The Art of Differentiation: Strategies for Inclusive Classrooms in Rom

Silke Wienecke

Volkshochschule Wedel

ERASMUS Mobilität 9.-13.06.2025

Tag 1, Montag, 09.06.2025

Der Kurs The Art of Differentiation: Strategies for Inclusive Classrooms des Anbieters Infol Education SRLS  in Rom soll eine umfangreiche Auseinandersetzung mit Methoden und Strategien der Inklusion im Unterricht und in der Institution bieten. Fünf Tage mit je vier Unterrichtsstunden sind dafür eingeplant.

Der Kursort befindet sich nicht direkt in der Innenstadt Roms, ist aber mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut zu erreichen. Die Anfahrt mit der Metro klappte hervorragend, doch da kein Bus kam, ging ich den restlichen Weg zu Fuß und kam trotz kleiner Verspätung nahezu pünktlich an, als zweite von acht angekündigten Teilnehmerinnen.

Francesco, der Direktor des Instituts, begrüßte uns herzlich und sagte, dass drei Kolleginnen aus Rumänien auch noch das letzte Stück Wegstrecke zu Fuß zurücklegen würden. Insgesamt waren wir am ersten Tag zu sechst, zwei Lehrerinnen einer Berufsschule in Le Mans, Frankreich, sowie drei Lehrerinnen einer Berufsfachschule/Fachhochschule für Elektrotechnik aus Cluj/ Rumänien. Es gab eine einstündige ausführliche Vorstellungsrunde einschließlich der spezifischen Arbeitsbedingungen an den einzelnen Institutionen. Dann wurde Francesco zunehmend unruhig, da die Dozentin, die um 11:00 Uhr das erste Training beginnen sollte, nicht auftauchte. Es gab einen familiären Notfall, weshalb sie voraussichtlich bis mittags nicht zum Unterricht erscheinen könnte. Länderübergreifend war man sich einig, dass das wie im richtigen Leben wäre und eine Situation, wie wir sie alle in unseren eigenen Schulen auch schon erlebt hätten. Die rumänische und die deutsche Fraktion stellten fest, dass ohnehin in ihren Ländern der Pfingstmontag ein Feiertag wäre, überraschenderweise in Italien aber nicht.

Francesco teilte dann einen mehrseitigen umfangreichen Fragebogen über die Erwartungen an den Kurs und die Umsetzung der Ergebnisse an den jeweiligen Arbeitsplätzen aus. Die Ergebnisse dazu wurden jeweils im Plenum diskutiert. Das gab schon einen interessanten Überblick über die jeweiligen äußeren Gegebenheiten, mit denen die einzelnen Institutionen arbeiten müssen.

So unterrichten die Kolleginnen aus Frankreich die Fächer Französisch und Geschichte, aber auch „digital literacy“ in einer staatlichen Schule für Metallurgie, an der trotz einer sehr diversen Schülergruppe wenig Rückhalt für inklusive Lösungsansätze vorhanden sei. Die rumänischen Kolleginnen, allesamt in technischen Fächern tätig, sahen eher Verhaltensauffälligkeiten und Aufmerksamkeitsprobleme bei ihren Studierenden als problematisch an und betonten, dass ihre Schule in dieser Hinsicht aufmerksam wäre und nach Wegen suche, inklusive Strategien umzusetzen. Die Schülerschaft ist dort offenbar weniger heterogen, wobei auch dort eine große Gruppe Flüchtlinge aus der Ukraine neu ins Bildungssystem integriert werden muss.

Die Fragebögen wurden von Francesco gesammelt und an die Kursleiterin weitergeleitet, damit sie für den morgigen Unterrichtstag diese Informationen vorliegen hatte. Wir einigten uns darauf, am morgigen Unterrichtstag zwei entsprechend längere Unterrichtsblöcke einzuplanen, um den Stoff entsprechend behandeln zu können. Francesco beantwortete dann noch Fragen zum weiteren Verlauf des Kurses. Es sind zwei Außentermine/Hospitationen geplant. Darauf bin ich besonders gespannt. Gegen 13.00 Uhr war die Sitzung beendet. Das rumänisch-deutsche „Team Bus“ startete einen neuen Versuch, und diesmal klappte es, der Bus kam, zwar eine halbe Stunde später als laut Fahrplan, aber es war angenehm, den Weg zur Metro in der Mittagshitze nicht zu Fuß laufen zu müssen. Wir werden diese Aktion dann morgen als „Team- Building activity“ vorstellen. Wir haben uns dafür morgen auch um 9.15 an der Metro verabredet, um die Aktivität fortzusetzen.

Tag 2, Dienstag, 10.06.2025

Heute war die Trainerin, Kwanza Dos Santos, dann wie geplant da, und es gab einen fünfstündigen Workshop zu Themen aus der interkulturellen Pädagogik. Kwanza ist selbst italienische Staatsbürgerin, ihre Eltern sind aus Brasilien eingewandert, und sie hat sich aufgrund ihrer eigenen Biografie ausführlich mit Fragen inklusiven Lehrens und Lernens beschäftigt.

Der Workshop umfasste Partner- und Gruppenarbeiten und war gut angeleitet, speziell was assoziatives Arbeiten anging. Beim Zusammenstellen der Charakteristika inklusiven Unterrichts hatte ich dagegen das Gefühl, dass Kwanza sehr klare Vorstellung davon hatte, wie die Ergebnisse aussehen und formuliert werden sollten, das hat mich an einigen Stellen etwas gestört. Der Vollständigkeit halber fasse ich sie aber hier noch einmal zusammen: 

  • Inklusive Pädagogik basiert auf dem Prinzip, dass alle Lernenden – unabhängig von ihren individuellen Voraussetzungen – gemeinsam lernen und gefördert werden sollen.
  • Sie erkennt Vielfalt als Bereicherung und nicht als ein Problem, das beseitigt werden muss.
  • Ein zentrales Ziel inklusiver Pädagogik ist die Teilhabe aller Lernenden am schulischen und gesellschaftlichen Leben.
  • Lehrkräfte passen ihre Methoden, Materialien und Lernumgebungen an die unterschiedlichen Bedürfnisse der Lernenden an.
  • Inklusion bedeutet nicht nur die Integration von Menschen mit Behinderungen, sondern auch die Berücksichtigung sozialer, kultureller und sprachlicher Unterschiede.
  • Die Zusammenarbeit im multiprofessionellen Team ist ein wichtiger Bestandteil inklusiver Arbeit.
  • Inklusive Pädagogik orientiert sich an den Menschenrechten und am Prinzip der Gerechtigkeit im Bildungssystem.
  • Inklusiver Unterricht schafft eine Umgebung, in der sich alle Lernenden sicher, wertgeschätzt und lernfähig fühlen.

Die Ergebnisse aus unseren kleinen Gruppenarbeiten – Übungen zum aktiven Zuhören, Vergleiche der Bildungssysteme im Hinblick auf die Einbürgerungspolitik der jeweiligen Länder, Übungen zu Stereotypen und die anschließende Analyse biografischer Erfahrungen mit Stereotypen waren dagegen sehr interessant. So habe ich heute gelernt, dass das Staatsangehörigkeitsrecht in Italien letztmalig 1992 angepasst wurde. Für in Italien geborene Kinder nicht-italienischer Eltern gilt bis heute, dass sie nur zwischen ihrem 18. und 19. Lebensjahr die italienische Staatsbürgerschaft beantragen können, sie aber dafür auch ununterbrochen in Italien gelebt haben müssen. Ein Schuljahr im Ausland etwa würde diese Anforderung unmöglich machen. Die Kolleginnen aus Rumänien berichteten, dass es seit einigen Jahren starke Einwanderung aus Indien, Nepal, China und Sri Lanka nach Rumänien gebe. Diese Einwanderergruppen würden überwiegend die Jobs ausüben, die die Rumänen nicht (mehr) annehmen würden: subalterne Tätigkeiten, zum Beispiel in Gastronomie, Hotellerie… Da circa 40 % der rumänischen Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter selbst im Ausland arbeiten, lägen viele dieser Jobs ohne die Einwanderer brach.

Es sind Informationen wie diese, die das Erasmus-Programm so interessant machen: globale Entwicklungen, die in unterschiedlicher Weise in einzelnen Ländern ihren Niederschlag finden. 

Zum Thema „Stereotype“ gab es einen TED-Talk der nigerianischen Schriftstellerin Chimamanda Ngozi Adichie, nicht ganz neu, sondern aus dem Jahr 2009, aber nicht weniger aktuell, ein sehr gut ausgewähltes Testimonial über die Erfahrungen mit Stereotypen in beide Richtungen: Erwartungen und Zuschreibungen anderer und die eigenen Projektionen von Wirklichkeit auf andere Personen. Adichie beschrieb darin anschaulich ihre eigene Lesesozialisation, in der sie als Jugendliche ausgiebig klassische englische Literatur las (die ihre eigene Mutter von Studienaufenthalten in Großbritannien mitgebracht hatte) und ihr Blick auf das Land und seine Kultur eine quasi spätromantische Färbung hatte. Mit der Realität konfrontiert erlebte sie einen ungewollten, notwendigen Perspektivenwechsel, um die ihr bekannten, aber in ihrer Zeit verhafteten Themen und Sichtweisen einordnen und als Ausgangspunkt für ihre eigene Realität umwidmen zu können.

Dieser Wechsel der Perspektiven – „the different gaze“ – wurde anschließend in einigen praktischen Übungen erprobt. Zu Grunde lag die Annahme, dass durch Veränderungen der Narrative auch ein Wechsel vorgenommen werden könne. Kwanza stellte dazu Beispiele aus italienischen Lehrbüchern vor, die nach wie vor im Gebrauch seien. Geradezu erschütternd fand ich ein Beispiel aus einem Lesebuch für die dritte Klasse, in dem drei Kinder gefragt wurden, was sie sich für das beginnende Schuljahr wünschen. Ein strahlender blonder Junge antwortete, er würde gern viel draußen spielen. Ein niedliches Mädchen sagte gar nichts, ein dunkelhäutiger Junge in unbeholfenem Italienisch, er möchte gern viel besser Italienisch lernen. Dieses und weitere Beispiele führten zu lebhaften Diskussionen darüber, wie in einer Unterrichtssituation mit einfachsten Mitteln Stereotype in inklusive Ansätze umgewandelt werden könnten. Die französischen Kolleginnen berichteten, dass in Frankreich derzeit viele Lehrbücher sehr kritisch evaluiert und verändert würden. Aus meiner Erfahrung konnte ich ein DaZ-Lehrwerk der neuesten Generation vorstellen, in dem inklusive Ansätze konsequent umgesetzt worden waren. Die durchgehend verwendeten Charaktere sind unterschiedlich angelegt, beispielsweise sitzt ein Protagonist im Rollstuhl, eine weitere Protagonistin ist schon recht alt, es gibt mehrere Personen mit Migrationshintergrund, die ganz unterschiedliche berufliche Tätigkeiten ausüben („Miteinander“, Hueber Verlag, 2024).

Der letzte Teil des Workshops umfasste eine Übersicht über inklusive Sprache, da war inhaltlich wenig Neues dabei, aber interessante linguistische Aspekte gab es auch hier. 

Tag 3, Mittwoch, 11.06.2025

Heute war einer der beiden Unterrichtstage, die für Exkursionen und Außenaktivitäten vorgesehen sind. Die Gruppe besteht nach wie vor aus sechs Personen, die beiden Kolleginnen aus Rumänien, die am Montag noch angekündigt worden waren, konnten kurzfristig nicht am Kurs teilnehmen. Heute war der Treffpunkt die Metro Station Circo Massimo, von dort ging es ein kurzes Stück zu Fuß zum Kulturzentrum „Celio Azurro“.

Der Stadtteil „Celio“ ist nach dem Cäcilienhügel benannt und befindet sich im Zentrum der Stadt, nahe beim Circus Maximus. Trotzdem (wegen der Hanglage) ist es dort eher ruhig und grün – es gibt viele öffentliche Parkanlagen. Und da wunderbares Sommerwetter herrscht, ist der Himmel azurblau. Der Name der Einrichtung wurde bewusst so gewählt, als Wortspiel, das den blauen Himmel („cielo azzurro“) und den blauen Hügel verbindet, der Name ruft Assoziationen wie Weite, Unendlichkeit etc… hervor.

„Celio Azzurro“ geht auf eine private Initiative zurück, die in Deutschland vielleicht mit einem niedrigschwelligen Nachbarschaftszentrum der 1970er Jahre vergleichbar wäre, ein Konzept, an das in Deutschland die heutige stadtpolitische Quartiersplanung wieder anknüpft. Gegründet 1990 mit einem innovativen pädagogischen Konzept ist heute eine durch das Bildungsministerium geförderte Einrichtung, die frühkindliche Bildung bis Erwachsenenbildung anbietet.

Wir wurden von Giorgio, einem Pädagogen, der seit der Gründung dort arbeitet, freundlich begrüßt und herumgeführt. In Italien haben Pfingsten die dreimonatigen Sommerferien begonnen, die Schulen und viele andere Bildungseinrichtungen sind daher geschlossen. Nur eine kleine Gruppe wurde in der Zeit betreut, darum konnten wir auch das Gelände und die Unterrichtsräume ansehen.

Das Konzept basiert auf einer ganzheitlichen Pädagogik, die inklusive Ansätze auf unterschiedliche Generationen/Altersgruppen anwendet. Die Angebote wurden von Anfang an auf die Bedürfnisse von Eltern und Kindern ausgerichtet.  In der Gründungsphase kamen 75% der Teilnehmenden aus Einwandererfamilien, heute sind es ca. 40%.  Umgangssprache ist Italienisch und so werden systematisch auch Italienischunterricht für Migranten, Kochkurse, Yoga und vereinzelt Angebote zur politischen Bildung angeboten. Dabei handelt es sich ausschließlich um kommunalpolitische Themen im Stadtviertel, die meist auf konkrete Problemlösungen abzielen (die Parkplatzsituation zum Beispiel). 

Celio Azzurro bietet also unterschiedliche Bildungsaktivitäten und -wege an, die von einer vielfältigen Gesellschaft (ethnisch, kulturell und generationenübergreifend) geprägt sind.

Ein solcher Ortstermin ermöglicht Einblicke, die nur in der praktischen Arbeit zu gewinnen sind. Eine kritische Anmerkung jedoch: „Inklusion“ umfasst für mich auch Barrierefreiheit oder zumindest das Bewusstsein dafür. Außengelände und Gebäude sind aufgrund der Hanglage für Menschen mit körperlichen Einschränkungen aber kaum oder gar nicht zugänglich, es gibt viele Treppen oder Stufen und keine angepasste Zuwegung.

Unsere Exkursion am dritten Tag endete mit einem gemeinsamen Rundgang durch die Viertel St. Giovanni und Esquilino, das Stadtviertel, das in Richtung des Hauptbahnhofs den höchsten Migrantenanteil der Stadt aufweist. Die Dozentin wies immer wieder auf die Vielfalt hin, die sich im Straßenbild zeige, dies schien ihr sehr wichtig zu sein. Den Abschluss bildete ein Besuch des Marktes „Nuovo Mercato Esquilino“, ein berühmter Markt, der nach langen kommunalpolitischen Verhandlungen vor ca. 15 Jahren aus hygienischen Gründen mit einer riesigen Markthalle umgebaut wurde. Die umgebenden Straßen waren vor allem von asiatischen (Indien, China, südostasiatische Staaten) Cafés, Restaurants und Lebensmittelgeschäften geprägt. Der Markt selbst bot Lebensmittel aus mehreren Kontinenten und es war ein Erlebnis, dort einmal hindurchzuschlendern.

Für morgen ist ein weiterer „Ausflug“ geplant, mehr wurde nicht verraten. Ich bin gespannt!

Tag 4, Donnerstag, 12.06.2025

Heute fand der zweite Außentermin statt. Sehr schön daran: wir trafen uns im Freien, erst an der U-Bahn-Station Hauptbahnhof, um zur Station EUR Palaspor (ein großes Stadium) zu fahren. Von dort war es nur ein kurzer Fußweg zum Parco Centralo del Lago, einem öffentlichen Park. Von den veranschlagten drei Zeitstunden Unterricht war damit schon mehr als eine halbe Stunde vorbei. In den verbleibenden zweieinhalb Stunden führten wir exakt sechs Übungen durch. Das war wenig, zumal für keine der sechs Teilnehmerinnen etwas wirklich Neues dabei war, wie wir uns auf der Rückfahrt mit der Metro gegenseitig bestätigen konnten. Ich will jetzt nicht zu kritisch sein, und es war wie gesagt sehr schön, nicht in einem heißen Klassenzimmer zu sitzen (es waren heute 35°), und es war auch keine vertane Zeit mit den Kolleginnen aus zwei anderen Ländern diese Übungen durchzuführen, aber der Erkenntnisgewinn war sehr überschaubar.

Es handelte sich bei den Übungen um Aufwärm- und Eisbrecher Aktivitäten, wie alle sie selbst in ihrem Unterricht schon durchgeführt haben: den eigenen Namen und damit ein Stück Biografie zu erklären, drei Dinge über sich selbst, von denen eine Aussage nicht zutraf und die erraten werden musste, eigene Stärken und Schwächen zu beschreiben, dann ein „Blindfold Walk“ als vertrauensbildende Maßnahme, ein „Privilege Walk“, anschließend eine kurze Schnitzeljagd, bei der auf dem Handy Fotos von verschiedenen Objekten gemacht werden mussten. Vielleicht waren heute einfach alle etwas erschöpft und träge, aber nicht nur ich habe die Veranstaltung als extrem in die Länge gezogen und wenig inhaltsreich empfunden. Die Inhalte entstanden durch die informellen Gespräche mit den Kolleginnen. Außerdem waren wir mitten in einem römischen Park während der Woche im überraschend heißen Frühsommer, ein schönes Erlebnis, zu beobachten, wie die Römerinnen und Römer, speziell Familien mit kleinen Kindern, sich in einer kleinen grünen Oase mitten in der Großstadt erholen.

Tag 5, Freitag, 13.06.2025

Der fünfte und letzte Tag begann mit einer kurzen Nachlese der Outdoor-Aktivitäten, dem Besuch im Kulturzentrum Celio Azzurro und dem Aktivitäten-Nachmittag im Park gestern. Die Rückmeldungen über Celio Azzurro und den anschließenden Quartiersrundgang waren übereinstimmend sehr positiv. Mit dem gestrigen Nachmittag waren die Teilnehmerinnen wohl alle nicht richtig zufrieden, wir alle brachten unsere Kritik aber sehr vorsichtig vor. Meine Bitte für den letzten Tag war, noch ein paar Impulse zu anderen Aspekten der Inklusion zu bekommen, nicht nur die migrantische Perspektive. Das wurde auch erfüllt, nach einem längeren Exkurs zu den Themen inklusiver Geographie und Geschichte.

Die Unterrichtsform war überwiegend ein Vortrag von Kwanza, immer wieder aufgelockert durch Beispiele und Vergleiche der Situation in unseren jeweiligen Herkunftsländern.

Grundsätzlich ist Inklusive Geographie ein Ansatz, geografische Räume, Phänomene und Prozesse so zu betrachten, dass alle Menschen, unabhängig von ihren Fähigkeiten, Hintergründen oder Lebensumständen, einbezogen werden. Sie legt Wert darauf, Barrieren zu identifizieren und abzubauen, die den Zugang zu geografischem Wissen oder räumlichen Erfahrungen einschränken könnten. Das bedeutet, dass Lehrmaterialien, Karten und Lernmethoden so gestaltet werden, dass sie für alle zugänglich sind, beispielsweise durch taktile Karten für sehbehinderte Menschen oder durch leicht verständliche Sprache.

