Florenz: There is an App for That!

von S. K.

 

Monatg: 06.05.2019

Erster Tag in Florenz beim Kurs: There is an App for That! Zwar hatte mich der Reiseführer vorgewarnt, dass Hausnummern in Florenz nicht notwendigerweise die übliche Reihenfolge haben, sondern in Rot und Schwarz unterteilt sind für Geschäfte (rot) und normale Wohnungen, Restaurants usw. (schwarz). Trotzdem war ich komplett verwirrt und habe etwas länger als geplant gebraucht, um meine Schule zu finden, und war gerade noch rechtzeitig.

Der erste Unterricht war natürlich eine Kennlernrunde, der Kurs besteht nur aus 5 Teilnehmern, wir sind eine Mischung aus Finnland, Polen (2TN) und Deutschland (2TN). Wir unterrichten Kinder im Kindergartenalter oder Erwachsene wie in der VHS in Deutschland, also oft in fortgeschrittenem Alter. Darüber hinaus ist auch eine Teilnehmende in der Leitungsposition. Unsere Fragen und Wünsche sind also vielfältig und wir werden im Kurs die Themen aus den verschiedensten Blickwinkeln beleuchten können.

Gleich zu Beginn wurden wir per Glücksrad auf dem Smartboard ausgewählt, unsere Schule und unsere Bedingungen zu präsentieren. Wenn man so eine intelligente Tafel sowieso im Unterrichtsraum hat, ist es toll, was man damit machen kann.

Unser Lehrer Iacopo sieht das zum Glück als Herausforderung und nach dem heutigen Tag werden wir, unserer geringen Größe zum Trotz, binnendifferenziert arbeiten. Jeder soll zu den Fragen etwas machen, die für das eigene Lernpublikum nützlich sein könnte. Das allein ist schon ein Punkt, der mich sehr interessiert, denn auch ich verspreche mir vor der Nutzung digitaler Medien im Unterricht die Möglichkeit der Binnendifferenzierung, unterschiedliche gute Teilnehmende mit für sie interessanten und weiterführenden Aufgaben zu beschäftigen. Toll wäre dabei, wenn alle etwas erstellen, das wiederum für alle präsentiert werden kann. Diese Idee wurde im Kurs folgendermaßen formuliert:

Apps oder allgemein Technologie im Unterricht muss sich an den Bedürfnissen der Teilnehmenden orientieren, sie sollen dazu dienen, individuell zu unterrichten und mehr Möglichkeiten zu finden, für jeden Teilnehmenden das Richtige anzubieten.

In einer Schule sollte es deshalb jeweils einen Technologiebeauftragten geben, um Abstimmungsprobleme zu vermeiden. Damit die Teilnehmer nicht bei verschiedenen Lehrern immer wieder mit neuen Programmen arbeiten müssen, sollte es im Wesentlichen gleiche Programme bei allen Lehrern innerhalb einer Schule geben. Dazu gehören:

1 Schulplattform, die der Kommunikation zwischen Schule, Lehrern und TN dient, aber auch der Organisation und Verwaltung z. B. von Schülerdaten. (Option: office 365)

1 bis 3 Klassenzimmer Manager für aktuelles Lehrmaterial des Kurses, die Kommunikation mit der Klasse oder dem Kurs oder Aufgabenstellungen. (Option: one note, edmodo oder classdojo besonders für Kinder)

4 Basis Tools, ideal ist, wenn sich die TN nicht überall neue Accounts anlegen müssen, sondern frei darauf zugreifen können.

Der Beauftragte entscheidet mit der Leitung über die Programme, führt sie ein und erklärt sie, außerdem organisiert er Treffen zur Evaluation und ist Ansprechpartner für Probleme der Lehrer.

Dabei gilt grundsätzlich zu berücksichtigen, dass das überbordende Nutzen der neuen Technologien süchtig macht. Vor allem junge Menschen sind hier gefährdet, so dass ich für meinen eher älteren Teilnehmerkreis dieses Problem nicht sehe. Gerade bei den Teilnehmern 60 Jahre und älter befürchte ich generelle Ablehnung von zu vielen neumodischen Methoden, so dass eine gute Auswahl der Apps für mich wichtiger als die Gefahren ist.

