Der erste Schultag in der Barcino School begann mit einem recht preisgünstigen Frühstück in der Bäckerei unter meinem Zimmer.
Die Bäckerei in meinem Haus
Ich wohne in einer Altbauwohnung zusammen mit Llum, ihren beiden erwachsenen Töchtern und 2 Studentinnen. Also eine recht nette Frauen-WG. Es ist jedoch so heiß, dass man nicht wirklich denken kann… und sogar die Einheimischen stöhnen.
Allesandro Pumpo aus Florenz gibt uns touristische Informationen über Barcelona, er gibt einen kleinen theoretischen Input über moderne Formen des Lernens.
Key words sind aus seiner Sicht: Human experience und Hybrid –die Wichtigkeit von Online und Offline Zeit. Er beschreibt Trends für Lehrer:
Sei zielgerichtet
Sei proaktiv
Mehr aktiv, weniger passiv
Sei nützlich
Reagieren Sie auf die tatsächlichen Bedürfnisse unserer Schüler*Innen
Werte übertragen
Seien Sie experimentell
Haben Sie Vorstellungskraft
Sei grenzenlos
Ohne Grenzen – groß denken
Seien Sie kreativ
Outsight-Einblick
Unsichtbar – sichtbar
Ideen verwirklichen
An der Universität – sollten einzigartige Personen geschaffen werden!
Nach dem Input geht es an die Präsentationen. Die Gruppe der Lehrkäfte ist sehr heterogen, daher ist es sehr interessant. Ich habe zum ersten Mal einen Google Präsentation gemacht- diese schicke ich Alessandro als link, so dass der Beamer nicht umgesteckt werden muss.
Dieses funktioniert einwandfrei- nur die Videos kann er nicht öffnen. Also muss ich die Präsentation doch selber öffnen…
Online habe ich 2 Tickets für den Palau Musicale für ein Klavierkonzert von Lucas und Arthur Jussen heute Abend gebucht- für mich und meine neue Freundin Klaudia aus Warschau. Beim Download habe ich dann nur ein Ticket heruntergeladen, so dass der Besuch nur klappte, weil die Spanier so nett waren…
In meiner Frauen WG wieder angekommen, hatte ich noch einen lustigen Abend mit den Mitbewohnerinnen.
Tag 2, 2. Juli 2019
Die 2. Nacht war deutlich besser – ich konnte trotz des Lärms auf der Gran Via, die ihrem Namen wirklich alle Ehre macht, ganz gut schlafen. Um 9:00 Uhr ging es pünktlich los mit Internetproblemen- das W-lan war zusammengebrochen. Das machte die online Präsentation aus Rumänien etwas holperig… aber die Schule schaffte es doch, die Verbindung wiederherzustellen. Es gibt in Rumänien viele Erasmus Programme gemeinsam mit Frankreich. Die Internetanbindung ist dort besser als in Deutschland und Spanien. Die Präsentation über Irland beinhaltete die Probleme des nahenden Brexits. Achtsamkeit ist ein wichtiges Thema für die Kinder in Irland – Wohlbefinden als Schulfach! Ein Filmemacher aus England war kurz zu Gast (ca. 5 Minuten) und beschrieb seine Arbeit. Er dreht Dokumentarfilme in Ostafrika. Gefragt sind seiner Erfahrung nach 2 Minuten Filme.rafikifilm.com Wichtig sind die kreativen Ideen… alles andere ist Handwerk, welches viel Zeit braucht.
Einführung zu Youtube Kanälen:
Live Session ist möglich, Videos erstellen und hochladen, Playlist erstellen, Abonnements, Fernsehkanal, Kommentare nutzen, Youtube-Upload. Das W-lan funktionierte wieder für ca. 1 Stunde nicht… Daher wurde die Erklärung zum Youtube Channel schwierig…
Ich erstelle ein Video mit Animoto…“it s autosaving“… nur bei mir nicht – er schließt das Fenster und der Film ist weg…leider. Google Chrome soll helfen – ich lade es herunter – und starte neu. Und nachdem ich noch schnell einen Minifilm gedreht habe, welcher auf Grund von Internet Problemen nicht gezeigt werden konnte, ist der 2. Tag in der Barcino School beendet.
Heute steht noch die Sagrada Familia auf dem Programm…und vorher: eine kleine Abkühlung!
Tag 3, 3. Juli 2019
Ich muss mehr trinken… Heute Morgen bin ich aus Versehen mit der Metro in die falsche Richtung gefahren. Nachdem mir gestern fast mein Geld gestohlen wurde (der Rucksack wurde in der Metro geöffnet), hatte ich mir vorgenommen, mehr auf meine Habseligkeiten aufzupassen – dabei vergaß ich auf die Richtung der Metro zu achten.
Nun geht es wieder los. Alessandro erklärt den Weg zu Sehenswürdigkeiten: Parc Güell etc.
Nachdem das Internet wieder nicht für alle funktionierte, zauberte Alessandro einen mobilen Hotspot hervor- nun kann es tatsächlich losgehen. Der Ablauf eines Filmdrehs:
Finden Sie eine Idee für den Film
Schreiben Sie den Plot
Schreiben Sie die Szenen
Schreiben Sie den Skriptdialog
Bestimmen Sie den Titel
Rollenzuweisung und Speicherung
Spielen und Filmen
Bearbeiten
Veröffentlichen und teilen
Eine Talk Show zu drehen ist auch eine gute Möglichkeit um ein Thema zu bearbeiten. Recherche ist wichtig: Audio Video Text Bilder- damit die Idee sich gut verwirklichen lässt.
Die Klasse sollte in mehrere Gruppen aufgeteilt werden: Texter, Musik, Schauspieler, Kamera, alle 20 Minuten Austausch, Verbesserungen durch andere möglich.
Wichtig: Team, Regeln, Deadline, sonst wird es frustrierend, weil es nie fertig wird.
Coggle wird erklärt, eine übersichtliche Art und Weise um komplexe Informationen zu teilen.
Ich erstelle ein Coggle zum Thema „cold places in Barcelona“-eine schnelle Möglichkeit, ein Diagramm zu erstellen und zu teilen- mit Youtube Videos, Fotos etc.
