftrag ein wichtiger Arbeitsbereich in der gesamten Umweltberatung.

Sie stellte mich den Kleinteams, die jeweils für bestimmte Schwerpunkte zuständig sind, vor. Dazu gehören die Bereiche Chemie, Ernährung und Textil, Energie, Bauen & Wohnen, Grünraum & Gärten, sowie der Geschäftsführung und der Mitarbeiterin für Marketing vor. Diese spezialisierten Teams recherchieren und stellen fachkundig Materialien zusammen.

Ziel ist es bestmöglich über „ökologisches Leben“ zu informieren, Handreichungen weiterzugeben und praktische und anwendungsbezogene Empfehlungen anzusprechen. Eine Infohotline für die direkte Kontaktaufnahme ist oftmals der Erstkontakt und wird von dort zu den  Fachberater*innen weiter geleitet.

Mein Eindruck der vergangenen 2 Tage, dass die Stadt auf Nachhaltigkeit und einen umweltverträglichen Lebensstil setzt, bestätigten die Teams. Sie fühlen sich in ihrer Arbeit unterstützt und geschätzt, da die Einrichtung als erfahrener und kompetenter Ansprechpartner wahrgenommen wird.

Daniela stellte mir auch den Reparaturbonus vor. Die Stadt unterstützt
mit einem Budget Reparaturen aller Art. Privathaushalte können für die Reparatur eines Gegenstandes einen Bon anfordern und bezahlen gegen Vorlage des Bons nur 50% der Kosten. Alle Betriebe, die dabei mitmachen, sind im Reparaturnetzwerk gelistet. Ich bin bei diesem Laden vorbeigekommen, der eine große Aufschrift in seinem Schaufenster hatte.
Daniela ergänzte, dass es immer wieder Kieztouren zu solchen Reparaturbetrieben gibt, während meines Aufenthaltes hat leider keiner stattgefunden.

Mit einer Fülle voller Infomaterialien ging mein erster Tag zu Ende.

 

Dienstag, 24.09.2024

Der Dienstag begann im DRZ in Wien, dem Demontage- und Recyclingzentrum Wien im Stadtteil Penzing. Dort erwartete mich die Leiterin Katharina Lenz.
Wie ich im Verlauf des Tages erfuhr war sie selber einmal Teilnehmerin einer Arbeitsmaßnahme nachdem sie aus der Museumsarbeit ausgestiegen, sie sich als Künstlerin selbständig machte und dort aber nicht wirklich Fuß fassen konnte.
An diesem Vormittag begannen vier neue Teilnehmende an einem der 40 Trainingsplätze des sozio-ökonomischen Betriebes. Sie ließ mich und eine weitere Mitarbeiterin aus der VHS-Abteilung Personal an der Einführung teilnehmen, die sie mit PPP und Anschauungsstücken gestaltete.

Die Trainingsarbeitsplätze verfolgen das Ziel die Menschen mit Unterstützung durch sozialpädagogische Beratung in den 1. Arbeitsmarkt zu integrieren. Auf die Vorbehalte von den neuen Teilnehmenden, ob dies gelingen könnte, ging sie mutmachend ein und unterstrich die gute Zusammenarbeit mit der freien Wirtschaft.

Sie stellte die Aufgaben und Ziele des DRZ anschaulich dar und die verschiedenen Arbeitsbereiche wie Abholung des Schrotts, Sortierung, Demontage, Reparatur und Verkauf. Für maximal 6 Monate erhalten die Teilnehmenden eine Bewilligung und arbeiten zu Beginn 15 Std. in der Woche.
Teilnehmende, die arbeitsfähiger werden, können einen der 10 Transitarbeitsplätze erhalten, bei denen sie 35 Std. die Woche arbeiten, um dann von den Betrieben übernommen zu werden. 15 Schlüsselkräfte in der Leitung und Administration kümmern sich um die Aufträge, Kontakte mit dem zuweisenden Amt und Integration.

Inhaltlich ist der Betrieb in ein Kreislaufsystem der Abfallwirtschaft angesiedelt und auch dem entsprechenden Amt der Stadt Wien unterstellt:
Dieser Kreislauf umfasst die Abholung von Elektroschrott von 13 Wiener Mistplätzen (=Schrottplatz), die Zerlegung, Reparatur und Verkauf an Verbraucher oder an einen Trödelmarkt der Stadt sowie die Zuführung sortierter Bestandteile wie z.B. Kupfer an weitere Betriebe.

Besonders interessant war auch die Produktpalette der hauseigenen Designmarke trash_design.

Dort werden z.B. Buchstaben einer PC-Tastatur zu Ringen verarbeitet oder aus Halbleitern entstehen tolle Uhren. Leider ist die Fortsetzung dieses Arbeitsbereiches aktuell gefährdet, da sich keine Anleitung mit einer Doppelqualifikation (Industriedesign und pädagogischer Ausbildung) finden lässt. Bisherige Einstellungen wurden nach wenigen Monaten wieder aufgelöst.

Die Einführung umfasste auch eine Sicherheitseinführung und Erklärungen zum Arbeitsschutz für die neuen Teilnehmenden.

Nach einer kurzen Pause wurden wir durch den gesamten Betrieb geführt und erhielten Einblick in die unterschiedlichen Arbeitsbereiche, die Arbeitsplatzausstattung und einzelne Tätigkeiten. Die Anlieferung und Ausladung eines Lastwagens bekamen wir genauso mit, wie Verkaufsgespräche mit Endverbraucher*innen. Katharina Lenz empfahl mit auch einen Besuch bei einem weiter sozio-ökonomischen Betrieb, in dem Jugendliche aus Bannern von Museen Taschen in jeglicher Ausführung und Accessoires nähen.

Interessant finde ich, wie das DRZ seinen Beitrag zur Nachhaltigkeit auf seiner Website präsentiert:

„Als EMAS und EfB zertifizierter Sammler- und Behandler-Betrieb verwerten wir über 1.500 Tonnen Elektroschrott im Jahr.

Damit tragen wir unseren Teil bei zur Umsetzung der UN Nachhaltigkeits-Ziele (SDGs). Um nur die Wichtigsten zu nennen:

    • Bei uns erhalten Menschen die Chance, ihre Lebenssituation insgesamt zu stabilisieren, mit dem Fokus auf zukunftsfähige menschenwürdige Arbeit (SDG 8).
    • Die Stadt Wien unterstützen wir dabei, besonders problematischen Abfall (Elektroaltgeräte) sozial und ökologisch nachhaltig zu behandeln (SDG 11).
    • Nicht zuletzt ermutigen wir zu bewusstem Konsum und nachhaltiger Nutzung hochwertiger Elektro- und Elektronik-Geräte (SDG 12).“

Den Nachmittag verbrachte ich in der Fotoausstellung World Press Foto und lernte wiederum einen anderen Bezirk in der Stadt kennen.

Mittwoch, 25.09.2024

Am Mittwoch führte mich der Weg zur VHS Favoriten in das Team Lernraum mit Angelika Hrubesch und Dilek Tasdemir.

Innerhalb des Lernraum.wien wurden schon viele Erasmus-Projekte z.T. mit internationalen Partner*innen durchgeführt. Die Projekte entwickeln sich weiter, so dass aus einem abgeschlossenen Projekt eine neue Idee entsteht. Der Lernraum versteht seine Arbeit wie folgt: angewandte Forschung und Lehre greifen ineinander.

„Wir führen qualitative und quantitative Erhebungen innerhalb der Volkshochschulen sowie mit Partner*innen in Österreich durch und beteiligen uns an internationalen Projekten. Zugleich bewegen wir uns in den Forschungsfeldern Migration und Migrationspädagogik, Demokratisierung von Bildung, Bildungsungleichheit und -ungerechtigkeit, Nachhaltigkeit von Bildung sowie Mehrsprachigkeit auf individueller und struktureller Ebene. Unsere Ergebnisse bilden sich in Publikationen und Berichten ab und finden Eingang in Lehre und Praxis unserer Aus- und Weiterbildungen.“
https://www.vhs.at/de/e/lernraum-wien

Über das Projekt TALE, an dem auch der DVV beteiligt ist, konnte ich Kontakt zu Frau Hrubesch knüpfen, die mich an die Ansprechpartnerin für die persönliche Hospitation vermittelte und darüber die persönliche Hospitation entstand.

