Dänemark: Studieskolen Kopenhagen und Dachverband der Abendschulen DOF

Ein Bericht von Karl Damke

Warum Dänemark?
Über den Zielort meiner Erasmus+ Mobilität musste ich nicht lange  nachdenken. Ich wusste, ich musste nach Kopenhagen und Christoph Schepers bei Studieskolen besuchen.

Christoph arbeitet seit vielen Jahren für Studieskolen, die größte Sprachschule Dänemarks, und ist dort als Senior Consultant für das Deutschangebot und einen Teil der Projekte zuständig, die Studieskolen als ständigen Innovationsmotor betreibt. In diesem Zusammenhang hatte ich bereits das Vergnügen in einem vergangenen Erasmus+ Projekt mit Christoph und einem internationalen Team zusammenarbeiten zu dürfen. Wir haben uns zwei Jahre lang mit der Schnittstelle zwischen selbstgesteuertem Lernen, Technologie und Sprachcoaching beschäftigt. Wer sich für dieses Projekt interessiert: Die Ergebnisse können unter learnbase.org abgerufen werden.

Während meiner Zusammenarbeit mit Studieskolen war ich immer beeindruckt davon, welche weiteren Projekte dort scheinbar ganz nebenbei laufen, konnte mich aber nie intensiver damit beschäftigen. So entstand die Idee, im Rahmen dieser Erasmus+ Mobilität die losen Fäden wieder aufzunehmen. In der Planung für meine Hospitation brachte Christoph die Idee ein, dass ich auch den Dachverband von Studieskolen, den Dansk Oplysnings Forbund (DOF) in Roskilde besuchen sollte. Eine sehr gute Idee!

Wir haben uns im Laufe der Woche mit folgenden Themen beschäftigt:

⦁ Online Einstufungstest FACTS
⦁ Blended Learning mit Danish to Go
⦁ Online-Unterricht in Dänisch als Zweitsprache
⦁ Lehrkräftequalifizierung mit dem Mulitmediaführerschein
⦁ Kurs- und Contentmanagementsysteme der dänischen Abendschulen
⦁ Kursmarketing mit Social Media
⦁ Trainingsprogramm “Online Sprachen unterrichten”
⦁ Aufbau von le:v:el, dem Weiterbildungsinstitut von Studieskolen

 


Tag 1: Studieskolen Kopenhagen – Online Einstufungstest FACTS
Am Montagmorgen machte ich mich auf den Weg zu Studieskolen in der Kopenhagener Innenstadt. Ich wurde vom Team herzlich begrüßt und konnte mit Christoph Schepers das Programm für die Woche besprechen.

Am Montag beschäftigten wir uns hauptsächlich mit dem FACTS, einem Online-Einstufungstest, den Studieskolen bereits seit 2008 einsetzt. In dieser Zeit wurde der Test immer wieder ergänzt und weiterentwickelt, eine weitere, grundlegende Überarbeitung steht aktuell wieder an. Um ein Gefühl für die notwendigen Änderungen und Verbesserungen zu bekommen, habe ich den restlichen Vormittag mit der Analyse des Tests verbracht. Ich habe aus Screenshots des Tests eine Präsentation erstellt, die wir nach dem Mittagessen intensiv mit Christoph und seiner Kollegin Stine besprochen haben.

In den vergangenen Jahren haben auch einige Volkshochschulen den FACTS für die Einstufung verwendet, zum Beispiel auf sprachtest.vhs-wiesbaden.de. Die zentrale Frage im Gespräch mit Stine und Christoph war, wie Volkshochschulen auch in Zukunft den Test einsetzen können und welchen Stellenwert er im Beratungsportofolio einnehmen kann. Anders als zur Einführung des FACTS in 2008 gibt es jetzt auch andere Einstufungstests auf dem Markt, wie etwa sprachtest.de, den ich auch zum Vergleich in der Präsentation herangezogen habe.

 

Tag 2: Blended und Online-Formate mit Danish To Go
Am Dienstag habe ich mich mit Kaspar Bredahl Rasmussen aus der Dänischabteilung von Studieskolen getroffen. Seine Abteilung hat in den vergangenen Jahren einen vergleichbaren Boom erlebt wie der DaZ-Bereich an deutschen Volkshochschulen. Wir haben über die Gelingensbedingungen von Onlineformaten gesprochen und das an zwei Projekten von Studieskolen festgemacht: Danish to go und dem Onlinekurs Dänisch B2.

Danish to go ist ein von Studieskolen entwickeltes Lehrwerk für Dänisch als Zweitsprache auf A1 und A2, das aus einem traditionellen Printlehrwerk und einer Onlineplattform besteht. Spannend dabei ist, dass beide Komponenten bewusst unterschiedlich gestaltet sind. Das Buch für die Präsenzphasen arbeitet sehr stark kommunikativ, ein Großteil der Übungen und Grammatikarbeit findet auf die Onlineplattform statt. Sehr spannend ist auch der sehr umfangreiche Aussprachebereich online.

Beim Onlinekurs Dänisch B2, den Kaspar selbst unterrichtet, wird ein ähnlicher Ansatz verfolgt. Es gibt einen Moodle-Kurs auf dem alle Inhalte für das Selbststudium liegen, die einmal wöchentlich per Videokonferenz stattfindenden Live-Termine konzentrieren sich auf Kommunikation und Interaktion. Kaspar nutzt verschiedene automatisierte Übungsformate in Moodle unter anderem aus Danish to go oder speziell für den Kurs mit dem kostenlosen Autorenwerkzeug H5P erstellte Übungen.

Am Nachmittag habe ich dann eine Folge für den vhscast mit Christoph Schepers aufgenommen und hier veröffentlicht:

vhscast Folge 011: Teacher Training mit Christoph Schepers

Wir sprechen über Studieskolens erfolgreiche Fortbildungsreihe, den Multimedia-Führerschein, darüber wie er aufgebaut ist, wie er in den letzten 6 Jahren umgesetzt wurde und was sie jetzt, nachdem alle Kursleitungen die Fortbildungen durchlaufen haben, als nächstes vorhaben.

 

Tag 3: Dansk Oplysnings Forbund

Der DOF ist eine von fünf landesweiten Dachorganisationen für Abendschulen in Dänemark, “die freie und neutrale öffentliche Bildung verbreiten möchte – unabhängig von der Parteipolitik.”

Der DOF hat rund 250 Mitgliedseinrichtungen in ganz Dänemark. Die Schulen des DOF ​​erreichen jährlich ca. 160.000 Teilnehmende. Als nationale Organisation unterstützt der DOF die Mitgliedsschulen bei ihren täglichen Aktivitäten in einer Vielzahl von Bereichen. Dabei geht es zum einen darum, den Mitgliedsschulen Ratschläge, Inspiration, Wissen, Projektunterstützung und Raum für Vernetzung zu geben und zum anderen für bessere Rahmenbedingungen für Abendschulen auf politischer Ebene zu arbeiten – sowohl lokal als auch national. (s. dazu auch https://www.danskoplysning.dk/om-dof/)

Am Vormittag habe ich mich mit Verbandsdirektor Henrik Christensen und mit Martin Michel, der beim DOF die IT betreut, getroffen. Wir haben uns ausführlich über den IT-Support unterhalten, den der DOF für seine Mitgliedseinrichtungen anbietet. Mit DOFPro bieten sie ein eigenes Verwaltungssystem für ihre Mitgliedseinrichtungen an, dass mit KuferSQL oder CMX vergleichbar ist, sich aber in den Feinheiten und Funktionen unterscheidet. Alle größeren Schulen nutzen dieses System und haben damit die Möglichkeit ihre Kurse im Internet darzustellen.

Im DOF ist mit Kathrine Egemar eine Mitarbeiterin spezialisiert auf die Umsetzung der Webseiten der Mitgliedsschulen. Dafür nutzen sie ein gemeinsames Contentmanagementsystem mit dem witzigen Namen vuptiweb.

Bei der Präsentation fiel mir auf, wie stark sich die DOF-Schulen in den letzten Jahren im Bereich Online- und SocialMedia Marketing entwickelt haben. Um dieses Thema möglichst konkret beleuchten zu können, hatte der DOF am Nachmittag Lisbeth Lunding eingeladen, die Schulleiterin von DOF Paarup Aftenskoler.

DOF Paarup besteht aus mehreren Abendschulen in und rund um Odense, die drittgrößte Stadt Dänemarks. In 2018 stand Lisbeth vor der Entscheidung eine saftige Preiserhöhung für die Verteilung des Printprogramms hinzunehmen oder alternative Wege der Öffentlichkeitsarbeit auf zu tun.

Sie und ihre Kollegin Hanne setzen seitdem auf eine Kombination aus Facebook-Ads, verschiedenen Facebook-Gruppen, einem Mailchimp Newsletter, der 1-2 mal monatlich 1800 Abonennt*innen erreicht und zielgruppenspezifischen Printmaterialien. Die super spannende Präsentation habe ich versucht in einer Sketchnote festzuhalten.

Downloadlink 

Tag 4: Studieskolen le:v:el und Teaching Language Online
Meinen letzten Tag verbrachte ich wieder bei Studieskolen in Kopenhagen. Am Vormittag habe ich mich kurz mit Stine und ihrer Kollegin Lisbeth Krogh über ihre Erfahrungen mit Cambridge Sprachprüfungen unterhalten. Studieskolen deckt als Test Centre komplett Dänemark ab und setzt dabei auf das computerbasierte Testverfahren. Während in Deutschland die Anmeldezahlen für Cambridge Prüfungen seit Jahren rückläufig ist, konnte Studieskolen in den letzten Jahren die Zahl der Teilnehmenden stetig steigern. Laut Stine und Lisbeth ist dafür die enge Zusammenarbeit mit Gymnasien verantwortlich.

Einen sehr spannenden Einblick konnte mit Stine im Anschluss in ein aktuelles Projekt gewähren. Mit Teaching Language Online erarbeiten sie zur Zeit ein Online-Fortbildungsmodul, das Lehrenden dabei helfen soll, besser online zu unterrichten. Dabei wird es zu einem Teil um technische Aspekte, zum anderen aber um methodisches Handwerkszeug gehen. Weitere Details kann ich hier leider nicht verraten, da Studieskolen gerade noch mitten im Entwicklungsprozess steckt. Ich bin aber bereits sehr gespannt auf das finale Produkt.

Ausführlicher und öffentlicher konnte ich am Nachmittag mit Stine und Christoph über das „Knowledge Centre“ le.v:el sprechen, das Studieskolen in den letzten beiden Jahren aufgebaut hat. Mit le:v:el wollen sie die Erkenntnisse und Erfahrungen weitergeben, die sie in all den Projekten und internen Fortbildungen gewonnen haben, die sie in den letzten Jahren durchgeführt haben. Ich habe die Chance genutzt, die erste englischsprachige Folge für den vhscast aufzunehmen: In der Folge schildern Stine und Christoph vor welchen Herausforderungen sie bei der Weitergabe des Wissens an externe Lehrkräfte und andere Institutionen standen.

vhscast Folge 012: Knowledge Centre le:v:el at Studieskolen with Stine Lema & Christoph Schepers

Ich habe mich sehr gefreut, mit Erasmus+ nach Dänemark reisen zu können und nehme viele Anregungen und Ideen mit nach Hause. Vielleicht war ja auch die eine oder andere neue Idee für Sie dabei, das würde mich sehr freuen!

Malta: Boost your ICT Skills (3)

Boost your ICT Skills: Technology for the classroom – 1 Woche Malta

von R. W.

Sonntag: 03.02.2019

Die Anreise nach Malta sollte eigentlich problemlos verlaufen, Hamburg – München – Malta mit Lufthansa / Air Malta, dummerweise hat das Wetter nicht mitgespielt und die sonst recht kurze Reise dauerte ewig: 07.30 Uhr Check-in in Hamburg, 01.20 Uhr Ankunft im Hotelzimmer. Immerhin kamen wir vom Fleck, an unserem Reisetag fielen aufgrund des Wetters in München über 450 Flüge aus.

Das Hotel war sehr nett und zentral gelegen, mit einem großartigen Blick auf die Bucht von St. Juliens. (Blick vom Balkon am nächsten Morgen, um 01.20 Uhr wollte ich nur noch ins Bett).

Montag: 04.02.2019

Der Fußweg zum Unterrichtsort war mit ca. 10 Minuten kurz und es gab viel zu sehen. Das Gebäude ist neu und gepflegt, es sind hier ebenfalls diverse Sprachkurse untergebracht, sodass das Haus mit Menschen aus zahlreichen Nationen belebt ist.

Unsere Gruppe setzte sich aus zwei Polen, vier Rumäninnen, zwei Deutschen (incl. mir selbst) und einer Lehrerin des Sprachinstituts, welche zukünftig ebenfalls „Technology“ unterrichten möchte, zusammen.

Nach einer kurzen, auf unseren beruflichen Hintergrund, Erfahrungen im Bereich der digitalen Lernwelten, Wohlfühlfaktor bzw. Wissenstand im Umgang mit Digitalität und Computern bezogenen Vorstellungsrunde, stiegen wir auch flott in das erste Thema ein: „Webquests & their learning potential“. Wir zwei Deutschen haben eine Arbeitsgruppe mit unseren polnischen Nachbarn gebildet und kommunizierten sowohl über ein gemeinsames Wordpad von Google Drive, als auch mit kurzen verbalen Kommentaren zu den parallel von uns erarbeiteten Einträgen. Es war ein sehr produktives, schnelles und ergebnisreiches Arbeiten.

Nach einer kurzen Pause mit „Kinnie“, einer sehr bitteren und an Campari erinnernden, maltesischen Limonade erarbeiteten wir uns nach einem sehr informativen und kurzweiligen Input zum Thema: „Designing a Webquest“ in einer weiteren Gruppenarbeitsphase unser Projekt-Topic, welches wir gemeinsam im Laufe der Woche erarbeiteten und am Freitag vorstellen sollen. In dem Projekt sollten wir eine Unterrichtsstunde gestalten und den Schülern mittels umfangreich recherchierter Links und einem gut durchdachten Konstrukt (scaffolding) die Möglichkeit geben, zu sinnvollen und gut durchdachten Ergebnissen zu kommen. Für die weitere Arbeit zu diesem Thema bekamen wir ein paar Tools vorgestellt, das meiner Meinung nach bestgelungene ist hier zu finden: https://mariocordinaeti.wixsite.com/webquests/introduction

Im dritten und letzten Teil des Unterrichtstages beschäftigten wir uns mit „Concordances, online dictionaries & visual Thesaurus“.

https://visuwords.com

https://corpus.byu.edu/coca/

Fazit: Der erste Tag war bereits sehr informativ und spannend, die Lehrerin ist großartig. Ich freute mich schon auf den nächsten Tag!

Dienstag: 05.02.2019

Nach dem sehr interessanten ersten Tag sind wir ohne große einleitende Worte gleich in die erste Lerneinheit des zweiten Unterrichtstages gestartet, unser erstes heutiges Thema: WIKIs: How they work & Learning Potential.

Die Vorstellung und das Erlernen des neuen Themas ging Hand in Hand. Ein ergebnisorientiertes Vorgehen, es läuft parallel. Während der Erklärung gingen wir die Schritte mit und kreierten dann sofort unseren ersten WIKI Eintrag. Fragen nach der Einführung und in der Testphase waren explizit gewünscht und wir lernten aus den Fragen der anderen. Nach diversen Neueinträgen, Einbetten von Bildern, Filmen, Links, sollten wir fit sein und uns bei Nachfragen an unseren Nachbarn wenden oder uns die Einführung „how to create a wiki page“ ansehen. Learning by doing. Schnell und effektiv, aber auch keine Zeit, um auch nur kurz abgelenkt zu sein.

Die zweite Einheit setzte voraus, dass wir den Stoff der ersten Einheit nun verinnerlicht haben und schon ging es im Galopp weiter: „Creating a WIKI“ – Wir starteten gleich in die Gruppenarbeit zu unserem gestern gewählten deutsch/polnischen Topic: „In what ways can online gaming affect your learning skills?“ Wir arbeiten wieder über unser geteiltes Dokument auf Google Drive. Und übertrugen einen Teil der Ergebnisse bereits in ein gemeinsames WIKI. Um die Übungen zu unserem Topic für die Kinder spannender, aber lehrreich zu gestalten, lernten wir einige online printable tools kennen. So entstand der Übergang zu unserer dritten Lerneinheit: Crosswords and Quiz Design. Ein gutes Anwendungstool zur Erstellung diverser Kreuzworträtsel hier:  http://www.discoveryeducation.com/free-puzzlemaker/

Und ganz spannend auch die online Class Tools. Hier ist eine gute Verbindung ins Internet Voraussetzung: www.classtools.net mit dem „random name picker“ kann mit den Namen der Teilnehmer / der Lerngruppe ein eigenes Rad in den WIKI geladen werden und die Frage nach „Freiwilligen vor“ erübrigt sich.

Fazit: es war wieder ein sehr kurzweiliger, aber auch anstrengender und vor allen Dingen lehrreicher Tag mit viel Input und „learning by doing“ es hat viel Spaß gemacht, danach brauchte ich aber eine Pause und mindestens drei Tassen Kaffee… Ich freute mich schon sehr auf morgen!

Mittwoch: 06.02.2019

In der ersten Lerneinheit: „Using the Interactive Whiteboard“ bekamen wir eine sehr begeisterte Einführung in die vielfältige Nutzung der interaktiven White Boards. Unsere Lehrerin war absolut von deren Vorteilen überzeugt und brannte für die Nutzung und die vielen, sehr anschaulich dargestellten Möglichkeiten.

Nach meiner Nachfrage, ob das Erlernen der „features“, also die Nutzung des Interactive White Boards kompliziert sei, wurde mir von unserer Lehrerin und der im Training befindlichen Lehrerin versichert, dass es selbsterklärend sei und man, wenn man eines erwirbt, eine ausführliche Schulung zu allen Funktionen bekommt. Ich möchte für meine Volkshochschule unbedingt Interactive White Boards (iaw) anschaffen und die Anschaffung im neuen Haushalt einwerben. Meiner Meinung nach bieten sie großartige Möglichkeiten auch für und im besonderem meinem Ziel-publikum 50+ den Unterricht noch anschaulicher und interessanter zu gestalten.  Ebenfalls sind meine Teilnehmer sehr an Technik interessiert und freuen sich immer, etwas ausprobieren zu dürfen, wenn ein kompetenter Dozent Hilfestellungen gibt. Hier ist auch die am ersten Tag angerissene CLIL Methode hilfreich, z. B. das Erlernen der iaw-Funktionen in einem Opernkurs. Also die Verknüpfung von zwei Fächern, um das Lernen zu erleichtern. Ein Beispiel des ersten Tages war das Erlernen einer Fremdsprache in einem Handarbeitskurs.

In der nächsten Phase hatten wir die Gelegenheit das iaw zu testen und haben diverse Aufgaben und kleine Präsentationen durchgeführt.

Nach der aktiven Phase kam eine noch aktivere Lerneinheit „Interactive Classroom Activities“ erstes Spiel auf: https://kahoot.it/ zum Thema Malta – sehr lustig, schnell und lehrreich und vor allen Dingen: Interaktiv! Und bei Fragen zu den korrekten Antworten kann man sofort online recherchieren und somit einen größeren Lernerfolg erzielen.

Nachfolgend kreierten wir eigene Spiele auf die gewünschten Lernerfolge unserer imaginären Schülerschaft abzielend. Ich habe ein einfaches Quiz zum Thema „Harry Potter“ entwickelt: „It has been easy as pie and very funny“. Nachfolgend haben wir noch weitere Quizze kreiert, „Jumble“ z. B. „Order the animals from most dangerous to least dangerous“ und Surveys.

Fazit: ein sehr lehrreicher, lustiger, interaktiver Unterrichtstag UND ich hätte wirklich gerne Interactive White Boards und bin von deren Nutzen und Mehrwert überzeugt!

Donnerstag: 07.02.2019

Heute beschäftigten wir uns mit folgenden Themen: Online Resource Organisation and Sharing, Editing Images to Create great Info-Graphics und Mind Maps & Word Clouds.

Wir arbeiteten in unserer ersten Lerneinheit gemeinsam und zeitgleich in dem geteilten Arbeitsblatt auf Google Drive. Wir wurden gebeten darzulegen, wann und weshalb wir Bilder im Unterricht oder in Arbeitsblättern verwenden. Mein Beispiel: „In my opinion you can place picture everywhere. They help students to get the „real“ meaning or the meaning “between the lines” better. Pictures can support and transfer knowledge (talking about bumblebees without a picture can’t really explain, why it might be impossible for them to fly?!” even if they do it just fine)“.