Inklusive Geographie fördert das Bewusstsein für die Vielfalt der Lebenswelten und die unterschiedlichen Perspektiven, die Menschen auf der Welt haben. Sie betont die Bedeutung von Partizipation und Mitbestimmung in der Raumgestaltung und -planung. Ziel ist es dabei, Diskriminierung und Exklusion zu vermeiden und eine gerechte Verteilung von Ressourcen und Chancen zu fördern. In der Praxis bedeutet das auch, Umwelt- und Raumfragen aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten, etwa aus der Sicht von marginalisierten Gruppen. Die inklusive Geographie soll dazu beitragen, gesellschaftliche Ungleichheiten sichtbar zu machen und Lösungen zu entwickeln, die alle Menschen einschließen. Sie ist eng verbunden mit Konzepten wie Nachhaltigkeit, Gerechtigkeit und Menschenrechten. Durch den Einsatz moderner Technologien (z. B. Geoinformations-systeme, GIS), können dazu Daten gesammelt und für alle zugänglich gemacht werden. Insgesamt zielt inklusive Geographie darauf ab, das Verständnis für die komplexen Zusammenhänge des menschlichen Lebens auf der Erde zu fördern, ohne bestimmte Gruppen auszuschließen. 

Eng verknüpft mit inklusiver Geographie ist die Kritik an kolonialer und postkolonialer Kategorisierung. Die Bezeichnung „Dritte Welt“ oder „Entwicklungsländer“ beschrieb Kwanza als Beispiel dafür, wie politische Kategorisierung während des kalten Krieges durch die USA die westliche Sichtweise für Jahrzehnte prägte. Die Aufteilung Afrikas durch Kolonialmächte bis hin zum Ziehen von Landesgrenzen mit dem Lineal, völlig ungeachtet der bestehenden Besiedlung durch unterschiedliche Ethnien nannte sie als ein Beispiel dafür, wie geopolitische Fakten geschaffen wurden. Bis heute gehe die Länderbezeichnung Kamerun auf das Portugiesische Wort Camo für „Krabben/Shrimps“ zurück. Der frühere Staat Obervolta hingegen hätte seine Umbenennung in Burkina Faso, ungefähr übersetzbar als „Land der Menschen mit Würde“ aus den zwei meistgesprochenen Sprachen des Landes ausgewählt. Für Ghana war die koloniale Bezeichnung die „Goldküste“, eine ähnliche Bezeichnung hat Cote D‘ Ivoire bis heute. Ein kurzer, aber hochinteressanter Beitrag auf dem YouTube-Kanal „Geography Now“ über Frankreich illustrierte die irgendwie anachronistisch anmutenden französischen Übersee-Départments, Enklaven und „Territoires d’outre-mer“ (TOM). Eine der französischen Kolleginnen hat Familie in New Caledonia und konnte dazu aus eigener Anschauung über die dortigen speziellen Autonomieregelungen berichten.

Inklusive Geschichtsschreibung zielt ebenfalls darauf ab, Geschichte aus vielfältigen Perspektiven zu erzählen und alle gesellschaftlichen Gruppen einzubeziehen. Sie soll traditionelle, oft eurozentrische oder westlich dominierte Narrative ausbalancieren, die bestimmte Gruppen marginalisieren oder ausblenden. Ziel ist es, die Erfahrungen von Minderheiten, Frauen, ethnischen Gruppen, sozialen Schichten und anderen oft übersehenen Akteuren sichtbar zu machen, um die Vielfalt menschlicher Erfahrungen abzubilden. Sie bezieht idealerweise Quellen aus verschiedenen Kulturen und Perspektiven ein, um ein umfassenderes Bild der Vergangenheit zu zeichnen. Dieser Ansatz soll dazu beitragen, Vorurteile abzubauen und die Stimmen von Menschen zu hören, die in traditionellen Geschichtsschreibungen oft fehlen, etwa durch die Einbeziehung von „Oral History“.

Kwanza erläuterte weitere interessante Beispiele aus Italien: so wurden seit 1923 seh- und hörbehinderte Kinder in eigenen Schulen unterrichtet. Dort wurden aber auch Kinder aus Süditalien aufgenommen, die mit regionalen Dialekten (und teilweise Sprachen) aufgewachsen waren und kein Standarditalienisch sprachen. Also gewissermaßen das Gegenteil von Inklusion.

Seit etwa 20 Jahren gibt es in Italien einen nationalen Integrationsplan (Piano di Integrazione degli Stranieri, PEI), der die folgenden Ziele hat:

  1. Sprachliche Integration: Förderung der Italienischkenntnisse, um die Kommunikation im Alltag und im gesellschaftlichen Leben zu erleichtern.
  2. Kulturelle Integration: Vermittlung von Kenntnissen über die italienische Kultur, Werte und gesellschaftliche Normen, um das Verständnis und die Teilhabe zu stärken.
  3. Soziale und rechtliche Integration: Unterstützung bei der Orientierung im Rechtssystem, beim Zugang zu Bildung, Arbeit und sozialen Diensten, um eine erfolgreiche Eingliederung in die Gesellschaft zu gewährleisten.

Derzeit ist ein bildungspolitischer Schwerpunkt die Integration von Kindern mit Beeinträchtigungen oder Behinderungen ins reguläre Schulsystem, indem man ihnen Schulbegleiter zur Seite stellt.

Der letzte Unterrichtsabschnitt diente dazu, dass alle Anwesenden kurz das Bildungssystem ihrer Länder vorstellten. Da außer mir alle an staatlichen Berufsfachschulen mit der Altersgruppe der 16- bis 24-Jährigen tätig sind, lag der Fokus auf dieser Altersgruppe und den Schulformen. Alle stellten für ihre Einrichtungen und sich fest, dass inklusive Pädagogik mindestens schon stark reflektiert würde, dass in vielerlei Hinsicht auch schon Maßnahmen erfolgt wären, da es sich dabei aber um einen fortwährenden Prozess handelt und nicht um einen festzuschreibenden erreichten Zustand, bleiben viele Aufgaben weiter bestehen. Die Veranstaltung endete mit der Austeilung der Teilnahmebescheinigungen und einer allgemeinen Feedbackrunde.

Aus dem Kurs nehme ich eine Reihe neuer Impulse mit und – wie bisher immer bei Erasmus Programmen – wunderbare Gelegenheiten, sich mit Kolleginnen aus anderen Ländern auszutauschen. Diese Erfahrungen sind sehr wertvoll und helfen dabei, den Blick auf Herausforderungen und Problemlösungen zu schärfen. An zwei von 5 Unterrichtstagen fand allerdings nur ein reduziertes bzw. ein den Erwartungen nicht ganz genügendes Programm statt. Eine der französischen Kolleginnen formulierte es als Analogie auf den Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmen für Sprachen so: „Wir sind bei Fragen der Inklusion doch schon auf dem B1-B2-Level, und der Kurs war für A1/A2 konzipiert“.

Art as Therapy: Self-Expression and Special Needs in Art Education in Rom

Teacher Academy Rom, 28.07. – 02.08.2025

von B. Kirsch

Gemeinsam in einer Gruppe von 12 Teilnehmenden (10 weiblich/ 2 männlich) aus verschiedenen europäischen Ländern (3 aus Lettland, 3 aus Spanien, 1 aus Polen, 1 aus Griechenland, 1 aus Kroatien, 1 aus Ungarn, 1 aus Finnland und 1 aus Deutschland) erkundeten wir in einem 5-tägigen Kurs die Möglichkeiten zu obigem Thema. Angeleitet durch intensiven Input, sowie zur praktischen Erprobungen aller vorgestellten Methoden wurden wir von Frau Marianna Paniagoutoudi. Sie stammt aus Griechenland  und lebt in Italien. Der Kurs fand durchgehend auf Englisch statt.

Das Klima und die Kommunikation in der Gruppe war von Anfang an entspannt und freundlich. Die überwiegende Zahl der Kursteilnehmenden unterrichtet in den jeweiligen Heimatländern Kunst in Schulen, an der Universität, im Museum und/ oder bei öffentlichen Trägern wie der Volkshochschule. 

Unsere Gruppe bei der Arbeit

Marianna, unsere Dozentin, unterrichtet auch an der Kunsthochschule in Rom. Sie ist sehr kompetent und konnte mit natürlicher Freundlichkeit sowohl vermitteln, als auch auf Bedürfnisse der Teilnehmenden eingehen und trug damit maßgeblich zu einer guten Stimmung innerhalb der Gruppe bei.

Obwohl aus ganz unterschiedlichen europäischen Ländern mit unterschiedlichen Kulturen und Anforderungen, war die Zusammenarbeit in der Gruppe harmonisch und auf Augenhöhe, auch im Hinblick auf Werte und Nachhaltigkeit und einer offenen Auffassung gegenüber Neuem und Anderem. Insbesondere Letzteres ist für die Auseinandersetzung mit dem Fokus des Kurses sehr wichtig.

Der Kurs „Kunst als Therapie, Selbstausdruck und besondere Bedürfnisse einzelner Zielgruppen im Kunstunterricht“ beschäftigte sich damit, wie Kunst genutzt werden kann, um Menschen zu unterstützen, ihre Gefühle und Gedanken auszudrücken, insbesondere wenn sie sich verhaltensauffällig zeigen, um sie nach Möglichkeit in den Unterricht zu integrieren.

Im Mittelpunkt stand die Idee, dass Kunst eine therapeutische Wirkung haben kann, indem sie Menschen hilft, sich selbst besser kennenzulernen, emotionale Belastungen zu verarbeiten oder soziale Kompetenzen zu stärken. Der Kurs zeigte, wie man Kunst im Unterricht gezielt einsetzen kann, um auf die individuellen Bedürfnisse verschiedener Zielgruppen einzugehen, zum Beispiel Kinder mit besonderen Förderbedürfnissen, Menschen mit Behinderungen oder psychisch belastete Personen. Exemplarisch bezogen wir uns hier auf Kursteilnehmende mit ADHS, Autismus oder Depression. 

Dabei wurden Methoden und Ansätze vermittelt, wie man kreative Prozesse so gestaltet, dass sie unterstützend wirken, ohne den künstlerischen Ausdruck einzuschränken. Es geht also um die Verbindung von Kunst, Therapie und pädagogischer Arbeit, um Menschen in ihrer persönlichen Entwicklung zu fördern und ihnen einen Raum für Selbstentfaltung zu bieten.

Wichtig war hier die Abgrenzung:

Kunst als Therapie bezieht sich auf die Nutzung von kreativen Aktivitäten, wie Malen, Zeichnen oder Basteln, um das Wohlbefinden zu fördern, Stress abzubauen oder einfach Freude zu erleben. Dabei steht die persönliche Erfahrung und der Spaß am kreativen Schaffen im Vordergrund. Es ist oft informell und kann selbstständig oder in Gruppen erfolgen, ohne dass ein speziell ausgebildeter Therapeut beteiligt ist. Kunsttherapie hingegen ist eine professionelle therapeutische Methode, bei der speziell ausgebildete Kunsttherapeutinnen und -therapeuten kreative Prozesse gezielt einsetzen, um psychische, emotionale oder soziale Probleme zu behandeln. Hierbei wird die Kunst aktiv in den therapeutischen Prozess eingebunden, um unbewusste Gefühle, Konflikte oder Verhaltensmuster sichtbar zu machen und zu bearbeiten. Die Kunsttherapie folgt einem therapeutischen Konzept und wird meist in einem geschützten Rahmen durchgeführt. Während Kunst als Therapie eher eine selbstständige, informelle Nutzung von Kreativität zur Förderung des Wohlbefindens ist, ist Kunsttherapie eine professionelle, gezielte Behandlungsmethode, bei der Kunst als Werkzeug in einem therapeutischen Kontext eingesetzt wird. In unserem Kurs ging es um die Einsatzmöglichkeiten im Bereich Kunst als Therapie.

Hierzu einige Beispiele:

Kunsttherapeutische Tools im Unterricht können sehr vielfältige Zielgruppen unterstützen. Neben verhaltensauffälligen Kindern und Jugendlichen in inklusiven Settings profitieren auch Erwachsene erheblich von diesen Methoden, besonders wenn sie Symptome von ADHS, Autismus oder Depression aufweisen.

Diese Methoden bieten einen niederschwelligen Zugang zur Selbsterfahrung und Selbstregulation, indem sie helfen, die oft komplexen und emotional belastenden Themen kreativ auszudrücken.

  • Bei ADHS kann beispielsweise das bewusste, achtsame Zeichnen („Mindful Dooddling“) den Kindern helfen, sich zu fokussieren und zur Ruhe zu kommen.
  • Menschen mit Autismus können von strukturierten, repetitiven Aktivitäten wie der Gestaltung von Mandalas und Zendoodles profitieren, die ihnen ein Gefühl von Sicherheit und Ordnung vermitteln.
  • Bei Depressionen ermöglicht das Arbeiten an Themen wie dem „Garten des Selbst“ den Betroffenen, ihre inneren Ressourcen und verborgenen Kompetenzen zu erkennen und zu aktivieren:
z.B. ‚Garten des Selbst‘ – Blätter, Wurzeln, Blüten und Samen/Triebe repräsentieren die individuelle Gegenwart/Entwicklungsmöglichkeiten des Zeichnenden, Unkraut repräsentiert Behinderungen der Entwicklung.

Diese kunsttherapeutischen Ansätze bieten einen individuell angepassten Zugang, der nicht nur die ästhetische und kreative Auseinandersetzung fördert, sondern auch den emotionalen und sozialen Austausch unterstützt. So trägt der Einsatz dieser Tools im Unterricht dazu bei, einen Raum zu schaffen, in dem sich alle Beteiligten – ob Kinder, Jugendliche oder Erwachsene – auf ihre eigene Art und Weise mit sich selbst und anderen verbinden können.

Eine weitere Wahrnehmungsübung, um die Verbindung zu sich selbst zu fördern, stellte die Erstellung eines privaten ‚SINN‘ – Tagebuchs dar, das sich sowohl täglich der Sinneswahrnehmung ( z.B. Gerüche, visuelle Eindrücke, Geschmack, etc.) als auch dem Sinn einer Aktion ( z.B. Unterricht und dessen Ziel) widmen sollte.

Eine zusätzliche Möglichkeit ergibt sich durch spielerische Paarübungen in Bewegung, bei denen man sich  aufeinander einstellt und so einen Bezug zu sich selbst und durch Empathie einen Bezug zum Gegenüber herstellt:

Zur Abrundung unternahmen wir nach Kursende am letzten Tag (neben dem Besuch vom Museum Barberini am Tag zuvor)  eine dreistündige Wanderung durch den historischen Stadtteil Trastevere mit einer engagierten Führerin, die uns informativ das jüdische Viertel, sowie Kirchen wie St. Cecilia näherbrachte, unter deren Architektur Gewölbe mit alten Wohnsiedlungen zu sehen waren. Diese repräsentierten die damalige, antike, später zugeschüttete Wohnlage. Eine typische Situation für Rom, welche zur Folge hat, dass sich immer wieder neue Ausgrabungsorte ergeben.

Trastevere ,,Underground“ am letzten Tag

In diesem Kurs hatte ich die Möglichkeit, die Bedeutung von Kunst als Werkzeug zum therapeutischen Einsatz  auf dem Weg zum Selbstausdruck kennenzulernen, bzw. auszubauen. Besonders wertvoll war für mich die Erfahrung, auf individuelle Bedürfnisse im Kunstunterricht eingehen zu können und dadurch meine kreativen Fähigkeiten sowie mein Selbstverständnis im Umgang mit auffälligen Zielgruppen weiterentwickeln zu können. Der (Erfahrungs-) Austausch mit Kolleginnen und Kollegen aus verschiedenen europäischen Ländern ist eine sehr wertvolle und verbindende Erfahrung – hier gab es viele Berührungspunkte, Vernetzung ist ein nachhaltiger Effekt. Ich bin gespannt auf die praktische Umsetzung des neu erworbenen Wissens hier vor Ort. 

Unsere Gruppe (nicht ganz vollzählig) am letzten Tag. Im Vordergrund unsere Dozentin Marianna.

Cultivating Diversity and Inclusion, Rom #2

von Eman Rashidi, Rome, 05.05.2025 – 09.05.2025

Am Freitag, den 02. Mai 2025, flogen meine Kollegin und ich vom Flughafen Hamburg nach Rom.

Der Flug verlief reibungslos, die Landung ebenso. In Rom erwartete uns ein angenehmes, sonniges Wetter. Ich hatte im Voraus ein Hotel in der Nähe der Europass Teacher Academy gebucht: das Hotel St. Moritz in der Via Nazionale. Die Akademie ist von dort fußläufig in 10 bis 15 Minuten erreichbar, und auch viele der bedeutendsten Sehenswürdigkeiten der Stadt lassen sich bequem zu Fuß erkunden. Das machte die Anreise sehr entspannt. Nach dem Einchecken machten meine Kollegin Frau Qaser und ich einen ersten Spaziergang durch die Innenstadt und genossen ein Abendessen in einem regionalen Restaurant.

Am Samstag ruhten wir uns zunächst etwas aus, bevor wir gegen Mittag Richtung Vatikan aufbrachen. Der Besuch war mir besonders wichtig, da ich bereits einmal in Rom war und diese besondere spirituelle Atmosphäre erneut erleben wollte.

Religiöse Orte faszinieren mich seit jeher, insbesondere auch im interkulturellen Kontext. Ich habe in meinem Leben mit Gläubigen verschiedener Religionen – Hinduismus, Islam, Christentum, Buddhismus – gemeinsam gebetet. Trotz mancher Zurückhaltung nach dem Tod von Papst Franziskus war der Vatikan gut besucht. Besonders beeindruckte mich das Zusammenspiel von Religion, Geschichte und Symbolik. Der Besuch der Sixtinischen Kapelle war bewegend, auch weil ich dort erfuhr, dass mumifizierte Leichname früherer Päpste noch ausgestellt sind.

Am Sonntag nutzten wir das Angebot, am ersten Sonntag des Monats historische Orte kostenlos zu besichtigen. Für das Pantheon mussten wir rund 40 Minuten anstehen, für die Engelsburg sogar etwa 85 Minuten. Besonders eindrucksvoll war die Engelsbrücke mit ihren Skulpturen, die Szenen aus der Passion Christi darstellen. Die Engelsburg selbst gab Einblicke in Roms militärische und architektonische Geschichte.

Montag, 05. Mai 2025 – Seminarbeginn

Der Tag begann früh. Um 06:00 Uhr klingelte der Wecker. Nach einem einfachen, aber ausreichenden Frühstück ging es gemeinsam mit meiner Kollegin zur Europass Teacher Academy. Dort begrüßte uns die Dozentin, Frau Christina Waymark.

Der Unterricht begann aufgrund von Verzögerungen erst um 09:38 Uhr. Insgesamt nahmen zuerst sechs Personen teil:

1. Ich selbst (Deutschland)

2. Frau Qaser (Deutschland)

3. Eine Kollegin aus der Berliner VHS (Verwaltung)

4. Zwei Lehrerinnen aus Portugal (eine mit Schwerpunkt auf Migrantenbildung)

5. Ein Lehrer aus Valencia, Spanien

Zwei Teilnehmende kamen mit rund 49 Minuten Verspätung. Die Dozentin stellte sich zunächst auf Italienisch vor, was einige Teilnehmerinnen aus Portugal gut verstanden. Auch Frau Qaser konnte vieles durch nonverbale Hinweise erfassen.