Apps für Effekte, Fotobearbeitung –Enlight (Apple) ist eine Möglichkeit- eine App benutzen ist o.k., aber die Bearbeitung kann auch real passieren- Das Foto ausdrucken und darauf malen, z.B. oder mit Schatten spielen- den Schatten nachmalen.
Polysphere ist eine App, um das Bild in viele Teile aufzuteilen. Auch da ist es evtl. besser, zunächst ein real life Puzzle zu machen aus vielen Teilen und so kreativ eine neue Form zu entwickeln.
Stop motion picture – eine Serie von Fotos fotografieren- eine Geschichte so erzählen.
Ein gif zu erstellen kann ebenso Spaß machen. Nach einer technischen Einführung in die Kameraführung ging es an die Entwicklung einer Filmidee. Zu fünft werden wir einen gemeinsamen Film bis Freitag erstellen mit Hilfe von we video.
Tag 4, 4. Juli 2019
Am Morgen ist es um 8:00 Uhr bereits so schön warm, dass ich beschließe nach El Masnou zu fahren, um mir eine kleine Stadt am Meer anzuschauen. Nach nur einer halben Stunde Zugfahrt erreiche ich den ruhigen Hafenort- die Bahn hält direkt am Strand. Einige ältere Damen haben ihre Strandstühle in das Meer gestellt und brutzeln ihre ohnehin sehr braunen Körper. Es ist alles sehr beschaulich und es gibt keine Verkäufer im 2 Minuten Takt, die einem Chips, Bier oder Sonnenbrillen verkaufen wollen.
Der Ort gibt sich Mühe; kleine Tafeln erzählen die Geschichte der Straßen etc. Ich frühstücke in einem kleinen Café und bade anschließend im wirklich kristallklaren Meer.
Um 14:00 Uhr geht es wieder los mit dem Filmprojekt. Nach der Entwicklung (meiner) Filmidee:
„Barcelona aus der Perspektive eines 3-jährigen Mädchens namens Sarah“ ziehe ich mit 4 Teilnehmer*innen los, um die Szenen zu drehen.
Die Story dreht sich darum, dass ein glücklich spielendes Kind von ihren Eltern quer durch Barcelona geschleppt wird- dieses als sehr laut, stressig, bedrohlich erlebt- ausflippt und dann von den Eltern fordert, zu kinderfreundlichen Orten zu gehen- zu der Fontäne, dem Park, dem Spielplatz.
Wir müssen also in gebückter Haltung drehen und jede/r muss auf seinem Handy jede Szene individuell drehen. Der Start um 14:00 Uhr garantiert maximale Hitze (33 Grad)- der Teilnehmerin aus Kreta kommen die Temperaturen normal vor…
Wir starten auf einem Spielplatz und haben eine Menge Spaß dabei, in ungewöhnlichen Perspektiven zu drehen. Im Einkaufszentrum wundert sich niemand über uns, die Spanier*innen nehmen alles sehr gelassen hin. Am Ende des Tages sind 50 kurze Szenen gefilmt- und morgen geht es ans Schneiden und Sortieren!
Heute Abend gibt es noch ein gemeinsames Event- ein Spaziergang durch Gracia mit anschließendem Besuch einer Tapas Bar- das wird entspannt.
Tag 5, 5. Juli 2019
Heute Morgen traf ich Klaudia aus Polen an der Metro Station Fontana, um das autofreie Viertel Gracia zu erkunden. In diesem Viertel sind viele alternative Läden, schöne Plätze und auch schattige Straßen. Gestern Abend hatte Alessandro uns ein Pincho Lokal gezeigt, welches wirklich ein absoluter Geheimtipp war. Ab 14:00 Uhr ging es los mit der Endversion unseres ersten Films.
Eine Stunde benötigten wir für das Uploaden und Sortieren der Dateien, zwei weitere für das Zuschneiden, das Einfügen des Textes und der Musik- freier Musikdownload funktionierte über bensound, über online Video converter lassen sich YouTube Videos so konvertieren, dass diese als mp3 für die Filme nutzbar sind.
Fast alle schaffen es, einen 1-minütigen Film herzustellen. Nach dem Abschlussfoto gehen alle auseinander- in dieser Gruppe gab es wenig gemeinsame Zeit außerhalb der Fortbildung.
Das war schade, weil gerade dies ja auch sehr interessant sein kann. Es lag sicherlich daran, dass viele Teilnehmer*Innen ihre Familien dabei hatten.
Insgesamt habe ich in dieser Woche sehr viel gelernt- mein Smartphone habe ich so intensiv genutzt wie noch nie- zum Filmen, Fotografieren, Sounds aufnehmen, Ticket buchen, Routenplanung nur noch über Google Maps etc…zum Glück wurde es nicht gestohlen und hat gut funktioniert.
Morgen werde ich noch den Tag nutzen, um mir das Picasso Museum anzusehen, die Hop on Hop off Tour gemeinsam mit Klaudia zu machen und noch einmal in das warme Mittelmeer zu springen!
Vielen Dank an den Landesverband, dass es mir ermöglicht wurde, an dieser Fortbildung teilzunehmen! Ich werde die Öffentlichkeitsarbeit der vhs Preetz durch mein neues Wissen sicherlich verbessern können.
Blauer Himmel, bildschöne Bauten, brüllend laute Baustellen. Und eine freundliche Begrüßung in der Barrio School.
Prächtig! Als ich gestern mit Airbus-Shuttle und Metro durch die Stadt fuhr, um zu meiner Unterkunft zu gelangen, fiel mir nur dieses Wort ein. Prächtig ist diese Stadt, mit ihren hübsch verzierten Bauten, den breiten Straßen und verschlungen Gassen. Und Kunst und Kreativität an jeder Ecke.
Mein Zimmer habe ich über Airbnb gebucht, es liegt in einer großen stylischen Jugendstilwohnung in der Carrer de Casanova. Das kann ich mir zum Glück gut merken, falls ich mich mal verlaufe. Als ich das Fenster zum Balkon öffne, erschlägt mich fast der Lärm. Wahnsinn, wie laut es hier ist. Die Nacht ist trotz Ohrenstöpsel nahezu schlaflos für mich, denn die ganze Zeit brettern Motorräder, Vespas, Autos über die Straßen. Ich muss nochmal den Vermieter fragen, ob ich das Zimmer tauschen kann.