Ein Bild sagt manchmal mehr als tausend Worte und man kann es als Einstieg in den Unterricht nehmen, damit allen Schülern das Thema sofort präsent ist und niemand abgehängt wird, weil die Bedeutung des Wortes „Hexagramm“ nicht jedem sofort geläufig ist.

Ein wirklich tolles Tool zu Erstellung schöner Fotokollagen ist die Website: https://www.canva.com/

Hier zwei meiner Kreationen!

Eine weitere tolle Funktion dieser Seite ist die Möglichkeit, Images auch mit mehreren Menschen zu bearbeiten, in dem man die Datei über Google Drive an seine Kontakte zur Bearbeitung freigibt.

Spannend auch für ein Quiz oder eine Unterrichtseinheit ist eine interaktive Karte mit Ländern, in denen man z.B. schon einmal Urlaub gemacht hat. https://www.amcharts.com/visited_countries/

Mit der Verbindung über Google Drive haben wir uns mit der kostenfreien Seite „mind-mups“ verlinkt, in der man MindMaps erstellen und in ihnen Bilder und Dateien erstellen / verlinken kann: https://drive.mindmup.com diese MindMaps kann man wiederum mit anderen teilen und man kann parallel, gleichzeitig an Ihnen arbeiten, solange man über die Google Drive Funktion verbunden ist.

Auf der Seite Wordart konnten wir unsere eigenen WordArt Templates erstellen. Es ist sehr effektvoll, interaktiv und macht viel Spaß! https://wordart.com/

Man kann diese sowohl über soziale Netzwerke teilen oder als png/jpeg speichern, als auch auf einer Website verwenden. Nur bei der Erstellung / Speicherung als jpeg verliert man natürlich die tolle Interaktivität, die Worte werden in der geteilten Version groß, wenn man mit der Mouse über sie fährt.

In der dritten und letzten Unterrichtseinheit des heutigen Tages haben wir eine Website zum Thema Blendspace kennengelernt. Hier können Dokumente, Websites, YouTube Videos, Quizze etc. sehr anschaulich und übersichtlich an einem Ort dargestellt und in einem Blendspace Activity Sheet gesammelt werden.  https://www.tes.com/

Fazit: Ein wieder sehr kurzweiliger und spannender Tag. Besonders gefallen hat mir die Seite https://www.canva.com/. Perfekt auch zur preiswerten Erstellung (nur Druckkosten) von Print-Werbung, z. B. Flyern zur Kursankündigung oder Erstellung von Grußkarten für die Öffentlichkeitsarbeit. Und ebenfalls die Seite Wordart ist großartig!

Den Rest des Tages verbrachten wir in unserer Arbeitsgruppe und bereiteten unsere polnisch/deutsche Abschlusspräsentation zum am ersten Tag erdachten Thema: „In what ways can online gaming affect your learning skills?“ vor. Hierfür verwendeten wir alle kennengerlernten Tools und arbeiteten an unserem gemeinsamen WIKI.

Freitag: 08.02.2019

StoryBird: In der ersten Stunde haben wir uns mit Lernen durch „Geschichten erzählen“ beschäftigt. Weshalb kann man besser lernen, mehr behalten, wenn man nicht nur Fakten geliefert bekommt, z. B. Schlacht bei Issos um 333 vor Christus, sondern eine großartige und spannende Geschichte rund um den Kampf erzählt bekommt. Digitale Medien können eine große Hilfestellung bieten, in dem man die Geschichte mit Bildern und Filmen unterstützt. Oder mittels des non-linear story telling = interactive story telling: Was passiert, wenn der Held rechts herum geht. Was passiert, wenn der Held links herum geht?  Ein interessantes Tool zur Unterstützung bei der Entwicklung einer spannenden Geschichte: http://twinery.org/

In meine Geschichte habe ich diverse Bilder und Filme eingebaut. Wenn man erst begonnen hat, Pfade und Wendungen zu entwickeln, kann man die Felder jederzeit verschieben, um den neuen Pfaden optisch mehr Platz zu geben.

In unserer zweiten Lerneinheit des letzten Unterrichtstages haben wir die Seite StoryBird https://www.storybird.com kennen gelernt, auf der man mit tollen Bildern von zahlreichen Künstlern kostenfreie (auch gegen Entgelt, gebundene) Bücher, Gedichte, Bilderbücher etc. erstellen kann. Man kann ebenfalls Worte für Gedichte vorgeben und diese dann am iaw von seinen Schülern bearbeiten lassen (je nach Klassenstufe und Schwierigkeitsgrad).

Pro Tag, an dem man ein Gedicht erstellt oder an einer Geschichte arbeitet, kann man sich „Kronen“ verdienen und schlussendlich nach ein paar Tagen sein fertiges Buch kostenfrei als pdf herunterladen. Selbstverständlich kann man auch gleich, gegen ein kleines Geld (2,99 €) das pdf erhalten, oder sich ein Buch als Hard- oder Softcover bestellen.

 Nachfolgend haben wir uns ein letztes Mal vor der Präsentation mit unserer Projektarbeit beschäftigt und arbeiteten am „Feinschliff“. Am Nachmittag fand die Präsentationsrunde statt. Unsere Gruppenarbeit und die Spiele wurden von Marek präsentiert und moderiert. Wir haben demokratisch abgestimmt und uns mit 3 von vier Stimmen für ihn entschieden 😉 Das ist Demokratie! Marek war übrigens einverstanden… Eine kleine Einführung haben wir von „Voki“ vorlesen lassen: Ein sehr witziges Tool, um selbstgeschrieben Nachrichten (in unserem Fall durch eine futuristische Schuldkröte mit einer sehr männlichen amerikanischen Stimme) vorlesen zu lassen.  Hier unser VOKI: https://www.voki.com/site/pickup?scid=15276868&chsm=8c777c7d7f856cd417c66a75006006b0

Und hier unsere Projekt-Arbeit https://mmjakmarekm.wixsite.com/webquest/home-1

Nach der Präsentation haben wir unsere Tools und verwendeten Features diskutiert und die verwendeten Spiele und deren Lehreffekt kritisch hinterfragt.

Fazit: ich fand den Tag wieder spannend und unsere Präsentation am vielseitigsten und am besten recherchiert.

Sehr gerne hätte ich auch die zweite Unterrichtswoche besucht, bzw. die erste, da wir erst in der zweiten Woche eingestiegen sind und viele spannende Features und Methoden bereits in der ersten Woche stattfanden.

Samstag: 09.02.2019

Heute nahmen wir, bei bestem Wetter, an einem organisierten Ausflug auf die Nachbarinsel Gozo teil. Der Bus holte uns um 09.15 Uhr in der Stadtmitte ab und brachte uns zur Fähre. Der über die Schule geplante Ausflug mit einem Guide, der vor der Pensionierung Geschichtslehrer gewesen ist, fand leider (aufgrund von zu wenigen Anmeldungen – das kennen wir als Volkshochschule ja bestens) nicht statt. Somit ist es dann das Alternativ-Programm geworden und wir nutzten die „Hop on Hop off“ Busse.

Mit dem Bus ging es über zahlreiche Zwischenstops zur Fähre nach Gozo.

Auf Gozo bestiegen wir den Hop on Hop off Bus und los ging es. Unglaublich war die maltesische Fahrweise. Der große Bus zirkelte sich in rasanter Geschwindigkeit durch die engsten Gassen und zwang mit teilweise langanhaltendem Gehupe, die entgegenkommenden Fahrzeuge zum Rückzug. Man könnte es als „der Stärkere gewinnt“ deklarieren, denn mit den deutschen Verkehrsregeln – Hindernis auf welcher Seite und rechts vor links hat das augenscheinlich nichts zu tun.

Die Sightseeing-Kommentare kamen aus der Konserve, waren aber recht gut aufbereitet und man konnte trotzdem etwas über Land, Leute, Eroberer und verschiedenste Ritter und Heilige lernen. Was mir bereits seit meinem ersten Tag auffiel, ist die wilde Mischung aus brandneuen und luxuriösen Bauten, direkt neben stark renovierungsbedürftigen, ruinösen Häusern. Insgesamt ist Mara sehr sauber. Sämtliche öffentliche Verkehrsmittel, sanitären Einrichtungen erscheinen sauber und gepflegt, wenn auch teilweise abgenutzt. Und die Preise der Speisen und Getränke sind unglaublich günstig. Ich habe für ein sehr leckeres „Pastizzi“ DIE maltesische Snack-Spezialität UND einen halben Liter Wasser 1€ bezahlt und für mein Mittagessen auf der Haupteinkaufsstraße Valettas, vis á vis des Domes 5€. Eine Cola 0,3 kostet 1.60€ und eine große Tasse Kaffee 1.40€. Eine Fahrt mit dem Bus kostet (egal, wie lang die Strecke auch sein mag) 1,50 € Ideal für einen Familienurlaub. Die Bevölkerung ist sehr freundlich und scheint den vielen Touristen gegenüber stressfrei und gelassen zu begegnen.

Viele Malteser sprechen in der Familie kein Maltesisch mehr und lernen die Sprache erst in der Schule, wie eine Fremdsprache. Der maltesische Dialekt ist ähnlich stark ausgeprägt, wie das „indische Englisch“ oder bei uns tiefstes Sächsisch.

Wir haben unseren „Hop on Hop off Bus“ in Victoria verlassen und erkundeten die kleine und sehr belebte Stadt zu Fuß. Die einzige einigermaßen sichere Möglichkeit heil und unversehrt über eine Straße zu kommen, ist die unbedingte Nutzung der Zebrastreifen. Dort halten die Autos mit quietschenden Reifen. Sonst wird eher nicht gebremst.

Die Landschaft ist sowohl auf Malta, als auch auf Gozo im Februar sehr grün und es blühen diverse Blumen. Die Architektur ist eine wilde Mischung aus Britischen und Arabischen Elementen.

Gesamtfazit: Mir hat die Weiterbildung sehr viel Spaß gemacht. Sie war sehr interessant, informativ und hat mir viele spannende Einblicke in die Nutzung von digitalen Medien im Unterricht gegeben. Ich werde mein Wissen und meine Begeisterung an meine Dozenten weitergeben und hoffe, dass ich zukünftig die Möglichkeit haben werde, meinen Dozenten und Teilnehmern Interactive White Boards bieten zu können.

Ich bedanke mich für die Möglichkeit über den Landesverband der Volkshochschulen Schleswig-Holsteins e.V. am Erasmus+ Programm zu digitalen Lernwelten: europ@vhs#digital teilzunehmen und die großartige Unterstützung und Vereinfachung.

Malta: Boost your ICT Skills (2)

Boost your ICT Skills: Technology for the classroom – 1 Woche auf Malta

von R. J.

Sonntag: 03.02.2019

Den Anreisetag sollten wir laut Plan eigentlich bereits ab 15.00 Uhr auf Malta verbringen. Jener Plan sah vor, gemütlich anzukommen, die nähere Umgebung zu erkunden und schon mal rauszufinden, wie wir zur Schule kommen. Wäre es so gekommen, könnte hier schon etwas über Malta stehen. Wir haben aber den ersten Tag fast komplett am Münchner Flughafen verbracht. Viel gesehen haben wir davon aber auch nicht, da es immer hieß, es würde in etwa 30 Minuten mit dem Boarding losgehen und wir uns deshalb nicht getraut haben, uns weit vom Schalter zu entfernen. Das ging so von 12.00 Uhr bis 16.30 Uhr. Da wurde dann tatsächlich mit dem Boarding begonnen. Die nächsten 4,5 Stunden saßen wir dann im Flugzeug auf dem Münchner Flughafen und sahen zu, wie der immer weißer wurde. Wider Erwarten blieb uns aber die Nacht auf harten Flughafenbänken erspart, da wir gegen 20.30 Uhr dann doch zum Enteisen rollten und etwa eine halbe Stunde danach auch tatsächlich abhoben.

Montag: 04.02.2019

Pünktlich um 8.45 Uhr fanden wir uns für den Kurs Boost your ICT Skills – Technology for the classroom bei ETI in St. Julien`s ein. Es wurde ein Foto für den Studentenausweis! geschossen und wir erhielten Informationen zum Ablauf, bevor es in den Klassenraum ging. Unsere Dozentin hieß Roberta und wir waren 9 Kursteilnehmer*innen. Wir zwei Deutschen, zwei Polen, 4 Rumäninnen und eine Malteserin. Zuerst richtete Roberta auf GoogleDrive ein Dokument ein, an dem wir alle gemeinsam Informationen teilen konnten und in dem sie uns die Links zu ihren Materialien zur Verfügung stellte.

Dann ging es mit dem eigentlichen Kurs los und wir erfuhren etwas über Webquests & their Learning Potential.

In zwei Gruppen aufgeteilt wurden wir dann vor das Problem gestellt, zwei Tonnen Mandarinen verkaufen zu müssen, von denen unser Käufer aber nur eine Tonne abnehmen wollte. Wir sollten uns gemeinsam möglichst viele verschiedene Lösungen überlegen, was wir mit der übrig gebliebenen Tonne Mandarinen machen könnten, damit wir sie nicht wegwerfen und Verlust machen müssten. Wir stellten unsere Lösungsideen der Klasse vor und Roberta erläuterte, wie man daraus ein Webquest entwickeln kann. Der nächste Schritt wäre dann, sich für eine Lösung zu entscheiden und die Umsetzung zu recherchieren und weiterzuentwickeln. Es ging also nicht darum, dass der Lehrer etwas vorträgt, sondern die Schüler sich mit einer Aufgabe beschäftigen und selbst die Lösung erarbeiten, um sie am Ende vorzustellen.

In der Unterrichtseinheit Designing a Webquest erläuterte uns Roberta, wie man ein Webquest aufbaut, umsetzt und die Ergebnisse bewertet.

Zum Abschluss des Kurstages erfuhren wir noch etwas über Concordances, Online Dictionaries & Visual Thesaurus.

Der erste Tag machte schon mal Spaß, war interessant, kurzweilig und informativ und ich war gespannt auf den nächsten Tag.

Dienstag: 05.02.2019

Heute Vormittag stellte uns Roberta WIKIs: How they work & Learning Potential vor.

WIKIs bieten mehr Möglichkeiten als ein Blog und sind weniger aufwendig als eine Homepage. Für WIKIs gibt es viele Verwendungsmöglichkeiten. Von der gemeinsamen Planung einer Gruppenaktivität, bis zur weltweiten Online-Enzyklopädie.

Um selbst ein WIKI zu erstellen, nutzten wir die Plattform PBWorks. Auf der Seite von ETI findet sich dafür eine Schritt-für-Schritt-Anleitung und viele nützliche Tipps. http://wikitel.pbworks.com/w/page/122393790/Welcome

Nachmittags lernten wir, wie Crosswords & Quiz Designs erzeugt werden können, die man ausdrucken und zum Bearbeiten verteilen kann.

Mit dem Puzzlemaker erstellten wir anschließend ein Kreuzworträtsel

Capitols

Across
5. USA
7. Germany
Down
1. Danmark
2. Great Britan
3. France
4. Italy
6. Austria
Mittwoch: 06.02.2019

Heute stand Using the Interactive Whiteboard auf dem Programm.

Zunächst einmal demonstrierte uns Roberta diverse Einsatz- und Verwendungsmöglichkeiten und erläuterte die Vorzüge.

Ein interaktives Whiteboard bietet alle Möglichkeiten eines Computers und lässt sich sehr vielseitig einsetzen. Selbst wenn es „nur“ als Tafel zum Anschreiben benutzt wird, bietet es den Vorteil, dass das Geschriebene nicht gelöscht werden muss, um dem nächsten Tafelbild Platz zu machen. Es kann gespeichert und in einer späteren Stunde wieder aufgerufen werden, falls es noch einmal benötigt wird.

Es bietet auch vergleichsweise einfach die Möglichkeit viele verschiedene Medien zu integrieren. Z. B. können Tonaufnahmen, Filme, Fotos oder auch Anwendungen wie Google Maps eingebunden und interaktiv verwendet werden. Roberta erzählte ein Beispiel, in dem ein Lehrer eine Skypesession mit dem Fußballidol seiner Schüler vereinbart hat. Die Schüler können ihre, auf dem eigenen Computer vorbereiteten, Präsentationen vorführen. Lehrer können sich die Software auf ihren eigenen Computer laden und die Lektionen zuhause vorbereiten.

Je nach Version können auch einfach und schnell Quiz-Varianten erstellt werden, um das Pauken, von z. B. Vokabeln etwas abwechslungsreicher zu gestalten.

Nach der Pause ging es mit Interactive Classroom Activities weiter. Zunächst spielten wir selber gegeneinander ein Kahoot-Quiz über Malta. Und erfuhren den Effekt, wie sehr es den Unterricht auflockert und belebt, am eigenen Leib. Außerdem werde ich das so über Malta Gelernte sicher etwas länger bzw. überhaupt behalten, als wenn ich es nur im Reiseführer gelesen hätte.

Anschließend zeigte uns Roberta Schritt für Schritt, wie man in Kahoot ein Quiz und anschließend ein Jumble erstellt. Und auch das war nicht besonders kompliziert oder aufwendig und machte Spaß.

Wie alles, was Roberta uns bisher zeigte, war, wie ich fand, auch das interaktive Whiteboard eine sehr gute Möglichkeit, den Unterricht zu beleben und damit auch gerade für junge Menschen attraktiver zu machen. Sie wies aber auch darauf hin, dass es wichtig ist, die Dozenten je nach Kenntnisstand und Affinität sorgfältig in die Benutzung einzuweisen.

Donnerstag: 07.02.2019

In der ersten Stunde ging es heute um Editing Images to create great Info-Graphics. Zuerst überlegten wir uns in Gruppen, wofür man Fotos oder Bilder im Unterricht verwenden kann. Die Ergebnisse schrieben wir in unser gemeinsames Google Doc und stellten sie anschließend vor.

Fotos helfen, den Inhalt in verschiedenen Zusammenhängen zu betrachten und ihn besser zu verstehen und zu behalten. Sie können Diskussionen anregen und für einen lebendigen Einstieg in ein Thema verwendet werden.

Dieses Beispiel könnte für Lektionen über Grammatik (present perfect, questions), Technologie, Vokabeln, Bewusstseinsbildung, Gewohnheiten, etc. verwendet werden.

Canva https://www.canva.com bietet Vorlagen zum Erstellen solcher Bilder:

Nach der Pause, in der wir uns alle im Laden gegenüber einen Kaffee mit einem kleinen Stück Kuchen für 1€! geholt hatten, ging es weiter mit Mind Maps and Word Clouds. Die Mind Map erstellten wir mit der App MindMups. Bei Anmeldung über Google Drive, kann sie kostenlos genutzt werden. Die Nutzung über Google Drive hat außerdem den Vorteil, dass die Option Teilen genutzt werden kann.

Mit MindMups ist es auch möglich Fotos oder Videos zu integrieren. Dabei sollte unbedingt darauf geachtet werden, das Urheberrecht zu beachten. Pixabay ist eine Seite, die kostenlos Fotos zur freien Verwendung zur Verfügung stellt.

Als nächstes ist die Word Cloud dran. Dafür nutzten wir das freie Programm Wordart:

Auch dieses Werk konnte wieder heruntergeladen oder geteilt werden. Es können auch ganze Geschichten für den Inhalt und eigene Bilder als Form verwendet werden.

Mit Blendspaces hat man die Möglichkeit, mehrere Medien, wie Fotos, Videos, Texte, Quizze, Webseiten, etc. an einer Stelle zu kombinieren und in einer Art Präsentation abzurufen. Wir nutzten Tes blendspace für die Erstellung eines eigenen Blendspace.

Das Ergebnis stellten wir dann in unser WIKI ein:

Freitag: 08.02.2019

Heute am leider letzten Tag ging es um Story telling. Die Verwendung von Story telling im Unterricht hilft nicht nur dabei, Inhalte besser zu verstehen und zu behalten, sondern auch die Fähigkeit zu entwickeln, bzw. zu verbessern, selbst Geschichten zu erzählen und die eigenen Ausdrucksmöglichkeiten zu verbessern.

Digitales Story telling ist sehr viel komplexer und bietet mehr Möglichkeiten, verschiedene Sinne anzusprechen.

Nach dem theoretischen Teil zeigte uns Roberta zunächst, wie man mit twinery eine nichtlineare, interaktive Geschichte erstellt:

Twinery ist eine Anwendung, mit der die Kursleitung eine interaktive, nichtlineare Geschichte entwickelt, die von den Teilnehmenden, dann „durchgespielt“ werden kann.