In der ersten Übung stellten wir uns gegenseitig in der eigenen Muttersprache vor. Ich sprach zunächst Deutsch, dann Persisch. Erstaunlicherweise verstand mich meine Partnerin gut. Weitere Aufgaben umfassten nonverbale Kommunikation, das Erraten von Geburtsdaten und eine kreative Runde mit persönlichen Notizen auf Zetteln. Ich notierte: „Ich kann altpersische Texte lesen.“

Diese Methoden verfolgten mehrere Ziele: das gegenseitige Kennenlernen, die Förderung von Offenheit und das Hinterfragen von Vorurteilen. Besonders wichtig war die Reflexion über stereotypisierende Denkweisen. Nur weil jemand aus den Niederlanden stammt, sollte man ihn nicht vorschnell mit bestimmten Klischees wie Drogenkonsum in Verbindung bringen.

Nach einer Pause mit Kaffee und Snacks begann eine erste Gruppenpräsentation aus Portugal.

Zudem lernten wir eine App kennen, die uns im Laufe der Woche begleiten wird.

Dienstag, 06. Mai 2025 – Zweiter Seminartag

Der zweite Tag des Seminars begann erneut früh. Um 06:00 Uhr stand ich auf, bereitete mich vor und nahm ein einfaches, aber gutes Frühstück im Hotel ein. Ich entschied mich für einen Americano. Der Kaffee in Rom unterscheidet sich deutlich von dem in Deutschland – er ist intensiver, stärker im Geschmack und sorgt für einen schnellen Start in den Tag.

Der Unterricht an der Europass Teacher Academy begann pünktlich. Die Gruppe arbeitete heute an einer Reihe von Aufgaben zur Selbstreflexion und Unterrichtspraxis.

Eine zentrale Übung bestand darin, zwischen drei Kategorien zu unterscheiden:

  1. Was kann ich im Unterricht gut kontrollieren?
  2. Was kann ich mittlerweile gut beeinflussen?
  3. Worauf habe ich kaum oder keinen Einfluss?

wir analysierten verschiedene Faktoren:

  • Gut kontrollierbar: Klassenzimmergestaltung, Unterrichtsmaterialien, Strukturierung des Unterrichts, Wahl geeigneter Methoden
  • Mittlerweile gut beeinflussbar: Integrationsthemen (z. B. durch interkulturelle Erfahrungen), individuelles Lernverhalten, Methodenvielfalt
  • Nicht kontrollierbar: Persönlicher Hintergrund der Schüler*innen, Häusliche Lernbedingungen, Gesetzliche Vorgaben

Eine besonders interessante Übung befasste sich mit tierischen Lauten in unterschiedlichen Sprachen. Dabei wurde deutlich, wie unterschiedlich Sprache klingen kann, selbst bei einfachen Dingen wie Tiergeräuschen. Ziel war es, die Bedeutung von Mimik, Gestik und nonverbaler Kommunikation im interkulturellen Kontext hervorzuheben.

Im Anschluss diskutierten wir Konstellationen im Klassenzimmer – wer sollte neben wem sitzen, wenn beispielsweise neu zugewanderte Kinder aus der Ukraine unterrichtet werden. Es wurden verschiedene Szenarien vorgestellt (Ukraine – Ukraine, Ukraine – Deutschland, Ukraine – Türkei), mit dem Ziel, sowohl Sicherheit als auch Integration zu fördern. Die gemeinsame Aufgabe mit Frau Qaser in dieser Phase der Gruppenarbeit war konstruktiv und ermöglichte interessante Perspektiven.

Ein weiteres Highlight war das sogenannte „Clown-Spiel“. Drei Gegenstände (Stuhl, Marker, Pappbecher) wurden mit bestimmten Bewegungen kombiniert. Eine Person (der „Clown“) verließ den Raum, während die Gruppe Aktionen mit den Gegenständen entwickelte. Zurück im Raum, musste der Clown die Aktionen erraten – nur mithilfe nonverbaler Hinweise. Diese Übung zeigte eindrucksvoll, wie auch ohne Sprache ein Lernprozess und eine Vertrauensbasis geschaffen werden können.

Im Anschluss hielten weitere Teilnehmende ihre Präsentationen:

  • Eine Kollegin aus Berlin berichtete über ihre Arbeit im Servicezentrum der Berliner Volkshochschulen mit Schwerpunkt Diversität, Integration und Inklusion.
  • Zwei Teilnehmende aus Rumänien stellten sich und ihre Arbeit vor, unterstützt durch zwei Kolleginnen aus einer anderen Gruppe.

Der Tag endete mit einem gemeinsamen Mittagessen in der Stadt. Ich entschied mich für eine klassische Pizza Margherita.

Mittwoch, 07. Mai 2025 – Dritter Seminartag

Wie gewohnt begann der Tag früh mit einem Frühstück und dem Fußweg zur Europass Teacher Academy. Der Unterricht startete pünktlich. Inhaltlich lag der Schwerpunkt heute auf interkulturellem Lernen, kultureller Identität sowie dem bewussten Umgang mit kulturellen Unterschieden im Bildungsbereich.

Als Einstieg erhielten alle Teilnehmenden die Aufgabe, ein Kulturelement auf einen kleinen Zettel zu schreiben.

Ich entschied mich für das Element „Sprache“.

Anschließend stellte die Dozentin das Eisbergmodell der Kultur nach Edward T. Hall (1967) vor. Dieses Modell unterscheidet zwischen sichtbaren (z. B. Kleidung, Architektur, Essgewohnheiten) und unsichtbaren (z. B. Werte, Verhaltensregeln, Überzeugungen) Kulturelementen. Die Diskussion verdeutlichte, dass viele Missverständnisse zwischen Menschen aus unterschiedlichen Kulturen aus jenen Aspekten entstehen, die unterhalb der „Wasserlinie“ liegen – also nicht unmittelbar sichtbar sind. So berichteten Teilnehmende etwa über verschiedene Vorstellungen zu Nähe und Körperkontakt oder darüber, wann und wie Geschenke überreicht werden.

Ein besonders relevantes Beispiel aus dem deutschen Kontext war meine Erläuterung zur Regel, dass Geschenke im Wert von mehr als fünf Euro im öffentlichen Dienst zu melden sind – ein Aspekt, der bei anderen Teilnehmenden für Überraschung sorgte.

Vertiefend wurde das Zwiebelmodell der Kultur vorgestellt, dass die Tiefenstruktur kultureller Identität in drei Schichten gliedert:

1. Äußere Schicht – Sichtbare Kultur: Kleidung, Sprache, Architektur, Essen, Musik

2. Mittlere Schicht – Normen und Werte: Höflichkeit, Kommunikationsstil, Umgang mit Autoritäten

3. Innere Schicht – Grundannahmen: Zeitverständnis, Gerechtigkeitsempfinden, religiöse Überzeugungen, Rolle des Individuums

Ich stellte die deutsche Kultur anhand dieses Modells vor. Als sichtbare Elemente nannte ich Pünktlichkeit und Ordnung, als Werte die direkte Kommunikation und die Wahrung von Privatsphäre. Bei den Grundannahmen betonte ich insbesondere das Vertrauen in Gesetze und Systeme sowie das Prinzip „Freiheit mit Verantwortung“.

Darüber hinaus erarbeiteten wir vier zentrale kulturelle Ausdrucksformen:

Symbol: Bundesadler

Held: Johann Wolfgang von Goethe

Ritual: Currywurst mit Pommes als alltägliches und verbindendes Element

Wert: Ordnung und Struktur

Anschließend sollten wir fünf Qualitäten benennen, die wir uns für unsere Schüler*innen wünschen. Ich entschied mich für:

1. Mut

2. Kompetenz

3. Gerechtigkeit

4. Optimismus

5. Stärke

Als zentrale Werte wählte ich Kompetenz und Optimismus. Mein Idealbild eines Schülers ist jemand, der seine Fähigkeiten kennt, mit Rückschlägen umgehen kann und mit Zuversicht in seiner Entwicklung voranschreitet.

Ein inhaltlicher Schwerpunkt des Nachmittags war die Differenzierung zwischen expliziter und impliziter Kommunikation. Während explizite Kommunikation durch Klarheit und Direktheit (z. B. schriftliche Regeln) geprägt ist, basiert implizite Kommunikation auf unausgesprochenen Erwartungen, Körpersprache und kulturellen Andeutungen.

Diese Unterscheidung ist für den Schulalltag von großer Bedeutung, insbesondere im Umgang mit Lernenden aus verschiedenen Herkunftsländern.

Im letzten Teil des Tages verglichen wir individualistische und kollektivistische Gesellschaftsstrukturen. Es wurde deutlich, wie stark diese Modelle den schulischen Alltag beeinflussen – etwa bei der Einschätzung von Eigenverantwortung, Leistungsbewertung oder dem Umgang mit Konflikten.

Ein erfüllter, erkenntnisreicher Tag, der mir nicht nur neues Wissen vermittelt, sondern auch meine pädagogische Sensibilität weiter geschärft hat.

Nach dem Besuch der Vatikanischen Museen entschieden wir uns spontan, erneut den Petersplatz im Vatikan aufzusuchen. Es war der erste Tag nach dem Tod von Papst Franziskus, an dem die Kardinäle zum Konklave zusammengekommen waren – ein historischer Moment, den man nicht oft im Leben miterlebt.

Der Platz war voller Menschen. Gläubige, Tourist*innen, Kamerateams – alle warteten gespannt auf ein Zeichen. Ich freute mich, bei diesem seltenen und symbolträchtigen Ereignis selbst vor Ort sein zu dürfen. Die Atmosphäre war von Erwartung und Stille zugleich geprägt.

In diesem Moment erinnerte ich mich an den Film „Illuminati“. Die Szenerie auf dem Platz glich der letzten Szene des Films – das gleiche Licht, die gleiche Spannung, der Blick aller war auf den Schornstein der Sixtinischen Kapelle gerichtet.

An diesem Nachmittag stieg jedoch schwarzer Rauch auf – ein sichtbares Zeichen dafür, dass im Konklave noch keine Entscheidung getroffen worden war. Der neue Papst war noch nicht gewählt. Trotzdem war es ein zutiefst bewegender Augenblick, diese symbolische Handlung mit eigenen Augen zu erleben – Teil eines Geschehens, das weltweit beobachtet wird und doch in seiner stillen Dramatik ganz lokal spürbar war.

Donnerstag, 08. Mai 2025 – Vierter Seminartag

Der heutige Seminartag begann erneut pünktlich und thematisch konzentriert.

Der erste inhaltliche Schwerpunkt lag auf dem Phänomen des Kulturschocks.

Nach einer kurzen Einführung durch die Dozentin wurden persönliche Erfahrungen der Teilnehmenden besprochen. Eine Kollegin aus Portugal berichtete von sprachlichen Herausforderungen bei einem Aufenthalt in Frankreich. Ich selbst habe mich bewusst entschieden, an diesem Tag keine persönlichen Erfahrungen zu teilen.

Frau Qaser schilderte hingegen typische Reaktionen von Schüler*innen, die neu nach Deutschland kommen: Schwierigkeiten mit Pünktlichkeit und Anpassung an das Wetter.

Im Anschluss stellte die Dozentin die sogenannte Cultural Shock Curve vor, ein Modell zur Beschreibung der emotionalen Phasen während eines kulturellen Anpassungsprozesses.

Es umfasst u. a.:

  • Honeymoon-Phase: Neugier, Euphorie, erste Begeisterung
  • Krisenphase: Frustration, Missverständnisse, Überforderung
  • Anpassungsphase: Orientierung, erste Routinen, langsames Verständnis
  • Integrationsphase: Stabilität, Selbstverständnis im neuen Umfeld

Wir diskutierten anschließend, ob und wie Kulturschocks vermieden werden können. Ich wies darauf hin, dass man sie nicht vollständig verhindern kann, da sie oft aus der persönlichen Begegnung mit neuen Normen entstehen. Filme oder Bücher über das Gastland können vorbereiten, ersetzen jedoch keine reale Erfahrung.

Nach einem kollegialen Erfahrungsaustausch wurde das Konzept der Acculturation Strategies thematisiert. Es unterscheidet vier Strategien, wie sich Individuen in eine neue Kultur integrieren:

  • Integration: Gleichgewicht zwischen Herkunftskultur und Zielkultur
  • Assimilation: vollständige Anpassung an die neue Kultur, Aufgabe der eigenen
  • Separation: Rückzug in die eigene Kultur, Ablehnung der neuen
  • Marginalisierung: Verlust beider kultureller Anbindungen

Diese Konzepte halfen uns, den Umgang unserer Schüler*innen mit kulturellen Herausforderungen besser zu verstehen.

Nach der Pause folgte ein weiterer Schwerpunkt: Unconscious Bias (unbewusste Voreingenommenheit). Wir erarbeiteten:

Was ist Unconscious Bias? Wie äußert sich dies im Klassenzimmer? Anhand von Beispielen wurden vier häufige Formen analysiert:

1. Affinity Bias: Bevorzugung von Menschen, die uns ähnlich sind

2. Perception Bias: Wahrnehmungsverzerrungen durch Vorannahmen

3. Halo Effect: Ein positives Merkmal überstrahlt andere Eigenschaften

4. Confirmation Bias: Informationen werden so gedeutet, dass sie vorhandene Meinungen bestätigen

Diese Verzerrungen beeinflussen Lernverhalten, Leistungsbeurteilungen und zwischenmenschliche Dynamiken unbewusst. Die Dozentin stellte das Buch „Thinking, Fast and Slow“ von Daniel Kahneman vor, das sich mit intuitivem versus reflektiertem Denken befasst.

Als methodischen Impuls zeigte sie Auszüge aus der Netflix-Serie „100 Humans“, die soziale Experimente auf unterhaltsame Weise darstellt – ideal zur Sensibilisierung für unbewusste Denkmuster.

Den Abschluss bildete die Reflexion über die 4 Cs des 21st Century Learning:

1. Creativity – eröffnet Perspektivenwechsel und fördert Empathie durch Ausdruck

2. Critical Thinking – hilft, Vorurteile zu hinterfragen und Handlungen zu verstehen

3. Communication– betont aktives Zuhören und Dialog als Basis für Mitgefühl

4. Collaboration – erfordert Rücksichtnahme und stärkt Empathie durch gemeinsame Zielverfolgung

Ein erkenntnisreicher Tag, der theoretische Konzepte und praktische Ansätze gelungen miteinander verbunden hat.

Freitag, 09. Mai 2025 – Fünfter und letzter Seminartag

Der letzte Tag des Seminars begann wie gewohnt pünktlich. Zu Beginn reflektierten wir gemeinsam die letzten Tage, insbesondere anhand der Fotos, die während des Seminars und bei unseren Exkursionen in Rom entstanden sind. Diese Rückschau diente der bewussten Auseinandersetzung mit unseren Eindrücken – sowohl inhaltlich als auch kulturell.

Anschließend stellte die Dozentin die App GooseChase vor. Es handelt sich um ein digitales Tool, das insbesondere im Sprachunterricht oder bei Exkursionen eingesetzt werden kann. Lehrkräfte können damit kreative Aufgaben („Missionen“) gestalten, die Lernende durch Fotos, Texte oder Videos bearbeiten. Die App fördert selbstständiges Erkunden, Sprachanwendung im Alltag sowie kollaboratives Lernen – ein interessanter Ansatz, besonders für projektorientierte Unterrichtsformen.

Im nächsten Themenblock diskutierten wir Filme, die verschiedene Seiten einer Persönlichkeit zeigen. Als Beispiel wurde u. a. der Film „Joker“ genannt. Wir reflektierten, wie Wahrnehmung, Lebensumstände und soziale Ausgrenzung das Verhalten und die Entwicklung eines Menschen beeinflussen können.

Im Anschluss wurden wir in Gruppen eingeteilt. Unsere Aufgabe war es, eine als „Bösewicht“ wahrgenommene Figur aus einem Film aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Unsere Gruppe wählte Albus Dumbledore aus der Harry-Potter-Reihe.

Die Diskussion drehte sich um seine moralischen Entscheidungen, seine Zurückhaltung gegenüber Harry sowie seine komplexe Vergangenheit im Zusammenhang mit Gellert Grindelwald. Ziel der Übung war es, Perspektivenwechsel zu üben und moralische Ambivalenz zu verstehen.

Danach führten wir ein Experiment durch: Eine Person sah ein kurzes Video nicht, während der Partner es beschrieb. Ziel war es, zu erkennen, wie unterschiedlich Informationen aufgenommen und interpretiert werden. Fazit: Man kann sich nicht allein auf Beschreibungen verlassen – Wahrnehmung ist subjektiv und durch Sprache begrenzt.

Nach der Pause befassten wir uns mit dem Thema Diskriminierung. Die Dozentin stellte die Definition der EU vor:

„Diskriminierung liegt vor, wenn eine Person aufgrund von Merkmalen wie Geschlecht, ethnischer Herkunft, Religion, Alter, Behinderung oder sexueller Orientierung ungerecht behandelt wird.“

Im anschließenden Austausch diskutierten wir Beispiele aus dem gesellschaftlichen Alltag, etwa:

  • Bewerbungsverfahren, bei denen Menschen mit Migrationshintergrund trotz gleicher Qualifikation benachteiligt werden.
  • Vermietung von Wohnungen, bei denen Bewerber*innen ohne deutsche Namen oft seltener eine Zusage erhalten.

Zum Abschluss sprachen wir noch einmal über die bereits bekannten 4 Cs (Creativity, Critical Thinking, Communication, Collaboration) und deren Relevanz im Schulalltag.

Nach einer Feedbackrunde zur Seminarwoche und zur Arbeit der Dozentin wurden uns feierlich die Teilnahmezertifikate überreicht.

Der Kurs war inhaltlich fundiert, methodisch abwechslungsreich und praxisnah gestaltet – eine wertvolle Fortbildung für unsere pädagogische Arbeit.

Cultivating Diversity and Inclusion, Rom

von Hajar Qaser-Rashidi

5.-9. Mai 2025 in Rom, Italien

Ankunft und erste Entdeckungen in Rom

Unsere Reise begann mit einem angenehmen Flug von Hamburg in die Ewige Stadt – Rom.

Schon bei der Ankunft empfing uns die Stadt mit strahlendem Sonnenschein und wohltuender Wärme. Ich hatte mir ein nettes Hotel St. Moritz in der Via Nazionale bereits im Voraus gebucht und machte mich direkt auf den Weg dahin.

Die zentrale Lage erwies sich als wahrer Glücksgriff: Nur wenige Schritte trennten mich von der Europass Teacher Academy und von zahlreichen kulturellen Highlights.

Nach dem Einchecken ließ ich mich durch die Altstadt treiben – vorbei an prachtvollen Fassaden, lebendigen Plätzen und den ersten Eisdielen. Der Tag endete stimmungsvoll bei einem regionaltypischen Abendessen in einem kleinen Lokal.

Der Samstag begann ruhig, fast meditativ. Gegen Mittag machte ich mich zusammen mit meinem Kollegen auf den Weg in den Vatikan – einen Ort, der nicht nur religiös bedeutsam ist, sondern auch spirituell berührt. Für mich persönlich war es bereits der zweite Besuch, aber dieses Mal durften wir etwas Besonderes erleben: In dem Vatikan findet in der kommenden Woche das Konklave statt und ein neuer Papst soll gewählt werden. Das macht alles noch viel spannender!