Los geht´s
Zum Glück ist Barcelona ein wahres Mekka für Kaffeetrinker/innen wie mich (vor allem nach der Nacht). An jeder Ecke finden sich Cafés, Restaurants, kleine Inseln des Innehaltens, Plauderns, Dösen. Und der Kaffee schmeckt fantastisch.
Unser Kurs findet jeden Tag von 13.30 bis 18 Uhr statt. Ich finde das zuerst ein bisschen schade, denn so habe ich immer die Zeit Nacken, wenn ich mir morgens die Stadt ansehen will. Aber wenn ich vom Kurs ordentlich was mitnehmen will, ist es eh besser, mir nicht zu viel aufzuladen.
Die Schule, genau wie meine Unterkunft, liegt im Stadtteil „Les Corts“. Barcelona ist in 10 Stadtteile und 73 Viertel aufgeteilt, die alle ihre eigene Geschichte haben. Bevor der Unterricht beginnt mache ich mich zu Fuß auf den Weg und laufe durch Eixample. Dieser Stadtteil ist bekannt für seine vielen Gebäude aus der Zeit der Modernisme und die quadratischen Häuserblocks. Die Straßen sind voll mit Menschen, Einheimische, die zur Arbeit eilen, Alte und Junge, Touristen jeglicher Herkunft: Japan, China, Amerika, Indien, Deutschland. Es ist ein warmes Wimmeln bei 26 Grad mit strahlendem Sonnenschein. Der Rucksack klebt mir am Rücken, ich lasse mich einfach treiben. Der „Park de Joan Miró“ liegt direkt auf meinem Weg zur Schule. Er wurde 1983 eröffnet und ist der erste größere Stadtparkt, der nach der Franco-Diktatur in Barcelona errichtet worden ist. Unübersehbar: die phallusartige Skulptur „Donna i Ocell“ (Frau und Vogel) des katalanischen Künstlers Joan Miró.
Lektion 1
Ich bin pünktlich in der Barrio School und schon sehr gespannt auf meine Mitschüler und den Dozenten. Hoffentlich ist es eine nette Gruppe, denke ich noch. Aber als wir alle um den Tisch im klimatisierten Unterrichtsraum sitzen bin ich sehr zuversichtlich. Wir sind zu sechst und als Alessandro unsere Namen und Herkunftsländer aufzählt, klingt es fast wie beim Eurovision Song Contest und der einzig männliche Teilnehmer Jurki sagt: „Finnland, zero Points“, Mari aus Estland, Anna und Maldoscha aus Polen, Stephanie aus Frankreich und ich müssen lachen.
Wir beginnen mit unseren Präsentationen über unsere Berufe und die Schulen. Ich bin froh, dass die VHS-Tornesch Uetersen ein Werbevideo auf der Webseite hat, so dass ich besser zeigen kann, was das ist, eine Volkshochschule. Die anderen arbeiten entweder als Lehrer an herkömmlichen, zum Teil zweisprachigen Schulen oder im Kindergarten.
Alex, unser Dozent, erklärt sehr ausführlich die politische Lage der Katalanen der letzten Jahrhunderte und das Streben nach Unabhängigkeit in diesen Tagen. Man merkt auch ihm an, wie emotional das Thema in Barcelona ist. Anhand von Google Maps erklärt er uns die historischen Hintergründe und die Aufteilung der Stadt und gibt Tipps für die „must-sees“ in der Metropole. Ich beschließe auf jeden Fall, mir ein Stadtrad auszuleihen, um mehr Strecke machen zu können. Morgen geht es richtig los mit dem Erstellen von Videos und ich bin schon total gespannt.
Einige von uns gehen noch essen und ich komme in den Genuss meiner ersten Tapas in Barcelona: Pan con Tomate (wird hier immer dazu gegessen, Weißbrot mit Tomate), Patatas (geröstete Kartoffeln), gegrillter Tintenfisch, Anchovis. Dazu köstlichen kalten Weißwein oder Serveca, spanisches Bier. Uns steigt nach diesem aufregenden Tag der Alkohol ganz schön zu Kopf und genieße wankelnd den 30-minütigen Fußweg „nach Hause“.
Zumindest werde ich wohl besser schlafen können…
Dienstag, 04. Juni 2019, Tag 2
Schlafloses, schönes Barcelona. Und dass Kreativität in der Schule – und überhaupt – der Schlüssel ist.
Puh, hab ich schlecht geschlafen. Daran hat auch der leckere spanische Vino am Abend zuvor nichts ändern können. Der Lärm der Straßen ist nach wie vor eine Herausforderung für mich. Richtig ruhig vor dem Balkon wurde es erst gegen 3 Uhr. Muss denn hier niemand am nächsten Morgen früh aufstehen? Meine Zimmernachbarinnen, drei englische Mädels, scheinbar nicht, die sind auch erst morgens lautstark nach Hause gekommen. Barcelona ist aber auch wie gemacht für das Nachtleben, diese Wärme pusht und lässt einen die ganze Zeit draußen sein wollen. Zum Glück hat mein netter Vermieter ein anderes leiseres Zimmer im Appartement für mich organisiert, ich kann heute noch umziehen.
Los geht´s
Den Morgen vor der Schule nutze ich, um mir den Stadtteil L´Eixample anzusehen. Dort gibt es die berühmte Markthalle St. Antoine.
Ich gehe wieder zu Fuß, denn die Wärme trägt einen so herrlich durch die Straßen, dass es mir gar nichts ausmacht, wenn mein Navi 40 Minuten Weg anzeigt. Denn der Weg ist hier wirklich das Ziel, weil es dabei so viel zu sehen gibt. Immer wieder diese prachtvollen Häuser in gelblichen Tönen, mit wilden Blumen geschmückten Balkone (warum sehen im Süden Geranien eigentlich immer besser aus als zu Hause?), Leute, die sich lautstark gestikulieren auf den Straßen unterhalten, Alte, die vor ihrem Kaffee und der Zeitung eindösen.