Ich teile aber generell die Haltung unseres Lehrers, dass man in der Schule bzw. im Kurs Regeln für die Nutzung aufstellen sollte, z. B. auf alle Fälle weiter Unterrichtszeit komplett ohne Handynutzung beibehalten sollte. Man muss seine Lerner dazu bringen, mit Geduld zu lernen, Wiederholungen zuzulassen, sich nicht ablenken zu lassen von der nächsten App, damit das Wissen vom Arbeitsspeicher auch ins Langzeitgedächtnis gelangt.

Ein kleiner Exkurs führte uns vor Augen, dass vor allem die sozialen Medien ablenken. Exzessive Nutzer dieser erlauben nicht die nötige Zeit für Wiederholungen, brauchen schnellere Lernerfolge, weil sie sonst schnell frustriert sind. Auf der anderen Seite sind sie in der Lage, visuell schneller Dinge erkennen zu können, vielleicht ein erster Hinweis für uns Lehrer, mehr zu visualisieren.

Damit endete der Unterricht für heute, konkreter wird es ab morgen. So blieb noch viel Zeit, sich in Florenz zu orientieren und gleich eine Spezialität kennenzulernen, scerciado, ein mit Fleisch oder Fisch, Gemüse und Olivenöl gefülltes Brot, das man nur ein paar Häuser neben der Schule genießen kann und das unbedingt empfehlenswert ist.

Am Abend kam die Zeit für die Hausaufgabe, über unsere neue Kursplattform edmodo erste Nachrichten auszutauschen. Wie das geklappt hat und was man sonst damit machen kann, gibt es am zweiten Tag mehr.

 

Dienstag: 07.05.2019

Dies ist der zweite Tag in Florenz, und dieses Mal habe ich mich nicht verlaufen, sondern auf dem Weg zur Schule eine Kirche entdeckt und einen kleinen Abstecher hineingemacht. Man stolpert hier ständig über Kirchen und die kleinen sind nicht so voll von Touristen, also immer einen Besuch wert.

Der Unterricht begann mit dem Programm classdojo für unsere Kindergartenerzieherinnen, das für die Kommunikation mit den Eltern der Kindergartenkinder hilfreich ist. Man kann ihnen damit Rückmeldungen zum Verhalten ihrer Kinder geben, sowohl nach vorinstallierten Kriterien, aber auch nach eigenen Wünschen neue Kriterien erstellen. Für die Arbeit mit der Gruppe bietet das Programm einen Timer, um die zur Verfügung stehende Arbeitszeit zu visualisieren, sowie einen Lautstärkemesser, der gerade für die Arbeit mit Kindern hilfreich sein kann. Außerdem kann man mit dem Programm Zufallsgruppen bilden. Die Kinder werden dabei mit niedlichen Monstern dargestellt, von denen unsere beiden Expertinnen sagten, dass die Kinder diese Motive lieben würden.

Während die beiden Erzieherinnen also mit diesem Programm etwas Nützliches für ihren Kindergarten erstellen sollten, hieß das weitere Programm für alle in der Erwachsenenbildung Tätigen One Note (von Microsoft Office) kennenlernen. Das Programm für das Klassenzimmer, den Kursraum findet man unter One Note Class Notebook.

Wie das Programm oben hilft es dem Lehrer, mit den Schülern oder Teilnehmern zu kommunizieren. Außerdem kann man Material hochladen, das zum nächsten Termin vorbereitet werden soll, oder Hausaufgaben. Das Material kann unterschiedlich verwendet werden, z. B. kann man sich Texte vorlesen lassen (was bei einem Text in chinesischen Schriftzeichen für die Teilnehmer eine große Hilfe sein kann). Oder man kann dem Programm Texte diktieren, das Programm schreibt und ermöglicht durch den Text eine Kontrolle der Aussprache. Texte lassen sich auch grammatisch markieren, um das Verständnis zu vereinfachen, so kann man Wortarten angeben (mit verschiedenen Farben) oder die Silben. Für die Arbeit im Unterricht kann man den Text so anzeigen, dass immer nur die aktuelle Zeile (oder die aktuellen drei Zeilen) lesbar ist, und die Teilnehmer auf diese Weise gezwungen sind, sich auf einen Teil des Textes zu konzentrieren.