Anschließend lernten wir dann noch, wie mit StoryBird Geschichten kreiert werden können. Dieses Tool lässt sich sehr gut verwenden, um die Kursteilnehmenden anhand von selbst gewählten Bildern, selbst eine Geschichte erstellen zu lassen. Für den Sprachunterricht kann dafür z. B. die Verwendung bestimmter Vokabeln oder grammatikalischer Fälle vorgegeben werden.

Der Kurs schloss mit Projekt Work ab. Zunächst bekamen wir noch etwas Zeit, an unseren Gruppenprojekten zu arbeiten. Abschließend stellten beide Gruppen ihre Webquests, in die möglichst viele der erlernten Anwendungen eingebaut wurden, vor. Wir wählten die Aufgabenstellung „In what ways can online gaming affect your learning skills?“.

Das Thema der zweiten Gruppe lautete: „Staying safe online.“

Mir hat der Kurs Boost your ICT Skills nicht nur einen sehr guten Einblick in die verschiedenen Möglichkeiten gegeben, einfach und schnell digital tools in den Unterricht einzubinden, die Anwendungen zu erlernen und selber auszuprobieren, sondern hat auch sehr viel Spaß gemacht. Besonders gut hat mir gefallen, dass uns die Anwendungen nicht nur demonstriert wurden, sondern wir auch immer selbst ein Beispiel erstellt haben. Zu erfahren, wie in anderen europäischen Ländern digitale Elemente eingebaut werden und auf welchem Stand die Digitalisierung dort ist, bzw. wie ggf. ähnliche Probleme gelöst wurden, war ebenfalls informativ und hilfreich. Beispielsweise erzählte Roberta, dass in Malta jede Schule in jedem Klassenzimmer mit einem interactive Whiteboard ausgestattet ist. Wozu ihres Wissens zu einem großen Teil europäische Mittel generiert wurden. Die Teilnahme an dem Erasmus+ Programm Europ@vhs#digital war für mich eine sehr wertvolle und lehrreiche Erfahrung und ich danke dem Landesverband der Volkshochschulen Schleswig-Holsteins für diese Gelegenheit und dem Erasmus+ Team für die großartige Unterstützung.

Schweden: Malmö Kvarnby Folkhögskola

von S. W.-N.

Anreise am Sonntag, 28.10.2018

Die Anreise mit dem Zug von Flensburg nach Malmö dauert nur vier Stunden, zwei Mal umsteigen und schon fährt man von Kopenhagen über den Öresund nach Malmö.

In Kopenhagen wird auf jedem Bahnsteig Werbung für den Weihnachtsmarkt in Hamburg gemacht!

Im Zug erhalte ich eine SMS, weil die Hotelrezeption ab 14.00 Uhr nicht mehr besetzt ist. Ich bekomme einen Code um die Eingangstür zu öffnen und einen weiteren Code um meine Zimmerkarte aus einem kleinen Tresor zu entnehmen! Das Hotel, eine alte Schokoladenfabrik, liegt sehr zentral in der Nähe des Bahnhofs Triangeln. Man kann zu Fuß die Innenstadt gut erreichen und es gibt viele Restaurants in der Nähe.

Schweden ist DAS Land in Europa mit Vorbildfunktion im Bereich der Digitalisierung. https://www.techtag.de/digitalisierung/schweden-und-die-digitalisierung-ein-land-mit-vorbildfunktion/

Mein Arbeitsbereich in der vhs Husum sind die Integrationskurse und die berufsbezogenen Deutschkurse. Das BAMF, InGe-online und webdoc mit der Datenflut, Meldungen, Anträgen, Unterschriften, Bewilligungen usw. gehören zur täglichen Arbeit und ich sehr gespannt, ob es in Schweden ähnliche Strukturen der Teilnehmerverwaltung gibt.

Tag 1: Montag, 29.10.18

Die Kvarnby Folkhögskola, Västra Hindbyvägen 14, im Stadtteil Gullvik:

Zur Kvarnby Folkhögskolan, Västra Hindbyvägen, www.kvarnby.fhsk.se fahre ich nur 10 bis 15 Minuten über die Fahrradautobahn!

Von außen eher unscheinbar, herrscht drinnen eine sehr angenehme Atmosphäre. An der Rezeption arbeitet ein ehemaliger Teilnehmer, der auch Arabisch und Dari und Farsi spricht. Neben seiner Arbeit an der Rezeption, stellt er auch Teilnahmebescheinigungen aus. Man füllt ein Formular (Papier) aus, steckt es in den Briefkasten an der Rezeption und kann sich am nächsten Tag die Bescheinigung abholen. Die Teilnehmenden leihen bei ihm auch die Bücher für die Kurse aus, dafür unterschreiben sie ein Formular (Papier).

Im Erdgeschoss gibt es überall Sitzgelegenheiten, eine Cafeteria mit sehr günstigem aber gutem Essen, die Klassenräume, eine kleine Bibliothek und einen kleinen Konferenzraum mit riesiger Kaffeemaschine für die Lehrer.  Im Obergeschoss sind Büros von Henning, (Leiter der drei Einrichtungen der Kvarnby Folkhögskolan) und Agnes  (pädagogische Leiterin SFI) sowie die Büros der Lehrer, die alle fest angestellt sind. Honorarkräfte werden nur als Vertretungen bei Krankheit oder Urlaub eingesetzt!

Obeida, auch ein ehemaliger Teilnehmer, leitet die Cafeteria. Das Essen ist sehr gut und sehr günstig. Bezahlen kann man nicht! mit Karte, wie überall in Schweden, sondern mit dem Handy oder tatsächlich noch bar!

Am ersten Tag erklären Henning und Agnes mir das schwedische System der Sprachkurse, ich lerne das Kollegium kennen und wir machen meinen Stundenplan für die nächsten sieben Tage.

Tag 2: Dienstag, 30.10.2018

Gestern wurde ich in von Henning (Leiter) und Agnes (Programmbereichsleiterin sfi, svenka för invandrare) in das System der sfi Kurse eingeweiht. Es ist vergleichbar mit unseren BAMF Kursen.

Ein Migrant mit Aufenthaltstitel und Personennummer kann im vägledningscentrum (Bildungsberatung) Informationen zu Schwedisch Kursen bekommen.

Man kann zwischen zwei Anbietern wählen. Komvux (kommunal vuxenutbildning) und Folkhögskola. Private Anbieter dieser Kurse gibt es seit einem großen Betrugsskandal nicht mehr! Komvux hat sechs Ausbildungsstätten in Malmö und man wird einer Schule zugewiesen. Wenn man sich für die Folkhögskola entschiedet, kann man eine von sieben Schulen selbst auswählen. Die Kvarnby Folkhögskola ist sehr beliebt und es gibt Wartelisten. Die Kurse sind für alle kostenlos. Das Geld für Fahrkarten ist in der Sozialhilfe enthalten. Man muss also keine Anträge auf Kostenbefreiung und Fahrtkostenzuschuss stellen!

https://de-de.facebook.com/Kvarnby/

Heute durfte ich der Einführungsklasse (introduction) hospitieren. Alle Teilnehmer durchlaufen diese Klasse, in der Grundkenntnisse vermittelt werden. Analphabeten gibt es hier nicht, sie werden an anderen Schulen ausgebildet.

Nach diesen sechs Wochen entschiedet sich der weitere Bildungsweg, blau (schnell) für Akademiker, rot (langsam) für die anderen Teilnehmer.

Teilnehmer mit Lernschwierigkeiten können die Introduktion auch zwei Mal durchlaufen. Sie gehen danach in die pp-Klassen (praktisk pädagogik), in denen Theorie und Praxis gelehrt werden. Nächste Woche geht es um das Thema „Wohnen“. Die TN fahren zu Ikea und in ein weiteres Möbelhaus und besuchen einen Second Hand Laden. Sie vergleichen Preise und lernen, eine Wohnung möglichst günstig einzurichten.

Die vhs Flensburg hat ein Seminar zum Thema „Wohnen“ durchgeführt und stellt der Kvarnby Folkhögskola den Kursplan Wohnschulung zur Verfügung.  Die Lehrer freuen sich sehr darüber und nehmen die Themen gern in ihren Lehrplan auf! Vielen Dank dafür!

Der Bildungsweg, rot, blau oder pp ist nicht festgeschrieben, man kann je nach Lernerfolg in jede Richtung wechseln. Die letzte Klasse nennt sich Blau D, die anschließende Prüfung entspricht ungefähr dem Sprachniveau B1 – B2.

Skolverket ist das Bildungsministerium, das auch für sfi (svenska för invandrare) zuständig ist, hier sind der Ablauf und das Ziel der Kurse beschrieben.

Das Gebäude der Kvarnby Folkhögskola ist sehr liebevoll eingerichtet worden. Überall auf den Fluren stehen Tische, Stühle und Sofas.

Neben der Cafeteria gibt es eine kleine Küche für Teilnehmende, einen Pausenraum für Lehrer mit einer gigantischen Kaffeemaschine, die alle Kaffeewünsche kostenlos erfüllt, eine kleine Bibliothek, einen Ruheraum für Teilnehmer und drei Computer mit Drucker.

Die Parkplätze vor dem Haus müssen bezahlt werden, aber an der Straße kann man kostenlos parken. Die Schule liegt in einem Viertel, in dem viele Migranten wohnen, deshalb kommen die meisten zu Fuß oder mit dem Rad.

Die Lehrer sind fest angestellt und unterrichten 14 Zeitstunden pro Woche. Sie haben zusätzlich zwei wöchentliche Lehrertreffen mit allgemeinen und kursbezogenen Themen. Die Unterrichtsvorbereitung machen sie in der Schule und sind bis ca. 15:30 Uhr anwesend.

Pro Kurs mit 15 bis 21 Wochenstunden unterrichten zwei Lehrer. Unterrichtszeiten sind von 09:00 bis 10:00, von 10:30 bis 11:20 und von 11:30 bis 12:30 Uhr!

Es gibt zwei Arbeitsamtskurse, diese Teilnehmer haben auch 3x pro Woche nachmittags Unterricht.

Freitag ist um 12:30 Wochenende für alle!

Tag 3: Mittwoch, 31.10.2018

Heute darf ich im Unterricht der langsam lernenden Gruppe Blau B/C hospitieren. Das ist ungefähr das Niveau A1-A2.

Die TN werden auf die Tests nächste Woche vorbereitet und bearbeiten Schreib- und Leseaufgaben.

Von 24 Teilnehmenden waren nur 12 anwesend, weil Herbstferien sind und einige keine Kinderbetreuung haben. Bis zu einer Woche dürfen die TN fehlen, dann erst müssen sie eine Krankmeldung vom Arzt bringen.

Wer zu spät kommt, wird höflich gebeten, in Zukunft pünktlich zu sein!

Das Lernklima ist sehr angenehm, es ist nicht laut, es wird nicht viel zwischendurch geredet, alle arbeiten sehr konzentriert.

Morgen Vormittag hospitiere ich in der schnell lernenden Klasse Rot B/C und in der Lehrerkonferenz um 13.30 Uhr darf ich einen Vortrag über Integrationskurse halten!

Die Beschilderung in der Damentoilette!
Tag 4 in der Kvarnby Folkhögskola

Um 8:40 fahre ich hier mit dem Rad los, zwei Mal um die Ecke und ich bin auf der „Fahrradautobahn“, ein zweispuriger Radweg, der zwischen Häusern, entlang vieler Gärten, unter großen Straßen hindurchführt. Nach 12 Minuten bin ich angekommen.

Heute geht es in die röd B/C Klasse, sie hat das Niveau A1 bis A2, lernt aber langsamer als die blå B/C Klasse gestern. Auch hier fehlen 14 Teilnehmer wegen der Herbstferien.

Olaf entscheidet deshalb, nicht im Buch weiterzumachen, sondern eine Lektion über das Wetter einzuschieben, damit die anderen nicht zu viel verpassen. Nach einer Stunde ist um 10:00 Uhr Pause, 30 Minuten. Die TN gehen entweder in die Cafeteria zu Obeida oder in die TN-Küche und machen sich Tee und etwas zu essen. Um 10:30 Uhr geht es weiter, von 11:20 bis 11:30 Uhr ist eine kleine Pause, dann noch eine Stunde Unterricht und es ist geschafft. Die TN werden am Ende für ihre gute Mitarbeit gelobt! Hausaufgaben gibt es nicht, damit hat man „schlechte Erfahrungen“, keiner macht sie!

Nach der Mittagspause berichte ich über Husum, die vhs Husum und über Integrationskurse. Die Lehrer staunen, wie viel Bürokratie und Technik in Deutschland notwendig sind, um Teilnehmer, Kurse, und Prüfungen anzumelden und durchzuführen. Großes Erstaunen löst auch der DTZ aus (Anmeldung, Durchführung, Auswertung). Hier in sfi-Kursen werden nur die TN zur Prüfung angemeldet, die eine gute Chance haben zu bestehen. Schriftliche und mündliche Prüfungen finden an zwei Tagen statt, alles andere ist Stress! Die Lehrer prüfen ihre Schüler selbst und werten die Tests auch aus. Wenn der Test bestanden wurde, kann der TN in die nächst höhere Lerngruppe wechseln.

Agnes bestellt die Prüfungen beim skolverket, feste Termine gibt es nicht. Wenn ein Lehrer genügend TN für eine Prüfung hat, wird ein Termin festgelegt und die Prüfung durchgeführt. Agnes verwahrt die bestellten Prüfungen (es gibt zwei verschiedene Versionen) und die abgelegten Prüfungen in einem verschlossenen Raum.

Die Abwesenheitsregelung ist sehr viel einfacher als in unseren I-Kursen. Wer sich per Mail, telefonisch oder über einen anderen TN abmeldet, gilt als entschuldigt. Bis zu einer Woche kann man sich ohne ärztliches Attest krankmelden. Für unentschuldigte Fehlzeiten erhält die Schule kein Geld. Nach einer Woche unentschuldigter Fehlzeit, wird ein Brief nach Hause geschickt, nach der zweiten Woche die Abmahnung und nach der dritten Woche kann der TN ausgeschult werden.

Die Kommune zahlt monatlich ca. 5,-€/ UE für jeden über die Bildungsberatung angemeldeten anwesenden und entschuldigt fehlenden Teilnehmer.

Teilnehmer, die noch keinen Aufenthaltstitel haben, werden von der Arbeitsvermittlung in die sfi-Kurse geschickt. Für diese TN bezahlt der Staat ca. 9,-€ /UE. Sie müssen Vollzeit unterrichtet werden, das sind 21 Unterrichtsstunden. Somit haben sie auch an drei Nachmittagen in der Woche Unterricht.

Henning, der vhs Leiter, rechnet monatlich mit der Kommune und dem Arbeitsamt ab, übermittelt einmal im Jahr Statistikdaten an die Behörden.

Die Lehrer bekommen eine Anwesenheitsliste, die in einer geschlossenen Mappe verwahrt wird und niemals offen liegen bleibt!

Sie wissen über ihre Teilnehmer nur, was diese ihnen selbst erzählen.

In der Kvarnby folkhögskola werden auch Migranten ohne Aufenthaltspapiere unterrichtet, aber außer der Henning und Agnes, weiß niemand, wer zu diesem Kreis zählt. Alle werden gleichbehandelt!

Datenschutz ist in Schweden ein wichtiges Thema. Agnes, die Programmbereichsleiterin kennt nur Namen, Adressen und die Personennummer der Teilnehmer. In ihrem Büro befinden sich für TN-Verwaltung große Ordner mit Papier, Anwesenheitslisten werden in Excel erstellt!

Da weder Kostenbefreiung noch Fahrtkostenanträge gestellt werden müssen, erhält niemand Einblick in die finanzielle Situation der Teilnehmenden.

Berechtigung, Verpflichtung, Kostenbeitrag, Kostenbefreiung, Fehlzeitenmeldung etc., diese Zeiträuber gibt es in Schweden nicht. Die Kurse sind kostenlos!

Es gibt Zeit für regelmäßige Lehrertreffen mit pädagogischen und organisatorischen Themen, es wird u.a. über neue Lehrbücher beraten, die Unterrichtsthemen werden besprochen und der Wechsel von TN innerhalb der Lerngruppen wird diskutiert.

Tag 5 in der Kvarnby Folkhögskola

Heute, am Freitag, bin ich in der blå C/D Klasse. Auch hier ist wegen der Herbstferien nur die Hälfte der Teilnehmer anwesend. Sie ist vergleichbar mit dem Niveau A 2.2 bei uns. Geübt wird für die Prüfung in der nächsten Woche. Die Inhalte der A2 – B1 Prüfung sind den Inhalten des DTZ sehr ähnlich. Heute soll ein offizieller Brief geschrieben werden (Beschwerde).

Im zweiten Teil des Unterrichts geht es um Statistiken, die man ja bei uns aus dem DTZ verbannt hat. Die TN benutzen ihre Mobiltelefone zum Übersetzen von Vokabeln, der Lehrer setzt keine Technik ein.

In der letzten Unterrichtsstunde am Freitag ist „språkcafé“. Vier Klassen treffen sich im großen Aufenthaltsraum, werden über ein Losverfahren an Tischen verteilt und müssen miteinander über vorbereitete Aufgaben sprechen. Die vier Lehrer setzen sich reihum an die Tische, hören zu, stellen Fragen und korrigieren.

Ich nutze die letzte Stunde um in der höchsten Klasse der Schule „Grund“ zu hospitieren. Die Teilnehmer haben am Dienstag Prüfung und sind auf gutem B1 Niveau. Prüfungsvorbereitung ist auch hier die Auswertung einer Statistik, aber die Antworten sind komplexer als in der anderen Klasse. Die zweite Aufgabe ist die Lektüre eines Zeitungsartikels, zu dem Fragen beantwortet werden müssen  und die eigene Meinung vertreten werden soll.

Dann ist endlich Wochenende! Trevlig helg i Malmö!

Wochenende in Malmö, Teil 1

Das Wochenende beginnt am Freitag mit einem Besuch im Kallbadhus.

https://www.ribersborgskallbadhus.se/sv

Diese Sauna ist großartig! Zwischen den Saunagängen kann man zur Abkühlung kurz ins Meer springen. Männer und Frauen haben jeweils zwei getrennte Saunen, eine zum Schnattern, eine ruhige Sauna und eine gemischte Sauna. Alle haben Meerblick auf den Öresund und auf Kopenhagen. Im Süden sieht man die Öresundbrücke.

Dann geht es weiter auf dem Rad zum neuen Stadtteil Västra Hamnen https://bostad.skanska.se/sok-bostad/malmo-kvarteret/ditt-nya-kvarter mit dem Turning Torso, dem höchsten Gebäude Skandinaviens und dritthöchsten Wohngebäude Europas. https://visitskane.com/de/node/207

Der Stadtteil war bis ins 21. Jahrhundert Industriegebiet und ist jetzt ein modernes Wohnviertel mit ca. 5000 Einwohnern. Von den Parkanlagen vor Västra Hamnen hat man einen tollen Blick auf die Brücke.

Auf dem Rückweg bummle ich durch MAXI ICA Stormarknad in Västra Hamnen.

Weihnachten ist auch hier schon im Programm.

Wirklich bemerkenswert ist auch die meterlange Auswahl an Knäckebrot:

Am Samstag und Sonntag ist Kulturprogramm geplant.

Die frisch renovierte St.Pauli Kirche (1882) ist das Ziel der Joggingtour am Morgen. Hier gibt es nicht nur Gottesdienste, sondern auch Konzerte und andere Veranstaltungen,  https://svenskakyrkanmalmo.se/st-pauli-kyrka/, ein imposanter Bau in einer schönen Parkanlage.

Das Wetter ist am Samstagvormittag zu schön um ins Museum zu gehen, deshalb beschließe ich eine Radtour zu machen. Ziel ist Limhamn. Früher war es eine eigene Stadt, jetzt ist es Stadtteil von Malmö und hat ca. 5600 Einwohner. Der einstige Fischerort wurde im 19. Jahrhundert eine bedeutende Industriestadt. Industrie gibt es nicht mehr. Limhamn ist heute eine große Baustelle und ein sehr begehrtes Wohngebiet direkt am Wasser mit Yachthäfen und Promenaden.

Vom Hafen hat man einen schönen Blick auf Malmö und auf Kopenhagen.

Von Limhamn führt ein Radweg am Strand entlang bis Väster Hamnen. Parallel zum Rad- und Fußweg verläuft ein Sandweg für Jogger. Alle 500 Meter gibt es beheizte, sehr saubere Toilettenhäuser mit warmem Wasser!

Der Strand ist sehr flach hier, wenn man schwimmen möchte, nutzt man einer der vielen Badebrücken. Sie sind mit Windschutz und Sitzgelegenheiten ausgestattet und über Treppen gelangt man ins tiefere Wasser.