Aktuell arbeitet das Team daran, die Öffentlichkeitsarbeit für Menschen mit geringen Lese- und Schreibkenntnissen zu intensivieren, um diese in bestehende Angebote zu vermitteln.
Hier ein paar weitere Beispiele für die Themenbereiche:

    • Erstellung von Materialien und Konzeptionierung von Partizipationsmöglichkeiten für Menschen in Grundbildungskursen
    • Schaffung von sicheren Lernorten für marginalisierte Gruppen durch offene Räume am VHS- Standort wie PC´s zur freien Verfügung, offener Eingangsbereich mit Spielmöglichkeit für Kinder: die VHS hat offene Türen und kann für Menschen des Viertels als Aufenthaltsraum genutzt werden incl. PCs, Teeküche
    • Evaluation von kostenfreien Basisbildungskursen auf das Leben der Lernenden

Schwerpunkt unseres Gespräches waren die Erfahrungen und Ergebnisse im Projekt TALE, wo neben Deutschland, Finnland, Ungarn, Griechenland, Irland und die Schweiz Projektpartner sind.
10 Erwachsenenbildungsinstitutionen arbeiten daran, transformative, kollaborative und partnerschaftliche Lernansätze für den ökologischen Wandel zu finden und Lernsettings zu schaffen, die diesen Prozess fördern.

Wichtigstes Ergebnis von TALE ist, dass es um den Prozess des Lernens anstelle von konkret erreichten Zielen geht. Gelingend ist die Kooperation mit Partner*innen in den Stadtteilen, die unmittelbaren Zugang zu den Nutzer*innen haben, wie am Beispiel in Wien der MILA Mitmachsupermarkt, mit dem ein Termin am Donnerstag vereinbart war.
Die Ergebnisse von TALE werden auch in die Struktur der klassischen VHS-Arbeit in Form von Kursen und Angeboten einfließen.
Die beiden Ansprechpartnerinnen verwiesen auch auf die Ergebnisse, die auf der Website zur Verfügung gestellt werden und an deren Ergebnissicherung aktuell gearbeitet wird.

Am Nachmittag habe ich ergänzend zur Hospitation Frau Drosg-Plockinger vom Beratungsunternehmen MehrWerte getroffen, die mir Florin Feldmann vom Landesverband der Volkshochschulen SH empfohlen hat. Frau Drosg-Plockinger berät Unternehmen bei der Umsetzung von Nachhaltigkeitszielen. Die SDG-Onlineakademie, die sie entwickelt hat, verknüpft sie mit Ansätzen aus der Gemeinwohlökonomie.
Wir tauschten uns über ihre Coachings und Trainings und meine geplanten Gesundheitswochen aus und mögliche Kooperationen für eine Lernreise BNE in Wien.

 

Donnerstag, 26.09.2024

Nachdem ich gestern in der VHS Favoriten von der Kooperation im MILA Mitmachsupermarkt gehört hatte, konnte ich mir den genossenschaftlich organisierten Betrieb anschauen. Seit ein paar Wochen hat er in Meidling einen neuen Standort bezogen, damit er zum Frühjahr 2025 mit einem Supermarkt-Vollsortiment auf 2 Etagen, einer Lern-Küche und einem Seminarraum sein Angebot deutliche vergrößern kann.

Die aktuellen Öffnungszeiten sind an 2 Tagen in der Woche.
Während meiner Anwesenheit wurden von 3 Genossenschaftsmitgliedern die Waren in die Regale sortiert und das inzwischen hauptamtliche Personal war emsig beschäftigt.

Fokus hat aktuell die Organisation des Aus- und Umbaus der Ladenräume sowie die Mitgliederneugewinnung. Dies wird durch regelmäßige Infoveranstaltungen vorangetrieben, damit aus den aktuellen 700 Mitgliedern zur Erweiterung 1000 Mitglieder im Supermarkt einkaufen werden. Inzwischen – Ende Oktober 2024 – liegt die Zahl schon bei 842 Genoss*innen.

Schwerpunkt sind hauptsächlich regionale Bioprodukte ergänzt durch wenige konventionelle Lebensmittel zu einem günstigen Preis.
Brigitte Reisenberger, Ehrenamtliche für die Öffentlichkeitsarbeit, war meine Ansprechpartnerin und ist seit Beginn der Gründung der Genossenschaft und Eröffnung des Minimarktes in Ottakring dabei.

Sie beschrieb die Motivation für Menschen mitzumachen sehr unterschiedlich:

    • Hochwertiges Sortiment
    • Community: es ist mein Supermarkt
    • Stressfreies Einkaufen
    • Das Miteinander
    • Leidenschaft für gutes Essen
    • Faire Bezahlung der Produzent*innen

Die Genossenschaft organisiert sich nach dem Konsentprinzip (keiner sagt NEIN), um Entscheidungen schnell treffen zu können. Gearbeitet wird in Arbeitsgruppen wie z.B. Sortiment, Finanzen, Öffentlichkeitsarbeit, die Verantwortung für ihren Bereich übernehmen und die Ergebnisse in die Gesamtorganisation einfließen
Die Organisation des Ladens mit Einräumen, Kasse, Säuberung erfolgt über die 3 Std. monatlich, die sich alle Genossenschaftsmitglieder einbringen müssen.

Auch der Umzug und die neue Lage wurde auf einer Vollversammlung der Genossenschaft entschieden. Alle Mitglieder sind stimmberechtigt und zahlen als Einlage 180€, ein möglicher Sozialrabatt für 20€ ist der Genossenschaft wichtig, um sich breit aufstellen zu können.
Da der Supermarkt für alle Menschen in Wien zur Verfügung stehen soll, waren eine gute Anbindung an die Ü-Bahn und Nähe zur Haltestelle, Barrierefreiheit und sowie eine Verortung in einem traditionellen Stadtteil wichtige Kriterien.

Die Genossenschaft wird mit geförderten Arbeitsplätzen durch die Wirtschaftsagentur Wien unterstützt. Brigitte beschrieb, dass der Zugriff auf Fördermöglichkeiten sehr schwierig ist, da diese in der Regel nicht auf Genossenschaften ausgelegt sind.

Die Beteiligung am Projekt TALE war für MILA eine gute Möglichkeit für die Vernetzung und Bekanntmachung bei den umgesetzten Aktivitäten wie bei einem Kochevent im Park.

Wichtige Erkenntnis war für mich, dass großer Wert auf die Identifizierung mit dem eigenen Supermarkt gelegt wird, indem Produktwünsche in ein Wünschebuch geschrieben werden können, Ideen für gemeinsame Aktivitäten durch die räumliche Erweiterung möglich sind und Kooperationen im Stadtteil aufgebaut werden.
Das Einkaufsverhalten zielt darauf ab die Mitglieder an den Einkauf im MILA zu binden, um die Kosten zu tragen.

Ein Rundgang und kleiner Einkauf im Markt beendeten unser Gespräch. Mich überzeugte die Präsentation – schade nur, dass ich nicht in Wien lebe, ich würde sofort Mitglied werden.

Nach einer Mittagspause mit syrischem Essen auf dem Brunnenmarkt, hatte ich am Nachmittag ein Gespräch mit Beatrix Binder aus dem Programmmanagement der VHS Meidling für Gesundheit, Wirtschaft/ Management, Persönlichkeitsbildung, Politik/ Gesellschaft, Science/ Naturwissenschaften und Diplomlehrgänge. Die Mitarbeiterin mit einer Reihe von Verantwortlichkeiten zeigte mir Räume und stellte mich einigen Kolleg*innen vor.

Überrascht war ich, dass auch sie in einem Büro mit weiteren 3 Kolleg*innen sitzt, unser Gespräch fand beim abwesenden Leiter der VHS Meidling statt.

Die Belastung durch Telefonate der anderen stelle ich mir groß vor und erinnerte mich an eine eigene berufliche Tätigkeit mit nur einer anderen Kollegin im Büro und an einen Arbeitsplatz in einem Durchgangsraum.
Wie froh bin ich, dass ich mein eigenes kleines Büro in Ahrensburg habe.