Insgesamt waren diese Möglichkeiten interessant, aber ähneln doch stark der VHS Cloud, so dass ich zwar mehr Verständnis für das Funktionieren all dieser Hilfsmittel gewonnen habe, aber noch nicht so sehr Veränderungen für meinen Unterricht sehe.

Die zweite Hälfte des Unterrichts widmete sich dem flipped oder inverted classroom. Dabei wird die übliche Aufteilung, die Theorie im Klassenzimmer zu unterrichten und die Übungen zu Hause zu machen, auf den Kopf gestellt. Das heißt, der Lehrer produziert ein Lehrvideo, dass die Teilnehmer zu Hause ansehen, jeder zu seiner Lieblingszeit. Die praktischen Übungen finden statt zu Hause, im Unterricht statt. Es heißt auch videobased lesson.

Quelle für viele Lehrvideos ist natürlich YouTube. Die Länge eines ausgewählten Films sollte einige Minuten nicht überschreiten, da die Aufmerksamkeit der Lerner sonst nicht mehr gegeben ist. Man rechnet 1 bis 1,5 Minuten x (mal) Klassenstufe, um die mögliche Zeit zu bestimmen.

Probleme bei der Auswahl von YouTube sind die Werbung am Anfang (man kann vor dem Unterricht an die richtige Stelle vorlaufen lassen) oder im Sprachunterricht ungewollte Untertitel. Leider kann man nicht alle löschen, unter Umständen muss man auf das Video verzichten.

Um ein Lehrvideo zu erstellen, ist ed.ted die richtige App bzw. das richtige Programm. Es funktioniert wie eine Maske, die der Lehrer mit Videos und Aufgaben füllen kann. Nach einem Titel folgt als nächstes das Video, unter Think kann der Lehrer eigene Fragen an die Lerner einstellen. Bei Dig Deeper kann weiteres Material gegeben werden, um die Fragestellung zu vertiefen. Die eigene Meinung können die Teilnehmer unter Discuss eingeben und damit dem Lehrer in der Unterrichtsvorbereitung Punkte zur Besprechung aufgeben. Es eignet sich sehr gut, um zum Beispiel Ferienpausen zu überbrücken, denn mit einer derartigen Aufgabe können sich die Teilnehmer mehrfach beschäftigen, damit sie im Sprachunterricht in längeren Ferien nicht alles vergessen.

Den Rest des Unterrichts sollten wir nutzen, um ein eigenes Video zu erstellen.

Am Nachmittag stand ein Stadtrundgang zu den wichtigsten Punkten in Florenz auf dem Programm, der wirklich zu empfehlen ist. Yasmin von Europass hat viel von der Geschichte der Stadt erzählt, immer mit den passenden Hinweisen zu den Gebäuden, vor denen wir gerade standen. Dabei klang ihr Vortrag, als würde sie ihn nur für uns halten, und nicht jede Woche für eine neue Gruppe. Vor allem um einen Überblick zu bekommen, ist es ein wunderbarer Anfang. Danach möchte man jedenfalls für mehr als 5 Tage Unterricht in Florenz bleiben. Der Rundgang dauerte ungefähr zwei Stunden, von 15.00 bis 17.00 Uhr. Man hat also danach noch Zeit, die erste Sehenswürdigkeit in Angriff zu nehmen oder einen Kaffee zu trinken und zumindest heute die Sonne zu genießen. Für uns war es der Palazzo Vecchio, dessen Turm einen guten Blick über die Stadt verschafft.

 

Mittwoch: 08.05.2019

Wir starten in den dritten Tag unseres Kurses, der uns hilfreiche Apps für den Unterricht vermitteln soll. Und je mehr wir kennenlernen, desto größer wird der Zeitraum, in dem wir die vorgestellten Apps ausprobieren, also selbst etwas damit erstellen, und die Ergebnisse der anderen sehen. Nachdem wir gestern zwei Möglichkeiten für die videogestützte Stunde kennengelernt haben (ed.ted und flipgrid), schauen wir heute, wie man damit italienische Gesten, polnische Kinderlieder, arabische Buchstaben oder chinesische Zeichen lernen kann. Um die erstellten Ergebnisse in unsere Organisationsplattform edmodo einzufügen, kopiert man den Link der erstellten Stunde und postet ihn in der Gruppe, damit ist er für alle Gruppenmitglieder abrufbar.