Nach einer langen Pause in der Sonne auf Brücke 3 fahre ich ins Hotel, stelle mein Rad ab und treffe meine Tochter im Moderna Museet. https://www.modernamuseet.se/malmo/sv/

Der Eintritt ist frei. Es gibt zwei Ausstellungen, eine über frühe Fotografie und eine einer deutschen Künstlerin, Rosemarie Trockel.  Besonders interessiert hat mich die Geschichte der schwedischen Polarforscher, die mit einem Ballon in die Arktis aufgebrochen sind. Der Ballon ist abgestürzt, alle Forscher kamen ums Leben und dreißig Jahre später fand ein weiteres Forscherteam die Überreste der Expedition und deren Fotokamera. Diese Bilder sind gut erhalten und werden hier im Museum ausgestellt.

Dann wollen wir gern in der kleinen Kaffeerösterei in der Baltzersgatan http://www.lillakafferosteriet.se/ Pause machen, aber um diese Zeit ist kein Platz zu bekommen. Wir versuchen es auch bei Hollandia, https://www.hollandia.se/ aber auch hier ist es zu voll. Wir entschließen uns, nach Hause zu gehen und selbst gebackene Kanelbullar zu essen. https://www.chefkoch.de/rezepte/2439221384609193/Kanelbullar-Kuchen.html

Malmö ist ein Paradies für Radfahrer. Die Radwege sind meist zweispurig.

Es gibt richtige Fahrradkreuzungen, wo drei Radwege aufeinandertreffen, Unterführungen, extra Ampeln für Radfahrer und Servicestationen. An den kleineren gibt es nur Luft, an den größeren Stationen gibt es auch Werkzeug für Reparaturen, Flickzeug und Wasser!

Die Radwege führen entlang der größeren Straßen meist nur auf einer Seite für beide Richtungen. Oft führen die Rad- und Fußwege aber durch Wohnviertel und Parks hindurch. Überall stehen Hinweisschilder.

Höchstgeschwindigkeit für PKW ist 40 km/h in Malmö. Vor jeder Kreuzung einer großen Straße mit einem Rad- und Fußweg sind kleine Erhöhungen zur Fahrtminderung eingebaut. Fahrräder haben immer Vorfahrt. Deshalb ist man mit dem Rad oft genauso schnell, wenn nicht schneller, unterwegs.

Am Sonntag gehen wir durch den botanischen Garten ins Malmöhus, das Schloss Malmös. Dort gibt es vor allem Ausstellungen über die Geschichte Malmös und der Region Skåne, die lange Zeit zum Königreich Dänemark gehörte.

Malmös Schloss „Malmöhus“ ist das älteste erhaltene Renaissanceschloss des Nordens. An gleicher Stelle erbaute Erik von Pommern 1434 ein Kastell.

Von 1444 bis 1536 wurden hier die Münzen des Königreiches Dänemark geprägt. Im 16. Jahrhundert unter König Christian III wurde es modernes Verteidigungswerk, Renaissanceschloss und Wohnort für die dänischen Könige während ihres Aufenthaltes in Malmö.

Erst Ende des 17. Jahrhunderts wurde Skåne endgültig schwedisch, die Glanzzeiten des Schlosses waren vorbei und es wurde als Gefängnis genutzt. Seit 1932 ist das Schloss Museum.

Am Ende des zweiten Weltkriegs wurde das Museum vorübergehende Unterkunft für Überlebende der Konzentrationslager. Das Rote Kreuz hat sie in weißen Bussen nach Schweden geholt. Einer dieser Busse steht im Original vor dem Schloss.

Mehr Informationen unter dem Link: https://www.ndr.de/kultur/geschichte/chronologie/befreiung100_page-1.html

Die Menschen wurden im Malmöhus untergebracht. In der Gemäldegalerie wurden Schlafsäle eingerichtet. Andere Räume wurden zu Koch-, Ess- und Waschräumen umfunktioniert.

https://malmo.se/Kommun–politik/Vart-Malmo/Vart-Malmo-artiklar/2015-04-29-1945-oppnade-Malmo-sin-famn.html

In Filmen, Interviews und Fotodokumentationen berichten Zeitzeugen über die Ankunft, den Aufenthalt im Schloss und über ihr weiteres Leben.

Auf dem Rückweg durch den botanischen Garten gibt es Kaffee und Kanelbullar im alten Gewächshaus.

Fast hätte ich es vergessen:

Sogar die Mäuse haben ein Museum in Malmö!

Tag 6 in der Kvarnby Folkhögskola

Heute darf ich in der pp-Klasse dabei sein. Viele der Teilnehmer haben die Introduktion zwei Mal durchlaufen. Ihnen fällt das Lernen schwer, deshalb hat man diese Klasse mit Praktiskt Pädagogik geschaffen. Andreas beginnt ein neues Thema, es geht jetzt um das Wohnen. Die verschiedenen Wohnmöglichkeiten werden vorgestellt und nach einer Vokabelentlastung und Lektüre eines kleinen Textes sollen die TN ihre Wohnung beschreiben.

Danach habe ich ein längeres Gespräch mit Agnes, die mir über die Prüfungen berichtet. Am Dienstag und Donnerstag haben die blauen und roten B/C und C/D Gruppen Prüfung.

Der Klassenlehrer entscheidet zusammen mit seinem Kollegen oder seiner Kollegin, wann ein TN für die Prüfung bereit ist, nur dann darf man teilnehmen. Dadurch ist die Durchfallquote sehr gering. Wer besteht, rückt in die nächst höhere Klasse auf.

Es gibt zwei verschiedene Prüfungssätze, die beim Skolverket bestellt werden können. Die einzelnen Prüfungsteile sind: Hören, Lesen, Schreiben und Sprechen. Die Prüfungsteile werden nicht alle an einem Tag abgelegt, der Klassenlehrer beaufsichtigt die schriftliche Prüfung und prüft seine Teilnehmer mündlich selbst. Dadurch sollen Stress vermieden und die Prüfungsangst minimiert werden! Wenn ein Teilnehmer ein völlig von seinen bisherigen Leistungen abweichendes, viel schlechteres Ergebnis erzielt, werden die schriftlichen und mündlichen Leistungen aus dem Kurs herangezogen und er kann die Prüfung trotzdem bestehen.

Die Lehrer korrigieren die Prüfungen selbst, die Ergebnisse werden (auf Papier) dokumentiert und zusammen mit der Prüfung in einem verschlossenen Schrank aufbewahrt.

Die TN bleiben so lange an der Schule, bis sie die letzte Prüfung bestanden haben (B1 – B2). Das kann bis zu drei Jahre dauern. Wenn es bei einem TN auch nach langem Schulbesuch keine Möglichkeit gibt, die Prüfung zu bestehen, wird die Kommune informiert und empfohlen eine praktische Tätigkeit zu suchen.

Agnes ist die pädagogische Leiterin der Kvarnby Folkhögskola für den Bereich sfi (svenska för invandrare). Sie ist die „gute Seele“ der Schule und sorgt mit schöner Einrichtung, Pflanzen und vielen Details für eine angenehme Lern- und Arbeitsatmosphäre.

Tag 7 in der Kvarnby Folkhögskola

Mein letzter Tag!

Heute ist Prüfungstag und als alle Prüfungen laufen, nimmt Agnes mich mit zur „richtigen“ Kvarnby Folkhögskola in Kvarnby, https://www.kvarnby.fhsk.se/

Es gibt die drei Standorte:

  • Gullvik (nur svensk för invandrare)
  • Kvarnby (Hauptstandort, allgemeine Kurse)
  • Kulturhaus/Mazetti (Zeichenschule, Comics)

In Kvarnby finden die allgemeinen Kurse statt. Man kann sein Schwedisch weiter verbessern, Schulabschlüsse machen und Bücher schreiben lernen. Für alle Kurse gibt es eine Art Bafög. Das Haus ist nach einem Brand neu aufgebaut und sehr hell und freundlich. Hier lernen ca. 70 Teilnehmer unter angenehmsten Bedingungen!

In Schweden hat jede Folkhögskola eine bestimmte Ausrichtung, die kirchlich, politisch oder vereinsorientiert sein kann. Kvarnby ist eine links orientierte Schule, die von vielen verschiedenen Organisationen gefördert wird.

https://www.kvarnby.fhsk.se/bra-att-veta/vara-huvudman/

”Skolan är … den breda vänsterns skola.”

In der Kvarnby Folkhögskola kann man auch online lernen in einem „distanskurs“.

Für den 14-monatigen Sprachkurs auf Kuba macht man eine Vorbereitung in Form eines „distanskurses“ und lernt so alles über Geschichte, Wirtschaft, Kultur Kubas. Auch die praktische Vorbereitung für die Reise wird online gemacht. https://www.kvarnby.fhsk.se/utbildning/vansterns-akademi/spanska/

Zum 100. Jahrestag des Matrosenaufstands und der Revolution in Deutschland gibt es ein Online-Seminar https://www.kvarnby.fhsk.se/utbildning/vansterns-akademi/rosa-luxemburg-och-den-tyska-revolutionen-1918-19/  mit Henning, dem Schulleiter. Das Seminar ist ausgebucht. Im Anschluss findet dann im Januar eine Studienreise nach Berlin statt.

Als Agnes und ich zurück nach Gullvik kommmen, sind die Prüfungen beendet und die Lehrer treffen sich zum gemeinsamen Mittagessen in der Cafeteria. Einige bringen sich ihren „lunch“ von zu Hause mit, andere essen „paj och sallad“ bei Obeida.

Für den Nachtisch habe ich gesorgt und einen Käsekuchen gebacken.

Die sieben Tage in der Kvarnby Folkhögskola waren eine großartige Erfahrung! Ich bin von allen sehr herzlich empfangen worden. Henning und Agnes haben mir trotz ihrer vielen Arbeit sehr viel Zeit geschenkt und meine Fragen immer geduldig beantwortet.

Ich durfte bei allen Lehrern trotz der Prüfungsvorbereitung hospitieren und auch sie haben in ihren Pausen sehr viel Zeit mit mir verbracht, mir Vieles erklärt und mir sehr guten Sprachunterricht gegeben!

Die vhs Husum sucht schon lange Dozenten für Schwedisch-Bildungsurlaube im nächsten Jahr. Drei Lehrer haben großes Interesse und kommen vielleicht nach Husum! Es wäre toll, wenn daraus eine vhs-Partnerschaft entstünde!

Det var jättefint! Ett stort tack!

Schlusswort

Digitalisierung?

Schweden ist DAS Land in Europa mit Vorbildfunktion im Bereich der Digitalisierung. https://www.techtag.de/digitalisierung/schweden-und-die-digitalisierung-ein-land-mit-vorbildfunktion/

Sfi – Kurse und Digitalisierung

Auch hier hat Schweden eine Vorbildfunktion!

Die Bürokratie in sfi – Kursen und die Datenübermittlung an Staat und kommunale Behörden sind auf ein Minimum reduziert und lassen Zeit für die wirklich wichtigen Dinge zur Vermittlung einer fremden Sprache und Kultur!

 Lernen in sfi – Kursen

Für die Lernenden sind die Kurse kostenlos. Jeder lernt je nach Vorbildung in unterschiedlichen Kursen in seinem eigenen Tempo. Es gibt kein Stundenkontingent. Jeder hat die Zeit, die er braucht um die Sprache zu lernen!

Stressfreies Lernen, Lehren und Arbeiten in angenehmer Atmosphäre stehen in der Kvarnby Folkhögskola im Vordergrund!

Danke für diesen wertvollen Einblick!

Danke für diese Zeit!

Digital Turn: How to make your school more digital, Tallinn (3)

von B. L.

Tag 1 in Tallinn

Nach einem Tag Sightseeing in der wunderschönen Stadt Tallinn begann heute offiziell unsere Erasmus+ Schulung. Am Vorabend hatten wir bereits die Hälfte unserer Mitstreiter/innen bei einem kurzen Come together und anschließendem gemeinsamen Rundgang durch die Altstadt kennen gelernt.

Wir sind insgesamt 26 Teilnehmende aus Portugal, Spanien, Griechenland, Zypern, Tschechien und Deutschland. 23 sind im klassischen Schuldienst tätig und drei aus schleswig-holsteinischen Volkshochschulen.

Mart Laanpere (Senior Researcher in the School of Digital Technologies in Tallinn) ist einer von zwei Dozenten, die uns in diesem Kurs begleiten. Er startet mit einer kurzen Führung durch das Gebäude der Universität von Tallinn, wo unser Kurs stattfindet. Sie ist die drittgrößte Universität in Estland und verfügt über einen eigenen Lehrstuhl „Digitale Technologien“. Das Gebäude ist sehr modern und offen gestaltet. Selbstverständlich gibt es auch hier – wie überall in der Stadt – freies WLAN. Wir schauen uns Räume an, die mit zahlreichen Bildschirmen, beweglichen Tischen, beweglicher Stromversorgung und verschiebbaren Außenwänden ausgestattet sind. Durch diese flexible Ausstattung ist in diesen Räumen fast alles möglich: sehr beeindruckend und ansprechend. Auch die Flure und Zwischenräume sind ansprechend designt – mit bunten Türen, beschreibbaren Glaswänden oder schwarz angestrichen Wänden, die mit Kreide beschriftet werden können.

Angekommen in unserem „Klassenraum“ werden wir über den genaueren Ablauf der Woche informiert und starten dann mit den einzelnen Präsentationen aller anwesenden Schulen. Dabei wird deutlich, dass viele schon einiges in digitale Technik investiert haben, aber nicht immer automatisch davon profitieren. Zum Teil mangelt es den Lehrenden an Motivation, sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen, oder die neu angeschaffte Technik passt nicht mit bereits vorhandenem zusammen oder es fehlt an Know How, etc. Auf alle Fälle gibt es viele beeindruckende Beispiele aus ganz Europa, die Hoffnung machen, dass die Digitalisierung in der Bildung vielleicht doch schneller Fuß fassen kann als es oftmals den Eindruck macht.

Durch die Präsentationen gibt es an diesem Tag wenig interaktive Momente – mit einer Ausnahme: Plickers-App – diese App, welche mit einer Browseranwendung gekoppelt ist, erfasst mit der handyeigenen Kamera eine Aufnahme der Klasse bzw. der hochgehaltenen QR-Codes und wertet sofort aus, ob die gegebene Antwort richtig ist. Mart Laanpere stellt Fragen mit vier Antwortmöglichkeiten, diese werden von uns mit einem QR-Code dementsprechend hochgehalten, damit Mart diese abscannen kann und somit die prozentuale Verteilung der Antworten erhält.

Nach einem leckeren Mittagessen in der sehr gemütlichen Cafeteria, die mich in keiner Weise an die Mensa meiner Studentenzeit erinnert, starten wir in den Nachmittag mit dem Thema: Digitale Wende. Auch hier wird deutlich, dass es nicht nur die Technologie ist, die angepasst werden muss, sondern, dass auch die Pädagogik sich ändern muss. Das Lernen sollte kreativer, innovativer, kollaborativer und aktiver werden und jeder Teilnehmende/Schüler sollte über ein mobiles Endgerät verfügen. Und immer wieder geht es um digitale Kompetenz.

Unser erster Tag endet mit einem unterhaltsamen, internationalen Abend, an dem jede Nation typische Getränke, Gerichte, Tänze, Lieder präsentiert und einem anschließenden Abendessen einem sehr schönen und stilvollen Restaurant in Uni-Nähe.

Tag 2 in Tallinn

Heute am zweiten Tag unserer Schulung verbringen wir den letzten kompletten Tag an der Universität. Ab Mittwoch werden wir uns Schulen ansehen.

Heute geht es vor allem um das Thema „Neue Pädagogik“ und pädagogische Innovationen. Innovationen sind meist schwer zu implementieren und sollten daher von den Führungskräften eingeführt werden. Es geht wieder um den Dreiklang: Technologie, Pädagogik und Change Management. Wir sprechen immer wieder über Michael Fullan aus Kanada und seine Beiträge zur Digitalisierung in der Bildung (https://michaelfullan.ca/).

Unser Dozent Mart beschreibt die digitale Wende der letzten 30 Jahre vom einzelnen Computer bis hin zum iPad.

Die Historie:

  1. Generation: es wurde gelernt, wie der Rechner funktioniert
  2. Generation: Hauptnutzung war das Lernen vom Computer – bspw. EDV-Programme (EDV-Räume)
  3. Generation: Zugang zu Wissen – Lernen mit dem Computer und/oder mobilen Endgerät

In einer ersten Interaktion mit Hilfe von Mentimeter (https://www.mentimeter.com/), einer freien App, beantworten wir alle folgende Frage an unseren Endgeräten:

„What could be the most important aspects of Digital Turn in your school?“

Wir erhalten als Ergebnis eine Schlagwortwolke, in der die Begriffe Motivation und Partizipation besonders häufig auftauchen. Wir sind uns einig, dass es eine Kernaufgabe der Bildung ist, die Menschen auf die digitale Zukunft vorzubereiten.

Folgende Online-Anwendungen sind heute Thema:

https://www.plickers.com/ (WIBS: Diese App, welche mit einer Browseranwendung gekoppelt ist, erfasst mit der handyeigenen Kamera eine Aufnahme der Klasse bzw. der hochgehaltenen QR-Codes und wertet sofort aus, ob die gegebene Antwort richtig ist.)

https://kahoot.com/mobile-app/ (Wikipedia: Kahoot! ist eine spielebasierte Lernplattform, die von der gleichnamigen Firma betrieben wird. Sie wurde im August 2013 in Norwegen gestartet und wird mittlerweile von 50 Millionen Menschen weltweit genutzt.)

https://h5p.org/ (Wikipedia: H5P ist eine freie und quelloffene Software zum Erstellen von interaktiven-Inhalten für das Web. Zu bereits verfügbaren Inhaltsformen zählen beispielsweise Videos oder Präsentationen mit eingebetteten Quiz-Aufgaben verschiedenster Art, Zeitstrahlen oder ein Memory-Spiel.)

In einer Gruppenarbeit stellen wir Überlegungen an, wie unsere Teilnehmenden selbst Erklärvideos in bspw. Näh-, Koch-, Yoga- oder Zumbakursen erstellen, die dann in der vhs-Cloud veröffentlicht werden und von den anderen Kursteilnehmenden zuhause genutzt werden könnten.

Mart erläutert die Hintergründe der Entwicklung in Estland: Nach dem Zusammenbruch 1991 gab es bildungstechnisch bis 1996 ein Vakuum, da es fünf Jahre lang keine Rahmenlehrpläne gab und die Schulen frei entscheiden konnten, wie und was sie lehren.

Auch der Club of Rome-Bericht aus dem Jahre 1979 hat das Land beeinflusst. Es fand ein radikaler Wechsel vom reproduktiven Lernen zum innovativen Lernen mit Partizipation und Kollaboration statt. Eine wichtige Voraussetzung für innovatives Lernen ist, dass Lernende Wissen selbst kreieren und nicht nur kopieren und widergeben. Die Schüler/innen sollen bspw. Probleme lösen und selbst Probleme designen. Dies wird in Estland vielfältig umgesetzt und sehr häufig mit digitaler Unterstützung. Zum Teil entwickeln die Schüler/innen sogar eigene Computerspiele. Einen großen Vorteil stellt dabei der hohe Digitalisierungsgrad der estnischen Bevölkerung da.

Zum Schluss berichtet Mart Laanpere noch über innovative pädagogische Ansätze der Universität. Beispielsweise werden Bachelorarbeit wechselseitig von Studenten/innen bewertet. Die Studenten/innen arbeiten kollaborativ und veröffentlichen ihre Ergebnisse und Seminararbeiten in wikis, blogs und clouds. Dies macht eine zusätzliche Bewertung einer Bachelorarbeit eigentlich überflüssig – so die Meinung vom Mart.

Besonders beeindruckt hat mich am heutigen Tag, dass das Internet in Estland als Menschenrecht betrachtet wird!!!

Der Tag endet wie immer mit einem schönen Spaziergang durch die Altstadt und einem anschließenden Abendessen mit dem ganzen Kurs im Kreativzentrum Telliskivi. Dort essen wir im F-Hoone, einem schönen Restaurant in einer ehemaligen Fabrikhalle. Das Essen ist wie immer sehr lecker, originell und „innovativ“ :-).

F-Hoone bei Nacht
Tag 3 in Tallinn

Wir starten unseren dritten Tag in der Universität nachdem wir am Vorabend mit fast allen Teilnehmenden und mit Mart gemeinsam essen waren. Wir führten interessante Gespräche – nicht nur über Pädagogik – sondern auch über allgemeine, länderspezifische Themen und Probleme.