Beatrix Binder ist seit 30 Jahren in der VHS Meidling tätig und ist Ausbilderin für Sozial- und Gesundheitsberufe. Aus diesem Grund gibt es an diesem Standort auch einen Schwerpunkt für Qualifizierungen im Bereich Kita- und Hortpädagogik. Auch für den Bereich Wrtschaft und Management gibt es internationale Zertifikate.

Wir sprachen über die Bedeutung, dass sich die VHS in Regionen zusammengetan haben und gemeinsam ihr Programm abstimmen. Das bedeutet, dass darauf geschaut wird, dass Kurse an unterschiedlichen Tagen in den VHS Häusern laufen und nicht alle am Dienstag den Gitarrenkurs im Programm haben. Die Regionen wurden so zusammengefasst, dass man die einzelnen Standorte mit Öffis gut erreichen kann.
Neben der kundenorientierten Angebotsplanung bedeutet es auch, dass die Kursleitungen an unterschiedlichen Standorten tätig sein können ohne sich gegenseitig Konkurrenz zu machen.

Im Kreis Stormarn, zu dem die VHS Ahrensburg gehört, gibt es diese Kooperation bisher nur im Bereich EDV.

Die Kooperation im Stadtteil funktioniere sehr gut und zeigt sich in gemeinsamen Veranstaltungen wie dem „Sozialen Wohnzimmer“ – ein Stadtteilfest, an dem sich alle Einrichtungen beteiligen. Für neue Ideen findet sie auf Grund der langjährigen Zusammenarbeit immer geeignete Partner*innen. Das Regionalforum, welches 4x jährlich tagt, unterstützt die Vernetzung.

Im Bereich BNE plant die VHS ein monatliches Umweltcafé. Dort soll „Wissen in einfachen Häppchen“ vermittelt werden und wird von der Umweltberatung begleitet. Anreiz dafür ist auch, dass die Stadt Wien mit dem Ökobonuns Betriebe und Organisationen auszeichnet, die Nachhaltigkeit umsetzen.

https://www.wien.gv.at/umweltschutz/oekobusiness/modul-oekobonus.html

Durch die Umweltberatung unter dem Dach der VHS Wien ist damit die gegenseitige Unterstützung gesichert.

Als Marketingstrategie beteiligt sich die VHS auch an der Jö-Karte, eine Bonuskarte über die die Gebühr mit 10% Ermäßigung vergünstigt wird.

Auch diese VHS, direkt neben einer Gewerbeschule, ist ein großes Haus mit Sitzgelegenheiten auf den Gängen und öffentlichen PCs. Sie wird auch von jüngeren Menschen, die ausbildungsbegleitend unterstützt werden oder Menschen, die ihr Abitur nachholen wollen, besucht.
Viele Zielgruppen, viele Anlässe schaffen aus meiner Sicht gute Möglichkeiten auch neue Themen zu platzieren und die Zielgruppen direkt anzusprechen.

Bekanntheit, gute räumliche Ausstattung und örtliche Lage ermöglichen auch, dass ergänzend Kulturangebote in der VHS stattfinden. Somit schöpft die VHS aus meiner Sicht eine große Palette von Bildung und Teilhabe aus, die sich in den klassischen Kursangeboten, Lehrgängen mit Zertifikaten, Lernförderung aber auch Veranstaltungen zeigt.

Beatrix Binder hat selber auch schon andere VHSen in Deutschland wie bspw. Berlin besucht und so vereinbarten wir, miteinander in Kontakt zu bleiben.

Den Spätnachmittag verbrachte ich dann mit einer Stadtführerin für Frauenspaziergänge, die die Frauen mit ihren Geschichten und Texten zum Leben erweckte, die meist nicht Bestandteil einer Stadtführung sind. Auch diese kann ich nur empfehlen: https://frauenspaziergaenge.at/

 

Freitag, 27.09.2024

Der letzte Tag meiner Mobilität führte mich in den Bezirk 1, die Innenstadt mit den vielen Hot-spots der Stadt.

Die Stadt hat sieben Lastenräder mit unterschiedlichen Klimathemen zu einer Klimatour entwickelt. Vier von diesen zu den Themen Abfall, Energie + Wasser, Mobilität und Ernährung wurden auf einem Platz neben eine Schule gestellt.

Meine Ansprechpartnerin Nadine von der Umweltbildung war für das Lastenrad Ernährung zuständig, die anderen Räder wurden von Mitarbeitenden aus den Ämtern der Stadt betreut. Klassenweise wanderten die Jugendlichen des 9. Jahrgangs zu den einzelnen Stationen, bekamen Impulsfragen an die Hand und recherchierten dazu die Infos auf dem Lastenrad. Ein Abschlussgespräch nach jeder Runde vervollständigte die Information.

Als Einstieg wählte Nadine den persönlichen Bezug und stellte fest, was die Jugendlichen zum Thema bereits wussten. Ich beobachtete, dass die Jugendlichen nach den ersten Momenten der Zurückhaltung neugierig waren, was sich in den Schubladen zum Thema verbarg und sie schnell die geschriebenen Infos aufnahmen. Obwohl es an mehreren Stellen QR-Codes gab, sah ich niemanden, der diese scannte.

Mir haben diese Lastenräder sehr gut gefallen. Viele Infos, gut präsentiert und gut nutzbar für viele Aktivitäten. Ich hatte im Vorfeld gesehen, dass die Klimatour auch auf Straßenfesten zum Einsatz kommt und es auch eine Reihe von Anschauungsmaterialien gibt, z.B. Lebensmittel mit einem hohen Eiweißanteil.

Nach der ersten Klasse wurde der Regen schlimmer und so wurden die Gespräche über die 4 Themen in einen Klassenraum verlagert. Zwei Mitarbeiterinnen der Stadt hatten eine PPP dabei, so dass anhand derer das Thema erläutert wurde. Die anderen beiden suchten mit Fragen und Informationen das Gespräch mit den Schüler*innen zu beleben.

Für die Zukunft wäre es gut, wenn ein Plan B entwickelt wird, damit klarer kommuniziert werden kann, was in einem solchen Fall von schlechtem Wetter passiert. Leider hatte die Schule keine überdachte Fläche.

Das Abschlussgespräch mit Nadine ergab, dass in der Vergangenheit die Touren ausgefallen sind und sie an dem Tag das erste Mal dabei war. Mit diesem praktischen Teil ging der letzte Tag zu Ende.

Den letzten Tag meines Aufenthaltes in Wien am Samstag verbrachte ich mit einem erneuten Flohmarktbesuch, einer Fahrt zur ältesten VHS Urania und ausgiebigen Spaziergängen im Park Belvedere bis ich dann am Abend mit dem Nachtzug pünktlich Hamburg und später dann meinen Wohnort Lübeck erreichte.

 

Und nun?

Ich habe in Wien erlebt, wie die Nachhaltigkeitsziele der UN umgesetzt werden. Der Transformationsprozess für nachhaltige Entwicklung zeigt sich im öffentlichen Stadtbild durch Plakate, Fahrradstraßen und Veranstaltungen wie z.B. eine Repair-Messe.

Durch die öffentliche Präsenz kann ein Identifikationsprozess mit den Zielen entstehen und es wird immer selbstverständlicher einen ressourcenschonenden und umweltverträglichen Lebensstil zu führen. Der öffentliche Nahverkehr spielt eine wesentliche Rolle bei der persönlichen Mobilität, ist kostengünstig und unterliegt einer schnellen Taktung und hat eine KlimaTicket.

Die Rolle der Stadt und die Beteiligung der VHSen an den unterschiedlichen Standorten wird sichtbar und zeigt sich in der räumlichen Ausstattung, der Öffnung für die Menschen in den Stadtteilen und über Statements auf den Websites.

Durch diesen Geist bin ich ermutigt im Rahmen meiner Arbeit in der VHS Ahrensburg ebenfalls konkreter Position zu beziehen und Möglichkeiten zu finden, das Thema sichtbarer zu machen und als solches zu benennen.

Die Mitarbeitenden der unterschiedlichen Bereiche sind interessiert daran in Kontakt zu bleiben, so dass wir auch zukünftig über Formate, die ausprobiert werden voneinander lernen können und eine Vernetzung über Schleswig-Holstein hinaus möglich ist.