Die Straßen von L´Eixample sind schachbrettartig angelegt, die Häuserbreiten exakt vermessen. Der sehr große Plaça Catalunya ist ein zentraler Platz, der die Verbindung zwischen der Altstadt und diesem neuen Viertel herstellt. Die Markthalle ist die größte in Barcelona und liegt im angrenzenden Viertel St. Antoini. Oliven in allen Grüntönen, buntes Obst und Gemüse und frischer Fisch werden hier angeboten und leuchten um die Wette.
Ich laufe weiter und gelange auf die Hauptschlagader des Viertels, der Passeig de Gràcia, einem prächtigen Boulevard. Vorbei am Plaça de Catalunya, dem Knotenpunkt vieler Verkehrswege, der angeblich so groß ist wie der Petersplatz in Rom, führt mich der Weg direkt zur Schule.
Lektion 2
Wir begrüßen uns alle herzlich und berichten, was wir am Vormittag erlebt haben. Viele sind etwas müde und haben ausgeschlafen, wir alle müssen uns erstmal etwas an das Klima und den Rhythmus gewöhnen. Aber es ist ja auch erst Dienstag, das wird schon.
Alex, unser Dozent, startet mit einem Exkurs über Kreativität. Neben der Kursleitung ist er auch Creativ-Direktor in einer Agentur, das merkt man auch. „Kreativer Input ist der Schlüssel“, sagt er immer wieder, in der Schule und überhaupt, egal, wo man arbeitet. Wichtig sei es, eine Mittellinie zu finden zwischen manuellen Tätigkeiten und digitalen, sich den digitalen Tools nicht zu verschließen, weil sie einfach zu dieser Zeit dazugehören, sie aber auch zu geeigneter Zeit beiseite zu legen. Wir lernen ja im Kurs, Videos und Bilder für den Unterricht zu erstellen, bzw. sie von den Teilnehmern erstellen zu lassen, das „Unsichtbare sichtbar zu machen“. Er empfiehlt, in unseren Kursen einen eigenen Youtube-Kanal zu eröffnen und zeigt uns verschiedene Tools, z. B. wie wir die Privatsphäre schützen oder wo wir was abspeichern können.
Für eine Bilderstellung zeigt er uns, wie wir mit unseren Handys besondere Fotos machen können, z. B. Licht durch eine Taschenlampe einzusetzen oder eine Wasserflasche vor die Linse zu halten. Das Programm „Enlight“ eignet sich gut für eine Fotobearbeitung. Für kurze Filmchen „Wevideo“ oder „Animoto“.
Ich muss gestehen, dass ich diese Anwendungen bis jetzt für meinen persönlichen Gebrauch, für kleine Spielchen, sehr spannend finde. Wie und wofür ich das später im Unterricht einsetzen kann, erschließt sich mir noch nicht. Leider hat Alex auch keine Beispielvideos, die schon von Schülern oder deren Schülern erstellt wurden. Und bei meinen vor allem arabischen Schülern, die leider sehr an klassischen Frontalunterricht gewöhnt sind, bin ich noch skeptisch, ob sie wirklich zu einem grammatischen Thema ein Filmchen machen wollen/können. Aber: „zu Kreativität motivieren“ ist Alex´ Leitmotiv. Und letztendlich meins auch. Ich bin gespannt auf morgen, wenn wir endlich selber machen können.
Wir gehen wieder Tapas essen, ein Lehrer aus der Barrio Schule empfiehlt uns eine Bar auf einem traumhaften Platz. Nur Einheimische sitzen hier, plaudern, schlemmen, wir tun es ihnen gleich.
Und heute Abend beziehe ich mein neues leises Zimmer…
Mittwoch, 05. Juni 2019, Tag 3
Geschickte Tools, geniale Apps. Und das grandiose Viertel Gracia.
Es geht los! Nach dem langen Theorieteil über verschiedene Apps, Fotodatenbanken und Videokanäle dürfen wir nun endlich selbst an Werk gehen, darauf freue ich mich schon die ganze Zeit. Vor allem, weil ich heute wirklich ausgeschlafen bin. Mein neues Zimmer hat zwar nun keinen Balkon mehr, aber dafür ist es schön leise. Für heute Abend ist eine kleine Tour mit anderen Schülern der Barrio-School durch das In-Viertel Gracia geplant. Von daher lasse ich den Morgen ganz entspannt angehen und bin richtig mutig: ich laufe ohne Navi (!), sozusagen ganz allein, den Weg zur Schule – eine große Sache für mich, denn ich kann mich wahnsinnig schlecht orientieren. Es klappt, ich muss nur einmal drauf gucken.
Lektion 3
Wir verwenden heute erstmal recht einfache Programme für unser erstes Testvideo. Mit „Animoto“ kann man kostenlos über verschiedene Templates ein Video für den eigenen Zweck erstellen. Braucht man Fotos, ist die free-stock-Datenbank „pexels“ hilfreich. Man gibt einfach das Thema ein und findet so Fotovorschläge oder einfach so als Inspiration.
Wir legen einfach los. Ich entscheide mich für ein Template zum Thema „Vier Tipps für…“ und will eine kleine Story über Prüfungsangst machen. Das ist für meine Schüler eine große Sache, viele haben enorme Prüfungsangst und ich gebe ihnen immer wieder Ratschläge, um damit gut umzugehen. Ich verbinde Fotos aus der Datenbank mit eigenen Sätzen, einer kleinen Melodie und zack, ist mein erstes Filmchen fertig. Es macht großen Spaß, sich zu überlegen, welche Bilder sich eignen, wie man das anschaulich und unterhaltsam kreieren kann, die Musik dafür auszusuchen etc. Die anderen haben kleine Videos zu Barcelona oder auch ihren Schulen konzipiert, es gibt wirklich superviele Möglichkeiten.
Alex zeigt uns auch nochmal die Slow Motion-Funktion der Kamera auf unserem Handy eine App namens Stop Motion. Damit kann man witzige Videos drehen, die wie ein Theaterstück daherkommen. Wir probieren alles Mögliche aus und am liebsten würde ich die ganze Zeit weiterdaddeln. Aber wir haben ja noch eine Aufgabe vor uns: Bis Freitag sollen wir unser Masterpiece erstellen, unser Gesellenstück sozusagen. Alex erläutert nochmal die Wichtigkeit eines organisierten Ablaufs bei so einem Projekt:
Organisieren
Deadlines setzen
Desktop organisieren, Ordner anlegen
Ideenfindung: Brainstorming, Handlung
Recherche, Planung
Herstellung, Produktion, Post-Produktion
Finale Erstellung
Jeder Film braucht inhaltlich einen Filmaufbau, bestehend aus Intro – Botschaft – Ende.