Ein neues Programm ist heute Padlets, mit dem man Mindmaps oder eine Art digitale Pinnwand erstellen kann. Dabei ist in der Planung zu überlegen, ob die Teilnehmer nur das Ergebnis sehen sollen (nur viewer, also Zuschauer sind), oder selbst auch dazu beitragen sollen, dann also contributor sind. Die Teilnehmer müssen vom Lehrer dazu eingeladen werden, indem man ihre Emailadressen einträgt, so erhalten sie Zugriff auf die Pinnwand.

Die Art der Beiträge ist sehr unterschiedlich, natürlich lassen sich Bilder, Texte oder Videos aus dem Internet hochladen, aber auch eigene Fotos und Texte können beigetragen werden. Für den Chinesischunterricht am interessantesten fand ich die Funktion malen, bei der man mit dem Finger oder einem geeigneten Stift am besten auf dem Tablet, notfalls dem Handy, z. B. Schriftzeichen schreiben kann. So lassen sich die Zeichen verschiedener Teilnehmer vergleichen, man kann ein perfektes Zeichen mit Anweisungen daneben stellen, und jeder kann selbst erkennen, welche Punkte vielleicht noch Übung brauchen.

Ein kleiner Exkurs führte uns zu den Selbstlernprogrammen, die wir unseren Teilnehmern empfehlen können. Als erstes zu nennen ist das mondly, bei dem man kostenlos zwar das Tagesquiz oder das Quiz der Woche machen, man aber bezahlen muss, wenn man individueller (und damit effektiver) lernen will. Mit mondly kann man sich alle Sätze vorlesen lassen, aber es gibt kein Aussprachetraining, man kann sich also selbst nicht kontrollieren. Es gibt Grammatikübungen, aber keine Erklärungen zur Grammatik. Und speziell für Chinesisch werden zwar auch die Schriftzeichen verwendet, aber es gibt keine Schriftzeichendidaktik zum Schreiben der Zeichen. Eigene Gestaltungsmöglichkeiten fehlen. Zum Vokabellernen eignet sich daneben fun easy learn, mit dem man sich Vokabellisten zum Üben erstellen kann. Besser geeignet, aber leider kostenpflichtig sind auf diesem Gebiet Memorise und Rosetta Stone, sie geben dem Lerner Rückmeldung zu seinem Lernerfolg, weisen auf Defizite hin, an denen man arbeiten soll.

Letzter wichtiger Punkt war das Designprogramm Canva, mit dem man vor allem Bilder erstellen kann, keine Videos. Die Benutzung über ein Laptop empfiehlt sich, auf dem Tablet gestalten sich manche Herstellungsprozesse etwas schwierig. Der Lehrer oder auch die Teilnehmer können mit diesem Programm z. B. Speisekarten, Postkarten, Einladungen usw. gestalten und dabei die gegebenen Vorlagen nutzen. Neben dem Text lassen sich auch Rahmen, Dekorationsornamente (aus einem Pool des Programms) verwenden, um das typische Aussehen dieser Texte zu imitieren. Bilder kann man ebenfalls direkt aus dem Programm verwenden (Achtung, manche sind kostenpflichtig) oder aus dem Internet oder der eigenen Fotogalerie hochladen. Im Programm lassen sich die Bilder auch mit Schlagwort suchen, das beschleunigt die Suche.