Für die Erweiterung unserer Zielgruppen habe ich Anregungen mitgenommen bestehende Angebote in Ahrensburg mit einem Bildungsangebot zu ergänzen. Dazu neue Durchführungsorte zu finden und jüngere Zielgruppen und Familien zu finden, möchte ich in meinem Team diskutieren.

Über den Zugang zu Arbeitsmaterialien und den Austausch darüber haben sich meine methodischen Kompetenzen erweitert.

Toll, dass es diese Möglichkeit über Erasmus+ gibt, vielen Dank!

Beatrice Roggenbach, VHS Ahrensburg

 

Artificial Intelligence Tools for Language Teachers, Valencia

von I. Faroldi und D. Berry

vom 28. Oktober – 2. November 2024

Anreise

Ready to go ?
Die Reise nach Valencia ist gestartet und wir freuen uns sehr.
Wir verlassen das sonnige Hamburg und landeten in Valencia, wo der Regen auf uns wartete.
Wir erkunden die Stadt um ein Gefühl zu bekommen.
Valencia ist eine wunderschöne Stadt aber sehr rutschig, wenn es regnet.


Montag, 28.10.2024
Die Europass-Schule liegt sehr zentral, in der Nähe von der Mercat central, der Markthalle.
14 Lehrkräfte aus unterschiedlichen EU-Ländern (Ungarn, Deutschland, Niederlande, Belgien) und sogar zwei Lehrerinnen aus Costa Rica haben sich und deren Schulen kurz vorgestellt.
Wir hatten auch eine kurze Präsentation über die VHS Elmshorn vorbereitet
(siehe hier: https://prezi.com/p/edit/4snodp83etlk).


Geschenke am ersten Tag ?


Unser Klassenzimmer für die Woche

Wir hatten kurze „icebreaker“ Spiele in Form von Aktivitäten um eine entspannte Atmosphäre zu kreieren. Solche Aktivitäten bringen die Lernenden dazu, miteinander zu interagieren und sich besser kennenzulernen. Das stärkt das Gemeinschaftsgefühl und erleichtert die Zusammenarbeit.
Wir werden einige definitiv in der Zukunft gut im Unterricht einsetzten können. Ein Beispiel hier:

 

Wir hatten die ersten Schritte in der Welt der KI geschafft und etwas über die Geschichte der künstlichen Intelligenz erfahren.
Wir sind voller Erwartung auf den morgigen Tag, wo wir die Welt der KI eintreten werden.

Dienstag, 29.10.2024

Heute war ein sehr erfolgreicher, aber intensiver Tag. Wir sind in der Welt der KI eingetaucht.
Wir haben mehrere Aufgaben in unserer google classroom Klasse bekommen:

    • wir haben gelernt, wie man perfekte „prompts“ schreiben kann
    • wie man mit KI-Unterrichtspläne, Tests und kreative Aufgaben vorbereiten kann
    • wie man aus Texten mit SUNO ein Lied in wenige Minuten kreieren kann
    • wir haben uns mit „question well“ in Zusammenhang mit Kahoot und andere gamification tools auseinandergesetzt

Das Beste war aber unsere „marshmallow challenge“: in Gruppen mussten wir eine bestimmte Aufgabe mit der Hilfe von KI lösen. Sehr witzig und perfekt als „teambuilding-activity“ (siehe Foto):

Nachmittags sollten wir Fotomaterial in der Stadt sammeln, aber es war zuerst extrem windig und dann fing es an stark zu regnen.

Mittwoch 30.10.2024

Der Tag ist leider mit traurigen Nachrichten über Überflutungen gestartet.

Viele Kolleg*innen hatte Schwierigkeiten die Schule zu erreichen, weil Verkehrsmittel sehr beschränkt fuhren.
Die Atmosphäre in der Stadt war sehr bedrückend und es war eine Stille, die unrealistisch klang.

Aber wir konnten trotzdem unseren Kurs fortfahren.
Wir haben sehr viele interessante KI-Möglichkeiten entdeckt und getestet.
Anbei nur einige Programme als Beispiel:

https://garticphone.com
https://youglish.com/
https://gliglish.com/intl/de
https://lyricstraining.com
https://speechgen.io/
https://ttsmaker.com/
https://play.ht/
https://www.naturalreaders.com/online/

Die meisten Apps waren sehr inspirierend und kreativ, so dass wir mehrere Ideen entwickeln konnten, wie wir zukünftig unsere Lerneinheiten noch sinnvoller und Teilnehmer-näher vorbereiten können.
Wir mussten sogar zeichnen ?

Das Wetter war, komischerweise, wunderschön: sonnig und warm. Daher war es möglich im Zentrum zu Fuß unterwegs zu sein um einige KI-Tools zu testen.

Highlight des Tages:
wWr haben die App goosechase (https://goosechase.com) im Stadtcentrum von Valencia in Gruppe getestet: es ist eine Art von KI-Schatzsuche, die man sehr schnell und in einfacher Weise vorbereiten kann. Es hat sehr viel Spaß gemacht und meine Gruppe, „die Pisa-Gruppe“ hat gewonnen.

Donnerstag 31.10.2024

Heute, trotz schrecklicher Nachrichten aus der Umgebung (Notfallalarm in der Nacht, dann früh am Vormittag und auch tagsüber), konnten wir sehr gut vorankommen und sehr hilfreiche KI-Anwendungen testen.
Wir haben mit Nearpod angefangen und interaktive Lerninhalte erstellt.

Danach haben wir interaktive Übungen mit einem Besuch des Museums Centre del Carme Cultura Contemporànea verbunden: wir sollten einen Stuck Kunst aussuchen und mit der Nutzung von chat GPT/Copilot, Google Lens und Canva eine KI-Präsentation erstellen.

Wir mussten sogar Bilder und Videomaterial mit der Nutzung der KI vorbereiten. Ein Beispiel hier:

Highlight des Tages für mich und meinen Kollegen: Erstellung von Lernmaterial und Lehrplänen mit der App Diffit. Diffit ist eine wunderschöne Lösung um differenziertes Lernmaterial zu kreieren. Wir konnten nicht aufhören, Lerninhalte zu erstellen ?
Halloween wird in Valencia groß „gefeiert“ und, trotz allem, konnte man viele verkleidete Personen unterwegs sehen.

Das Rathaus ist wunderschön.

 

Freitag 01.11.2024 (+ Samstag 02.11.2024)

Da die öffentliche Verkehrsmittelsituation sehr schwierig ist, haben wir entschieden heute den ganzen Tag zu arbeiten, damit einige Kolleg*innen schon morgen die Möglichkeit haben , abzureisen.
Wir haben einige Aufgaben für den morgigen Tag als Hausaufgaben bekommen, die wir digital zuschicken müssen.
Die Sonne scheint und es sind mehr als 20 Grad draußen aber man spürt die Katastrophe rum herum:

Kein Wasser mehr im Supermarkt.

Also langer Tag heute und komische Stimmung unterwegs, aber trotzdem sehr erfolgreich.
Wir haben den Tag mit dem Programm Twee angefangen: wir haben geübt, wie man Lehrpläne erstellt und Aufgaben, die zu dem Lehrplan passen.
Twee ist sehr umfangreich und wir konnten Texte, Videos, Lieder und Sprechaufgaben erstellen und testen, wunderbar!
Danach haben wir uns mit einer Vielfalt von Apps beschäftigt: Hemingway, Reflect, Quillbot, Magic school, Gamma, Eduaide, Fliki, fobizz u.s.w.

Wir waren sehr glücklich unsere Zertifikate zu bekommen!

Fazit der Fortbildung in Valencia

Unsere Fortbildung in Valencia war eine äußerst bereichernde und lehrreiche Erfahrung, die nicht nur neue Technologien und Arbeitsweisen nähergebracht hat, sondern uns auch konkrete Werkzeuge und Ideen für die zukünftige Gestaltung unseres Unterrichts vermittelt hat. Rückblickend können wir sagen, dass wir nicht nur unser Wissen über künstliche Intelligenz (KI) erweitert haben, sondern auch viele praktische Anwendungen und innovative Methoden entdeckt haben, die wir sowohl in der VHS Elmshorn als auch in unserem eigenen Unterrichtsalltag direkt umsetzen können.