Besonders eindrucksvoll war der Moment, in dem wir von der Existenz mumifizierter Päpste erfuhren – ein Detail, das mir bislang unbekannt war. Dieser Besuch erinnerte mich daran, wie vielschichtig Geschichte und Glaube miteinander verwoben sind.

Am Sonntag nutzten wir die Gelegenheit, am „freien Museumssonntag“ teilzunehmen.

Trotz teils langer Wartezeiten (über eine Stunde für das Pantheon, fast eineinhalb für die Engelsburg) bleiben wir standhaft, und das hat sich gelohnt. Die Engelsbrücke mit ihren detailreichen Engelsfiguren, jede ein Symbol des christlichen Glaubens, beeindruckte mich besonders. Die anschließende Besichtigung der Engelsburg vertiefte unser Verständnis für die Verbindung von Architektur, Geschichte und Macht in Rom.

Montag, 05. Mai 2025

Der erste Seminartag. Nach einem schlichten, aber leckeren Frühstück machten wir uns zu Fuß auf den Weg zur Europass Teacher Academy.

Unsere Dozentin, Frau Christina Waymark, empfing uns herzlich. Mit Teilnehmenden aus Deutschland, Spanien, Portugal und Rumänien war die Gruppe wunderbar international. Zwei von ihnen kamen mit leichter Verspätung – ein Anlass für Gelassenheit und ein Lächeln.

Der Tag begann interaktiv: Eine Vorstellungsrunde in der eigenen Muttersprache war der Auftakt. Ich sprach zunächst auf Deutsch und durfte erleben, wie viel auch ohne perfektes Verstehen möglich ist. Es folgten nonverbale Übungen und eine kreative Aktivität mit Notizzetteln. Mein eigener Beitrag: „Ich kann 24 Stunden ohne Schlaf auskommen.“ – Was für viel Heiterkeit sorgte.

Was wie ein Spiel begann, entfaltete sich als tiefgründige pädagogische Strategie: Wir diskutieren über Vorurteile, über den Wert der Diversität und darüber, wie schnell man Menschen in Schubladen steckt. Die Aussage „Nicht jede Person aus den Niederlanden konsumiert Haschisch“ stand sinnbildlich für diesen kritischen Blick auf kulturelle Stereotype.

Nach einer kurzen, stärkenden Pause wurden erste Präsentationen gehalten.

Und anschließend hielten Herr Rashidi und ich unsere Präsentation. Bereits vor der Reise hatten wir eine umfassende Vorstellung vorbereitet, in der wir unsere Einrichtung, ihre organisatorische Struktur sowie unsere pädagogische Arbeit präsentierten. Wir stellten die verschiedenen Bildungsangebote der VHS vor – von Sprachkursen über Integrationsmaßnahmen bis hin zu beruflicher Weiterbildung – und gaben Einblicke in unsere Leitungsstruktur sowie unsere Aufgabenbereiche als Kursleiterin bzw. Kursleiter. Auch unsere eigenen pädagogischen Schwerpunkte und methodischen Ansätze wurden thematisiert. Die Präsentation stieß auf großes Interesse und bot eine wertvolle Gelegenheit, den internationalen Kolleginnen und Kollegen unser Bildungsmodell näherzubringen.

Dienstag, 06. Mai 2025

Der Tag begann mit einem kräftigen doppelten Kaffee – Americano und Espresso. Das Aroma des italienischen Kaffees ist unvergleichlich und seine Wirkung ebenso. Voller Energie begannen wir pünktlich den Seminartag.

Eine Selbstreflexion bildete den thematischen Einstieg: Was können wir im Unterricht kontrollieren? Was liegt außerhalb unseres Einflusses? Die Diskussion war ehrlich und intensiv. Themen wie Integration, Motivation, Prüfungsdruck, aber auch gesetzliche Rahmenbedingungen oder familiäre Hintergründe der Lernenden kamen zur Sprache.

Ein besonders origineller Impuls war die „Tierlaut“-Übung – spielerisch und doch tiefgründig. Sie machte deutlich: Sprache ist nicht die einzige Form der Kommunikation. Gerade für Menschen mit wenig oder keinen Sprachkenntnissen kann Körpersprache Brücken bauen, wo Worte fehlen. In der Übung imitierten wir Tierlaute in verschiedenen Sprachen und stellten fest, wie unterschiedlich ein und derselbe Laut je nach Sprachraum klingt – etwa das Krähen eines Hahns oder das Bellen eines Hundes.

Aus pädagogischer Sicht war diese Aktivität äußerst wertvoll: Sie sensibilisierte uns für die Vielfalt kultureller Ausdrucksformen und betonte die Bedeutung nonverbaler Kommunikation. In einem inklusiven Klassenzimmer – insbesondere mit neu zugewanderten Lernenden oder in Alphabetisierungskursen – spielt diese Art der Verständigung eine zentrale Rolle.

Lernende erleben durch solche Übungen, dass Kommunikation auch ohne perfektes Sprachvermögen möglich ist. Das fördert Selbstvertrauen, Teilhabe und vor allem den Mut, sich auszuprobieren. Gleichzeitig regt es Lehrkräfte dazu an, eigene Kommunikationsmuster zu hinterfragen und bewusst auch körperliche Ausdrucksformen als didaktisches Mittel einzusetzen. Die Tierlaut-Übung wirkte damit wie ein kleiner Spiegel: humorvoll, interaktiv – und doch tief in der pädagogischen Praxis verwurzelt.

Es folgte eine Diskussion über die Sitzordnung in Klassen mit geflüchteten Schüler*innen. Zwei ukrainische Kinder nebeneinander oder gezielte Durchmischung? Unsere Antwort: Es kommt auf die individuelle Situation an. Sicherheit und emotionale Stabilität stehen an erster Stelle.

Das „Clown-Spiel“ war mein persönliches Highlight: Drei Gegenstände, drei Bewegungen – der Clown errät die Handlung ohne ein Wort. Es war nicht nur unterhaltsam, sondern ein Lehrstück in nonverbaler Pädagogik.

Den Abschluss bildeten zwei Präsentationen: eine Kollegin aus Berlin stellte ihre Arbeit zu Inklusion und Diversität vor, anschließend präsentierten zwei Lehrerinnen aus Rumänien mit der Unterstützung einer weiteren Kollegin ihre Praxis.

Am Nachmittag des dritten Seminartages nutzten wir die Gelegenheit, das Vatikanische Museum zu besichtigen – ein kultureller Höhepunkt unserer Reise.

Die Vatikanischen Museen zählen zu den bedeutendsten und meistbesuchten Kunstsammlungen der Welt. Sie wurden im 16. Jahrhundert unter Papst Julius II. gegründet und beherbergen heute über 70.000 Kunstwerke, von denen rund 20.000 ausgestellt sind. Die Sammlungen umfassen Werke der ägyptischen, etruskischen und römischen Antike, Meisterwerke der Renaissance sowie bedeutende Stücke der modernen Kunst.

Der Besuch war nicht nur ein ästhetisches Erlebnis, sondern auch eine eindrucksvolle Reise durch die Geschichte von Kunst, Macht und Glauben. Er hinterließ einen nachhaltigen Eindruck und bildete einen würdevollen Ausklang des dritten Seminartages.

Mittwoch, 07. Mai 2025

Der heutige Tag begann mit einer kleinen Geste: Wir schrieben je ein kulturelles Element auf einen Zettel. Ich wählte „Kleidung“. Daraus entwickelte sich eine tiefgreifende Auseinandersetzung mit dem Eisbergmodell der Kultur. Kultur ist nicht nur sichtbar – das meiste bleibt verborgen. Diese Erkenntnis hat sich mir tief eingeprägt.

Noch bildhafter wurde es mit dem Zwiebelmodell: Eine Kultur besteht aus sichtbaren Schichten, aus gesellschaftlichen Werten und aus tiefsten Überzeugungen. Ich stellte mir einen Baum vor – langsam wachsend, beständig, tief verwurzelt. Genau so sehe ich die Entwicklung eines Menschen.

Meine zentralen Werte: Integrität und Lernen. Mein Held: Mahatma Gandhi. Mein Ritual: das tägliche Gebet – als Moment der Einkehr. Das sind keine abstrakten Begriffe, sondern lebendige Elemente meines pädagogischen Selbstverständnisses.

Der Nachmittag war der Kommunikation gewidmet: Was ist explizit, was implizit?

Wir erkannten, wie viele Missverständnisse durch unausgesprochene Erwartungen entstehen – insbesondere dann, wenn Kommunikationsstile und kulturelle Prägungen aufeinandertreffen. Der Vergleich zwischen individualistischen und kollektivistischen Gesellschaften zeigte eindrucksvoll, wie unterschiedlich Normen und Werte gelebt und interpretiert werden. Während in individualistisch geprägten Kulturen das Selbst, die Eigenverantwortung und persönliche Freiheit stark betont werden, stehen in kollektivistischen Gesellschaften Gemeinschaft, Harmonie und gegenseitige Verpflichtung im Vordergrund.

Aus pädagogischer Sicht ist dieses Verständnis essenziell, um interkulturelle Lernumgebungen sensibel zu gestalten. Lehrkräfte müssen erkennen, dass Verhaltensweisen von Lernenden oft aus tief verankerten kulturellen Mustern resultieren – z. B. kann Zurückhaltung in der mündlichen Mitarbeit aus Respekt gegenüber der Gruppe entstehen und nicht aus mangelndem Interesse.

Wer diese Unterschiede versteht, kann Lernprozesse gezielter steuern, Konflikte vermeiden und eine Atmosphäre schaffen, in der sich alle Lernenden – unabhängig von Herkunft oder Kultur – gesehen, verstanden und wertgeschätzt fühlen. Diese Reflexion stärkt nicht nur die eigene interkulturelle Kompetenz, sondern ist auch ein Schlüssel für gelingende pädagogische Beziehungen.

Donnerstag, 08. Mai 2025

Der vorletzte Tag begann mit einer Reflexion über den Kulturschock.

Eine Kollegin schilderte ihre sprachlichen Hürden in Frankreich. Ich selbst entschied mich heute bewusst, zuzuhören. Stattdessen berichtete ich von meinen Schüler*innen – und den kleinen Stolpersteinen, die ihnen im Alltag begegnen: Wetter, Pünktlichkeit, gesellschaftliche Erwartungen.

Die Culture Shock Curve zeigte, wie tiefgreifend diese Prozesse sind: von der Euphorie über die Frustration bis hin zur Anpassung. Die anschließenden vier Akkulturationsstrategien – Integration, Assimilation, Separation, Marginalisierung – gaben uns ein analytisches Werkzeug an die Hand, um das Verhalten unserer Lernenden besser zu verstehen.

Später beschäftigten wir uns mit Unconscious Bias – den unbewussten Vorannahmen, die unser Denken und Handeln steuern. Die vier häufigsten Verzerrungen (Affinity Bias, Perception Bias, Halo Effect, Confirmation Bias) wurden anhand lebendiger Beispiele erklärt.

Ein Höhepunkt war die Vorstellung des Buches „Thinking, Fast and Slow“ von Daniel Kahneman – eine spannende Lektüre über schnelles Bauchgefühl und langsames, reflektiertes Denken. Passend dazu: die Serie „100 Humans“, die diese Fragen in Form kleiner sozialer Experimente aufgreift.

Den Abschluss bildete eine intensive Reflexion über die 4 Cs: Kreativität, kritisches Denken, Kommunikation und Zusammenarbeit – und deren tiefgreifende Verbindung zur Empathie.

Ich nahm mit: Diese Kompetenzen sind nicht nur didaktische Methoden, sondern grundlegende pädagogische Haltungen, die unser Lehrverhalten prägen und die Lernkultur im Klassenzimmer mitgestalten. Besonders im Kontext der Alphabetisierung von erwachsenen Lernenden spielen die 4 Cs eine zentrale Rolle.

Kreativität hilft uns, neue Zugänge zu schaffen – sei es durch bildgestützte Methoden, Rollenspiele oder handlungsorientierte Aufgaben. Kritisches Denken unterstützt Lernende darin, ihre Umwelt bewusst zu hinterfragen, selbstständige Entscheidungen zu treffen und sich als handlungsfähige Subjekte zu erleben – ein wichtiger Schritt in der Selbstermächtigung.

Kommunikation, auch in einfachster Form, ermöglicht Teilhabe. Gerade bei Menschen, die in ihrer Schulbiografie oft brüchige oder traumatische Erfahrungen gemacht haben, muss Kommunikation ermutigen und nicht überfordern.

Zusammenarbeit schließlich fördert das Gemeinschaftsgefühl und schafft ein soziales Lernfeld, in dem jede*r vom Wissen und den Stärken der anderen profitieren kann.

In der Alphabetisierungsarbeit bedeutet das: Lernprozesse sind nicht rein kognitiv, sondern zutiefst emotional und sozial. Die 4 Cs liefern nicht nur Werkzeuge, sondern auch eine Haltung der Offenheit, Geduld und Wertschätzung – Eigenschaften, ohne die erfolgreiche Alphabetisierung kaum denkbar ist.

Freitag, 09. Mai 2025

Der letzte Tag war ein Tag des Rückblicks – und des Loslassens. Gemeinsam sahen wir unsere Fotos an, teilten Eindrücke und nahmen Abschied von einer intensiven, bereichernden Woche.

Die App GooseChase, die uns vorgestellt wurde, zeigte mir neue Wege für projektbasiertes, mobiles Lernen. Besonders eindrucksvoll war die Diskussion über den Film „Joker“ und die anschließende Gruppenarbeit.

Unsere Gruppe wählte Gaston aus. Die Schöne und das Biest – eine Figur, die im klassischen Narrativ klar als Bösewicht dargestellt wird. Doch anstatt ihn in dieser eindimensionalen Rolle zu belassen, versuchten wir, seine Geschichte aus einem neuen, empathischen Blickwinkel zu betrachten. Was auf den ersten Blick wie Arroganz, Egozentrik und Machthunger erscheint, lässt sich bei näherem Hinsehen auch als Ausdruck tieferer Unsicherheiten und gesellschaftlicher Prägungen deuten.

Wir stellten uns die Frage: Was treibt einen Menschen zu einem Verhalten, das als „böse“ wahrgenommen wird? Welche Rolle spielen dabei die Erwartungen der Gesellschaft, soziale Zuschreibungen oder der Wunsch nach Anerkennung? Gaston ist nicht einfach nur ein Antagonist – er ist zugleich ein Produkt seiner Umgebung: ein Mann, der für seine Stärke, sein Aussehen und seine Dominanz gefeiert wird. In einer Welt, in der diese Eigenschaften mit Wert und Männlichkeit gleichgesetzt werden, erscheint sein Verhalten fast logisch – wenn auch moralisch verwerflich.

Aus pädagogischer Perspektive war diese Übung besonders wertvoll: Sie machte deutlich, wie wichtig es ist, auch bei scheinbar „problematischen“ Persönlichkeiten hinter die Fassade zu blicken. Gerade in Bildungsprozessen – etwa im Umgang mit herausfordernden Lernenden – ist diese Haltung entscheidend. Der „laute“ Schüler, die „verweigernde“ Teilnehmerin – oft steckt ein anderes Narrativ dahinter: von Frustration, Mangel an Selbstwert, schwierigen biografischen Erfahrungen oder gesellschaftlicher Ausgrenzung.

Die Auseinandersetzung mit Gaston zeigte uns, wie man mit Empathie, Reflexion und Perspektivwechsel einen neuen Zugang schaffen kann – nicht nur zu fiktiven Figuren, sondern auch zu realen Menschen in unserem Unterricht. Der vermeintlich Böse könnte eben auch ein Opfer sein – von Rollenbildern, gesellschaftlichem Druck oder fehlender Anerkennung. Und genau darin liegt ein wichtiger Bildungsauftrag: Nicht vorschnell zu bewerten, sondern Raum für differenzierte Sichtweisen zu schaffen.

Ein kleines Experiment verdeutlichte die Grenzen von Sprache: Eine Person sah ein Video, die andere versuchte es nur durch Worte zu beschreiben. Ich dachte sofort an den Unterricht – wie oft sprechen wir „aneinander vorbei“?

Am Ende des Seminars widmeten wir uns dem sensiblen und hochaktuellen Thema Diskriminierung, basierend auf der offiziellen Definition der Europäischen Union. Laut EU-Richtlinie liegt Diskriminierung vor, wenn:

„Eine Person eine weniger günstige Behandlung erfährt, erfahren hat oder erfahren würde als eine andere Person in einer vergleichbaren Situation – aufgrund eines geschützten Merkmals wie ethnische Herkunft, Religion oder Weltanschauung, Behinderung, Alter, sexuelle Orientierung oder Geschlecht.“

Diese Definition umfasst sowohl direkte Diskriminierung (eine offene Benachteiligung aufgrund eines Merkmals) als auch indirekte Diskriminierung, die durch scheinbar neutrale Regelungen entsteht, aber faktisch bestimmte Gruppen benachteiligt.

Die anschließende Diskussion sensibilisierte uns für die vielfältigen, oft subtilen Erscheinungsformen von Diskriminierung in Gesellschaft und Bildung.

Aus pädagogischer Sicht wurde deutlich, wie wichtig es ist, eine offene, respektvolle Lernumgebung zu schaffen, in der Vielfalt nicht nur toleriert, sondern aktiv anerkannt und wertgeschätzt wird. Gerade in der Alphabetisierungsarbeit, in der Menschen mit sehr unterschiedlichen Biografien und kulturellen Hintergründen zusammenkommen, ist es unsere Aufgabe als Lehrkräfte, ein diskriminierungsfreies Lernklima zu ermöglichen, in dem sich alle sicher und zugehörig fühlen.

Diese Reflexion war ein wesentlicher Impuls, unsere eigene Haltung zu überprüfen, Verantwortung zu übernehmen und Bildungsräume bewusst als Orte der Gerechtigkeit und Teilhabe zu gestalten.

Zum Schluss: Zertifikate, Feedback, Applaus – und stille Dankbarkeit. Ich verlasse dieses Seminar mit einem Rucksack voller Methoden, Begegnungen und Gedanken, die bleiben.

ICT Tools for School Administration and Non-Teaching Staff, Florenz

von Natalie Wedemeyer

Wo:                Florenz, Italien – europass Teacher Academy
Wann:           07.04. – 13.04.2025
Thema:         ICT Tools for School Administration and Non-Teaching Staff

Einleitung:

Vom 07.04.- 13.04.2025 hatte ich die Gelegenheit, an der Erasmus-Reise zur Teacher Academy in Florenz teilzunehmen. Das Thema der Fortbildung war “Informations- und Kommunikationstechnologien für Schulverwaltungen sowie Verwaltungsangestellte”.

Motivation:

Vor der Reise habe ich kaum Informations- oder Kommunikationstechnologien oder digitale Medien für meine tägliche Arbeit in der Verwaltung gekannt und somit auch noch nicht eingesetzt. Meine Motivation für diese Reise war somit sehr hoch, dass ich erste Erfahrungen mit neuen Technologien machen werde.

Kulturelle Exkursionen:

Neben der täglichen Fortbildung in der Teacher Academy hatten wir auch die Gelegenheit, die italienische Kultur von Florenz und der Umgebung in der Toskana kennenzulernen. Des Weiteren konnten wir natürlich auch die kulinarischen Besonderheiten von Florenz genießen.

Anreise:

Am Sonntag, 06. April 2025 bin ich mit dem Flugzeug in Florenz angekommen. Dann hieß es Einchecken im Hotel und anschließend habe ich meine Umgebung erkundet und den Weg zur Teacher Academy bereits einmal „abgelaufen“, ca. 15 Minuten Fußmarsch. Schon der Blick in die Straße, in der sich die Schule befand, war jeden Tag aufs Neue atemberaubend, da man von dort aus direkt den großen Florenzer Dom erblicken konnte.