Um die eigenen Produkte mit den anderen zu teilen, empfiehlt sich wieder eine Plattform, zum Hochladen dort am besten über die Downloadfunktion gehen. Damit haben wir heute die besten Ergebnisse erzielt. (Ein Beispiel unten)

Der Nachmittag galt wieder Florenz, die Schule bot noch eine weitere Sightseeingtour, diesmal mit Enzo, an, die sich vor allem dem Florenz vor der Zeit der Medici widmete. Wir haben wieder viel gesehen und unglaublich viele Informationen von einem gebürtigen und sehr fachkundigen Florentiner bekommen. Es ist unbedingt empfehlenswert, die Touren mitzumachen. Auch dieses Mal waren wir ungefähr 2 Stunden unterwegs, konnten Fragen stellen, und wer schon vorher einen Termin hatte, konnte die Tour natürlich jederzeit verlassen.

Die Zeit hier vergeht wirklich schnell, denn dieser dritte Tag im Kurs heißt auch, dass schon mehr als die Hälfte hinter uns liegt. Wir haben eine Fülle von Informationen bekommen, die sich dann in unserer Unterrichtswirklichkeit bewähren müssen.

 

Donnerstag: 09.05.2019

Am vierten Tag hatten wir aus organisatorischen Gründen nachmittags Unterricht, der Vormittag war zur freien Verfügung. Es hieß also, einiges von Florenz zu erkunden, was in den geführten Touren noch nicht an der Reihe war, für mich die älteste Kirche San Lorenzo und den zentralen Markt.

Um zwei startete der Unterricht und man konnte merken, dass wir alle nicht so frisch waren wie sonst. Deshalb war es gut, dass es viel auszuprobieren gab. Die erste neue App war das Programm Learning App, über das sich Zuordnungsspiele, Memories, Kreuzworträtsel, Lückentexte und viele andere Testformate erstellen lassen. Dabei kann man Text zu Text, aber auch Text zu Bild oder sogar Text zu Sprache (Hörverständnis) kombinieren, so dass man die verschiedensten Fertigkeiten üben kann. So können die Teilnehmer Vokabeln lernen oder im Orientierungskurs Multiple Choice Fragen außerhalb vom Test Leben im Deutschland üben, um sich nicht nur auf den Test zu konzentrieren. Man kann Zuordnungsübungen z. B. für der, die, das oder Pluralendungen machen. Das Erstellen der Aufgaben wird sehr gut geführt, das Programm bietet schon eine große Auswahl an Bildern, die sich aber durch eigene oder Bilder aus dem Internet ergänzen lassen. Es empfiehlt sich, beim Erarbeiten der Aufgaben zwischendurch den Button fertigmachen und ansehen zu nutzen, um über den Stand der Aufgabe den Überblick zu behalten, danach kann man einfach weiterarbeiten.

Nächster Punkt war das Thema Augmented Reality, zu dem wir zwei Beispiele betrachtet haben. Um kennenzulernen, was Augmented Reality heißt, haben wir uns mit dem Programm Quiver beschäftigt, dass eher für den Kindergarten, aber nicht für die Erwachsenenbildung geeignet ist. Man kann nur vorgegebenen Unterlagen arbeiten, diese werden ausgedruckt, angemalt und dann über die App lebendig gemacht, indem das Bild gescannt wird.

Mit hp reveal kann man dagegen selbst Augmented Reality gestalten. Man wählt ein Basisbild (base image), dass man ausdrucken und von den Teilnehmern scannen lassen kann. Dieses Bild muss unbedingt immer gleich aussehen, sonst wird es vom Programm nicht erkannt. Hier kann man z. B. mit Bildern aus dem Lehrbuch arbeiten. Dahinter versteckt man den Inhalt, einen Film, Text oder weitere Bilder (content oder overlay). Alles zusammen nennt sich Aura in diesem Programm.

Die Teilnehmer können die Bilder im Unterricht scannen und die Informationen dahinter lesen, sehen usw. Überprüfen könnte man das Verständnis dann mit einem Fragebogen. Bei jüngeren Teilnehmern können auch alle am Entstehungsprozess mitarbeiten, dann werden die Filme hinter den Bildern von den Teilnehmern erstellt und in einer Stunde dürfen alle alles ansehen. Damit könnte man z. B. einen Stadtrundgang durch Berlin gestalten oder kleine Dialoge im Supermarkt oder Kaufhaus (in Gruppenarbeit) produzieren lassen.