Wir einigen uns darauf, ein gemeinsames Thema zu wählen, jeder einzelne erstellt aber einen eigenen Beitrag dazu und am Ende wird alles zusammengefügt. Nach Brainstorming und Diskussion einigen wir uns auf das Thema „Co-Existenz“, wie unterschiedlichste Dinge nebeneinander bestehen können, vorläufiger Arbeitstitel: „It could be easy (Es könnte alles so einfach sein)“. Wir sind alle im Ideenfindungs-Fieber, aber wir treffen uns gleich mit den anderen an der Metrostation Fortuna in Gracia für den Rundgang. Und wir sind nach dem ganzen auch schon ziemlich hungrig.
Los geht´s
Das Viertel Gracia ist ziemlich hipp. Hier sind wahnsinnig viele, vor allem junge, Menschen unterwegs, alles wuselt und wimmeln durch die Gassen mit den vielen schönen Geschäften.
Ob vegan, vegetarisch, roh-vegan, griechisch, indisch, italienisch – essenstechnisch ist hier alles vertreten. Aber auch schönste Schmuck- und Kleidungsgeschäfte bieten traumhafte Sachen an. An den Balkonen hängen viele Flaggen, die zeigen, dass dieses Viertel ziemlich politisch und definitiv pro Unabhängigkeit Kataloniens ist. Die blaue Fahne mit der weißen Blume ist das Zeichen Gracias, mehr Lokalcolorid geht wohl nicht.
Wir sind eine bunte Gruppe aus Rumäninnen, Italienerinnen, Finnen, Franzosen. Alex zeigt uns wieder einen wunderschönen recht unbekannten Bau Gaudis, dem Casa Vicence, mit tausenden individuell verzierten Kacheln und Messingrosen als Zaun.
Wir schlendern weiter und gelangen zu einem Haus mit traumhaften bunt verschnörkelten Fensterscheiben. An dieser Schönheit Barcelonas kann ich mich gar nicht sattsehen. Und das will ich auch gar nicht, deshalb bespritze ich mich (wie alle anderen) mit Wasser aus dem Barcelona-Brunnen, dessen Sage besagt, wer das tut, kommt definitiv wieder.
Wir beenden die Tour an Place de la Revolution und setzen uns in eine seltsame asiatische Tapas-Bar, die Alex uns empfohlen hat. Es gibt gebackenen Fischkuchen, Sommerrollen, Patatas Bravas (gebackene Kartoffeln mit Aioli) und natürlich Vino Tinto, Rotwein.
Ein toller Tag klingt aus…
Donnerstag, 06. Juni 2019, Tag 4
Streetart, Straßenfotos. Und Stoffsammlung für unser digitales Masterpiece.
Ich fahre heute vor dem Unterricht in das Trendviertel Poblenou, das touristisch noch kaum erschlossen ist. Besonders berühmt ist es für seine Streetart. Als ich aus der Metro komme, bin ich zunächst etwas enttäuscht. Hier zeigt sich ein wenig romantisches Bild von Barcelona, moderne, zum Teil heruntergekommene Häuser, ziemlich leere Straßen, wenig Lebendigkeit. Außerdem ist es bewölkt, was Licht so ausmacht. Aber als ich zum Häuserblock der Carrer de Veneçuela komme, staune ich: Wahnsinnig tolle und interessante Graffitis zeigen sich über vier Straßen hinweg.
Picasso
Ich bin so lange mit dem Bewundern und Fotografieren beschäftigt, dass ich die Zeit vergesse und zum Glück noch rechtzeitig zum Unterricht komme. Unterwegs begegne ich noch vielen Straßenmusikern, deren Musik ich mit dem Handy aufnehme. Vielleicht kann ich sie ja noch für unseren Film, unser Masterpiece, gebrauchen.
Lektion 4
Alex zeigt uns nochmal einige Bild- und Video-Bearbeitungsprogramme, mit denen wir unser Filmchen erstellen und gestalten können. Hier gibt es zum Bespiel www.canva.com, ein Programm für Bildbearbeitung, um z. B. Präsentationen, Karten, Vorlagen für Instagram/FB, Poster, Eingangsseiten zu erstellen. Es ist total einfach zu bedienen und ich kreiere mir als Test gleich mal eine Einladungskarte zu meinem Geburtstag. Für den Unterricht kann man damit Einleitungsseiten für eine Präsentation gestalten, ohne gleich einen Master in InDesign absolvieren zu müssen.
Mit www.issuu.com kann man auch, sehr easy und benutzerfreundlich, digitale Zeitschriften fertigen.
Einige Teilnehmer erzählen, dass es Schülerzeitungen in ihren Schulen gibt. Dafür hätte ich im B2 Kurs kaum Zeit, aber man könnte es als Abschlussprojekt eines Kurses einer Gruppe übertragen, als Abschiedszeitung zum Beispiel. Um mein Video später schneiden und erstellen zu können empfiehlt uns Alex das Programm www.wevideo.de. Ich werde es morgen sicher ausgiebig nutzen.
Nun brauchen wir aber erstmal „Stoff“, Filmmaterial, um unser selbstgewähltes Thema „Co-Existenz“ zum Ausdruck zu bringen. Wir ändern auch nochmal das Konzept, jeder erstellt nun doch sein eigenes Video, aber alle zum selben Thema.
Momente sollen wir einfangen, das besondere Alltägliche, per Video oder Foto. Dazu gehen wir alle raus, in die Straßen, ins Einkaufszentrum und filmen und fotografieren, was uns unter die Linse kommen. Als wir wieder im Seminarraum sitzen, läuft mein Computer bei der Bildübertragung vom Handy heiß, ich habe enorm viel zusammengetragen. Zusammen mit meinen Streetart-Bildern und der Straßenmusik lässt sich morgen bestimmt was Tolles zimmern.