Blick auf den Dom von Florenz

1. Tag: Montag, 07. April 2025

Am 07.04.2025 startete der Kurs an der Teacher Academy in Florenz. Das Gebäude, welches im 16. Jahrhundert erbaut wurde (eine großartige Renaissance-Architektur), befand sich mitten in der Altstadt.

Am ersten Tag begrüßte uns unsere Lehrerin Cristina Salvatori ganz herzlich und wir stellten uns alle einmal vor. Dann haben wir gemeinsam eine Begehung der Schule und der Räumlichkeiten gemacht.

Anschließend ging es mit ein paar „Ice-Breaking-Activities“ los, um uns besser kennenzulernen. Unsere Gruppe bestand aus insgesamt 7 Frauen: aus Kroatien, Irland, Ungarn, Schweden (2 Teilnehmerinnen), Tschechien und ich als Einzige aus Deutschland. Dann haben die ersten Teilnehmer unserer Gruppe die vorbereiteten Präsentationen vorgestellt.

Kennenlernen des Programmes Padlet: Es ist ein Programm mit der eine digitale Pinnwand entsteht, auf der Texte, Bilder, Videos, Links, Sprachaufnahmen, Bildschirmaufnahmen und Zeichnungen abgelegt werden können. Padlet haben wir für den Rest der Woche als „Memo-Board“ für unsere Gruppe benutzt.

Zum Schluss des ersten Tages haben wir gemeinsam durch „Brainstorming“ eine Zusammenfassung der Themen, der Bedürfnisse und der Ziele für diese Woche zusammengetragen.

Den ersten Tag haben wir dann zu viert mit Wein, leckerer Pizza und gutem „Gelato“ abgeschlossen.

Leckeres italienisches „Gelato“ (Eis)
Gemeinsamer Abend mit Pizza und Wein

2. Tag: Dienstag, 08. April 2025

Am zweiten Tag haben dann die restlichen Teilnehmer unserer Gruppe die Präsentationen vorgestellt, so dass wir nun einen Überblick unserer Schulen/Einrichtungen erhalten hatten. Der heutige Schwerpunkt war: Wo verwenden wir Informations- und Kommunikationstechnologien auf der Arbeit? Welche kennen wir bereits? Was sind die Herausforderungen der täglichen Arbeit in der Verwaltung?

Kennenlernen des Programmes Canva: Plattform für Online-Design und visuelle Kommunikation z.B. auch für Präsentationen zu verwenden und auch für viele Vorlagen. Wir hatten im Kurs auch immer Zeit, um die neuen Programme auszuprobieren, Fragen zu stellen, etc.

Nach Unterrichtsschluss am Nachmittag haben vier von unserer Gruppe beschlossen, den Expresszug vom Bahnhof Florenz nach Pisa zu nehmen. Es war ungefähr 1 Std. Fahrt. Bei strahlendem Sonnenschein kamen wir in Pisa an. Wir liefen ca. 25 Minuten zu Fuß durch das nette Städtchen bis hin zum berühmten „schiefen Turm von Pisa“ – auf Italienisch: „Torre pendente di Pisa“.

Dann ging es für uns hoch auf den 56 m hohen schiefen Glockenturm aus weißem Marmor. Der Turm neigte sich bereits bei seiner Fertigstellung im Jahr 1372 zur Seite. Er steht neben der romanischen Kathedrale aus gestreiftem Marmor auf der Piazza dei Miracoli. Es war ein toller Ausblick von ganz oben! Ein „zauberhafter“ Tag!

Blumiger Empfang am Bahnhof von Pisa
Kulinarisch gut, auch in Pisa: Bruschetta

3. Tag: Mittwoch, 09. April 2025

Am dritten Tag haben wir dann nochmals mit Canva Präsentationen und Flyer erstellt. Alle erstellten Präsentationen, Ideen, Entwürfe etc. haben wir immer unter unser Memo-Board mit Padlet gespeichert. Somit hatten wir alle immer die Infos der Tage in einem Link und mussten uns nicht die Dateien zusenden.

Als nächstes Thema hatten wir dann „Suchen, auswählen und verwenden der besten Vorlagen“ für unsere tägliche Arbeit.

Kennenlernen von Google forms / Outlook forms. Mit Google Formulare kann man Onlineumfragen, Quizze und Formulare erstellen, an andere Personen senden und die Antworten in Echtzeit analysieren. Wenn man Formulare bearbeitet und Antworten gemeinsam mit anderen analysieren möchte, kann man das Formular z.B. für Kollegen/ Mitbearbeiter freigeben.

Konzentriertes Arbeiten…

4. Tag: Donnerstag, 10. April 2025

Am vierten Tag haben wir mit Chat GPT gestartet. Chat GPT, auch bekannt als Generative Pretrained Transformer (GPT), ist ein hochmoderner KI-Chatbot. Er nutzt fortschrittliche Algorithmen für maschinelles Lernen, um menschenähnliche Antworten auf ein scheinbar grenzenloses Spektrum von Anfragen zu generieren.

Wofür kann man Chat GPT in der Verwaltung anwenden? Welche Vor- und Nachteile gibt es durch das Benutzen von Chat GPT?

  • Fragen stellen zu verschieden Alltagsthemen in der Verwaltung.
  • Projektbeschreibungen erstellen
  • Texte zusammenfassen
  • Konzepte oder Inhaltsangaben komplexer Texte gut und bündig zusammenfassen

Anschließend lernten wir auch Copilot kennen. Copilot ist ein KI-gestütztes Tool, dass bei Arbeitsaufgaben hilft. Es hilft beim Erstellen, Erfassen, Organisieren und Abrufen von Informationen. Man kann damit z.B. Pläne entwerfen, Listen erstellen, Informationen zu organisieren und vieles mehr.

Dann lernten wir im Zusammenhang mit den KI-Tools auch noch das Programm QuillBot kennen. Quillbot nutzt fortschrittliche Algorithmen des maschinellen Lernens und der natürlichen Sprachverarbeitung (Natural Language Processing, NLP). Diese Algorithmen analysieren den eingegebenen Text und erzeugen eine neue Version, die inhaltlich gleich, aber sprachlich unterschiedlich ist. Mit dem Programm kann man u.a. auch einen Text einfügen und es wird geprüft, ob der Text mit AI generiert ist oder nicht. Mit Prozentangabe.

Gute Laune im Kursraum

5. Tag: Freitag, 11. April 2025

Am fünften und somit unserem letzten Kurs-Tag haben wir das Programm Trello kennengelernt. Trello ist ein Programm, mit dem man Arbeitsabläufe, Aufgaben, Projekte vereinfachen und standardisieren kann. Alle Aufgaben können gut organisiert werden und auch mit Kolleginnen/Kollegen geteilt werden. Es ist somit ein gutes visuelles Arbeitsverwaltungstool.

Des Weiteren haben wir auch noch Tipps und Tricks in Outlook gelernt. Wie kann ich meine Einstellungen persönlich einrichten? Wie können in Outlook Regeln erstellt werden? Es gab erneut Zeit zum Ausprobieren, Fragen stellen etc. Unsere Lehrerin konnte stets alles gut erklären und die Fragen beantworten. Darüber hinaus hatte sie immer gute Tipps und Tricks parat.

Kurz vor dem Kursende haben wir dann nochmals alles von der Woche zusammengefasst und auch eine Auswertung des Kurses („Course evaluation“) gemacht. Dann bekamen wir alle das Abschlusszertifikat, was mit einem gut gelaunten Abschlussfoto „gekrönt“ wurde.

Gruppenfoto mit dem Abschlusszertifikat

Direkt im Anschluss an den Kurs mussten wir uns dann alle beeilen, dass wir pünktlich zum Treffpunkt am Busbahnhof in Florenz ankamen. Wir „schnappten“ uns also unsere Laptoptaschen und Rucksäcke und verstauten diese unterwegs zum Bahnhof bei einer Kursteilnehmerin im Hotel, da ihr Hotel sehr nah am Bahnhof war.

Dann ging es für uns alle mit dem Busunternehmen „Ciao Florence“ und einem Reisebus in die Chianti Region, um an einer Tour zu einer Weinverkostung teilzunehmen. Dieser Tagesausflug wurde über unsere Schule Teacher Academy im Rahmen des Erasmus Kurses für uns angeboten. Nach einer guten Stunde Busfahrt kamen wir dann an der ersten Station unserer Verkostung an. Ein kleines Weingut in Greve in der Chianti Region. Dort wurden wir von der Besitzerin begrüßt und sie erzählte uns viele interessante Dinge über die Region, über die Weinreben und natürlich über das Herstellen von Wein und vieles mehr. Es war sehr angenehm kühl im Weinkeller, denn draußen hatten wir bereits sommerliche Temperaturen von ca. 27 Grad.

Kleine Olivenbäume in der Chianti Region
Der Tisch zur Weinverkostung

Nach der ersten Weinverkostung stiegen wir alle wieder in den Bus ein und fuhren weiter zu einem anderen Weingut in der Nähe. Auch dort wurden wir alle wieder herzlich empfangen und erhielten weitere interessante Informationen rund um das Weingut, den Wein usw. Der Weinkeller sah etwas moderner und viel größer aus.

Der Weinkeller des Weingutes Tenuta di Nozzole

Dieser Ausflug war für uns alle sehr eindrucksvoll und wir haben viel über die Region und über Wein erfahren. Wir waren uns einig, dass es mal schön war, aus dem „Stadt-Alltag“ aus Florenz zu entkommen. Unsere Augen freuten sich über die vielen verschiedenen Grüntöne aus der Natur und auch die frische Luft tat gut.

Ein Glas Chianti Wein

Und der Wein war natürlich sehr lecker! Dieser Ausflug war somit das letzten Team-Event, an dem fast alle aus unserer Gruppe teilgenommen haben.

Gruppenfoto inmitten der Weinreben

Samstag, 12. April 2025

Der Samstag war für mich/für uns zur freien Verfügung, denn unseren Ausflug hatten wir bereits gestern gemacht. Meine Kurskolleginnen aus Schweden und aus Tschechien reisten auch erst am Sonntag zurück, so dass wir noch einen ganzen Tag gemeinsam verbringen konnten. Da wir uns wirklich super verstanden haben und zu einem tollen „Quartett“ (2 Teilnehmerinnen aus Schweden, 1 Teilnehmerin aus Tschechien und ich aus Deutschland) zusammengewachsen sind, haben wir viel Zeit gemeinsam in Florenz verbracht.

Den Samstag haben wir einfach ganz locker in der Florenzer Innenstadt verbracht, inmitten der vielen Touristengruppen, die in die Stadt strömten. Wir genossen den Tag in unseren Lieblingscafés und kauften ein paar letzte Souvenirs für Zuhause ein.

Abends gab es dann das letzte gemeinsame Abendessen in einem tollen Restaurant. Rundum ein gelungener Abschlusstag in Florenz!

Dom von Florenz

Kulinarische Highlights:

Sonntag, 13. April 2025

Am Sonntag reiste ich dann mit viel neuem Wissen und tollen Eindrücken und Erlebnissen zurück nach Deutschland. Es war eine wundervolle Zeit in Florenz!

Fazit:

Die Erasmus-Reise nach Florenz war für mich eine wertvolle Erfahrung und hat mir gezeigt, wie wichtig es ist, seinen persönlichen Horizont zu erweitern und sich mit Menschen aus anderen Ländern auszutauschen. Ich konnte meine digitalen Kompetenzen für meine Arbeit erweitern und auch meine sprachlichen Kompetenzen (in Englisch und Italienisch) verbessern.

Die Reise hat mir neue Impulse für den Einsatz digitaler Technologien in meiner täglichen Arbeit in der Verwaltung gegeben. Ich würde die Erasmus + Reise auf jeden Fall weiterempfehlen und kann mir gut vorstellen, eine erneute Reise mit dem Erasmus + Programm zu machen.

Creative Strategies for Language Teachers, Trapani / Sizilien

von I. Möller

Kurs: Creative Strategies for Language Teachers: Make it Easy, Make it Real!

21.-26. Oktober 2024

Am 20. Oktober 2024, am Samstag, bin ich erst in Palermo gelandet um danach mit dem Bus (ca. 1Std.) nach Trapani zu fahren. Ich freute mich, als ich sah, dass mein Hotel Ai Lumi liegt direkt gegenüber dem Gebäude lag, wo am Montag der Kurs starten würde.

Am Montag schon beim Frühstück habe ich unsere Dozentin Cristina kennengelernt, da sie das gleiche Hotel gebucht hat. Um 9:00 Uhr waren wir alle im Unterrichtsraum, also die 12 Teilnehmerinnen. Der Raum war groß und da es ziemlich leer war am Anfang, hatte ich Schwierigkeiten akustisch zu verstehen, aber kurz danach ging es schon.

Als Icebreaker hatten wir ein Spiel mit visuellen Ball gehabt, wo man erst den eigenen Namen nennen soll, später den Namen vom rechten Partner und umgekehrt.

Topic des Tages war „Multiple Intelligence Theory“ und zwar Interpersonal Intelligence. Natürlich hat jeder schon Mal gehört, dass jeder Mensch lernt unterschiedlich, insbesonders was Fremdsprachen angeht. Aber bei jeden einzelnen Schüler herauszufinden, welcher Lerntyp ist er/sie, ist eine Herausforderung für Lehrer/Dozenten an der VHS. Hier haben wir diskutiert und uns ausgetauscht. Ich habe vieles mitgenommen, da unter uns waren wirklich erfahrene Lehrerinnen mit 15-20Jahren Berufserfahrung, zum Teil die, die Anglistik studiert haben und arbeiten in Gesamtschulen oder Gymnasien.

Wir kamen aus Ungarn, Slowakei, Frankreich, Litauen und Deutschland. An dieser Stelle möchte ich mich kurz vorstellen. Mein Name ist Irina und ich habe Deutsch als Fremdsprache 1989 gelernt, meine Muttersprache ist Russisch. Seit Sommer 2024 unterrichte ich Spanisch in der VHS Schleswig. Hauptberuflich bin ich Physiotherapeutin.

Die Teilnahme an diesem Kurs hat mich vor die Herausforderung gestellt, weil es wurde auf meine Zweitfremdsprache, Englisch, unterrichtet. Aber schon nach 1. Tag lief alles wie am Schnürchen. Deswegen mein nächsten Ziel ist Englischkurs, damit ich mich weiterbilden kann.

Die nächsten 3Tagen starteten mit einigen lernreichen Spielen, wo man Teamarbeit förderte (Escape room) oder Spontanität und Kreativität forderte („Smoke seller„). Für mich eine ganz neue Methode, die ich gerne in meinem Spanischkurs anwenden werde.

Am 3. Tag ging es um Chat GPT, es wurde fleißig an Laptops ausprobiert: Diffit-Erstellen der Lernpläne. Zum ersten Mal sah ich, wie einfach ist die Nutzung einiger Apps! SUNO: ein Lied kreieren kann man mit dieser App. Wir haben uns mit verschiedenen gamification Tools auseinander gesetzt und alle anfänglichen Ängste wurden in der Luft aufgelöst. So ging es auch die weiteren Tagen. Jeder von uns hat Aufgaben bekommen: Lernplan erstellen, einen Test kreieren für bestimmte Schüler mit bestimmten Fähigkeiten, Austausch von Apps, die man vor dem Kurs schon angewendet hat.

Auch die Worksheeps muss man nicht vergessen. Sehr beliebt war die App GOOSECHASE. Zwei Gruppen, die in der Stadt geschickt wurden, sollten bestimmten Aufgaben erledigen.
Was PADLET angeht, muss ich meine VHS fragen, ob es angeboten wird .

Zusammenfassung: Der Kurs hat mir gezeigt, was für eine Vielfalt gibt es an Apps, was uns digitale Medien anbieten und man kann es im Unterricht anwenden, um den Schüler das Erlernen der Fremdsprache zu erleichtern. Innovativen Methoden, die auch selber den Dozenten voranbringen, wie wichtig ist permanente Weiterbildung.

Ich habe wertvolle Erfahrungen gemacht in Theorie, Praxis, Kollegen kennen gelernt, viele interessante KI-Möglichkeiten getestet.

In 2025 würde ich gerne ein Vortrag halten vor meinen VHS-Kollegen aber auch mal hospitieren bei Erfahrenen.

Ich bin sehr dankbar, dass ich teilnehmen durfte am Erasmus+ Programm.
Irina

ChatGPT and Basic AI Tools, Florenz

von Heidi Krautwald

Florenz, 12.-17. August 2024

Sonntag, 11. August 2024, Anreisetag

Als ich mich für das Erasmus+-Programm bewarb, stand für mich fest, dass ich die Reise zum Ort der Fortbildung mit der Bahn bewerkstelligen wollte. Meine Wahl fiel auf Florenz und meine Idee war, mit dem Nachtzug aus Kiel anzureisen. Die DB App gab eine Verbindung an, die sich allerdings, wie ich dachte, -noch- nicht buchen ließ.
Erstaunt und erfreut las ich bei Bewilligung des Antrags, dass aufgrund der Entscheidung für „green travelling“ für Hin- und Rückfahrt jeweils zwei weitere Reisetage finanziert wurden.
Es stellte sich heraus, dass sich meine Vorstellung, mit dem Nightjet zu reisen nicht zu realisieren war, da die Verbindungen aufgrund von Bauarbeiten in den Sommermonaten nicht zur Verfügung standen. Also musste ich mir eine andere Variante überlegen, und so plante ich auf der Hinreise einen Zwischenstopp in Frankfurt und auf der Rückreise einen in Stuttgart ein.

Frankfurt Hbf

Obwohl sich die Abfahrt am frühen Sonntag Morgen um 15 Minuten verzögert und sich die Umsteigezeit von 28 Minuten am Münchener Hauptbahnhof bedenklich zu verringern scheint, verbreitet der in breitem Hessisch babbelnde Zugbegleiter mit Witz und guter Laune soviel Optimismus, dass die Fahrt trotzdem ein Genuss ist, zumal ein Teil der Verspätung aufgeholt werden kann und ich den Anschlusszug ohne Stress erreiche.

Blick aus dem Zugfenster

Der Zug von München nach Bologna ist sehr voll und als Exemplar älteren Datums weniger bequem als ein ICE, aber er kommt pünktlich am nächsten Umsteigebahnhof an. In Bologna bekomme ich einen ersten Eindruck von der Hitzewelle, die Italien erfasst hat. Der Frecciarossa-Zug von Trenitalia bringt mich schnell und komfortabel an meinen Zielort.

Frecciarossa in Florenz

Nach insgesamt 12 Stunden Fahrzeit komme ich also in Florenz an. Meine Unterkunft ist fußläufig vom Bahnhof aus zu erreichen und der check-in klappt prima. Da die Organisation best rent, die als Partner für die Europass Teacher Academy arbeitet, keine weitere Buchung für den Zeitraum hat, kann ich das angebotene Appartment für mich alleine nutzen.

Piazza del Duomo

Bei Sonnenuntergang unternehme ich einen Willkommens-Spaziergang zum fünf Minuten entfernten Dom, danach stelle ich bis in den späten Abend die geforderte Präsentation für die Vorstellungsrunde zusammen.

Montag, 12. August 2024, Erster Kurstag

Heute klettert das Thermometer in Florenz auf 39 Grad!
Am Morgen mache ich mich auf den Weg zum Unterrichtsort und komme an einigen der wichtigsten Sehenswürdigkeiten von Florenz vorbei.
Pünktlich um 9 Uhr erscheine ich in der Europass Teacher Academy in der Via Rustici.