Essenstechnisch sind wir hier bestens versorgt sowohl tagsüber im Uni-Café sowie abends in den Restaurants rund um die Telliskivi, eine Straße in der Nähe des Hauptbahnhofes, die viele alternative Restaurants, Cafés und Bars beherbergt. Es sind dort überwiegend junge Menschen unterwegs und man isst überall sehr gut, ausgewogen und bezahlbar. Eine typisch, estnische Küche gibt es laut Mart nicht, da Estland zu lange besetzt und/oder fremdbestimmt war. Es wird relativ früh gegessen, was für unsere südeuropäischen Kollegen und Kolleginnen eine ziemliche Herausforderung ist.

Am heutigen Tag werden wir von Eka J., einer georgischen Doktorandin, in die Methode des Design Thinking eingeführt.

Design Thinking ist ein Ansatz, der zum Lösen von Problemen und zur Entwicklung neuer Ideen führen soll. Ziel ist dabei, Lösungen zu finden, die aus Anwendersicht (Nutzersicht) überzeugend sind (Quelle Wikipedia).

Die Umsetzung von Veränderungsprozessen wie bspw. Verwendung von mehr Technologie und damit eine Erneuerung pädagogischen Ansätze ist nicht ohne die Betroffenen machbar. Eka erläutert in diesem Zusammenhang die Bedeutung der Empathie für die User, die Wichtigkeit der Kollaboration und der Teamarbeit sowie dass die User von den Chancen der Veränderungen überzeugt sein sollten. Man sollte experimentierfreudig und kreativ sein.

Das Design Thinking unterliegt einer strengen Struktur mit genauen zeitlichen Vorgaben. Wir haben zwei Stunden Zeit, um die Methode gemeinsam auszuprobieren und erste Ergebnisse für eine Abschlusspräsentation am Freitag zu erhalten.

Im Anschluss reflektieren wir kurz in der gesamten Gruppe die Methode:

  • Die Methode wird als sehr strukturiert wahrgenommen
  • Der User wird mittels eines Interviews direkt mit einbezogen
  • Interviews sind allerdings für alle Beteiligten sehr zeitaufwändig
  • Führungskraft sollte immer mit einbezogen werden
  • Zwischen den einzelnen Schritten sollte ausreichend Zeit eingeplant werden

Nach einer Mittagspause starten wir zu unserer ersten Schulbesichtigung: Gustav Adolf Schule im schönen Stadtteil Kalamaja.

Die Grundschule wurde vor zwei Jahren komplett saniert und größtenteils nach Lehrerwünschen umgebaut. Die Schule besticht durch eine sehr offene Bauweise, die für viel Transparenz und große Räume sorgt. Viele Wände wurden ganz entfernt oder durch durchsichtige Glaswände ersetzt. Räume sind multifunktional eingerichtet, Pausenräume sind von vielen Seiten einsehbar und bieten ausreichend Platz für Bewegung.

Die Klassenzimmer sind jeweils mit einer normalen Tafel, einem Whiteboard sowie einem Smartboard ausgestattet. Das war ein Wunsch der Lehrer/innen. Alle drei werden je nach Bedarf genutzt.

 

 

Ein Blick in die offene und transparente Schule. Unten im Bild kann man die Mensa erkennen. Jedes Kind in Estland bekommt eine kostenfreie warme Mahlzeit am Tag.

 

 

 

 

 

Wir besuchen den Makerspace mit 3D-Drucker, Robotern, Drohnen und einem VR-Raum direkt unter dem Dach. Zwölfjährige Schüler führen die Roboter, Drohnen und VR-Brillen vor. Die Schüler/innen sind die Experten/innen und unterstützen die Lehrer/innen bei technischen Fragen oder sind Ansprechpartner/innen für ihre Mitschüler/innen. Die Lehrer/innen dieser Schule betrachten ihre Schüler/innen als Kollegen/innen.

Die Schüler/innen bewegen sich sehr eigenständig in ihrem Schulgebäude und dürfen im Unterricht ihr Smartphone benutzen. In den Pausen hingegen sind keine Smartphones erlaubt.

Die Lehrer/innen und Schüler/innen arbeiten mit Google Drive und erstellen Tutorials, die für alle jederzeit über die Homepage abrufbar sind. Alle Informationen über die Schüler/innen und dem Geschehen im Unterricht wird in einem E-Diary festgehalten. Das Fach Programmieren wird ab der ersten Klasse unterrichtet.

Im Anschluss besuchen wir das Gymnasium der Gustav-Adolf-Schule, das in einem ehemaligen Kloster untergebracht ist und fast 400 Jahre alt ist. Wir schauen uns den Computerraum an, in dem Schüler/innen betreut von älteren Schülern programmieren. Es sind keine Lehrer/innen anwesend.

Zum Abschluss gehen wir in einen Chemieraum und erleben als Teilnehmende eine interaktive, technikunterstützte Chemiestunde oder besser gesagt eine Mintstunde. Auch hier wird die Lehrerin von älteren Schülern in Bezug auf die Technik unterstützt. Inwieweit dies auf Erwachsenenbildung übertragbar ist, bleibt eine noch offene Frage.

Wie schon in den vergangenen Tagen waren wir auch heute von sehr motivierten und technikbegeisterten, sowie reflektierten Pädagogen/innen umgeben.

Tag 4 in Tallinn

Heute besuchen wir ein estnisches Gymnasium, das Pelgulinna Gümnaasium. Die Schule befindet sich westlich der Altstadt und wir werden mit einem Bus hingefahren. Es ist der erste Tag seitdem wir in Tallinn sind, an dem gleich morgens die Sonne scheint. Die Temperaturen sind trotzdem niedrig und einige sind schon mit Handschuhen unterwegs. Der herbstliche Schmuck der Bäume wirkt erst im Sonnenlicht so richtig golden und kommt erst jetzt richtig zur Geltung.

Birgit, Kunstlehrerin und ICT-Managerin, heißt uns herzlich willkommen. Wir beginnen unseren Rundgang durch das 108 Jahre alte Gymnasium in einem Gebäude aus den sechziger Jahren, das erst kürzlich frisch renoviert wurde. 960 Schüler/innen besuchen die Klassen 1-12. Die Schwerpunkte dieser Schule sind Kunst, Media und Wirtschaft. Es findet hier einmal pro Jahr Estlands größte Fashion Show statt, zu der auch Designer/innen eingeladen werden. Auch die Gründung von Startups ist in dieser Schule ein wichtiges Thema. Die Kinder sollen in ihrer Kreativität unterstützt werden und lernen, über den Tellerrand heraus zu schauen.

Interessant ist, dass Lehrer/innen ihre eigenen Curricula schreiben und die Schüler/innen bis einschließlich Klasse fünf keine Noten bekommen. Sie erhalten stattdessen ein ausführliches, mündliches Feedback. Die Schüler/innen nehmen in jedem Trimester eine Selbstevaluation vor. Alle nationalen Schul-Tests und Pisa-Tests werden online durchgeführt. Alle schulrelevanten Informationen werden auch hier ausschließlich digital in einer speziellen Datenbank festgehalten.

Auch in dieser Schule werden die Lehrer/innen von älteren Schülern/innen bei Bedarf technologisch unterstützt. Die Schule arbeitet mit Drohnen und 3D-Druckern und im Gymnasialzweig ist der Unterricht mit Drohnen sogar verpflichtend. Oftmals sind in diesem Bereich Schüler/innen die Experten/innen und nicht Lehrer/innen. Sie vertrauen ihren Schüler/innen vollkommen und das nicht nur in Bezug auf die Nutzung teurer Technologien, sondern auch hinsichtlich ihrer Lernmotivation und Arbeitsbereitschaft. Diese wertschätzende Haltung ist sehr beeindruckend und überzeugend. Sie wird in dieser Schule offensichtlich erfolgreich gelebt und mit viel Begeisterung vermittelt.

Einer der zahlreichen Kreativräume

In der Erwachsenenbildung ist Wertschätzung eine Grundvoraussetzung für professionelles pädagogisches Handeln. Eine Ansprache auf Augenhöhe ist sicherlich im Umgang mit erwachsenen Teilnehmenden leichter umzusetzen als mit Kindern. Es sollte immer der Lernende im Mittelpunkt stehen – ob Kind oder Erwachsener.

Nach einer Mittagspause im Uni-Café geht es weiter mit unserem Dozenten James und unserem Aktionsplan. Wir besprechen gemeinsam, was unser konkreter Plan enthalten sollte und wie wir gemeinsam vorgehen können. James stellt uns das lizenzfreie coggle.it vor, mit dem man Mindmaps zeichnen kann. Zuerst sprechen wir in unserer vhs-Gruppe über unsere Vision und Ziele und entwickeln anschließend unseren Aktionsplan für eine Abschlusspräsentation am Freitag. Die Übertragbarkeit aus Schulen auf Einrichtungen der Erwachsenenbildung erweist sich dabei als schwierig, da es nicht wirklich viele direkte Anknüpfungspunkte gibt. Nichtsdestotrotz motiviert das Erleben dieser hochengagierten Lehrkräfte in ihrem Umfeld, zu einer Reflektion und intensiven Auseinandersetzung mit dem Thema Pädagogik und Technologie.

Nach einem ereignisreichen Unterrichtstag genießen wir die Sonne bei einem ausführlichen Spaziergang durch Tallinn, der wie immer in einem der leckeren und gemütlichen Restaurants der Stadt endet.

Tallinner Altstadt – UNESCO Weltkulturerbe
Tallinn von oben
Tag 5 in Tallinn

An unserem letzten Seminartag in Tallinn besuchen wir die 1903 gegründete Tallinna XXI Kool. Die Schule beherbergt 1385 Schüler/innen von sieben bis 18 Jahren in einem einzigen großen Gebäude. Normalerweise sind Grund- und weiterführende Schulen in unterschiedlichen Gebäuden untergebracht. Schwerpunkte sind an dieser Schule u. a. Wirtschaft, Robotics und Kunst. Auch an dieser Schule ist Musik ein wichtiges Fach und wir werden mit zwei Liedern – gesungen von einem sehr professionellen Schulchor – begrüßt.

Beeindruckt hat mich die Information, dass die Schulbücher alle online vorliegen, sodass die Schüler/innen überall Zugriff auf ihre Lernmaterialien haben.

Bei unserem Rundgang durch die Schule fällt auf, dass überall Kunstwerke der Schüler/innen an den Wänden hängen. Auch im großzügigen, überdachten Innenhof entsteht durch großflächige Kunstwerke eine angenehme Atmosphäre. Manche Gemälde zeugen von enormer Kreativität und von fortgeschrittener Maltechnik. In der ganzen Schule gibt es trotz vieler verwinkelter Räume flächendeckend WLAN.

Innenhof der Tallinna XXI Kool

Wir bekommen den neuesten Raum – das Innovation Studio – gezeigt. Dieser wurde von der Stadt finanziert. Dort können die Schüler/innen Legoroboter programmieren und auch hier gibt es 3D-Drucker. IT wird ab Klasse 1 unterrichtet, Robotics ab Klasse 3 und ab Klasse 6 schreiben alle Schüler/innen ihre Klausuren onlinegestützt.

Digital unterstütztes Lernen und Innovation hat auch hier einen sehr großen Stellenwert. Die Schüler/innen werden dazu motiviert, schon in jungen Jahren Startups zu gründen. Dies kann in Estland online vorgenommen und scheint in 15 Minuten machbar zu sein. Es stellt sich ein Schüler vor, der mit 14 Jahren ein Startup gegründet hat und Videos, die er mit Hilfe seiner Drohne filmt, erfolgreich vermarktet. Die benötigten Kompetenzen hat er sich überwiegend autodidaktisch angeeignet.

In der gymnasialen Oberstufe wird bspw. mit Java programmiert und mit der Tallinner Universität in Bezug auf Smart Engineering (VR) kooperiert. Die Schulhomepage wird von Schüler/innen betreut. Dies sind einige Beispiele, in denen das Expertenwissen von Schülerinnen und Schülern eingesetzt wird.

Auch hier geht in erster Linie darum, dass Schüler/innen sich selbstständig Kompetenzen und Wissen aneignen und dass Lehrerinnen und Lehrer sich glückliche Schüler/innen wünschen.

Am Nachmittag treffen wir uns zu unserer abschließenden Runde in der Universität. Wir fassen zusammen, was wir mitnehmen und wie wir die vier unterschiedlichen Schulen erlebt haben. Alle bestätigen, dass ein sehr natürlicher Umgang mit Technologien wahrgenommen wurde. Es wird die Frage gestellt, ob diese Schulen den Durchschnitt widerspiegeln. Es scheint in Estland keinen elternhausabhängigen Bildungserfolg zu geben. Allen steht das gleiche Bildungssystem zur Verfügung. Viele Schülerinnen und Schüler scheinen sich in hohem Maße mit ihrer Schule zu identifizieren. Privatschulen scheint es kaum zu geben, da es keinen Bedarf dafür zu geben scheint.

Im Anschluss stellen die Teilnehmenden die Aktionspläne ihrer geplanten Projekte vor. Dabei werden folgende wichtige Punkte deutlich:

  • Strategieentwicklung findet am besten im Team statt
  • Gründung einer Schulentwicklungsgruppe könnte hilfreich sein
  • Schüler/innen mehr in den Fokus nehmen
  • Mehr selbstverantwortliches Handeln unterstützen
  • Die Lernumgebung spielt eine wichtige Rolle
  • Den Gedanken des Entrepreneurship bei Schülern/innen wecken
  • Schulung der Lehrkräfte

Wir haben in den letzten fünf Tagen viel gesehen, gehört, kontrovers diskutiert und uns in kleineren Gruppen ausgetauscht. Es stand zwar die Technologie im Vordergrund, aber ohne auf pädagogische Ansätze einzugehen, kann dieses Thema zumindest in der Schulbildung nicht abschließend behandelt werden. Für uns Erwachsenenpädagoginnen war es zum Teil schwierig, all das Erlebte und Gesehene auf unsere Volkshochschule zu übertragen. Ich nehme viele wichtige Anregungen mit und gehe motiviert durch die Gespräche nach Hause. Gerne hätte ich eine Volkshochschule oder ein anderes Institut der Erwachsenenbildung gesehen oder mit Erwachsenenbildnern gesprochen. Besonders beindruckt hat mich die digitale Gesellschaft in Estland und die hohe Identifikation mit ihren Werten und Visionen. Tallinn ist eine großartige Stadt mit einer freundlichen und kreativen Bevölkerung und Estland ein Land, das die Chance eines Neuanfangs mit der Unabhängigkeit 1991 hervorragend genutzt hat.

Unser letztes gemeinsames Mittagessen – wie immer in Tallinn hervorragend und gemütlich!

Digital Turn: How to make your school more digital, Tallinn (2)

von K. K.

Tallinn – Montag, der 8.10.2018        

1°C, die Sonne scheint; in Tallinn ist es Herbst und man kann sich gar nicht vorstellen, dass es noch kälter wird.

Der Tag beginnt für unsere Gruppe von 26 Personen aus Griechenland, Zypern, Spanien, Portugal, Tschechien und Deutschland mit einer Führung durch die Universität von Tallinn. Hier dürfen wir nicht nur die modernen Unterrichtsräume mit Activeboard, mehreren Bildschirmen mit WLAN-Verbindung, Whiteboards und mobilen Tischen und Stühlen bestaunen, sondern erfahren auch, dass die Universität neue Unterrichtskonzepte und Technologien für Estlands Schulen testet, um diesen Empfehlungen zur Nutzung und Beschaffung zu geben. Zusätzlich kommen 1x wöchentlich Schüler und deren Lehrer in die Universität, um neue Lernformen in der Praxis kennenzulernen und danach in der eigenen Schule anwenden zu können – kostenlos – so zum Beispiel in diesem Labor-Prototyen, von dem es für jedes Schulfach einen gibt.

Auch der Seminarraum, in dem wir uns während des Kurses am häufigsten aufhalten werden und der für Gruppenarbeit gestaltet ist, macht einen tollen Eindruck. Hier gibt es 4 Inseln mit jeweils 4 Tischen, die eine „Zapfsäule“ für Strom und LAN umkreisen.

Das gegenseitige Vorstellen der einzelnen Schulen, von denen die Teilnehmer kommen, dauert bis zur Mittagspause und gibt bereits erste Einblicke in die unterschiedlichen, vom jeweiligen Schulsystem vorgegebenen und geographisch bedingten, Rahmenbedingungen, mit denen die einzelnen Schulen konfrontiert sind. Es zeigt jedoch auch auf, dass sich die Bedürfnisse und Ziele der Schulen sehr ähneln.

Nach der Mittagspause startet der theoretische Teil des Tages mit einer Einführung in den Ablauf von sozio-technologischen Veränderungen,
u. a. mit M. Fullan‘s Ansätzen.

In der Schulung werden wir uns besonders mit dem Change Management und der Pädagogik auseinandersetzen.

Nachdem wir unsere gemeinsame Gruppen-Lern-Umgebung für die Schulung eingerichtet hatten,  gab es noch einen internationalen Tisch, bei dem alle Teilnehmer von ihren Heimatländern, deren Bräuchen und typischen Speisen und Getränken berichteten. Viele hatten Lebensmittel mitgebracht, die probiert werden konnten.

Gemeinsam mit einigen anderen Teilnehmern ließen wir dann den Abend in einem gemütlichen Restaurant mit leckerem Essen ausklingen.

Tallinn – Dienstag, der 9.10.2018       

Heute haben wir uns in der Schulung mit neuen pädagogischen Methoden und dem pädagogischen Wandel aufgrund von Technikeinflüssen auseinandergesetzt. So kamen wir vor der Mittagspause zu dem Schluss, dass sich nicht nur die Aufgaben, die wir an Lerner stellen ändern und mehr an der Realität orientieren müssen, sondern auch die Lehrkräfte neue Methoden der Unterrichtsgestaltung anwenden müssen, um auf den digitalen Wandel in der Gesellschaft adäquat reagieren zu können. Der Fokus des Lernens verschiebt sich hierdurch weg vom reproduktiven Lernen und hin zum innovativen Lernen. Auf diese Weise wird gemeinsam mit den Lernern neues Wissen generiert und festgehalten.

Nachdem die wichtigsten Eckpunkte und Prioritäten abgesteckt wurden entwickelte jeder eine Idee, wie an der eigenen Schule der „Digital turn“ aussehen könnte. Die Ideen wurden daraufhin in der Gruppe vorgestellt.

Die letzten Stunden der Schulung befassten wir uns mit dem Auswertungswerkzeug der EU „digital mirror“, mit dem der digitale Status quo der eigenen Schule erhoben werden kann. Leider ist das vor kurzem der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellte Werkzeug noch nicht ausgereift und bezieht sich hauptsächlich auf Schulen, weshalb ich für uns als Volkshochschule bisher wenig Nutzen erkennen konnte. Wir werden die nächsten Tage jedoch immer wieder auf die Ergebnisse der Erhebung des „digital mirror“ zurückkommen und vielleicht ergibt sich doch noch ein erkennbarer Nutzen für die vhs.

Tallinn – Mittwoch, der 10.10.2018  

Der Tag begann mit einer schnellen Einführung in das Konzept des Design Thinkings für organisatorische Veränderungen. Die Universität Tallin ist eine von 4 Universitäten in Europa, in der dieses Konzept angewandt und verbessert wird. Das Design Thinking soll uns im Rahmen der Schulung für die Schlusspräsentationen vorbereiten und uns langfristig dabei helfen organisatorische Veränderungen an unserer eigenen Schule zu begleiten und erfolgreich durchzuführen.

Treppe „1×1“

Nachmittags stand der erste Besuch bei einer Schule an, der Gustav-Adolf-Grammar School (GAG). Hier wurden wir von educational technologist und IT Manager begrüßt, die uns durch das neu renovierte Haus führten. Hierbei wurde deutlich, dass es allen (auch den Schülern) bei der Renovierung wichtig war, auch außerhalb der Unterrichtsräume Lernräume zu schaffen, wie z.B. mit dem 1×1 in den Treppenhäusern (oben) oder mit der Tonleiter auf der Holztreppe (unten). Zwischen den Lehrern und den Schülern besteht eine sehr flache Hierarchie, so war der IT Manager z. B. ein Schüler der Abschlussklasse, der durch seine Tätigkeit als IT Manager praktisch mit zum Kollegium gehört.