Vor allem für das Sprechen eignet sich die App Madlipz, bei der man in einer kurzen Filmsequenz den gesprochenen Text durch einen eigenen ersetzen kann. Das Programm bietet eine riesige Auswahl an Filmausschnitten, aber auch Politikeransprachen, Tierfilmchen, Comics u.v.m. Zunächst muss man eine Sequenz aussuchen, dann den oder (falls mehrere Personen auftreten) den bzw. die gewünschten Sprecher stumm schalten und mithilfe des roten Knopfes den eigenen Text aufnehmen. Dabei sollen die Teilnehmer natürlich möglichst synchron zu den Lippenbewegungen sprechen, d. h. die Textsequenz muss einige Male geübt und dann auch mehrfach aufgenommen werden, bis alles passt. Man kann dabei den Text vorgeben oder die Teilnehmer kreativ werden lassen. Über eine Plattform können die Filmchen allen zugänglich gemacht werden.

Alternativ kann man über diese App auch die Filmsequenzen mit Untertiteln versehen. Hier ist natürlich nur Kreativität und Sprachkenntnis gefragt, es fehlt der Aspekt des Sprechens, so dass ich das zwar interessant, aber für den Sprachunterricht nur bedingt hilfreich fand.

Zum Ende des Unterrichts gab es noch ein paar Hinweise zu Geographieapps, die sich im Fremdsprachenunterricht vielleicht unter den Rubrik Kulturkenntnisse verwenden lassen und die deshalb hier nicht fehlen sollen. Als erstes zu nennen ist Seterra, dass eigentlich ein Geographiequiz ist. Manche Quizformate lassen sich ausdrucken und offline machen, andere sind nur online verfügbar, z. B. für den Chinesischunterricht eine Karte von China, bei der man die Provinzen zuordnen muss. Für Deutschland gibt es verschiedene Ratespiele. Wichtig, damit alle Teilnehmer mitmachen, ist natürlich die Projektion des Ganzen an die Wand oder auf ein Smartboard. Das gilt auch für die folgenden Programme Tour Bilder, Place Spotting oder Geoguessr.

Beim ersten kann man über das Rätseln hinaus auch eigene Touren erstellen, z. B. zur Route der Seidenstraße oder einen Rundgang durch Hamburg bzw. die Heimatstadt. Man sucht Orte auf der Karte aus und fügt ihnen Bilder, Texte oder Links hinzu, die die Teilnehmer dann lesen und ansehen können, oder man erstellt alternativ mit den Teilnehmern zusammen eine solche Tour, kleine Gruppen übernehmen dabei jeweils einen Stopp. Die beiden letztgenannten Programme lassen sich nur wie vorhanden nutzen, man kann keine eigenen Karten erstellen, aber die Quizprogramme machen Spaß, wie wir zum Schluss um halb sieben festgestellt haben, als wir die Variante find famous places gemeinsam gespielt haben.

Kaum zu glauben, dass morgen schon unser letzter Tag ist.

 

Freitag: 10.05.2019

Letzter Kurstag und wieder Nachmittagsunterricht. Also ist es wichtig, morgens alle für die Abreise notwendigen Dinge zu erledigen, z. B. ein Bahnticket nach Pisa kaufen, letzte Souvenirs besorgen usw.

Im Kurs ist schon ein bisschen Aufbruchsstimmung, allen ist bewusst, dass wir uns heute zum letzten Mal treffen. Trotzdem gibt es noch einiges zu lernen, also los. Erstes Thema ist das Programm lyricstraining, das auf Liedern der Sprache basiert, die man lernen möchte. Für mich kommen also Deutsch oder Chinesisch in Frage. Die Aufgabe, die der Lerner lösen soll, ist, im Liedtext einzelne Wörter zu ergänzen. Als Lehrer kann man auf bestehende Aufgaben zurückgreifen, aber auch eigene erstellen. Vor allem deutsche Songs sind im Programm reichlich vorhanden und müssen nur über die Suchfunktion aufgerufen werden. Chinesische Songs fehlen, können aber aus YouTube hochgeladen werden. Im Programm müssen sie dann so bearbeitet werden, dass man jeder Textzeile die verstrichene Zeit zuweist, damit später passend zum Songtext auch die Textzeilen erscheinen.