Der Unterrichtsraum ist mit 14 Teilnehmenden gut gefüllt – 4 kommen aus Island, 2 aus Irland, 2 aus Österreich, 2 aus Ungarn, 1 aus Polen, 1 aus Tschechien, 1 aus Belgien und ich aus Deutschland.
Die Kursleiterin Raquel López Hernández ist jung und dynamisch, spricht viel und schnell. Wie gut, dass ich im Frühjahr an der vhs einen Englisch-C1 Konversationskurs belegt hatte.
Nachdem sie einiges über sich erzählt hat gibt es eine erste Kennenlernrunde, in der wir jeweils unsere Sitznachbarn vorstellen.
Raquel empfiehlt uns verschiedene Möglichkeiten, unsere Freizeit zu gestalten, welche Museen und Sehenswürdigkeiten zu besuchen, gibt Tipps, wo man gut essen kann etc.
Nach einer Kaffeepause zeigen wir unsere vorbereiteten Präsentationen und erzählen von uns, wo wir herkommen und von den Schulen, an denen wir arbeiten).

Erasmus presentation

Ich fühle mich ein wenig als Außenseiterin. Als einzige bin ich keine Lehrerein einer allgemeinbildenden Schule, sondern arbeite als freie Dozentin unter sehr anderen Bedingungen an der Volkshochschule. Und mit 64 Jahren bin ich um einiges älter als die meisten anderen Teilnehmenden.
Auch das Interesse an Kunstprojekten, kreativen Kooperationen, künstlerischen Ansätzen und Kunstgeschichte im allgemeinen (außer den must-see-Museen) stößt bei den anderen nicht auf Resonanz.

Raquels Unterricht ist eher auf den Gebrauch im Lehrer- und Kollegiumsalltag ausgerichtet. Trotzdem bin ich neugierig und davon überzeugt, dass ich in den nächsten Tagen genügend Input bekommen werde.
Gegen 13.30 Uhr endet der erste Kurstag.

Draußen ist es so heiß, dass keine großen Aktivitäten möglich sind. Ich mache noch einen Abstecher zur Touristinformation, wo ich die Gelegenheit habe, mit einem netten jungen Mitarbeiter italienisch zu sprechen.
Nach einer Pause in meiner Unterkunft breche ich gegen 16 Uhr auf zu einem ausgiebigen Spaziergang durch die Altstadt und dem Stadtteil Oltrarno am Südufer des Arno. Besonders im Quartier San Niccoló werde ich fündig, als ich eine Fotoserie über Streetart (vielfach Zitate aus der Kunstgeschichte) aufnehme, hier der Videoclip Streetart in Florenz:

Das erste italienische Eis, das ich esse, schmilzt aufgrund der Hitze so schnell, dass ich beschließe, keinen weiteren Versuch der Gelato-Verkostung zu wagen.
Auf dem Rückweg genieße ich den Sonnenuntergang mit Blick auf die Ponte Vecchio.

Dienstag, 13. August 2024, Zweiter Kurstag

Wir sind mit unserem Kurs umgezogen, da uns am anderen Standort der Europass Teacher Academy in der Via San Egidio ein klimatisierter Raum zur Verfügung steht.

Heute geht es als erstes darum, wie künstliche Intelligenz entwickelt wurde, welche Voraussetzungen dafür nötig waren und wie rasant sich die KI weiterentwickelt.

Wir sammeln in Kleingruppen Pro und Contra zur Nutzung von KI. Es kommen interessante Aspekte zur Sprache – wenn es nach mir ginge, könnten wir das Thema noch ausführlicher besprechen.
Als nächstes werden wir mit drei verschiedenen Varianten von OpenAI bekannt gemacht, die entsprechenden Apps werden heruntergeladen (jetzt ist mein Computer noch mehr vernetzt – ob ich das überhaupt möchte…?)

Wir arbeiten mit ChatGPT, Copilot und Gemini.

Raquel zeigt uns, wie wir möglichst präzise Prompts formulieren, damit die KI brauchbares Material liefert. Erste eigene Versuche liefern überraschende Ergebnisse. Gleichzeitig beeindruckend und erschreckend. Man bekommt eine Ahnung, dass der Mensch in vielen Bereichen durch KI ersetzbar sein wird.

Aber natürlich hat der Einsatz von KI auch positive Seiten. Wir sollen alle einen Unterrichtsplan mit ChatGPT erstellen. Das geht erstaunlich gut, die inhaltlichen Vorschläge und Formulierungen sind gut verständlich. Eine gute Grundlage, vieles davon lässt sich ohne weiteres übernehmen. Der „persönliche touch“ fehlt, aber als Basis mit Möglichkeit zur Modifizierung eignet sich das Ergebnis allemal.

Unterrichtsplan für einen online-Kurs in Fotografie

Die Aussicht, die Unterrichtsplanung durch den Einsatz von KI zu erleichtern, kommt mir sehr entgegen, so kann ich meine kreative Energie auf den inhaltlichen und zwischenmenschlichen Bereich des Unterrichts (und auf meine eigenen Kunstprojekte) konzentrieren.

Es ist weiterhin sehr heiß in Florenz. Am Nachmittag besuche ich den botanischen Garten, einer der ältesten in Italien (gegründet 1545). Ich vermisse das Meer – aber ich genieße sehr, hier zu sein! Ich laufe in einem großen Bogen zurück zu meinem Quartier. Die Hitze ist sehr anstrengend und ich bin froh, dass ich in meinem Apartment die Klimaanlage anstellen kann.

Mittwoch, der 13. August 2024, Dritter Kurstag

Heute lernen wir weitere OpenAIs kennen.
Als erstes kreieren alle mit Suno einen „morning song“. Wie einfach das geht! Ich denke sofort an einen ganzen Berufszweig von Musikern/Komponisten (für Auftragsarbeiten), der damit überflüssig wird…

KI Suno Morning Song

Als nächstes arbeiten wir mit Gamma. Man kann damit in Windeseile Präsentationen erstellen. Raquel ist sehr überzeugt von dieser AI, auch die anderen sind sehr angetan von ihren Ergebnissen. Ich selbst finde meine KI-generierte Präsentation schrecklich, absolut nicht mein Stil, regelrecht kontraproduktiv. Was ich meinen Kursteilnehmenden nahe- und beibringen möchte, ist das genaue Gegenteil. Hier ist für mich also weiterhin „Handarbeit“ in Indesign oder Powerpoint gefragt.

Produkt von KI Gamma: Fotoreise nach Venetien

Als letztes für diesen Tag experimentieren wir mit „I can’t draw„, das in Padlet integriert ist. Die Aufgabe ist, ein eigenes Foto möglichst genau zu beschreiben und sich daraufhin von der KI ein Bild kreieren zu lassen. Bei „normalen“ Motiven klappt das ganz gut.
Mit meinem Bügeleisenbild (siehe Präsentation vom ersten Tag) kann die KI nichts anfangen und ignoriert wichtige Angaben, um mir ein beliebiges Portrait einer langhaarigen Frau zu liefern.
Eine Bestätigung für mich, dass das Bild ein künstlerisches Unikat ist 😉

Am -weiterhin sehr heißen- Nachmittag besuche ich das Museo Novecento. Sehr angenehm kühl und leer – eine Wohltat zwischen den Eindrücken der überfüllten Stadt. Ich besuche eine beeindruckende Ausstellung der Künstlerin Louise Bourgeois (1911-2010) von ihrem Spätwerk, das hauptsächlich zwischen 2007 und 2009 entstanden ist.

Ausstellungsansicht im Museo Novecento

Donnerstag, der 15. August 2024, Vierter Kurstag

Heute beschäftigen wir uns mit weiteren Möglichkeiten, OpenAI zu benutzen.
Mit Microsoft Designer haben wir die Aufgabe, ein Logo zu entwerfen. Der Erfolg ist eher mittelmäßig, weil das Programm seltsame Phantasiewörter in den Entwurf einbaut. Wahrscheinlich wird in ein paar Monaten die Entwicklung weiter vorangeschritten sein, sodass man ganz andere Ergebnisse erzielen kann. Ich probiere außerdem, mit dem Programm einen Avatar zu erstellen.

Misslungene Logos mit Microsoft Designer

Avatar von Microsoft Designer

Als nächstes beschäftige ich mich mit Adobe Firefly. Die Möglichkeiten, fotorealistische Darstellungen zu kreieren, sind hier wesentlich ausgereifter. Schon fast erschreckend, wie naturalistisch die Ergebnisse wirken. In Zukunft muss man noch viel genauer hinschauen, welche Bilder echte Fotos und welche gänzlich computergeneriert sind.

Porträts mit Adobe Firefly

Raquel stellt uns die GenAI Chatbot Prompt Library for Educators vor. Dort bekommt man Hilfe, wie man mit guten Prompts in ChatGPT, Copilot, Gemini etc. gute Ergebnisse erzielt. Unsere Aufgabe ist, ein Quiz zu erstellen. Auch hier interessant, wie unterschiedlich der Output der verschiedenen AIs ausfällt.

Zum Schluss beschäftigen sich die anderen Teilnehmer mit Eduaide und Magic School. Da diese Programme speziell für (allgemeinbildende) Schulen konzipiert sind und mich als Dozentin an der vhs weniger betreffen, lote ich stattdessen die Möglichkeiten der bildgenerativen Programme aus.
Ich möchte gerne wissen, wie die künstliche Intelligenz meine Altersgruppe bildlich darstellt und versuche, mit den entsprechenden Prompts verschiedene Bildergebnisse zu generieren. Interessant, dass die KI den Teil der Vorgaben ignoriert, der nicht in ihr „Weltbild“ zu passen scheint.

Adobe Firefly, Porträt Arme Frau

Am Nachmittag nehme ich an einer „Free Tour“ (pay what you wish) mit dem Thema „Renaissance and Medici Tales“ teil. Unser Guide Giacomo (Typ Hugh Grant) bringt auf eine charmante, humorvolle und unterhaltsame Weise in bestem Englisch sein fundiertes Wissen unter die Leute.
Um das Touristenprogramm zu vervollständigen, verweile ich zum Sonnenuntergang erst an der Kirche di San Miniato al Monte – mit relativ wenigen Besuchern eher ein Geheimtipp – und laufe dann hinunter zur völlig überlaufenen Piazzale Michelangelo. Auf dem Rückweg nutze ich die blaue Stunde, um die obligatorischen Touristenfotos von der beleuchteten Ponte Vecchio aufzunehmen.

 

Freitag, der 16. August 2024, Fünfter Kurstag

Heute rufen wir als warm-up folgende website auf: https://www.whichfaceisreal.com/index.php und überlegen gemeinsam, welches Foto echt und welches computergeneriert ist. Man muss sehr genau hinschauen, um die Unterschiede zu erkennen. Diese Übung werde ich sicherlich auch in meinen Kursen durchführen, um die Wahrnehmung zu schärfen und die inhärente Problematik zu diskutieren.

Danach stellt uns Raquel die europäische Gesetzgebung und die rechtlichen Grundlagen zur Nutzung von KI im Bildungsbereich vor:

European Law AI EU

Da die anderen Teilnehmer alle von allgemeinbildenden Schulen kommen, beziehen sich die Informationen hauptsächlich auf den Unterricht mit minderjährigen Schülern. Die anschließende Diskussion in Kleingruppen dreht sich dann auch mehr um die Rahmenbedingungen an den jeweiligen Schulen als um die eigene Haltung und den Umgang mit KI. Meine Fragen bezüglich der Möglichkeit, Schülern ein Vorbild zu sein bzw. sie mit der eigenen Meinung zu einem verantwortungsbewussten Handeln zu bewegen, erfahren in der Gruppe leider wenig Resonanz.

Nach der Diskussion gibt uns Raquel noch eine kurze Einführung, wie man ein Padlet zusammenstellen kann. Sie zeigt uns, wie wir das für den Workshop erstellte Padlet sichern und mit allen Informationen bzw. Links auf dem eigenen Computer speichern können.

Zum Schluss werden die Zertifikate übergeben und ein Gruppenbild aufgenommen. Wir bedanken uns alle sehr bei Raquel für einen gelungenen Kurs, ihre nette und kompetente Art und für die vielen Informationen, die wir erhalten haben. Jetzt liegt es an jedem Einzelnen, wie wir das Wissen einsetzen und weitertragen.

Am Nachmittag nimmt ein Großteil der Erasmus+Absolventen an dem angebotenen Kulturprogramm teil. Wir haben uns alle für eine Bustour ins Chiantigebiet mit Weinverkostung angemeldet. Leider ist die Tourbegleiterin ein Reinfall, zu erwartende Informationen zur Gegend und zu Land und Leuten bleiben aus. Die angebotenen lokalen Spezialitäten und Weine schmecken sehr gut. Aber das Ganze hat eher den Charakter einer Werbeveranstaltung als eines kulturellen Beitrags.

Chianti-Gebiet

Weinverkostung

Nach der Rückkehr gehe ich am Abend ins Open Air-Kino, nur ein paar Schritte von meiner Unterkunft entfernt. Im Innenhof des Klosters di Sant’Orsola, das heutzutage ein Ausstellungsort für zeitgenössische Kunst ist, wird der Film „Il Segreto di Liberato“, ein Dokumentarfilm mit Animationsanteilen gezeigt.

Sonnabend, der 17. August 2024, Sechster Tag in Florenz

Ursprünglich war dieser Tag für den kulturellen Beitrag vorgesehen. Da für die Bustour ins Chianti-Gebiet auch die Option am Freitag Nachmittag bestand, habe ich unverhofft den Sonnabend zur freien Verfügung. Ich entscheide mich trotz der Sehnsucht nach dem Meer gegen eine Fahrt nach Viareggio (zumal ich schon mehrfach dort gewesen bin), auch eine andere Stadt zu besuchen scheint mir nicht zwingend notwendig zu sein. Also nutze ich die Gelegenheit, Florenz weiter zu Fuß zu erkunden. Ich breche morgens um sieben mit meiner Kamera auf, freue mich an dem besonderen Morgenlicht und an der Möglichkeit, das Alltagsleben ohne die später einsetzenden Touristenströme beobachten zu können.

Ich unternehme einen langen Spaziergang auf einem Trampelpfad auf der Nordseite entlang des Arno, begegne Pleinair-Malerinnen und Hundebesitzern und komme an einem Ruderclub vorbei. Auf dem Rückweg besuche ich den Markt von Sant’Amborgio, der hauptsächlich von Einheimischen frequentiert wird.

Ruderclub am Arno

Am Nachmittag drehe ich eine Runde über den Mercato Centrale. Mehr als die Waren interessieren mich die Marktbeschicker und ich imaginiere deren Arbeitsalltag. Leider sind meine Italienischkenntnisse noch nicht wieder soweit aufgefrischt, dass ich ein tiefergreifendes Gespräch über die jeweiligen Lebensbedingungen führen könnte, abgesehen von der Frage, ob die Standbesitzer sich während der Öffnungszeiten des Marktes darauf einließen.

Später laufe ich bis zum westlichen Südufer des Arnos und durchquere einen Park, in dem in der Mehrheit afrikanische Obdachlose auf den Bänken schlafen. Ein krasser Gegensatz dazu die hochpreisigen Boutiquen, an denen ich auf dem Rückweg vorbeikomme und an deren Türen fast ausnahmslos schwarze Männer in feinen Anzügen den Einlass bewachen.
Neben dem Verhalten der Touristenmassen konnte ich heute ein wenig das Leben der Einheimischen beobachten. Die Zeit reicht allerdings nicht aus, um den Fragen nachzugehen, die sich daraus ergeben.

 

Sonntag, 18. August 2024, Abreisetag

Früh morgens stehe ich auf und packe meine Sachen.
Gegen 7.15 Uhr gehe ich aus dem Haus, entsorge den Müll und freue mich über einen letzten kleinen Rundgang mit der Kamera durch die noch angenehm leere Altstadt. Ich schaue beim Aufbau der Stände auf dem Mercato Centrale zu und versuche, dabei die Uhr im Blick zu behalten.
Um acht laufe ich mit meinem Gepäck zum Bahnhof, es sind nur zehn Minuten Fußweg. Der italienische Frecciarossa-Schnellzug fährt pünktlich um 8.36 Uhr ab. Ab Verona sind die Züge sehr voll, aber bis auf eine Verspätung zwischen München und Stuttgart klappt alles bestens. Ich lege einen kleinen Zwischenstopp bei meinen Schwestern ein, bevor ich am Dienstag zurück nach Kiel fahre.

Mein Fazit

Die Reise mit der Bahn ist zwar zeitaufwändig, für mich trotzdem zweifellos die beste Wahl der Verkehrsmittel.
Das Erasmus+Programm ist eine tolle Möglichkeit, sich für den Nutzen der entsendenden Institution fortzubilden und gleichzeitig der eigenen Reiselust nachzugehen.
Ich bin dankbar für das Privileg des lebenslangen Lernens und werde jede Gelegenheit nutzen, das neu erlangte Wissen mit der Fähigkeit des kritischen Hinterfragens zu kombinieren und es an meine Kursteilnehmenden und Mitmenschen weiterzutragen.

 

Artificial Intelligence for Education, Rom

Artificial Intelligence for Education: Exploring the Frontiers of ICT
von Z. Gruetzmacher – vhs Itzehoe

Bericht über meine Erasmus-Reise
Rom, Italien
12-17 August 2024

Ich habe mich für diesen Kurs entschieden, da ich ein großes Interesse an KI und ihren Anwendungsmöglichkeiten im Bildungsbereich habe. Meine Wahl für Rom fiel auf die Möglichkeit, mich mit Kolleginnen und Kollegen aus verschiedenen europäischen Ländern auszutauschen und mein Englisch zu verbessern, da der Kurs komplett in englischer Sprache abgehalten wurde.
Nach Abstimmungen mit dem Landesverband der Volkshochschule Schleswig-Holsteins und der Europass Teacher Academy konnte ich meine Teilnahme am Kurs bestätigen und erhielt von Dr. Christine Contrada, der Kursleiterin, ausführliche Informationen zum Programm und den Inhalten.
Bereits zu Beginn konnten wir alle Inhalte digital über ein Kollaborationstool abrufen und uns auch vor Kursbeginn vorstellen sowie unsere Schulen.
Am 11. August begann meine Reise. Ich flog von Hamburg nach Rom und wurde von 38 Grad und Sonnenschein empfangen. Nach einem ersten Eindruck von dieser wundervollen Stadt und einem köstlichen Abendessen in einem traditionellen römischen Restaurant, konnte ich am Abend noch einmal das Wochenprogramm durchgehen und meinen ersten Tag in der Akademie planen.

Screenshot Website Teacher Academy

TAG 1: Montag, 12.8.2024

Die Akademie war 1,5 km von meinem Hotel entfernt, deshalb entschied ich mich, zu Fuß zu gehen und die Stadt zu erkunden. Unterwegs kam ich am Trevi-Brunnen vorbei, der morgens nicht so überfüllt ist wie tagsüber. So konnte ich ihn während der Woche mehrmals bewundern.

Um 9:30 Uhr begann der Kurs mit der Vorstellung der Kursleiterin und der Teilnehmer. Alle persönlichen Informationen hatten wir bereits vorher auf Padlet hochgeladen, so dass wir sie auf der Leinwand im Klassenzimmer teilen und etwas mehr über uns erzählen konnten.
Anschließend erklärte uns die Kursleiterin das Programm und die Arbeitsweise für die Woche. Sie gab uns auch Informationen und Empfehlungen zu Rom und seinen Sehenswürdigkeiten.
Um dann ins Thema KI einzusteigen, machten wir ein Brainstorming zu diesem Thema.