Besonders gut:
Ein großes Highlight war sicherlich die Einführung in die verschiedenen KI-Tools und deren praktische Nutzung: das ist, insbesondere für heterogene Lerngruppen, sehr wertvoll. Die Teamarbeit und das spielerische Lernen mit KI waren nicht nur eine willkommene Abwechslung, sondern haben uns auch gezeigt, wie wir Spiele oder Teamaktivitäten in unserem eigenen Unterricht einbauen können, um das Gemeinschaftsgefühl und die Zusammenarbeit der Lernenden zu stärken. Solche Methoden können nicht nur den Unterricht auflockern, sondern auch die Kreativität der Teilnehmenden fördern.

Was war weniger gelungen?
Trotz der überwältigenden Zahl an positiven Aspekten gab es auch einige Herausforderungen. Besonders der schwierige Zugang zu einigen Programmen aufgrund von Rechten und technischen Hürden (notwendige Anmeldungen) war ein kleines Manko. Auch die unvorhergesehenen Wetterbedingungen und die dadurch bedingte Einschränkung der Stadterkundung waren bedauerlich. Doch insgesamt überwiegen die positiven Erlebnisse.

Perspektiven und zukünftige Anwendungsmöglichkeiten
Die Fortbildung hat uns nicht nur ein tieferes Verständnis für die Einsatzmöglichkeiten von KI im Unterricht vermittelt, sondern auch konkrete Ideen geliefert, wie wir diese in der Praxis umsetzen können. Besonders wertvoll ist der Umgang mit KI-Tools zur Erstellung von Unterrichtsmaterialien. In der VHS Elmshorn werden wir in Zukunft verstärkt auf Programme wie Diffit setzen, um differenzierte Lerninhalte für unsere Teilnehmenden zu erstellen. Dies ist besonders wichtig, da unsere Lerngruppen oft sehr heterogen sind, was den Bedarf an individuell zugeschnittenen Materialien noch verstärkt.

Zukünftig möchten wir auch verstärkt auf Tools zurückgreifen, um kreative Lernaktivitäten zu entwickeln, die den Unterricht auflockern und den Teilnehmenden eine spielerische Herangehensweise an neue Themen ermöglichen. Besonders in der Erwachsenenbildung, wo es oft schwieriger ist, die Lernenden zu motivieren, bieten sich solche gamifizierten Ansätze an, um den Lernprozess unterhaltsamer und einprägsamer zu gestalten.

Fortbildungsbedarf? JA!
Obwohl wir in dieser Fortbildung bereits viele neue Technologien kennengelernt haben, gibt es noch zahlreiche Aspekte der KI, die wir weiter vertiefen können. Ein weiterer Fortbildungsbedarf besteht sicherlich in der vertieften Anwendung von KI in der individuellen Lernbegleitung, um personalisierte Lernpfade zu erstellen. Eine Hospitation wäre vielleicht eine Möglichkeit.

Insgesamt war die Fortbildung in Valencia eine einmalige Gelegenheit, uns nicht nur mit aktuellen Trends und Technologien im Bildungsbereich auseinanderzusetzen, sondern auch praktische und kreative Ideen zu entwickeln, wie wir diese in unserem Unterricht einsetzen können. Wir sind motiviert, das Gelernte in unserer eigenen Praxis umzusetzen, und freuen uns darauf, in den kommenden Monaten die vielfältigen Anwendungen in unseren Unterricht zu integrieren. Wir planen einen Austausch mit den Kolleg*innen einzubringen, voraussichtlich in Januar 2025.

Gleichzeitig bleibt es wichtig, uns kontinuierlich fortzubilden und offen für neue Entwicklungen zu bleiben, um auch in Zukunft den technologischen Wandel im Bildungsbereich mitzugehen.
Adiós Valencia – und auf bald im Unterricht!

ChatGPT and Basic AI Tools, Florenz

von Heidi Krautwald

Florenz, 12.-17. August 2024

Sonntag, 11. August 2024, Anreisetag

Als ich mich für das Erasmus+-Programm bewarb, stand für mich fest, dass ich die Reise zum Ort der Fortbildung mit der Bahn bewerkstelligen wollte. Meine Wahl fiel auf Florenz und meine Idee war, mit dem Nachtzug aus Kiel anzureisen. Die DB App gab eine Verbindung an, die sich allerdings, wie ich dachte, -noch- nicht buchen ließ.
Erstaunt und erfreut las ich bei Bewilligung des Antrags, dass aufgrund der Entscheidung für „green travelling“ für Hin- und Rückfahrt jeweils zwei weitere Reisetage finanziert wurden.
Es stellte sich heraus, dass sich meine Vorstellung, mit dem Nightjet zu reisen nicht zu realisieren war, da die Verbindungen aufgrund von Bauarbeiten in den Sommermonaten nicht zur Verfügung standen. Also musste ich mir eine andere Variante überlegen, und so plante ich auf der Hinreise einen Zwischenstopp in Frankfurt und auf der Rückreise einen in Stuttgart ein.

Frankfurt Hbf

Obwohl sich die Abfahrt am frühen Sonntag Morgen um 15 Minuten verzögert und sich die Umsteigezeit von 28 Minuten am Münchener Hauptbahnhof bedenklich zu verringern scheint, verbreitet der in breitem Hessisch babbelnde Zugbegleiter mit Witz und guter Laune soviel Optimismus, dass die Fahrt trotzdem ein Genuss ist, zumal ein Teil der Verspätung aufgeholt werden kann und ich den Anschlusszug ohne Stress erreiche.

Blick aus dem Zugfenster

Der Zug von München nach Bologna ist sehr voll und als Exemplar älteren Datums weniger bequem als ein ICE, aber er kommt pünktlich am nächsten Umsteigebahnhof an. In Bologna bekomme ich einen ersten Eindruck von der Hitzewelle, die Italien erfasst hat. Der Frecciarossa-Zug von Trenitalia bringt mich schnell und komfortabel an meinen Zielort.

Frecciarossa in Florenz

Nach insgesamt 12 Stunden Fahrzeit komme ich also in Florenz an. Meine Unterkunft ist fußläufig vom Bahnhof aus zu erreichen und der check-in klappt prima. Da die Organisation best rent, die als Partner für die Europass Teacher Academy arbeitet, keine weitere Buchung für den Zeitraum hat, kann ich das angebotene Appartment für mich alleine nutzen.

Piazza del Duomo

Bei Sonnenuntergang unternehme ich einen Willkommens-Spaziergang zum fünf Minuten entfernten Dom, danach stelle ich bis in den späten Abend die geforderte Präsentation für die Vorstellungsrunde zusammen.

Montag, 12. August 2024, Erster Kurstag

Heute klettert das Thermometer in Florenz auf 39 Grad!
Am Morgen mache ich mich auf den Weg zum Unterrichtsort und komme an einigen der wichtigsten Sehenswürdigkeiten von Florenz vorbei.
Pünktlich um 9 Uhr erscheine ich in der Europass Teacher Academy in der Via Rustici.


Der Unterrichtsraum ist mit 14 Teilnehmenden gut gefüllt – 4 kommen aus Island, 2 aus Irland, 2 aus Österreich, 2 aus Ungarn, 1 aus Polen, 1 aus Tschechien, 1 aus Belgien und ich aus Deutschland.
Die Kursleiterin Raquel López Hernández ist jung und dynamisch, spricht viel und schnell. Wie gut, dass ich im Frühjahr an der vhs einen Englisch-C1 Konversationskurs belegt hatte.
Nachdem sie einiges über sich erzählt hat gibt es eine erste Kennenlernrunde, in der wir jeweils unsere Sitznachbarn vorstellen.
Raquel empfiehlt uns verschiedene Möglichkeiten, unsere Freizeit zu gestalten, welche Museen und Sehenswürdigkeiten zu besuchen, gibt Tipps, wo man gut essen kann etc.
Nach einer Kaffeepause zeigen wir unsere vorbereiteten Präsentationen und erzählen von uns, wo wir herkommen und von den Schulen, an denen wir arbeiten).

Erasmus presentation

Ich fühle mich ein wenig als Außenseiterin. Als einzige bin ich keine Lehrerein einer allgemeinbildenden Schule, sondern arbeite als freie Dozentin unter sehr anderen Bedingungen an der Volkshochschule. Und mit 64 Jahren bin ich um einiges älter als die meisten anderen Teilnehmenden.
Auch das Interesse an Kunstprojekten, kreativen Kooperationen, künstlerischen Ansätzen und Kunstgeschichte im allgemeinen (außer den must-see-Museen) stößt bei den anderen nicht auf Resonanz.