Treppe „Tonleiter“

Da es für die Schule finanziell schwierig ist, fachlich ausgebildete Lehrer für den IT-Bereich zu finden – die meisten gehen in die freie Wirtschaft und verdienen dort viel mehr – übernehmen Schüler diese Aufgaben und werden dabei vom educational technologist unterstützt und erhalten von der Schule ein Honorar dafür. In jeder Klasse gibt es mindestens einen IT Specialist, der/die für die kleineren Reparaturen, wie die Technik richtig zu verbinden oder den Bildschirm richtig einstellen, zuständig ist. Für die Koordination der IT Specialists sind die zwei (jeder für ein Schulhaus) IT Manager zuständig, ebenso wie für die Reparaturen, die die IT Specialists nicht schaffen. Als IT Specialist und IT Manager für die Schule zu arbeiten ist unter den Schülern eine angesehene Tätigkeit und sie dürfen mit der Unterstützung der educational technologist selbst und eigenständig Pflichtstunden in IT unterrichten. Ein Beispiel hierfür ist rechts zu sehen, wo Schüler ein Panel programmieren müssen, sodass das LED-Lämpchen in einem vorgegebenen Code blinkt.

Die digitalen Hilfsmittel, wie Drohnen, VR-Brillen, Activeboards, Roboter, 3D-Drucker usw., werden in den normalen Unterricht integriert, es gibt kein eigenes Fach hierfür. Um dies zu ermöglichen gibt es eine educational technologist an der Schule, die alle Lehrer bezüglich der neuen Technik und deren Einsatz im Unterricht berät und bei Bedarf Lernvideos für die Lehrer erstellt. Auf diese Weise sind nicht alle Lehrkräfte gezwungen sich mit der neuen Technik perfekt auszukennen und erhalten nicht nur eine Arbeitserleichterung, sondern auch die Möglichkeit digitale Hilfsmittel ohne Probleme in den Unterricht zu integrieren.

Einmal im Jahr gibt es sowohl in der Schule, als auch in Estland einen IT- Wettbewerb. Die Schule hat den estnischen IT-Wettbewerb bereits mehrmals Gewonnen.

Tallinn – Donnerstag, der 11.10.2018

Der heutige Tag begann mit einer Schulführung der IT Managerin durch das Pelgulinna Gymnasium, welches besonders für sein Business-, Kunst- und Drohnen-Programm bekannt ist. Während der Führung wird klar, dass die einzelnen Schulen sehr frei in der Gestaltung ihres Curriculums sind, dass diese Freiheit jedoch auch mit einem Mangel an finanziellen Mitteln verbunden sein kann. So musste die IT Managerin über drei Jahre hinweg mehrmals Anträge stellen, um die finanziellen Mittel für das Drohnen-Programm zu erhalten. Mittlerweile ist das Programm so erfolgreich, dass Schüler mit ihren eigenen Start-ups ins Ausland und zu großen Firmen reisen, um diese über Drohnen und deren Möglichkeiten zu unterrichten.

Auch in dieser Schule spielen Roboter, Programmieren und Cyber Safety eine wichtige Rolle, wobei es an dieser Schule hierzu ein eigenes Fach gibt. Die Arbeit zwischen Lehrern und Schülern an der Schule ist zwar kollaborativ, es gibt jedoch eine klare Rollentrennung. Ebenso wie an der zuvor besuchten Schule (GAG) gibt es pro Klasse mindestens eine/n IT Specialist, jedoch keine Schüler, die IT Manager sind oder unterrichten. Die IT Managerin unterstützt die Lehrer bei der Entwicklung von pädagogischen Angeboten, die Schüler erhalten jedoch eher eine Anleitung zur Selbsthilfe als eine Anleitung zur Lösung des eigentlichen Problems.

Tallinn – Freitag, der 12.10.2018        

Der heutige Tag begann mit einem Besuch bei der Tallinn 21 School, wo wir vom Schulleiter und dem Schulchor empfangen und von Schülern durch die Schule geführt wurden. Chöre und Singen sind ein Nationalsport der Esten, den sie jedes zweite Jahr mit einem großen Gesangsfestival in Tallinn feiern.

Im Anschluss stellten alle Schulungsteilnehmer ihre erarbeiteten Innovationspläne für den digitalen Turn an ihren Schulen vor. Immer wieder tauchte dabei die Rollenverteilung zwischen Lehrer und Schüler auf, auch Teamwork, Feedback und die Lernumgebung wurden vermehrt genannt. Hierbei war die Übertragung von Verantwortung an Schüler, gemischt mit einem Lehrer, der eher als Lernberater fungiert, und ansprechenden Lernräumen auch außerhalb der Klassenzimmer ein zusammengehöriges Konzept. Auch die Anschaffung von digitalen Medien, wie z. B. interaktiven Bildschirmen, in Verbindung mit einer Schul-Entwicklungsgruppe, einer verbesserten digitalen Verwaltungslandschaft und Schulungen war ein zusammengehöriges Konzept. Diese Kombination aus digitalem und organisatorischem Wandel konnten wir während unserer Schulbesuche immer wieder beobachten.

Um die Schulungswoche rund zu beenden, trafen wir uns abends alle noch zu einem selbstorganisierten Abschiedsumtrunk.

Morgen wird eine kleine Gruppe noch eine Stadtführung machen, um dann das schöne Tallinn wieder gen Heimat zu verlassen.

 

Migrants‘ course: Let’s use ICT in teaching & learning of Newly-Arrived Migrants, Helsinki

von I. G. L.

Tag 1:  Samstag

Helsinki ist für uns Norddeutsche nur ein Sprung über die Ostsee entfernt. Es gibt die Fähre ab Travemünde, ab 03.00 Uhr!!!, oder den Flieger. Ich habe mich für Letzteres entschieden und habe u .a. die Ostsee von oben genossen. Die Landschaft sieht wie im Miniaturwunderland aus.

Dank der praktischen Tipps von Seiten des Veranstalters dieses Kurses konnte ich mich am Flughafen sehr gut zurechtfinden und fand auch sogleich die Fahrkartenautomaten. Uns Teilnehmern wurde empfohlen, ein 7-Tageticket für den Großbereich Helsinki zu lösen, da wir doch recht viel unterwegs wären. Kleiner Tipp für den HVV: Das Tagesticket gilt für 24 Stunden ab Antritt.

In der Vorbereitung zu diesem Kurs wurde eine WhatsApp-Gruppe gebildet, die von Tag zu Tag größer wurde. Außer mir ist eine weitere Deutsche mit von der Partie und wie sich herausstellte, war sie mir gar nicht unbekannt. Denn auch N. durfte bereits mit dem 1. Erasmus+-Programm verreisen und hatte im Blog über ihren Antibes-Aufenthalt geschrieben. Ihr Foto kam mir doch sehr bekannt vor. Wie klein die Welt ist. N. kam kurz nach mir in Helsinki an und so machten wir uns gemeinsam zu unserer Herberge auf, denn, welch Zufall, wir logierten im selben Hostel. Dort trafen wir auf ein weiteres Mitglied unseres Kurses, José aus der Nähe von Toledo.

Gemeinsam unternahmen wir unsere erste Sightseeingtour nach Downtown-Helsinki. Wir wohnten keine 5 Minuten von der S-Bahnhaltestelle Hiekkaharju entfernt und konnten so ganz bequem in die Stadt fahren. Hiekkaharju hat noch einen zweiten Namen, Sandkulla, was für deutsche Zungen sehr viel einfacher auszusprechen ist. Später erfuhren wir, dass der erste Namen Finnisch ist und der zweite Schwedisch. Auch bei den Straßenschildern stehen immer zwei Namen, ganz schön praktisch oder verwirrend.

Helsinki ist ziemlich überschaubar und relativ gut zu Fuß zu erkunden. Nach einem kleinen Rundgang bis zum Dom, über den Senatsplatz und einem Schaufensterbummel ging‘s zurück ins 20rooms in der Hoffnung auf eine ruhige Nacht.

Tag 2: Sonntag

Als erster vorgesehener Programmpunkt unseres Kurses war eine zweistündige Stadttour mit allen Kursteilnehmern geplant. Aber bis 14.00 Uhr wollte ich dann doch nicht warten und machte mich mit meiner deutschen Kollegin früher auf den Weg. Da wir davon ausgehen konnten, dass die Tour zu Fuß sein würde, wollten wir heute mal den ÖPNV ausprobieren. Mit dem Ticket kann man alle verschiedenen Transportmittel nutzen: S-Bahn, Tram, Bus, Metro und die Fähren zu den vorgelagerten Inseln. Die Trams fahren bis zu ihrer angezeigten Endhaltestelle, wechseln dort ihre Nummer und fahren dann auf einer anderen Linie weiter. So kann man relativ viel von der Stadt sehen, unterwegs mal aussteigen und an einer anderen Station wieder einsteigen. Alle Linien fahren irgendwann am Hauptbahnhof vorbei, so dass man nicht verloren gehen kann.

Pünktlich zum vereinbarten Zeitpunkt fanden sich fast alle Gruppenmitglieder vor dem Hauptbahnhof ein. Die Gruppe beteht aus 21 Griechen, 5 Italienerinnen, 1 Spanier, 2 Schwedinnen, 1 Slowakin und 2 Deutschen. Mit drei „Trainern“ von Euneos ging es dann zu einigen Top-Sehenswürdigkeiten und auch zu Kleinoden, die man als normaler Tourist gar nicht sehen würde. Da Finnland und ganz besonders Helsinki für modernes Design bekannt sind, wurde bei dieser Tour auch das Augenmerk auf die Architektur und das Design der unterschiedlichen Viertel gelegt. Die zweisprachigen Straßennamenschilder, von denen einige mit einem weiteren Schild, das ein Tier darstellt, ergänzt wurden, Erker und Friese an den Fassaden, unterschiedlich gestaltete Haustüren, kunstvoll verzierte Decken von Hauseingängen u.v.m. war zu sehen.

Leider konnte keiner der drei „Trainer“ uns erklären, was es mit dem Tierzeichen auf sich hat, sie zieren seit zwei Monaten die Hauswand und ergänzen den Straßennamen, auf Wunsch der Hausbesitzer.

Da Gehen ermüdend war, insbesondere auf Kopfsteinpflaster und dann auch noch bergauf und -ab, waren alle Tourteilnehmer froh, als es dann zur Tramhaltestelle ging, um zum „Old Skiffer“ zu fahren, wo traditionelle finnische Pizza angeboten wurde. Es tat richtig gut, sich im Warmen niederzulassen, denn der Wind, selbst bei strahlendem Sonnenschein, war doch ziemlich kalt und pfiff durch die Straßen.

Soignon Pizza mit Ziegenkäse, Erdbeeren, Ruccola und Pinienkernen – der Renner im „Old Skiffer“.

Morgen treffen wir uns alle in der Berufsschule zum ersten Kurstag. Wir sind sehr gespannt.

Tag 3: Montag

Der Kurs „Migrants’ course: Let’s use ICT in teaching & learning of Newly-Arrived Migrants“ findet in der nahgelegenen Berufsfachschule statt.

Die Berufsschule der Stadt Vantaa hat 5 Standorte, beschult insgesamt 4000 Schüler mit 260 Lehrern. Es gehen sowohl finnische als auch ausländische Schüler jeglichen Alters hierhin. Nach einer kurzen Begrüßung wurde uns das finnische Schulsystem vorgestellt.

Eigentlich unterscheidet es sich nicht so sehr von unserem deutschen Schulsystem, dennoch gibt es einiges Bemerkenswertes: Schulpflicht gibt es nur von 7-16 Jahren, dann haben alle die Sekundarstufe II abgeschlossen. Wer will, kann selbstverständlich weiter zur Schule gehen, um das Abitur zu machen und um zu studieren,  muss aber nicht. Wer eine Ausbildung im Handwerk macht, geht nur an 1-2 Tagen pro Monat zur Berufsschule und bekommt das gleiche Gehalt wie ein Ausgelernter. Für Abiturienten gibt es keinen NC, dafür allerdings Aufnahmetests und Interviews an den Universitäten. Ungefähr 15-20% schaffen es dann an die Unis.
In Finnland gibt es ein landesweites Curriculum, was natürlich zu vergleichbaren Standards und viel Transparenz führt.
Der Erfolg des finnischen Schulsystems liegt darin, dass es für alle gleich ist. Jeder wird da abgeholt, wo er ist, und gemeinsam wird dafür gesorgt, dass man das Ziel erreicht. Dies funktioniert natürlich nur, weil alle drei Komponenten, Schule, Eltern und Schüler,  zusammenarbeiten. Der Leistungsstand der Schüler ist ziemlich hoch, es gibt nur wenige, die Unterstützung bedürfen, die sie dann in separaten Unterrichtsstunden erhalten.

An der Vocational School Vantaa werden Finnen und auch Migranten unterrichtet. Doch bevor diese in den Vorbereitungsklassen (Berufsintegrationsklassen) beschult werden, dauert es oft bis zu 5 Jahren, bis sie in ein Integrationsprogramm aufgenommen werden. Sie leben in einer Erstaufnahmeeinrichtung, werden auf niedrigem Niveau beschult und alphabetisiert, dürfen z. T. sogar arbeiten, um Fuß zu fassen. Mit dem Erreichen eines A1-Niveaus können sie in der Berufsschule aufgenommen werden. Ihre Finnischkenntnisse liegen weit unter B1-Niveau. Sie erhalten 30 UE pro Woche, davon entfallen 12 UE auf den reinen Sprachunterricht, die anderen 18 UE sind Berufsschule auf Finnisch in einem Berufsfeld, das sie auf ihre zukünftige Arbeit vorbereitet bzw. aus dem sie in ihrem Heimatland kommen. Die Beschulung mit 30 UE pro Woche dauert ein Jahr und schließt mit einer B1-Prüfung ab. Aber es werden nicht nur die Sprachkenntnisse geprüft, sondern auch wie ihre Entwicklung im Berufsschulbereich und in ihrem sozialen Umfeld ist. Sollten sie im sprachlichen Bereich ein gutes A2-Niveau erreicht haben, bei den anderen Beurteilungen B1, können sie in die Regelklassen der Berufsschule integriert werden.

In diesen Vorbereitungsklassen haben die Migranten zunächst 2 Monate Unterricht und gehen dann für 4 Wochen in einen Betrieb, wie z. B. einen Kindergarten, ein Krankenhaus, eine Werkstatt. Dort beobachten sie alles und dokumentieren dies mit Fotos auf ihren Smartphones. Zurück in der Schule stellen sie mit dem Programm PicCollage Collagen mit ihren Fotos zusammen und beschriften diese. Durch das Beschriften lernen sie das Benennen der dokumentierten Handlung.

Und dieses Programm PicCollage, als  App bei Google Play Store kostenlos runterzuladen, haben wir als erstes kennengelernt. Bis zum Ende dieser Woche sollen wir alles mit unseren Smartphones fotografieren, was uns auffällt. Und so wird jeder seine ganz persönliche PicCollage erstellen, die dann in der Google+-Gruppe unseres Kurses zusammengeführt werden.

Einen kleinen ersten Eindruck habe ich schon mal zusammengestellt:

 

Tag 4: Dienstag

Heute ging es schon ganz selbstverständlich zur Schule, kein Navi, kein Plan, wir fanden den Weg ganz von alleine. Der Weg zum Klassenzimmer war auch wie zu Schulzeiten. Und plötzlich sind wir wieder Schüler. Es ist doch erstaunlich, dass Verhaltensmuster aus der eigenen, so lange zurückliegenden Schulzeit, plötzlich wieder aufploppen.

Wir mussten bereits online eine kleine Evaluation des ersten Tages abgeben. Ein paar Kritikpunkte, die wohl von mehreren TN kamen, wurden diskutiert und es wurde sich bemüht, an ihnen zu arbeiten. Die Gruppe ist definitiv zu groß, um gemeinsam ein Programm kennenzulernen und auszuprobieren. Gerade für heute, wo wir mit H5P arbeiten sollen und verschiedene Möglichkeiten erproben wollen, ist es doch sehr viel besser, in zwei Gruppen aufgeteilt zu sein.

H5P ist ein Programm, mit dem man viele Möglichkeiten hat, für seine Schüler verschiedenste Aufgaben zu kreieren. Es wurden zwei besonders hervorgehoben, weil beide Trainerinnen auch am liebsten damit arbeiten: Drag and Drop und Video. Es wurde in zwei Gruppen gearbeitet, was wirklich eine Erleichterung war. So waren alle konzentriert bei der Sache und hatten jeweils eine Aufgabe für ihren Bereich kreiert. Am letzten Tag werden alle Ergebnisse in die Google+-Gruppe gesetzt und wir haben dann darauf Zugriff.

Bei so einer internationalen Gruppe fällt erst bei der Arbeit auf, dass die Windows-Oberfläche ja auch in der jeweiligen Landessprache (Griechisch, Spanisch, Italienisch etc.) ist. Nun soll man eine finnische URL, die mehrere „ä“s hat, mit einer griechischen Tastatur schreiben! Auch bei den Italienern und dem Spanier war es nicht so leicht, aber wir wussten uns zu helfen.

Überhaupt war die finnische Sprache so ganz anders als alles, was wir in unserem Alltag zu hören bekommen. Im Schriftbild sorgen Verdopplungen und gar Verdreifachung von Konsonanten, als auch Vokalen, das Anhängen von „i“ oder „y“ oder ganzen Silben zu sehr langen Wörtern, die uns unaussprechbar vorkommen. In der finnischen Sprache gibt es keine Verhältniswörter, dafür werden Endungen angehängt. Damit die Lernenden lange Wörter richtig verstehen oder nachvollziehen können, müssen sie sie erst in ihre Einzelteile zerlegen. Hut ab vor jedem, der diese Sprache lernt. Dafür gibt es in der Grammatik keine Geschlechter und Artikel. Das hat auch einen Vorteil.

Tag 5: Mittwoch

Am heutigen Mittwoch haben wir die Berufsschule Vantaa Aviapolis besucht. Dort sind die Bereiche Flugzeugtechnik, Logistik, Transport ÖVPN (Busfahrer) und Automechatronik untergebracht. Hier kann man z. B. sein Auto in die Werkstatt bringen, um es reparieren zu lassen. Die Berufsschüler haben dann mit „echten Fällen“ zu tun und der Kunde bezahlt weniger als in einer herkömmlichen Werkstatt. Eine win-win-Situation. Drolligerweise wollte der Abteilungsleiter für Automechatronik, der uns geführt hatte, sein eigenes Auto nicht unbedingt dort in die Werkstatt geben.

Einige Lehrer stellten ihre Digi-Tools vor und was sie in ihren Migrantenklassen damit umgesetzt haben. Z. B. war ein Blog mit WordPress erstellt worden. Die TN sollten mit einer Digikamera ihre wichtigsten Eindrücke und Orte in Helsinki fotografisch festhalten und kommentieren.

Dann haben wir selbst weitere Digi Tools kennengelernt: Wir begannen mit Camera Pen Learning.

Dazu wurden wir in Gruppen eingeteilt und erhielten diverse Fotokarten von Picture This. Jedes Gruppenmitglied sollte ein Motiv wählen und erklären, warum er gerade dieses ausgewählt hatte und wie er es im Zusammenhang mit dieser Woche sieht. Dann musste sich auf einen Gruppennamen geeinigt werden. Anschließend erhielten wir die Aufgabe mit unseren Smartphones ein kleines Video zu drehen, nicht länger als 15 – 30 Sekunden. Das Thema für das Video konnten wir uns aus einer vorgegebenen Liste aussuchen:

Schnell wurde in der Gruppe klar, dass entweder „Love of learning“ oder „Curiosity“ das Thema sein sollte. Und da wir gerade eine kleine Tüte mit Kakao-Datteln auf dem Tisch stehen hatten, war die Entscheidung gefallen – „Curiosity“. Nach dem „Drehen“ wurde das Video den anderen Gruppen gezeigt und diese sollten das Thema erraten, was auch immer gelang. Dies war eine nette kleine Aufgabe, die ich bestimmt mal im Unterricht einfließen lassen werde. Jeder der Teilnehmer hat ein Smartphone und Themen gibt es reichlich, die man für diese Übung nehmen kann.

Nach der Mittagspause ging es weiter mit Seppo, einem Onlinespiel, um Lernspiele zu kreieren. Unsere Trainer haben extra für uns ein Spiel kreiert, in welchem wir verschiedene andere Tools kennenlernen sollten, wie FlashCards, Video and Photos, Padlet, AR (Augmented Reality), Animaker, QR-Codes2, Simulators, HTC Vine und 360 Pics, VR (Virtuell Reality) und interactive pictures. Um dem Ganzen einen Wettbewerbscharakter zugeben, war das Spiel auf eine Stunde terminiert. Und natürlich lief nicht alles so, wie es sollte. Plötzlich war das Internet verschwunden oder man hatte das erzielte Zwischenergebnis nicht gespeichert und gesendet, also waren die erzielten Punkte verloren und man musste sich erneut einloggen. Dies klappte dann wiederum auch nicht, weil man sich nicht mehr an die genaue Schreibweise des Gruppennamens erinnerte – also wie im richtigen Leben. Dennoch hat es viel Spaß gemacht und man konnte in einige Tools hineinschnuppern.