 

 

TAG 2: Dienstag, 13.8.2024

Am zweiten Tag beschäftigten wir uns mit der Definition, der Geschichte, der Entwicklung und der Funktionsweise der KI. Außerdem zogen wir einen Vergleich zwischen der menschlichen Denkweise und KI.
Ein weiteres Thema des Tages war der ethische Aspekt, die Vor- und Nachteile, die Risiken des Einsatzes von KI und die Regeln, die bei ihrer Nutzung beachtet werden sollten. Dieses Thema wurde in Gruppen bearbeitet und anschließend der gesamten Gruppe zur Diskussion und zum Austausch vorgestellt.

Im zweiten Teil des Tages probierten wir verschiedene Werkzeuge der KI aus und präsentierten die Ergebnisse der gesamten Gruppe, um uns über die geleistete Arbeit auszutauschen.
Ich habe ein Video über Schleswig-Holstein mit dem Tool Invideo generiert.

 

TAG 3: Mittwoch, 14.8.2024

Am dritten Tag unseres Kurses beschäftigten wir uns damit, wie man KI im Unterricht einsetzen kann. Um dies anhand praktischer Beispiele zu vertiefen, konnten wir verschiedene Werkzeuge ausprobieren. Jeder Teilnehmer wählte ein Werkzeug aus und präsentierte seine Ergebnisse der gesamten Gruppe.

Zu den von uns getesteten Werkzeugen gehörten beispielsweise: Quizzizz, Quillionz, Yippity, ChatGPT, Google Bard, Edulastic, Taskade, Art Remix (Google Arts & Culture), Poem Postcards (Google Arts & Culture), Hello History (Chat with AI Generated Historical Figures), Suno, invideo AI und magic.remix.ai., etc.

Im zweiten Teil der Stunde stellten die Hälfte der Teilnehmenden ihre Institutionen vor.

TAG 4: Donnerstag, 15.8.2024

Am vierten Tag begannen wir mit einer Partnerarbeit. Jedes Paar testete drei verschiedene KI-Tools und präsentierte anschließend die Ergebnisse der gesamten Gruppe.
Wir konzentrierten uns auf die Fächer Mathematik, Geschichte und Sprache. Dabei arbeiteten wir mit folgenden Tools:

  • Photomath (eine App, mit der man mathematische Aufgaben scannen und schrittweise Lösungen in Echtzeit erhalten kann)
  • Image Creator in Bing (zum Erstellen historischer Bilder)
  • ChatGPT (um die Stimme berühmter Persönlichkeiten zu imitieren)

Nach dieser Aufgabe tauschten sich alle Teilnehmenden darüber aus, ob sie bereits Erfahrungen mit anderen KI-Tools gemacht hatten, die nicht auf unserer Liste standen. Dieser Austausch war sehr interessant, da alle bereits mit verschiedenen Tools gearbeitet hatten.

Im letzten Teil der Stunde stellten weitere Teilnehmer ihre Institutionen vor. An diesem Tag war ich an der Reihe. Ich habe Schleswig-Holstein mit Hilfe eines Werkzeugs der KI präsentiert (Aufgabe von Tag 2) und anschließend den Landesverband Schleswig-Holstein sowie die vhs Itzehoe und die Angebote, die sie bereitstellt.

Aus meiner Präsentation

 

TAG 5: Freitag, 16.8.2024

Der letzte Tag war der Vorbereitung von Projekten und deren Präsentation im Unterricht gewidmet.

 

Ich habe drei Projekte vorbereitet, die ich in meinen Sprachkursen anwenden könnte.

Projekt 1: In einem Spanischkurs für Erwachsene arbeiten. Die Teilnehmer bitten ein Tool der KI, eine Reise für eine bestimmte Gruppe vorzubereiten. (Ich habe KI-Gemini für mein Beispiel verwendet).

Mit dem Ergebnis kann der/die Kursleiter/in Leseverständnisaufgaben bearbeiten oder Begründungen geben.

Alternative Aufgabe: Die Teilnehmer stellen drei verschiedene KI-Tools zum Thema: Vorbereitung einer Reise. Die Teilnehmer vergleichen die Ergebnisse und wählen das am besten geeignete aus und erklären ihre Wahl.

Projekt 2: (KI-Tool verwendet: Gemini) Um an einem DAZ-Deutschkurs mitzuarbeiten. Ziel ist es, mit Material zu arbeiten, das dem Kontext der Studierenden angepasst ist.

  • Die Lehrkraft bittet ein Tool der künstlichen Intelligenz, einen Text/Biographie in der ersten Person vorzubereiten.
  • Das Ergebnis kann verwendet werden, um an Leseverständnis, Wortschatz, Grammatik usw. zu arbeiten.
  • Die Kursteilnehmer können die Geschichte lesen und mit Bildern illustrieren.Projekt 3: Eine KI-Tool (KI-Tool verwendet: SUNO) bitten, einen spanischen Song zu generieren, um die Aussprache des Buchstabens R im Spanischunterricht zu üben. Ziel ist es, die Aussprache auf spielerische Weise zu trainieren. Die KI erstellt ein Lied, das zum Lernstand/Kontext der Teilnehmenden passt.

Der letzte Teil unseres Kurses war Reflexionen und Schlussfolgerungen zum Kurs gewidmet, sowie der Übergabe der Zertifikate.

TAG 6: Samstag, 17.8.2024

Dieser Tag war der selbstgeführten kulturellen Erkundung Roms gewidmet.
An dem Tag habe ich die Vatikanische Museen und die Sixtinische Kapelle besucht. Das war eine fantastische Tour um meinen Besuch im Rom zu beenden.

 

 

Mein Fazit:
In dieser Woche habe ich sehr viel gelernt, viele Informationen über verschiedene KI-Tools erhalten. Die intensive Arbeitswoche war äußerst bereichernd, nicht nur aufgrund des neu erworbenen Wissens, sondern auch durch den Austausch mit Kollegen aus verschiedenen Ländern und Bildungseinrichtungen. Auch das ständige Üben der englischen Sprache während der gesamten Woche war sehr positiv für die Verbesserung meiner Sprachkenntnisse.

Es könnte keine bessere Möglichkeit geben, neues Wissen und Erfahrungen an einem so wunderbaren Ort wie Rom zu sammeln. Meine Erfahrung war fantastisch.

Project-Based Learning (PBL) in Museums and Culutral Heritage Sites, Rom

von Inga Feldmann

Als Leiterin der vhs-Kunstschule der Förde-vhs in Kiel arbeiten wir vernetzt auch mit den Museen der Stadt. Da viele Menschen jedoch keinen Zugang zu Museen haben, finde ich es interessant zu erfahren, ob es andere Zugangswege geben könnte und habe mich daher für diesen Kurs entschieden.

Sonntag, der 07.07.24

Ankunft in Rom am Abend. Die Anreise verläuft sehr gut, das erste, was mich auf dem Flughafen in Rom beeindruckt, sind die Toiletten: es gibt eine digitale Anzeige, wie viele Kabinen frei sind! Mit dem Bus fahre ich in das Stadtzentrum und entscheide mich dann zu Fuß mein Hotel zu suchen – habe jedoch nicht bedacht, wie heiß es auch um 17:00 noch sein kann. Wärmeschock! Es muss sofort ein Eis gegessen werden – glücklicherweise gibt es hier überall ganz wunderbare Eisdielen, die kleine Kugeln für „nur“ 3 € verkaufen. Nach einer kleinen Verschnaufpause im Hotel wage ich mich wieder hinaus in die Wärme und laufe zum Trevi Brunnen, an dem unglaublich viele Menschen Selfiebedürfnisse haben und zur spanischen Treppe – auf der trotz Sitzverbot erschöpfte Touristen sitzen, die regelmäßig von einer Polizistin aufgescheucht werden.

In einer Seitenstraße esse ich meine erste Pizza mit Büffelmozzarella – lecker!

Montag, der 08.07.2024

Gegenüber von meinem Hotel trinke ich einen Cappuccino und pünktlich um 9:00 Uhr startet der Kurs mit 14 Teilnehmerinnen aus Slowenien, Irland, Österreich, Bulgarien, Spanien und der Slowakei.

Unsere Trainerin, Marianna Panagiotoudi, studiert Kunst in Rom und kommt ursprünglich aus Griechenland. Nach einigen Kennenlernspielen präsentieren wir unsere Schulen/ Bildungseinrichtungen.

Interessant ist eine Gemeinsamkeit: die Kinder können immer weniger lesen, daher gibt es an vielen Schulen extra Zeiten, in denen unter Aufsicht gelesen wird – jedes Kind bringt ein Buch mit oder kann es in der Klasse ausleihen.

Marianna gibt uns eine Einführung in das Thema kulturelles Erbe, indem wir gemeinsam überlegen, wie Kultur und kulturelles Erbe definiert werden können. Wir werden aufgefordert darüber nachzudenken, welche immateriellen Aspekte von Kultur es in unseren jeweiligen Ländern gibt – bestimmte Rituale, Feste etc. Mir fällt leider das Oktoberfest ein, mit dem man als Deutsche immer wieder identifiziert wird, Bier und Fußball.

Anhand der Online Liste der Weltkulturerbestätten suchen wir für unser Land die Orte, die wir kennen. Wir sprechen über die Bedeutung von kulturellem Erbe, was dieses für unsere Identität bedeutet. Im Unterricht kann es, wenn es viele Personen mit unterschiedlicher Herkunft gibt, eine interessante Frage sein und dazu führen, dass man sich besser versteht. Es ermöglicht der einzelnen Person, sich mit seinen Wurzeln zu verbinden und fördert das Zugehörigkeitsgefühl und den Stolz auf sein kulturelles Erbe.

Wir betrachten die Geschichte der Museen: diese sollen heutzutage eher „Spaceships“ sein – die Zukunft mitdenken und insgesamt ein Ort für materielles und immaterielles Kulturerbe, der alle anspricht, zugänglich und inklusiv, diversitätsfördernd und nachhaltig. Die Erfahrung der meisten Lehrkräfte ist jedoch, dass insbesondere Schüler*innen Museen als langweilige Orte empfinden.

An diesem Punkt werden wir mit dem projektbasierten Lernen ansetzen – um den Ort „Museum“ interessanter zu gestalten. Zum Ende des Kurstages werden wir aufgefordert, für die gesamte Woche ein Padlet zu erstellen; dies soll Rom mit allen Sinnen beinhalten.

Nach einer kurzen Pause im Hotel fahre ich in das beliebte Künstlerviertel Trastevere und finde kleine schattige Gassen und Streetart an einigen Häusern. 

Dienstag, der 9. Juli 2024

Ich wollte nicht mehr frieren, also darf ich nicht jammern… die Hitze ist jedoch so groß, dass es ein wenig das Gehirn lähmt. Selbst im Schatten im Park ist es zu heiß – tagsüber hält man es nur in klimatisierten Räumen ( Museen 🙂 ) oder im Schulungsraum aus.

Wir starten mit einem Input zum Thema Project based learning (PBL), lernen den Unterschied zwischen einem Projekt und projektbasiertem Lernen kennen. Es ist eine Methode, bei der Personen in Kleingruppen arbeiten, um Wissens- und Problemlösungsfähigkeiten zu erwerben. Sie sollen weitgehend selbständig Antworten finden und diese öffentlich präsentieren. Erfunden hat die Methode John Dewey, ein amerikanischer Philosoph und Pädagoge, der sich für die Demokratisierung sämtlicher Lebensbereich einsetzte.

Die herausfordernde Frage bzw. das Thema wird durch die Lehrkraft gestellt. Die Rahmenbedingungen werden definiert, Kleingruppen werden gebildet. Die Projektphasen werden durch die Lehrkraft begleitet, es soll jedoch möglichst viel Freiraum für Ideen gelassen werden, um auch den inneren Anschluss an das Thema zu ermöglichen. Die Lehrkraft gibt Feedback und Hilfestellungen. Nach der Präsentation gibt es noch ein Kritikgespräch.

Als praktische Übung bekommen wir die Aufgabe, zu dem Oberthema „Rome now and then“ herausfordernde Fragen zu formulieren. Es kommen beispielsweise Themen wie „das Nachtleben in Rom früher und heute“. Mit welchem Thema wir uns beschäftigen wird vertagt, da wir in das Museum Barberini gehen und dort die Aufgabe haben, uns kritisch mit einem selbstgewählten Bild auseinanderzusetzen anhand eines Fragebogens. Ich wähle das Bild von Raffaello Sanzio, Porträt einer jungen Dame mit einem Einhorn.

Im Barberini Museum hält sich jedoch noch ein anderes Porträt auf:

Erasmus, gemalt von Quentin Metsys!

 

Am frühen Abend besuche ich die Ausstellung von Carla Accardi im Palazzo Esposizioni Roma. Sie war eine feministische Künstlerin, eine herausragende Protagonistin der italienischen und internationalen visuellen Kultur.

Negativo-Positivo, 1957-1958 Carla Accardi

 

Mittwoch, der 10. Juli 2024

Heute startet das Programm erst um 14:00 Uhr, da wir 38 Grad erwarten… Ich habe vormittags um 9:00 Uhr eine Tour im Kolosseum gebucht. Es wurde uns die grausame Situation der Sklaven, Gladiatoren und wilden Tiere erläutert – ganz gut, dass durch die Christianisierung diese Grausamkeiten ein Ende fanden. Gegen 11:00 Uhr ist es bereits so warm, dass es nur noch durch viel Eis und ganz langsames Schlendern zu ertragen ist.

Das Kolosseum

Im Kurs geht es um Definitionen von Kunst. Kimon Nikolaides: „Die Kunst bildet nicht das Sichtbare ab, sondern macht sichtbar, was nicht so leicht zu sehen ist.“ Es macht einen Unterschied, ob man ein Bild eines Kunstwerks in einem Lehrbuch sieht oder ob man direkt davor steht – die emotionale Verbindung ist dann wesentlich stärker.

Die Schlüssel-Elemente von projektbasiertem Lernen sind folgende:

Real World Context: Das Museum bietet authentische, reale Kontexte für das Lernen. Forschendes Lernen: PBL ermutigt die Schüler/ Teilnehmenden, Fragen zu stellen, zu recherchieren und Themen zu vertiefen. Das Museum kann dies erleichtern, indem es geführte Fragestunden, interaktive Ausstellungen und Zugang zu Experten anbietet. Kolloborative Projekte, Interdiziplinäres Lernen, Kritisches Denken und Problemlösungskompetenz sind weitere Elemente.

Verschiedene Themengebiete könnten für PBL geeignet sein:

Museen und Umwelt, Museen und Geschichte, Museen und Stereotype, Museen und Technologie, Kuratierung von Ausstellungen, Museen und Wissensvermittlung

Wir diskutieren mögliche Fragestellungen für PBL, prüfen die Umsetzbarkeit. Die Frage der Zugänglichkeit und Verständlichkeit von Museen wird thematisiert – gibt es beispielsweise Erklärungen in einfacher Sprache?

Mit der App Goosechase entdecken wir in Kleingruppen kulturelle Orte. Am Ende landen wir alle in einer kleinen Seitenstraße und essen Suppli und Pizza und unterhalten uns angeregt über die Bildungsmiseren in den verschiedenen Ländern. Ein Problem in Irland ist beispielsweise, dass sich Lehrer*innen keine Wohnung mehr in den Städten leisten können, da die Preise explodiert sind. Dies ist in Spanien ebenfalls problematisch, daher gibt es beispielsweise auf Mallorca nicht genügend Lehrkräfte.

 

Donnerstag, der 11. Juli 2024

Heute geht es um digitale Tools- wir üben die Erstellung eines Goosechase Events. Nachdem wir gestern erfolgreich in Teams die App ausprobiert haben, ist es relativ einfach, selbst so eine Art digitale Schnitzeljagd zu erstellen. Dies könnte man beispielsweise in Kiel für Touristen, vhs Kurse  oder Schulklassen anbieten mit verschiedenen Aufgaben.

Die nächste Seite, die wir entdecken, ist Google Arts and Culture – ein großer Schatz an Museen, Kunstwerken, Themen mit Spielen wie „Was kam zuerst?“ bei dem 2 Bilder gezeigt werden und man raten muss – oder Geo Artwork, bei dem man auf einer Weltkarte angeben soll, wo ein Bild erstellt wurde – sehr spannend!

Auch die App Artsteps ist für mich sehr spannend – es geht darum, eine eigene virtuelle Ausstellung zu erstellen. Dies wäre auch für ein Ergebnis einer PBL eine schöne Möglichkeit.

Wir gehen nochmal die Schritte einer PBL durch und haben dann die Aufgabe, eine PBL zu erstellen.

Mithilfe der App Padlet erstelle ich eine PBL zu dem Thema Streetart in Kiel.

https://padlet.com/feldmanninga00/pbl-street-art-in-kiel-y2dkh98ms1rlq10d

Freitag, der 12. Juli

Wir starten heute mit dem Thema, wie PBL Projekte ausgewertet werden können. Unter anderem geht es darum, die Art der Zusammenarbeit auszuwerten, es gibt dafür eine Vorlage über stem.org.uk. Dies ist glücklicherweise in Volkshochschulen nicht relevant.

Anschließend wird jedes einzelne PBL Vorhaben vorgestellt und überprüft, ob dies so möglich wäre. Wichtig ist immer wieder die Ergebnisoffenheit – es soll öffentlich präsentiert werden – aber was und wie ist Sache der Teilnehmenden. Auch die Bewertung mit Noten in Schulklassen ist gerade bei einer Teamarbeit schwierig.

Wir stellen alle unsere Padlets vor, die wir während der Woche erstellt haben:

https://padlet.com/feldmanninga00/rom-in-july-o649dwqtq22uv108

Die Übung „Art detectives“, die wir im Palazzo Barberini durchgeführt haben, wird analysiert. Es hat Spaß gemacht, sich ein Kunstwerk auszusuchen und viele Fragen dazu zu beantworten.

Wir überreichen uns gegenseitig unsere Teilnahmebescheinigungen und verabschieden uns herzlich.

Samstag, der 13. Juli

Die Aufgabe ist heute, alleine mit dem uns zur Verfügung gestellten Roma Pass viele kulturelle Stätten zu besuchen. Ich habe mich für die Sixtinische Kapelle, die vatikanischen Museen und die Kunst in der Galerie Borghese entschieden. Der Zugang zum Vatikan ist nicht einfach – durch mehrere Sicherheitsschleusen gesichert gelangen wir nach 30 Minuten in den Innenhof. Die Galerien sind sehr beeindruckend, in einer Galerie sind die einzelnen Teile Italiens aufgemalt – mit dem Wissen von damals. Überall sind Marmorbüsten – ein unglaublicher Reichtum in den Museen, welcher lange Zeit nicht öffentlich zugänglich war. Die Sixtinische Kapelle ist sehr beeindruckend, die Gemälde sind in nur 4 Jahren entstanden.

In der Galerie Borghese sind u.a. Bilder von Caravaggio, diese interessieren mich besonders.  Insgesamt ist das Museum wohl eines der schönsten der Welt, unglaublich prunkvoll ausgestattet.