Letzte Abendrunde – Los geht´s
Der Abend ist noch so schön und ich hab Lust, noch was anzugucken. Diese Stadt ruft aber auch die ganze Zeit, so viel gibt es hier zu bestaunen. Aber Lust zu Laufen hab ich keine mehr, und so leihe ich mir via App „donkey republic“ ein Rad aus. Dieser Kurs hat mich total sensibilisiert für allerlei Multimedia-Möglichkeiten und ich bin im Umgang damit viel sicherer und auch neugieriger geworden. Ich schnappe mir also den nächsten Drahtesel und fahre in das gotische Viertel „Barri Gòthic“. Oh wow! Ich dachte, ich hätte schon so viele schöne Bauten gesehen. Aber das hier übersteigt alles. Ich laufe durch die wunderschönen Gassen, überall hängen Blumen an den Balkons, Wäsche, Flaggen, passiere die „Kathedrale“ und es wird langsam dunkel.
Ich habe gar nicht gemerkt, wie müde ich bin und lasse das Rad einfach stehen und beende meine Miete per App. Ganz einfach! Die Metro fährt mich heute nach Hause.
Freitag, 07. Juni 2019, Tag 5
Ausgelassene Anfänger-Videos, Abschluss-Zertifkate und Abschied am Strand
Da ich gestern auch wieder fast 16 Stunden auf den Beinen war, lasse ich den Vormittag gemütlich angehen und will auch fit sein für das, was heute kommt: Wir schneiden unser Filmmaterial zusammen und produzieren unseren ersten Film.
Lektion 5
Wir werkeln alle sehr eifrig an unserem Bildmaterial und probieren, je nach Video-Bearbeitungsprogramm, die verschiedenen Tools aus. Ich verwende www.wevideo.com, die mit Mac ihr imovie, was ich im Nachhinein sehr praktisch finde. Es ist super einfach zu bedienen, hat viele schnell verständlich Tools, wie Fotos ausblenden lassen. Überhaupt zeigt sich für mich als PC-Nutzerin in diesem Kurs der Vorteil von Apple, weil die verschiedenen Geräte und Multimedia-Funktion so genial und einfach miteinander verbindet. Aber es macht trotzdem Spaß, auf wevideo herum zu experimentieren. Alex bespricht mit uns nochmal die Projektplanung für Filmerstellung, den wir auch im Unterricht verfolgen sollten:
Die Software herunterladen
Ordner einrichten, die Story erstellen
Texte und Wörter hinzufügen
Musik und special Effects einfügen
Stimmt, Musik benötigen wir ja auch noch. Alex zeigt uns www.bensound.com, hier können wir kostenlos Töne und Melodien herunterladen. Das Programm wevideo hat aber auch eine eigene Datenbank mit Musik, Tönen und special Effects.
Ich brauche sehr lange, um mir den plot zu überlegen, das Material zu ordnen, die richtige Musik zu überlegen. Aber dann sind alle fertig und die Videos werden präsentiert. Es sind wirklich ausgelassene „Anfänger-Videos“, aber wirklich gut für den Anfang. Leider bin ich nicht glücklich mit meinem Ergebnis, die Botschaft kommt nicht richtig rüber, aber ich tröste mich damit, dass man das üben muss. Überhaupt ist es ratsam, sich in all diese Multimedia-Tools in Ruhe einzuarbeiten, auszuprobieren, mutig zu sein. Und das wichtigste: es macht Spaß!
Morgen sollte eigentlich noch Art-Tour über Gaudi, Miro etc. von Europass stattfinden, leider fällt sie aus.
Wir erhalten noch unser Abschluss-Zertifikat und danken Alex für seinen Unterricht, seine Freundlichkeit und vor allem: seine Geduld. Und dann ist der Kurs leider auch schon vorbei.
Mein Fazit
Multimedia ist aus dem Leben und somit auch im Unterricht eigentlich nicht mehr wegzudenken. Und die Schüler sind so vertraut mit YouTube, Apps, Fotos, dass man diese Methoden, die wir hier gelernt haben, wirklich gut einbauen kann. Wie ich das didaktisch mache, muss ich tatsächlich noch durchdenken, was auch daran liegt, dass ich nicht in einer herkömmlichen Schule arbeite. Dort ist der Zeitrahmen anders gesetzt und man könnte so etwas als Projektwoche anbieten.
Es war toll, diese Tools in einem anderen Land mit Teilnehmern aus ganz Europa kennenzulernen und sich immer wieder über Lernmethoden, Schulen, das Schulsystem auszutauschen. Und in Barcelona habe ich mich so sehr verliebt, dass ich auf jeden Fall wiederkomme. Vielen herzlichen Dank an den Landesverband der Volkshochschulen, der dieses Projekt möglich gemacht hat.
Da ich schon am Samstag angereist bin, habe ich den Sonntag genutzt, um in Barcelona anzukommen. Eine tolle Stadt! Der Kurs startet am Montag nach mediterraner Zeit pünktlich ca. 20 Minuten später. Zuerst gibt es eine Kurzvorstellung des Lehrers und der elf Teilnehmenden – soweit es die englischen Sprachfähigkeiten zulassen. Der Kursleiter, Alessandro Pumpo, versteht Erasmus plus als Vermittlung von Fachwissen einerseits und kulturellen Austausch andererseits.
Alle Teilnehmenden wurden bereits im Vorfeld des Kurses aufgefordert, eine kleine Präsentation von etwa fünf Minuten vorzubereiten, um sich und den eigenen Arbeitsplatz näher vorzustellen. Neben mir, der einzigen Kursteilnehmenden aus Deutschland, sind drei PortugiesInnen, zwei ItalienerInnen, zwei GriechInnen, zwei Polen und eine Kroatin dabei. Außer mir (Volkshochschulleitung) sind es ausschließlich LehrerInnen unterschiedlicher Fächer an Grundschulen und weiterführenden Schulen. Einige haben beeindruckende Präsentationsfilme von ihren Arbeitsplätzen mitgebracht. So zeigt sich in dieser kleinen Vorstellungsrunde bereits eine enorme Vielfalt an Schulen, Fachbereichen, Kompetenzen sowie kulturellen und materiellen Voraussetzungen der Teilnehmenden.