Morgen geht es weiter, ich bin sehr gespannt.

Tag 6: Donnerstag

Zum Einstieg in einen weiteren arbeitsreichen Tag wurde uns zunächst das finnische Curriculum vorgestellt. 2014 wurden vom FNBE = Finnish National Board of Education die Richtlinien für ein neues Curriculum erstellt und allen Schulen verbindlich mitgeteilt. Zwei Jahre lang hatten die Lehrer Zeit, an einem für ihre Schule neuen Programm zu arbeiten, das für die nächsten 10 Jahre gültig sein wird. Eine Evaluation findet auch innerhalb der Schule statt.

„We can’t change our students, but we can change our teaching.“

Dieser Satz wurde immer wieder wiederholt, die Lehrer an dieser Berufsschule legen viel Wert darauf, dass dieser Satz beherzigt wird.

Dann lernten wir eine Grundschullehrerin kennen, die ab dem 1. Schultag Digi-Tools in ihrem Unterricht einsetzt. Sie stellte sie uns der Reihe nach vor, einige davon hatten wir bereits am Mittwoch beim Seppo-Spiel kennengelernt.
Gerade im Grundschulbereich oder wenn man Kindergruppen unterrichtet, kann man gut mit classdojo, storybird, bookcreator.com oder powtoon arbeiten.

Diese Tools waren für den größten Teil der Gruppe interessant, da Kollegen von Allgemeinbildenden Schulen an diesem Kurs teilnahmen. Nur die andere deutsche TNin kam von der Uni, wo sie Projekte, ähnlich dem Studienkolleg, organisiert. Ich war die einzige TNin von einer vhs.

Am Nachmittag ging es dann los mit Kahoot!. Um uns einzustimmen, waren wir selber Quizteilnehmer, was allen viel Spaß machte. Wir probierten zunächst ein Quiz und dann ein Jumble. Anschließend sollten wir selber ein Kahoot! erstellen – und mit unseren Kollegen ausprobieren. Super.

Dieses Tool werde ich auf jeden Fall in meinen Unterricht integrieren. Es eignet sich wunderbar als Einstieg/Warming up, Zusammenfassung oder auch als eine andere Art Test bzw. Testvorbereitung im Orientierungskurs. Der Phantasie sind dabei keinerlei Grenzen gesetzt. Es gibt auch viele Kahoot!s, auf die man zurückgreifen kann, doch Vorsicht ist geboten, es kann immer mal ein Fehler darin vorkommen. Man selber sollte sein eigenes Kahoot! auch gut prüfen, bevor man es in die Community stellte.

Da meine Kursteilnehmer im Integrationskurs sehr gerne spielen und gewinnen wollen, wird Kahoot! garantiert der Renner werden.

Tag 7: Freitag

Ich kann es fast gar nicht glauben: Heute ist unser letzter Schulungstag.

Wir wurden in zwei Gruppen eingeteilt, um unsere Präsentationen vorzubereiten. D. h. wir zeigten den anderen Kursteilnehmern die von uns kreierten Digi-Tools auf unserem interaktiven Bild und ließen sie natürlich dabei die Aufgaben lösen. Schnell entstand ein interessiertes Frage- und Antwort-Spiel. Warum hast du gerade dieses Motiv gewählt und warum dieses Icon? Wieso meinst du, dass dieses Video gut zu dieser Aufgabe passt?

Das Schöne an dieser gegenseitigen Präsentation war, dass wir auch mit den Kurskollegen etwas mehr ins Gespräch kamen, die nicht an unserem Gruppentisch mitgearbeitet haben, und so lernte man dann doch noch etwas mehr über den Gesprächspartner.

Kein Kurs ohne Feedback. Dazu wurden die Gruppen wieder neu gemischt und man sollte innerhalb dieser Gruppe sich zu drei Fragen austauschen und evtl. einen gemeinsamen Nenner finden.

  1. Ideas on how you will apply digimethods introduced this week to your own work.
  2. What can you do to promote digital learning and tools in your workplace?
  3. What were the inspirational moments for you in this week?

So unterschiedlich wir doch alle waren, bei der Beantwortung der Fragen und dem für die Trainer so wichtigen Feedback gab es einen einhelligen Grundtenor.
Alle wollen mit Kahoot!, FlashCards und H5P arbeiten, denn Übungen mit diesen Tools lassen sich relativ einfach erstellen, bringen  Abwechslung in den Unterricht  und informieren über den Leistungsstand.
Wir können diese Digi-Tools zu Hause unseren Kollegen zeigen und mit ihnen selbst mal üben/spielen.
Die großen Aha-Momente für jeden von uns waren, „when the digi tools really worked as hoped.“

Und dann kam der große Aha-Moment des Freitags. Ein Mitarbeiter von unserem Veranstalter war gekommen und überreichte uns unter großem Applaus die Zertifikate.  Und damit war der Digi-Kurs dann leider vorbei.

Ich bin als digitales Greenhorn nach Helsinki gekommen und hatte keinerlei Ahnung, was auf mich zukommt. Bisher hatte ich noch keine digitalen Übungen im Unterricht eingeführt. Natürlich liegt das daran, dass ich all diese Plattformen gar nicht kannte, aber auch daran, dass wir an der vhs nicht jeden Kursteilnehmer eines Integrationskurses mit einem Tablet/Laptop ausstatten können bzw.  unsere Kursteilnehmer solch ein Gerät in der Regel nicht besitzen. Sie sind zwar ziemlich fit in der Handhabung ihres Smartphones, aber nur mit solch einem Endgerät zu arbeiten, erscheint mir nicht so sinnvoll. Nichtsdestotrotz wollte ich die verschiedenen Lernplattformen, die das Internet anbietet, kennenlernen.
Im Gegensatz zu Deutschland verfügen die Schulen in Finnland über so viel finanzielle Unterstützung, dass jeder Schüler mit einem Chromebook ausgestattet werden kann und für  keinerlei Lehrmittel bezahlen muss. Die Infrastruktur für schnelles Internet ist im ganzen Schulgebäude optimal (nur ausgesprochen selten kommt es zu kleinen Ausfällen). Und es gibt noch einen weiteren Grund, warum die Lehrer mit den verschiedenen Lehr- und Lernplattformen arbeiten: Für das Erlernen der finnischen Sprache gibt es laut Aussage unserer beiden Trainerinnen nur zwei Lehrwerke und kein weiteres Zusatzmaterial, das von den Verlagen zum Downloaden angeboten wird.
Da sind wir in Deutschland echt im Vorteil. Wie viele Übungen gibt es bei uns, die parallel zu den Büchern im Internet zur Verfügung stehen! Lückentexte, Zuordnungsaufgaben, Audioübungen und Videosequenzen, die mit kleinen Stopps versehen sind, hinter denen sich dann die Aufgaben befinden. Da kann man doch von einem wahren El Dorado bei uns sprechen. Dafür sind die finnischen Lehrer echt fit im Umgang mit all diesen Tools.
Aber nun habe auch ich  gelernt, eine Drag & Drop-Übung, ein interaktives Video, ein Quiz oder ein Jumble (gut für Rechtschreibübungen) zu erstellen. Und ich sitze nicht mehr hilflos vor meinem Computer und frage mich, wie ich das denn bloß hinkriege.

Zum Schluss möchte ich noch das Endergebnis unseres Lernens zeigen. Auf dem ersten Foto sehen wir das Gruppen-ThingLink mit den verschiedenen Icons der Kursteilnehmer. Uns Mitgliedern des virtuellen Klassenzimmers ist es möglich, bei einem Klick auf das entsprechende Icon das interaktive Bild des Kollegen zu öffnen. Dort wiederum kann man durch Klicken auf Icons die einzelnen Übungen/Aufgaben ansehen.

Und hier ist mein interaktives Bild.

Ich habe viel gelernt, habe neue Erfahrungen gemacht und tolle Menschen getroffen.

Tag 8: Samstag

Wie am ersten Tag gab es heute auch noch mal einen kleinen kulturellen Exkurs von Seiten des Veranstalters. Und wieder zum Thema Design.

Mit der Metro ging es zur neuen Aalto-Universität, wo wir die Bibliothek besichtigen konnten. Diese Universität, benannt nach ihrem Architekten Alvar Aalto, liegt im Vorort Espoo und ist ein Zusammenschluss der Technischen Universität Helsinki, der Handelshochschule Helsinki und der Kunsthochschule Helsinki.
Die Bibliothek, das Harald Herlin Learning Centre, wurde 2015 nach den Wünschen der Mitarbeiter und der Studierenden renoviert und nach einem der größten Geldgeber benannt.
Nach einem netten kleinen Empfang im Foyer führte man uns durch die Lesesäle mit den dazu gehörenden Arbeitsplätzen und Nischen.  Im Bestand sind ca. 300.000 Printmedien und 400.0000 Bücher in digitaler Form. Viele Arbeitsplätze haben einen integrierten PC.

Nach ca. 1 ½ Stunden war die kleine Führung beendet und damit auch das Programm von Euneos.

Da ich noch etwas Zeit hatte, bin ich in die Stadt zurückgefahren und habe mir die alte Nationalbibliothek angesehen. Das war architektonisch das komplette Kontrastprogramm: altehrwürdige Mauern, von Carl Ludwig Engel 1840-1846 erbaut, wunderschöne Säulen, Deckengemälde und eine atemberaubende Rotunde.

Damit ist meine interessante Helsinkiwoche viel zu schnell zu Ende gegangen.
Ich bin sehr dankbar dafür, dass ich an diesem Programm teilnehmen durfte und Neues entdecken konnte.

 

 

 

Hospitation in Aabybro (Aalborg)

von I. P.

Tag 1: Montag, 10.09.2018

Heute beginnt meine spannende Woche. Einstieg in das digitale Lernen in einer dänischen Schule für Erwachsenenbildung in Aabybro.

Aabybro gehört zur Kommune Jammerbucht im Norden von Dänemark. Unsere Stadt Tornesch hat seit 10 Jahren eine Partnerschaft mit der Kommune und im Rahmen dieser 10-Jahres Feier konnte ich bereits im Februar hierher mitfahren. Dabei habe ich die Schule und den sehr aufgeschlossenen Schulleiter kennen gelernt. Er hat uns sein besonderes Konzept des Fernstudiums vorgestellt. Das hat mich sehr interessiert und nach mehrmaligem Hin-  und Herschreiben haben wir uns für diese Woche verabredet.

Im Vorfeld habe ich auch schon einen festen Wochenplan bekommen, in dem fest geregelt wurde, wann ich Gespräche und mit wem haben werde. Dabei ist berücksichtigt worden, dass ich mich besonders für die Sprachen interessiere  und natürlich das Online Lernen.

Da ich kein Dänisch spreche und ich nicht davon ausgehen kann, dass in der Schule alle Ansprechpartner Deutsch oder Englisch sprechen können, habe ich eine Dolmetscherin dabei.

Start ist 9.00 Uhr im Büro des Schulleiters. Wir werden begrüßt und sitzen einem Gremium von 6 Leuten gegenüber – alles Lehrkräfte, die Deutsch sprechen können. Sie hätten übers Wochenende geübt und nun trauen sie sich doch mit uns Deutsch zu sprechen, sagt man uns. Eine Vorstellungsrunde und Einführung in das Wochenprogramm und wir werden alle Lehrkräfte dabei wieder treffen.

Dann werde ich gebeten als special guest vor allen Schülern und Lehrern meine Schule einmal vorzustellen. Alle hatten sich in der Cafeteria versammelt. Dort befand sich technisch voll ausgerüstet ein permanentes interactive  Whiteboard. Die Internetseite meiner vhs hatten sie auch schon parat, Lautsprecher sind integriert und so konnte sogar unser Imagefilm gezeigt werden. Dabei ist mir sehr positiv aufgefallen, dass doch viele Schüler und Lehrer Deutsch verstehen.

Jetzt gehen wir mit Carina in ihr Büro. Sie ist die Fachfrau für alle Schüler, die Probleme mit dem Lesen und Schreiben haben – Wortblindheit oder bei uns Legasthenie. Wir tauschen uns über Diagnosen, Vorerfahrungen und Folgen für die Schüler aus. Danach stellt sie uns das besondere Computerprogramm vor, das in der Schule benutzt wird. Die Schüler sind alles Erwachsene und deshalb muss es auch ein besonderes Konzept sein, das sie anspricht. Ein besonderes Computerprogramm: man gibt in seinem Text ein Wort mit den Anfangsbuchstaben ein und es erscheint auf der rechten Seite eine Auswahl von Morphemen, die einem vorgesprochen werden. Wenn einer stimmt, wird er angewählt und der nächste Buchstabe, den man herausgehört hat, genauso dazugeschrieben. Ist man sich nicht sicher, kennzeichnet man ihn mit einem Stern und macht im Wort weiter. Das kann dann so aussehen: S*st*n. das Programm gibt die Möglichkeiten schriftlich vor und beim Vorlesen kann man es besser heraushören und wählt: Seestern aus. Und im Idealfall merkt sich der Lerner die Schreibweise. Nachzulesen unter: www.mv-nordic.com/dk/

Mit diesem tollen System gehen wir in die Mittagspause in die Cafeteria, die wir ja nun schon kennen. Dort treffen wir Anja und Signe, zwei Lehrerinnen, die uns besonders auf das Online-Lernen vorbereiten wollen. In dieser Schule werden die Schüler in Klassen unterrichtet. Sie können zwischen verschiedenen Fächern auswählen. Sind aber zu wenige Schüler in einer Fachrichtung, wird diese als Online Kurs angeboten. Da haben dann auch Externe die Möglichkeit daran teilzunehmen. Denn dann wird der Kurs offiziell in das Netz gestellt und andere können sich dazu anmelden. So ergeht es Signe mit Deutsch. Aus den Klassen haben sich nur 8 TN gemeldet, nun hat sie 27 in ihrem Online Kurs. Sie erklärt uns ein bisschen die Lernplattform – eine intensive Unterweisung bekommen wir von dem Technikspezialisten. Die Schüler müssen wöchentlich ihre Aktivitäten nachweisen, indem sie Texte und die Grammatik lesen und die Übungen dazu machen und sie zurückschicken, einen Quizz und Multiple Choice Aufgaben lösen, diese ebenfalls zurückschicken und in den fortgeschrittenen Übungen Texte selber verfassen.

Mit Signe und Anja, die 20 Jahre jünger als Signe ist, entflammt eine interessante Diskussion über die Vor- und Nachteile des online Lernens und des online gestützten Unterrichts. Da ich mir darunter nicht so viel vorstellen kann, bitte ich Anja um eine Hospitation in ihrer Klasse. Darüber berichte ich dann später.

Jetzt wartet die Feier der neuen Schüler/innen für dieses Jahr. Wir werden dabei sein. Und am Abend haben mich der Direktor und seine Frau zu sich in deren Sommerhaus an der Nordsee eingeladen. Ein interessanter erster Tag.

Tag 2: Dienstag, 11.09.18

Wir hatten heute die Möglichkeit mit einem der Deutschlehrer über sein pädagogisches Konzept im Online Lernen zu sprechen. Der Lehrer hatte ebenso wie Signe nicht genügend Schüler und hat nun in seinem Online Programm 35 Teilnehmer. Ein Kurs geht ein Schuljahr lang und er plant 32 Lektionen ein. Eine Lektion ist mit 8 UE zu erarbeiten, das ist auch der wöchentliche Zeitaufwand, den ein Schüler aufbringen muss. Sein eigener Zeitaufwand sind ca. 10 UE/ Woche, um das Programm zu aktualisieren und die Schülerarbeiten zu korrigieren.

Zwei Mal im Jahr können sich die Schüler mit dem Lehrer treffen, um sich kennen zu lernen, auszutauschen und die Möglichkeit zu haben, einmal direkt Deutsch mit dem Lehrer zu sprechen. Denn sonst läuft die Kommunikation über Skype. Einmal pro Woche prüft der Lehrer, ob alle Aufgaben gemacht sind, ob die Leistung stimmt und meldet es per Mail an den Schüler zurück. Meldet er sich nicht, wird er angerufen und aufgefordert, sich intensiver mit dem Lernstoff auseinander zu setzen.

Er ist auch Englischlehrer in der Schule und unterrichtet in Präsenzklassen. Ein Lehrer aus Leidenschaft. Das  merkt man in seinem Unterricht. Daher wundert es nicht, wenn er sich nicht so positiv über das Online-Lernen äußert.

Während des Mittagessens – Frokost – nennt er mehrere Nachteile:

  • Schüler mögen nicht über Skype kommunizieren, deshalb muss er die mündlichen Übungen mit ihnen am Telefon machen
  • sie können somit in der Prüfung sehr schlecht sprechen
  • Es mangelt den Lernern an Selbstdisziplin und mangelnder Selbstlern-kompetenz
  • Der Lehrer kennt seine Schüler nicht und kann keine Verbindung zu ihnen aufbauen
  • Er bekommt kein Feedback über die Geschwindigkeit des Lernens, über die Akzeptanz des Lehrstoffes
  • Für ihn ist das „totes“ Lehren, unpersönlich, sachlich, kalt

Dazu muss ich anmerken, dass der Lehrer ein Lehrbuch Deutsch-Dänisch aus dem Jahr 1993 verwendet. Mit D -Mark, alter Rechtschreibung und unseren alten Grenzen….

Nach dem Essen werden wir von Flemming abgeholt. Wir hören seine Klasse schon von weitem, denn er unterrichtet Technik und die Schüler haben gerade eine Drohne selber gebaut. Somit zeigen sie uns den 3D Drucker, mit dem sie alle Teile gedruckt haben, den Roboter, der Klavier spielen kann und der von den Schülern programmiert wurde und ihren neuesten Film für die 3D Brille. Sie zeigen uns mit verdientem Stolz alles und wir dürfen es auch selber ausprobieren. Das macht allen so viel Spaß, dass der Lehrer uns alle massiv nach Hause schicken muss. Schade!! (aber wir haben uns morgen für die Mittagspause verabredet)

Tag 3: Mittwoch, 12.09.2018

Heute ist director’s day. Ich habe die Gelegenheit den ganzen Tag mit Jens unterwegs zu sein. Da ich selber Leiterin der Volkshochschule bin, haben wir viele Anknüpfungspunkte. Am meisten interessiert mich natürlich die Motivation, diese Art von Schule zu bauen und die Überlegung, e-learning Angebote mit in das Schulkonzept zu integrieren.

Das Gebäude ist jetzt 2 Jahre alt und ist nach Maßgaben von 5 ausgewählten Pädagogen, die auch an der Schule unterrichten, und einer Architektengruppe erbaut worden. Wobei die maßgeblichen Hinweise von den Architekten kamen: sie haben die alten Schulen mit einer Kirche verglichen. Der Pastor steht auf der Kanzel und redet zur Gemeinde, die inaktiv dem Monolog folgen. Auch der Lehrer hat eine Komfortzone zwischen Tafel und Pult, die er ungern verlässt. Die Schüler sitzen in abgeschlossenen Räumen mit starrer Sitzordnung.

Das ist in diesem Gebäude anders: im Zentrum steht die Cafeteria als Aufenthaltsmöglichkeit zum Lernen, sich treffen, Arbeitsgruppen abzuhalten und zu essen. Sie ist wie ein Wohnzimmer eingerichtet mit Sofas zum Entspannen und Sitzen, Bildern und Pflanzen und den ganzen Tag gibt es die Möglichkeit etwas zu essen und trinken. Davon gehen die Klassenräume ab, die zum Teil auch offen gestaltet sind. Die anderen haben eine Abgrenzung mit Glaswänden und Türen. Die offenen Unterrichtsräume können auch variabel mit Stellwänden und Sitzelementen verändert werden. Das Gebäude ist in 2 Ebenen angeordnet mit einem offenen Treppenaufgang und Glaselementen im Dach, die es sehr hell und freundlich erscheinen lässt. Am Anfang mussten sich vor allem die Lehrer sehr daran gewöhnen im „offenen“ Unterricht zu unterrichten. Die Fensterflächen stören dabei am wenigsten, da doch jeder das Gefühl hat, seinen Unterrichtsraum schließen zu können. Probleme haben die meisten Lehrer mit den offenen Räumen. Viele nutzen die Stellflächen, um ein bisschen Abgeschlossenheit herzustellen und den Schülern die Konzentration auf den Unterrichtsstoff zu erleichtern. Jens spricht von Widerständen der Lehrer, diese offenen Lernräume zu nutzen. Zu fremd, zu neu, zu offen.