Die erstellte Aufgabe kann von den Lernern online über das Programm oder offline und ganz traditionell mit einem Arbeitsblatt gelöst werden. Online kann man beim Erstellen entscheiden, ob die Teilnehmer aus einer Wortauswahl das passende Wort anklicken sollen, dann wählt man die Option choice mode, oder ob sie das Wort selbst in die Lücke schreiben sollen, dann wählt man write mode. Dabei ist zu beachten, das letzteres nur bei ganz langsamen Songs oder sehr kurzen Wörtern funktioniert, man muss also sicherstellen, dass die Zeit zum Bearbeiten ausreicht. Für die Variante Arbeitsblatt gibt es am Ende des Erstellungsprozesses die Printfunktion. Nachdem man sich für die Art der Aufgabe entschieden hat, muss man nur noch einen Titel und das angestrebte Niveau vergeben und im Songtext die gewünschten Wörter löschen (einfach anklicken) und das Ganze speichern. Eine tolle Gelegenheit, Musik in den Unterricht zu integrieren, man kann sie so sogar mit Grammatik kombinieren (wenn man z. B. nur Verben oder nur Präpositionen löscht).

Wenn man die Aufgabe über eine Plattform teilen will, empfiehlt sich die Arbeit über einen Laptop. Über das Tablet lassen sich die Aufgaben nur schwer teilen.

Mit den nächsten Programmen lassen sich Lernspiele erstellen. Zuerst haben wir Quizlet kennengelernt. Wenn man dabei einmal zusammengehörige Paare erstellt hat (z. B. Vokabeln Muttersprache und Fremdsprache, Verbformen und Lückensätze, Wörter und ihre Erklärung oder Bild), lassen sich per Knopfdruck unterschiedliche Lernspiele daraus machen.

Flashcard            Lernkarten

Learn                    Multiple Choice Aufgaben

Write                    aus der Erklärung das richtige Wort erkennen

Spell                      buchstabieren

Test                       mehrere vermischte Fragen

Darüber hinaus gibt es auch Quizze von anderen Lehrern, die man nutzen kann. Für die gängigen Deutschlehrbücher (Linie 1, Schritte, Aspekte) gibt es jedenfalls schon Aufgaben. Man sollte unbedingt vorher ausprobieren, was man ausgesucht hat, denn es sind natürlich internationale Lehrer dabei, so habe ich bei den Flashcards die Sprachenpaarung Deutsch und Russisch gefunden, die für internationale Kurse sicher nicht einsetzbar ist. Sogar zu dem von mir genutzten Chinesischlehrwerk Long neu gibt es schon Aufgaben.

Ähnlich lässt sich auch das Programm gocongr nutzen. Hier kann man zusätzlich auf dem Smartboard gemeinsame Mindmaps erstellen, bei denen nicht nur Text, sondern auch Bilder, Videos und Hörsequenzen verwendet werden können.

Den Abschluss des Kurses bildete eine Fragerunde, besonders erwähnenswert daraus ist die Frage, welche Bilder von Google denn problemlos verwendet werden können. Hier empfiehlt sich bei der Suche unter der Rubrik Tools auf usage rights (Verwendungsrechte) zu klicken und die Variante labeled for reuse (freigegeben zur Weiterverwendung) auszuwählen. Damit lassen sich Bilder, für die man bezahlen müsste, ausklammern.

Die Feedbackrunde zeigte, dass wir alle das Gefühl hatten, etwas Neues gelernt zu haben, etwas für uns Nützliches unter all den Angeboten gefunden zu haben. Der Wunsch, zu Hause auch mit einem Smartboard zu arbeiten, ist eindeutig größer geworden. Besonders positiv zu vermerken ist, dass wir alle Programme ausführlich ausprobiert haben, nicht nur theoretisch kennengelernt haben. So konnten wir viele Probleme, die immer erst beim Anwenden entstehen, erkennen und beheben. Außerdem hatten wir auf diese Weise viel Spaß beim Ausprobieren dessen, was die anderen Teilnehmer erstellt hatten. Das hat sicher zur kreativen und lockeren Atmosphäre im Kurs beigetragen.