Raquels Unterricht ist eher auf den Gebrauch im Lehrer- und Kollegiumsalltag ausgerichtet. Trotzdem bin ich neugierig und davon überzeugt, dass ich in den nächsten Tagen genügend Input bekommen werde.
Gegen 13.30 Uhr endet der erste Kurstag.

Draußen ist es so heiß, dass keine großen Aktivitäten möglich sind. Ich mache noch einen Abstecher zur Touristinformation, wo ich die Gelegenheit habe, mit einem netten jungen Mitarbeiter italienisch zu sprechen.
Nach einer Pause in meiner Unterkunft breche ich gegen 16 Uhr auf zu einem ausgiebigen Spaziergang durch die Altstadt und dem Stadtteil Oltrarno am Südufer des Arno. Besonders im Quartier San Niccoló werde ich fündig, als ich eine Fotoserie über Streetart (vielfach Zitate aus der Kunstgeschichte) aufnehme, hier der Videoclip Streetart in Florenz:

Das erste italienische Eis, das ich esse, schmilzt aufgrund der Hitze so schnell, dass ich beschließe, keinen weiteren Versuch der Gelato-Verkostung zu wagen.
Auf dem Rückweg genieße ich den Sonnenuntergang mit Blick auf die Ponte Vecchio.

Dienstag, 13. August 2024, Zweiter Kurstag

Wir sind mit unserem Kurs umgezogen, da uns am anderen Standort der Europass Teacher Academy in der Via San Egidio ein klimatisierter Raum zur Verfügung steht.

Heute geht es als erstes darum, wie künstliche Intelligenz entwickelt wurde, welche Voraussetzungen dafür nötig waren und wie rasant sich die KI weiterentwickelt.

Wir sammeln in Kleingruppen Pro und Contra zur Nutzung von KI. Es kommen interessante Aspekte zur Sprache – wenn es nach mir ginge, könnten wir das Thema noch ausführlicher besprechen.
Als nächstes werden wir mit drei verschiedenen Varianten von OpenAI bekannt gemacht, die entsprechenden Apps werden heruntergeladen (jetzt ist mein Computer noch mehr vernetzt – ob ich das überhaupt möchte…?)

Wir arbeiten mit ChatGPT, Copilot und Gemini.

Raquel zeigt uns, wie wir möglichst präzise Prompts formulieren, damit die KI brauchbares Material liefert. Erste eigene Versuche liefern überraschende Ergebnisse. Gleichzeitig beeindruckend und erschreckend. Man bekommt eine Ahnung, dass der Mensch in vielen Bereichen durch KI ersetzbar sein wird.

Aber natürlich hat der Einsatz von KI auch positive Seiten. Wir sollen alle einen Unterrichtsplan mit ChatGPT erstellen. Das geht erstaunlich gut, die inhaltlichen Vorschläge und Formulierungen sind gut verständlich. Eine gute Grundlage, vieles davon lässt sich ohne weiteres übernehmen. Der „persönliche touch“ fehlt, aber als Basis mit Möglichkeit zur Modifizierung eignet sich das Ergebnis allemal.

Unterrichtsplan für einen online-Kurs in Fotografie

Die Aussicht, die Unterrichtsplanung durch den Einsatz von KI zu erleichtern, kommt mir sehr entgegen, so kann ich meine kreative Energie auf den inhaltlichen und zwischenmenschlichen Bereich des Unterrichts (und auf meine eigenen Kunstprojekte) konzentrieren.

Es ist weiterhin sehr heiß in Florenz. Am Nachmittag besuche ich den botanischen Garten, einer der ältesten in Italien (gegründet 1545). Ich vermisse das Meer – aber ich genieße sehr, hier zu sein! Ich laufe in einem großen Bogen zurück zu meinem Quartier. Die Hitze ist sehr anstrengend und ich bin froh, dass ich in meinem Apartment die Klimaanlage anstellen kann.

Mittwoch, der 13. August 2024, Dritter Kurstag

Heute lernen wir weitere OpenAIs kennen.
Als erstes kreieren alle mit Suno einen „morning song“. Wie einfach das geht! Ich denke sofort an einen ganzen Berufszweig von Musikern/Komponisten (für Auftragsarbeiten), der damit überflüssig wird…

KI Suno Morning Song

Als nächstes arbeiten wir mit Gamma. Man kann damit in Windeseile Präsentationen erstellen. Raquel ist sehr überzeugt von dieser AI, auch die anderen sind sehr angetan von ihren Ergebnissen. Ich selbst finde meine KI-generierte Präsentation schrecklich, absolut nicht mein Stil, regelrecht kontraproduktiv. Was ich meinen Kursteilnehmenden nahe- und beibringen möchte, ist das genaue Gegenteil. Hier ist für mich also weiterhin „Handarbeit“ in Indesign oder Powerpoint gefragt.

Produkt von KI Gamma: Fotoreise nach Venetien

Als letztes für diesen Tag experimentieren wir mit „I can’t draw„, das in Padlet integriert ist. Die Aufgabe ist, ein eigenes Foto möglichst genau zu beschreiben und sich daraufhin von der KI ein Bild kreieren zu lassen. Bei „normalen“ Motiven klappt das ganz gut.
Mit meinem Bügeleisenbild (siehe Präsentation vom ersten Tag) kann die KI nichts anfangen und ignoriert wichtige Angaben, um mir ein beliebiges Portrait einer langhaarigen Frau zu liefern.
Eine Bestätigung für mich, dass das Bild ein künstlerisches Unikat ist 😉

Am -weiterhin sehr heißen- Nachmittag besuche ich das Museo Novecento. Sehr angenehm kühl und leer – eine Wohltat zwischen den Eindrücken der überfüllten Stadt. Ich besuche eine beeindruckende Ausstellung der Künstlerin Louise Bourgeois (1911-2010) von ihrem Spätwerk, das hauptsächlich zwischen 2007 und 2009 entstanden ist.

Ausstellungsansicht im Museo Novecento

Donnerstag, der 15. August 2024, Vierter Kurstag

Heute beschäftigen wir uns mit weiteren Möglichkeiten, OpenAI zu benutzen.
Mit Microsoft Designer haben wir die Aufgabe, ein Logo zu entwerfen. Der Erfolg ist eher mittelmäßig, weil das Programm seltsame Phantasiewörter in den Entwurf einbaut. Wahrscheinlich wird in ein paar Monaten die Entwicklung weiter vorangeschritten sein, sodass man ganz andere Ergebnisse erzielen kann. Ich probiere außerdem, mit dem Programm einen Avatar zu erstellen.

Misslungene Logos mit Microsoft Designer

Avatar von Microsoft Designer

Als nächstes beschäftige ich mich mit Adobe Firefly. Die Möglichkeiten, fotorealistische Darstellungen zu kreieren, sind hier wesentlich ausgereifter. Schon fast erschreckend, wie naturalistisch die Ergebnisse wirken. In Zukunft muss man noch viel genauer hinschauen, welche Bilder echte Fotos und welche gänzlich computergeneriert sind.

Porträts mit Adobe Firefly

Raquel stellt uns die GenAI Chatbot Prompt Library for Educators vor. Dort bekommt man Hilfe, wie man mit guten Prompts in ChatGPT, Copilot, Gemini etc. gute Ergebnisse erzielt. Unsere Aufgabe ist, ein Quiz zu erstellen. Auch hier interessant, wie unterschiedlich der Output der verschiedenen AIs ausfällt.

Zum Schluss beschäftigen sich die anderen Teilnehmer mit Eduaide und Magic School. Da diese Programme speziell für (allgemeinbildende) Schulen konzipiert sind und mich als Dozentin an der vhs weniger betreffen, lote ich stattdessen die Möglichkeiten der bildgenerativen Programme aus.
Ich möchte gerne wissen, wie die künstliche Intelligenz meine Altersgruppe bildlich darstellt und versuche, mit den entsprechenden Prompts verschiedene Bildergebnisse zu generieren. Interessant, dass die KI den Teil der Vorgaben ignoriert, der nicht in ihr „Weltbild“ zu passen scheint.