Abends habe ich mir vorgenommen, das Konzert von Ludovico Einaudi zu besuchen im Auditorium – der Freilichtbühne im Norden Roms. Auf dem Weg dahin in der Metro kommt es leider zu einer Massenpanik, da zwei Gruppen von jugendlichen Taschendieben sich bekriegen und Touristen angreifen. Ich schaffe es aus der Metro zu flüchten… ein ziemlicher Schock. Ich schaffe es zu Fuß und mit dem Bus noch rechtzeitig zum Konzert – der Schreck sitzt mir jedoch in den Knochen….

Sonntag, der 14. Juli

Abreisetag…

Was nehme ich mit aus diesen 7 Tagen in Rom? Die Stadt ist zurecht ein Weltkulturerbe, man kommt aus dem Staunen nicht heraus. Mitte Juli bei 38 Grad ist es allerdings eine Herausforderung, den Kurs zu besuchen und möglichst viel von der Kultur der Stadt erleben zu wollen.

Ich kann mir gut vorstellen, eine digitale Schatzsuche zum Thema Kunst im öffentlichen Raum in Kiel zu organisieren. Ein PBL Projekt könnte in Kooperation mit einer Schulklasse oder einem vhs Kunstkurs das Thema Street Art in Kiel sein. Mithilfe der Spiele bei Google Arts and Culture können beispielsweise Bilder auf interessante Weise vermittelt werden. Mit Artsteps könnten wir virtuelle Ausstellungen erstellen.

Ein interessanter Aspekt von Erasmus+ ist der emanzipatorische – es nehmen häufig Frauen teil, die zum ersten Mal ohne Familie oder Partner*in unterwegs sind, etwas lernen und die Stadt erkunden. Ich finde dies erwähnenswert, da wir von der Gleichberechtigung in Europa immer noch weit entfernt sind.

„Wie alle anderen!“ – Lernende aus Grundbildungskursen fahren nach Florenz

Sonntag, 24.09.23

Endlich der Tag, auf den alle hingefiebert haben: Abflug nach Italien (Mailand) und der Beginn einer außergewöhnlichen Zeit in Florenz!

Zunächst hieß es jedoch, mitten in der Nacht aufzustehen und rechtzeitig den Flughafen in Hamburg zu erreichen. Die Anfahrtswege waren zum Teil recht weit (Rendsburg, Oldenburg in Holstein…) und nicht alle Teilnehmenden konnten von uns Begleiterinnen im Auto mitgenommen werden. Letztendlich haben es aber alle geschafft, auch wenn es kurze Zeit so aussah, als hätten wir schon im Vorwege die ersten verloren…

Für manche war es der erste Flug, dementsprechend groß war die Aufregung. Aber es war ein ruhiger Flug mit toller Aussicht auf die vorüberziehende Landschaft unter uns und wir sind pünktlich in Mailand / Bergamo gelandet. Weiter ging es mit einem Shuttle nach Mailand hinein, wo wir uns vor der Weiterfahrt mit dem Zug nach Florenz in einer echt italienischen Eisdiele ausgiebig gestärkt haben.

Assistenz am Mailänder Flughafen

Die Zugfahrt verlief wie im Fluge und die Teilnehmenden der drei Regionalstellen begannen langsam, sich untereinander kennenzulernen.

Schließlich war es so weit: Ankunft in Florenz! Nachdem wir uns aus dem Gewusel im Bahnhof herausgekämpft hatten, warteten einige auf ein Taxi, während sich andere bei herrlichstem Sommerwetter zu Fuß auf den Weg ins Hotel machten.

Nach einer Ruhepause im Hotel war es dringend an der Zeit, etwas zu essen, denn alle hatten nach der langen Reise großen Hunger. Donatella hatte in einem kleinen Restaurant einen großen Tisch für uns alle reserviert und nachdem wir uns gemeinsam mit der italienischen Speisekarte auseinandergesetzt hatten, haben wir himmlisch gespeist!

Vieles auf der Speisekarte war unbekannt, was uns aber nicht davon abgehalten hat, das ein oder andere auszuprobieren – alle waren von diesen neuen kulinarischen Erfahrungen begeistert!

So rollten wir also mehr, als dass wir gingen, zum Hotel zurück und schliefen alle satt und zufrieden nach einem langen Tag voller neuer Eindrücke ein.

Montag, 25.09.23

Heute ging es richtig los – der erste Tag an der Universität!

Nach einem typisch italienischen Frühstück (Weißbrot, Butter, Marmelade und Kaffee) ging es zu Fuß bei schönstem Sonnenschein zur Universität zum ersten Unterricht.

Dort trafen wir zum ersten Mal auf die Teilnehmenden aus Vorpommern.

Nach der herzlichen Begrüßung durch die Leiterin der Universität ‚Centro Linguistico di Ateno‘ Professorin Annick Farina lernten wir unsere Italienischdozentin Elisabetta kennen – und schon ging es los mit der ersten Italienischstunde! Wie sagt man ‚Ich heiße…‘ auf Italienisch? Was bedeutet ‚Sono tedesco‘? Alles sehr verwirrend, aber nach zwei Stunden konnten schon die ersten Sätze auf Italienisch gesprochen werden!

Nach einer kleinen Verschnaufpause ging es weiter mit der Deutschdozentin Valerie. Sie gab uns einen kleinen Überblick über die Sehenswürdigkeiten der Stadt Florenz und bereitete somit die Rallye am Nachmittag vor.

Die Rallye, die Donatella und Cornelia akribisch vorbereitet hatten, führte die Teilnehmenden in kleinen Gruppen zu den wichtigsten und schönsten Sehenswürdigkeiten Florenz‘. An jeder Station hatten sie Aufgaben zu beantworten. Dies war eine große Herausforderung, denn die Aufgaben mussten gelesen und schriftlich beantwortet werden. Die Teilnehmenden halfen sich gegenseitig und so wurden alle Aufgaben von allen Gruppen bestens gelöst!

Die Rallye endete in der alten Apotheke ‚Antica Farmacia di Santo Maria Novella‘, die neben z.B. dem Dom und der Ponte Vecchio, ein echtes Highlight war. Nicht nur ‚alte‘ Düfte gab es dort zu erschnuppern, sondern auch z.B. eine besondere Videoinstallation zu bestaunen.

Stadtrallye Ponte Vecchio

Stadtrallye Apotheke – Videoinstallation

Nach so viel Lernen, Erkunden, Laufen und Eindrücke sammeln haben wir den Abend mit einem feinen Essen ausklingen lassen.

Dienstag, 26.09.23

Nach dem Frühstück ging es wie jeden Morgen zum Centro linguistico.

In der ersten Unterrichtseinheit gab es Raum für Reflexion, Austausch und Fotos des vorherigen Tages. Die Teilnehmer schrieben ihre Gedanken zum Montag auf, was ihnen besonders gefallen hatte oder aufgefallen war. In der zweiten Stunde folgte der Italienischunterricht mit Elisabetta. Es wurden verschiedene Arten der Begrüßung vom Vortag wiederholt und gelernt zu sagen, woher man kommt.

Im Unterricht

Bei Valerie wurde das Bestellen geübt, die verschiedenen Bezeichnungen der Getränke gelernt und direkt im Anschluss in die Praxis umgesetzt, und zwar auf der Dachterrasse des Archäologischen Museums, wo es ein Café gibt, von dem aus man einen wunderbaren Blick über einen Teil der Stadt hat. (Bild Café) Alle Teilnehmer bestellten sich selbst auf Italienisch ein Getränk und genossen diesen schönen Ort. Für viele Teilnehmer war es eine neue Erfahrung, das Gelernte sofort umsetzen zu können und ein Resultat zu erzielen. Italien rückte dadurch ein ganzes Stück näher.

Am Nachmittag sollte eigentlich das Archäologische Museum besucht werden, aber leider hatte es geschlossen. So wurde dieser Besuch verschoben und stattdessen ging es auf die andere Seite des Flusses hinauf zur Piazzale di Michelangelo, von aus man einen wunderschönen Blick über die ganze Stadt hat, die vom Dom und dem mittelalterlichen Rathaus beherrscht wird.

Piazzale Michelangelo

Der Aufstieg war etwas beschwerlich, sodass sich eine Teilnehmerin entschied, zusammen mit Cornelia unten zu bleiben. Treffpunkt danach war die Piazza di Santa Croce, einer der schönsten Plätze von Florenz, mit der gleichnamigen Kirche, deren Atmosphäre wir eine ganze Weile genossen und wo die ersten Souvenirs erstanden wurden. Zum Ausklang des Tages ging es ins Kellergewölbe einer Pizzeria, wo alle eine besonders leckere Pizza aßen.

Mittwoch, 27.09.23

Wie schon am Dienstag galt die erste Stunde der Reflexion, dem Austausch und der Fotoaufbereitung. Danach lernten die Teilnehmer die Namen von Lebensmitteln auf Italienisch. Im dritten Teil des Unterrichts führte die Dozentin Valerie uns auf einen Markt, wo sie uns verschiedene italienische Spezialitäten erklärte und es die Möglichkeit gab, mit einem Obst- und Gemüsehändler zu sprechen.

Am Ende gab es ganz spontan an einem der Stände für alle ein Menü aus drei Gängen, das der Chef für uns zusammenstellte. Jeder bekam so viel Nachschlag, wie er wollte. Das war beeindruckend.

Danach ging es zu Fuß zur Bushaltestelle, von wo aus wir mit dem Bus nach Settignano fahren wollten, einem kleinen Dorf an den Toren von Florenz. Im dortigen Gemeindezentrum, der casa del popolo („Volkshaus“) hatten wir bei Rosalba einen Kochkurs gebucht. Wir wurden sehr herzlich empfangen. Die Teilnehmer wurden in drei Gruppen eingeteilt, von denen jede für ein bis zwei Gänge zuständig war. Alle Teilnehmer bekamen eine Küchenschürze und ein Kopftuch, das sie behalten durften. Danach ging es an die Arbeit. Es wurde Gemüse geschnitten und gedünstet, Bruschetta (Brote mit verschiedenem Belag) vorbereitet, Fleischbällchen geformt und ein Nachtisch aus Obst zubereitet. Während die eine Gruppe schuftete, konnten die anderen die Gärten der Villa Gamberaia besichtigen, der am anderen Ende des Dorfes lag.

Als alles fertig war, wurde ein großer Tisch im Hinterhof des Gemeindezentrums gedeckt, und zusammen mit Rosalba, unserer Chefköchin, wurde das sehr leckere, selbst zubereitete Abendessen verzehrt. Alle waren satt und zufrieden. Rosalba war überrascht, wie gut alle kochen konnten. Spät am Abend nahmen wir den Bus, der uns in unglaublicher Geschwindigkeit zurück nach Florenz brachte.

In der Küche beim Kochen

Donnerstag, 28.09.23

Der Unterricht am Morgen war an diesem Tag etwas kürzer, weil ein längerer Ausflug anstand. Bei Elisabetta lernten die Teilnehmer auf Italienisch zu zählen, und Valerie erzählte uns viele interessante Aspekte über die Toskana, zum Beispiel, dass die meisten italienischen Städte im Mittelalter Stadtmauern hatten, von denen aber die wenigsten erhalten sind. Lucca ist eine der ganz wenigen Städte, die noch eine komplette Stadtmauer haben. Wir sollten die Möglichkeit haben, sie uns anzuschauen.

Für den Ausflug gab es zwei Optionen: Lucca mit seiner Altstadt und Stadtmauer oder Livorno am Meer. Die meisten Teilnehmer entschieden sich für Lucca, zwei fuhren mit Sabine nach Livorno. Während die drei vor allem das schöne Wetter am Meer ausnutzten, haben die anderen Lucca unsicher gemacht, die Stadt besichtigt, geshoppt, Eis gegessen, Kaffee getrunken u.v.m. Zunächst gab es noch eine kleine Aufregung im Zug. Wenn man die Fahrkarten am Automaten kauft, muss man sie am Bahnhof abstempeln. Ohne den Stempel mit Datum und Uhrzeit ist die Fahrkarte ungültig. Da wir noch auf die Gruppe aus Vorpommern warten mussten, wurde die Zeit immer knapper und es reichte nicht mehr, alle Fahrkarten abzustempeln. Donatella ist mutig am nächsten Halt ausgestiegen, um den Rest noch zu stempeln.

Ein Teilnehmer ist alleine auf den Torre Guinigi gestiegen. Als es oben sehr eng und voll wurde, sagte er ‚Scusi‘ (Entschuldigen Sie!) und die Leute machten ihm Platz. Das war für ihn eine wichtige Erfahrung. Er konnte etwas auf Italienisch sagen und bekam daraufhin die erwünschte Reaktion.

Eine weitere Attraktion war die Fahrt mit einem Tandem auf der Stadtmauer einmal um die ganze Stadt herum. Treffpunkt zum Abendessen war das ehemalige Amphitheater der Stadt, das heute ein wunderschöner ovaler Platz mit mittelalterlichen Häusern ist. Nach einem weiteren guten Abendessen ging es zu Fuß zurück durch das nächtliche Lucca zum Bahnhof und dann mit dem Zug zurück nach Florenz.

Im Unterricht

Auf der Stadtmauer von Lucca

Freitag, 29.09.23

Der letzte Tag in Florenz. Wie an jedem Morgen war die erste Stunde der Reflexion über den Vortag gewidmet. Bei Elisabetta hörten wir ein italienisches Lied. Valerie erzählte uns viel über wichtige Sehenswürdigkeiten in Florenz wie z.B. den Dom. Eine Schülerin hatte eine Dankesrede vorbereitet, woraufhin Tränen flossen. Alle waren sichtlich ergriffen. Im Anschluss sollte es im Hof des Sprachenzentrums eine kleine Abschiedsfeier geben. In Wirklichkeit war ein riesiges Buffet mit vielen leckeren Speisen aufgebaut. Aber vorher bedankten wir uns bei den italienischen Dozentinnen, der Leiterin Professorin Annick Farina und den Universitätsmitarbeiterinnen für ihr großartiges Engagement, ihre Offenheit, solch ein Projekt zu wagen, und ihre unglaublich freundliche Aufnahme. Es wurden Geschenke ausgetauscht. Wir hatten Lübecker Marzipan und VHS-Anhänger mitgebracht und bekamen alle eine Flasche mit der Aufschrift des Sprachenzentrums.

Abschied

Für den Nachmittag hatten wir Eintrittskarten für den Dom, um nicht in einer langen Schlange anstehen zu müssen und, wer wollte, konnte den Turm des Doms besteigen, was mit 414 Stufen eine recht beschwerliche Angelegenheit war.

Danach gab es eine Kutschfahrt bzw. die Fahrt mit einem elektrischen Golf-Cart durch die Stadt. Der Rest der Zeit bis zum Abendessen stand zur freien Verfügung. Alle waren sich einig, dass allen das Restaurant am ersten Abend am besten gefallen hatte, sodass wir dort die Reise ausklingen lassen wollten. Noch einmal konnten wir die leckeren toskanischen Spezialitäten genießen, wie z.B. das Bistecca fiorentina, ein sehr großes und dickes Stück Rindfleisch, das fast roh gegessen wird und das vor allem beim männlichen Teil der Teilnehmer großen Anklang fand.

Kutschfahrt

Golf-Cart

Samstag, 30.09.23

Tag der Rückreise. Bevor es zum Bahnhof ging, musste noch der Besuch im Archäologischen Museum nachgeholt werden. Die Teilnehmer hatten die Aufgabe, bestimmte Ausstellungsstücke zu suchen und Fragen dazu zu beantworten. Dazu hatten wir eine Museumsrallye erstellt. Alle waren mit Begeisterung dabei und schauten sich auch andere Exponate an. Ein Highlight war die „Tavoletta marsiliana“, eine Steintafel mit einem der ersten lateinischen Alphabete, noch von rechts nach links geschrieben, leider nur sehr klein. Hier schloss sich der Bogen unserer Reise.

Danach ging es kurz zurück zum b&b, um die Koffer abzuholen. Die Nonnen vom b&b hatten für uns vier Taxis bestellt, von denen nach einigem Warten nur zwei kamen. Der zweite Taxisfahrer war sehr freundlich und lud alle Koffer in sein Taxi, sodass wir unbeschwert zu Fuß zum Bahnhof gehen konnten. Diese Flexibilität zu sehen, aus der Not eine Tugend zu machen, war eine gute Erfahrung.

Innenhof b&b

Von Florenz ging es dann mit dem Zug nach Mailand, wo wir einen längeren Aufenthalt hatten, den wir für ein letztes gemeinsames Mittagessen in einem sizilianischen Restaurant nutzten. Die Teller gefielen einem Teilnehmer so sehr, dass er die Besitzerin überredete, ihm einen zu schenken. Auch das eine spontane gelungene Situation. Danach wieder mit dem Shuttle-Bus zum Flughafen Bergamo und von dort mit einem Direktflug nach Hamburg. Da eine Teilnehmerin starke Schmerzen hatte, wurde für sie die Assistenz beim Einsteigen organisiert. Am Hamburger Flughafen trennten sich dann unsere Wege. Alle waren spät in der Nacht zu Hause.

Fazit

Es war eine sehr gelungene Reise, die bei allen Teilnehmern einen starken Eindruck hinterlassen hat.

Für die meisten von ihnen waren viele Erfahrungen vollkommen neu.

Wirklich beachtlich war, wie gut sie mit all diesen neuen Eindrücken zurechtgekommen sind. Sie waren allem gegenüber aufgeschlossen und interessiert. Sie haben mit den italienischen Dozentinnen und den Nonnen vom b&b ohne Probleme kommuniziert und haben sich in der Stadt ohne Schwierigkeiten bewegt. Sie haben beim Essen viele Gerichte probiert, die sie nicht kannten.

Sie haben, z.B. auf der Stadt- und der Museumsrallye und beim Kochkurs, in Gruppenarbeit Aufgaben gemeinsam gemeistert. In kurzer Zeit ist eine Gruppe entstanden, die gegenseitig auf sich achtete.

Es ist uns offenbar gelungen, eine Atmosphäre zu schaffen, in der sie sich sicher fühlen und so offen gegenüber Neuem sein konnten. Sie haben erlebt, dass sie mehr können, als sie sich selbst vorgestellt hatten. Sie haben an der Reise sehr aktiv teilgenommen, und das ist vielleicht eine der besten Formen von Teilhabe. Das Gelernte konnte oft direkt in die Praxis umgesetzt werden, wodurch es als positiv empfunden wird.

Ein Teilnehmer sagte, dass es die beste Zeit seines Lebens gewesen sei.

Ausblick

Die Reise hat sehr deutlich gezeigt, dass es wichtig ist, über die reine Alphabetisierungsarbeit hinaus Anlässe für lebensweltliche Erfahrung zu schaffen. Dass sich hier Menschen begegnet sind, die sich normalerweise wahrscheinlich nicht begegnet wären, war eine der wichtigen Erfahrungen, und zwar für beide Seiten, sowohl für die Teilnehmer als auch für die italienischen Dozentinnen und für uns als Organisatorinnen. Noch mehr Möglichkeiten, über den geschützten Rahmen der Alphabetisierung hinaus schauen zu können, müssten in Zukunft geschaffen werden.

Ein weiterer Aspekt, den die Teilnehmer hier ganz direkt erfahren haben und der oft negativ besetzt ist, ist die Selbstwirksamkeit. Sie waren dem fremden Land nicht hilflos ausgeliefert, eine Situation, die sie allzu oft schon erlebt haben. Das ist eine wesentliche Erfahrung im Leben.

All diesen Aspekten sollte in Zukunft in der Alphabetisierungsarbeit mehr Aufmerksamkeit gewidmet werden. Deshalb hoffen wir, diese oder eine ähnliche Reise in Zukunft wiederholen bzw. fortsetzen zu können.