Mein Eindruck war eher positiv, denn ich beobachtete Lernende, die interessiert am Unterricht der anderen waren und dem auch folgen konnten, indem sie einfach in der Nähe stehen blieben und zusahen. Aber wie überall: ist der Unterrichtsstoff interessant, ist die Konzentration der Lernenden auch auf den Unterrichtsgegenstand fokussiert. Positiv für die offene Gestaltung der Lernräume ist auch das Gefühl, nicht in Klassenräumen eingesperrt zu sein. Alles ist hell, offen, transparent. Das ganze Gebäude habe ich als Orte des Lernens und der Begegnung erlebt. Man sieht in jeder Sitzgelegenheit jemanden alleine oder in Gruppen sitzen, die sich mit dem Unterrichtsstoff auseinandersetzen – müssen.

Die Lernenden sind Erwachsene, die es in dem regulären Schulsystem nicht bis zum Abitur geschafft haben. Sie bekommen hier die 2. Chance, ihren Abschluss nachzuholen und die Studienzulassung zu erwerben. Da es in Dänemark nur die Unterrichtspflicht, aber nicht die Schulpflicht gibt, sind vielfältige Probleme die Ursache, dass die Lernenden es nicht bis zum Abschluss geschafft haben: sie wurden zu Hause unterrichtet, in kleinen privaten Schulen und sind es z. T. nicht gewohnt, einen regulären Schultag durchzuhalten. Gründe für einen späteren Einstieg sind wie überall auch psycho-soziale Probleme oder eine frühe Berufstätigkeit. Deshalb ist die Altersstruktur sehr groß, von 18 – 55 Jahre ist alles vertreten. Die Schüler bekommen alle eine Art Bafög – wenn sie am Unterricht teilnehmen und der Schulbesuch wird über die jeweilige Kommune finanziert. Bei Abbruch müssen sie es zurückzahlen – theoretisch. Im Gebäude hat die Kommune auch die finanzielle und soziale Beratung der Lernenden untergebracht, so dass viele Absprachen direkt stattfinden.

Fern undervisning: in Dänemark ist es eine lange Tradition, Unterrichtsstoff per Fernlehrgang zu konzipieren. Deshalb ist es für sie normal, eine Mischung aus Präsenzunterricht und e-learning zu kombinieren. So können die Lernenden auswählen, ob sie einen Kurs oder die ganze Unterrichtszeit als e-learning Angebote wahrnehmen. Für die Schule ist es eher eine Kostenrechnung, die Angebote als Fernunterricht durchzuführen: ist ein Kurs nur mit 8 Teilnehmern gestartet, wird er als Fernunterricht durchgeführt.

Danach sehen wir uns noch die anderen beiden Standorte an, die Jens als Direktor mit betreut. Ganz dicht – wir fahren jeweils 20 km in den nächsten Ort: in the middle of nowhere. Jetzt verstehe ich das mit dem Fernunterricht!!

Diese Gebäude erinnern mich auch eher an herkömmliche Schulen und ich bin beruhigt, dass nicht alles moderner ist als bei uns.

Tag 4: Donnerstag, 13.09.2018

Heute Vormittag gehe ich zu Sebastian. Er ist Lehrer für Gemeinschaftskunde aber auch der Ansprechpartner für E-Learning Programme.  Und darüber wollte ich ja viel lernen.

Die Schule arbeitet mit dem Programm Edaptio zusammen. Das ist ein Programm auf Googlebasis, das an die Oberfläche von facebook erinnert und schnell von allen Lernenden erfasst wird, da es ihnen bekannt ist. Ein junger Informatikstudent hat es für sie entwickelt!! Jeder Lehrer erstellt seine eigenen Lektionen und auch die Progression des Unterrichts. Ein Lehrplan ist vorhanden, der eingehalten werden muss. Die Lehrer können von zu Hause oder im Schulgebäude ihre Vorbereitungen machen. Man benötigt dafür einen Scanner und mehrere Online Programme, um den Unterricht abwechslungsreich zu gestalten. Anders als bei uns brauchen sie keine Datenschutzerklärungen, keine Copy Rechte und Schutz anderen geistigen Eigentums zu berücksichtigen und können ohne Ende youtube-Filme, Bücher und Bilder kopieren. Was auch gemacht wird.

Zwei Mal im Jahr treffen sich dann die Lernenden mit dem Lehrer im Haus. Ansonsten kennen sie sich nur aus dem Skype Chat. Am Schluss wird eine Prüfung durchgeführt, das sogar mit gutem Abschluss. An den Prüfungstagen befinden sich ca. 300 zu Prüfende im Haus, alle Übungen werden online durchgeführt und so etwas geht aus technischen Gründen nur am Sonnabend – der Server läuft dann auf Hochtouren. Generell haben sie eine externe Serverstation, denn auch im Präsenzunterricht geht alles nur mit WLan.

Sebastian ist auch für die Einführung der Lehrer in das Programm zuständig. Auch hier gibt es die aufgeschlossene Kollegen, die sich sofort mit dem Programm auseinandersetzen, es weiter entwickeln und ihren eigenen Weg gehen, es gibt aber auch 20% Lehrer, die die Arbeit mit dem Online Lernen vermeiden. Meistens muss er Lehrer nachschulen, von Lernenden bekommt er kaum Anfragen. Sie kennen diese Art von Lernen schon aus ihrer Grundschule.

Im Präsenzunterricht bringt jeder Lernende seinen eigenen Laptop mit und schließt es an das WLAN System des Hauses an. Dafür können sie mit dem im Unterricht verwendeten Smartboard zusammen arbeiten. Diese gibt es in jedem Unterrichtsraum, den Aufenthaltsräumen, Büros und Lehrerzimmern. Ein Traum!!

Außerdem arbeiten sie mit einem Raumanzeigeprogramm, das den Lernenden in jedem Kurs den Raum anzeigt, der Kurs erscheint dann auch auf einer Tafel vor dem jeweiligen Unterrichtsraum. Betritt der Lernende das Gebäude, kann er auch aufrufen, wohin er sich wenden muss. Natürlich sieht man auch, ob er da ist….

Nach dem Mittag findet eine große Veranstaltung statt: die Schule soll vor Politikern, Schulleitern und ausgesuchten Kollegen über ihre Arbeit berichten. Da passte es der Schule gut, dass ich da war und ich werde gebeten, einen Bericht abzugeben. Dafür hatte ich mich gestern vorbereitet, halte mit Hilfe von PowerPoint (zum Glück kann ich auch etwas Digitales beitragen) meinen Vortrag auf Englisch und kann der Schule ein sehr positives Feedback geben. So konnte ich etwas Gutes für die Schule und die Kollegen tun, die mir so viel Zeit und Energie gegeben haben.

Tag 5: Freitag, 14.09.18

Heute gehe ich mit Anja in ihren Englischkurs. Anja habe ich am ersten Tag schon kennen gelernt. Sie hat mir berichtet, dass sie gerne mit allen digitalen Medien arbeitet. So etwas möchte ich doch einmal live sehen.

Wir verabreden uns 10 Minuten vor Beginn des Unterrichts, denn sie muss erst alle Computersystem hochfahren: Laptop, an dem sie arbeitet, das Smartboard mit Passwort und ihrer Oberfläche, den Rollwagen für E-Anschlüsse der Schülerlaptops. Dann kommen die Lernenden, schließen ihre Laptops an den E-Wagen und fahren ihre Geräte hoch. Sie verbinden sich mit dem Programm und der Oberfläche, die Anja nutzt und so sieht man auf allen Bildschirmen das Gleiche.

Anja arbeitet mit One Note, das in jedem Windows Paket dabei ist. Was jetzt kommt, kenne ich schon: ich werde gebeten, mich, meine Schule und mein Land einmal vorzustellen. Daraufhin kommen wir in eine nette Unterhaltung.  Aber dann geht der Unterricht weiter – nur dass eine Schülerin ihren Laptop zu Hause vergessen hat, ein Schüler nicht ins WLAN-Netz kommt, alle gute Ratschläge erteilen und er dann doch mit seinem Gerät den Unterricht verlassen muss und einen Techniker sucht. Am Ende der Stunde kommt er dann ohne wieder. Es war eher ein Problem des Gerätes. Ein anderer Schüler, der neben mir sitzt, ist die ganze Zeit auf anderen Seiten unterwegs: auf der Suche nach neuen Autos.

Dabei war ich fasziniert von der Möglichkeit, das One Note bietet. Es wurde ein Film – „Winter’s Bone“ – gesehen und mit Fragen zum Film näher gebracht. Die Lernenden hatten Fragen in Gruppen beantwortet und die Ergebnisse zusammengetragen. Alle konnten die Ergebnisse abrufen und vergleichen. Dabei ist es der Lehrerin möglich, handschriftlich Notizen hinzuzufügen, die ebenfalls am Monitor der Lernenden erscheinen. Das hat große Vorteile auch für diejenigen, die an dem Tag nicht in der Schule sind: alle Informationen werden ihnen angezeigt. Sie können sogar von zu Hause per Laptop am Unterrichtsgeschehen teilnehmen.

In der Pause spinnen wir einen Unterricht der Zukunft per Skype vom Südseestrand, da in Dänemark mal wieder viel Regen, Sturm und Kälte herrscht.

In der zweiten Stunde bekommen alle die Aufgabe, Kriterien anhand des Filmes zu belegen. Die Lernenden suchen sich in Gruppen oder alleine freie Lernplätze und kommen nach einer halben Stunde zurück und präsentieren ihre Ergebnisse.  Durch die vielfältigen Mediennutzungen sehen die Ergebnisse interessant aus: es werden Standbilder des Films, ganze Filmsequenzen mit Textunterlegungen und Copy-Paste Ausschnitte aus dem Internet verwendet. Aber das sei eher nicht gewollt, wie mit Anja später erklärt. Schutz geistigen Eigentums doch auch hier.

Ich bin begeistert, was alles digital zu machen ist, die Lernenden eher mäßig! Für sie ist das eine normale Unterrichtssituation. Später erklärt mir Anja, dass es schwierig sei, die Lernenden zum Lesen zu bewegen. Sie sind eher an das Medium Film gewöhnt und nutzen die Einstellung: bibliographie kaum; eine Schülerin konnte sogar mit dem Begriff nichts anfangen. Dafür habe ich mich in der Gruppenarbeitspause mit dem Smartboard angefreundet. Es ist einfach zu bedienen und bietet viel mehr Möglichkeiten als ein interactive Whiteboard. Diese stehen auch noch im Unterrichtsraum denjenigen Lehrern zur Verfügung, die lieber mit der „veralteten“ Technologie arbeiten möchten.

Wir sprechen über die veränderte Lehrerrolle: durch die digitalen Möglichkeiten kann sich Anja mehr dem einzelnen Schüler zuwenden, ihn beraten, unterstützen und begleiten. Es sei auch einfacher zu unterrichten als Frontalunterricht. Aber sie muss auch viel technisches Verständnis haben und sich in den verwendeten Programmen gut auskennen, um die Lernenden auch da zu unterstützen.

Das finale Abschlussgespräch mit Jens, dem Direktor, Sebastian, dem Technikbeauftragten, den Deutschlehrern und weiteren interessierten Lehrern findet nach dem „frokost“ in der multifunktionalen Cafeteria statt.

Ich berichte noch einmal von meinen Eindrücken, wir stellen Gemeinsamkeiten und wenige Unterschiede fest und ich spreche eine Einladung an meine Schule und einen Besuch in Hamburg aus.

Ich verlasse die Schule mit vielen Ideen, einfachen Lösungen und interessanten Anregungen – und einem dänischen Apfelbaum als Geschenk auf meinem Beifahrersitz.

Interactive ICT-Based and Web Tools for an effective blended, flipped and cooperative Learning, Brüssel

Von B. S.

Dienstag, 17. Juli – Samstag, 21. Juli 2018

„Interactive ICT-Based and Web Tools for an effective blended, flipped and cooperative Learning“ nennt sich mein Kurs von „Enjoy Italy”. Mit blended learning ist kombiniertes Lernen, digital und analog, gemeint. Im Kurs geht es darum, den Kursteilnehmern digitales Handwerkszeug an die Hand zu geben.

Ich persönlich hatte keine Vorkenntnisse auf diesem Gebiet und wollte unglaublich gern beigebracht bekommen, wie ich den Unterricht mit digitalen Mitteln bereichern kann.

Wie vermutlich jedermann weiß, gibt es im Internet  viele Lehrplattformen, die Lehrern Mittel und Wege geben, die eine oder andere digitale Methode (z. B. ein Quiz erstellen, ein Spiel erstellen, ein Video aufnehmen, es bearbeiten und teilen u.v.m.) anzuwenden oder/und mit den Schülern zu teilen. Man kann per Computer Hausaufgaben korrigieren, mit den Schülern kommunizieren, Fragen beantworten und mehr. Aber die Frage: „Wo ist das und wie genau geht es?“ konnte ich mir allein nicht beantworten, dafür war ich zu verloren in den Weiten des Internet.

Unser Kursleiter fing mit Edmodo an, wohin wir immer wieder zurückkehrten. Edmodo ist eine Grundplattform, wo unser Dozent eine Gruppe erstellte, in die er uns alle einlud. Durch von ihm gesendete Links gelangen wir zu anderen Lehrplattformen, die wir uns eine nach der anderen ansahen und damit Unterrichtssequenzen erstellten.

Das waren:

Edmodo ist die Basisplattfom für den Lehreraustausch und gemeinsame Nutzung von Unterrichtsinhalten
WeSchool Quizze zu Unterrichtsinhalten erstellen und  sie mit den Schülern online lösen
My simple show kleine Erklärvideos erstellen
Lessons Worth Sharing | TED-Ed fertigen Unterrichtsentwurf von TED-Ed nach deinen Wünschen verändern oder einen eigenen machen
padlet digitale Post-it -Wand für dich und deine Gruppe (Klasse)
edpuzzle Puzzles mit Inhalten erstellen und verändern
edshelf etwa eine digitale Lehr-Bibliothek, wo Du Deine Sachen ablegen kannst und die Ideen von Kollegen finden und für den Unterricht nutzen kannst

Es gab noch einige mehr, jedoch begrenzte ich aufgrund des hohen Tempos im Kurs meine Tätigkeit auf die Erforschung dieser, oben genannten Plattformen.

Für eine Person wie mich, die Probleme mit Benutzung von digitalen Mitteln hatte, war es eine sehr große Hilfe. Ich habe Vieles gelernt und nicht nur gelernt, ich weiß jetzt sogar wie es geht und kann es meinen KollegInnen an der vhs zeigen, es wird bestimmt eine tolle Sache.

Vor allem ist etwas mit mir selbst geschehen: ich stehe nicht mehr da, bzw. sitze nicht mehr am Computer und sage: „Ich weiß nicht, wie das geht!“, sondern ich habe eine Souveränität bekommen, die für mich nicht vorstellbar war. Jetzt suche ich und versuche und finde sogar Wege, meine Ziele zu erreichen. Denn ein großes Problem der digitalen Lehrmittel auf solchen Plattformen ist in meinen Augen, dass es so viele auf einmal sind, mit so unglaublich vielen Funktionen, dass man schon im Voraus verzagt. Jetzt bin ich anders. Ich gehe an die Sache heran und ich kann ein Video bearbeiten, einen Quiz erstellen, ein digitales Buch machen und viele andere Dinge noch. Allerdings muss ich dafür noch einiges an Zeit investieren und mein Können vertiefen.

„Enjoy Italy“ bietet viele Kurse an vielen Standorten an, sie alle werden von derselben Person unterrichtet. Wir waren eine Gruppe von 25 Pädagogen aus verschiedensten Stufen und Schulformen.

Aus meiner Sicht gab es  beim Dozenten didaktisch noch Luft nach oben. Dem Unterricht fehlte es mitunter an Struktur: der Dozent fing irgendwo an, erzählte irgendwas, mit wenig Rücksicht darauf, ob wir die entsprechende Plattform schon geöffnet hatten, ob wir es geschafft hatten, uns anzumelden, oder ob wir mit der vorherigen Aufgabe fertig waren. Nachdem er die Inhalte zu dem jeweiligen Thema referiert hatte, war das Thema bereits für ihn beendet. Leider half auch Nachfragen wenig, da er wenig geduldig war und seine Antworten knapp bemessen. Zack, und schon zeigte er etwas Neues und nach 30 Sekunden hieß es: „Machen Sie mal“. Nach weiteren 5 Minuten kam die neue Plattform dran und dies passierte immer wieder auf dieselbe Art und Weise. Während wir noch damit beschäftigt waren, uns in ein Thema einzuarbeiten, war es schon vorbei. Darum war es schon schade, denn man hätte so vieles so viel besser lernen und erforschen können. Die KollegInnen im Kurs waren diesbezüglich sehr enttäuscht.

Ich habe Vieles mitgenommen, aber in Eigenarbeit und dank meiner Kollegen im Kurs. Ich persönlich hatte mir vorgenommen, etwas zu lernen und es war mir auch gleich, wie. Ich fragte die schnellen KollegInnen und verbrachte meine Abende am Computer, bis in die späte Nacht hinein. Jetzt kann ich Einiges.

Ich habe die Art des Dozenten für mich als Grundlage dafür genutzt, wie man Dinge nicht machen sollte. Es ist mir noch einmal sehr bewusst geworden, wie ein Schüler sich fühlen muss, wenn der Lehrer ausschließlich „sein Ding“ macht und nicht auf die Bedürfnisse der Teilnehmenden eingeht. Das halte ich für eine sehr wichtige Erfahrung, auch diesbezüglich war dieser Kurs eine wertvolle Lektion.

Auch war es interessant, im Sinne von „am eigenen Leib erleben“, in einem Land zu sein, wo man die Landessprache nicht spricht und seine Sitten nicht kennt. Es gab kaum Englisch auf Schildern, alles stand in Flämisch oder Französisch geschrieben, beides kann ich nicht. Jetzt verstehe ich meine Teilnehmer in der vhs sehr viel besser. Es war eine sehr wertvolle Erfahrung für mich, auch diesbezüglich. Eine Sache ist es, theoretisch zu wissen – ja, Migranten haben es schwer in unserer Kultur. Eine ganz andere Sache ist, diese Hilflosigkeit am eigenen Leib zu erfahren – wie geht das? Wo kauft man eine Busfahrkarte? Von wo bis wo kann man damit fahren? Wo kann ich etwas essen?  Es ist erstaunlich, wie viele Dinge man plötzlich nicht weiß, wenn man nicht zu Hause ist.

Einiges über Brüssel

Zuallererst fand ich es richtig toll, so schnell in Belgien anzukommen – von Hamburg aus ist es kaum mehr als eine Stunde! In Brussels Airport angekommen kann man direkt mit der Metro oder auch mit einem Fernzug (vergleichbar mit unserem Regionalexpress) direkt in die Stadtmitte fahren. Ich hatte mir die Verbindungen bereits in Deutschland von Google Maps ausgedruckt.

Leider ist es so, dass man am Bahnhof nicht unbedingt einen Mitarbeiter findet, den man fragen kann. Achtung, die vielen Fahrkartenautomaten können auch Deutsch, man muss nur diese Funktion finden.  Es kostet etwa 9 Euro, vom Flughafen Zaventem in die Stadtmitte zu kommen und dauert etwa zwanzig Minuten. Brüssel ist eine teure Stadt. Verglichen mit Deutschland muss man etwa mit 1,5 bis 2 mal so viel Geld fürs Essen und sonstige Dinge einplanen.

Die Stadt und ihre Organisation sind etwas chaotisch, was aber nicht schlimm ist, denn die Brüsseler sind sehr hilfsbereit und erklären oder zeigen den Weg sehr gern. Richtig witzig fand ich es, dass der Taxifahrer, der mich fahren sollte, gar kein Englisch konnte und die Adresse, die ich ihm gab, partout nicht verstand. Aber er brachte mich zur richtigen Straße.

Einmal unterhielt ich mich langsam und mühevoll auf Englisch mit einer Dame, die eben kaum Englisch konnte. Am Ende des Gesprächs stellte sich heraus, dass Deutsch ihre Muttersprache war…

Wer sich nicht selber versorgt, sollte darauf achten, dass die Gaststätten in der Regel eine für uns ungewöhnliche Pause haben – von 14.00 bis 18.00 Uhr.

Wie jedermann weiß, hat Brüssel sehr viel Sehenswertes. Ich hatte schon zu Hause viel über diese Stadt gelesen, aber dort vor Ort merkte ich, wie sprachlos man angesichts solcher Schönheit und solcher Erhabenheit werden kann. Und dass es kein Buch geben kann, das dieses Gefühl wiedergibt. Kirchen, Paläste, Museen –  viele verschiedene Menschen – alle so anders, als bei uns.