Adobe Firefly, Porträt Arme Frau

Am Nachmittag nehme ich an einer „Free Tour“ (pay what you wish) mit dem Thema „Renaissance and Medici Tales“ teil. Unser Guide Giacomo (Typ Hugh Grant) bringt auf eine charmante, humorvolle und unterhaltsame Weise in bestem Englisch sein fundiertes Wissen unter die Leute.
Um das Touristenprogramm zu vervollständigen, verweile ich zum Sonnenuntergang erst an der Kirche di San Miniato al Monte – mit relativ wenigen Besuchern eher ein Geheimtipp – und laufe dann hinunter zur völlig überlaufenen Piazzale Michelangelo. Auf dem Rückweg nutze ich die blaue Stunde, um die obligatorischen Touristenfotos von der beleuchteten Ponte Vecchio aufzunehmen.

 

Freitag, der 16. August 2024, Fünfter Kurstag

Heute rufen wir als warm-up folgende website auf: https://www.whichfaceisreal.com/index.php und überlegen gemeinsam, welches Foto echt und welches computergeneriert ist. Man muss sehr genau hinschauen, um die Unterschiede zu erkennen. Diese Übung werde ich sicherlich auch in meinen Kursen durchführen, um die Wahrnehmung zu schärfen und die inhärente Problematik zu diskutieren.

Danach stellt uns Raquel die europäische Gesetzgebung und die rechtlichen Grundlagen zur Nutzung von KI im Bildungsbereich vor:

European Law AI EU

Da die anderen Teilnehmer alle von allgemeinbildenden Schulen kommen, beziehen sich die Informationen hauptsächlich auf den Unterricht mit minderjährigen Schülern. Die anschließende Diskussion in Kleingruppen dreht sich dann auch mehr um die Rahmenbedingungen an den jeweiligen Schulen als um die eigene Haltung und den Umgang mit KI. Meine Fragen bezüglich der Möglichkeit, Schülern ein Vorbild zu sein bzw. sie mit der eigenen Meinung zu einem verantwortungsbewussten Handeln zu bewegen, erfahren in der Gruppe leider wenig Resonanz.

Nach der Diskussion gibt uns Raquel noch eine kurze Einführung, wie man ein Padlet zusammenstellen kann. Sie zeigt uns, wie wir das für den Workshop erstellte Padlet sichern und mit allen Informationen bzw. Links auf dem eigenen Computer speichern können.

Zum Schluss werden die Zertifikate übergeben und ein Gruppenbild aufgenommen. Wir bedanken uns alle sehr bei Raquel für einen gelungenen Kurs, ihre nette und kompetente Art und für die vielen Informationen, die wir erhalten haben. Jetzt liegt es an jedem Einzelnen, wie wir das Wissen einsetzen und weitertragen.

Am Nachmittag nimmt ein Großteil der Erasmus+Absolventen an dem angebotenen Kulturprogramm teil. Wir haben uns alle für eine Bustour ins Chiantigebiet mit Weinverkostung angemeldet. Leider ist die Tourbegleiterin ein Reinfall, zu erwartende Informationen zur Gegend und zu Land und Leuten bleiben aus. Die angebotenen lokalen Spezialitäten und Weine schmecken sehr gut. Aber das Ganze hat eher den Charakter einer Werbeveranstaltung als eines kulturellen Beitrags.

Chianti-Gebiet

Weinverkostung

Nach der Rückkehr gehe ich am Abend ins Open Air-Kino, nur ein paar Schritte von meiner Unterkunft entfernt. Im Innenhof des Klosters di Sant’Orsola, das heutzutage ein Ausstellungsort für zeitgenössische Kunst ist, wird der Film „Il Segreto di Liberato“, ein Dokumentarfilm mit Animationsanteilen gezeigt.

Sonnabend, der 17. August 2024, Sechster Tag in Florenz

Ursprünglich war dieser Tag für den kulturellen Beitrag vorgesehen. Da für die Bustour ins Chianti-Gebiet auch die Option am Freitag Nachmittag bestand, habe ich unverhofft den Sonnabend zur freien Verfügung. Ich entscheide mich trotz der Sehnsucht nach dem Meer gegen eine Fahrt nach Viareggio (zumal ich schon mehrfach dort gewesen bin), auch eine andere Stadt zu besuchen scheint mir nicht zwingend notwendig zu sein. Also nutze ich die Gelegenheit, Florenz weiter zu Fuß zu erkunden. Ich breche morgens um sieben mit meiner Kamera auf, freue mich an dem besonderen Morgenlicht und an der Möglichkeit, das Alltagsleben ohne die später einsetzenden Touristenströme beobachten zu können.

Ich unternehme einen langen Spaziergang auf einem Trampelpfad auf der Nordseite entlang des Arno, begegne Pleinair-Malerinnen und Hundebesitzern und komme an einem Ruderclub vorbei. Auf dem Rückweg besuche ich den Markt von Sant’Amborgio, der hauptsächlich von Einheimischen frequentiert wird.

Ruderclub am Arno

Am Nachmittag drehe ich eine Runde über den Mercato Centrale. Mehr als die Waren interessieren mich die Marktbeschicker und ich imaginiere deren Arbeitsalltag. Leider sind meine Italienischkenntnisse noch nicht wieder soweit aufgefrischt, dass ich ein tiefergreifendes Gespräch über die jeweiligen Lebensbedingungen führen könnte, abgesehen von der Frage, ob die Standbesitzer sich während der Öffnungszeiten des Marktes darauf einließen.

Später laufe ich bis zum westlichen Südufer des Arnos und durchquere einen Park, in dem in der Mehrheit afrikanische Obdachlose auf den Bänken schlafen. Ein krasser Gegensatz dazu die hochpreisigen Boutiquen, an denen ich auf dem Rückweg vorbeikomme und an deren Türen fast ausnahmslos schwarze Männer in feinen Anzügen den Einlass bewachen.
Neben dem Verhalten der Touristenmassen konnte ich heute ein wenig das Leben der Einheimischen beobachten. Die Zeit reicht allerdings nicht aus, um den Fragen nachzugehen, die sich daraus ergeben.

 

Sonntag, 18. August 2024, Abreisetag

Früh morgens stehe ich auf und packe meine Sachen.
Gegen 7.15 Uhr gehe ich aus dem Haus, entsorge den Müll und freue mich über einen letzten kleinen Rundgang mit der Kamera durch die noch angenehm leere Altstadt. Ich schaue beim Aufbau der Stände auf dem Mercato Centrale zu und versuche, dabei die Uhr im Blick zu behalten.
Um acht laufe ich mit meinem Gepäck zum Bahnhof, es sind nur zehn Minuten Fußweg. Der italienische Frecciarossa-Schnellzug fährt pünktlich um 8.36 Uhr ab. Ab Verona sind die Züge sehr voll, aber bis auf eine Verspätung zwischen München und Stuttgart klappt alles bestens. Ich lege einen kleinen Zwischenstopp bei meinen Schwestern ein, bevor ich am Dienstag zurück nach Kiel fahre.

Mein Fazit

Die Reise mit der Bahn ist zwar zeitaufwändig, für mich trotzdem zweifellos die beste Wahl der Verkehrsmittel.
Das Erasmus+Programm ist eine tolle Möglichkeit, sich für den Nutzen der entsendenden Institution fortzubilden und gleichzeitig der eigenen Reiselust nachzugehen.
Ich bin dankbar für das Privileg des lebenslangen Lernens und werde jede Gelegenheit nutzen, das neu erlangte Wissen mit der Fähigkeit des kritischen Hinterfragens zu kombinieren und es an meine Kursteilnehmenden und Mitmenschen weiterzutragen.