Das Gebäude, in dem sich der Kursraum befindet, liegt in einer Straße mit vielen kleinen Cafés, Bars und Läden im Stadtteil Sants nordwestlich vom Zentrum. Die Pause verbringen wir in einem Café ein paar Häuser weiter.
Alle Teilnehmenden sind zum ersten Mal in Barcelona. Nach der Pause stellt unser Kursleiter Barcelona mit seinen Stadtteilen und Sehenswürdigkeiten vor und geht insbesondere auf die katalanische Geschichte und Kultur ein. Alex arbeitet für die Marketingagentur immaginae , die ihren Kunden europaweit den kreativen Einsatz digitaler Instrumente nahebringt. Digitale Werkzeuge sind für ihn Hilfsmittel, um kreative Inhalte und Human Experience zu vermitteln und umzusetzen.
Guter Unterricht sollte Alex’ Meinung nach
zielgerichtet
projektbezogen
sinnvoll/nützlich
experimentell/kreativ
grenzenlos (frei von Denk-Beschränkungen)
sein sowie
life skills fördern.
Nach der zweiten Pause wird das Für und Wider bezüglich des Einsatzes sozialer Medien und anderer Internetplattformen im Unterricht gesammelt und diskutiert, wie sich vermeintliche Nachteile in Vorteile umwandeln lassen.
Der erste Kurstag hat eindrucksvoll die Vielfalt Europas auch in der Bildung vermittelt und Lust auf die kommenden Kursinhalte gemacht.
Dienstag, 19.03.2019, Tag 2
Am zweiten Tag komme ich ein paar Minuten zu spät, weil ich versucht habe, eine Abkürzung zum Kursort zu nehmen. Kein Problem, ich treffe gleichzeitig mit dem Kursleiter ein und noch vor den meisten Teilnehmenden.
Zuerst wird die Bustour am Samstag besprochen, welche im Kurs enthalten ist. Es gibt eine Fahrkarte für den Hop on – Hop off – Bus, der die Touristischen Attraktionen Barcelonas abfährt. Eine gute Gelegenheit, kurz vor der Abreise noch einmal alles zu sehen, was man an den freien Abenden nicht geschafft hat zu besuchen. Die Füße schmerzen noch vom vorigen Abend…
Dann wird auf die erste im Unterricht gut nutzbare Internetplattform eingegangen: Youtube. An diesem Beispiel sehen wir, wie man diese Werkzeuge passiv einsetzt (z.B. mit Dokumentationen als Anschauungsmaterial oder Tutorials, z.B. YoutubeEdu), aber noch besser, diese aktiviert, indem man die Lernenden auffordert, Youtube zur Recherche zu nutzen, mit der Lerngruppe einen eigenen Kanal und eigene Playlists einrichtet, selbst Videos und 360-Grad-Panoramen oder Live-Übertragungen erstellt. So kann man die Plattform projektbezogen nutzen und sich auch mit anderen Lerngruppen über das Erarbeitete austauschen. Alex hat eine 3D-Brille mitgebracht, mit der wir selbst erstellte Panoramen ansehen können. Die Personalisierung der Internetinstrumente führt außerdem zu mehr Identifikation der Gruppe, stärkerem Engagement, gesteigerter Motivation und mehr Freude beim Lernen.
Nach der Pause testen wir “Coggle”. Coggle ist ein kostenloses Werkzeug, um Mindmaps und Infografiken zu erstellen, mit deren Hilfe man Erlerntes oder den Prozess eines Projekts anschaulich darstellen kann. Es ist außerdem interaktiv und ermöglicht die Zusammenarbeit mit anderen Nutzern. Wir erstellen Coggle Mindmaps und probieren aus, wie man Bilder, Videos, Links etc. integrieren und übersichtlich präsentieren kann.
“Edmodo” ist ein soziales Lernnetzwerk für Lehrer, Schüler und Eltern. Da die Volkshochschulen dafür eine eigene Plattform haben – die vhs cloud – ist dieses Instrument für mich nicht so relevant.
Die Darstellung der Möglichkeiten eines derartigen
Netzwerks erinnert mich aber daran, die vhs cloud in Zukunft mehr und besser zu nutzen!
Der Kurstag war lang in dem kleinen Kursraum ohne Fenster oder Belüftung – Räume sind eben rar in einer so gefragten Stadt wie Barcelona.
Abends treffen wir uns mit Alex zu einem Erkundungsrundgang durch den angesagten und weniger touristischen Stadtteil Grācia mit gemeinsamem Ausklang in einer gut besuchten Tapasbar, in der wir einige Pintxos probieren und lernen, uns auf allen vertretenenSprachen zuzuprosten.
Mittwoch, 20.03.2019, tag 3
Der Kurstag startet mit der Vorstellung typischer Lebensmittel und Gerichte aller durch die Kursteilnehmenden vertretenen Länder. Bei fast allen von mir vorgestellten typisch deutschen Gerichten musste ich leider zugeben, dass ich diese nicht mag und man in Deutschland allgemein mehr und mehr die internationale Küche der traditionellen deutschen vorzieht.
Wir probieren weitere Funktionen von dem am gestrigen Kurstag vorgestellten Programm “Edmodo” aus, richten Klassen ein, erstellen Umfragen, senden Nachrichten etc. Nach der Pause geht Alessandro noch einmal auf die Wichtigkeit von Soft Skills ein.
Ohne diese bleiben auch die innovativsten Instrumente leere Hüllen.
Life Skills: Fähigkeiten
self awareness > Selbsterkenntnis
empathy > Empathie
critical thinking > kritisches Denken
creative thinking > kreatives Denken
decision making > Entscheidungsfreude
problem solving > Problemlösungsorientierung
effective communication > zielgerichtete Kommunikation
In der nächsten Pause erproben wir nicht nur unsere Soft Skills sondern auch unsere interkulturelle Kompetenz ?.
Projektarbeit im Unterricht sollte sowohl bei der Materialsammlung als auch bei der Präsentation der Ergebnisse alle Medien (Text, Audio, Bilder, Video) nutzen. Alex empfiehlt diverse Homepages, die lizenzfrei nutzbare Medien anbieten und zeigt, wie man Youtube-Videos als MP4 herunterlädt, um sie im Unterricht verwenden zu können. Um die verschiedenen Medien übersichtlich zu organisieren kann man Werkzeuge wie “Animoto” verwenden. Hiermit kann man Text, Fotos, Videos und Audioaufnahmen erstellen oder herunterladen und sinnvoll kombinieren. Alle Teilnehmenden erstellen zusammenhängende Sequenzen von Medieninhalten zu einem selbstgewählten Thema, an denen am folgenden Kurstag weitergearbeitet werden soll.
Donnerstag, 21.03.2019, Tag 4
Heute wurde der Kurs zeitlich auf den Nachmittag verschoben, da der Kursraum am Vormittag besetzt war. Gegen 12.00 Uhr trafen alle Teilnehmenden ein und wir stellten unsere “Animoto”-Präsentationen fertig. Es ist tatsächlich einfach und wirkt dabei ziemlich professionell! Zuhause werde ich mich noch einmal in Ruhe mit einem etwas komplexeren Programm beschäftigen und ein selbst generiertes Video auf dem Facebook-Account meiner VHS einstellen. Dann probieren wir weitere Werkzeuge aus:
“Symbaloo” ist eine Anwendung, um Weblinks zu sammeln, zu organisieren und zu kategorisieren – hilfreich, um z.B. bei der Recherche zu einem Projekt den Überblick zu behalten oder sich die Quellen für die spätere Nutzung zu bewahren. Mit Symbaloo kann man seinen persönlichen Desktop organisieren, damit man alle Links, die man wieder nutzen möchte, schnell findet und darauf zugreifen kann. Dieser Desktop ist nicht gerätgebunden, sondern kann an jedem Gerät mit Internetzugang aufgerufen werden.
“WordArt” ist ein Werkzeug, um Text (z.B. Schlagwörter) visuell zu veranschaulichen. Wörter und Texte können so in verschiedene Formen “gegossen” werden, neue Texturen erhalten oder animiert werden. Ein weiteres kleines nützliches Werkzeug ist “smallpdf.com”, mit dem man PDFs komprimieren oder konvertieren kann.
“Studystack” generiert zu eingegebenen Fragen und Antworten 14 verschiedene Spiele, mit Hilfe derer gelernter Stoff spielerisch abgefragt und wiederholt werden kann, oder noch besser: die Lernenden erhalten die Aufgabe, selbst Fragen und Antworten zu erstellen, Mitschüler beantworten die Fragen dann spielend.
Freitag, 22.03.2019, Tag 5
Zur Begrüßung am letzten Tag verteilt Alex Polvorones de Almendra – ein typisch katalanisches Gebäck mit Mandeln und viel Butter. Während wir die Tastaturen vollkrümeln, geht Alex eine lange Liste von Tipps durch, wie man der Kreativität im Alltag und im Unterricht auf die Sprünge helfen kann.
“Canva” ist eine Website, mit deren Hilfe man Inhalte in ein quasi professionelles Graphikdesign bringen kann. Sie ermöglicht den Zugriff auf eine sehr große Auswahl an Vorlagen, Photographien, Graphiken und Schriftarten, nutzbar sowohl für das Internet als auch für den Druck. Eigene Inhalte können auch hochgeladen werden. Alle Teilnehmenden erstellen Werke wie z.B. Grußkarten, Aushänge, die ersten Seiten eines Magazins usw.
Eine ähnlich nutzbare Website ist “Publisher”. “Issuu” ist eine Plattform, auf der digitale Magazine veröffentlicht werden können.
Nach der Pause lernen wir weitere nützliche Werkzeuge kennen: “pdfcrowd” kann z.B. eine Website zu einem PDF-Dokument konvertieren.
“Kahoot!” ist eine Spiele-basierte Lernplattform, die von Lerngruppen genutzt werden kann. Man kann selbst Multiple-Choice-Tests mit Text, Bildern und Videos erstellen (create.kahoot) und auch internetweit teilen. Die Eingabe eines generierten Codes istnötig, damit eine Gruppe am gleichen Test teilnehmen kann (play.kahoot). Aus den Antworten kann die Lerngruppenleitung Statistiken erstellen und ersehen, wie der Wissensstand der Teilnehmenden ist. Wir erstellen eigene kleine Lernspiele und die Teilnehmenden versuchen, die richtigen Antworten zu finden – was sich für die meisten besonders schwierig gestaltet, wenn die Fragen auf Griechisch gestellt wurden…
Nach der nächsten Pause geht Alex auf Audio-Werkzeuge ein. Audio-Medien werden laut Alex zukünftig eine immer wichtigere Rolle einnehmen. “Speechnotes” kann aufgenommene Sprachnotizen in Text umwandeln, “Fromtexttospeech” konvertiert Text in Audio.
Mit “Studytracks” werden Unterrichtsinhalte mit Musik kombiniert. “Podbean“ und ähnliche Werkzeuge helfen, eigene Podcasts zu erstellen und zu veröffentlichen. Das Startbild kann z.B. mit Canvas, Wordart etc. gestaltet werden. Podcasts sind eine gute Möglichkeit, Projektergebnisse auditiv zu präsentieren.
“Trello” ist eine webbasierte Projektmanagementsoftware. Auf sogenannten Boards werden gemeinsam mit anderen Mitgliedern ToDo-Listen angelegt, die beliebig bearbeitet und mit Checklisten, Anhängen und einem festgelegten Termin versehen werden können. Text-, Audio-, Bild- und Videodateien werden integriert. Das Werkzeug kann zur Zusammenarbeit von Schülern ebenso wie von Lehrern genutzt werden.
“Basecamp” ist ebenfalls ein Projektmanagementwerkzeug, das etwas stärker vorformatiert ist und weniger Flexibilität bietet, zum Einstieg aber gut geeignet.
Schon ist der Kurs zu Ende, nachdem das Tempo am Ende ordentlich angezogen hat. Wir erhalten unsere Teilnehmerzertifikate und gehen etwas wehmütig auseinander. Wir habenzwar unsere Mailadressen ausgetauscht, aber virtuelle Kontakte sind doch immer noch etwas Anderes als reale…