 

Artificial Intelligence for Education, Rom

Artificial Intelligence for Education: Exploring the Frontiers of ICT
von Z. Gruetzmacher – vhs Itzehoe

Bericht über meine Erasmus-Reise
Rom, Italien
12-17 August 2024

Ich habe mich für diesen Kurs entschieden, da ich ein großes Interesse an KI und ihren Anwendungsmöglichkeiten im Bildungsbereich habe. Meine Wahl für Rom fiel auf die Möglichkeit, mich mit Kolleginnen und Kollegen aus verschiedenen europäischen Ländern auszutauschen und mein Englisch zu verbessern, da der Kurs komplett in englischer Sprache abgehalten wurde.
Nach Abstimmungen mit dem Landesverband der Volkshochschule Schleswig-Holsteins und der Europass Teacher Academy konnte ich meine Teilnahme am Kurs bestätigen und erhielt von Dr. Christine Contrada, der Kursleiterin, ausführliche Informationen zum Programm und den Inhalten.
Bereits zu Beginn konnten wir alle Inhalte digital über ein Kollaborationstool abrufen und uns auch vor Kursbeginn vorstellen sowie unsere Schulen.
Am 11. August begann meine Reise. Ich flog von Hamburg nach Rom und wurde von 38 Grad und Sonnenschein empfangen. Nach einem ersten Eindruck von dieser wundervollen Stadt und einem köstlichen Abendessen in einem traditionellen römischen Restaurant, konnte ich am Abend noch einmal das Wochenprogramm durchgehen und meinen ersten Tag in der Akademie planen.

Screenshot Website Teacher Academy

TAG 1: Montag, 12.8.2024

Die Akademie war 1,5 km von meinem Hotel entfernt, deshalb entschied ich mich, zu Fuß zu gehen und die Stadt zu erkunden. Unterwegs kam ich am Trevi-Brunnen vorbei, der morgens nicht so überfüllt ist wie tagsüber. So konnte ich ihn während der Woche mehrmals bewundern.

Um 9:30 Uhr begann der Kurs mit der Vorstellung der Kursleiterin und der Teilnehmer. Alle persönlichen Informationen hatten wir bereits vorher auf Padlet hochgeladen, so dass wir sie auf der Leinwand im Klassenzimmer teilen und etwas mehr über uns erzählen konnten.
Anschließend erklärte uns die Kursleiterin das Programm und die Arbeitsweise für die Woche. Sie gab uns auch Informationen und Empfehlungen zu Rom und seinen Sehenswürdigkeiten.
Um dann ins Thema KI einzusteigen, machten wir ein Brainstorming zu diesem Thema.

 

 

TAG 2: Dienstag, 13.8.2024

Am zweiten Tag beschäftigten wir uns mit der Definition, der Geschichte, der Entwicklung und der Funktionsweise der KI. Außerdem zogen wir einen Vergleich zwischen der menschlichen Denkweise und KI.
Ein weiteres Thema des Tages war der ethische Aspekt, die Vor- und Nachteile, die Risiken des Einsatzes von KI und die Regeln, die bei ihrer Nutzung beachtet werden sollten. Dieses Thema wurde in Gruppen bearbeitet und anschließend der gesamten Gruppe zur Diskussion und zum Austausch vorgestellt.

Im zweiten Teil des Tages probierten wir verschiedene Werkzeuge der KI aus und präsentierten die Ergebnisse der gesamten Gruppe, um uns über die geleistete Arbeit auszutauschen.
Ich habe ein Video über Schleswig-Holstein mit dem Tool Invideo generiert.

 

TAG 3: Mittwoch, 14.8.2024

Am dritten Tag unseres Kurses beschäftigten wir uns damit, wie man KI im Unterricht einsetzen kann. Um dies anhand praktischer Beispiele zu vertiefen, konnten wir verschiedene Werkzeuge ausprobieren. Jeder Teilnehmer wählte ein Werkzeug aus und präsentierte seine Ergebnisse der gesamten Gruppe.

Zu den von uns getesteten Werkzeugen gehörten beispielsweise: Quizzizz, Quillionz, Yippity, ChatGPT, Google Bard, Edulastic, Taskade, Art Remix (Google Arts & Culture), Poem Postcards (Google Arts & Culture), Hello History (Chat with AI Generated Historical Figures), Suno, invideo AI und magic.remix.ai., etc.

Im zweiten Teil der Stunde stellten die Hälfte der Teilnehmenden ihre Institutionen vor.

TAG 4: Donnerstag, 15.8.2024

Am vierten Tag begannen wir mit einer Partnerarbeit. Jedes Paar testete drei verschiedene KI-Tools und präsentierte anschließend die Ergebnisse der gesamten Gruppe.
Wir konzentrierten uns auf die Fächer Mathematik, Geschichte und Sprache. Dabei arbeiteten wir mit folgenden Tools:

  • Photomath (eine App, mit der man mathematische Aufgaben scannen und schrittweise Lösungen in Echtzeit erhalten kann)
  • Image Creator in Bing (zum Erstellen historischer Bilder)
  • ChatGPT (um die Stimme berühmter Persönlichkeiten zu imitieren)

Nach dieser Aufgabe tauschten sich alle Teilnehmenden darüber aus, ob sie bereits Erfahrungen mit anderen KI-Tools gemacht hatten, die nicht auf unserer Liste standen. Dieser Austausch war sehr interessant, da alle bereits mit verschiedenen Tools gearbeitet hatten.

Im letzten Teil der Stunde stellten weitere Teilnehmer ihre Institutionen vor. An diesem Tag war ich an der Reihe. Ich habe Schleswig-Holstein mit Hilfe eines Werkzeugs der KI präsentiert (Aufgabe von Tag 2) und anschließend den Landesverband Schleswig-Holstein sowie die vhs Itzehoe und die Angebote, die sie bereitstellt.

Aus meiner Präsentation

 

TAG 5: Freitag, 16.8.2024

Der letzte Tag war der Vorbereitung von Projekten und deren Präsentation im Unterricht gewidmet.

 

Ich habe drei Projekte vorbereitet, die ich in meinen Sprachkursen anwenden könnte.

Projekt 1: In einem Spanischkurs für Erwachsene arbeiten. Die Teilnehmer bitten ein Tool der KI, eine Reise für eine bestimmte Gruppe vorzubereiten. (Ich habe KI-Gemini für mein Beispiel verwendet).

Mit dem Ergebnis kann der/die Kursleiter/in Leseverständnisaufgaben bearbeiten oder Begründungen geben.

Alternative Aufgabe: Die Teilnehmer stellen drei verschiedene KI-Tools zum Thema: Vorbereitung einer Reise. Die Teilnehmer vergleichen die Ergebnisse und wählen das am besten geeignete aus und erklären ihre Wahl.

Projekt 2: (KI-Tool verwendet: Gemini) Um an einem DAZ-Deutschkurs mitzuarbeiten. Ziel ist es, mit Material zu arbeiten, das dem Kontext der Studierenden angepasst ist.

  • Die Lehrkraft bittet ein Tool der künstlichen Intelligenz, einen Text/Biographie in der ersten Person vorzubereiten.
  • Das Ergebnis kann verwendet werden, um an Leseverständnis, Wortschatz, Grammatik usw. zu arbeiten.
  • Die Kursteilnehmer können die Geschichte lesen und mit Bildern illustrieren.Projekt 3: Eine KI-Tool (KI-Tool verwendet: SUNO) bitten, einen spanischen Song zu generieren, um die Aussprache des Buchstabens R im Spanischunterricht zu üben. Ziel ist es, die Aussprache auf spielerische Weise zu trainieren. Die KI erstellt ein Lied, das zum Lernstand/Kontext der Teilnehmenden passt.

Der letzte Teil unseres Kurses war Reflexionen und Schlussfolgerungen zum Kurs gewidmet, sowie der Übergabe der Zertifikate.

TAG 6: Samstag, 17.8.2024

Dieser Tag war der selbstgeführten kulturellen Erkundung Roms gewidmet.
An dem Tag habe ich die Vatikanische Museen und die Sixtinische Kapelle besucht. Das war eine fantastische Tour um meinen Besuch im Rom zu beenden.

 

 

Mein Fazit:
In dieser Woche habe ich sehr viel gelernt, viele Informationen über verschiedene KI-Tools erhalten. Die intensive Arbeitswoche war äußerst bereichernd, nicht nur aufgrund des neu erworbenen Wissens, sondern auch durch den Austausch mit Kollegen aus verschiedenen Ländern und Bildungseinrichtungen. Auch das ständige Üben der englischen Sprache während der gesamten Woche war sehr positiv für die Verbesserung meiner Sprachkenntnisse.

Es könnte keine bessere Möglichkeit geben, neues Wissen und Erfahrungen an einem so wunderbaren Ort wie Rom zu sammeln. Meine Erfahrung war fantastisch.